Erklärung des andern Briefes Pauli C. 3. v. 10. 11.
[Spaltenumbruch]Tbore, Thorheit, wie auch der Worte Wei- se, Weisheit, wohl mercken. Denn gleichwie ein weiser Mensch aus dem Grunde der Sal- bung auch ist ein gottseliger und heiliger Mensch nach Art der wahren Weisheit, die von oben her ist; als die da ist keusch, fried- sam, gelinde, läßt ihr sagen, voll Barmher- tzigkeit und guter Früchte, unparteyisch, oh- ne Heucheley: Jac. 3, 17. also ist hingegen ein Thor, nach dem Grunde der verderbten und herrschenden Eigen-Liebe, auch mit Sünden be- laden, und, wo nicht allemal äusserlich, doch in- nerlich, voller böser Wercke. Es ist demnach die wahre Weisheit und Klugheit allein bey be- kehrten und gottseligen Christen anzutreffen.
V. 10.
Du aber (der du als ein Licht solchen Leu- ten, als der Finsterniß, entgegen stehest) hast er- fahren (parekolou'thekas, bist in thätiger Ubung, welche die rechte Erfahrung bringet, getreulich nachgefolget, oder hast durch getreue Nachfolge zur würcklichen Ubung gebracht, und dir zu Nu- tze gemacht. 1 Tim. 4, 6.) meine Lehre (die ich theils dir insonderheit beygebracht, theils auch bey andern öffentlich und daheim vorgetra- gen habe; und zwar ofte in deiner Gegenwart) meine Weise (meine Anführung und Metho- de, derich mich in der Lehre bedienet habe) mei- ne Meynung (te prothesei, meinem vesten Für- satz, meinem Zweck, wie ich, ohne mich selbst und das Meinige zu suchen, mit einem einfältigen Auge des Gemüths nur immer bedacht gewesen, Seelen zu gewinnen 1 Cor. 9. Siehe das Wort Ap. Gesch. 11, 23.) meinen Glauben (meine Glaubens-Freudigkeit, und den daher entstehen- den unerschrocknen Muth mit der Beständigkeit und Treue im Laufe des Amts und des Christen- thums) meine Langmuth (makrothumia, mei- nen geistlichen Helden-Muth, da ich mir den Muth durch diese und jene Widerwärtigkeit nicht habe niederschlagen lassen, auch das böse siegreich mit dem guten vergolten und überwun- den habe,) meine Liebe (wie gegen GOtt, also auch gegen meinen Nechsten, und darunter ge- gen meine Feinde und gegen iederman, um sie zu gewinnen, und Christo zuzuführen) meine Geduld (in den Leiden, vermöge welcher ich das mir aufgelegte Joch Christi nicht abgeworfen habe, sondern darunter beharrlich geblieben bin: wie es die Eigenschaft des Worts [fremdsprachliches Material]pomo- ne mit sich bringet.)
V. 11.
Meine Verfolgung (tois diogmois, vie- le Verfolgungen, als die Materie der Geduld, da man recht mit Sturm auf mich loß gedrun- gen) meine Leiden (die ich in solchen Ungewit- tern auszustehen gehabt) welche mir wider- fahren sind zu Antiochia (im Lande Pisidia, da viele widerspenstige Juden, aus Neid und Haß wider den an vielen Seelen geschenckten Se- gen des Evangelii, widersprachen und lästerten, wider mich die Obersten der Stadt bewegten und eine Verfolgung erregten, und mich mit mei- nen Gefehrten zu ihren Grentzen hinaus stiessen. [Spaltenumbruch]
Ap. Ges. 13, 14-52.) Zu Jconien (alwo, nach dem eine grosse Menge gläubig war worden, die ungläubigen Juden die Seelen der Heyden wider die Gläubigen entrüsteten, also daß sich ein Sturm erhub, uns zu schmähen und zu stei- nigen c. 14, 1-5.) Zu Lystran (alwo, nach ei- nem gesund gemachten Lahmen von Mutterlei- be, man uns anfangs wolte göttliche Ehre an- thun, hernach aber mich steinigte und als ei- nen Todten zur Stadt hinaus schleifete v. 6- 23.) welche Verfolgungen ich da (mit aller Freudigkeit und Geduld ertrug,) und aus al- len hat mich der HErr (JEsus Christus, des- sen Evangelium ich predigte) erlöset (also daß, ob sie gleich über mich aufs härteste ergangen sind, ich doch darinnen nicht umgekommen bin.)
Anmerckungen.
1. Lehre und Leben, und im Leben Glau- be und Liebe, waren bey Paulo bey einander: und dabey war der Character das vielfältige Leiden, und in diesem die Christliche Großmü- thigkeit und Geduld. O ein herrliches Muster der Nachfolge, wie Timotheo, also allen andern rechtschafnen Lehrern!
2. Ein anders ist, GOttes Gnade an sich erkennen, und diese rühmen, und dabey auch zur Erweckung anderer des Guten gedencken, was einem GOTT beygeleget, und was man erwiesen habe: ein anders sich selbst rühmen, und um des Guten willen erheben. Jenes gehöret in gewissen Stücken mit zur Danckbarkeit gegen GOtt: Dieses aber ist eine Befleckung des Gu- ten, welche bey Paulo so vielweniger statt ge- funden, so viel mehr er dabey durch so viele Lei- den geläutert und bewähret wurde.
3. Paulus führet deswegen insonderheit das an, was ihm schon vor 20 Jahren zu Anti- ochia, Jconien und Lystra begegnet war, weil Timotheus von Lystra gebürtig war, und von allem gute Kundschaft hatte.
4. Zu Antiochia ärgerten sich die erst er- weckten Gläubigen so gar nicht an den Verfol- gungen Pauli; daß vielmehr von ihnen gesaget wird: Die Jünger wurden voll Freuden und heiliges Geistes. Und eben so beständig erwiesen sich auch die zu Jconien und zu Lystra.
5. Als Paulus und Barnabas durch diese Länder und Städte wieder zurück nach Antiochia gingen, stärckten sie die Seelen der Jünger und ermahneten sie, daß sie solten im Glau- ben bleiben, (mit der Vorstellung) daß wir durch viel Trübsal müssen in das Reich Got- tes gehen Ap. Ges. 14, 21. 22.
6. Die Erlösung Christi ist gedoppelt: erstlich die von den Sünden, da er sich für uns in den Tod dahin gegeben: hernach die von al- lem Ubel, welches aus der Sünde kömmt: wie denn auch die Verfolgung ein Sünden-Ubel war, ob gleich nicht auf Seiten Pauli, sondern der Feinde des Evangelii. Jene Erlösung ist die eigentliche, auf welche es zu unserm Heyl an- kömmt: diese aber ist eine Errettung und Be- freyung, und eine Frucht von jener.
7. Aber
Erklaͤrung des andern Briefes Pauli C. 3. v. 10. 11.
[Spaltenumbruch]Tbore, Thorheit, wie auch der Worte Wei- ſe, Weisheit, wohl mercken. Denn gleichwie ein weiſer Menſch aus dem Grunde der Sal- bung auch iſt ein gottſeliger und heiliger Menſch nach Art der wahren Weisheit, die von oben her iſt; als die da iſt keuſch, fried- ſam, gelinde, laͤßt ihr ſagen, voll Barmher- tzigkeit und guter Fruͤchte, unparteyiſch, oh- ne Heucheley: Jac. 3, 17. alſo iſt hingegen ein Thor, nach dem Grunde der verderbten und herrſchenden Eigen-Liebe, auch mit Suͤnden be- laden, und, wo nicht allemal aͤuſſerlich, doch in- nerlich, voller boͤſer Wercke. Es iſt demnach die wahre Weisheit und Klugheit allein bey be- kehrten und gottſeligen Chriſten anzutreffen.
V. 10.
Du aber (der du als ein Licht ſolchen Leu- ten, als der Finſterniß, entgegen ſteheſt) haſt er- fahren (παρηκολου´θηκας, biſt in thaͤtiger Ubung, welche die rechte Erfahrung bringet, getreulich nachgefolget, oder haſt durch getreue Nachfolge zur wuͤrcklichen Ubung gebracht, und dir zu Nu- tze gemacht. 1 Tim. 4, 6.) meine Lehre (die ich theils dir inſonderheit beygebracht, theils auch bey andern oͤffentlich und daheim vorgetra- gen habe; und zwar ofte in deiner Gegenwart) meine Weiſe (meine Anfuͤhrung und Metho- de, derich mich in der Lehre bedienet habe) mei- ne Meynung (τη προθέσει, meinem veſten Fuͤr- ſatz, meinem Zweck, wie ich, ohne mich ſelbſt und das Meinige zu ſuchen, mit einem einfaͤltigen Auge des Gemuͤths nur immer bedacht geweſen, Seelen zu gewinnen 1 Cor. 9. Siehe das Wort Ap. Geſch. 11, 23.) meinen Glauben (meine Glaubens-Freudigkeit, und den daher entſtehen- den unerſchrocknen Muth mit der Beſtaͤndigkeit und Treue im Laufe des Amts und des Chriſten- thums) meine Langmuth (μακροθυμία, mei- nen geiſtlichen Helden-Muth, da ich mir den Muth durch dieſe und jene Widerwaͤrtigkeit nicht habe niederſchlagen laſſen, auch das boͤſe ſiegreich mit dem guten vergolten und uͤberwun- den habe,) meine Liebe (wie gegen GOtt, alſo auch gegen meinen Nechſten, und darunter ge- gen meine Feinde und gegen iederman, um ſie zu gewinnen, und Chriſto zuzufuͤhren) meine Geduld (in den Leiden, vermoͤge welcher ich das mir aufgelegte Joch Chriſti nicht abgeworfen habe, ſondern darunter beharrlich geblieben bin: wie es die Eigenſchaft des Worts [fremdsprachliches Material]πομο- νὴ mit ſich bringet.)
V. 11.
Meine Verfolgung (τοῖς διωγμοῖς, vie- le Verfolgungen, als die Materie der Geduld, da man recht mit Sturm auf mich loß gedrun- gen) meine Leiden (die ich in ſolchen Ungewit- tern auszuſtehen gehabt) welche mir wider- fahren ſind zu Antiochia (im Lande Piſidia, da viele widerſpenſtige Juden, aus Neid und Haß wider den an vielen Seelen geſchenckten Se- gen des Evangelii, widerſprachen und laͤſterten, wider mich die Oberſten der Stadt bewegten und eine Verfolgung erregten, und mich mit mei- nen Gefehrten zu ihren Grentzen hinaus ſtieſſen. [Spaltenumbruch]
Ap. Geſ. 13, 14-52.) Zu Jconien (alwo, nach dem eine groſſe Menge glaͤubig war worden, die unglaͤubigen Juden die Seelen der Heyden wider die Glaͤubigen entruͤſteten, alſo daß ſich ein Sturm erhub, uns zu ſchmaͤhen und zu ſtei- nigen c. 14, 1-5.) Zu Lyſtran (alwo, nach ei- nem geſund gemachten Lahmen von Mutterlei- be, man uns anfangs wolte goͤttliche Ehre an- thun, hernach aber mich ſteinigte und als ei- nen Todten zur Stadt hinaus ſchleifete v. 6- 23.) welche Verfolgungen ich da (mit aller Freudigkeit und Geduld ertrug,) und aus al- len hat mich der HErr (JEſus Chriſtus, deſ- ſen Evangelium ich predigte) erloͤſet (alſo daß, ob ſie gleich uͤber mich aufs haͤrteſte ergangen ſind, ich doch darinnen nicht umgekommen bin.)
Anmerckungen.
1. Lehre und Leben, und im Leben Glau- be und Liebe, waren bey Paulo bey einander: und dabey war der Character das vielfaͤltige Leiden, und in dieſem die Chriſtliche Großmuͤ- thigkeit und Geduld. O ein herrliches Muſter der Nachfolge, wie Timotheo, alſo allen andern rechtſchafnen Lehrern!
2. Ein anders iſt, GOttes Gnade an ſich erkennen, und dieſe ruͤhmen, und dabey auch zur Erweckung anderer des Guten gedencken, was einem GOTT beygeleget, und was man erwieſen habe: ein anders ſich ſelbſt ruͤhmen, und um des Guten willen erheben. Jenes gehoͤret in gewiſſen Stuͤcken mit zur Danckbarkeit gegen GOtt: Dieſes aber iſt eine Befleckung des Gu- ten, welche bey Paulo ſo vielweniger ſtatt ge- funden, ſo viel mehr er dabey durch ſo viele Lei- den gelaͤutert und bewaͤhret wurde.
3. Paulus fuͤhret deswegen inſonderheit das an, was ihm ſchon vor 20 Jahren zu Anti- ochia, Jconien und Lyſtra begegnet war, weil Timotheus von Lyſtra gebuͤrtig war, und von allem gute Kundſchaft hatte.
4. Zu Antiochia aͤrgerten ſich die erſt er- weckten Glaͤubigen ſo gar nicht an den Verfol- gungen Pauli; daß vielmehr von ihnen geſaget wird: Die Juͤnger wurden voll Freuden und heiliges Geiſtes. Und eben ſo beſtaͤndig erwieſen ſich auch die zu Jconien und zu Lyſtra.
5. Als Paulus und Barnabas durch dieſe Laͤnder und Staͤdte wieder zuruͤck nach Antiochia gingen, ſtaͤrckten ſie die Seelen der Juͤnger und ermahneten ſie, daß ſie ſolten im Glau- ben bleiben, (mit der Vorſtellung) daß wir durch viel Truͤbſal muͤſſen in das Reich Got- tes gehen Ap. Geſ. 14, 21. 22.
6. Die Erloͤſung Chriſti iſt gedoppelt: erſtlich die von den Suͤnden, da er ſich fuͤr uns in den Tod dahin gegeben: hernach die von al- lem Ubel, welches aus der Suͤnde koͤmmt: wie denn auch die Verfolgung ein Suͤnden-Ubel war, ob gleich nicht auf Seiten Pauli, ſondern der Feinde des Evangelii. Jene Erloͤſung iſt die eigentliche, auf welche es zu unſerm Heyl an- koͤmmt: dieſe aber iſt eine Errettung und Be- freyung, und eine Frucht von jener.
7. Aber
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[172/0174]
Erklaͤrung des andern Briefes Pauli C. 3. v. 10. 11.
Tbore, Thorheit, wie auch der Worte Wei-
ſe, Weisheit, wohl mercken. Denn gleichwie
ein weiſer Menſch aus dem Grunde der Sal-
bung auch iſt ein gottſeliger und heiliger
Menſch nach Art der wahren Weisheit, die
von oben her iſt; als die da iſt keuſch, fried-
ſam, gelinde, laͤßt ihr ſagen, voll Barmher-
tzigkeit und guter Fruͤchte, unparteyiſch, oh-
ne Heucheley: Jac. 3, 17. alſo iſt hingegen ein
Thor, nach dem Grunde der verderbten und
herrſchenden Eigen-Liebe, auch mit Suͤnden be-
laden, und, wo nicht allemal aͤuſſerlich, doch in-
nerlich, voller boͤſer Wercke. Es iſt demnach
die wahre Weisheit und Klugheit allein bey be-
kehrten und gottſeligen Chriſten anzutreffen.
V. 10.
Du aber (der du als ein Licht ſolchen Leu-
ten, als der Finſterniß, entgegen ſteheſt) haſt er-
fahren (παρηκολου´θηκας, biſt in thaͤtiger Ubung,
welche die rechte Erfahrung bringet, getreulich
nachgefolget, oder haſt durch getreue Nachfolge
zur wuͤrcklichen Ubung gebracht, und dir zu Nu-
tze gemacht. 1 Tim. 4, 6.) meine Lehre (die
ich theils dir inſonderheit beygebracht, theils
auch bey andern oͤffentlich und daheim vorgetra-
gen habe; und zwar ofte in deiner Gegenwart)
meine Weiſe (meine Anfuͤhrung und Metho-
de, derich mich in der Lehre bedienet habe) mei-
ne Meynung (τη προθέσει, meinem veſten Fuͤr-
ſatz, meinem Zweck, wie ich, ohne mich ſelbſt und
das Meinige zu ſuchen, mit einem einfaͤltigen
Auge des Gemuͤths nur immer bedacht geweſen,
Seelen zu gewinnen 1 Cor. 9. Siehe das Wort
Ap. Geſch. 11, 23.) meinen Glauben (meine
Glaubens-Freudigkeit, und den daher entſtehen-
den unerſchrocknen Muth mit der Beſtaͤndigkeit
und Treue im Laufe des Amts und des Chriſten-
thums) meine Langmuth (μακροθυμία, mei-
nen geiſtlichen Helden-Muth, da ich mir den
Muth durch dieſe und jene Widerwaͤrtigkeit
nicht habe niederſchlagen laſſen, auch das boͤſe
ſiegreich mit dem guten vergolten und uͤberwun-
den habe,) meine Liebe (wie gegen GOtt, alſo
auch gegen meinen Nechſten, und darunter ge-
gen meine Feinde und gegen iederman, um ſie
zu gewinnen, und Chriſto zuzufuͤhren) meine
Geduld (in den Leiden, vermoͤge welcher ich das
mir aufgelegte Joch Chriſti nicht abgeworfen
habe, ſondern darunter beharrlich geblieben
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V. 11.
Meine Verfolgung (τοῖς διωγμοῖς, vie-
le Verfolgungen, als die Materie der Geduld,
da man recht mit Sturm auf mich loß gedrun-
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tern auszuſtehen gehabt) welche mir wider-
fahren ſind zu Antiochia (im Lande Piſidia,
da viele widerſpenſtige Juden, aus Neid und
Haß wider den an vielen Seelen geſchenckten Se-
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Ap. Geſ. 13, 14-52.) Zu Jconien (alwo, nach
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ein Sturm erhub, uns zu ſchmaͤhen und zu ſtei-
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Freudigkeit und Geduld ertrug,) und aus al-
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ſen Evangelium ich predigte) erloͤſet (alſo daß,
ob ſie gleich uͤber mich aufs haͤrteſte ergangen
ſind, ich doch darinnen nicht umgekommen
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Anmerckungen.
1. Lehre und Leben, und im Leben Glau-
be und Liebe, waren bey Paulo bey einander:
und dabey war der Character das vielfaͤltige
Leiden, und in dieſem die Chriſtliche Großmuͤ-
thigkeit und Geduld. O ein herrliches Muſter
der Nachfolge, wie Timotheo, alſo allen andern
rechtſchafnen Lehrern!
2. Ein anders iſt, GOttes Gnade an ſich
erkennen, und dieſe ruͤhmen, und dabey auch
zur Erweckung anderer des Guten gedencken,
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erwieſen habe: ein anders ſich ſelbſt ruͤhmen, und
um des Guten willen erheben. Jenes gehoͤret
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GOtt: Dieſes aber iſt eine Befleckung des Gu-
ten, welche bey Paulo ſo vielweniger ſtatt ge-
funden, ſo viel mehr er dabey durch ſo viele Lei-
den gelaͤutert und bewaͤhret wurde.
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das an, was ihm ſchon vor 20 Jahren zu Anti-
ochia, Jconien und Lyſtra begegnet war, weil
Timotheus von Lyſtra gebuͤrtig war, und von
allem gute Kundſchaft hatte.
4. Zu Antiochia aͤrgerten ſich die erſt er-
weckten Glaͤubigen ſo gar nicht an den Verfol-
gungen Pauli; daß vielmehr von ihnen geſaget
wird: Die Juͤnger wurden voll Freuden
und heiliges Geiſtes. Und eben ſo beſtaͤndig
erwieſen ſich auch die zu Jconien und zu Lyſtra.
5. Als Paulus und Barnabas durch dieſe
Laͤnder und Staͤdte wieder zuruͤck nach Antiochia
gingen, ſtaͤrckten ſie die Seelen der Juͤnger
und ermahneten ſie, daß ſie ſolten im Glau-
ben bleiben, (mit der Vorſtellung) daß wir
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6. Die Erloͤſung Chriſti iſt gedoppelt:
erſtlich die von den Suͤnden, da er ſich fuͤr uns
in den Tod dahin gegeben: hernach die von al-
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die eigentliche, auf welche es zu unſerm Heyl an-
koͤmmt: dieſe aber iſt eine Errettung und Be-
freyung, und eine Frucht von jener.
7. Aber
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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/174>, abgerufen am 16.02.2025.
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