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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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C. 1. v. 1. 2. an den Philemonem.
[Spaltenumbruch] rer Confratres, Brüder unter einander: allein
sie sind doch bey dieser äusserlichen Benennung
am Grunde größten theils sehr unterschieden;
also daß Paulus und Timotheus, wenn sie unter
sie kommen solten, gar viele von ihnen nicht für
Brüder erkennen würden.

6. Philemon hatte seinen Namen von
philia, der Liebe, und bewiese ihn auch in der
That: wie wir hernach sehen. O wie mancher
könte und solte sich auch durch seinen guten Na-
men,
zumal wenn er ihn zur guten Erinnerung in
der heiligen Taufe empfangen hat, seiner Pflicht
erinnern.

7. Weil der Apostel den Philemonem nen-
net sunergon, einen Gehülfen; so schliesset man
daraus nicht uneben, daß er einer von den öffent-
lichen Lehrern
in der Colossensischen Gemeine
gewesen sey. Zum wenigsten zeiget dieses Wort,
(welches auch sonst von denen, welche sich ausser
dem Lehr-Amte der Kirche Christi getreulich an-
genommen haben, gebrauchet wird, nach Röm.
16, 3. 9. u. s. w.) so viel an, daß er sich die Sache
GOttes in Ausbreitung des Evangelii sehr habe
angelegen seyn lassen.

8. So giebt es ja auch noch heute zu Tage
ausser dem Lehr-Stand in den übrigen Ständen
solche sunergou`s, solche getreue Gehülfen, welche
nach der ihnen von GOtt gegebnen Gnade und
Gelegenheit es für ihre schuldige Pflicht erkennen,
und sich eine Freude daraus machen, daß sie GOt-
tes Ehre auf mancherley Art befördern helfen.
GOtt segne solche und vermehre ihre Anzahl!

9. Paulus und Timotheus waren in Jta-
lien zu Rom, und Philemon in Asien zu Colossen;
und nichts desto weniger waren sie am Wercke
GOttes Gehülfen unter einander. Das die-
net zum Trost den rechtschaffnen Knechten und
Kindern GOttes, welche sich zwar der Sache
GOttes mit allem Fleisse annehmen, aber hier
und da allein stehen, und fast niemand um sich
haben, der ihres Sinnes ist, und einen getreuen
Gehülfen, oder Collegen abgebe. Was sie nun
nicht um sich, und in der Nähe haben, das haben
sie doch in der Ferne, nemlich hin und wieder sol-
che, welche mit ihnen in einem Geiste zu einem
Zweck arbeiten.

10. Wer eines getreuen Knechts GOttes
getreuer Gehülfe, oder College seyn will, der
muß zuvorderst sein geistlicher Bruder, und
also aus GOtt geboren seyn: als welches Paulus
vom Timotheo bezeugete. Findet sich nun bey-
des bey einander, so stehen sie auch daher im rech-
ten Bande der Liebe gegen einander, gleichwie
Paulus der Liebe zwischen ihm und Philemone
gedencket.

V. 2.

Und Appia (deiner Ehe-Gattin) der
Geliebten
(in Christo, um ihres rechtschaffnen
Wesens willen) und Archippo (dem Aeltesten
der Gemeine) unserm Streit-Genossen (der
sich des Evangelii also angenommen hat, daß er
darüber manchen Kampf gehabt, auch manchen
Sieg erhalten hat) und der Gemeine in dei-
[Spaltenumbruch] nem Hause
(welche darinnen zu gewissen Zeiten
der Erbauung wegen zusammen kömmt.)

Anmerckungen.

1. Die Appia ist vermuthlich des Philemo-
nis Ehe-Gattin gewesen: und hat der Apostel
es daher für gut gefunden, auch an sie namentlich
den Brief mit zu richten, weil sie ohne Zweifel
durch des Onesimi Diebstal nicht wenig mochte
beleidiget und betrübet worden seyn, und er also
auch bey ihr zugleich wieder auszusöhnen war.
O wie glückselig ist Philemon gewesen wegen sei-
ner gottseligen Ehe-Gattin, und diese wegen ih-
res gottseligen Ehe-Mannes, da sie sich beyde
vom Heydenthum, wie es das Ansehen hat, zu
Christo zugleich, oder doch bald nach einander,
bekehret haben. Wie glückselig, aber auch wie
rar sind heutiges Tages solche Ehen mitten in der
Christenheit! da es bey den meisten bald an bey-
den, bald an einem Theile fehlet: was nemlich
den wahren Stand der Gnaden vor GOtt be-
trifft. Wo es fehlet, da hat man Ursache, diesem
Haupt-Mangel in Zeiten, ehe einen der Tod
übereilet, abzuhelfen. Wo es ist, da hat man
Ursache, GOtt zu dancken, und sich mit vereinig-
ten Hertzen unter einander zu immer mehrern
Wachsthum zu erwecken.

2. Daß Archippus ein Aeltester der Kir-
chen zu. Colossen gewesen sey, schliesset man nicht
unbillig daraus, daß Paulus in dem zu gleicher
Zeit an die gantze Colossensische Gemeine geschrie-
benen Briefe Cap. 4, 17. von ihm also schreibet:
Saget dem Archippo: Siehe auf das
Amt, das du empfangen hast in dem
HErrn, daß du dasselbe ausrichtest!
Und
eben dahin gehet auch wol die Benennung eines
Streit-Genossen.

3. Warum aber des Onesimi wegen dem
Archippo dieser Brief mit inscribiret worden,
da doch seiner in der Aufschrift des an die gantze
Colossensische Gemeine geschriebenen Briefes
nicht ist gedacht worden, dazu muß Paulus wol
eine besondere Ursache gehabt haben. Vielleicht
hat Archippus bey der Gemeine, welche in des
Philemonis Hause zusammen zu kommen pflegte,
nebst diesem das Amt eines Aeltesten gehabt.
Da nun Onesimus nach seiner Ankunft zuvor-
derst und insonderheit bey dieser Gemeine, als ein
Mit-Glied aufzunehmen war, so war auch bey
diesem derselbe beliebt zu machen, und ein gutes
Vertrauen gegen ihn zu erwecken.

4. Was der Apostel für einen Streit ver-
stehe, darinn er Archippum zum Genossen ge-
habt hat, das kan man sonderlich aus folgenden
Stellen ersehen 2 Cor. 10, 3. 4. Ob wir wol
im Fleische wandeln, so streiten wir doch
nicht fleischlicher Weise. Denn die Waf-
fen unserer Ritterschaft sind nicht fleisch-
lich, sondern geistlich vor GOtt, zu verstö-
ren die Bevestigungen
u. f. 1 Tim. 1, 18. Diß
Gebot befehle ich dir, mein Sohn Timo-
thee, - - daß du in denselbigen eine gute
Ritterschaft übest
u. f. Siehe auch 1 Cor.
9, 26. 27. 2 Tim. 4, 7. 8.

5. Ge-

C. 1. v. 1. 2. an den Philemonem.
[Spaltenumbruch] rer Confratres, Bruͤder unter einander: allein
ſie ſind doch bey dieſer aͤuſſerlichen Benennung
am Grunde groͤßten theils ſehr unterſchieden;
alſo daß Paulus und Timotheus, wenn ſie unter
ſie kommen ſolten, gar viele von ihnen nicht fuͤr
Bruͤder erkennen wuͤrden.

6. Philemon hatte ſeinen Namen von
ϕιλία, der Liebe, und bewieſe ihn auch in der
That: wie wir hernach ſehen. O wie mancher
koͤnte und ſolte ſich auch durch ſeinen guten Na-
men,
zumal wenn er ihn zur guten Erinnerung in
der heiligen Taufe empfangen hat, ſeiner Pflicht
erinnern.

7. Weil der Apoſtel den Philemonem nen-
net συνεργὸν, einen Gehuͤlfen; ſo ſchlieſſet man
daraus nicht uneben, daß er einer von den oͤffent-
lichen Lehrern
in der Coloſſenſiſchen Gemeine
geweſen ſey. Zum wenigſten zeiget dieſes Wort,
(welches auch ſonſt von denen, welche ſich auſſer
dem Lehr-Amte der Kirche Chriſti getreulich an-
genommen haben, gebrauchet wird, nach Roͤm.
16, 3. 9. u. ſ. w.) ſo viel an, daß er ſich die Sache
GOttes in Ausbreitung des Evangelii ſehr habe
angelegen ſeyn laſſen.

8. So giebt es ja auch noch heute zu Tage
auſſer dem Lehr-Stand in den uͤbrigen Staͤnden
ſolche συνεργου`ς, ſolche getreue Gehuͤlfen, welche
nach der ihnen von GOtt gegebnen Gnade und
Gelegenheit es fuͤr ihre ſchuldige Pflicht erkennen,
und ſich eine Freude daraus machen, daß ſie GOt-
tes Ehre auf mancherley Art befoͤrdern helfen.
GOtt ſegne ſolche und vermehre ihre Anzahl!

9. Paulus und Timotheus waren in Jta-
lien zu Rom, und Philemon in Aſien zu Coloſſen;
und nichts deſto weniger waren ſie am Wercke
GOttes Gehuͤlfen unter einander. Das die-
net zum Troſt den rechtſchaffnen Knechten und
Kindern GOttes, welche ſich zwar der Sache
GOttes mit allem Fleiſſe annehmen, aber hier
und da allein ſtehen, und faſt niemand um ſich
haben, der ihres Sinnes iſt, und einen getreuen
Gehuͤlfen, oder Collegen abgebe. Was ſie nun
nicht um ſich, und in der Naͤhe haben, das haben
ſie doch in der Ferne, nemlich hin und wieder ſol-
che, welche mit ihnen in einem Geiſte zu einem
Zweck arbeiten.

10. Wer eines getreuen Knechts GOttes
getreuer Gehuͤlfe, oder College ſeyn will, der
muß zuvorderſt ſein geiſtlicher Bruder, und
alſo aus GOtt geboren ſeyn: als welches Paulus
vom Timotheo bezeugete. Findet ſich nun bey-
des bey einander, ſo ſtehen ſie auch daher im rech-
ten Bande der Liebe gegen einander, gleichwie
Paulus der Liebe zwiſchen ihm und Philemone
gedencket.

V. 2.

Und Appia (deiner Ehe-Gattin) der
Geliebten
(in Chriſto, um ihres rechtſchaffnen
Weſens willen) und Archippo (dem Aelteſten
der Gemeine) unſerm Streit-Genoſſen (der
ſich des Evangelii alſo angenommen hat, daß er
daruͤber manchen Kampf gehabt, auch manchen
Sieg erhalten hat) und der Gemeine in dei-
[Spaltenumbruch] nem Hauſe
(welche darinnen zu gewiſſen Zeiten
der Erbauung wegen zuſammen koͤmmt.)

Anmerckungen.

1. Die Appia iſt vermuthlich des Philemo-
nis Ehe-Gattin geweſen: und hat der Apoſtel
es daher fuͤr gut gefunden, auch an ſie namentlich
den Brief mit zu richten, weil ſie ohne Zweifel
durch des Oneſimi Diebſtal nicht wenig mochte
beleidiget und betruͤbet worden ſeyn, und er alſo
auch bey ihr zugleich wieder auszuſoͤhnen war.
O wie gluͤckſelig iſt Philemon geweſen wegen ſei-
ner gottſeligen Ehe-Gattin, und dieſe wegen ih-
res gottſeligen Ehe-Mannes, da ſie ſich beyde
vom Heydenthum, wie es das Anſehen hat, zu
Chriſto zugleich, oder doch bald nach einander,
bekehret haben. Wie gluͤckſelig, aber auch wie
rar ſind heutiges Tages ſolche Ehen mitten in der
Chriſtenheit! da es bey den meiſten bald an bey-
den, bald an einem Theile fehlet: was nemlich
den wahren Stand der Gnaden vor GOtt be-
trifft. Wo es fehlet, da hat man Urſache, dieſem
Haupt-Mangel in Zeiten, ehe einen der Tod
uͤbereilet, abzuhelfen. Wo es iſt, da hat man
Urſache, GOtt zu dancken, und ſich mit vereinig-
ten Hertzen unter einander zu immer mehrern
Wachsthum zu erwecken.

2. Daß Archippus ein Aelteſter der Kir-
chen zu. Coloſſen geweſen ſey, ſchlieſſet man nicht
unbillig daraus, daß Paulus in dem zu gleicher
Zeit an die gantze Coloſſenſiſche Gemeine geſchrie-
benen Briefe Cap. 4, 17. von ihm alſo ſchreibet:
Saget dem Archippo: Siehe auf das
Amt, das du empfangen haſt in dem
HErrn, daß du daſſelbe ausrichteſt!
Und
eben dahin gehet auch wol die Benennung eines
Streit-Genoſſen.

3. Warum aber des Oneſimi wegen dem
Archippo dieſer Brief mit inſcribiret worden,
da doch ſeiner in der Aufſchrift des an die gantze
Coloſſenſiſche Gemeine geſchriebenen Briefes
nicht iſt gedacht worden, dazu muß Paulus wol
eine beſondere Urſache gehabt haben. Vielleicht
hat Archippus bey der Gemeine, welche in des
Philemonis Hauſe zuſammen zu kommen pflegte,
nebſt dieſem das Amt eines Aelteſten gehabt.
Da nun Oneſimus nach ſeiner Ankunft zuvor-
derſt und inſonderheit bey dieſer Gemeine, als ein
Mit-Glied aufzunehmen war, ſo war auch bey
dieſem derſelbe beliebt zu machen, und ein gutes
Vertrauen gegen ihn zu erwecken.

4. Was der Apoſtel fuͤr einen Streit ver-
ſtehe, darinn er Archippum zum Genoſſen ge-
habt hat, das kan man ſonderlich aus folgenden
Stellen erſehen 2 Cor. 10, 3. 4. Ob wir wol
im Fleiſche wandeln, ſo ſtreiten wir doch
nicht fleiſchlicher Weiſe. Denn die Waf-
fen unſerer Ritterſchaft ſind nicht fleiſch-
lich, ſondern geiſtlich vor GOtt, zu verſtoͤ-
ren die Beveſtigungen
u. f. 1 Tim. 1, 18. Diß
Gebot befehle ich dir, mein Sohn Timo-
thee, ‒ ‒ daß du in denſelbigen eine gute
Ritterſchaft uͤbeſt
u. f. Siehe auch 1 Cor.
9, 26. 27. 2 Tim. 4, 7. 8.

5. Ge-
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[223/0225] C. 1. v. 1. 2. an den Philemonem. rer Confratres, Bruͤder unter einander: allein ſie ſind doch bey dieſer aͤuſſerlichen Benennung am Grunde groͤßten theils ſehr unterſchieden; alſo daß Paulus und Timotheus, wenn ſie unter ſie kommen ſolten, gar viele von ihnen nicht fuͤr Bruͤder erkennen wuͤrden. 6. Philemon hatte ſeinen Namen von ϕιλία, der Liebe, und bewieſe ihn auch in der That: wie wir hernach ſehen. O wie mancher koͤnte und ſolte ſich auch durch ſeinen guten Na- men, zumal wenn er ihn zur guten Erinnerung in der heiligen Taufe empfangen hat, ſeiner Pflicht erinnern. 7. Weil der Apoſtel den Philemonem nen- net συνεργὸν, einen Gehuͤlfen; ſo ſchlieſſet man daraus nicht uneben, daß er einer von den oͤffent- lichen Lehrern in der Coloſſenſiſchen Gemeine geweſen ſey. Zum wenigſten zeiget dieſes Wort, (welches auch ſonſt von denen, welche ſich auſſer dem Lehr-Amte der Kirche Chriſti getreulich an- genommen haben, gebrauchet wird, nach Roͤm. 16, 3. 9. u. ſ. w.) ſo viel an, daß er ſich die Sache GOttes in Ausbreitung des Evangelii ſehr habe angelegen ſeyn laſſen. 8. So giebt es ja auch noch heute zu Tage auſſer dem Lehr-Stand in den uͤbrigen Staͤnden ſolche συνεργου`ς, ſolche getreue Gehuͤlfen, welche nach der ihnen von GOtt gegebnen Gnade und Gelegenheit es fuͤr ihre ſchuldige Pflicht erkennen, und ſich eine Freude daraus machen, daß ſie GOt- tes Ehre auf mancherley Art befoͤrdern helfen. GOtt ſegne ſolche und vermehre ihre Anzahl! 9. Paulus und Timotheus waren in Jta- lien zu Rom, und Philemon in Aſien zu Coloſſen; und nichts deſto weniger waren ſie am Wercke GOttes Gehuͤlfen unter einander. Das die- net zum Troſt den rechtſchaffnen Knechten und Kindern GOttes, welche ſich zwar der Sache GOttes mit allem Fleiſſe annehmen, aber hier und da allein ſtehen, und faſt niemand um ſich haben, der ihres Sinnes iſt, und einen getreuen Gehuͤlfen, oder Collegen abgebe. Was ſie nun nicht um ſich, und in der Naͤhe haben, das haben ſie doch in der Ferne, nemlich hin und wieder ſol- che, welche mit ihnen in einem Geiſte zu einem Zweck arbeiten. 10. Wer eines getreuen Knechts GOttes getreuer Gehuͤlfe, oder College ſeyn will, der muß zuvorderſt ſein geiſtlicher Bruder, und alſo aus GOtt geboren ſeyn: als welches Paulus vom Timotheo bezeugete. Findet ſich nun bey- des bey einander, ſo ſtehen ſie auch daher im rech- ten Bande der Liebe gegen einander, gleichwie Paulus der Liebe zwiſchen ihm und Philemone gedencket. V. 2. Und Appia (deiner Ehe-Gattin) der Geliebten (in Chriſto, um ihres rechtſchaffnen Weſens willen) und Archippo (dem Aelteſten der Gemeine) unſerm Streit-Genoſſen (der ſich des Evangelii alſo angenommen hat, daß er daruͤber manchen Kampf gehabt, auch manchen Sieg erhalten hat) und der Gemeine in dei- nem Hauſe (welche darinnen zu gewiſſen Zeiten der Erbauung wegen zuſammen koͤmmt.) Anmerckungen. 1. Die Appia iſt vermuthlich des Philemo- nis Ehe-Gattin geweſen: und hat der Apoſtel es daher fuͤr gut gefunden, auch an ſie namentlich den Brief mit zu richten, weil ſie ohne Zweifel durch des Oneſimi Diebſtal nicht wenig mochte beleidiget und betruͤbet worden ſeyn, und er alſo auch bey ihr zugleich wieder auszuſoͤhnen war. O wie gluͤckſelig iſt Philemon geweſen wegen ſei- ner gottſeligen Ehe-Gattin, und dieſe wegen ih- res gottſeligen Ehe-Mannes, da ſie ſich beyde vom Heydenthum, wie es das Anſehen hat, zu Chriſto zugleich, oder doch bald nach einander, bekehret haben. Wie gluͤckſelig, aber auch wie rar ſind heutiges Tages ſolche Ehen mitten in der Chriſtenheit! da es bey den meiſten bald an bey- den, bald an einem Theile fehlet: was nemlich den wahren Stand der Gnaden vor GOtt be- trifft. Wo es fehlet, da hat man Urſache, dieſem Haupt-Mangel in Zeiten, ehe einen der Tod uͤbereilet, abzuhelfen. Wo es iſt, da hat man Urſache, GOtt zu dancken, und ſich mit vereinig- ten Hertzen unter einander zu immer mehrern Wachsthum zu erwecken. 2. Daß Archippus ein Aelteſter der Kir- chen zu. Coloſſen geweſen ſey, ſchlieſſet man nicht unbillig daraus, daß Paulus in dem zu gleicher Zeit an die gantze Coloſſenſiſche Gemeine geſchrie- benen Briefe Cap. 4, 17. von ihm alſo ſchreibet: Saget dem Archippo: Siehe auf das Amt, das du empfangen haſt in dem HErrn, daß du daſſelbe ausrichteſt! Und eben dahin gehet auch wol die Benennung eines Streit-Genoſſen. 3. Warum aber des Oneſimi wegen dem Archippo dieſer Brief mit inſcribiret worden, da doch ſeiner in der Aufſchrift des an die gantze Coloſſenſiſche Gemeine geſchriebenen Briefes nicht iſt gedacht worden, dazu muß Paulus wol eine beſondere Urſache gehabt haben. Vielleicht hat Archippus bey der Gemeine, welche in des Philemonis Hauſe zuſammen zu kommen pflegte, nebſt dieſem das Amt eines Aelteſten gehabt. Da nun Oneſimus nach ſeiner Ankunft zuvor- derſt und inſonderheit bey dieſer Gemeine, als ein Mit-Glied aufzunehmen war, ſo war auch bey dieſem derſelbe beliebt zu machen, und ein gutes Vertrauen gegen ihn zu erwecken. 4. Was der Apoſtel fuͤr einen Streit ver- ſtehe, darinn er Archippum zum Genoſſen ge- habt hat, das kan man ſonderlich aus folgenden Stellen erſehen 2 Cor. 10, 3. 4. Ob wir wol im Fleiſche wandeln, ſo ſtreiten wir doch nicht fleiſchlicher Weiſe. Denn die Waf- fen unſerer Ritterſchaft ſind nicht fleiſch- lich, ſondern geiſtlich vor GOtt, zu verſtoͤ- ren die Beveſtigungen u. f. 1 Tim. 1, 18. Diß Gebot befehle ich dir, mein Sohn Timo- thee, ‒ ‒ daß du in denſelbigen eine gute Ritterſchaft uͤbeſt u. f. Siehe auch 1 Cor. 9, 26. 27. 2 Tim. 4, 7. 8. 5. Ge-

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/225>, abgerufen am 13.11.2024.