Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.C. 1. v. 1. 2. an dle Hebräer. [Spaltenumbruch]
nen war nur bloß nach der geistlichen Vereini-gunge: so war er in dem Sohne, wie der Sohn in ihm, wegen der Einigkeit des Wesens, gantz wesentlich: daher der Sohn mit Recht sagte Joh. 10, 30. Jch und der Vater sind eins. Und v. 38. Glaubet doch den Wercken, wollt ihr mir nicht glauben, auf daß ihr erken- net und glaubet, daß der Vater in mir ist, und ich im Vater. Und Joh. 14, 9. 10. 11. Wer mich siehet, der siehet den Vater- glaubet mir, daß ich im Vater, und der Vater in mir ist. Und also ist der Sohn GOttes, ob er gleich nach der menschlichen Na- tur, und nach dem bis ins vierte Jahr geführten prophetischen Amte, darauf alhier gesehen wird, ein sichtbarer Botschafter, und der grosse Pro- phet GOttes gewesen 5 B. Mos. 18, 15. 18. Joh. 1, 45. c. 6, 14. dennoch auch seiner gantzen Per- son, und darinnen sonderlich der göttlichen Na- tur nach, auch als der Haupt-Urheber aller Re- de, und aller Offenbarung des Raths GOttes von unserer Seligkeit anzusehen. Und demnach war er wie das wesentliche Wort GOttes Joh. 1, 1. also auch der rechte [fremdsprachliches Material] Worthalter GOttes Jes. 52, 6. den wir hören sollen 5 B. Mos. 18, 15. 18. und zwar in den Schriften der Evangelisten und Apostel; als darinn er noch itzo zu uns redet mit Nachdruck Matth. 7, 29. 11. Hat nun GOJT im alten Testamente 12. Jm übrigen ist alhier wohl zu mercken, V. 2. Welchen (Sohn der menschlichen Natur Anmerckungen. 1. Zum Erben setzen heisset alhier so viel, 2. Einen Erben aber nennet der Apostel 3. Dasjenige, worüber Christus zum Er- Worte H h
C. 1. v. 1. 2. an dle Hebraͤer. [Spaltenumbruch]
nen war nur bloß nach der geiſtlichen Vereini-gunge: ſo war er in dem Sohne, wie der Sohn in ihm, wegen der Einigkeit des Weſens, gantz weſentlich: daher der Sohn mit Recht ſagte Joh. 10, 30. Jch und der Vater ſind eins. Und v. 38. Glaubet doch den Wercken, wollt ihr mir nicht glauben, auf daß ihr erken- net und glaubet, daß der Vater in mir iſt, und ich im Vater. Und Joh. 14, 9. 10. 11. Wer mich ſiehet, der ſiehet den Vater- glaubet mir, daß ich im Vater, und der Vater in mir iſt. Und alſo iſt der Sohn GOttes, ob er gleich nach der menſchlichen Na- tur, und nach dem bis ins vierte Jahr gefuͤhrten prophetiſchen Amte, darauf alhier geſehen wird, ein ſichtbarer Botſchafter, und der groſſe Pro- phet GOttes geweſen 5 B. Moſ. 18, 15. 18. Joh. 1, 45. c. 6, 14. dennoch auch ſeiner gantzen Per- ſon, und darinnen ſonderlich der goͤttlichen Na- tur nach, auch als der Haupt-Urheber aller Re- de, und aller Offenbarung des Raths GOttes von unſerer Seligkeit anzuſehen. Und demnach war er wie das weſentliche Wort GOttes Joh. 1, 1. alſo auch der rechte [fremdsprachliches Material] Worthalter GOttes Jeſ. 52, 6. den wir hoͤren ſollen 5 B. Moſ. 18, 15. 18. und zwar in den Schriften der Evangeliſten und Apoſtel; als darinn er noch itzo zu uns redet mit Nachdruck Matth. 7, 29. 11. Hat nun GOJT im alten Teſtamente 12. Jm uͤbrigen iſt alhier wohl zu mercken, V. 2. Welchen (Sohn der menſchlichen Natur Anmerckungen. 1. Zum Erben ſetzen heiſſet alhier ſo viel, 2. Einen Erben aber nennet der Apoſtel 3. Dasjenige, woruͤber Chriſtus zum Er- Worte H h
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C. 1. v. 1. 2. an dle Hebraͤer.
nen war nur bloß nach der geiſtlichen Vereini-
gunge: ſo war er in dem Sohne, wie der Sohn
in ihm, wegen der Einigkeit des Weſens, gantz
weſentlich: daher der Sohn mit Recht ſagte
Joh. 10, 30. Jch und der Vater ſind eins.
Und v. 38. Glaubet doch den Wercken, wollt
ihr mir nicht glauben, auf daß ihr erken-
net und glaubet, daß der Vater in mir iſt,
und ich im Vater. Und Joh. 14, 9. 10. 11.
Wer mich ſiehet, der ſiehet den Vater-
glaubet mir, daß ich im Vater, und der
Vater in mir iſt. Und alſo iſt der Sohn
GOttes, ob er gleich nach der menſchlichen Na-
tur, und nach dem bis ins vierte Jahr gefuͤhrten
prophetiſchen Amte, darauf alhier geſehen wird,
ein ſichtbarer Botſchafter, und der groſſe Pro-
phet GOttes geweſen 5 B. Moſ. 18, 15. 18. Joh.
1, 45. c. 6, 14. dennoch auch ſeiner gantzen Per-
ſon, und darinnen ſonderlich der goͤttlichen Na-
tur nach, auch als der Haupt-Urheber aller Re-
de, und aller Offenbarung des Raths GOttes
von unſerer Seligkeit anzuſehen. Und demnach
war er wie das weſentliche Wort GOttes Joh.
1, 1. alſo auch der rechte _ Worthalter
GOttes Jeſ. 52, 6. den wir hoͤren ſollen 5 B.
Moſ. 18, 15. 18. und zwar in den Schriften der
Evangeliſten und Apoſtel; als darinn er noch itzo
zu uns redet mit Nachdruck Matth. 7, 29.
11. Hat nun GOJT im alten Teſtamente
durch die Propheten geredet πολυμερῶς καὶ πο-
λυτροπως, alſo daß er den Rath ſeines Willens
nach und nach immer klaͤrer und auch auf man-
cherley Art geoffenbaret hat: ſo hat er hingegen
durch den Sohn, und in ihm, gedachten ſeinen
Willen zu einer Zeit und gleichſam auf einmal
und dazu aufs aller einfaͤltigſte, durch einen
muͤndlichen und deutlichen Vortrag in aller
Vollkommenheit alſo kund gemachet, daß wir
keiner mehrern Offenbarung benoͤthiget ſind.
Und was der Sohn GOttes ſelbſt in eigner Per-
ſon nicht gethan hat, nach Joh. 1, 18. das hat er
durch ſeine Apoſtel, durch welche er das ange-
fangene prophetiſche Amt fortgeſetzet hat, ver-
richtet, alſo daß dieſes ein Werck wie des Soh-
nes, alſo auch des Vaters iſt in dem Sohne.
12. Jm uͤbrigen iſt alhier wohl zu mercken,
daß damit, wenn alhier geſaget wird, GOtt ha-
be vor Zeiten durch die Propheten, in den letzten
Zeiten aber durch den Sohn geredet, nicht ge-
leugnet werde, daß GOtt auch im alten Te-
ſtamente durch den Sohn, oder vielmehr
der Sohn ſelbſt durch die Propheten geredet.
Denn da er mit dem Vater und dem Heiligen
Geiſte eines Weſens iſt, ſo iſt die Rede des
Vaters, auch die Rede des Sohnes und des
Heiligen Geiſtes geweſen: Wie denn die Pro-
pheten ſolche heilige Maͤnner waren, in welchen
der Geiſt des Vaters und des Sohnes war,
und die von dem Geiſte des Vaters und des
Sohnes die goͤttliche Eingebung gehabt ha-
ben 1 Pet. 1, 11. 2 Pet. 1, 21. Ja wenn man die
Buͤcher Moſis und der Propheten durchgehet,
und den darinnen redenden und ſich offenbaren-
den GOTT recht betrachtet, ſo findet man viel
haͤufiger die Perſon des Sohnes, als des Va-
ters: aber weil der Sohn zu der Zeit ſich noch
nicht offenbarete nach ſeinem eigentlichen pro-
phetiſchen Amte, als wozu die menſchliche Na-
tur erfodert wurde, ſondern am allermeiſten
nur nach ſeiner Perſon, als wahrer GOtt und
der kuͤnftige Meßias und noch kuͤnftige Prophet,
die Redens-Art aber, daß GOTT durch den
Sohn geredet, auf das prophetiſche Amt, und
dabey auf die angenommene menſchliche Natur,
gehet, ſo ſchicket ſie ſich nicht fuͤr den Sohn Got-
tes, daß GOTT im alten Teſtamente in ſol-
chem Verſtande durch ihn geredet habe, weil
nehmlich der Sohn vor der Menſchwerdung
ſelbſt als wahrer GOTT durch die Propheten
geredet hat.
V. 2.
Welchen (Sohn der menſchlichen Natur
nach) er geſetzet hat (durch die Erhoͤhung zu ſei-
ner Rechten) zum Erben (und HErrn) uͤber
alles (was des Vaters iſt, und auch der goͤttlichen
Natur nach ſchon ſein eigen war) durch wel-
chen (als eine von ihm unterſchiedene Perſon
des einigen goͤttlichen Weſens) er auch die
Welt (mit allem dem, was darinnen iſt) ge-
machet hat.
Anmerckungen.
1. Zum Erben ſetzen heiſſet alhier ſo viel,
als zum Eigenthums-Herrn machen, und das
Recht zur Beſitzung und zur Herrſchaft geben:
Wie es denn der Erben Eigenſchaft iſt, durch die
Erbſchaft dazu zu gelangen. Und alſo gehet die-
ſe Setzung in die Erbſchaft eigentlich auf die
Einfuͤhrung in die majeſtaͤtiſche Verwaltung
des Koͤniglichen Amts Chriſti. Gleichwie er
nun die Koͤnigliche Dignitaͤt nach ſeiner goͤttli-
chen Natur allezeit gehabt hat; ſo hat er ſie em-
pfangen nach der menſchlichen: und zwar, nach
dem ſie ihm ſchon von Ewigkeit her durch den
Rath des Friedens zugedacht geweſen, ihm auch
in der perſoͤnlichen Vereinigung beyder Natu-
ren ſchon beygeleget war, er ſie aber in dem
Stande der Erniedrigung gar verborgen gefuͤh-
ret hatte, ſo hat er gedachte Wuͤrde uͤberkommen
durch die Erhoͤhung und alle derſelben Stuffen,
ſonderlich die letzten, da ihn der Vater zur
Rechten ſeiner Majeſtaͤt geſetzet hat.
2. Einen Erben aber nennet der Apoſtel
unſern Heyland, in Anſehung deſſen, daß er ihn
vorher einen Sohn genennet hatte. Denn da
der Soͤhne ihr natuͤrliches Recht iſt, daß ſie
Erben ſind, und die menſchliche Natur, nach
welcher er iſt ein Sohn der Marien, oder des
Menſchen Sohn, durch die Vereinigung mit
der Goͤttlichen alle Rechte der goͤttlichen Na-
tur mit uͤberkommen hat, ſo gehoͤret dazu inſon-
derheit die hohe Wuͤrde der Kindſchaft GOt-
tes, wozu die menſchliche Natur erhaben wor-
den; und folglich auch die Erbſchaft alles deſ-
ſen, was dieſelbe von ſeiten der goͤttlichen Natur
mit ſich fuͤhret.
3. Dasjenige, woruͤber Chriſtus zum Er-
ben und HErrn geſetzet, wird bezeichnet mit dem
Worte
H h
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