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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Erklärung des ersten Briefes Pauli Cap. 3. v. 4-8.
[Spaltenumbruch] in seinem letztern Briefe an den Timotheum wie-
derholet hat, da er c. 4, 12. spricht: Alle, die
gottselig leben wollen in Christo JEsu,
müssen Verfolgung leiden.

V. 5.

Darum ichs auch nicht länger vertra-
gen
(euch wider mein so grosses Verlangen, da
ich selbst nicht zu euch kommen können, durch
Timotheum unbesuchet zu lassen) habe ich (Ti-
motheum v. 2.) ausgesandt, daß ich erführe
euren Glauben
(auf welchen es im Christen-
thum am meisten ankömmt: sintemal die Liebe
mit allen ihren Pflichten nebst der Beständig-
keit daraus fliesset:) damit nicht euch viel-
leicht versuchet hätte
(zum Abfall, oder doch
Kleinmüthigkeit) der Versucher (der Satan,
Matth. 4, 3. 1 Cor. 7, 5. 1 Cor. 11, 3.) und un-
sere Arbeit
(davon ihr wisset, wie sauer ich es mir
bey euch Tag und Nacht habe werden lassen c. 1,
19.) vergeblich würde (auf eurer Seiten: wie
leichtlich geschehen kan. Siehe auch Gal. 2, 8.
Phil. 2, 16.)

Anmerckungen.

1. Daß ein Wiedergebohrner aus dem
Stande der Gnaden wieder verfallen könne,
das siehet man klärlich daraus, daß der Apostel
in allen seinen Briefen solchen-Rückfall sorgfäl-
tig zu verhüten suchet. Und nicht weniger erhel-
let daraus, daß es allerdinge möglich sey, daß
ein Christ vom Anfange seiner Bekehrung durch
sein gantzes Leben im Stande der Gnaden ohne
allen Rückfall verharre. Denn wenn dieses
nicht möglich wäre; warum solte denn der Apo-
stel den Zweck aller seiner Briefe darauf, als auf
eine unmögliche Sache, gerichtet haben? Ja
wir erkennen daraus, daß auch die allermeisten
in solchem Stande bestehen geblieben. Denn
wer wolte daran zweifeln, daß die Thessalonicher
nicht zum wenigsten größten theils Pauli Er-
mahnung wären nachgekommen, da er ihnen
ein so vielfaches herrliches Zeugniß von ihrem
rechtschafnen Wesen giebt? Es wird ja auch zu
der Beharrung im Guten nicht erfodert, daß
man ohne Schwachheits-Sünde sey, sondern
nur dieses, daß man die Sünde nicht wieder ü-
ber sich herrschen lasse: welches den Wiederge-
hohrnen leicht und eine Lust ist. 1. Joh. 5, 13. 14. 18.

2. Da auch das Christenthum seines
Ernstes wegen eine Arbeit ist; als darinn der
Mensch das Werck des Glaubens und die Ar-
beit in der Liebe,
und die Geduld in der Hoff-
nung
beweiset, c. 1, 3. so siehet ein Bekehrter,
ausser seinem Lehrer, auch selbst billig dahin, daß
er nicht wieder verlieren möge, was er einmal er-
arbeitet hat. Dahin gehet die Ermahnung Jo-
hannis Ep. 2, 8. Sehet euch vor, daß wir
nicht verlieren, was wir erarbeitet haben,
sondern vollen Lohn empfahen:
das heißt
denn die Gnade nicht vergeblich empfan-
gen.
1. Cor. 15, 10. Von dem Nutzen der bestän-
digen Arbeit spricht Paulus c. 15, 58. Meine
lieben Brüder, seyd veste, unbeweglich, neh-
met zu in dem Wercke des HErrn; sinte-
[Spaltenumbruch] mal ihr wisset, daß eure Arbeit nicht ver-
geblich ist in dem HErrn.

V. 6. 7.

Nun aber, so (da) Timotheus zu uns
von euch gekommen ist
(Ap. Gesch. 18, 5. und
hat uns verkündiget euren Glauben und
Liebe
(Gr. hat uns eine fröliche Botschaft ge-
bracht von eurem Glauben und eurer Liebe) und
daß ihr unser gedencket allezeit zum besten,
und verlanget uns zu sehen, wie denn auch
uns nach euch
(da es uns beyderseits um die
mit gleicher Redens-Art bezeichnete Gemein-
schaft der Gemüther, welche in der Gegenwart
besser zusammen fliessen, zu thun ist.) v. 7. Da
(dia tou~to, deswegen) sind wir, lieben Brüder
getröstet worden an euch, in allem unserm
Trübsal und Noth, durch euren Glau-
ben.

Anmerckungen.

1. Glaube und Liebe muß allezeit bey
einander seyn; wie denn auch eines von dem an-
dern gantz unzertrennlich ist. Denn gleichwie
der Glaube ohne die Liebe todt ist an sich selbst
Jac. 2, 17. also ist auch die Liebe ohne Glauben
nicht rechter Art, sondern nur eine Frucht der
blossen Natur.

2. Es ist billig, daß man dessen, welchen
GOTT zum Werckzeug der Bekehrung, oder
des beforderten geistlichen Wachsthums, bey
uns gebrauchet hat, oder auch dessen, der durch
unsern Dienst bekehret worden ist, öfters im be-
sten gedencket, und solches Andencken sonderlich
in der Fürbitte erweiset: gleichwie der Apostel
solches für die Thessalonicher, und diese für ihn
gethan haben.

3. Trost und Trübsal war bey
Paulo bey einander; wie es allemal bey einem
Christen ist, wo er sich anders die Trübsal nur
recht zu Nutze machet. Paulus hatte davon vie-
le Erfahrung. Darum er 2. Cor. 1, 5. schreibet:
Gleichwie wir des Leidens Christi viel ha-
ben, also werden wir auch reichlich getröstet
durch Christum.
Welches Christus denn oft
mittelbahrer weise thut durch Menschen, und
durch das Gute, welches wir an ihnen finden.

V. 8.

Denn nun sind wir lebendig (recht
wohlgemuht; stntemal die Freude in GOTT
wie ein rechter geistlicher Lebens-Balsam ist)
dieweil ihr stehet in dem HErrn (in der Ge-
meinschaft Christi euch so bevestiget erwiesen ha-
bet, daß wir eures Ruckfalls wegen nun ohne
Sorgen sind.)

Anmerckungen.

1. Es sind allerhand Abwechselungen im
Gemüthe eines Christen. Denn obgleich der
Stand der Gnaden veste bleibet, so findet das
Gemüth sich doch bald etwas gebeuget und nie-
dergeschlagen, bald mehr aufgerichtet und er-
wecket; nach dem es von dem, was ihm begeg-
net, afficiret wird. Wie es nach dem Kum-
mer durch gute Botschaften recht lebendig wer-

den

Erklaͤrung des erſten Briefes Pauli Cap. 3. v. 4-8.
[Spaltenumbruch] in ſeinem letztern Briefe an den Timotheum wie-
derholet hat, da er c. 4, 12. ſpricht: Alle, die
gottſelig leben wollen in Chriſto JEſu,
muͤſſen Verfolgung leiden.

V. 5.

Darum ichs auch nicht laͤnger vertra-
gen
(euch wider mein ſo groſſes Verlangen, da
ich ſelbſt nicht zu euch kommen koͤnnen, durch
Timotheum unbeſuchet zu laſſen) habe ich (Ti-
motheum v. 2.) ausgeſandt, daß ich erfuͤhre
euren Glauben
(auf welchen es im Chriſten-
thum am meiſten ankoͤmmt: ſintemal die Liebe
mit allen ihren Pflichten nebſt der Beſtaͤndig-
keit daraus flieſſet:) damit nicht euch viel-
leicht verſuchet haͤtte
(zum Abfall, oder doch
Kleinmuͤthigkeit) der Verſucher (der Satan,
Matth. 4, 3. 1 Cor. 7, 5. 1 Cor. 11, 3.) und un-
ſere Arbeit
(davon ihr wiſſet, wie ſauer ich es mir
bey euch Tag und Nacht habe werden laſſen c. 1,
19.) vergeblich wuͤrde (auf eurer Seiten: wie
leichtlich geſchehen kan. Siehe auch Gal. 2, 8.
Phil. 2, 16.)

Anmerckungen.

1. Daß ein Wiedergebohrner aus dem
Stande der Gnaden wieder verfallen koͤnne,
das ſiehet man klaͤrlich daraus, daß der Apoſtel
in allen ſeinen Briefen ſolchen-Ruͤckfall ſorgfaͤl-
tig zu verhuͤten ſuchet. Und nicht weniger erhel-
let daraus, daß es allerdinge moͤglich ſey, daß
ein Chriſt vom Anfange ſeiner Bekehrung durch
ſein gantzes Leben im Stande der Gnaden ohne
allen Ruͤckfall verharre. Denn wenn dieſes
nicht moͤglich waͤre; warum ſolte denn der Apo-
ſtel den Zweck aller ſeiner Briefe darauf, als auf
eine unmoͤgliche Sache, gerichtet haben? Ja
wir erkennen daraus, daß auch die allermeiſten
in ſolchem Stande beſtehen geblieben. Denn
wer wolte daran zweifeln, daß die Theſſalonicher
nicht zum wenigſten groͤßten theils Pauli Er-
mahnung waͤren nachgekommen, da er ihnen
ein ſo vielfaches herrliches Zeugniß von ihrem
rechtſchafnen Weſen giebt? Es wird ja auch zu
der Beharrung im Guten nicht erfodert, daß
man ohne Schwachheits-Suͤnde ſey, ſondern
nur dieſes, daß man die Suͤnde nicht wieder uͤ-
ber ſich herrſchen laſſe: welches den Wiederge-
hohrnen leicht und eine Luſt iſt. 1. Joh. 5, 13. 14. 18.

2. Da auch das Chriſtenthum ſeines
Ernſtes wegen eine Arbeit iſt; als darinn der
Menſch das Werck des Glaubens und die Ar-
beit in der Liebe,
und die Geduld in der Hoff-
nung
beweiſet, c. 1, 3. ſo ſiehet ein Bekehrter,
auſſer ſeinem Lehrer, auch ſelbſt billig dahin, daß
er nicht wieder verlieren moͤge, was er einmal er-
arbeitet hat. Dahin gehet die Ermahnung Jo-
hannis Ep. 2, 8. Sehet euch vor, daß wir
nicht verlieren, was wir erarbeitet haben,
ſondern vollen Lohn empfahen:
das heißt
denn die Gnade nicht vergeblich empfan-
gen.
1. Cor. 15, 10. Von dem Nutzen der beſtaͤn-
digen Arbeit ſpricht Paulus c. 15, 58. Meine
lieben Bruͤder, ſeyd veſte, unbeweglich, neh-
met zu in dem Wercke des HErrn; ſinte-
[Spaltenumbruch] mal ihr wiſſet, daß eure Arbeit nicht ver-
geblich iſt in dem HErrn.

V. 6. 7.

Nun aber, ſo (da) Timotheus zu uns
von euch gekommen iſt
(Ap. Geſch. 18, 5. und
hat uns verkuͤndiget euren Glauben und
Liebe
(Gr. hat uns eine froͤliche Botſchaft ge-
bracht von eurem Glauben und eurer Liebe) und
daß ihr unſer gedencket allezeit zum beſten,
und verlanget uns zu ſehen, wie denn auch
uns nach euch
(da es uns beyderſeits um die
mit gleicher Redens-Art bezeichnete Gemein-
ſchaft der Gemuͤther, welche in der Gegenwart
beſſer zuſammen flieſſen, zu thun iſt.) v. 7. Da
(διὰ του῀το, deswegen) ſind wir, lieben Bruͤder
getroͤſtet worden an euch, in allem unſerm
Truͤbſal und Noth, durch euren Glau-
ben.

Anmerckungen.

1. Glaube und Liebe muß allezeit bey
einander ſeyn; wie denn auch eines von dem an-
dern gantz unzertrennlich iſt. Denn gleichwie
der Glaube ohne die Liebe todt iſt an ſich ſelbſt
Jac. 2, 17. alſo iſt auch die Liebe ohne Glauben
nicht rechter Art, ſondern nur eine Frucht der
bloſſen Natur.

2. Es iſt billig, daß man deſſen, welchen
GOTT zum Werckzeug der Bekehrung, oder
des beforderten geiſtlichen Wachsthums, bey
uns gebrauchet hat, oder auch deſſen, der durch
unſern Dienſt bekehret worden iſt, oͤfters im be-
ſten gedencket, und ſolches Andencken ſonderlich
in der Fuͤrbitte erweiſet: gleichwie der Apoſtel
ſolches fuͤr die Theſſalonicher, und dieſe fuͤr ihn
gethan haben.

3. Troſt und Truͤbſal war bey
Paulo bey einander; wie es allemal bey einem
Chriſten iſt, wo er ſich anders die Truͤbſal nur
recht zu Nutze machet. Paulus hatte davon vie-
le Erfahrung. Darum er 2. Cor. 1, 5. ſchreibet:
Gleichwie wir des Leidens Chriſti viel ha-
ben, alſo werden wir auch reichlich getꝛoͤſtet
durch Chriſtum.
Welches Chriſtus denn oft
mittelbahrer weiſe thut durch Menſchen, und
durch das Gute, welches wir an ihnen finden.

V. 8.

Denn nun ſind wir lebendig (recht
wohlgemuht; ſtntemal die Freude in GOTT
wie ein rechter geiſtlicher Lebens-Balſam iſt)
dieweil ihr ſtehet in dem HErrn (in der Ge-
meinſchaft Chriſti euch ſo beveſtiget erwieſen ha-
bet, daß wir eures Ruckfalls wegen nun ohne
Sorgen ſind.)

Anmerckungen.

1. Es ſind allerhand Abwechſelungen im
Gemuͤthe eines Chriſten. Denn obgleich der
Stand der Gnaden veſte bleibet, ſo findet das
Gemuͤth ſich doch bald etwas gebeuget und nie-
dergeſchlagen, bald mehr aufgerichtet und er-
wecket; nach dem es von dem, was ihm begeg-
net, afficiret wird. Wie es nach dem Kum-
mer durch gute Botſchaften recht lebendig wer-

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[22/0024] Erklaͤrung des erſten Briefes Pauli Cap. 3. v. 4-8. in ſeinem letztern Briefe an den Timotheum wie- derholet hat, da er c. 4, 12. ſpricht: Alle, die gottſelig leben wollen in Chriſto JEſu, muͤſſen Verfolgung leiden. V. 5. Darum ichs auch nicht laͤnger vertra- gen (euch wider mein ſo groſſes Verlangen, da ich ſelbſt nicht zu euch kommen koͤnnen, durch Timotheum unbeſuchet zu laſſen) habe ich (Ti- motheum v. 2.) ausgeſandt, daß ich erfuͤhre euren Glauben (auf welchen es im Chriſten- thum am meiſten ankoͤmmt: ſintemal die Liebe mit allen ihren Pflichten nebſt der Beſtaͤndig- keit daraus flieſſet:) damit nicht euch viel- leicht verſuchet haͤtte (zum Abfall, oder doch Kleinmuͤthigkeit) der Verſucher (der Satan, Matth. 4, 3. 1 Cor. 7, 5. 1 Cor. 11, 3.) und un- ſere Arbeit (davon ihr wiſſet, wie ſauer ich es mir bey euch Tag und Nacht habe werden laſſen c. 1, 19.) vergeblich wuͤrde (auf eurer Seiten: wie leichtlich geſchehen kan. Siehe auch Gal. 2, 8. Phil. 2, 16.) Anmerckungen. 1. Daß ein Wiedergebohrner aus dem Stande der Gnaden wieder verfallen koͤnne, das ſiehet man klaͤrlich daraus, daß der Apoſtel in allen ſeinen Briefen ſolchen-Ruͤckfall ſorgfaͤl- tig zu verhuͤten ſuchet. Und nicht weniger erhel- let daraus, daß es allerdinge moͤglich ſey, daß ein Chriſt vom Anfange ſeiner Bekehrung durch ſein gantzes Leben im Stande der Gnaden ohne allen Ruͤckfall verharre. Denn wenn dieſes nicht moͤglich waͤre; warum ſolte denn der Apo- ſtel den Zweck aller ſeiner Briefe darauf, als auf eine unmoͤgliche Sache, gerichtet haben? Ja wir erkennen daraus, daß auch die allermeiſten in ſolchem Stande beſtehen geblieben. Denn wer wolte daran zweifeln, daß die Theſſalonicher nicht zum wenigſten groͤßten theils Pauli Er- mahnung waͤren nachgekommen, da er ihnen ein ſo vielfaches herrliches Zeugniß von ihrem rechtſchafnen Weſen giebt? Es wird ja auch zu der Beharrung im Guten nicht erfodert, daß man ohne Schwachheits-Suͤnde ſey, ſondern nur dieſes, daß man die Suͤnde nicht wieder uͤ- ber ſich herrſchen laſſe: welches den Wiederge- hohrnen leicht und eine Luſt iſt. 1. Joh. 5, 13. 14. 18. 2. Da auch das Chriſtenthum ſeines Ernſtes wegen eine Arbeit iſt; als darinn der Menſch das Werck des Glaubens und die Ar- beit in der Liebe, und die Geduld in der Hoff- nung beweiſet, c. 1, 3. ſo ſiehet ein Bekehrter, auſſer ſeinem Lehrer, auch ſelbſt billig dahin, daß er nicht wieder verlieren moͤge, was er einmal er- arbeitet hat. Dahin gehet die Ermahnung Jo- hannis Ep. 2, 8. Sehet euch vor, daß wir nicht verlieren, was wir erarbeitet haben, ſondern vollen Lohn empfahen: das heißt denn die Gnade nicht vergeblich empfan- gen. 1. Cor. 15, 10. Von dem Nutzen der beſtaͤn- digen Arbeit ſpricht Paulus c. 15, 58. Meine lieben Bruͤder, ſeyd veſte, unbeweglich, neh- met zu in dem Wercke des HErrn; ſinte- mal ihr wiſſet, daß eure Arbeit nicht ver- geblich iſt in dem HErrn. V. 6. 7. Nun aber, ſo (da) Timotheus zu uns von euch gekommen iſt (Ap. Geſch. 18, 5. und hat uns verkuͤndiget euren Glauben und Liebe (Gr. hat uns eine froͤliche Botſchaft ge- bracht von eurem Glauben und eurer Liebe) und daß ihr unſer gedencket allezeit zum beſten, und verlanget uns zu ſehen, wie denn auch uns nach euch (da es uns beyderſeits um die mit gleicher Redens-Art bezeichnete Gemein- ſchaft der Gemuͤther, welche in der Gegenwart beſſer zuſammen flieſſen, zu thun iſt.) v. 7. Da (διὰ του῀το, deswegen) ſind wir, lieben Bruͤder getroͤſtet worden an euch, in allem unſerm Truͤbſal und Noth, durch euren Glau- ben. Anmerckungen. 1. Glaube und Liebe muß allezeit bey einander ſeyn; wie denn auch eines von dem an- dern gantz unzertrennlich iſt. Denn gleichwie der Glaube ohne die Liebe todt iſt an ſich ſelbſt Jac. 2, 17. alſo iſt auch die Liebe ohne Glauben nicht rechter Art, ſondern nur eine Frucht der bloſſen Natur. 2. Es iſt billig, daß man deſſen, welchen GOTT zum Werckzeug der Bekehrung, oder des beforderten geiſtlichen Wachsthums, bey uns gebrauchet hat, oder auch deſſen, der durch unſern Dienſt bekehret worden iſt, oͤfters im be- ſten gedencket, und ſolches Andencken ſonderlich in der Fuͤrbitte erweiſet: gleichwie der Apoſtel ſolches fuͤr die Theſſalonicher, und dieſe fuͤr ihn gethan haben. 3. Troſt und Truͤbſal war bey Paulo bey einander; wie es allemal bey einem Chriſten iſt, wo er ſich anders die Truͤbſal nur recht zu Nutze machet. Paulus hatte davon vie- le Erfahrung. Darum er 2. Cor. 1, 5. ſchreibet: Gleichwie wir des Leidens Chriſti viel ha- ben, alſo werden wir auch reichlich getꝛoͤſtet durch Chriſtum. Welches Chriſtus denn oft mittelbahrer weiſe thut durch Menſchen, und durch das Gute, welches wir an ihnen finden. V. 8. Denn nun ſind wir lebendig (recht wohlgemuht; ſtntemal die Freude in GOTT wie ein rechter geiſtlicher Lebens-Balſam iſt) dieweil ihr ſtehet in dem HErrn (in der Ge- meinſchaft Chriſti euch ſo beveſtiget erwieſen ha- bet, daß wir eures Ruckfalls wegen nun ohne Sorgen ſind.) Anmerckungen. 1. Es ſind allerhand Abwechſelungen im Gemuͤthe eines Chriſten. Denn obgleich der Stand der Gnaden veſte bleibet, ſo findet das Gemuͤth ſich doch bald etwas gebeuget und nie- dergeſchlagen, bald mehr aufgerichtet und er- wecket; nach dem es von dem, was ihm begeg- net, afficiret wird. Wie es nach dem Kum- mer durch gute Botſchaften recht lebendig wer- den

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/24>, abgerufen am 23.11.2024.