Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.C. 3. v. 10-12. an den Titum. [Spaltenumbruch]
verfolgen. Da sich denn gemeiniglich in derThat erweiset, daß solche unruhige Ketzermacher theils selbst in einem recht ketzerischen Sinne der Lehre nach in vielen Stücken stehen, oder doch in der Bosheit es den würcklichen Ketzern grossen theils zuvorthun. Was dißfals im Pabstthum geschiehet, ist leider bekant genug. Und daß auch die Evangelische Kirche selbst von solchem ketzer- macherischen Ubel nicht frey sey; hat leider von des sel. Lutheri Zeiten an bis hieher die klägliche Ersahrung an manchen unruhigen und zänckischen Theologis und Lehrern genugsam bezeuget. V. 11. Und wisse (eidos, sintemal du weißt; wel- Anmerckungen. 1. Es können sich zwar theils aus eignen 2. Paulus saget oben c. 1, 9. 10. 13. daß man 3. Es ist ein zartes Ding um das Gewissen. 4. Es ist falsch, wenn einige vorgeben, daß 5. Daß der Mensch seinem Wesen nach in V. 12. Wenn ich zu dir senden werde Arte- Anmer- E e 2
C. 3. v. 10-12. an den Titum. [Spaltenumbruch]
verfolgen. Da ſich denn gemeiniglich in derThat erweiſet, daß ſolche unruhige Ketzermacher theils ſelbſt in einem recht ketzeriſchen Sinne der Lehre nach in vielen Stuͤcken ſtehen, oder doch in der Bosheit es den wuͤrcklichen Ketzern groſſen theils zuvorthun. Was dißfals im Pabſtthum geſchiehet, iſt leider bekant genug. Und daß auch die Evangeliſche Kirche ſelbſt von ſolchem ketzer- macheriſchen Ubel nicht frey ſey; hat leider von des ſel. Lutheri Zeiten an bis hieher die klaͤgliche Erſahrung an manchen unruhigen und zaͤnckiſchen Theologis und Lehrern genugſam bezeuget. V. 11. Und wiſſe (εἰδὼς, ſintemal du weißt; wel- Anmerckungen. 1. Es koͤnnen ſich zwar theils aus eignen 2. Paulus ſaget oben c. 1, 9. 10. 13. daß man 3. Es iſt ein zartes Ding um das Gewiſſen. 4. Es iſt falſch, wenn einige vorgeben, daß 5. Daß der Menſch ſeinem Weſen nach in V. 12. Wenn ich zu dir ſenden werde Arte- Anmer- E e 2
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C. 3. v. 10-12. an den Titum.
verfolgen. Da ſich denn gemeiniglich in der
That erweiſet, daß ſolche unruhige Ketzermacher
theils ſelbſt in einem recht ketzeriſchen Sinne der
Lehre nach in vielen Stuͤcken ſtehen, oder doch in
der Bosheit es den wuͤrcklichen Ketzern groſſen
theils zuvorthun. Was dißfals im Pabſtthum
geſchiehet, iſt leider bekant genug. Und daß auch
die Evangeliſche Kirche ſelbſt von ſolchem ketzer-
macheriſchen Ubel nicht frey ſey; hat leider von
des ſel. Lutheri Zeiten an bis hieher die klaͤgliche
Erſahrung an manchen unruhigen und zaͤnckiſchen
Theologis und Lehrern genugſam bezeuget.
V. 11.
Und wiſſe (εἰδὼς, ſintemal du weißt; wel-
ches alſo die Urſache iſt, warum man einen ketzeri-
ſchen Menſchen zu meiden habe) daß ein ſolcher
verkehret iſt (nebſt dem verduͤſterten Verſtan-
de auch einen von der Liebe zur Wahrheit gantz
abgekehrten boshaftigen Willen hat) und ſuͤn-
diget (wider ſein Gewiſſen, da er theils von ſich
ſelbſt, theils und noch mehr durch die gruͤndliche
und nachdruͤckliche Vorſtellung uͤberzeuget iſt, daß
er unrecht hat, davon aber doch aus fleiſchlichem
Sinne und aus Ehrgeitze nicht weichen will) als
der ſich (in ſeinem Gewiſſen) ſelbſt verur-
theilet hat (womit denn das Urtheil anderer
von ſeinem Jrrthum und von ſeiner Bosheit bey
ihm beſtaͤttiget worden, ob er es gleich nicht beken-
nen will.)
Anmerckungen.
1. Es koͤnnen ſich zwar theils aus eignen
Vorurtheilen und Mangel des rechten Unterrichts,
theils aus Verleitung anderer ſehr ſchwere und
der Seligkeit nachtheilige Jrrthuͤmer alſo bey ei-
nem Menſchen befinden, daß er ſie fuͤr Wahrhei-
ten haͤlt, und ſie, obgleich mit einem unbekehrten
Hertzen, doch ohne eine beſondere Bosheit, mit
einem irrigen Gewiſſen vertheidiget, auch der
Wahrheit widerſpricht: allein wenn bey ſolchen
Leuten nur die gehoͤrige Art der Uberzeugung in
der Liebe nach der Wahrheit gebrauchet wird; da
werden ſie ſich uͤberzeugen und gewinnen laſſen:
es ſey denn, daß ſie erſt durch Betrug der Suͤnde
auch bey der Uberzeugung aus der falſchen Furcht,
es wuͤrde ihnen die Bekenntniß ihres Jrrthums
ſchimpflich und ſchaͤdlich ſeyn, in eine muthwilli-
ge Verhaͤrtung ihres Gemuͤths eingingen. Hin-
gegen ſind andere ſchon vorhin uͤberzeuget, wer-
den auch noch immer mehr uͤberfuͤhret, daß ſie Un-
recht haben, und Unrecht thun; und fahren darin-
nen doch fort, wie es ihr verkehrter Zweck, ſon-
derlich ihre fleiſchliche Ehr- und Herrſchſucht, nach
welcher ſie nicht gefehlet haben wollen, mit ſich
bringet. Und ſolcher ihre Verdamniß iſt denn
gar recht.
2. Paulus ſaget oben c. 1, 9. 10. 13. daß man
ſolle den Wideꝛſpꝛecheꝛn und unnuͤtzen Schwaͤtzeꝛn
das Maul ſtopfen und ſie ſcharf beſtrafen. Und
hier heißt es, man ſolle ſie, wenn ſie einmal und das
andere mal ermahnet ſind, meiden als Leute, die
ſich ſelbſt verdammeten. Da denn ein Ort den
andern gar fein erlaͤutert, nemlich der erſte den
letzten alſo, daß man daraus ſiehet, wie die ein-
mal und abermal vorzunehmende νουθεσία, Zu-
rechtſetzung des Sinnes bey den ketzeriſchen
Menſchen mit ſolchem Nachdrucke geſchehen ſoll,
daß ihnen das Maul geſtopfet werde, wo nicht
gar zu ſchweigen, doch nichts mehr vorbringen zu
koͤnnen, das noch einen Schein der Wahrheit be-
halte und andere, die ſich weiſen laſſen, koͤnne
irre machen. So erlaͤutert auch der letztere Ort
den erſten ſolchergeſtalt, daß, wenn man ſiehet,
daß den Widerſprechern gedachter maſſen das
Maul geſtopfet iſt, ſie aber von ihren Dingen doch
nicht ablaſſen, man ſie ſolle fahren laſſen, als Leu-
te, bey welchen alle fernere Muͤhe vergeblich iſt.
3. Es iſt ein zartes Ding um das Gewiſſen.
Denn ob es auch gleich oft ſo eingeſchlaͤfert iſt,
daß es ſcheinet recht fuͤhllos zu ſeyn; ſo reget es
ſich doch, ehe es ſich der Menſch verſiehet, und
faͤhret die Beſtrafung, wie ein Blitz, und wie ein
Pfeil, durch die Seele. Welches denn ein gehei-
mer Finger GOttes in dem Menſchen iſt. Wohl
dem, der darauf achtet und in ſich gehet. Wehe
dem, der ſich das Urtheil ſelbſt ſpricht, und daher
dermaleins ſo viel mehr dem Urtheil GOttes wird
recht geben muͤſſen, und ſeyn ἀναπολόγητος, der
keine Entſchuldigung hat.
4. Es iſt falſch, wenn einige vorgeben, daß
kein muthwilliger und vorſetzlicher Jrrthum ſey,
und der Verſtand dasjenige, was er fuͤr Wahr-
heit erkennet, unmoͤglich fuͤr einen Jrrthum, und
einen erkanten Jrrthum fuͤr Wahrheit halten koͤn-
ne. Denn der Verſtand behaͤlt nicht allemal
gleiche Beſtrahlung von der Wahrheit, ſondern
er wird oft von der Bosheit des Willens ſo beherr-
ſchet und benebelt, daß er ſich muß mißbrauchen
laſſen zur Verdunckelung oder Verkehrung der
ſonſt an ſich ſelbſt erkanten Wahrheit und des
Rechten, und hingegen zur Schmuͤckung und Ver-
theidigung der erkanten Unwahrheit, und des Un-
rechts. Und ſolcher geſtalt irret einer ſo denn
muthwillig.
5. Daß der Menſch ſeinem Weſen nach in
ſich einen freyen Willen habe, und nicht, was in
ihm vorgehet, aus einer Fatalen Nothwendigkeit
herruͤhre; ſiehet man unter andern auch daraus,
daß er im Gewiſſen ſich ſelbſt hierrinnen und dar-
innen die Schuld giebt, und daruͤber mit einer
innerlichen Beunruhigung ſich ſelbſt veranklaget
und verdammet; welches er nicht noͤthig haͤtte,
wenn er nicht anders haͤtte handeln koͤnnen, als
er gehandelt hat. Wohl dem, der ſich ſeines frey-
en Willens recht gebrauchet, ſonderlich in dem
wuͤrcklichen Beſitz der uns von Chriſto erworbe-
nen geiſtlichen Freyheit!
V. 12.
Wenn ich zu dir ſenden werde Arte-
man oder Tychicum (davon ſiehe Apoſt. 20,
4. Eph. 6, 12. Col. 4, 6, 7. 2 Tim. 4, 12. daß ei-
ner von dieſen meinen getreuen Gehuͤlfen an dei-
ner ſtatt den Gemeinen in Creta vorſtehe) ſo
komm eilends zu mir gen Nicopolien (ſo
zwiſchen Thracien und Macedonien nicht weit
von Philippis lag.) Denn daſelbſt habe ich
beſchloſſen den Winter zu bleiben.)
Anmer-
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