[Spaltenumbruch]
dem Sohne, wie es David durch den Geist GOt- tes im 110. Psalm bezeuget.)
Anmerckungen.
1. Daß der hundert und zehende Psalm von Christo handele, zeiget der gantze Jnnhalt desselben an, und gestehet es auch die alte Ju- dische Kirche mit vielen neuern Judischen Inter- pretibus. Und was ist klärer als die ausdrück- liche Application Pauli, welche von solcher Beschaffenheit war, daß er sie ohne alle Furcht einiges Widerspruchs bey den bekehrten Hebrä- ern machen konte. So ist auch kein eintziger Ort des alten Testaments, welcher im neuen von Christo öfter angeführet wird, als eben die- ser. Als unser Heyland nach Matth. 22, 41. u. f. mit den Pharisäern, seinen ärgsten Feinden, sich be- sprach, und sie fragte: was düncket euch um Christo, weß Sohn ist er? und sie sagten: Davids; fragte er sie weiter: wie nennet ihn denn David im Geist einen HErrn, da er saget: Der HErr hat gesaget zu meinem HErrn, u. s. w. - - so nun David ihn einen HErrn nennet, wie ist er denn sein Sohn? darauf ihm niemand hat ein Wort ant- worten können: zum offenbaren Zeugniß, wie sie es zwar für eine unleugbare Wahrheit gehal- ten, daß der Psalm vom Meßia handele; aber, weil sie den gegenwärtigen Meßiam dafür nicht halten, noch seine wahre Gottheit erkennen und bekennen wollen, sie zu ihrer Beschämung gar stillschweigen müssen. Man sehe die allegati- on und application dieses Orts auf Christum auch anderwärtig, nemlich Marc. 12, 36 Luc. 20, 42. 43. Apost. Gesch. 2, 34. 35. 1 Cor. 15, 25. Hebr. 5, 6. c. 6, 20. c. 7, 17. 21. 28. c. 10, 12. 13.
2. Die Redens-Art vom Sitzen zur Rechten GOttes ist ihrem Nachdrucke nach vorher v. 3. erkläret. Paulus erkläret es 1 Cor. 15, 25. durch das majestätische herrschen, wenn er spricht: Er muß herrschen, bis daß er alle seine Feinde unter seine Füsse lege.
3. Die Redens-Art, die Feinde zum Schemel der Füsse legen, ist hergenommen von den Uberwindern, welche es dahin bringen, daß die Uberwundene sich ihnen zu den Füssen werfen, oder auch, zur gerechten Demüthi- gung, geworfen worden. Davon wir die Exem- pel haben in der heiligen Schrift: nemlich B. Josua 10, 24. Richt. 1, 7. 1 Kön. 5, 3. Siehe auch Ps. 18, 39. was disfalls dem Römischen Käyser Valeriano von Sapore, dem Könige in Persien im dritten Seculo, und dem Türckischen Monarchen Bajazeth von dem Scythen, Ta- merlan, am Ende des 14ten Seculi widerfah- ren, ist bekannt. Siehe auch Jes. 66, 1. So spricht der HERR, der Himmel ist mein Stuhl, und die Erde meine Fußbanck. So hat auch der Heilige Geist in den also erläu- terten Worten wol ohne Zweifel sonderlich mit auf die Worte der ersten Evangelischen Verheis- sung von Christo gesehen, da es heißt, daß er dem Satan, als der Schlangen, würde den Kopf zertreten, und ihn also zu seinen Füssen legen.
[Spaltenumbruch]
4. Es sind demnach die zu den Füssen zu le- gende geistliche Feinde der Satan und seine En- gel, wie auch alle von ihm angetriebene böse Menschen, welche sich Christo und seinem Rei- che widersetzen, sonderlich in der letzten Zeit, als der Antichrist, die Babylonische Hure und der falsche Prophet, wie sie in der Offenbarung Jo- hannis benennet, und mit ihrem zu ihnen gehö- rigen grossen Heer der Finsterniß beschrieben werden. Darinn auch zugleich mit mehrern vorgestellet worden, wie das Legen zu den Füssen JESU werde beschaffen seyn. Was aber dißfals dem Vater, als Richter, zu- geeignet wird, das kömmt auch CHRJSTO nach seiner göttlichen Natur, ja vermöge der persönlichen Vereinigung beyder Naturen, seiner gantzen Person zu; daher es von ihm C. 19, 15. heißt: Aus seinem Munde ging ein scharf Schwerdt, daß er damit die Hey- den schlüge, u. s. w. Und Ps. 2, 9. Du solt sie mit einem eisernen Scepter zerschlagen, wie Töpfen solt du sie zerschmeissen, v. 12. Küsset den Sohn, daß er nicht zürne, und ihr umkommet auf dem Wege, denn sein Zorn wird bald anbrennen: aber wohl allen, die auf ihn trauen!
5. Das Wörtlein bis, bis ich lege, u. s. w. schliesset die folgende Zeit, oder vielmehr die Ewigkeit nicht aus, als wenn Christus aufhö- ren würde, zur Rechten GOttes zu sitzen: sinte- mal ja sein Reich und Majestät ewig ist; wie denn gedachtes Wörtlein öfter also gebrauchet wird, daß damit zwar eine besondere Zeit be- zeichnet, aber deswegen doch die folgende Zeit nicht ausgeschlossen wird. Man sehe unter an- dern Matth. 1, 25. Es hat doch aber diß Wört- lein, in der ohne Ausschliessung auß künftige geschehenen Bezeichnung einer gewissen Zeit, ei- nen grossen Nachdruck. Denn damit wird ge- sehen auf die künftige herrliche Zukunft Christi zum Gerichte wider seine Feinde: nemlich er solte sich zur Rechten der Majestät GOttes setzen, und seinem Reiche solange bey ruhiger Besitzung in dem angefangenen periodo vorstehen, bis daß sich der neue und sehr herrliche periodus mit sei- ner Zukunft zum Gerichte, und Legung aller Feinde zu seinen Füssen würde anheben. Und davon heißt es Ap. Gesch. 3, 21. Christus muß den Himmel einnehmen, bis auf die Zeit, da herwiedergebracht werde alles, was GOTT geredet hat durch den Mund al- ler seiner heiligen Propheten von der Welt an. Und 1 Cor. 15, 25. 26. 42. Er muß herrschen, bis daß er alle seine Feinde un- ter seine Füsse lege. Der letzte Feind, der aufgehoben wird, ist der Tod.
V. 14.
Sind sie (die Engel,) nicht allzumal dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst, um derer willen, die ererben sollen die Seligkeit?
Anmer-
K k
Cap. 1. v. 12-14. an die Hebraͤer.
[Spaltenumbruch]
dem Sohne, wie es David durch den Geiſt GOt- tes im 110. Pſalm bezeuget.)
Anmerckungen.
1. Daß der hundert und zehende Pſalm von Chriſto handele, zeiget der gantze Jnnhalt deſſelben an, und geſtehet es auch die alte Ju- diſche Kirche mit vielen neuern Judiſchen Inter- pretibus. Und was iſt klaͤrer als die ausdruͤck- liche Application Pauli, welche von ſolcher Beſchaffenheit war, daß er ſie ohne alle Furcht einiges Widerſpruchs bey den bekehrten Hebraͤ- ern machen konte. So iſt auch kein eintziger Ort des alten Teſtaments, welcher im neuen von Chriſto oͤfter angefuͤhret wird, als eben die- ſer. Als unſer Heyland nach Matth. 22, 41. u. f. mit den Phariſaͤeꝛn, ſeinen aͤꝛgſten Feinden, ſich be- ſprach, und ſie fragte: was duͤncket euch um Chriſto, weß Sohn iſt er? und ſie ſagten: Davids; fragte er ſie weiter: wie nennet ihn denn David im Geiſt einen HErrn, da er ſaget: Der HErr hat geſaget zu meinem HErrn, u. ſ. w. ‒ ‒ ſo nun David ihn einen HErrn nennet, wie iſt er denn ſein Sohn? darauf ihm niemand hat ein Wort ant- worten koͤnnen: zum offenbaren Zeugniß, wie ſie es zwar fuͤr eine unleugbare Wahrheit gehal- ten, daß der Pſalm vom Meßia handele; aber, weil ſie den gegenwaͤrtigen Meßiam dafuͤr nicht halten, noch ſeine wahre Gottheit erkennen und bekennen wollen, ſie zu ihrer Beſchaͤmung gar ſtillſchweigen muͤſſen. Man ſehe die allegati- on und application dieſes Orts auf Chriſtum auch anderwaͤrtig, nemlich Marc. 12, 36 Luc. 20, 42. 43. Apoſt. Geſch. 2, 34. 35. 1 Cor. 15, 25. Hebr. 5, 6. c. 6, 20. c. 7, 17. 21. 28. c. 10, 12. 13.
2. Die Redens-Art vom Sitzen zur Rechten GOttes iſt ihrem Nachdrucke nach vorher v. 3. erklaͤret. Paulus erklaͤret es 1 Cor. 15, 25. durch das majeſtaͤtiſche herrſchen, wenn er ſpricht: Er muß herrſchen, bis daß er alle ſeine Feinde unter ſeine Fuͤſſe lege.
3. Die Redens-Art, die Feinde zum Schemel der Fuͤſſe legen, iſt hergenommen von den Uberwindern, welche es dahin bringen, daß die Uberwundene ſich ihnen zu den Fuͤſſen werfen, oder auch, zur gerechten Demuͤthi- gung, geworfen worden. Davon wir die Exem- pel haben in der heiligen Schrift: nemlich B. Joſua 10, 24. Richt. 1, 7. 1 Koͤn. 5, 3. Siehe auch Pſ. 18, 39. was disfalls dem Roͤmiſchen Kaͤyſer Valeriano von Sapore, dem Koͤnige in Perſien im dritten Seculo, und dem Tuͤrckiſchen Monarchen Bajazeth von dem Scythen, Ta- merlan, am Ende des 14ten Seculi widerfah- ren, iſt bekannt. Siehe auch Jeſ. 66, 1. So ſpricht der HERR, der Himmel iſt mein Stuhl, und die Erde meine Fußbanck. So hat auch der Heilige Geiſt in den alſo erlaͤu- terten Worten wol ohne Zweifel ſonderlich mit auf die Worte der erſten Evangeliſchen Verheiſ- ſung von Chriſto geſehen, da es heißt, daß er dem Satan, als der Schlangen, wuͤrde den Kopf zertreten, und ihn alſo zu ſeinen Fuͤſſen legen.
[Spaltenumbruch]
4. Es ſind demnach die zu den Fuͤſſen zu le- gende geiſtliche Feinde der Satan und ſeine En- gel, wie auch alle von ihm angetriebene boͤſe Menſchen, welche ſich Chriſto und ſeinem Rei- che widerſetzen, ſonderlich in der letzten Zeit, als der Antichriſt, die Babyloniſche Hure und der falſche Prophet, wie ſie in der Offenbarung Jo- hannis benennet, und mit ihrem zu ihnen gehoͤ- rigen groſſen Heer der Finſterniß beſchrieben werden. Darinn auch zugleich mit mehrern vorgeſtellet worden, wie das Legen zu den Fuͤſſen JESU werde beſchaffen ſeyn. Was aber dißfals dem Vater, als Richter, zu- geeignet wird, das koͤmmt auch CHRJSTO nach ſeiner goͤttlichen Natur, ja vermoͤge der perſoͤnlichen Vereinigung beyder Naturen, ſeiner gantzen Perſon zu; daher es von ihm C. 19, 15. heißt: Aus ſeinem Munde ging ein ſcharf Schwerdt, daß er damit die Hey- den ſchluͤge, u. ſ. w. Und Pſ. 2, 9. Du ſolt ſie mit einem eiſernen Scepter zerſchlagen, wie Toͤpfen ſolt du ſie zerſchmeiſſen, v. 12. Kuͤſſet den Sohn, daß er nicht zuͤrne, und ihr umkommet auf dem Wege, denn ſein Zorn wird bald anbrennen: aber wohl allen, die auf ihn trauen!
5. Das Woͤrtlein bis, bis ich lege, u. ſ. w. ſchlieſſet die folgende Zeit, oder vielmehr die Ewigkeit nicht aus, als wenn Chriſtus aufhoͤ- ren wuͤrde, zur Rechten GOttes zu ſitzen: ſinte- mal ja ſein Reich und Majeſtaͤt ewig iſt; wie denn gedachtes Woͤrtlein oͤfter alſo gebrauchet wird, daß damit zwar eine beſondere Zeit be- zeichnet, aber deswegen doch die folgende Zeit nicht ausgeſchloſſen wird. Man ſehe unter an- dern Matth. 1, 25. Es hat doch aber diß Woͤrt- lein, in der ohne Ausſchlieſſung auß kuͤnftige geſchehenen Bezeichnung einer gewiſſen Zeit, ei- nen groſſen Nachdruck. Denn damit wird ge- ſehen auf die kuͤnftige herrliche Zukunft Chriſti zum Gerichte wider ſeine Feinde: nemlich er ſolte ſich zur Rechten der Majeſtaͤt GOttes ſetzen, und ſeinem Reiche ſolange bey ruhiger Beſitzung in dem angefangenen periodo vorſtehen, bis daß ſich der neue und ſehr herrliche periodus mit ſei- ner Zukunft zum Gerichte, und Legung aller Feinde zu ſeinen Fuͤſſen wuͤrde anheben. Und davon heißt es Ap. Geſch. 3, 21. Chriſtus muß den Himmel einnehmen, bis auf die Zeit, da herwiedergebracht werde alles, was GOTT geredet hat durch den Mund al- ler ſeiner heiligen Propheten von der Welt an. Und 1 Cor. 15, 25. 26. 42. Er muß herrſchen, bis daß er alle ſeine Feinde un- ter ſeine Fuͤſſe lege. Der letzte Feind, der aufgehoben wird, iſt der Tod.
V. 14.
Sind ſie (die Engel,) nicht allzumal dienſtbare Geiſter, ausgeſandt zum Dienſt, um derer willen, die ererben ſollen die Seligkeit?
Anmer-
K k
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[257/0259]
Cap. 1. v. 12-14. an die Hebraͤer.
dem Sohne, wie es David durch den Geiſt GOt-
tes im 110. Pſalm bezeuget.)
Anmerckungen.
1. Daß der hundert und zehende Pſalm
von Chriſto handele, zeiget der gantze Jnnhalt
deſſelben an, und geſtehet es auch die alte Ju-
diſche Kirche mit vielen neuern Judiſchen Inter-
pretibus. Und was iſt klaͤrer als die ausdruͤck-
liche Application Pauli, welche von ſolcher
Beſchaffenheit war, daß er ſie ohne alle Furcht
einiges Widerſpruchs bey den bekehrten Hebraͤ-
ern machen konte. So iſt auch kein eintziger
Ort des alten Teſtaments, welcher im neuen
von Chriſto oͤfter angefuͤhret wird, als eben die-
ſer. Als unſer Heyland nach Matth. 22, 41. u. f.
mit den Phariſaͤeꝛn, ſeinen aͤꝛgſten Feinden, ſich be-
ſprach, und ſie fragte: was duͤncket euch um
Chriſto, weß Sohn iſt er? und ſie ſagten:
Davids; fragte er ſie weiter: wie nennet ihn
denn David im Geiſt einen HErrn, da er
ſaget: Der HErr hat geſaget zu meinem
HErrn, u. ſ. w. ‒ ‒ ſo nun David ihn
einen HErrn nennet, wie iſt er denn ſein
Sohn? darauf ihm niemand hat ein Wort ant-
worten koͤnnen: zum offenbaren Zeugniß, wie
ſie es zwar fuͤr eine unleugbare Wahrheit gehal-
ten, daß der Pſalm vom Meßia handele; aber,
weil ſie den gegenwaͤrtigen Meßiam dafuͤr nicht
halten, noch ſeine wahre Gottheit erkennen und
bekennen wollen, ſie zu ihrer Beſchaͤmung gar
ſtillſchweigen muͤſſen. Man ſehe die allegati-
on und application dieſes Orts auf Chriſtum
auch anderwaͤrtig, nemlich Marc. 12, 36 Luc.
20, 42. 43. Apoſt. Geſch. 2, 34. 35. 1 Cor. 15, 25.
Hebr. 5, 6. c. 6, 20. c. 7, 17. 21. 28. c. 10, 12. 13.
2. Die Redens-Art vom Sitzen zur
Rechten GOttes iſt ihrem Nachdrucke nach
vorher v. 3. erklaͤret. Paulus erklaͤret es 1 Cor.
15, 25. durch das majeſtaͤtiſche herrſchen,
wenn er ſpricht: Er muß herrſchen, bis daß
er alle ſeine Feinde unter ſeine Fuͤſſe lege.
3. Die Redens-Art, die Feinde zum
Schemel der Fuͤſſe legen, iſt hergenommen
von den Uberwindern, welche es dahin bringen,
daß die Uberwundene ſich ihnen zu den Fuͤſſen
werfen, oder auch, zur gerechten Demuͤthi-
gung, geworfen worden. Davon wir die Exem-
pel haben in der heiligen Schrift: nemlich B.
Joſua 10, 24. Richt. 1, 7. 1 Koͤn. 5, 3. Siehe
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Kaͤyſer Valeriano von Sapore, dem Koͤnige in
Perſien im dritten Seculo, und dem Tuͤrckiſchen
Monarchen Bajazeth von dem Scythen, Ta-
merlan, am Ende des 14ten Seculi widerfah-
ren, iſt bekannt. Siehe auch Jeſ. 66, 1. So
ſpricht der HERR, der Himmel iſt mein
Stuhl, und die Erde meine Fußbanck.
So hat auch der Heilige Geiſt in den alſo erlaͤu-
terten Worten wol ohne Zweifel ſonderlich mit
auf die Worte der erſten Evangeliſchen Verheiſ-
ſung von Chriſto geſehen, da es heißt, daß er
dem Satan, als der Schlangen, wuͤrde den
Kopf zertreten, und ihn alſo zu ſeinen
Fuͤſſen legen.
4. Es ſind demnach die zu den Fuͤſſen zu le-
gende geiſtliche Feinde der Satan und ſeine En-
gel, wie auch alle von ihm angetriebene boͤſe
Menſchen, welche ſich Chriſto und ſeinem Rei-
che widerſetzen, ſonderlich in der letzten Zeit, als
der Antichriſt, die Babyloniſche Hure und der
falſche Prophet, wie ſie in der Offenbarung Jo-
hannis benennet, und mit ihrem zu ihnen gehoͤ-
rigen groſſen Heer der Finſterniß beſchrieben
werden. Darinn auch zugleich mit mehrern
vorgeſtellet worden, wie das Legen zu den
Fuͤſſen JESU werde beſchaffen ſeyn. Was
aber dißfals dem Vater, als Richter, zu-
geeignet wird, das koͤmmt auch CHRJSTO
nach ſeiner goͤttlichen Natur, ja vermoͤge
der perſoͤnlichen Vereinigung beyder Naturen,
ſeiner gantzen Perſon zu; daher es von ihm C.
19, 15. heißt: Aus ſeinem Munde ging ein
ſcharf Schwerdt, daß er damit die Hey-
den ſchluͤge, u. ſ. w. Und Pſ. 2, 9. Du ſolt ſie
mit einem eiſernen Scepter zerſchlagen,
wie Toͤpfen ſolt du ſie zerſchmeiſſen, v. 12.
Kuͤſſet den Sohn, daß er nicht zuͤrne, und
ihr umkommet auf dem Wege, denn ſein
Zorn wird bald anbrennen: aber wohl
allen, die auf ihn trauen!
5. Das Woͤrtlein bis, bis ich lege, u. ſ. w.
ſchlieſſet die folgende Zeit, oder vielmehr die
Ewigkeit nicht aus, als wenn Chriſtus aufhoͤ-
ren wuͤrde, zur Rechten GOttes zu ſitzen: ſinte-
mal ja ſein Reich und Majeſtaͤt ewig iſt; wie
denn gedachtes Woͤrtlein oͤfter alſo gebrauchet
wird, daß damit zwar eine beſondere Zeit be-
zeichnet, aber deswegen doch die folgende Zeit
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dern Matth. 1, 25. Es hat doch aber diß Woͤrt-
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nen groſſen Nachdruck. Denn damit wird ge-
ſehen auf die kuͤnftige herrliche Zukunft Chriſti
zum Gerichte wider ſeine Feinde: nemlich er ſolte
ſich zur Rechten der Majeſtaͤt GOttes ſetzen, und
ſeinem Reiche ſolange bey ruhiger Beſitzung in
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ſich der neue und ſehr herrliche periodus mit ſei-
ner Zukunft zum Gerichte, und Legung aller
Feinde zu ſeinen Fuͤſſen wuͤrde anheben. Und
davon heißt es Ap. Geſch. 3, 21. Chriſtus muß
den Himmel einnehmen, bis auf die Zeit,
da herwiedergebracht werde alles, was
GOTT geredet hat durch den Mund al-
ler ſeiner heiligen Propheten von der
Welt an. Und 1 Cor. 15, 25. 26. 42. Er muß
herrſchen, bis daß er alle ſeine Feinde un-
ter ſeine Fuͤſſe lege. Der letzte Feind, der
aufgehoben wird, iſt der Tod.
V. 14.
Sind ſie (die Engel,) nicht allzumal
dienſtbare Geiſter, ausgeſandt zum Dienſt,
um derer willen, die ererben ſollen die
Seligkeit?
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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/259>, abgerufen am 23.11.2024.
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