Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Erklärung des ersten Briefes Pauli Cap. 5. v. 10-17. [Spaltenumbruch]
der (welche sie gehabt, und also nicht unfrucht-bar gewesen, da sonst die Unfruchtbarkeit der Er- wehlung zu Kirchen-Dienerin nicht entgegen stunde) auferzogen (in der Zucht und Vermah- nung zum HErrn Eph. 6, 4.) so sie (nach ihrem ehemaligen Vermögen) gastfrey gewesen (ar- me Exulanten, welche um Christi willen von an- dern Orten vertrieben waren, gern aufgenom- men Röm. 12, 13. 1 Pet. 4, 9. Hebr. 13, 2.) so sie der Heiligen (solcher GOtt-ergebnen Freun- de und Ankömmlingen) Füsse (damit man nach dasiger Landes-Art meist bloß ging, und die da- her voller Staub waren; daher es bey ihnen der erste Liebens-Dienst war, wenn man ihnen die Füsse wusche und sie damit erqvickte. Siehe 1 B. Mos. 18, 4. 19, 2. Luc. 7, 38. 44. Joh. 13, 5. 14. Durch welche Art der Dienstfertigkeit zugleich alle übrige verstanden werden) so sie den Trüb- säligen (verfolgeten und in allerley Drangsal liegenden) Handreichung gethan (wo nicht aus Mangel des Vermögens mit der That, doch mit Rath und Vorsprache bey andern und mit tröstlichem Zuspruche Matth. 25, 35. u. s. w. Hebr. 6, 10.) so sie allem guten Wercke (in den Pflichten der Liebe gegen GOtt, uns selbst und den Nächsten) nachgekommen ist (und dar- innen eine rechte Beständigkeit erwiesen hat; so viel davon bekannt worden ist; wie das in- nerlich brennende Licht des Glaubens äusserlich nicht ohne Schein bleibet Matth. 5, 16. Joh. 5, 35.) V. 11. 12. Der jungen Wittwen aber (welche die V. 13. Daneben sind sie faul (schämen sich aller V. 14. So will ich nun (nemlich lieber, als daß V. 15. Denn es sind schon etliche (von solchen V. 16. So aber ein Gläubiger, oder Gläu- V. 17. Die Aeltesten (die Bischöfe Cap. 3, 1. 2.) bie-
Erklaͤrung des erſten Briefes Pauli Cap. 5. v. 10-17. [Spaltenumbruch]
der (welche ſie gehabt, und alſo nicht unfrucht-bar geweſen, da ſonſt die Unfruchtbarkeit der Er- wehlung zu Kirchen-Dienerin nicht entgegen ſtunde) auferzogen (in der Zucht und Vermah- nung zum HErrn Eph. 6, 4.) ſo ſie (nach ihrem ehemaligen Vermoͤgen) gaſtfrey geweſen (ar- me Exulanten, welche um Chriſti willen von an- dern Orten vertrieben waren, gern aufgenom- men Roͤm. 12, 13. 1 Pet. 4, 9. Hebr. 13, 2.) ſo ſie der Heiligen (ſolcher GOtt-ergebnen Freun- de und Ankoͤmmlingen) Fuͤſſe (damit man nach daſiger Landes-Art meiſt bloß ging, und die da- her voller Staub waren; daher es bey ihnen der erſte Liebens-Dienſt war, wenn man ihnen die Fuͤſſe wuſche und ſie damit erqvickte. Siehe 1 B. Moſ. 18, 4. 19, 2. Luc. 7, 38. 44. Joh. 13, 5. 14. Durch welche Art der Dienſtfertigkeit zugleich alle uͤbrige verſtanden werden) ſo ſie den Truͤb- ſaͤligen (verfolgeten und in allerley Drangſal liegenden) Handreichung gethan (wo nicht aus Mangel des Vermoͤgens mit der That, doch mit Rath und Vorſprache bey andern und mit troͤſtlichem Zuſpruche Matth. 25, 35. u. ſ. w. Hebr. 6, 10.) ſo ſie allem guten Wercke (in den Pflichten der Liebe gegen GOtt, uns ſelbſt und den Naͤchſten) nachgekommen iſt (und dar- innen eine rechte Beſtaͤndigkeit erwieſen hat; ſo viel davon bekannt worden iſt; wie das in- nerlich brennende Licht des Glaubens aͤuſſerlich nicht ohne Schein bleibet Matth. 5, 16. Joh. 5, 35.) V. 11. 12. Der jungen Wittwen aber (welche die V. 13. Daneben ſind ſie faul (ſchaͤmen ſich aller V. 14. So will ich nun (nemlich lieber, als daß V. 15. Denn es ſind ſchon etliche (von ſolchen V. 16. So aber ein Glaͤubiger, oder Glaͤu- V. 17. Die Aelteſten (die Biſchoͤfe Cap. 3, 1. 2.) bie-
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Erklaͤrung des erſten Briefes Pauli Cap. 5. v. 10-17.
der (welche ſie gehabt, und alſo nicht unfrucht-
bar geweſen, da ſonſt die Unfruchtbarkeit der Er-
wehlung zu Kirchen-Dienerin nicht entgegen
ſtunde) auferzogen (in der Zucht und Vermah-
nung zum HErrn Eph. 6, 4.) ſo ſie (nach ihrem
ehemaligen Vermoͤgen) gaſtfrey geweſen (ar-
me Exulanten, welche um Chriſti willen von an-
dern Orten vertrieben waren, gern aufgenom-
men Roͤm. 12, 13. 1 Pet. 4, 9. Hebr. 13, 2.) ſo ſie
der Heiligen (ſolcher GOtt-ergebnen Freun-
de und Ankoͤmmlingen) Fuͤſſe (damit man nach
daſiger Landes-Art meiſt bloß ging, und die da-
her voller Staub waren; daher es bey ihnen der
erſte Liebens-Dienſt war, wenn man ihnen die
Fuͤſſe wuſche und ſie damit erqvickte. Siehe 1 B.
Moſ. 18, 4. 19, 2. Luc. 7, 38. 44. Joh. 13, 5. 14.
Durch welche Art der Dienſtfertigkeit zugleich
alle uͤbrige verſtanden werden) ſo ſie den Truͤb-
ſaͤligen (verfolgeten und in allerley Drangſal
liegenden) Handreichung gethan (wo nicht
aus Mangel des Vermoͤgens mit der That, doch
mit Rath und Vorſprache bey andern und mit
troͤſtlichem Zuſpruche Matth. 25, 35. u. ſ. w. Hebr.
6, 10.) ſo ſie allem guten Wercke (in den
Pflichten der Liebe gegen GOtt, uns ſelbſt und
den Naͤchſten) nachgekommen iſt (und dar-
innen eine rechte Beſtaͤndigkeit erwieſen hat;
ſo viel davon bekannt worden iſt; wie das in-
nerlich brennende Licht des Glaubens aͤuſſerlich
nicht ohne Schein bleibet Matth. 5, 16. Joh.
5, 35.)
V. 11. 12.
Der jungen Wittwen aber (welche die
vorher gedachte Proben noch nicht abgeleget ha-
ben) entſchlage dich (daß du ſie nicht zu Kir-
chen-Dienerin wehleſt, noch auch ſonſt durch un-
noͤthigen Umgang mit ihnen einigen Verdacht
wider dich erweckeſt:) denn wenn ſie geil wor-
den ſind wider Chriſtum (alſo daß ſie ſich da-
mit wider Chriſtum, der keuſche Seelen in ſeiner
Gemeinſchaft liebet, verſuͤndigen) ſo wollen ſie
freyen (und ſich wieder aus dem Dienſte der
Kirche begeben; welches denn ohne Anſtoß nicht
abgehet. Weiches aber nicht von allen jungen
Wittwen geſaget wird, ſondern nur von denen,
welche geil werden.) Und haben ihr Urtheil
(ziehen aus eigner Schuld ſolche Nachreden uͤber
ſich V. 14.) daß ſie den erſten Glauben) ihr
bey ihrer heiligen Taufe abgelegtes glaͤubiges Be-
kenntniß in der That) verleugnet (als welches
mit einem geilen Hertzen und daher entſtehenden,
leichtſinnigen, frechen und aͤrgerlichen Wandel
nicht beſtehen kan: gleichwie einer, der ſeine
Mutter und Groß-Mutter nach des Vaters, und
Groß-Vaters Tode Noth leiden laͤſſet, damit
den Glauben in der That verleugnet, ob es auch
gleich mit Worten nicht geſchiehet.)
V. 13.
Daneben ſind ſie faul (ſchaͤmen ſich aller
Arbeit, und verlaſſen ſich nur auf den Unterhalt
von der Gemeine) und lernen (gewehnen ſich
zum) umlaufen durch die Haͤuſer (und legen
damit an den Tag, daß ſie nichts weniger, als ei-
nes ſanften und ſtillen Geiſtes, der koͤſtlich vor
GOtt iſt, ſind 1 Pet. 3, 4.) nicht allein aber
ſind ſie faul (und daher des Unterhalts unwerth
2 Theſſ. 3, 10. 11.) ſondern auch ſchwaͤtzig (die
nur neue Zeitungen bringen und holen, und ihren
Naͤchſten unguͤtig beurtheilen) und fuͤrwitzig
(in Dingen die ihnen nicht anbefohlen ſind) und
reden das nicht ſeyn ſoll (von nichts wuͤrdigen
und unnuͤtzen Dingen: wie denn das weibliche
Geſchlecht ſich ſonderlich vor der Schwatzhaftig-
keit, dazu es vor dem maͤnnlichen ſehr geneiget,
und der es in den laͤngern Viſiten ſehr ergeben
iſt, ſich wohl zu huͤten hat.)
V. 14.
So will ich nun (nemlich lieber, als daß
jenes geſchehe) daß die jungen Wittwen frey-
en (wenn ſie Gelegenheit dazu haben, und nicht
lieber unverehlichet bleiben wollen 1 Cor. 7, 19.)
Kinder zeugen (nach dem Zweck des Eheſtan-
des, welchen einige auf mancherley unverant-
wortliche Weiſe aus den Augen ſetzen) haus-
halten (und alſo wider den Muͤßigang, und
Fuͤrwitz etwas zu ſchaffen haben) dem Wider-
ſacher (den aͤuſſerlichen Feinden des Evangelii)
keine Urſache geben zu ſchelten (das Evange-
lium und deſſen aufrichtige Bekenner zu verlaͤ-
ſtern Tit. 2, 6. 7. 8.)
V. 15.
Denn es ſind ſchon etliche (von ſolchen
Wittwen) umgewandt (ſind von dem rechten
Wege des Glaubens und des Lebens abgewichen,
alſo daß ſie die Chriſtliche Religion daruͤber wol
gar wieder verleugnet haben) dem Satan nach
(deſſen Verſuchungen ſie Platz gegeben: dar-
uͤber denn allerhand der Chriſtlichen Religion
nachtheilige Urtheile entſtanden ſind. Siehe
auch Cap. 1, 6.)
V. 16.
So aber ein Glaͤubiger, oder Glaͤu-
bigin (ein Chriſte maͤnnliches, oder weibliches
Geſchlechts) Wittwen hat (an der Mutter,
oder Groß-Mutter, oder auch ſonſt an den Naͤch-
ſten Anverwandten) der verſorge dieſelbe
(wenn er es im Vermoͤgen hat, oder doch mit ſei-
ner Arbeit fuͤr ſich und ſie, ſoviel, als noͤthig iſt,
ſchaffen kan) und laſſe die Gemeine nicht be-
ſchweret werden (durch ihre Unterhaltung)
aufdaß die, ſo rechte Wittwen ſind (die we-
der Kinder, noch Neffen, noch andere naͤchſte
Anverwandten zu ihrer Verſorgung haben, und
ſich dabey ſo verhalten wie ſie ſollen, nach V.
3. 5. 8.) moͤgen gnug haben (als welche, da ſie
nicht alle zu Kirchen-Dienerin haben koͤnnen ge-
nommen werden, nebſt dieſen von der Gemeine
muſten unterhalten werden.)
V. 17.
Die Aelteſten (die Biſchoͤfe Cap. 3, 1. 2.)
die (der Gemeine) wohl vorſtehen (und die
dabey ihre eigene Haͤuſer wohl regieren, auch die
uͤbrigen Cap. 3. angefuͤhrten Eigenſchaften an
ſich haben) die halte man zwiefacher Ehren
werth (erſtlich als Mit-Glieder der Gemeine
und den Jahren nach Alte; und denn als auch
Vorſteher derſelben, und beweiſe ſolche Ehrer-
bie-
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