Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite
Erklärung des Briefes Pauli Cap. 1. v. 4.
[Spaltenumbruch]
V. 4.

So viel besser (vortrefflicher und höher)
worden (auch der menschlichen Natur nach)
denn die Engel, so gar viel einen höhern
Namen,
(und mit dem Namen göttliche Herr-
lichkeit,) er vor ihnen ererbet hat, (daß er
nemlich der Sohn GOttes ist.)

Anmerckungen.

1. Daß von Christo die Rede sey in Anse-
hung seiner menschlichen Natur, siehet man
theils daraus, daß er nach derselben zur Rech-
ten GOttes auf seine Erniedrigung erhaben
worden: welche Erhöhung mit diesen Worten
erläutert und angezeiget wird, zu welcher gött-
lichen Majestät dem völligen Gebrauche nach
auch die menschliche Natur erhöhet sey: theils
erkennet man es auch daraus, weil, daß er der
schon vorhin erwiesenen göttlichen Natur nach
vortrefflicher sey, als die Engel, keines Erwei-
ses gebrauchte.

2. Was nun unser Heyland nach der
menschlichen Natur überkommen hat, ist ein hö-
herer Name, als den Engeln zukömmt. Die-
ser Name ist ohne Zweifel der Name des Sohnes
GOttes,
wie aus dem folgenden Contexte zu
ersehen ist, da es heißt: Denn zu welchem
Engel hat er iemals gesaget: Du bist mein
Sohn,
u. s. w.

3. Es wird aber mit dem Namen sonder-
lich auf die damit verknüpfte würckliche göttli-
che Majestät und Herrlichkeit
gesehen. Von
welchem Namen und der Herrlichkeit Christi es
Phil. 2, 9. 10. 11. heißt: GOTT hat ihn er-
höhet, und hat ihm einen Namen gege-
ben, der über alle Namen ist, daß in
dem Namen JESU sich beugen sollen
alle der Knie, die im Himmel und auf
Erden und unter der Erden sind, und al-
le Zungen bekennen sollen, daß JEsus
Christus der HErr sey zur Ehre GOttes
des Vaters.
Aus welchen Worten wir se-
hen, daß es bey dem Namen eigentlich auf die
damit bezeichnete Sache ankomme. Und weil
denn diese Sache, oder die göttliche Majestät
und Herrlichkeit, auch noch mit mehrern Na-
men angezeiget wird, sonderlich mit dem Na-
men HERR, oder Jehova, so der wesent-
liche Name GOttes ist, so wird auch dieses Na-
mens alhier gedacht. Jn der Offenb. c. 19, 13.
16. heißt sein Name das Wort GOttes, wie
auch ein König aller Könige, und ein
HErr aller Herren.

4. Nun fraget sich, wenn denn unser Hey-
land einen solchen vortreflichen Namen und mit
demselben so grosse göttliche Majestät nach der
menschlichen Natur überkommen habe? Hiebey
haben wir die erste Mittheilung von der völ-
ligen Offenbarung
wohl zu unterscheiden. Die
erste Mittheilung ist geschehen sofort bey der
Menschwerdung und Vereinigung beyder Na-
turen in Christo: da die menschliche also gesalbet
worden, daß in ihr die gantze Fülle der Gottheit
[Spaltenumbruch] gewohnet hat. Col. 1, 9. c. 2, 19. Und vermöge
der geschehenen Vereinigung beyder Naturen in
der einigen Person Christi hiesse es von Christo
Luc. 1, 31. 32. Du wirst schwanger werden im
Leibe und einen Sohn gebären, deß Na-
men solt du JEsus heissen: der wird groß
und ein Sohn des Höchsten genennet wer-
den.
Und daher konte auch von ihm gesaget
werden: Sie haben den HErrn der Herr-
lichkeit geereutziget.
1 Cor. 2, 8. Denn ob-
gleich beyde Benennungen Christo eigentlich
nach der göttlichen Natur zukommen, so werden
sie doch von der gantzen Person Christi, und also
auch von der menschlichen Natur gesaget, da sie
durch die Vereinigung mit der göttlichen zu sol-
cher Würde erhaben worden. Daher auch Pe-
trus von der gantzen Person Christi im Stande
der Erniedrigung sagte: Du bist Christus der
Sohn des lebendigen GOttes.
Matth. 16,
16. Und also war Marien Sohn auch GOttes
Sohn und der Jehova. Die Offenbarung aber
dieser Herrlichkeit ist geschehen im Stande der
Erhöhung. Darauf unser Heyland sahe, wenn
er Joh. 17, 5. sprach: Verkläre mich Vater
mit der Klarheit, die ich bey dir hatte,
ehe die Welt war.
Und wie hoch unser Hey-
land dadurch über die Engel erhaben worden,
zeiget Paulus unter andern auch damit an, wenn
er Eph. 1, 20. 21. spricht: Er hat ihn gesetzet
zu seiner Rechten im Himmel, über alle
Fürstenthum, Gewalt, Macht, Herrschaft,
und alles, was genannt mag werden,
nicht allein in dieser, sondern auch in der
zukünftigen Welt, und hat alle Dinge un-
ter seine Füsse gethan, und hat ihn gese-
tzet zum Haupt der Gemeine über alles.

u. f. Von dieser völligen Offenbarung sind
auch zu verstehen die Worte Petri Apost. Gesch.
2, 36. So wisse nun das gantze Haus Jsra-
el, daß GOtt diesen JEsum, den ihr ge-
creutziget habt, zum HErrn und Christ
gemachet habe.

5. Mit dem Worte kekleronomeken, er
hat ererbet,
siehet der Apostel wieder zurück
auf v. 2. da er saget: welchen er hat gesetzet
zum Erben über alles;
und dabey auf die
Oerter der Psalmen Davids: Ps. 2, 8. da der
Vater zum Sohne saget: Heische von mir, so
will ich dir die Heyden zum Erbe geben,
und der Welt Ende zum Eigenthum.
Und
Ps. 16, 5. 6. spricht der Meßias: Der HERR
ist mein Gut und mein Theil; du erhäl-
test mein Erbtheil. Das Loos ist mir ge-
fallen aufs liebliche, mir ist ein schön
Erbtheil worden.
Daß aber Paulus für das
Wort überkommen das Wort ererben ge-
brauchet hat, kömmt, wie auch v. 2. schon an-
gezeiget ist, daher, weil er damit auf die Eigen-
schaft eines Sohnes siehet, welche ist ererben.
Denn da Christus nach der göttlichen Natur al-
les von Ewigkeit her hat und behält, und er nach
der menschlichen alles empfangen hat, so hat er
mit dem Namen des Sohnes GOttes auch die
Herrlichkeit GOttes als ein Erbe überkommen:

und
Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 1. v. 4.
[Spaltenumbruch]
V. 4.

So viel beſſer (vortrefflicher und hoͤher)
worden (auch der menſchlichen Natur nach)
denn die Engel, ſo gar viel einen hoͤhern
Namen,
(und mit dem Namen goͤttliche Herr-
lichkeit,) er vor ihnen ererbet hat, (daß er
nemlich der Sohn GOttes iſt.)

Anmerckungen.

1. Daß von Chriſto die Rede ſey in Anſe-
hung ſeiner menſchlichen Natur, ſiehet man
theils daraus, daß er nach derſelben zur Rech-
ten GOttes auf ſeine Erniedrigung erhaben
worden: welche Erhoͤhung mit dieſen Worten
erlaͤutert und angezeiget wird, zu welcher goͤtt-
lichen Majeſtaͤt dem voͤlligen Gebrauche nach
auch die menſchliche Natur erhoͤhet ſey: theils
erkennet man es auch daraus, weil, daß er der
ſchon vorhin erwieſenen goͤttlichen Natur nach
vortrefflicher ſey, als die Engel, keines Erwei-
ſes gebrauchte.

2. Was nun unſer Heyland nach der
menſchlichen Natur uͤberkommen hat, iſt ein hoͤ-
herer Name, als den Engeln zukoͤmmt. Die-
ſer Name iſt ohne Zweifel der Name des Sohnes
GOttes,
wie aus dem folgenden Contexte zu
erſehen iſt, da es heißt: Denn zu welchem
Engel hat er iemals geſaget: Du biſt mein
Sohn,
u. ſ. w.

3. Es wird aber mit dem Namen ſonder-
lich auf die damit verknuͤpfte wuͤrckliche goͤttli-
che Majeſtaͤt und Herrlichkeit
geſehen. Von
welchem Namen und der Herrlichkeit Chriſti es
Phil. 2, 9. 10. 11. heißt: GOTT hat ihn er-
hoͤhet, und hat ihm einen Namen gege-
ben, der uͤber alle Namen iſt, daß in
dem Namen JESU ſich beugen ſollen
alle der Knie, die im Himmel und auf
Erden und unter der Erden ſind, und al-
le Zungen bekennen ſollen, daß JEſus
Chriſtus der HErr ſey zur Ehre GOttes
des Vaters.
Aus welchen Worten wir ſe-
hen, daß es bey dem Namen eigentlich auf die
damit bezeichnete Sache ankomme. Und weil
denn dieſe Sache, oder die goͤttliche Majeſtaͤt
und Herrlichkeit, auch noch mit mehrern Na-
men angezeiget wird, ſonderlich mit dem Na-
men HERR, oder Jehova, ſo der weſent-
liche Name GOttes iſt, ſo wird auch dieſes Na-
mens alhier gedacht. Jn der Offenb. c. 19, 13.
16. heißt ſein Name das Wort GOttes, wie
auch ein Koͤnig aller Koͤnige, und ein
HErr aller Herren.

4. Nun fraget ſich, wenn denn unſer Hey-
land einen ſolchen vortreflichen Namen und mit
demſelben ſo groſſe goͤttliche Majeſtaͤt nach der
menſchlichen Natur uͤberkommen habe? Hiebey
haben wir die erſte Mittheilung von der voͤl-
ligen Offenbarung
wohl zu unterſcheiden. Die
erſte Mittheilung iſt geſchehen ſofort bey der
Menſchwerdung und Vereinigung beyder Na-
turen in Chriſto: da die menſchliche alſo geſalbet
worden, daß in ihr die gantze Fuͤlle der Gottheit
[Spaltenumbruch] gewohnet hat. Col. 1, 9. c. 2, 19. Und vermoͤge
der geſchehenen Vereinigung beyder Naturen in
der einigen Perſon Chriſti hieſſe es von Chriſto
Luc. 1, 31. 32. Du wirſt ſchwanger werden im
Leibe und einen Sohn gebaͤren, deß Na-
men ſolt du JEſus heiſſen: der wird groß
und ein Sohn des Hoͤchſten genennet wer-
den.
Und daher konte auch von ihm geſaget
werden: Sie haben den HErrn der Herr-
lichkeit geereutziget.
1 Cor. 2, 8. Denn ob-
gleich beyde Benennungen Chriſto eigentlich
nach der goͤttlichen Natur zukommen, ſo werden
ſie doch von der gantzen Perſon Chriſti, und alſo
auch von der menſchlichen Natur geſaget, da ſie
durch die Vereinigung mit der goͤttlichen zu ſol-
cher Wuͤrde erhaben worden. Daher auch Pe-
trus von der gantzen Perſon Chriſti im Stande
der Erniedrigung ſagte: Du biſt Chriſtus der
Sohn des lebendigen GOttes.
Matth. 16,
16. Und alſo war Marien Sohn auch GOttes
Sohn und der Jehova. Die Offenbarung aber
dieſer Herrlichkeit iſt geſchehen im Stande der
Erhoͤhung. Darauf unſer Heyland ſahe, wenn
er Joh. 17, 5. ſprach: Verklaͤre mich Vater
mit der Klarheit, die ich bey dir hatte,
ehe die Welt war.
Und wie hoch unſer Hey-
land dadurch uͤber die Engel erhaben worden,
zeiget Paulus unter andern auch damit an, wenn
er Eph. 1, 20. 21. ſpricht: Er hat ihn geſetzet
zu ſeiner Rechten im Himmel, uͤber alle
Fuͤrſtenthum, Gewalt, Macht, Herrſchaft,
und alles, was genannt mag werden,
nicht allein in dieſer, ſondern auch in der
zukuͤnftigen Welt, und hat alle Dinge un-
ter ſeine Fuͤſſe gethan, und hat ihn geſe-
tzet zum Haupt der Gemeine uͤber alles.

u. f. Von dieſer voͤlligen Offenbarung ſind
auch zu verſtehen die Worte Petri Apoſt. Geſch.
2, 36. So wiſſe nun das gantze Haus Jſra-
el, daß GOtt dieſen JEſum, den ihr ge-
creutziget habt, zum HErrn und Chriſt
gemachet habe.

5. Mit dem Worte κεκληρονόμηκεν, er
hat ererbet,
ſiehet der Apoſtel wieder zuruͤck
auf v. 2. da er ſaget: welchen er hat geſetzet
zum Erben uͤber alles;
und dabey auf die
Oerter der Pſalmen Davids: Pſ. 2, 8. da der
Vater zum Sohne ſaget: Heiſche von mir, ſo
will ich dir die Heyden zum Erbe geben,
und der Welt Ende zum Eigenthum.
Und
Pſ. 16, 5. 6. ſpricht der Meßias: Der HERR
iſt mein Gut und mein Theil; du erhaͤl-
teſt mein Erbtheil. Das Loos iſt mir ge-
fallen aufs liebliche, mir iſt ein ſchoͤn
Erbtheil worden.
Daß aber Paulus fuͤr das
Wort uͤberkommen das Wort ererben ge-
brauchet hat, koͤmmt, wie auch v. 2. ſchon an-
gezeiget iſt, daher, weil er damit auf die Eigen-
ſchaft eines Sohnes ſiehet, welche iſt ererben.
Denn da Chriſtus nach der goͤttlichen Natur al-
les von Ewigkeit her hat und behaͤlt, und er nach
der menſchlichen alles empfangen hat, ſo hat er
mit dem Namen des Sohnes GOttes auch die
Herrlichkeit GOttes als ein Erbe uͤberkommen:

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0250" n="248"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Erkla&#x0364;rung des Briefes Pauli Cap. 1. v. 4.</hi> </fw><lb/>
              <cb/>
            </div>
          </div>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">V. 4.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">So viel be&#x017F;&#x017F;er</hi> (vortrefflicher und ho&#x0364;her)<lb/><hi rendition="#fr">worden</hi> (auch der men&#x017F;chlichen Natur nach)<lb/><hi rendition="#fr">denn die Engel, &#x017F;o gar viel einen ho&#x0364;hern<lb/>
Namen,</hi> (und mit dem Namen go&#x0364;ttliche Herr-<lb/>
lichkeit,) <hi rendition="#fr">er vor ihnen ererbet hat,</hi> (daß er<lb/>
nemlich der Sohn GOttes i&#x017F;t.)</p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/>
              <p>1. Daß von Chri&#x017F;to die Rede &#x017F;ey in An&#x017F;e-<lb/>
hung &#x017F;einer <hi rendition="#fr">men&#x017F;chlichen Natur,</hi> &#x017F;iehet man<lb/>
theils daraus, daß er nach der&#x017F;elben zur Rech-<lb/>
ten GOttes auf &#x017F;eine Erniedrigung erhaben<lb/>
worden: welche Erho&#x0364;hung mit die&#x017F;en Worten<lb/>
erla&#x0364;utert und angezeiget wird, zu welcher go&#x0364;tt-<lb/>
lichen Maje&#x017F;ta&#x0364;t dem vo&#x0364;lligen Gebrauche nach<lb/>
auch die men&#x017F;chliche Natur erho&#x0364;het &#x017F;ey: theils<lb/>
erkennet man es auch daraus, weil, daß er der<lb/>
&#x017F;chon vorhin erwie&#x017F;enen go&#x0364;ttlichen Natur nach<lb/>
vortrefflicher &#x017F;ey, als die Engel, keines Erwei-<lb/>
&#x017F;es gebrauchte.</p><lb/>
              <p>2. Was nun un&#x017F;er Heyland nach der<lb/>
men&#x017F;chlichen Natur u&#x0364;berkommen hat, i&#x017F;t ein ho&#x0364;-<lb/>
herer Name, als den Engeln zuko&#x0364;mmt. Die-<lb/>
&#x017F;er Name i&#x017F;t ohne Zweifel der Name des <hi rendition="#fr">Sohnes<lb/>
GOttes,</hi> wie aus dem folgenden Contexte zu<lb/>
er&#x017F;ehen i&#x017F;t, da es heißt: <hi rendition="#fr">Denn zu welchem<lb/>
Engel hat er iemals ge&#x017F;aget: Du bi&#x017F;t mein<lb/>
Sohn,</hi> u. &#x017F;. w.</p><lb/>
              <p>3. Es wird aber mit dem <hi rendition="#fr">Namen</hi> &#x017F;onder-<lb/>
lich auf die damit verknu&#x0364;pfte wu&#x0364;rckliche <hi rendition="#fr">go&#x0364;ttli-<lb/>
che Maje&#x017F;ta&#x0364;t und Herrlichkeit</hi> ge&#x017F;ehen. Von<lb/>
welchem Namen und der Herrlichkeit Chri&#x017F;ti es<lb/>
Phil. 2, 9. 10. 11. heißt: <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">GOTT</hi> hat ihn er-<lb/>
ho&#x0364;het, und hat ihm einen Namen gege-<lb/>
ben, der u&#x0364;ber alle Namen i&#x017F;t, daß in<lb/>
dem Namen <hi rendition="#g">JESU</hi> &#x017F;ich beugen &#x017F;ollen<lb/>
alle der Knie, die im Himmel und auf<lb/>
Erden und unter der Erden &#x017F;ind, und al-<lb/>
le Zungen bekennen &#x017F;ollen, daß JE&#x017F;us<lb/>
Chri&#x017F;tus der HErr &#x017F;ey zur Ehre GOttes<lb/>
des Vaters.</hi> Aus welchen Worten wir &#x017F;e-<lb/>
hen, daß es bey dem <hi rendition="#fr">Namen</hi> eigentlich auf die<lb/>
damit bezeichnete <hi rendition="#fr">Sache</hi> ankomme. Und weil<lb/>
denn die&#x017F;e Sache, oder die go&#x0364;ttliche Maje&#x017F;ta&#x0364;t<lb/>
und Herrlichkeit, auch noch mit mehrern Na-<lb/>
men angezeiget wird, &#x017F;onderlich mit dem Na-<lb/>
men <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">HERR,</hi></hi> oder <hi rendition="#fr">Jehova,</hi> &#x017F;o der we&#x017F;ent-<lb/>
liche Name GOttes i&#x017F;t, &#x017F;o wird auch die&#x017F;es Na-<lb/>
mens alhier gedacht. Jn der Offenb. c. 19, 13.<lb/>
16. heißt &#x017F;ein Name <hi rendition="#fr">das Wort GOttes, wie<lb/>
auch ein Ko&#x0364;nig aller Ko&#x0364;nige, und ein<lb/>
HErr aller Herren.</hi></p><lb/>
              <p>4. Nun fraget &#x017F;ich, wenn denn un&#x017F;er Hey-<lb/>
land einen &#x017F;olchen vortreflichen Namen und mit<lb/>
dem&#x017F;elben &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;e go&#x0364;ttliche Maje&#x017F;ta&#x0364;t nach der<lb/>
men&#x017F;chlichen Natur u&#x0364;berkommen habe? Hiebey<lb/>
haben wir die <hi rendition="#fr">er&#x017F;te Mittheilung</hi> von der <hi rendition="#fr">vo&#x0364;l-<lb/>
ligen Offenbarung</hi> wohl zu unter&#x017F;cheiden. Die<lb/>
er&#x017F;te Mittheilung i&#x017F;t ge&#x017F;chehen &#x017F;ofort bey der<lb/>
Men&#x017F;chwerdung und Vereinigung beyder Na-<lb/>
turen in Chri&#x017F;to: da die men&#x017F;chliche al&#x017F;o ge&#x017F;albet<lb/>
worden, daß in ihr die gantze Fu&#x0364;lle der Gottheit<lb/><cb/>
gewohnet hat. Col. 1, 9. c. 2, 19. Und vermo&#x0364;ge<lb/>
der ge&#x017F;chehenen Vereinigung beyder Naturen in<lb/>
der einigen Per&#x017F;on Chri&#x017F;ti hie&#x017F;&#x017F;e es von Chri&#x017F;to<lb/>
Luc. 1, 31. 32. <hi rendition="#fr">Du wir&#x017F;t &#x017F;chwanger werden im<lb/>
Leibe und einen Sohn geba&#x0364;ren, deß Na-<lb/>
men &#x017F;olt du JE&#x017F;us hei&#x017F;&#x017F;en: der wird groß<lb/>
und ein Sohn des Ho&#x0364;ch&#x017F;ten genennet wer-<lb/>
den.</hi> Und daher konte auch von ihm ge&#x017F;aget<lb/>
werden: <hi rendition="#fr">Sie haben den HErrn der Herr-<lb/>
lichkeit geereutziget.</hi> 1 Cor. 2, 8. Denn ob-<lb/>
gleich beyde Benennungen Chri&#x017F;to eigentlich<lb/>
nach der go&#x0364;ttlichen Natur zukommen, &#x017F;o werden<lb/>
&#x017F;ie doch von der gantzen Per&#x017F;on Chri&#x017F;ti, und al&#x017F;o<lb/>
auch von der men&#x017F;chlichen Natur ge&#x017F;aget, da &#x017F;ie<lb/>
durch die Vereinigung mit der go&#x0364;ttlichen zu &#x017F;ol-<lb/>
cher Wu&#x0364;rde erhaben worden. Daher auch Pe-<lb/>
trus von der gantzen Per&#x017F;on Chri&#x017F;ti im Stande<lb/>
der Erniedrigung &#x017F;agte: <hi rendition="#fr">Du bi&#x017F;t Chri&#x017F;tus der<lb/>
Sohn des lebendigen GOttes.</hi> Matth. 16,<lb/>
16. Und al&#x017F;o war Marien Sohn auch GOttes<lb/>
Sohn und der Jehova. Die <hi rendition="#fr">Offenbarung</hi> aber<lb/>
die&#x017F;er Herrlichkeit i&#x017F;t ge&#x017F;chehen im Stande der<lb/>
Erho&#x0364;hung. Darauf un&#x017F;er Heyland &#x017F;ahe, wenn<lb/>
er Joh. 17, 5. &#x017F;prach: <hi rendition="#fr">Verkla&#x0364;re mich Vater<lb/>
mit der Klarheit, die ich bey dir hatte,<lb/>
ehe die Welt war.</hi> Und wie hoch un&#x017F;er Hey-<lb/>
land dadurch u&#x0364;ber die Engel erhaben worden,<lb/>
zeiget Paulus unter andern auch damit an, wenn<lb/>
er Eph. 1, 20. 21. &#x017F;pricht: <hi rendition="#fr">Er hat ihn ge&#x017F;etzet<lb/>
zu &#x017F;einer Rechten im Himmel, u&#x0364;ber alle<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;tenthum, Gewalt, Macht, Herr&#x017F;chaft,<lb/>
und alles, was genannt mag werden,<lb/>
nicht allein in die&#x017F;er, &#x017F;ondern auch in der<lb/>
zuku&#x0364;nftigen Welt, und hat alle Dinge un-<lb/>
ter &#x017F;eine Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e gethan, und hat ihn ge&#x017F;e-<lb/>
tzet zum Haupt der Gemeine u&#x0364;ber alles.</hi><lb/>
u. f. Von die&#x017F;er vo&#x0364;lligen Offenbarung &#x017F;ind<lb/>
auch zu ver&#x017F;tehen die Worte Petri Apo&#x017F;t. Ge&#x017F;ch.<lb/>
2, 36. <hi rendition="#fr">So wi&#x017F;&#x017F;e nun das gantze Haus J&#x017F;ra-<lb/>
el, daß GOtt die&#x017F;en JE&#x017F;um, den ihr ge-<lb/>
creutziget habt, zum HErrn und Chri&#x017F;t<lb/>
gemachet habe.</hi></p><lb/>
              <p>5. Mit dem Worte &#x03BA;&#x03B5;&#x03BA;&#x03BB;&#x03B7;&#x03C1;&#x03BF;&#x03BD;&#x03CC;&#x03BC;&#x03B7;&#x03BA;&#x03B5;&#x03BD;, <hi rendition="#fr">er<lb/>
hat ererbet,</hi> &#x017F;iehet der Apo&#x017F;tel wieder zuru&#x0364;ck<lb/>
auf v. 2. da er &#x017F;aget: <hi rendition="#fr">welchen er hat ge&#x017F;etzet<lb/>
zum Erben u&#x0364;ber alles;</hi> und dabey auf die<lb/>
Oerter der P&#x017F;almen Davids: P&#x017F;. 2, 8. da der<lb/>
Vater zum Sohne &#x017F;aget: <hi rendition="#fr">Hei&#x017F;che von mir, &#x017F;o<lb/>
will ich dir die Heyden zum Erbe geben,<lb/>
und der Welt Ende zum Eigenthum.</hi> Und<lb/>
P&#x017F;. 16, 5. 6. &#x017F;pricht der Meßias: <hi rendition="#fr">Der HERR<lb/>
i&#x017F;t mein Gut und mein Theil; du erha&#x0364;l-<lb/>
te&#x017F;t mein Erbtheil. Das Loos i&#x017F;t mir ge-<lb/>
fallen aufs liebliche, mir i&#x017F;t ein &#x017F;cho&#x0364;n<lb/>
Erbtheil worden.</hi> Daß aber Paulus fu&#x0364;r das<lb/>
Wort <hi rendition="#fr">u&#x0364;berkommen</hi> das Wort <hi rendition="#fr">ererben</hi> ge-<lb/>
brauchet hat, ko&#x0364;mmt, wie auch v. 2. &#x017F;chon an-<lb/>
gezeiget i&#x017F;t, daher, weil er damit auf die Eigen-<lb/>
&#x017F;chaft eines <hi rendition="#fr">Sohnes</hi> &#x017F;iehet, welche i&#x017F;t <hi rendition="#fr">ererben.</hi><lb/>
Denn da Chri&#x017F;tus nach der go&#x0364;ttlichen Natur al-<lb/>
les von Ewigkeit her hat und beha&#x0364;lt, und er nach<lb/>
der men&#x017F;chlichen alles empfangen hat, &#x017F;o hat er<lb/>
mit dem Namen des Sohnes GOttes auch die<lb/>
Herrlichkeit GOttes als ein Erbe u&#x0364;berkommen:<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[248/0250] Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 1. v. 4. V. 4. So viel beſſer (vortrefflicher und hoͤher) worden (auch der menſchlichen Natur nach) denn die Engel, ſo gar viel einen hoͤhern Namen, (und mit dem Namen goͤttliche Herr- lichkeit,) er vor ihnen ererbet hat, (daß er nemlich der Sohn GOttes iſt.) Anmerckungen. 1. Daß von Chriſto die Rede ſey in Anſe- hung ſeiner menſchlichen Natur, ſiehet man theils daraus, daß er nach derſelben zur Rech- ten GOttes auf ſeine Erniedrigung erhaben worden: welche Erhoͤhung mit dieſen Worten erlaͤutert und angezeiget wird, zu welcher goͤtt- lichen Majeſtaͤt dem voͤlligen Gebrauche nach auch die menſchliche Natur erhoͤhet ſey: theils erkennet man es auch daraus, weil, daß er der ſchon vorhin erwieſenen goͤttlichen Natur nach vortrefflicher ſey, als die Engel, keines Erwei- ſes gebrauchte. 2. Was nun unſer Heyland nach der menſchlichen Natur uͤberkommen hat, iſt ein hoͤ- herer Name, als den Engeln zukoͤmmt. Die- ſer Name iſt ohne Zweifel der Name des Sohnes GOttes, wie aus dem folgenden Contexte zu erſehen iſt, da es heißt: Denn zu welchem Engel hat er iemals geſaget: Du biſt mein Sohn, u. ſ. w. 3. Es wird aber mit dem Namen ſonder- lich auf die damit verknuͤpfte wuͤrckliche goͤttli- che Majeſtaͤt und Herrlichkeit geſehen. Von welchem Namen und der Herrlichkeit Chriſti es Phil. 2, 9. 10. 11. heißt: GOTT hat ihn er- hoͤhet, und hat ihm einen Namen gege- ben, der uͤber alle Namen iſt, daß in dem Namen JESU ſich beugen ſollen alle der Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erden ſind, und al- le Zungen bekennen ſollen, daß JEſus Chriſtus der HErr ſey zur Ehre GOttes des Vaters. Aus welchen Worten wir ſe- hen, daß es bey dem Namen eigentlich auf die damit bezeichnete Sache ankomme. Und weil denn dieſe Sache, oder die goͤttliche Majeſtaͤt und Herrlichkeit, auch noch mit mehrern Na- men angezeiget wird, ſonderlich mit dem Na- men HERR, oder Jehova, ſo der weſent- liche Name GOttes iſt, ſo wird auch dieſes Na- mens alhier gedacht. Jn der Offenb. c. 19, 13. 16. heißt ſein Name das Wort GOttes, wie auch ein Koͤnig aller Koͤnige, und ein HErr aller Herren. 4. Nun fraget ſich, wenn denn unſer Hey- land einen ſolchen vortreflichen Namen und mit demſelben ſo groſſe goͤttliche Majeſtaͤt nach der menſchlichen Natur uͤberkommen habe? Hiebey haben wir die erſte Mittheilung von der voͤl- ligen Offenbarung wohl zu unterſcheiden. Die erſte Mittheilung iſt geſchehen ſofort bey der Menſchwerdung und Vereinigung beyder Na- turen in Chriſto: da die menſchliche alſo geſalbet worden, daß in ihr die gantze Fuͤlle der Gottheit gewohnet hat. Col. 1, 9. c. 2, 19. Und vermoͤge der geſchehenen Vereinigung beyder Naturen in der einigen Perſon Chriſti hieſſe es von Chriſto Luc. 1, 31. 32. Du wirſt ſchwanger werden im Leibe und einen Sohn gebaͤren, deß Na- men ſolt du JEſus heiſſen: der wird groß und ein Sohn des Hoͤchſten genennet wer- den. Und daher konte auch von ihm geſaget werden: Sie haben den HErrn der Herr- lichkeit geereutziget. 1 Cor. 2, 8. Denn ob- gleich beyde Benennungen Chriſto eigentlich nach der goͤttlichen Natur zukommen, ſo werden ſie doch von der gantzen Perſon Chriſti, und alſo auch von der menſchlichen Natur geſaget, da ſie durch die Vereinigung mit der goͤttlichen zu ſol- cher Wuͤrde erhaben worden. Daher auch Pe- trus von der gantzen Perſon Chriſti im Stande der Erniedrigung ſagte: Du biſt Chriſtus der Sohn des lebendigen GOttes. Matth. 16, 16. Und alſo war Marien Sohn auch GOttes Sohn und der Jehova. Die Offenbarung aber dieſer Herrlichkeit iſt geſchehen im Stande der Erhoͤhung. Darauf unſer Heyland ſahe, wenn er Joh. 17, 5. ſprach: Verklaͤre mich Vater mit der Klarheit, die ich bey dir hatte, ehe die Welt war. Und wie hoch unſer Hey- land dadurch uͤber die Engel erhaben worden, zeiget Paulus unter andern auch damit an, wenn er Eph. 1, 20. 21. ſpricht: Er hat ihn geſetzet zu ſeiner Rechten im Himmel, uͤber alle Fuͤrſtenthum, Gewalt, Macht, Herrſchaft, und alles, was genannt mag werden, nicht allein in dieſer, ſondern auch in der zukuͤnftigen Welt, und hat alle Dinge un- ter ſeine Fuͤſſe gethan, und hat ihn geſe- tzet zum Haupt der Gemeine uͤber alles. u. f. Von dieſer voͤlligen Offenbarung ſind auch zu verſtehen die Worte Petri Apoſt. Geſch. 2, 36. So wiſſe nun das gantze Haus Jſra- el, daß GOtt dieſen JEſum, den ihr ge- creutziget habt, zum HErrn und Chriſt gemachet habe. 5. Mit dem Worte κεκληρονόμηκεν, er hat ererbet, ſiehet der Apoſtel wieder zuruͤck auf v. 2. da er ſaget: welchen er hat geſetzet zum Erben uͤber alles; und dabey auf die Oerter der Pſalmen Davids: Pſ. 2, 8. da der Vater zum Sohne ſaget: Heiſche von mir, ſo will ich dir die Heyden zum Erbe geben, und der Welt Ende zum Eigenthum. Und Pſ. 16, 5. 6. ſpricht der Meßias: Der HERR iſt mein Gut und mein Theil; du erhaͤl- teſt mein Erbtheil. Das Loos iſt mir ge- fallen aufs liebliche, mir iſt ein ſchoͤn Erbtheil worden. Daß aber Paulus fuͤr das Wort uͤberkommen das Wort ererben ge- brauchet hat, koͤmmt, wie auch v. 2. ſchon an- gezeiget iſt, daher, weil er damit auf die Eigen- ſchaft eines Sohnes ſiehet, welche iſt ererben. Denn da Chriſtus nach der goͤttlichen Natur al- les von Ewigkeit her hat und behaͤlt, und er nach der menſchlichen alles empfangen hat, ſo hat er mit dem Namen des Sohnes GOttes auch die Herrlichkeit GOttes als ein Erbe uͤberkommen: und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/250
Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/250>, abgerufen am 23.11.2024.