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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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C. 4. v. 13-16. an den Timotheum.
[Spaltenumbruch] Zeit zu überlassen. Diesen fordert nun der A-
postel wieder, also daß damit dem Timotheo zu-
gleich aufgetragen worden, ihn zuvorderst von
dannen abzufodern. Es mag auch wol man-
ches in Kirchen-Sachen darinnen enthalten ge-
wesen seyn, darüber er nöthig gesunden, mit
Timotheo mündlich zu conferiren, oder damit
er der Gemeine zu Rom hat dienen wollen.
Gleichwie nun von Timothei gantzen Reise nichts
zu melden stehet; so läßt sich vielweniger sagen,
wo die Bücher Pauli endlich geblieben seynd.
Genug, daß uns durch diese Unwissenheit und ih-
ren Verlust an der heiligen Schrift selbst nichts
abgehet.

V. 14. 15.

Alexander der Schmid (Gr. khalkeus,
der Kupfer-Schmid, seiner bürgerlichen Hand-
thierung nach) hat mir (nicht allein meiner
Person, sondern auch meinem Amte) viel bö-
ses beweiset
(sonderlich mit Lästerungen und
Verhinderung des Laufs des Evangelii:) der
HErr
(der gerechte Richter v. 8.) bezahle ihm
nach seinen Wercken
(wie er denn einem ieg-
lichen vergelten wird nach denselben Röm. 2, 6.
u. s. w.) v. 15. Vor welchem hüte dich (dessen
nim also wahr, wie ein guter Hirte des Wolfes
wahrnimt, daß er der Heerde nicht schade:)
denn er hat unsern (meinen und deinen, und
aller übrigen Zeugen der Wahrheit) Worten
sehr widerstanden
(mit allerley falschen Be-
schuldigungen und Lästerungen 1 Tim. 1, 20.)

Anmerckungen.

1. Dieser Alexander ist vermuthlich eben
derselbe, dessen Ap. Gesch. 19, 33. 34. gedacht
wird: von welchem doch aber ungewiß ist, ob er
von den Juden aus Haß als ein Christ, oder aus
Gewogenheit, um ihre Partey zu vertreten, als
noch ein Jude hervor gestossen sey. Zum we-
nigsten scheinet dieser im andern Briefe bemelde-
te Alexander eben derjenige zu seyn, von dem als
einem abtrünnigen Christen Paulus schon im er-
sten Briefe c. 1, 19. 20. gedencket, daß er, nach-
dem er durch Verletzung seines Gewissens am
Glauben Schiffbruch gelitten, dahin verfallen,
daß er viele Lästerungen wider die evangelische
Wahrheit ausgestossen: daher er genöthiget
worden, ihn zur Züchtigung und Besserung dem
Satan zu übergeben.

2. Wenn man nun diesen Ort der andern
Epistel mit jenem zusammen hält, so siehet man
daraus, daß Paulus den gesuchten Zweck der
Besserung so gar nicht erhalten hat, daß dieser
Feind der Wahrheit vielmehr noch immer wei-
ter verfallen ist, und übel noch ärger wider Pau-
lum und sein Amt gemachet hat.

3. Und daher ist es auch nicht zu verwun-
dern, daß Paulus wünschet, der HErr soll ihm
nach seinen Wercken bezahlen. Denn er sahe
die Beharrung in der Verstockung vorher: und
also kam dieser Wunsch nicht aus Ungeduld und
aus Rachgier; folglich stritte er auch nicht wi-
der die Vermahnung Christi Matth. 5, 44. daß
man die, welche einem fluchen, segnen soll; als
[Spaltenumbruch] welches er sonst getreulich gethan, nach 1 Cor. 4,
12. 13. Man schilt uns, so segnen wir: man
verfolget uns, so dulden wir: man lästert
uns, so flehen wir:
sondern der Wunsch war,
in einem prophetischen Geiste, eine gerechte
Andräuung und Verkündigung von dem, was
gewiß erfolgen würde, und also war er dem rich-
terlichen Willen GOttes gemäß. Siehe desglei-
chen Ps. 5, 11.

4. Paulus schrieb schon im Jahr Christi
sieben und funfzig, und also 10. Jahr vor der Zeit
dieses Briefes, in der andern Epistel an die Co-
rinthier von Gefährlichkeit unter falschen
Brüdern:
c. 11, 26. was wird er nun die zehen
Jahre hindurch nicht dißfalls noch mehr erfah-
ren haben? Alexander war nebst dem Hymenäo
und Phileto ein Exempel davon. Und weil der
Apostel schreibet, Timotheus solle sich zu Ephe-
sus vor dem Alexander hüten; so siehet er wohl
auf das Leiden, welches er ihm, dem Apostel,
vorher zu Ephesus verursacht hatte: es müßte
denn Sache seyn, daß ihm Alexander von Cphe-
sus nach Rom nachgezogen, ihn daselbst verkla-
get habe, und hernach wider dorthin zurücke ge-
kehret sey.

5. Nichts ist ärger und betrübter, als wenn
Menschen, die sich zu einer Religion, ja Con-
fession,
bekennen, auch zum Theil wol selbst
ehemals auf guten Wegen einhergegangen sind,
erstlich mit Dema die Welt lieb gewinnen,
und denn ferner mit Alexandro gut Gewissen
von sich stossen, am Glauben Schiffbruch leiden,
und endlich gar Lästerer und Verfolger werden.
Davon man in der Kirchen-Historie der ältern
und neuern Zeiten der Exempel leider mehr hat,
sich es aber nicht darf befremden lassen, da es
Paulo selbst also ergangen ist.

V. 16.

Jn meiner ersten Verantwortung
(vor dem Kayser selbst, oder dessen Statthalter im
Ober-Gerichte, da ich wider die falschen Ankla-
gen und Beschuldigungen, sonderlich der Juden,
mich und mein Amt, auch die Christliche Reli-
gion überhaupt, habe retten müssen) stund nie-
mand bey mir
(also daß er mit mir vor Gericht
getreten und sich meiner mit angenommen hät-
te, wie sonst wol anderwärtig, und auch hernach
geschehen ist) sondern sie verliessen mich (in so
sern) alle: es sey ihnen nicht zugerechnet
(als eine Schuld zur Strase, sondern GOtt ge-
be ihnen ihre Zaghaftigkeit bußfertig zu erken-
nen, und vergebe ihnen diese aus Menschen-
Furcht und Schwachheit begangene Sünde.)

Anmerckungen.

1. Da der Apostel der ersten Verantwor-
tung gedencket, so zeiget er damit an, daß er
nach dem ersten mal noch öfter vor Gerichte ge-
fordert worden, und daß es ihme hernach an ei-
nigem Beystande der Gläubigen nicht gefehlet
habe. Daß er aber mit dem Worte erste auf
die erste Gefangenschaft sehen solte, hat gantz
keinen Grund: sintemal er damal Timotheum
um sich hatte, und demnach unnöthig gewesen

wäre,
A a 3

C. 4. v. 13-16. an den Timotheum.
[Spaltenumbruch] Zeit zu uͤberlaſſen. Dieſen fordert nun der A-
poſtel wieder, alſo daß damit dem Timotheo zu-
gleich aufgetragen worden, ihn zuvorderſt von
dannen abzufodern. Es mag auch wol man-
ches in Kirchen-Sachen darinnen enthalten ge-
weſen ſeyn, daruͤber er noͤthig geſunden, mit
Timotheo muͤndlich zu conferiren, oder damit
er der Gemeine zu Rom hat dienen wollen.
Gleichwie nun von Timothei gantzen Reiſe nichts
zu melden ſtehet; ſo laͤßt ſich vielweniger ſagen,
wo die Buͤcher Pauli endlich geblieben ſeynd.
Genug, daß uns durch dieſe Unwiſſenheit und ih-
ren Verluſt an der heiligen Schrift ſelbſt nichts
abgehet.

V. 14. 15.

Alexander der Schmid (Gr. χαλκεὺς,
der Kupfer-Schmid, ſeiner buͤrgerlichen Hand-
thierung nach) hat mir (nicht allein meiner
Perſon, ſondern auch meinem Amte) viel boͤ-
ſes beweiſet
(ſonderlich mit Laͤſterungen und
Verhinderung des Laufs des Evangelii:) der
HErr
(der gerechte Richter v. 8.) bezahle ihm
nach ſeinen Wercken
(wie er denn einem ieg-
lichen vergelten wird nach denſelben Roͤm. 2, 6.
u. ſ. w.) v. 15. Vor welchem huͤte dich (deſſen
nim alſo wahr, wie ein guter Hirte des Wolfes
wahrnimt, daß er der Heerde nicht ſchade:)
denn er hat unſern (meinen und deinen, und
aller uͤbrigen Zeugen der Wahrheit) Worten
ſehr widerſtanden
(mit allerley falſchen Be-
ſchuldigungen und Laͤſterungen 1 Tim. 1, 20.)

Anmerckungen.

1. Dieſer Alexander iſt vermuthlich eben
derſelbe, deſſen Ap. Geſch. 19, 33. 34. gedacht
wird: von welchem doch aber ungewiß iſt, ob er
von den Juden aus Haß als ein Chriſt, oder aus
Gewogenheit, um ihre Partey zu vertreten, als
noch ein Jude hervor geſtoſſen ſey. Zum we-
nigſten ſcheinet dieſer im andern Briefe bemelde-
te Alexander eben derjenige zu ſeyn, von dem als
einem abtruͤnnigen Chriſten Paulus ſchon im er-
ſten Briefe c. 1, 19. 20. gedencket, daß er, nach-
dem er durch Verletzung ſeines Gewiſſens am
Glauben Schiffbruch gelitten, dahin verfallen,
daß er viele Laͤſterungen wider die evangeliſche
Wahrheit ausgeſtoſſen: daher er genoͤthiget
worden, ihn zur Zuͤchtigung und Beſſerung dem
Satan zu uͤbergeben.

2. Wenn man nun dieſen Ort der andern
Epiſtel mit jenem zuſammen haͤlt, ſo ſiehet man
daraus, daß Paulus den geſuchten Zweck der
Beſſerung ſo gar nicht erhalten hat, daß dieſer
Feind der Wahrheit vielmehr noch immer wei-
ter verfallen iſt, und uͤbel noch aͤrger wider Pau-
lum und ſein Amt gemachet hat.

3. Und daher iſt es auch nicht zu verwun-
dern, daß Paulus wuͤnſchet, der HErr ſoll ihm
nach ſeinen Wercken bezahlen. Denn er ſahe
die Beharrung in der Verſtockung vorher: und
alſo kam dieſer Wunſch nicht aus Ungeduld und
aus Rachgier; folglich ſtritte er auch nicht wi-
der die Vermahnung Chriſti Matth. 5, 44. daß
man die, welche einem fluchen, ſegnen ſoll; als
[Spaltenumbruch] welches er ſonſt getreulich gethan, nach 1 Cor. 4,
12. 13. Man ſchilt uns, ſo ſegnen wir: man
verfolget uns, ſo dulden wir: man laͤſtert
uns, ſo flehen wir:
ſondern der Wunſch war,
in einem prophetiſchen Geiſte, eine gerechte
Andraͤuung und Verkuͤndigung von dem, was
gewiß erfolgen wuͤrde, und alſo war er dem rich-
terlichen Willen GOttes gemaͤß. Siehe desglei-
chen Pſ. 5, 11.

4. Paulus ſchrieb ſchon im Jahr Chriſti
ſieben und funfzig, und alſo 10. Jahr vor der Zeit
dieſes Briefes, in der andern Epiſtel an die Co-
rinthier von Gefaͤhrlichkeit unter falſchen
Bruͤdern:
c. 11, 26. was wird er nun die zehen
Jahre hindurch nicht dißfalls noch mehr erfah-
ren haben? Alexander war nebſt dem Hymenaͤo
und Phileto ein Exempel davon. Und weil der
Apoſtel ſchreibet, Timotheus ſolle ſich zu Ephe-
ſus vor dem Alexander huͤten; ſo ſiehet er wohl
auf das Leiden, welches er ihm, dem Apoſtel,
vorher zu Epheſus verurſacht hatte: es muͤßte
denn Sache ſeyn, daß ihm Alexander von Cphe-
ſus nach Rom nachgezogen, ihn daſelbſt verkla-
get habe, und hernach wider dorthin zuruͤcke ge-
kehret ſey.

5. Nichts iſt aͤrger und betruͤbter, als wenn
Menſchen, die ſich zu einer Religion, ja Con-
feſſion,
bekennen, auch zum Theil wol ſelbſt
ehemals auf guten Wegen einhergegangen ſind,
erſtlich mit Dema die Welt lieb gewinnen,
und denn ferner mit Alexandro gut Gewiſſen
von ſich ſtoſſen, am Glauben Schiffbruch leiden,
und endlich gar Laͤſterer und Verfolger werden.
Davon man in der Kirchen-Hiſtorie der aͤltern
und neuern Zeiten der Exempel leider mehr hat,
ſich es aber nicht darf befremden laſſen, da es
Paulo ſelbſt alſo ergangen iſt.

V. 16.

Jn meiner erſten Verantwortung
(vor dem Kayſer ſelbſt, oder deſſen Statthalter im
Ober-Gerichte, da ich wider die falſchen Ankla-
gen und Beſchuldigungen, ſonderlich der Juden,
mich und mein Amt, auch die Chriſtliche Reli-
gion uͤberhaupt, habe retten muͤſſen) ſtund nie-
mand bey mir
(alſo daß er mit mir vor Gericht
getreten und ſich meiner mit angenommen haͤt-
te, wie ſonſt wol anderwaͤrtig, und auch hernach
geſchehen iſt) ſondern ſie verlieſſen mich (in ſo
ſern) alle: es ſey ihnen nicht zugerechnet
(als eine Schuld zur Straſe, ſondern GOtt ge-
be ihnen ihre Zaghaftigkeit bußfertig zu erken-
nen, und vergebe ihnen dieſe aus Menſchen-
Furcht und Schwachheit begangene Suͤnde.)

Anmerckungen.

1. Da der Apoſtel der erſten Verantwor-
tung gedencket, ſo zeiget er damit an, daß er
nach dem erſten mal noch oͤfter vor Gerichte ge-
fordert worden, und daß es ihme hernach an ei-
nigem Beyſtande der Glaͤubigen nicht gefehlet
habe. Daß er aber mit dem Worte erſte auf
die erſte Gefangenſchaft ſehen ſolte, hat gantz
keinen Grund: ſintemal er damal Timotheum
um ſich hatte, und demnach unnoͤthig geweſen

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[189/0191] C. 4. v. 13-16. an den Timotheum. Zeit zu uͤberlaſſen. Dieſen fordert nun der A- poſtel wieder, alſo daß damit dem Timotheo zu- gleich aufgetragen worden, ihn zuvorderſt von dannen abzufodern. Es mag auch wol man- ches in Kirchen-Sachen darinnen enthalten ge- weſen ſeyn, daruͤber er noͤthig geſunden, mit Timotheo muͤndlich zu conferiren, oder damit er der Gemeine zu Rom hat dienen wollen. Gleichwie nun von Timothei gantzen Reiſe nichts zu melden ſtehet; ſo laͤßt ſich vielweniger ſagen, wo die Buͤcher Pauli endlich geblieben ſeynd. Genug, daß uns durch dieſe Unwiſſenheit und ih- ren Verluſt an der heiligen Schrift ſelbſt nichts abgehet. V. 14. 15. Alexander der Schmid (Gr. χαλκεὺς, der Kupfer-Schmid, ſeiner buͤrgerlichen Hand- thierung nach) hat mir (nicht allein meiner Perſon, ſondern auch meinem Amte) viel boͤ- ſes beweiſet (ſonderlich mit Laͤſterungen und Verhinderung des Laufs des Evangelii:) der HErr (der gerechte Richter v. 8.) bezahle ihm nach ſeinen Wercken (wie er denn einem ieg- lichen vergelten wird nach denſelben Roͤm. 2, 6. u. ſ. w.) v. 15. Vor welchem huͤte dich (deſſen nim alſo wahr, wie ein guter Hirte des Wolfes wahrnimt, daß er der Heerde nicht ſchade:) denn er hat unſern (meinen und deinen, und aller uͤbrigen Zeugen der Wahrheit) Worten ſehr widerſtanden (mit allerley falſchen Be- ſchuldigungen und Laͤſterungen 1 Tim. 1, 20.) Anmerckungen. 1. Dieſer Alexander iſt vermuthlich eben derſelbe, deſſen Ap. Geſch. 19, 33. 34. gedacht wird: von welchem doch aber ungewiß iſt, ob er von den Juden aus Haß als ein Chriſt, oder aus Gewogenheit, um ihre Partey zu vertreten, als noch ein Jude hervor geſtoſſen ſey. Zum we- nigſten ſcheinet dieſer im andern Briefe bemelde- te Alexander eben derjenige zu ſeyn, von dem als einem abtruͤnnigen Chriſten Paulus ſchon im er- ſten Briefe c. 1, 19. 20. gedencket, daß er, nach- dem er durch Verletzung ſeines Gewiſſens am Glauben Schiffbruch gelitten, dahin verfallen, daß er viele Laͤſterungen wider die evangeliſche Wahrheit ausgeſtoſſen: daher er genoͤthiget worden, ihn zur Zuͤchtigung und Beſſerung dem Satan zu uͤbergeben. 2. Wenn man nun dieſen Ort der andern Epiſtel mit jenem zuſammen haͤlt, ſo ſiehet man daraus, daß Paulus den geſuchten Zweck der Beſſerung ſo gar nicht erhalten hat, daß dieſer Feind der Wahrheit vielmehr noch immer wei- ter verfallen iſt, und uͤbel noch aͤrger wider Pau- lum und ſein Amt gemachet hat. 3. Und daher iſt es auch nicht zu verwun- dern, daß Paulus wuͤnſchet, der HErr ſoll ihm nach ſeinen Wercken bezahlen. Denn er ſahe die Beharrung in der Verſtockung vorher: und alſo kam dieſer Wunſch nicht aus Ungeduld und aus Rachgier; folglich ſtritte er auch nicht wi- der die Vermahnung Chriſti Matth. 5, 44. daß man die, welche einem fluchen, ſegnen ſoll; als welches er ſonſt getreulich gethan, nach 1 Cor. 4, 12. 13. Man ſchilt uns, ſo ſegnen wir: man verfolget uns, ſo dulden wir: man laͤſtert uns, ſo flehen wir: ſondern der Wunſch war, in einem prophetiſchen Geiſte, eine gerechte Andraͤuung und Verkuͤndigung von dem, was gewiß erfolgen wuͤrde, und alſo war er dem rich- terlichen Willen GOttes gemaͤß. Siehe desglei- chen Pſ. 5, 11. 4. Paulus ſchrieb ſchon im Jahr Chriſti ſieben und funfzig, und alſo 10. Jahr vor der Zeit dieſes Briefes, in der andern Epiſtel an die Co- rinthier von Gefaͤhrlichkeit unter falſchen Bruͤdern: c. 11, 26. was wird er nun die zehen Jahre hindurch nicht dißfalls noch mehr erfah- ren haben? Alexander war nebſt dem Hymenaͤo und Phileto ein Exempel davon. Und weil der Apoſtel ſchreibet, Timotheus ſolle ſich zu Ephe- ſus vor dem Alexander huͤten; ſo ſiehet er wohl auf das Leiden, welches er ihm, dem Apoſtel, vorher zu Epheſus verurſacht hatte: es muͤßte denn Sache ſeyn, daß ihm Alexander von Cphe- ſus nach Rom nachgezogen, ihn daſelbſt verkla- get habe, und hernach wider dorthin zuruͤcke ge- kehret ſey. 5. Nichts iſt aͤrger und betruͤbter, als wenn Menſchen, die ſich zu einer Religion, ja Con- feſſion, bekennen, auch zum Theil wol ſelbſt ehemals auf guten Wegen einhergegangen ſind, erſtlich mit Dema die Welt lieb gewinnen, und denn ferner mit Alexandro gut Gewiſſen von ſich ſtoſſen, am Glauben Schiffbruch leiden, und endlich gar Laͤſterer und Verfolger werden. Davon man in der Kirchen-Hiſtorie der aͤltern und neuern Zeiten der Exempel leider mehr hat, ſich es aber nicht darf befremden laſſen, da es Paulo ſelbſt alſo ergangen iſt. V. 16. Jn meiner erſten Verantwortung (vor dem Kayſer ſelbſt, oder deſſen Statthalter im Ober-Gerichte, da ich wider die falſchen Ankla- gen und Beſchuldigungen, ſonderlich der Juden, mich und mein Amt, auch die Chriſtliche Reli- gion uͤberhaupt, habe retten muͤſſen) ſtund nie- mand bey mir (alſo daß er mit mir vor Gericht getreten und ſich meiner mit angenommen haͤt- te, wie ſonſt wol anderwaͤrtig, und auch hernach geſchehen iſt) ſondern ſie verlieſſen mich (in ſo ſern) alle: es ſey ihnen nicht zugerechnet (als eine Schuld zur Straſe, ſondern GOtt ge- be ihnen ihre Zaghaftigkeit bußfertig zu erken- nen, und vergebe ihnen dieſe aus Menſchen- Furcht und Schwachheit begangene Suͤnde.) Anmerckungen. 1. Da der Apoſtel der erſten Verantwor- tung gedencket, ſo zeiget er damit an, daß er nach dem erſten mal noch oͤfter vor Gerichte ge- fordert worden, und daß es ihme hernach an ei- nigem Beyſtande der Glaͤubigen nicht gefehlet habe. Daß er aber mit dem Worte erſte auf die erſte Gefangenſchaft ſehen ſolte, hat gantz keinen Grund: ſintemal er damal Timotheum um ſich hatte, und demnach unnoͤthig geweſen waͤre, A a 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/191>, abgerufen am 25.11.2024.