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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefes Pauli Cap. 1. v. 8. 9.
[Spaltenumbruch] mit Gerechtigkeit gezieret hast: also gehest du da-
mit um, wie du die verlorne Erb-Gerechtigkeit
mögest wieder herstellen) und gehasset die
Ungerechtigkeit
(das gantze durch den Sün-
den-Fall eingeführte sündliche Wesen: welches
du also gehasset hast, daß du, um es aus dem We-
ge zu räumen und abzuthun, beschlossen, menschli-
che Natur anzunehmen und dich als einen Mitt-
ler und Erlöser darzustellen.) Darum (damit
du ein solches Werck der Erlösung in angenom-
mener menschlicher Natur übernehmen und aus-
führen köntest) hat dich, o GOtt, dein GOtt,
(wie der Vater dir nach gedachter menschlichen
Natur ist) gesalbet mit dem Oel der Freu-
den
(mit dem Heiligen Geiste und aller Fülle der
göttlichen Herrlichkeit, welche die allerhöchste
Freude und Vergnügung mit sich führet) über
deine Genossen
(ohne alle maß auf eine unend-
liche Art Joh. 3, 34. da diese der Salbung zwar
in einem gar reichen, doch nur abgemessenen
Masse theilhaftig werden.)

Anmerckungen.

1. Daß der fünf und vierzigste Psalm
dem buchstäblichen und eigentlichen Verstande
nach von Christo handele, ist aus desselben Jnn-
halt, und aus dieser Apostolischen Application,
wie auch der Chaldäischen paraphrasi und aus
der fast allgemeinen Bekenntniß der Juden offen-
bar.

2. Es stellen uns die aus diesem herrlichen
Psalm angeführte Worte den Meßiam vor nach
seiner Person und nach seinem Amte, sonderlich
dem königlichen. Von der Person heißt es,
er sey wahrer GOtt: und daß er zugleich ein
wahrer Mensch sey, zeiget an theils die Sal-
bung,
als welche allein auf die menschliche Natur
gehet; theils die Meldung seiner Genossen, als
Mitgesalbeten, welche die gläubigen Menschen
sind. Und der göttlichen Natur kömmt zu, was
der menschlichen mitgetheilet ist, nemlich der kö-
nigliche Thron der Majestät und Herrlichkeit.
So gehöret auch zu seiner Person nach beyden
Naturen die wesentliche Liebe zur Gerechtigkeit
nebst dem Haß alles ungöttlichen und ungerechten
Wesens. Zu seinem Amte gehöret die Sal-
bung;
wodurch die menschliche Natur zu der
hohen Würde erhoben worden, daß sie in der
Vereinigung mit der göttlichen zu dem Mittler-
Amte, dem Hohenpriesterlichen, Prophetischen,
und Königlichen, dessen alhier sonderlich gedacht
wird, das ihrige mit hat beytragen können. Das
ist der Jnnhalt dieses Orts: welcher nun seinem
Nachdrucke nach etwas genauer zu betrachten ist.

3. Wenn David den Meßiam nennet
GOTT, so verstehet er durch das Wort GOtt
allerdings den wesentlichen ewigen GOtt: wel-
ches erhellet:

a. Aus der eigentlichen Bedeutung dieses
Worts, welche es auch v. 4. und 8. hat.
b. Aus der göttlichen Majestät, welche dem
Sohn GOttes in dem gantzen Psalm, theils
auch in den angeführten Worten, beygeleget
wird.
[Spaltenumbruch]
c. Aus der Apostolischen Application, dar-
innen dieser Ort eben dazu angeführet wird,
daß man daraus Christi göttliche Majestät und
damit den unendlichen Vorzug, welchen er vor
den Engeln hat, erkennen solle.
d. Aus so sehr vielen andern Orten des
alten und neuen Testaments,
darinnen der
Sohn GOttes ausdrücklich der Jehova und
wahre GOtt genennet, auch sonst seiner ewi-
gen Gottheit nach auf so mancherley Art nach-
drücklichst beschrieben wird.

4. Und da der Meßias in diesen Worten
Zweymal GOTT genennet wird, und v. 8. in
den Worten dein GOtt, der Vater des Soh-
nes GOtt
heisset, so ist dieses zu verstehen nach
derjenigen Natur, nach welcher er der Salbung,
davon die Rede ist, fähig gewesen, nemlich nach
der menschlichen; als nach welcher GOtt so wol
ja in noch einem viel höhern, oder besondern Grad
des Meßiä GOtt ist, als aller übrigen Menschen.
Jn welchem Verstande der Meßias, der auch sonst
im Stande der Erniedrigung ein Knecht GOttes
heißt Jes. 53, 11. Psalm. 22, 2. und Matth. 27, 46.
spricht: Mein GOtt, mein GOtt, warum
hast du mich verlassen!
und Joh. 20, 17.
Jch fahre auf zu meinem Vater und zu
eurem Vater, zu meinem GOTT und zu
eurem GOtt.

5. Die göttliche Majestät des Meßiä wird
mit den Worten ausgedrucket: Dein Stuhl
(oder, Thron) währet von Ewigkeit zu
Ewigkeit.
Welches ein solcher Ausdruck ist,
womit auch sonsten in der heiligen Schrift die
Majestät und Ober-Macht GOttes bezeichnet
wird. Man sehe unter andern Psalm. 9, 5. 8. 11, 5.
47. 9. 89, 15. 30. 93, 2. u. s. w. Siehe auch Jes.
7, 1. c. 66, 1. Dan. 7, 9. Matth. 5, 34. 23, 22. Offenb.
3, 21. c. 4, 2. u. f. c. 5, 1. 7. 6, 16. c. 7, 10. 15. c. 14, 5. c.
19, 4. c. 21. 5. c. 22, 3.

6. Die Redens-Art eis ton aiona tou~ aio-
nos, gehet zwar eigentlich auf die Ewigkeit, in so-
fern sie nach unserm Begriff noch künftig ist: da
denn die Ewigkeit gleichsam von einer Tiefe zur an-
dern fortgehen wird: es wird doch aber vermöge
der wahren Gottheit die gantze Ewigkeit verstan-
den, wie sie auch ohne Anfang zu betrachten ist.

7. Der Scepter ist der Regiments-Stab,
und also ein Zeichen von der Reichs-Verwaltung
1 B. Mos. 49, 10. Es wird das Scepter von
Juda nicht entwandt werden.
4 B. Mos.
24, 17. Es wird ein Stern aus Jacob auf-
gehen und ein Scepter aus Jsrael kom-
men.
Siehe auch Amos 1, 5. alwo das Scepter
halten
so viel ist, als ein König seyn. Jn An-
sehung der Feinde wird dieses Scepter ein eiser-
nes
genennet Ps. 2, 9. Offenb. 2, 27. c, 19, 15.
Siehe auch Psalm. 72, 1. 2. GOtt gib dein Ge-
Gericht dem Könige. und deine Gerech-
tigkeit des Königes Sohne; daß er dein
Volck bringe zur Gerechtigkeit, und deine
Elenden rette.
Jes. 32, 1. Siehe es wird
ein König regieren, Gerechtigkeit anzurich-
ten
c. 61, 8. Jch bin der HErr, der das
Recht liebet.
Desgleichen c. 11. 3, 4.

8. Die

Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 1. v. 8. 9.
[Spaltenumbruch] mit Gerechtigkeit gezieret haſt: alſo geheſt du da-
mit um, wie du die verlorne Erb-Gerechtigkeit
moͤgeſt wieder herſtellen) und gehaſſet die
Ungerechtigkeit
(das gantze durch den Suͤn-
den-Fall eingefuͤhrte ſuͤndliche Weſen: welches
du alſo gehaſſet haſt, daß du, um es aus dem We-
ge zu raͤumen und abzuthun, beſchloſſen, menſchli-
che Natur anzunehmen und dich als einen Mitt-
ler und Erloͤſer darzuſtellen.) Darum (damit
du ein ſolches Werck der Erloͤſung in angenom-
mener menſchlicher Natur uͤbernehmen und aus-
fuͤhren koͤnteſt) hat dich, o GOtt, dein GOtt,
(wie der Vater dir nach gedachter menſchlichen
Natur iſt) geſalbet mit dem Oel der Freu-
den
(mit dem Heiligen Geiſte und aller Fuͤlle der
goͤttlichen Herrlichkeit, welche die allerhoͤchſte
Freude und Vergnuͤgung mit ſich fuͤhret) uͤber
deine Genoſſen
(ohne alle maß auf eine unend-
liche Art Joh. 3, 34. da dieſe der Salbung zwar
in einem gar reichen, doch nur abgemeſſenen
Maſſe theilhaftig werden.)

Anmerckungen.

1. Daß der fuͤnf und vierzigſte Pſalm
dem buchſtaͤblichen und eigentlichen Verſtande
nach von Chriſto handele, iſt aus deſſelben Jnn-
halt, und aus dieſer Apoſtoliſchen Application,
wie auch der Chaldaͤiſchen paraphraſi und aus
der faſt allgemeinen Bekenntniß der Juden offen-
bar.

2. Es ſtellen uns die aus dieſem herrlichen
Pſalm angefuͤhrte Worte den Meßiam vor nach
ſeiner Perſon und nach ſeinem Amte, ſonderlich
dem koͤniglichen. Von der Perſon heißt es,
er ſey wahrer GOtt: und daß er zugleich ein
wahrer Menſch ſey, zeiget an theils die Sal-
bung,
als welche allein auf die menſchliche Natur
gehet; theils die Meldung ſeiner Genoſſen, als
Mitgeſalbeten, welche die glaͤubigen Menſchen
ſind. Und der goͤttlichen Natur koͤmmt zu, was
der menſchlichen mitgetheilet iſt, nemlich der koͤ-
nigliche Thron der Majeſtaͤt und Herrlichkeit.
So gehoͤret auch zu ſeiner Perſon nach beyden
Naturen die weſentliche Liebe zur Gerechtigkeit
nebſt dem Haß alles ungoͤttlichen und ungerechten
Weſens. Zu ſeinem Amte gehoͤret die Sal-
bung;
wodurch die menſchliche Natur zu der
hohen Wuͤrde erhoben worden, daß ſie in der
Vereinigung mit der goͤttlichen zu dem Mittler-
Amte, dem Hohenprieſterlichen, Prophetiſchen,
und Koͤniglichen, deſſen alhier ſonderlich gedacht
wird, das ihrige mit hat beytragen koͤnnen. Das
iſt der Jnnhalt dieſes Orts: welcher nun ſeinem
Nachdrucke nach etwas genauer zu betrachten iſt.

3. Wenn David den Meßiam nennet
GOTT, ſo verſtehet er durch das Wort GOtt
allerdings den weſentlichen ewigen GOtt: wel-
ches erhellet:

a. Aus der eigentlichen Bedeutung dieſes
Worts, welche es auch v. 4. und 8. hat.
b. Aus der goͤttlichen Majeſtaͤt, welche dem
Sohn GOttes in dem gantzen Pſalm, theils
auch in den angefuͤhrten Worten, beygeleget
wird.
[Spaltenumbruch]
c. Aus der Apoſtoliſchen Application, dar-
innen dieſer Ort eben dazu angefuͤhret wird,
daß man daraus Chriſti goͤttliche Majeſtaͤt und
damit den unendlichen Vorzug, welchen er vor
den Engeln hat, erkennen ſolle.
d. Aus ſo ſehr vielen andern Orten des
alten und neuen Teſtaments,
darinnen der
Sohn GOttes ausdruͤcklich der Jehova und
wahre GOtt genennet, auch ſonſt ſeiner ewi-
gen Gottheit nach auf ſo mancherley Art nach-
druͤcklichſt beſchrieben wird.

4. Und da der Meßias in dieſen Worten
Zweymal GOTT genennet wird, und v. 8. in
den Worten dein GOtt, der Vater des Soh-
nes GOtt
heiſſet, ſo iſt dieſes zu verſtehen nach
derjenigen Natur, nach welcher er der Salbung,
davon die Rede iſt, faͤhig geweſen, nemlich nach
der menſchlichen; als nach welcher GOtt ſo wol
ja in noch einem viel hoͤhern, oder beſondern Grad
des Meßiaͤ GOtt iſt, als aller uͤbrigen Menſchen.
Jn welchem Verſtande der Meßias, der auch ſonſt
im Stande der Erniedrigung ein Knecht GOttes
heißt Jeſ. 53, 11. Pſalm. 22, 2. und Matth. 27, 46.
ſpricht: Mein GOtt, mein GOtt, warum
haſt du mich verlaſſen!
und Joh. 20, 17.
Jch fahre auf zu meinem Vater und zu
eurem Vater, zu meinem GOTT und zu
eurem GOtt.

5. Die goͤttliche Majeſtaͤt des Meßiaͤ wird
mit den Worten ausgedrucket: Dein Stuhl
(oder, Thron) waͤhret von Ewigkeit zu
Ewigkeit.
Welches ein ſolcher Ausdruck iſt,
womit auch ſonſten in der heiligen Schrift die
Majeſtaͤt und Ober-Macht GOttes bezeichnet
wird. Man ſehe unter andern Pſalm. 9, 5. 8. 11, 5.
47. 9. 89, 15. 30. 93, 2. u. ſ. w. Siehe auch Jeſ.
7, 1. c. 66, 1. Dan. 7, 9. Matth. 5, 34. 23, 22. Offenb.
3, 21. c. 4, 2. u. f. c. 5, 1. 7. 6, 16. c. 7, 10. 15. c. 14, 5. c.
19, 4. c. 21. 5. c. 22, 3.

6. Die Redens-Art εἰς τὸν αἰῶνα του῀ αἰῶ-
νος, gehet zwar eigentlich auf die Ewigkeit, in ſo-
fern ſie nach unſerm Begriff noch kuͤnftig iſt: da
denn die Ewigkeit gleichſam von einer Tiefe zur an-
dern fortgehen wird: es wird doch aber vermoͤge
der wahren Gottheit die gantze Ewigkeit verſtan-
den, wie ſie auch ohne Anfang zu betrachten iſt.

7. Der Scepter iſt der Regiments-Stab,
und alſo ein Zeichen von der Reichs-Verwaltung
1 B. Moſ. 49, 10. Es wird das Scepter von
Juda nicht entwandt werden.
4 B. Moſ.
24, 17. Es wird ein Stern aus Jacob auf-
gehen und ein Scepter aus Jſrael kom-
men.
Siehe auch Amos 1, 5. alwo das Scepter
halten
ſo viel iſt, als ein Koͤnig ſeyn. Jn An-
ſehung der Feinde wird dieſes Scepter ein eiſer-
nes
genennet Pſ. 2, 9. Offenb. 2, 27. c, 19, 15.
Siehe auch Pſalm. 72, 1. 2. GOtt gib dein Ge-
Gericht dem Koͤnige. und deine Gerech-
tigkeit des Koͤniges Sohne; daß er dein
Volck bringe zur Gerechtigkeit, und deine
Elenden rette.
Jeſ. 32, 1. Siehe es wird
ein Koͤnig regieren, Gerechtigkeit anzurich-
ten
c. 61, 8. Jch bin der HErr, der das
Recht liebet.
Desgleichen c. 11. 3, 4.

8. Die
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[252/0254] Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 1. v. 8. 9. mit Gerechtigkeit gezieret haſt: alſo geheſt du da- mit um, wie du die verlorne Erb-Gerechtigkeit moͤgeſt wieder herſtellen) und gehaſſet die Ungerechtigkeit (das gantze durch den Suͤn- den-Fall eingefuͤhrte ſuͤndliche Weſen: welches du alſo gehaſſet haſt, daß du, um es aus dem We- ge zu raͤumen und abzuthun, beſchloſſen, menſchli- che Natur anzunehmen und dich als einen Mitt- ler und Erloͤſer darzuſtellen.) Darum (damit du ein ſolches Werck der Erloͤſung in angenom- mener menſchlicher Natur uͤbernehmen und aus- fuͤhren koͤnteſt) hat dich, o GOtt, dein GOtt, (wie der Vater dir nach gedachter menſchlichen Natur iſt) geſalbet mit dem Oel der Freu- den (mit dem Heiligen Geiſte und aller Fuͤlle der goͤttlichen Herrlichkeit, welche die allerhoͤchſte Freude und Vergnuͤgung mit ſich fuͤhret) uͤber deine Genoſſen (ohne alle maß auf eine unend- liche Art Joh. 3, 34. da dieſe der Salbung zwar in einem gar reichen, doch nur abgemeſſenen Maſſe theilhaftig werden.) Anmerckungen. 1. Daß der fuͤnf und vierzigſte Pſalm dem buchſtaͤblichen und eigentlichen Verſtande nach von Chriſto handele, iſt aus deſſelben Jnn- halt, und aus dieſer Apoſtoliſchen Application, wie auch der Chaldaͤiſchen paraphraſi und aus der faſt allgemeinen Bekenntniß der Juden offen- bar. 2. Es ſtellen uns die aus dieſem herrlichen Pſalm angefuͤhrte Worte den Meßiam vor nach ſeiner Perſon und nach ſeinem Amte, ſonderlich dem koͤniglichen. Von der Perſon heißt es, er ſey wahrer GOtt: und daß er zugleich ein wahrer Menſch ſey, zeiget an theils die Sal- bung, als welche allein auf die menſchliche Natur gehet; theils die Meldung ſeiner Genoſſen, als Mitgeſalbeten, welche die glaͤubigen Menſchen ſind. Und der goͤttlichen Natur koͤmmt zu, was der menſchlichen mitgetheilet iſt, nemlich der koͤ- nigliche Thron der Majeſtaͤt und Herrlichkeit. So gehoͤret auch zu ſeiner Perſon nach beyden Naturen die weſentliche Liebe zur Gerechtigkeit nebſt dem Haß alles ungoͤttlichen und ungerechten Weſens. Zu ſeinem Amte gehoͤret die Sal- bung; wodurch die menſchliche Natur zu der hohen Wuͤrde erhoben worden, daß ſie in der Vereinigung mit der goͤttlichen zu dem Mittler- Amte, dem Hohenprieſterlichen, Prophetiſchen, und Koͤniglichen, deſſen alhier ſonderlich gedacht wird, das ihrige mit hat beytragen koͤnnen. Das iſt der Jnnhalt dieſes Orts: welcher nun ſeinem Nachdrucke nach etwas genauer zu betrachten iſt. 3. Wenn David den Meßiam nennet GOTT, ſo verſtehet er durch das Wort GOtt allerdings den weſentlichen ewigen GOtt: wel- ches erhellet: a. Aus der eigentlichen Bedeutung dieſes Worts, welche es auch v. 4. und 8. hat. b. Aus der goͤttlichen Majeſtaͤt, welche dem Sohn GOttes in dem gantzen Pſalm, theils auch in den angefuͤhrten Worten, beygeleget wird. c. Aus der Apoſtoliſchen Application, dar- innen dieſer Ort eben dazu angefuͤhret wird, daß man daraus Chriſti goͤttliche Majeſtaͤt und damit den unendlichen Vorzug, welchen er vor den Engeln hat, erkennen ſolle. d. Aus ſo ſehr vielen andern Orten des alten und neuen Teſtaments, darinnen der Sohn GOttes ausdruͤcklich der Jehova und wahre GOtt genennet, auch ſonſt ſeiner ewi- gen Gottheit nach auf ſo mancherley Art nach- druͤcklichſt beſchrieben wird. 4. Und da der Meßias in dieſen Worten Zweymal GOTT genennet wird, und v. 8. in den Worten dein GOtt, der Vater des Soh- nes GOtt heiſſet, ſo iſt dieſes zu verſtehen nach derjenigen Natur, nach welcher er der Salbung, davon die Rede iſt, faͤhig geweſen, nemlich nach der menſchlichen; als nach welcher GOtt ſo wol ja in noch einem viel hoͤhern, oder beſondern Grad des Meßiaͤ GOtt iſt, als aller uͤbrigen Menſchen. Jn welchem Verſtande der Meßias, der auch ſonſt im Stande der Erniedrigung ein Knecht GOttes heißt Jeſ. 53, 11. Pſalm. 22, 2. und Matth. 27, 46. ſpricht: Mein GOtt, mein GOtt, warum haſt du mich verlaſſen! und Joh. 20, 17. Jch fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem GOTT und zu eurem GOtt. 5. Die goͤttliche Majeſtaͤt des Meßiaͤ wird mit den Worten ausgedrucket: Dein Stuhl (oder, Thron) waͤhret von Ewigkeit zu Ewigkeit. Welches ein ſolcher Ausdruck iſt, womit auch ſonſten in der heiligen Schrift die Majeſtaͤt und Ober-Macht GOttes bezeichnet wird. Man ſehe unter andern Pſalm. 9, 5. 8. 11, 5. 47. 9. 89, 15. 30. 93, 2. u. ſ. w. Siehe auch Jeſ. 7, 1. c. 66, 1. Dan. 7, 9. Matth. 5, 34. 23, 22. Offenb. 3, 21. c. 4, 2. u. f. c. 5, 1. 7. 6, 16. c. 7, 10. 15. c. 14, 5. c. 19, 4. c. 21. 5. c. 22, 3. 6. Die Redens-Art εἰς τὸν αἰῶνα του῀ αἰῶ- νος, gehet zwar eigentlich auf die Ewigkeit, in ſo- fern ſie nach unſerm Begriff noch kuͤnftig iſt: da denn die Ewigkeit gleichſam von einer Tiefe zur an- dern fortgehen wird: es wird doch aber vermoͤge der wahren Gottheit die gantze Ewigkeit verſtan- den, wie ſie auch ohne Anfang zu betrachten iſt. 7. Der Scepter iſt der Regiments-Stab, und alſo ein Zeichen von der Reichs-Verwaltung 1 B. Moſ. 49, 10. Es wird das Scepter von Juda nicht entwandt werden. 4 B. Moſ. 24, 17. Es wird ein Stern aus Jacob auf- gehen und ein Scepter aus Jſrael kom- men. Siehe auch Amos 1, 5. alwo das Scepter halten ſo viel iſt, als ein Koͤnig ſeyn. Jn An- ſehung der Feinde wird dieſes Scepter ein eiſer- nes genennet Pſ. 2, 9. Offenb. 2, 27. c, 19, 15. Siehe auch Pſalm. 72, 1. 2. GOtt gib dein Ge- Gericht dem Koͤnige. und deine Gerech- tigkeit des Koͤniges Sohne; daß er dein Volck bringe zur Gerechtigkeit, und deine Elenden rette. Jeſ. 32, 1. Siehe es wird ein Koͤnig regieren, Gerechtigkeit anzurich- ten c. 61, 8. Jch bin der HErr, der das Recht liebet. Desgleichen c. 11. 3, 4. 8. Die

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/254>, abgerufen am 23.11.2024.