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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Erklärung des andern Briefes Pauli C. 2. v. 21-27.
[Spaltenumbruch]

6. Die guten Wercke, als Früchte des
Geistes, hangen wie eine Kette an einander, und
sind unauflöslich mit einander verbunden, also
daß, wer einem wahrhaftig ergeben ist, der übet
auch die übrigen aus, obgleich in einem unglei-
chen Masse: wie denn GOtt daher zu allen auf
einmal Kraft giebet. Welches Paulus damit
anzeiget, wenn er spricht, daß man bereitet wer-
de zu allem, zu allem guten Wercke.

7. Der Haus-HErr, dem man recht ge-
bräuchlich seyn und immer mehr werden soll,
ist der Dreyeinige GOTT, mit einem besondern
Absehen auf den Sohn GOttes, der auch
2 Petr. 2, 1. diesen Namen führet. Wie er
denn ist der Grund des gantzen Hauses und auch
selbst der Baumeister 1 Cor. 3, 11. Eph. 3, 20.
1 Pet. 2, 4. Hebr. 3, 3. 6. dessen Haushalter
treue Knechte, ja alle Kinder GOttes sind 1 Cor.
4, 1. 1 Pet. 4, 10.

V. 22.

Fleuch die Lüste der Jugend (wo-
zu junge Leute sonderlich versuchet zu werden
pflegen, als da sind Geilheit, Ubermuth, Leicht-
sinnigkeit allerhand übereilete Ubernehmungen
und Urtheile u. s. w. Davon alhier in der sonst
so sehr mäßig lebenden Person Timothei andere
junge Leute abgemahnet werden.) Jage aber
nach der Gerechtigkeit
(die uns Christus er-
worben hat, um von der Beylage derselben im-
mer mehr überzeuget zu werden Offenb. 22, 11.
und ihrer Früchte immer mehr in den übrigen
Heyls-Gütern zu geniessen Röm. 5, 1. c. 14, 17.
und endlich die Crone der Gerechtigkeit zu em-
pfangen Phil. 3, 14. 2 Tim. 4, 5.) dem Glau-
ben
(damit die Gerechtigkeit ergriffen und zuge-
eignet wird, um in der rechten Glaubens-Freu-
digkeit immer mehr zuzunehmen, und den Glau-
ben im reinen Gewissen wider allen Schiffbruch
zu bewahren) der Liebe (in einem immer grös-
sern Maß; als dadurch der Glaube sich thätig
erweiset Gal. 5, 6. und dem Friede mit ie-
derman,
(so viel es möglich Röm. 12, 18. son-
derlich aber, da er mit Hymenaeo und Phileto
und dergleichen Feinden der Wahrheit nicht kan
gehalten werden) mit allen die den HErrn
(den Dreyeinigen GOTT, und in der Drey-
einigkeit, sonderlich den Sohn GOTTES,
als ihren Jehovah, HErrn und Erlöser) an-
rufen
(auch anbeten, loben und preisen, ihm
auch im gantzen Leben dienen) von reinem Her-
tzen
(also daß ihre Hertzen durch das Blut Chri-
sti gereiniget sind von den todten Wercken, dem
lebendigen GOtt zu dienen Hebr. 9, 14. 1 Joh.
1, 7. Ap. Gesch. 15, 9. und die also stehen in der
Liebe von reinem Hertzen, guten Gewissen und
ungefärbten Glauben. 1 Tim. 1, 5. Siehe auch
1 Tim. 6, 11. Hebr. 12, 14.)

V. 23.

Aber der thörichten und unnützen
Fragen
(apaideutous, davon man keine Unter-
weisung hat, wenn sie auch gleich noch so
scharfsinnig und spitzig vorgebracht und beant-
wortet werden; als die von aller wahren Weis-
heit weit erfernet sind,) entschlage dich (daß
[Spaltenumbruch] du dich nicht allein selbst nicht einlässest, sondern
auch davor getreulich warnest und sie verhin-
derst:) Denn du weissest, daß sie nur Zanck
(makhas, Streit, Wort-Streite und unnütze
Disputationes) gebähren, (da, wenn sie der
eine so, der andere anders beantwortet, keiner
dem andern weichen, sondern ein ieder recht ha-
ben will; und also die Wahrheit weder gesuchet,
noch erhalten, die Liebe aber verletzet wird, und
die Gemüther nur gegen einander erbittert wer-
den. Siehe 1 Tim. 1, 4. c. 4, 7. c. 6, 4. 20.
2 Tim. 2, 14. 16. Tit. 1, 14. c. 3, 9.)

V. 24. 25. 26.

Ein Knecht aber des HErrn (JESU
Christi, der nicht allein im getreuen Dienste des
Christenthums, sondern auch des Lehr-Amts,
bey ihm stehet) soll nicht zänckisch seyn, (kei-
nen Streit hie und darüber anfangen, da es ge-
nug ist, daß er bey dem Zeugniß der Wahrheit
nicht ohne Anfechtung und Streit bleibet,)
sondern freundlich (epios, gelinde, und recht
mütterlich 1 Thess. 2, 7.) gegen iederman
(auch mitten im Ernste gegen die, welche einen
Ernst in der Bestrafung erfodern: sintemal
Ernst und Gelindigkeit gar wohl zusammen ste-
het: da der Ernst bezeuget, in welcher Gefahr
der Sünder schwebe, und wie sehr es einem um
seine Errettung zu thun sey; die Gelindigkeit
aber allwege die Liebe in der Vorstellung her-
vorleuchten lässet, und sich solcher Worte, die
nur Erbitterung machen können enthält,) lehr-
haftig
(der die Gabe eines gründlichen, or-
dentlichen, deutlichen und erbaulichen Vortra-
ges habe 1 Tim. 3, 2. darauf man sich zu befleis-
sigen hat 1 Cor. 14, 1.) der die bösen (und also
auch an ihnen ihre Bosheit also) tragen kan
(wie ein Medicus die Patienten, auch solche,
welche vor Heftigkeit der Kranckheit irre reden
und auch wol selbst wider den Medicum sich un-
willig bezeugen.)

V. 27

Mit Sanftmuth strafe (paide[u]onta,
unterweise und auch in der Unterweisung zwar mit
Nachdruck und Ernst, aber dabey doch auch in
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dersetzen und widersprechen, es geschehe nun aus
Unwissenheit und Jrrthümern, auch Vorurtheilen,
oder aus Feindseligkeit) ob ihnen GOtt der-
maleins
(wenn man in der Unterweisung an-
hält) Busse gebe (die Gnade zu der wahren
Sinnes-Veränderung schencke, und sie dieselbe
auch annehmen) die Wahrheit (den gantzen
Rath GOttes von dem Grunde und von der
Ordnung unsers Heils, recht und im göttlichen
Licht) zu erkennen, (als wozu man ohne wahre
Bekehrung nicht gelangen kan;) und wieder
nüchtern werden aus des Teufels Stricke

(aus ihren herrschenden Sünden und Jrrthü-
mern, darinnen sie gleichsam gantz truncken sind
und angefesselt gehalten werden) von dem sie
gefangen sind
(ezogremenoi, wie die wilden
Thiere von den Jägern in den Garnen lebendig
gefangen werden) zu seinem willen (welcher

dahin
Erklaͤrung des andern Briefes Pauli C. 2. v. 21-27.
[Spaltenumbruch]

6. Die guten Wercke, als Fruͤchte des
Geiſtes, hangen wie eine Kette an einander, und
ſind unaufloͤslich mit einander verbunden, alſo
daß, wer einem wahrhaftig ergeben iſt, der uͤbet
auch die uͤbrigen aus, obgleich in einem unglei-
chen Maſſe: wie denn GOtt daher zu allen auf
einmal Kraft giebet. Welches Paulus damit
anzeiget, wenn er ſpricht, daß man bereitet wer-
de zu allem, zu allem guten Wercke.

7. Der Haus-HErr, dem man recht ge-
braͤuchlich ſeyn und immer mehr werden ſoll,
iſt der Dreyeinige GOTT, mit einem beſondern
Abſehen auf den Sohn GOttes, der auch
2 Petr. 2, 1. dieſen Namen fuͤhret. Wie er
denn iſt der Grund des gantzen Hauſes und auch
ſelbſt der Baumeiſter 1 Cor. 3, 11. Eph. 3, 20.
1 Pet. 2, 4. Hebr. 3, 3. 6. deſſen Haushalter
treue Knechte, ja alle Kinder GOttes ſind 1 Cor.
4, 1. 1 Pet. 4, 10.

V. 22.

Fleuch die Luͤſte der Jugend (wo-
zu junge Leute ſonderlich verſuchet zu werden
pflegen, als da ſind Geilheit, Ubermuth, Leicht-
ſinnigkeit allerhand uͤbereilete Ubernehmungen
und Urtheile u. ſ. w. Davon alhier in der ſonſt
ſo ſehr maͤßig lebenden Perſon Timothei andere
junge Leute abgemahnet werden.) Jage aber
nach der Gerechtigkeit
(die uns Chriſtus er-
worben hat, um von der Beylage derſelben im-
mer mehr uͤberzeuget zu werden Offenb. 22, 11.
und ihrer Fruͤchte immer mehr in den uͤbrigen
Heyls-Guͤtern zu genieſſen Roͤm. 5, 1. c. 14, 17.
und endlich die Crone der Gerechtigkeit zu em-
pfangen Phil. 3, 14. 2 Tim. 4, 5.) dem Glau-
ben
(damit die Gerechtigkeit ergriffen und zuge-
eignet wird, um in der rechten Glaubens-Freu-
digkeit immer mehr zuzunehmen, und den Glau-
ben im reinen Gewiſſen wider allen Schiffbruch
zu bewahren) der Liebe (in einem immer groͤſ-
ſern Maß; als dadurch der Glaube ſich thaͤtig
erweiſet Gal. 5, 6. und dem Friede mit ie-
derman,
(ſo viel es moͤglich Roͤm. 12, 18. ſon-
derlich aber, da er mit Hymenæo und Phileto
und dergleichen Feinden der Wahrheit nicht kan
gehalten werden) mit allen die den HErrn
(den Dreyeinigen GOTT, und in der Drey-
einigkeit, ſonderlich den Sohn GOTTES,
als ihren Jehovah, HErrn und Erloͤſer) an-
rufen
(auch anbeten, loben und preiſen, ihm
auch im gantzen Leben dienen) von reinem Her-
tzen
(alſo daß ihre Hertzen durch das Blut Chri-
ſti gereiniget ſind von den todten Wercken, dem
lebendigen GOtt zu dienen Hebr. 9, 14. 1 Joh.
1, 7. Ap. Geſch. 15, 9. und die alſo ſtehen in der
Liebe von reinem Hertzen, guten Gewiſſen und
ungefaͤrbten Glauben. 1 Tim. 1, 5. Siehe auch
1 Tim. 6, 11. Hebr. 12, 14.)

V. 23.

Aber der thoͤrichten und unnuͤtzen
Fragen
(ἀπαιδέυτους, davon man keine Unter-
weiſung hat, wenn ſie auch gleich noch ſo
ſcharfſinnig und ſpitzig vorgebracht und beant-
wortet werden; als die von aller wahren Weis-
heit weit erfernet ſind,) entſchlage dich (daß
[Spaltenumbruch] du dich nicht allein ſelbſt nicht einlaͤſſeſt, ſondern
auch davor getreulich warneſt und ſie verhin-
derſt:) Denn du weiſſeſt, daß ſie nur Zanck
(μάχας, Streit, Wort-Streite und unnuͤtze
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eine ſo, der andere anders beantwortet, keiner
dem andern weichen, ſondern ein ieder recht ha-
ben will; und alſo die Wahrheit weder geſuchet,
noch erhalten, die Liebe aber verletzet wird, und
die Gemuͤther nur gegen einander erbittert wer-
den. Siehe 1 Tim. 1, 4. c. 4, 7. c. 6, 4. 20.
2 Tim. 2, 14. 16. Tit. 1, 14. c. 3, 9.)

V. 24. 25. 26.

Ein Knecht aber des HErrn (JESU
Chriſti, der nicht allein im getreuen Dienſte des
Chriſtenthums, ſondern auch des Lehr-Amts,
bey ihm ſtehet) ſoll nicht zaͤnckiſch ſeyn, (kei-
nen Streit hie und daruͤber anfangen, da es ge-
nug iſt, daß er bey dem Zeugniß der Wahrheit
nicht ohne Anfechtung und Streit bleibet,)
ſondern freundlich (ἤϖιος, gelinde, und recht
muͤtterlich 1 Theſſ. 2, 7.) gegen iederman
(auch mitten im Ernſte gegen die, welche einen
Ernſt in der Beſtrafung erfodern: ſintemal
Ernſt und Gelindigkeit gar wohl zuſammen ſte-
het: da der Ernſt bezeuget, in welcher Gefahr
der Suͤnder ſchwebe, und wie ſehr es einem um
ſeine Errettung zu thun ſey; die Gelindigkeit
aber allwege die Liebe in der Vorſtellung her-
vorleuchten laͤſſet, und ſich ſolcher Worte, die
nur Erbitterung machen koͤnnen enthaͤlt,) lehr-
haftig
(der die Gabe eines gruͤndlichen, or-
dentlichen, deutlichen und erbaulichen Vortra-
ges habe 1 Tim. 3, 2. darauf man ſich zu befleiſ-
ſigen hat 1 Cor. 14, 1.) der die boͤſen (und alſo
auch an ihnen ihre Bosheit alſo) tragen kan
(wie ein Medicus die Patienten, auch ſolche,
welche vor Heftigkeit der Kranckheit irre reden
und auch wol ſelbſt wider den Medicum ſich un-
willig bezeugen.)

V. 27

Mit Sanftmuth ſtrafe (παιδέ[υ]οντα,
unterweiſe und auch in der Unterweiſung zwar mit
Nachdruck und Ernſt, aber dabey doch auch in
Liebe ſtrafe) die Widerſpenſtigen (die ſich wi-
derſetzen und widerſprechen, es geſchehe nun aus
Unwiſſenheit und Jrrthuͤmern, auch Vorurtheilen,
oder aus Feindſeligkeit) ob ihnen GOtt der-
maleins
(wenn man in der Unterweiſung an-
haͤlt) Buſſe gebe (die Gnade zu der wahren
Sinnes-Veraͤnderung ſchencke, und ſie dieſelbe
auch annehmen) die Wahrheit (den gantzen
Rath GOttes von dem Grunde und von der
Ordnung unſers Heils, recht und im goͤttlichen
Licht) zu erkennen, (als wozu man ohne wahre
Bekehrung nicht gelangen kan;) und wieder
nuͤchtern werden aus des Teufels Stricke

(aus ihren herrſchenden Suͤnden und Jrrthuͤ-
mern, darinnen ſie gleichſam gantz truncken ſind
und angefeſſelt gehalten werden) von dem ſie
gefangen ſind
(ἐζωγρημένοι, wie die wilden
Thiere von den Jaͤgern in den Garnen lebendig
gefangen werden) zu ſeinem willen (welcher

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[166/0168] Erklaͤrung des andern Briefes Pauli C. 2. v. 21-27. 6. Die guten Wercke, als Fruͤchte des Geiſtes, hangen wie eine Kette an einander, und ſind unaufloͤslich mit einander verbunden, alſo daß, wer einem wahrhaftig ergeben iſt, der uͤbet auch die uͤbrigen aus, obgleich in einem unglei- chen Maſſe: wie denn GOtt daher zu allen auf einmal Kraft giebet. Welches Paulus damit anzeiget, wenn er ſpricht, daß man bereitet wer- de zu allem, zu allem guten Wercke. 7. Der Haus-HErr, dem man recht ge- braͤuchlich ſeyn und immer mehr werden ſoll, iſt der Dreyeinige GOTT, mit einem beſondern Abſehen auf den Sohn GOttes, der auch 2 Petr. 2, 1. dieſen Namen fuͤhret. Wie er denn iſt der Grund des gantzen Hauſes und auch ſelbſt der Baumeiſter 1 Cor. 3, 11. Eph. 3, 20. 1 Pet. 2, 4. Hebr. 3, 3. 6. deſſen Haushalter treue Knechte, ja alle Kinder GOttes ſind 1 Cor. 4, 1. 1 Pet. 4, 10. V. 22. Fleuch die Luͤſte der Jugend (wo- zu junge Leute ſonderlich verſuchet zu werden pflegen, als da ſind Geilheit, Ubermuth, Leicht- ſinnigkeit allerhand uͤbereilete Ubernehmungen und Urtheile u. ſ. w. Davon alhier in der ſonſt ſo ſehr maͤßig lebenden Perſon Timothei andere junge Leute abgemahnet werden.) Jage aber nach der Gerechtigkeit (die uns Chriſtus er- worben hat, um von der Beylage derſelben im- mer mehr uͤberzeuget zu werden Offenb. 22, 11. und ihrer Fruͤchte immer mehr in den uͤbrigen Heyls-Guͤtern zu genieſſen Roͤm. 5, 1. c. 14, 17. und endlich die Crone der Gerechtigkeit zu em- pfangen Phil. 3, 14. 2 Tim. 4, 5.) dem Glau- ben (damit die Gerechtigkeit ergriffen und zuge- eignet wird, um in der rechten Glaubens-Freu- digkeit immer mehr zuzunehmen, und den Glau- ben im reinen Gewiſſen wider allen Schiffbruch zu bewahren) der Liebe (in einem immer groͤſ- ſern Maß; als dadurch der Glaube ſich thaͤtig erweiſet Gal. 5, 6. und dem Friede mit ie- derman, (ſo viel es moͤglich Roͤm. 12, 18. ſon- derlich aber, da er mit Hymenæo und Phileto und dergleichen Feinden der Wahrheit nicht kan gehalten werden) mit allen die den HErrn (den Dreyeinigen GOTT, und in der Drey- einigkeit, ſonderlich den Sohn GOTTES, als ihren Jehovah, HErrn und Erloͤſer) an- rufen (auch anbeten, loben und preiſen, ihm auch im gantzen Leben dienen) von reinem Her- tzen (alſo daß ihre Hertzen durch das Blut Chri- ſti gereiniget ſind von den todten Wercken, dem lebendigen GOtt zu dienen Hebr. 9, 14. 1 Joh. 1, 7. Ap. Geſch. 15, 9. und die alſo ſtehen in der Liebe von reinem Hertzen, guten Gewiſſen und ungefaͤrbten Glauben. 1 Tim. 1, 5. Siehe auch 1 Tim. 6, 11. Hebr. 12, 14.) V. 23. Aber der thoͤrichten und unnuͤtzen Fragen (ἀπαιδέυτους, davon man keine Unter- weiſung hat, wenn ſie auch gleich noch ſo ſcharfſinnig und ſpitzig vorgebracht und beant- wortet werden; als die von aller wahren Weis- heit weit erfernet ſind,) entſchlage dich (daß du dich nicht allein ſelbſt nicht einlaͤſſeſt, ſondern auch davor getreulich warneſt und ſie verhin- derſt:) Denn du weiſſeſt, daß ſie nur Zanck (μάχας, Streit, Wort-Streite und unnuͤtze Diſputationes) gebaͤhren, (da, wenn ſie der eine ſo, der andere anders beantwortet, keiner dem andern weichen, ſondern ein ieder recht ha- ben will; und alſo die Wahrheit weder geſuchet, noch erhalten, die Liebe aber verletzet wird, und die Gemuͤther nur gegen einander erbittert wer- den. Siehe 1 Tim. 1, 4. c. 4, 7. c. 6, 4. 20. 2 Tim. 2, 14. 16. Tit. 1, 14. c. 3, 9.) V. 24. 25. 26. Ein Knecht aber des HErrn (JESU Chriſti, der nicht allein im getreuen Dienſte des Chriſtenthums, ſondern auch des Lehr-Amts, bey ihm ſtehet) ſoll nicht zaͤnckiſch ſeyn, (kei- nen Streit hie und daruͤber anfangen, da es ge- nug iſt, daß er bey dem Zeugniß der Wahrheit nicht ohne Anfechtung und Streit bleibet,) ſondern freundlich (ἤϖιος, gelinde, und recht muͤtterlich 1 Theſſ. 2, 7.) gegen iederman (auch mitten im Ernſte gegen die, welche einen Ernſt in der Beſtrafung erfodern: ſintemal Ernſt und Gelindigkeit gar wohl zuſammen ſte- het: da der Ernſt bezeuget, in welcher Gefahr der Suͤnder ſchwebe, und wie ſehr es einem um ſeine Errettung zu thun ſey; die Gelindigkeit aber allwege die Liebe in der Vorſtellung her- vorleuchten laͤſſet, und ſich ſolcher Worte, die nur Erbitterung machen koͤnnen enthaͤlt,) lehr- haftig (der die Gabe eines gruͤndlichen, or- dentlichen, deutlichen und erbaulichen Vortra- ges habe 1 Tim. 3, 2. darauf man ſich zu befleiſ- ſigen hat 1 Cor. 14, 1.) der die boͤſen (und alſo auch an ihnen ihre Bosheit alſo) tragen kan (wie ein Medicus die Patienten, auch ſolche, welche vor Heftigkeit der Kranckheit irre reden und auch wol ſelbſt wider den Medicum ſich un- willig bezeugen.) V. 27 Mit Sanftmuth ſtrafe (παιδέυοντα, unterweiſe und auch in der Unterweiſung zwar mit Nachdruck und Ernſt, aber dabey doch auch in Liebe ſtrafe) die Widerſpenſtigen (die ſich wi- derſetzen und widerſprechen, es geſchehe nun aus Unwiſſenheit und Jrrthuͤmern, auch Vorurtheilen, oder aus Feindſeligkeit) ob ihnen GOtt der- maleins (wenn man in der Unterweiſung an- haͤlt) Buſſe gebe (die Gnade zu der wahren Sinnes-Veraͤnderung ſchencke, und ſie dieſelbe auch annehmen) die Wahrheit (den gantzen Rath GOttes von dem Grunde und von der Ordnung unſers Heils, recht und im goͤttlichen Licht) zu erkennen, (als wozu man ohne wahre Bekehrung nicht gelangen kan;) und wieder nuͤchtern werden aus des Teufels Stricke (aus ihren herrſchenden Suͤnden und Jrrthuͤ- mern, darinnen ſie gleichſam gantz truncken ſind und angefeſſelt gehalten werden) von dem ſie gefangen ſind (ἐζωγρημένοι, wie die wilden Thiere von den Jaͤgern in den Garnen lebendig gefangen werden) zu ſeinem willen (welcher dahin

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/168>, abgerufen am 24.11.2024.