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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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C. 1. v. 13. 14. an den Timotheum.
[Spaltenumbruch] der Gläubigen mit Christo führet. Denn nach
dieser gehet der Glaube mit der Liebe nicht al-
lein auf Christum, sondern auch, da Christus
schon ergriffen ist, so ruhet die Seele auch durch
den Glauben mit der Liebe in Christo, als in
ihrem rechten Elemente.

6. Von diesem Fürbilde der gesunden
Lehre vom Glauben und von der Liebe in Christo
hatte nun Timotheus von Paulo gehöret;
und zwar auf die Art, welche ausgedrucket wird
Joh. 8, 47. da es heißt: Wer von GOtt ist,
der höret GOttes Wort.
Denn Timo-
theus war schon durch das Wort der Wahrheit
wiedergeboren worden; sintemal er die heilige
Schrift dergestalt von Kindheit auf gehöret hat-
te, daß er darinnen seine rechte geistliche Nah-
rung gehabt hatte. 1 Tim. 4, 6. und dadurch
zum Glauben gekommen war 2. Tim. 1, 5. Da
er nun in die Schule Pauli kam, da war er schon
von GOTT gelehret, und also war sein hören
bey Paulo so viel gesegneter: wie denn denen
schon von GOtt gelehrten gut predigen ist; als
die in dem himmlischen Element, daraus sie schon
ihr geistliches Leben empfangen haben, auch gern
ihre geistliche Nahrung suchen und darinn zum
mercklichen Wachsthum finden. Er hatte
demnach also gehöret, daß das Fürbild der heil-
samen Lehre in ihn immer mehr war eingedru-
cket und abgedrucket worden; wie Paulus Röm.
6, 17. von den gläubigen Römern bezeuget; al-
wo er die hypotyposin nennet tupon didakhes,
ein Fürbild der Lehre. Siehe von dem hö-
ren
und lernen Timothei auch 2 Tim. 2, 2.
c. 3, 14.

7. Was nun solcher gestalt recht gehöret
und wohl gelernet war, daran solte Timotheus
halten. "Ekhe. spricht Paulus; nicht ekheis, du
hast, sondern ekhe habe, das ist, was du hast
das habe recht, bewahre es und lege es
wohl an.
Denn was man also hat, daß man
es nicht bewahret und recht anleget, das ist so
viel, als hätte man es gar nicht: ja es ist noch
ärger. Denn es bringet noch mehrere Ver-
antwortung. Jm gleichen Nachdrucke stehet
auch das Wort haben und nicht haben von
dieser Materie Matth. 13, 12. c. 25, 29. da es
heißt: Wer da hat (also daß er es wohl ge-
brauchet) dem wird gegeben, daß er die Fül-
le habe: wer aber nicht hat
(das, was er
hat, nicht gebrauchet, und thut, als hätte er es
nicht,) von dem wird auch genommen, das
er hat.
Da wir sehen, daß das haben zuletzt
nur so viel heißt, als besitzen, das erste aber so
viel, als das besessene wohl anlegen. Es
hat demnach das verbum simplex ekhein die
Bedeutung des Compositi katekhein, behal-
ten, bewahren.
Jn welchem Verstande es
auch gebrauchet wird 1 Tim. 1, 19. de es heißt:
Daß du habest Glauben und gut Gewissen
u. s. w. und c. 3, 9. die das Geheimniß des
Glaubens im guten Gewissen haben.
Sie-
he auch die Composita epekhein und antekhe-
sthai von dieser Materie Phil. 2, 16. 1 Tim. 4,
16. Tit. 1, 9. und 1 Cor. 15, 2. da das Compo-
situm
katekhein stehet und von dem gehörten
[Spaltenumbruch] und angenommenen Worte des Evangelii gleich-
fals die Rede ist, wie man es solle katekhein,
behalten. Jn der Offenbarung Joh. heißt es
c. 3, 11. gar nachdrücklich kratei o [i]kheis, halte
was du hast.
Siehe auch v. 2. 3. Gedencke
nun, wie du empfangen und gehöret hast,
und halt es.
Luc. 8, 15. wird es also gegeben:
das auf dem guten Lande, sind die das
Wort hören und behalten in einem feinen
guten Hertzen, und bringen Frucht in Ge-
duld,
en upomone, in der Beharrung. Auf
diese Art war denn Timotheus den Gläubigen
ein rechtes Fürbild auch en to logo, im Wor-
te.
1 Tim. 4, 12.

V. 14.

Diese gute Beylage (nemlich das Für-
bild der heilsamen Worte vom Glauben und
von der Liebe) bewahre (in gebührender Hoch-
achtung und getreuer Anwendung) durch den
heiligen Geist, der in uns wohnet
(vermöge
des in uns wohnenden Glaubens v. 12.)

Anmerckungen.

1. Es hält dieser Vers nichts anders in sich,
als eine gar nachdrückliche Erläuterung und meh-
rere Einschärfung dessen, was bereits in dem
vorhergehenden gesaget worden. Daraus man
wie Pauli grossen Ernst, also auch der Sachen
Wichtigkeit erkennet.

2. Gleichwie das Fürbild der heilsamen
Worte alhier heißt die gute Beylage, so heißt
das haben oder behalten alhier das bewahren.
Und da die Bewahrung vorher Timotheo anbe-
fohlen wurde; so wird dieses nun also erläutert,
daß Timotheus nebst seiner eigenen Treue auf
den kräftigen Beystand des heiligen Geistes ge-
wiesen wird. Und also bekräftiget Paulus da-
mit, was er vorher v. 12. von seiner Beylage
gesaget, daß sie nemlich von GOtt werde be-
wahret werden: alwo auch in den Anmerckun-
gen der Nachdruck des Worts Beylage gezei-
get ist. Siehe dergleichen 1 Tim. 6, 20.

3. Die gute Beylage durch den heili-
gen Geist bewahren
ist dem durch das in der
heiligen Schrift uns vorgelegte und in uns
gepflantzte Wort uns lehrenden, züchtigen-
den, leitenden und stärckenden heiligen Geiste
Gehör geben und folgen, und also durch seine
Kraft an dem Worte, als an seiner täglichen
Nahrung bleiben und es in der Ubung des Glau-
bens und der Liebe getreulich anwenden. Denn
ie mehr die geistliche Beylage angeleget wird, ie
mehr wird sie bewahret und vermehret.

4. Wer den heiligen Geist will zu seinem
Beystand haben, zumal im Lehr-Amte, der
muß ihn auch zum Einwohner haben, wie
Paulus und Timotheus; denn von denen, wel-
che sich dem heiligen Geiste nicht zur Einwoh-
nung ergeben, sondern ihm widerstehen, wei-
chet er mit seiner Gnade.

5. Den heiligen Geist in sich wohnend
haben, welche hohe geistliche Würde ist das
nicht? Siehe Röm. 8, 11. 1 Cor. 3, 16. c. 6, 19.
2 Cor. 6, 16. Eph. 2, 21. 22. 1 Pet. 2, 5. Hebr.
7, 6.

V. 15.
U

C. 1. v. 13. 14. an den Timotheum.
[Spaltenumbruch] der Glaͤubigen mit Chriſto fuͤhret. Denn nach
dieſer gehet der Glaube mit der Liebe nicht al-
lein auf Chriſtum, ſondern auch, da Chriſtus
ſchon ergriffen iſt, ſo ruhet die Seele auch durch
den Glauben mit der Liebe in Chriſto, als in
ihrem rechten Elemente.

6. Von dieſem Fuͤrbilde der geſunden
Lehre vom Glauben und von der Liebe in Chriſto
hatte nun Timotheus von Paulo gehoͤret;
und zwar auf die Art, welche ausgedrucket wird
Joh. 8, 47. da es heißt: Wer von GOtt iſt,
der hoͤret GOttes Wort.
Denn Timo-
theus war ſchon durch das Wort der Wahrheit
wiedergeboren worden; ſintemal er die heilige
Schrift dergeſtalt von Kindheit auf gehoͤret hat-
te, daß er darinnen ſeine rechte geiſtliche Nah-
rung gehabt hatte. 1 Tim. 4, 6. und dadurch
zum Glauben gekommen war 2. Tim. 1, 5. Da
er nun in die Schule Pauli kam, da war er ſchon
von GOTT gelehret, und alſo war ſein hoͤren
bey Paulo ſo viel geſegneter: wie denn denen
ſchon von GOtt gelehrten gut predigen iſt; als
die in dem himmliſchen Element, daraus ſie ſchon
ihr geiſtliches Leben empfangen haben, auch gern
ihre geiſtliche Nahrung ſuchen und darinn zum
mercklichen Wachsthum finden. Er hatte
demnach alſo gehoͤret, daß das Fuͤrbild der heil-
ſamen Lehre in ihn immer mehr war eingedru-
cket und abgedrucket worden; wie Paulus Roͤm.
6, 17. von den glaͤubigen Roͤmern bezeuget; al-
wo er die hypotypoſin nennet τύπον διδαχῆς,
ein Fuͤrbild der Lehre. Siehe von dem hoͤ-
ren
und lernen Timothei auch 2 Tim. 2, 2.
c. 3, 14.

7. Was nun ſolcher geſtalt recht gehoͤret
und wohl gelernet war, daran ſolte Timotheus
halten. ῎Εχε. ſpricht Paulus; nicht ἔχεις, du
haſt, ſondern ἔχε habe, das iſt, was du haſt
das habe recht, bewahre es und lege es
wohl an.
Denn was man alſo hat, daß man
es nicht bewahret und recht anleget, das iſt ſo
viel, als haͤtte man es gar nicht: ja es iſt noch
aͤrger. Denn es bringet noch mehrere Ver-
antwortung. Jm gleichen Nachdrucke ſtehet
auch das Wort haben und nicht haben von
dieſer Materie Matth. 13, 12. c. 25, 29. da es
heißt: Wer da hat (alſo daß er es wohl ge-
brauchet) dem wird gegeben, daß er die Fuͤl-
le habe: wer aber nicht hat
(das, was er
hat, nicht gebrauchet, und thut, als haͤtte er es
nicht,) von dem wird auch genommen, das
er hat.
Da wir ſehen, daß das haben zuletzt
nur ſo viel heißt, als beſitzen, das erſte aber ſo
viel, als das beſeſſene wohl anlegen. Es
hat demnach das verbum ſimplex ἔχειν die
Bedeutung des Compoſiti κατέχειν, behal-
ten, bewahren.
Jn welchem Verſtande es
auch gebrauchet wird 1 Tim. 1, 19. de es heißt:
Daß du habeſt Glauben und gut Gewiſſen
u. ſ. w. und c. 3, 9. die das Geheimniß des
Glaubens im guten Gewiſſen haben.
Sie-
he auch die Compoſita ἐπέχειν und ἀντέχε-
σθαι von dieſer Materie Phil. 2, 16. 1 Tim. 4,
16. Tit. 1, 9. und 1 Cor. 15, 2. da das Compo-
ſitum
κατέχειν ſtehet und von dem gehoͤrten
[Spaltenumbruch] und angenommenen Worte des Evangelii gleich-
fals die Rede iſt, wie man es ſolle κατέχειν,
behalten. Jn der Offenbarung Joh. heißt es
c. 3, 11. gar nachdruͤcklich κράτει ὅ [ἱ]χεις, halte
was du haſt.
Siehe auch v. 2. 3. Gedencke
nun, wie du empfangen und gehoͤret haſt,
und halt es.
Luc. 8, 15. wird es alſo gegeben:
das auf dem guten Lande, ſind die das
Wort hoͤren und behalten in einem feinen
guten Hertzen, und bringen Frucht in Ge-
duld,
ἐν ὑπομονῇ, in der Beharrung. Auf
dieſe Art war denn Timotheus den Glaͤubigen
ein rechtes Fuͤrbild auch ἐν τῷ λόγῳ, im Wor-
te.
1 Tim. 4, 12.

V. 14.

Dieſe gute Beylage (nemlich das Fuͤr-
bild der heilſamen Worte vom Glauben und
von der Liebe) bewahre (in gebuͤhrender Hoch-
achtung und getreuer Anwendung) durch den
heiligen Geiſt, der in uns wohnet
(vermoͤge
des in uns wohnenden Glaubens v. 12.)

Anmerckungen.

1. Es haͤlt dieſer Vers nichts anders in ſich,
als eine gar nachdruͤckliche Erlaͤuterung und meh-
rere Einſchaͤrfung deſſen, was bereits in dem
vorhergehenden geſaget worden. Daraus man
wie Pauli groſſen Ernſt, alſo auch der Sachen
Wichtigkeit erkennet.

2. Gleichwie das Fuͤrbild der heilſamen
Worte alhier heißt die gute Beylage, ſo heißt
das haben oder behalten alhier das bewahren.
Und da die Bewahrung vorher Timotheo anbe-
fohlen wurde; ſo wird dieſes nun alſo erlaͤutert,
daß Timotheus nebſt ſeiner eigenen Treue auf
den kraͤftigen Beyſtand des heiligen Geiſtes ge-
wieſen wird. Und alſo bekraͤftiget Paulus da-
mit, was er vorher v. 12. von ſeiner Beylage
geſaget, daß ſie nemlich von GOtt werde be-
wahret werden: alwo auch in den Anmerckun-
gen der Nachdruck des Worts Beylage gezei-
get iſt. Siehe dergleichen 1 Tim. 6, 20.

3. Die gute Beylage durch den heili-
gen Geiſt bewahren
iſt dem durch das in der
heiligen Schrift uns vorgelegte und in uns
gepflantzte Wort uns lehrenden, zuͤchtigen-
den, leitenden und ſtaͤrckenden heiligen Geiſte
Gehoͤr geben und folgen, und alſo durch ſeine
Kraft an dem Worte, als an ſeiner taͤglichen
Nahrung bleiben und es in der Ubung des Glau-
bens und der Liebe getreulich anwenden. Denn
ie mehr die geiſtliche Beylage angeleget wird, ie
mehr wird ſie bewahret und vermehret.

4. Wer den heiligen Geiſt will zu ſeinem
Beyſtand haben, zumal im Lehr-Amte, der
muß ihn auch zum Einwohner haben, wie
Paulus und Timotheus; denn von denen, wel-
che ſich dem heiligen Geiſte nicht zur Einwoh-
nung ergeben, ſondern ihm widerſtehen, wei-
chet er mit ſeiner Gnade.

5. Den heiligen Geiſt in ſich wohnend
haben, welche hohe geiſtliche Wuͤrde iſt das
nicht? Siehe Roͤm. 8, 11. 1 Cor. 3, 16. c. 6, 19.
2 Cor. 6, 16. Eph. 2, 21. 22. 1 Pet. 2, 5. Hebr.
7, 6.

V. 15.
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[153/0155] C. 1. v. 13. 14. an den Timotheum. der Glaͤubigen mit Chriſto fuͤhret. Denn nach dieſer gehet der Glaube mit der Liebe nicht al- lein auf Chriſtum, ſondern auch, da Chriſtus ſchon ergriffen iſt, ſo ruhet die Seele auch durch den Glauben mit der Liebe in Chriſto, als in ihrem rechten Elemente. 6. Von dieſem Fuͤrbilde der geſunden Lehre vom Glauben und von der Liebe in Chriſto hatte nun Timotheus von Paulo gehoͤret; und zwar auf die Art, welche ausgedrucket wird Joh. 8, 47. da es heißt: Wer von GOtt iſt, der hoͤret GOttes Wort. Denn Timo- theus war ſchon durch das Wort der Wahrheit wiedergeboren worden; ſintemal er die heilige Schrift dergeſtalt von Kindheit auf gehoͤret hat- te, daß er darinnen ſeine rechte geiſtliche Nah- rung gehabt hatte. 1 Tim. 4, 6. und dadurch zum Glauben gekommen war 2. Tim. 1, 5. Da er nun in die Schule Pauli kam, da war er ſchon von GOTT gelehret, und alſo war ſein hoͤren bey Paulo ſo viel geſegneter: wie denn denen ſchon von GOtt gelehrten gut predigen iſt; als die in dem himmliſchen Element, daraus ſie ſchon ihr geiſtliches Leben empfangen haben, auch gern ihre geiſtliche Nahrung ſuchen und darinn zum mercklichen Wachsthum finden. Er hatte demnach alſo gehoͤret, daß das Fuͤrbild der heil- ſamen Lehre in ihn immer mehr war eingedru- cket und abgedrucket worden; wie Paulus Roͤm. 6, 17. von den glaͤubigen Roͤmern bezeuget; al- wo er die hypotypoſin nennet τύπον διδαχῆς, ein Fuͤrbild der Lehre. Siehe von dem hoͤ- ren und lernen Timothei auch 2 Tim. 2, 2. c. 3, 14. 7. Was nun ſolcher geſtalt recht gehoͤret und wohl gelernet war, daran ſolte Timotheus halten. ῎Εχε. ſpricht Paulus; nicht ἔχεις, du haſt, ſondern ἔχε habe, das iſt, was du haſt das habe recht, bewahre es und lege es wohl an. Denn was man alſo hat, daß man es nicht bewahret und recht anleget, das iſt ſo viel, als haͤtte man es gar nicht: ja es iſt noch aͤrger. Denn es bringet noch mehrere Ver- antwortung. Jm gleichen Nachdrucke ſtehet auch das Wort haben und nicht haben von dieſer Materie Matth. 13, 12. c. 25, 29. da es heißt: Wer da hat (alſo daß er es wohl ge- brauchet) dem wird gegeben, daß er die Fuͤl- le habe: wer aber nicht hat (das, was er hat, nicht gebrauchet, und thut, als haͤtte er es nicht,) von dem wird auch genommen, das er hat. Da wir ſehen, daß das haben zuletzt nur ſo viel heißt, als beſitzen, das erſte aber ſo viel, als das beſeſſene wohl anlegen. Es hat demnach das verbum ſimplex ἔχειν die Bedeutung des Compoſiti κατέχειν, behal- ten, bewahren. Jn welchem Verſtande es auch gebrauchet wird 1 Tim. 1, 19. de es heißt: Daß du habeſt Glauben und gut Gewiſſen u. ſ. w. und c. 3, 9. die das Geheimniß des Glaubens im guten Gewiſſen haben. Sie- he auch die Compoſita ἐπέχειν und ἀντέχε- σθαι von dieſer Materie Phil. 2, 16. 1 Tim. 4, 16. Tit. 1, 9. und 1 Cor. 15, 2. da das Compo- ſitum κατέχειν ſtehet und von dem gehoͤrten und angenommenen Worte des Evangelii gleich- fals die Rede iſt, wie man es ſolle κατέχειν, behalten. Jn der Offenbarung Joh. heißt es c. 3, 11. gar nachdruͤcklich κράτει ὅ ἱχεις, halte was du haſt. Siehe auch v. 2. 3. Gedencke nun, wie du empfangen und gehoͤret haſt, und halt es. Luc. 8, 15. wird es alſo gegeben: das auf dem guten Lande, ſind die das Wort hoͤren und behalten in einem feinen guten Hertzen, und bringen Frucht in Ge- duld, ἐν ὑπομονῇ, in der Beharrung. Auf dieſe Art war denn Timotheus den Glaͤubigen ein rechtes Fuͤrbild auch ἐν τῷ λόγῳ, im Wor- te. 1 Tim. 4, 12. V. 14. Dieſe gute Beylage (nemlich das Fuͤr- bild der heilſamen Worte vom Glauben und von der Liebe) bewahre (in gebuͤhrender Hoch- achtung und getreuer Anwendung) durch den heiligen Geiſt, der in uns wohnet (vermoͤge des in uns wohnenden Glaubens v. 12.) Anmerckungen. 1. Es haͤlt dieſer Vers nichts anders in ſich, als eine gar nachdruͤckliche Erlaͤuterung und meh- rere Einſchaͤrfung deſſen, was bereits in dem vorhergehenden geſaget worden. Daraus man wie Pauli groſſen Ernſt, alſo auch der Sachen Wichtigkeit erkennet. 2. Gleichwie das Fuͤrbild der heilſamen Worte alhier heißt die gute Beylage, ſo heißt das haben oder behalten alhier das bewahren. Und da die Bewahrung vorher Timotheo anbe- fohlen wurde; ſo wird dieſes nun alſo erlaͤutert, daß Timotheus nebſt ſeiner eigenen Treue auf den kraͤftigen Beyſtand des heiligen Geiſtes ge- wieſen wird. Und alſo bekraͤftiget Paulus da- mit, was er vorher v. 12. von ſeiner Beylage geſaget, daß ſie nemlich von GOtt werde be- wahret werden: alwo auch in den Anmerckun- gen der Nachdruck des Worts Beylage gezei- get iſt. Siehe dergleichen 1 Tim. 6, 20. 3. Die gute Beylage durch den heili- gen Geiſt bewahren iſt dem durch das in der heiligen Schrift uns vorgelegte und in uns gepflantzte Wort uns lehrenden, zuͤchtigen- den, leitenden und ſtaͤrckenden heiligen Geiſte Gehoͤr geben und folgen, und alſo durch ſeine Kraft an dem Worte, als an ſeiner taͤglichen Nahrung bleiben und es in der Ubung des Glau- bens und der Liebe getreulich anwenden. Denn ie mehr die geiſtliche Beylage angeleget wird, ie mehr wird ſie bewahret und vermehret. 4. Wer den heiligen Geiſt will zu ſeinem Beyſtand haben, zumal im Lehr-Amte, der muß ihn auch zum Einwohner haben, wie Paulus und Timotheus; denn von denen, wel- che ſich dem heiligen Geiſte nicht zur Einwoh- nung ergeben, ſondern ihm widerſtehen, wei- chet er mit ſeiner Gnade. 5. Den heiligen Geiſt in ſich wohnend haben, welche hohe geiſtliche Wuͤrde iſt das nicht? Siehe Roͤm. 8, 11. 1 Cor. 3, 16. c. 6, 19. 2 Cor. 6, 16. Eph. 2, 21. 22. 1 Pet. 2, 5. Hebr. 7, 6. V. 15. U

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/155>, abgerufen am 23.11.2024.