5. Gehet denn nun gleich dieser Ort Da- vids auf die göttliche Natur Christi; so ist doch aus dem Contexte dieser Worte offenbar, daß er in diesem Psalm in der gantzen Person nach beyden Naturen betrachtet wird: wie man auch aus dem Worte Meßias, da er v. 2. der Mes- sias, oder Gesalbte des HErrn, der menschli- chen Natur nach, genennet wird, ersiehet. Und also nimmt denn auch allerdinge die menschli- che Natur vermöge der persönlichen Vereini- gung mit der Göttlichen, Theil an der hohen Würde, ein Sohn GOttes und über alle Engel erhaben zu seyn: welches der Apostel alhier er- weiset.
6. Der Ort 2 Sam. 7, 14. handelt in sei- nem gantzen Contexte auch dem buchstäbli- chen Verstande nach, nicht vom Salomo, son- dern vom Meßia. Welches erhellet aus dem Nachdruck der Worte und Redens-Arten, wel- che dem Salomo nicht zukommen: nemlich, daß dem David erst, nach dem er schon mit seinen Vätern entschlafen seyn würde, solte der Saame erwecket, und ihm sein Reich be- stätiget werden: Da Salomo schon bey den Lebzeiten Davids zum Reiche gekommen, das- selbe aber so fort nach seinem Tode also zerthei- let worden, daß seine Nachkommen den gering- sten Theil davon behalten haben. Und auf den Meßiam allein schicken sich auch die Worte von den nicht schon damals mit dem Salomo bald gegenwärtigen, sondern noch künftigen und fer- nern Zeiten, wenn David v. 19. saget: Du hast dem Hause deines Knechts noch von fer- nem zukünftigen geredet: Das ist eine Wei- se eines Menschen (des Meißiä) der GOtt der HErr ist, theanthropos, der rechte GOtt-Mensch. Und eben dieses erweisen theils die Parallel- Oerter des 72. und 89. Psalms, theils diejeni- gen Stellen des neuen Testaments, worinnen ausser dem gegenwärtigen Orte die Stelle 2 Sam. 7. vom Meßia angeführet wird, als Luc. 1, 32. Ap. Ges. 2, 29. 30. Siehe auch c. 13, 22. 23. 32. 34. Es haben auch die alten Juden den Ort bey dem Samuel eigentlich vom Mes- sia verstanden: Wie man unter andern aus dem Zeugniß des R. Alschech in den Anmer- ckungen über denselben siehet. Daß aber die hohe Majestät, ein Sohn GOttes zu seyn, auch auf die menschliche Natur, nach dem Zwecke Pauli in dem bisher erläuterten Orte gehe, ist daraus gantz offenbar, daß eben der Saame und Sohn Davids auch solte der Sohn GOttes seyn.
V. 6.
Und abermal, da er (im Stande der Er- höhung) einführet den erstgebornen (der auch nach der göttlichen Natur der eingeborne Sohn GOttes ist) in die Welt (durch eine pro- phetische Anzeigung, zum König und Beherr- scher der gantzen Welt) spricht er (im 97. Ps. v. 7: Und es sollen ihn alle Engel GOttes anbeten (und mit solcher göttlichen Ehrerbie- tung ihn für ihren HErrn und wahren ewigen GOtt erkennen.)
[Spaltenumbruch]
Anmerckungen.
1. Daß der 97. Psalm von Christo hande- le, siehet man aus dem gantzen Jnnhalt dessel- ben; und bekennen es die Juden selbst. Er gehet aber mit den vorhergehenden, sonderlich vom 93. an und den nachfolgenden bis auf 101. sonderlich auf die andere Zukunft Christi, nem- lich auf die Zukunft Christi zu dem Gericht über das Reich des Antichrists und zur Aufrichtung seines Reiches auf dem gantzen Erdboden: wel- ches nach diesen und mehrern dergleichen pro- phetischen Weissagungen der Jnnhalt ist der gantzen Offenbarung Johannis. Es stellet demnach dieser Psalm mit den vorhergehenden und nachfolgenden den Meßiam vor in dem Stande der Erhöhung, nach seiner göttlichen Majestät, wie er solche auch nach der menschli- chen Natur in der herrlichen Zukunft zum Ge- richte erweisen wird. Und da ihn nun in sol- chem Stande alle gute Engel GOttes anbeten werden, auch schon itzo göttlich verehren, so er- kennet man daraus seine wahre und ewige Gott- heit und seinen unendlichen Vorzug vor allen Engeln. Welches zu erweisen Pauli Zweck war.
2. Das Wort palin abermal, welches Lutherus mit dem Worte legei, spricht er, construiret hat, läßt sich am füglichsten ohne Versetzung der Worte mit dem Worte eisagage construiren: und so ist denn die abermalige Einführung Christi in die Welt die Sendung desselben zum Gerichte in der andern Zukunft, da die erste Einführung, oder Zukunft zur Menschwerdung und Erlösung schon geschehen war.
3. Der Name Christi, da er heißt proto- tokos, der erstgeborne, ist hergenommen aus dem 89ten Psalm v. 28. Da der Vater vom Sohne saget: Jch will ihn zum ersten Sohn [fremdsprachliches Material] zum erstgebornen machen, aller- hochst (zum allerhöchsten) unter den Königen auf Erden. u. s. w. Gleichwie nun der Sohn GOttes nach der göttlichen Natur und der ewi- gen Geburt, als der Abglantz vom Vater, ist prototokos pases ktiseos der erstgeborne vor allen Creatnren, Col. 1, 15. und der einge- borne Sohn GOttes Joh. 1, 28. c. 3, 16. al- so hat er auch nach der menschlichen Natur, im Gegenbilde auf das Vorbild der erstgebornen im alten Testament, das Regiment unter allen seinen Brüdern, oder geistlichen Gliedern, er ist ihr hochgelobtes Haupt und verwaltet das Hohepriesterthum, und hat wie in der Würde, also auch im Erbtheil, einen unendlichen Vor- zug vor ihnen. Rom. 8, 29. Col. 1, 18. Von der Ehre der Anbetung sehe man sonderlich Phil. 2, 10. da durch die, welche im Himmel sind, am füglichsten die Engel, durch die, so auf Er- den sind, die noch lebende Menschen, durch die, welche unter der Erden sind, die von ih- ren Leibern also benennete selig verstorbene ver- standen werden. Jm übrigen ist zu mercken, daß Ps. 97, 7. sich das Wort [fremdsprachliches Material] befindet.
Weil
Erklaͤrung des Briefes Pauli C. 1. v. 5. 6.
[Spaltenumbruch]
5. Gehet denn nun gleich dieſer Ort Da- vids auf die goͤttliche Natur Chriſti; ſo iſt doch aus dem Contexte dieſer Worte offenbar, daß er in dieſem Pſalm in der gantzen Perſon nach beyden Naturen betrachtet wird: wie man auch aus dem Worte Meßias, da er v. 2. der Meſ- ſias, oder Geſalbte des HErrn, der menſchli- chen Natur nach, genennet wird, erſiehet. Und alſo nimmt denn auch allerdinge die menſchli- che Natur vermoͤge der perſoͤnlichen Vereini- gung mit der Goͤttlichen, Theil an der hohen Wuͤrde, ein Sohn GOttes und uͤber alle Engel erhaben zu ſeyn: welches der Apoſtel alhier er- weiſet.
6. Der Ort 2 Sam. 7, 14. handelt in ſei- nem gantzen Contexte auch dem buchſtaͤbli- chen Verſtande nach, nicht vom Salomo, ſon- dern vom Meßia. Welches erhellet aus dem Nachdruck der Worte und Redens-Arten, wel- che dem Salomo nicht zukommen: nemlich, daß dem David erſt, nach dem er ſchon mit ſeinen Vaͤtern entſchlafen ſeyn wuͤrde, ſolte der Saame erwecket, und ihm ſein Reich be- ſtaͤtiget werden: Da Salomo ſchon bey den Lebzeiten Davids zum Reiche gekommen, daſ- ſelbe aber ſo fort nach ſeinem Tode alſo zerthei- let worden, daß ſeine Nachkommen den gering- ſten Theil davon behalten haben. Und auf den Meßiam allein ſchicken ſich auch die Worte von den nicht ſchon damals mit dem Salomo bald gegenwaͤrtigen, ſondern noch kuͤnftigen und fer- nern Zeiten, wenn David v. 19. ſaget: Du haſt dem Hauſe deines Knechts noch von fer- nem zukuͤnftigen geredet: Das iſt eine Wei- ſe eines Menſchen (des Meißiaͤ) der GOtt der HErr iſt, θεάνθρωπος, der rechte GOtt-Menſch. Und eben dieſes erweiſen theils die Parallel- Oerter des 72. und 89. Pſalms, theils diejeni- gen Stellen des neuen Teſtaments, worinnen auſſer dem gegenwaͤrtigen Orte die Stelle 2 Sam. 7. vom Meßia angefuͤhret wird, als Luc. 1, 32. Ap. Geſ. 2, 29. 30. Siehe auch c. 13, 22. 23. 32. 34. Es haben auch die alten Juden den Ort bey dem Samuel eigentlich vom Meſ- ſia verſtanden: Wie man unter andern aus dem Zeugniß des R. Alſchech in den Anmer- ckungen uͤber denſelben ſiehet. Daß aber die hohe Majeſtaͤt, ein Sohn GOttes zu ſeyn, auch auf die menſchliche Natur, nach dem Zwecke Pauli in dem bisher erlaͤuterten Orte gehe, iſt daraus gantz offenbar, daß eben der Saame und Sohn Davids auch ſolte der Sohn GOttes ſeyn.
V. 6.
Und abermal, da er (im Stande der Er- hoͤhung) einfuͤhret den erſtgebornen (der auch nach der goͤttlichen Natur der eingeborne Sohn GOttes iſt) in die Welt (durch eine pro- phetiſche Anzeigung, zum Koͤnig und Beherr- ſcher der gantzen Welt) ſpricht er (im 97. Pſ. v. 7: Und es ſollen ihn alle Engel GOttes anbeten (und mit ſolcher goͤttlichen Ehrerbie- tung ihn fuͤr ihren HErrn und wahren ewigen GOtt erkennen.)
[Spaltenumbruch]
Anmerckungen.
1. Daß der 97. Pſalm von Chriſto hande- le, ſiehet man aus dem gantzen Jnnhalt deſſel- ben; und bekennen es die Juden ſelbſt. Er gehet aber mit den vorhergehenden, ſonderlich vom 93. an und den nachfolgenden bis auf 101. ſonderlich auf die andere Zukunft Chriſti, nem- lich auf die Zukunft Chriſti zu dem Gericht uͤber das Reich des Antichriſts und zur Aufrichtung ſeines Reiches auf dem gantzen Erdboden: wel- ches nach dieſen und mehrern dergleichen pro- phetiſchen Weiſſagungen der Jnnhalt iſt der gantzen Offenbarung Johannis. Es ſtellet demnach dieſer Pſalm mit den vorhergehenden und nachfolgenden den Meßiam vor in dem Stande der Erhoͤhung, nach ſeiner goͤttlichen Majeſtaͤt, wie er ſolche auch nach der menſchli- chen Natur in der herrlichen Zukunft zum Ge- richte erweiſen wird. Und da ihn nun in ſol- chem Stande alle gute Engel GOttes anbeten werden, auch ſchon itzo goͤttlich verehren, ſo er- kennet man daraus ſeine wahre und ewige Gott- heit und ſeinen unendlichen Vorzug vor allen Engeln. Welches zu erweiſen Pauli Zweck war.
2. Das Wort πάλιν abermal, welches Lutherus mit dem Worte λέγει, ſpricht er, conſtruiret hat, laͤßt ſich am fuͤglichſten ohne Verſetzung der Woꝛte mit dem Worte ἐισαγάγη conſtruiren: und ſo iſt denn die abermalige Einfuͤhrung Chriſti in die Welt die Sendung deſſelben zum Gerichte in der andern Zukunft, da die erſte Einfuͤhrung, oder Zukunft zur Menſchwerdung und Erloͤſung ſchon geſchehen war.
3. Der Name Chriſti, da er heißt πρωτό- τοκος, der erſtgeborne, iſt hergenommen aus dem 89ten Pſalm v. 28. Da der Vater vom Sohne ſaget: Jch will ihn zum erſten Sohn [fremdsprachliches Material] zum erſtgebornen machen, aller- hochſt (zum allerhoͤchſten) unter den Koͤnigen auf Erden. u. ſ. w. Gleichwie nun der Sohn GOttes nach der goͤttlichen Natur und der ewi- gen Geburt, als der Abglantz vom Vater, iſt πρωτότοκος πάσης κτίσεως der erſtgeborne vor allen Creatnren, Col. 1, 15. und der einge- borne Sohn GOttes Joh. 1, 28. c. 3, 16. al- ſo hat er auch nach der menſchlichen Natur, im Gegenbilde auf das Vorbild der erſtgebornen im alten Teſtament, das Regiment unter allen ſeinen Bruͤdern, oder geiſtlichen Gliedern, er iſt ihr hochgelobtes Haupt und verwaltet das Hoheprieſterthum, und hat wie in der Wuͤrde, alſo auch im Erbtheil, einen unendlichen Vor- zug vor ihnen. Rom. 8, 29. Col. 1, 18. Von der Ehre der Anbetung ſehe man ſonderlich Phil. 2, 10. da durch die, welche im Himmel ſind, am fuͤglichſten die Engel, durch die, ſo auf Er- den ſind, die noch lebende Menſchen, durch die, welche unter der Erden ſind, die von ih- ren Leibern alſo benennete ſelig verſtorbene ver- ſtanden werden. Jm uͤbrigen iſt zu mercken, daß Pſ. 97, 7. ſich das Wort [fremdsprachliches Material] befindet.
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[250/0252]
Erklaͤrung des Briefes Pauli C. 1. v. 5. 6.
5. Gehet denn nun gleich dieſer Ort Da-
vids auf die goͤttliche Natur Chriſti; ſo iſt doch
aus dem Contexte dieſer Worte offenbar, daß
er in dieſem Pſalm in der gantzen Perſon nach
beyden Naturen betrachtet wird: wie man auch
aus dem Worte Meßias, da er v. 2. der Meſ-
ſias, oder Geſalbte des HErrn, der menſchli-
chen Natur nach, genennet wird, erſiehet. Und
alſo nimmt denn auch allerdinge die menſchli-
che Natur vermoͤge der perſoͤnlichen Vereini-
gung mit der Goͤttlichen, Theil an der hohen
Wuͤrde, ein Sohn GOttes und uͤber alle Engel
erhaben zu ſeyn: welches der Apoſtel alhier er-
weiſet.
6. Der Ort 2 Sam. 7, 14. handelt in ſei-
nem gantzen Contexte auch dem buchſtaͤbli-
chen Verſtande nach, nicht vom Salomo, ſon-
dern vom Meßia. Welches erhellet aus dem
Nachdruck der Worte und Redens-Arten, wel-
che dem Salomo nicht zukommen: nemlich, daß
dem David erſt, nach dem er ſchon mit ſeinen
Vaͤtern entſchlafen ſeyn wuͤrde, ſolte der
Saame erwecket, und ihm ſein Reich be-
ſtaͤtiget werden: Da Salomo ſchon bey den
Lebzeiten Davids zum Reiche gekommen, daſ-
ſelbe aber ſo fort nach ſeinem Tode alſo zerthei-
let worden, daß ſeine Nachkommen den gering-
ſten Theil davon behalten haben. Und auf den
Meßiam allein ſchicken ſich auch die Worte von
den nicht ſchon damals mit dem Salomo bald
gegenwaͤrtigen, ſondern noch kuͤnftigen und fer-
nern Zeiten, wenn David v. 19. ſaget: Du haſt
dem Hauſe deines Knechts noch von fer-
nem zukuͤnftigen geredet: Das iſt eine Wei-
ſe eines Menſchen (des Meißiaͤ) der GOtt der
HErr iſt, θεάνθρωπος, der rechte GOtt-Menſch.
Und eben dieſes erweiſen theils die Parallel-
Oerter des 72. und 89. Pſalms, theils diejeni-
gen Stellen des neuen Teſtaments, worinnen
auſſer dem gegenwaͤrtigen Orte die Stelle
2 Sam. 7. vom Meßia angefuͤhret wird, als
Luc. 1, 32. Ap. Geſ. 2, 29. 30. Siehe auch c. 13,
22. 23. 32. 34. Es haben auch die alten Juden
den Ort bey dem Samuel eigentlich vom Meſ-
ſia verſtanden: Wie man unter andern aus
dem Zeugniß des R. Alſchech in den Anmer-
ckungen uͤber denſelben ſiehet. Daß aber die
hohe Majeſtaͤt, ein Sohn GOttes zu ſeyn, auch
auf die menſchliche Natur, nach dem Zwecke
Pauli in dem bisher erlaͤuterten Orte gehe, iſt
daraus gantz offenbar, daß eben der Saame
und Sohn Davids auch ſolte der Sohn GOttes
ſeyn.
V. 6.
Und abermal, da er (im Stande der Er-
hoͤhung) einfuͤhret den erſtgebornen (der
auch nach der goͤttlichen Natur der eingeborne
Sohn GOttes iſt) in die Welt (durch eine pro-
phetiſche Anzeigung, zum Koͤnig und Beherr-
ſcher der gantzen Welt) ſpricht er (im 97. Pſ.
v. 7: Und es ſollen ihn alle Engel GOttes
anbeten (und mit ſolcher goͤttlichen Ehrerbie-
tung ihn fuͤr ihren HErrn und wahren ewigen
GOtt erkennen.)
Anmerckungen.
1. Daß der 97. Pſalm von Chriſto hande-
le, ſiehet man aus dem gantzen Jnnhalt deſſel-
ben; und bekennen es die Juden ſelbſt. Er
gehet aber mit den vorhergehenden, ſonderlich
vom 93. an und den nachfolgenden bis auf 101.
ſonderlich auf die andere Zukunft Chriſti, nem-
lich auf die Zukunft Chriſti zu dem Gericht uͤber
das Reich des Antichriſts und zur Aufrichtung
ſeines Reiches auf dem gantzen Erdboden: wel-
ches nach dieſen und mehrern dergleichen pro-
phetiſchen Weiſſagungen der Jnnhalt iſt der
gantzen Offenbarung Johannis. Es ſtellet
demnach dieſer Pſalm mit den vorhergehenden
und nachfolgenden den Meßiam vor in dem
Stande der Erhoͤhung, nach ſeiner goͤttlichen
Majeſtaͤt, wie er ſolche auch nach der menſchli-
chen Natur in der herrlichen Zukunft zum Ge-
richte erweiſen wird. Und da ihn nun in ſol-
chem Stande alle gute Engel GOttes anbeten
werden, auch ſchon itzo goͤttlich verehren, ſo er-
kennet man daraus ſeine wahre und ewige Gott-
heit und ſeinen unendlichen Vorzug vor allen
Engeln. Welches zu erweiſen Pauli Zweck
war.
2. Das Wort πάλιν abermal, welches
Lutherus mit dem Worte λέγει, ſpricht er,
conſtruiret hat, laͤßt ſich am fuͤglichſten ohne
Verſetzung der Woꝛte mit dem Worte ἐισαγάγη
conſtruiren: und ſo iſt denn die abermalige
Einfuͤhrung Chriſti in die Welt die Sendung
deſſelben zum Gerichte in der andern Zukunft,
da die erſte Einfuͤhrung, oder Zukunft zur
Menſchwerdung und Erloͤſung ſchon geſchehen
war.
3. Der Name Chriſti, da er heißt πρωτό-
τοκος, der erſtgeborne, iſt hergenommen aus
dem 89ten Pſalm v. 28. Da der Vater vom
Sohne ſaget: Jch will ihn zum erſten Sohn
_ zum erſtgebornen machen, aller-
hochſt (zum allerhoͤchſten) unter den Koͤnigen
auf Erden. u. ſ. w. Gleichwie nun der Sohn
GOttes nach der goͤttlichen Natur und der ewi-
gen Geburt, als der Abglantz vom Vater, iſt
πρωτότοκος πάσης κτίσεως der erſtgeborne vor
allen Creatnren, Col. 1, 15. und der einge-
borne Sohn GOttes Joh. 1, 28. c. 3, 16. al-
ſo hat er auch nach der menſchlichen Natur, im
Gegenbilde auf das Vorbild der erſtgebornen
im alten Teſtament, das Regiment unter allen
ſeinen Bruͤdern, oder geiſtlichen Gliedern, er
iſt ihr hochgelobtes Haupt und verwaltet das
Hoheprieſterthum, und hat wie in der Wuͤrde,
alſo auch im Erbtheil, einen unendlichen Vor-
zug vor ihnen. Rom. 8, 29. Col. 1, 18. Von der
Ehre der Anbetung ſehe man ſonderlich Phil.
2, 10. da durch die, welche im Himmel ſind,
am fuͤglichſten die Engel, durch die, ſo auf Er-
den ſind, die noch lebende Menſchen, durch
die, welche unter der Erden ſind, die von ih-
ren Leibern alſo benennete ſelig verſtorbene ver-
ſtanden werden. Jm uͤbrigen iſt zu mercken,
daß Pſ. 97, 7. ſich das Wort _ befindet.
Weil
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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/252>, abgerufen am 23.11.2024.
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vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.