[Spaltenumbruch]
ner rechtschafnen Zuhörer also, wie zuvor gedacht, urtheilen; so kan vielmehr ein gläubiger Zuhörer solche Versicherung von sich bey sich selbst ha- ben, so vielmehr er von der ihn bewahrenden Treue GOttes versichert ist. Joh. 10, 28. 29. 1 Pet. 1, 5. und so viel ernstlicher, auch bereits in manchen Versuchungen geübter, sein Vorsatz ist, im guten Gewissen bey Christo zu verharren. Daher denn auch ein solcher nicht unterläßt, sei- ne Berufung und Erwählung, der innerlichen Versicherung nach, in der Ordnung des Heils immer vester zu machen, nach der Ermahnung Petri. Ep. 2. c. 1, 10.
V. 5.
Daß (sintemal) unser Evangelium (un- sere Predigt vom Evangelio Rom. 16, 25. 2 Thes. 2, 14. 2 Tim. 2, 8.) ist bey euch gewesen (egenethe eis umas ist gewesen, hat sich erwiesen gegen euch mit dem Eindringen in eure Seelen) nicht allein im Worte (daß ihr einen deutli- chen Begriff davon überkommen habet,) son- dern beyde (sondern auch) in der Kraft (nemlich solcher, welche sich zur Anzündung des Glaubens und wahrer Bekehrung bey euch her- vor gethan hat: Wie es denn eine Kraft GOt- tes ist, selig zu machen Rom. 1, 16.) und im hei- ligen Geist (der solche Kraft dem Evangelio bey- geleget hat, und durch das Evangelium Chri- stum aufs kräftigste in den Hertzen der Gläubi- gen verkläret, und sie von der Gewißheit der Gnade GOttes, ihrer Kindschaft und künftigen Erbschaft der ewigen Seligkeit versiegelt oder versichert. Eph. 1, 13.) und in grosser Gewiß- heit (en plerophoria polle, in vieler Glaubens- Freudigkeit, darinn ihr es aufgenommen habet, und darinn ich es euch vorgetragen habe.) Wie ihr wisset, welcherley wir gewesen sind un- ter euch (mit was für Parrhesie wir, der so vie- len Leiden ungeachtet, den Vortrag gethan ha- ben,) um eurentwillen (um euch zu überzeugen und zum Gehorsam des Glaubens zu bringen.)
Anmerckungen.
1. Der Apostel zeiget mit diesen Worten den Grund an, woher er einen so zuversichtlichen Schluß von ihrer Erwehlung gemachet, weil er nemlich mit dem Evangelio einen so gar gesegne- ten Eingang bey ihnen gefunden habe.
2. Zum rechten Vortrage des Evangelii gehöret ein erweckter Geist, der dasselbe mit al- ler Freudigkeit den Menschen anpreise. Ein leb- loser und schläfricher Vortrag ermangelt sol- ches Seegens: Da denn die Schuld auf den Lehrer fällt. Paulus lehret mit der Beweisung des Geistes und der Kraft. 1 Cor. 2, 4.
3. Wort, Kraft und der Heilige Geist, die gehören zusammen. Denn GOtt handelt ordentlicher weise mit uns durch sein Wort: sein Wort aber ist voller Kraft und Leben, und dieses hat es von dem Heiligen Geiste, der da- durch wircket. Es verstehet der Apostel alhie wol nicht die Wunder-Kräfte des Heiligen Gei- stes: sintemal dieselben nicht eben eine Versiche- rung von der ewigen Erwehlung geben konten, [Spaltenumbruch]
auch nicht allen Gläubigen gemein waren; hie aber die Rede ist von dem, daher von der Er- wehlung aller Gläubigen ein zuversichtlicher Schluß gemachet werden konte.
V. 6.
Und ihr seyd unsere Nachfolger wor- den (in der Gedult, da ihr euch durch allerhand Trübsal nicht von dem erkannten Evangelio habt abwendig machen lassen) und des HErrn (JE- su Christi selbst; als von dessen Leiden und Ge- dult wir euch geprediget haben; Wie er nemlich damit zuvorderst uns versöhnet, aber auch zu- gleich ein Exempel der Nachfolge gegeben habe) und habet das Wort aufgenommen (da, oder nach dem ihr es aufgenommen habet, (unter vielen Trübsalen mit Freuden im Heiligen Geist, (pneumatos agiou, des Heiligen Geistes, wel- che Freude der H. Geist wircket.)
Anmerckungen.
1. Das Wort vom Creutze Christi, als ein Evangelium zur Seligkeit, gläubig aufneh- men ist viel: es unter vieler Trübsal aufneh- men ist noch mehr: es solcher ungeachtet noch dazu mit Freuden aufnehmen ist am allermei- sten zu verwundern.
2. Da nun dieses alles über alle menschli- che Kräfte gehet; so gedencket der Apostel bey der letztern Stuffe des Heiligen Geistes; als der in ihnen solches kräftiglich gewircket hatte. Denn der Mensch ist auch zu dem ersten Grad, zu der gläubigen Aufnahme, von Natur gantz ungeschickt: Wie Paulus bezeuget, wenn er spricht: Der natürliche Mensch vernimt nicht was des Geistes GOttes ist, es ist ihm eine Thorheit und kan es nicht begreifen: Denn es muß geistlich gerichtet seyn. 1 Cor. 2, 14.
3. Und eben darinnen, daß das Evangeli- um also aufgenommen ist, thut sich ein gar herr- licher Character von desselben göttlichen Wahr- heit und Vortreflichkeit hervor: sintemal es schlechterdings unmöglich zu begreifen ist, wie in aller Welt so viel tausend Menschen von aller- hand Nationen, Ständen und Alter das Evan- gelium unter vielem Leiden mit Freuden hätten würden aufnehmen, wo sie nicht von der Wahr- heit desselben, und also der gantzen Christlichen Religion aufs allergewisseste wären überzeuget gewesen.
4. Es spricht zwar unser Heyland Matth. 13, 20. 21. auch von solchen, die, wenn sie das Wort hören, es mit Freuden aufnehmen: Aber sie sind einem steinichten Acker gleich, dar- innen es zu keiner Wurtzel kömmt: Und also sind sie wetterwendisch, also daß, wenn sich Trübsal und Verfolgung erhebet um des Worts willen so ärgern sie sich bald. Gantz anders erwiesen sich die lieben Thessalonicher.
5. Haben die Thessalonicher das Wort unter vieler Trübsal mit Freuden aufgenommen, da es noch wie eine neue und fremde Lehre ange- sehen wurde; wie werden die vor GOTT beste- hen, welche sich mitten in der Evangelischen Kir-
che
B
Cap. 1. v. 4. 5. 6. Pauli an die Theſſalonicher.
[Spaltenumbruch]
ner rechtſchafnen Zuhoͤrer alſo, wie zuvor gedacht, urtheilen; ſo kan vielmehr ein glaͤubiger Zuhoͤrer ſolche Verſicherung von ſich bey ſich ſelbſt ha- ben, ſo vielmehr er von der ihn bewahrenden Treue GOttes verſichert iſt. Joh. 10, 28. 29. 1 Pet. 1, 5. und ſo viel ernſtlicher, auch bereits in manchen Verſuchungen geuͤbter, ſein Vorſatz iſt, im guten Gewiſſen bey Chriſto zu verharren. Daher denn auch ein ſolcher nicht unterlaͤßt, ſei- ne Berufung und Erwaͤhlung, der innerlichen Verſicherung nach, in der Ordnung des Heils immer veſter zu machen, nach der Ermahnung Petri. Ep. 2. c. 1, 10.
V. 5.
Daß (ſintemal) unſer Evangelium (un- ſere Predigt vom Evangelio Rom. 16, 25. 2 Theſ. 2, 14. 2 Tim. 2, 8.) iſt bey euch geweſen (εγενὴϑη ἐις ὑμᾶς iſt geweſen, hat ſich erwieſen gegen euch mit dem Eindringen in eure Seelen) nicht allein im Worte (daß ihr einen deutli- chen Begriff davon uͤberkommen habet,) ſon- dern beyde (ſondern auch) in der Kraft (nemlich ſolcher, welche ſich zur Anzuͤndung des Glaubens und wahrer Bekehrung bey euch her- vor gethan hat: Wie es denn eine Kraft GOt- tes iſt, ſelig zu machen Rom. 1, 16.) und im hei- ligen Geiſt (der ſolche Kraft dem Evangelio bey- geleget hat, und durch das Evangelium Chri- ſtum aufs kraͤftigſte in den Hertzen der Glaͤubi- gen verklaͤret, und ſie von der Gewißheit der Gnade GOttes, ihrer Kindſchaft und kuͤnftigen Erbſchaft der ewigen Seligkeit verſiegelt oder verſichert. Eph. 1, 13.) und in groſſer Gewiß- heit (ἐν πληροϕορίᾳ πολλῆ, in vieler Glaubens- Freudigkeit, darinn ihr es aufgenommen habet, und darinn ich es euch vorgetragen habe.) Wie ihr wiſſet, welcherley wir geweſen ſind un- ter euch (mit was fuͤr Parrheſie wir, der ſo vie- len Leiden ungeachtet, den Vortrag gethan ha- ben,) um eurentwillen (um euch zu uͤberzeugen und zum Gehorſam des Glaubens zu bringen.)
Anmerckungen.
1. Der Apoſtel zeiget mit dieſen Worten den Grund an, woher er einen ſo zuverſichtlichen Schluß von ihrer Erwehlung gemachet, weil er nemlich mit dem Evangelio einen ſo gar geſegne- ten Eingang bey ihnen gefunden habe.
2. Zum rechten Vortrage des Evangelii gehoͤret ein erweckter Geiſt, der daſſelbe mit al- ler Freudigkeit den Menſchen anpreiſe. Ein leb- loſer und ſchlaͤfricher Vortrag ermangelt ſol- ches Seegens: Da denn die Schuld auf den Lehrer faͤllt. Paulus lehret mit der Beweiſung des Geiſtes und der Kraft. 1 Cor. 2, 4.
3. Wort, Kraft und der Heilige Geiſt, die gehoͤren zuſammen. Denn GOtt handelt ordentlicher weiſe mit uns durch ſein Wort: ſein Wort aber iſt voller Kraft und Leben, und dieſes hat es von dem Heiligen Geiſte, der da- durch wircket. Es verſtehet der Apoſtel alhie wol nicht die Wunder-Kraͤfte des Heiligen Gei- ſtes: ſintemal dieſelben nicht eben eine Verſiche- rung von der ewigen Erwehlung geben konten, [Spaltenumbruch]
auch nicht allen Glaͤubigen gemein waren; hie aber die Rede iſt von dem, daher von der Er- wehlung aller Glaͤubigen ein zuverſichtlicher Schluß gemachet werden konte.
V. 6.
Und ihr ſeyd unſere Nachfolger wor- den (in der Gedult, da ihr euch durch allerhand Truͤbſal nicht von dem erkannten Evangelio habt abwendig machen laſſen) und des HErrn (JE- ſu Chriſti ſelbſt; als von deſſen Leiden und Ge- dult wir euch geprediget haben; Wie er nemlich damit zuvorderſt uns verſoͤhnet, aber auch zu- gleich ein Exempel der Nachfolge gegeben habe) und habet das Wort aufgenommen (da, oder nach dem ihr es aufgenommen habet, (unter vielen Truͤbſalen mit Freuden im Heiligen Geiſt, (πνέυματος ἁγίου, des Heiligen Geiſtes, wel- che Freude der H. Geiſt wircket.)
Anmerckungen.
1. Das Wort vom Creutze Chriſti, als ein Evangelium zur Seligkeit, glaͤubig aufneh- men iſt viel: es unter vieler Truͤbſal aufneh- men iſt noch mehr: es ſolcher ungeachtet noch dazu mit Freuden aufnehmen iſt am allermei- ſten zu verwundern.
2. Da nun dieſes alles uͤber alle menſchli- che Kraͤfte gehet; ſo gedencket der Apoſtel bey der letztern Stuffe des Heiligen Geiſtes; als der in ihnen ſolches kraͤftiglich gewircket hatte. Denn der Menſch iſt auch zu dem erſten Grad, zu der glaͤubigen Aufnahme, von Natur gantz ungeſchickt: Wie Paulus bezeuget, wenn er ſpricht: Der natuͤrliche Menſch vernimt nicht was des Geiſtes GOttes iſt, es iſt ihm eine Thorheit und kan es nicht begreifen: Denn es muß geiſtlich gerichtet ſeyn. 1 Cor. 2, 14.
3. Und eben darinnen, daß das Evangeli- um alſo aufgenommen iſt, thut ſich ein gar herr- licher Character von deſſelben goͤttlichen Wahr- heit und Vortreflichkeit hervor: ſintemal es ſchlechterdings unmoͤglich zu begreifen iſt, wie in aller Welt ſo viel tauſend Menſchen von aller- hand Nationen, Staͤnden und Alter das Evan- gelium unter vielem Leiden mit Freuden haͤtten wuͤrden aufnehmen, wo ſie nicht von der Wahr- heit deſſelben, und alſo der gantzen Chriſtlichen Religion aufs allergewiſſeſte waͤren uͤberzeuget geweſen.
4. Es ſpricht zwar unſer Heyland Matth. 13, 20. 21. auch von ſolchen, die, wenn ſie das Wort hoͤren, es mit Freuden aufnehmen: Aber ſie ſind einem ſteinichten Acker gleich, dar- innen es zu keiner Wurtzel koͤmmt: Und alſo ſind ſie wetterwendiſch, alſo daß, wenn ſich Truͤbſal und Verfolgung erhebet um des Worts willen ſo aͤrgern ſie ſich bald. Gantz anders erwieſen ſich die lieben Theſſalonicher.
5. Haben die Theſſalonicher das Wort unter vieler Truͤbſal mit Freuden aufgenommen, da es noch wie eine neue und fremde Lehre ange- ſehen wurde; wie werden die vor GOTT beſte- hen, welche ſich mitten in der Evangeliſchen Kir-
che
B
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[9/0011]
Cap. 1. v. 4. 5. 6. Pauli an die Theſſalonicher.
ner rechtſchafnen Zuhoͤrer alſo, wie zuvor gedacht,
urtheilen; ſo kan vielmehr ein glaͤubiger Zuhoͤrer
ſolche Verſicherung von ſich bey ſich ſelbſt ha-
ben, ſo vielmehr er von der ihn bewahrenden
Treue GOttes verſichert iſt. Joh. 10, 28. 29.
1 Pet. 1, 5. und ſo viel ernſtlicher, auch bereits in
manchen Verſuchungen geuͤbter, ſein Vorſatz
iſt, im guten Gewiſſen bey Chriſto zu verharren.
Daher denn auch ein ſolcher nicht unterlaͤßt, ſei-
ne Berufung und Erwaͤhlung, der innerlichen
Verſicherung nach, in der Ordnung des Heils
immer veſter zu machen, nach der Ermahnung
Petri. Ep. 2. c. 1, 10.
V. 5.
Daß (ſintemal) unſer Evangelium (un-
ſere Predigt vom Evangelio Rom. 16, 25. 2 Theſ.
2, 14. 2 Tim. 2, 8.) iſt bey euch geweſen
(εγενὴϑη ἐις ὑμᾶς iſt geweſen, hat ſich erwieſen
gegen euch mit dem Eindringen in eure Seelen)
nicht allein im Worte (daß ihr einen deutli-
chen Begriff davon uͤberkommen habet,) ſon-
dern beyde (ſondern auch) in der Kraft
(nemlich ſolcher, welche ſich zur Anzuͤndung des
Glaubens und wahrer Bekehrung bey euch her-
vor gethan hat: Wie es denn eine Kraft GOt-
tes iſt, ſelig zu machen Rom. 1, 16.) und im hei-
ligen Geiſt (der ſolche Kraft dem Evangelio bey-
geleget hat, und durch das Evangelium Chri-
ſtum aufs kraͤftigſte in den Hertzen der Glaͤubi-
gen verklaͤret, und ſie von der Gewißheit der
Gnade GOttes, ihrer Kindſchaft und kuͤnftigen
Erbſchaft der ewigen Seligkeit verſiegelt oder
verſichert. Eph. 1, 13.) und in groſſer Gewiß-
heit (ἐν πληροϕορίᾳ πολλῆ, in vieler Glaubens-
Freudigkeit, darinn ihr es aufgenommen habet,
und darinn ich es euch vorgetragen habe.) Wie
ihr wiſſet, welcherley wir geweſen ſind un-
ter euch (mit was fuͤr Parrheſie wir, der ſo vie-
len Leiden ungeachtet, den Vortrag gethan ha-
ben,) um eurentwillen (um euch zu uͤberzeugen
und zum Gehorſam des Glaubens zu bringen.)
Anmerckungen.
1. Der Apoſtel zeiget mit dieſen Worten
den Grund an, woher er einen ſo zuverſichtlichen
Schluß von ihrer Erwehlung gemachet, weil er
nemlich mit dem Evangelio einen ſo gar geſegne-
ten Eingang bey ihnen gefunden habe.
2. Zum rechten Vortrage des Evangelii
gehoͤret ein erweckter Geiſt, der daſſelbe mit al-
ler Freudigkeit den Menſchen anpreiſe. Ein leb-
loſer und ſchlaͤfricher Vortrag ermangelt ſol-
ches Seegens: Da denn die Schuld auf den
Lehrer faͤllt. Paulus lehret mit der Beweiſung
des Geiſtes und der Kraft. 1 Cor. 2, 4.
3. Wort, Kraft und der Heilige Geiſt,
die gehoͤren zuſammen. Denn GOtt handelt
ordentlicher weiſe mit uns durch ſein Wort:
ſein Wort aber iſt voller Kraft und Leben, und
dieſes hat es von dem Heiligen Geiſte, der da-
durch wircket. Es verſtehet der Apoſtel alhie
wol nicht die Wunder-Kraͤfte des Heiligen Gei-
ſtes: ſintemal dieſelben nicht eben eine Verſiche-
rung von der ewigen Erwehlung geben konten,
auch nicht allen Glaͤubigen gemein waren; hie
aber die Rede iſt von dem, daher von der Er-
wehlung aller Glaͤubigen ein zuverſichtlicher
Schluß gemachet werden konte.
V. 6.
Und ihr ſeyd unſere Nachfolger wor-
den (in der Gedult, da ihr euch durch allerhand
Truͤbſal nicht von dem erkannten Evangelio habt
abwendig machen laſſen) und des HErrn (JE-
ſu Chriſti ſelbſt; als von deſſen Leiden und Ge-
dult wir euch geprediget haben; Wie er nemlich
damit zuvorderſt uns verſoͤhnet, aber auch zu-
gleich ein Exempel der Nachfolge gegeben habe)
und habet das Wort aufgenommen (da,
oder nach dem ihr es aufgenommen habet, (unter
vielen Truͤbſalen mit Freuden im Heiligen
Geiſt, (πνέυματος ἁγίου, des Heiligen Geiſtes, wel-
che Freude der H. Geiſt wircket.)
Anmerckungen.
1. Das Wort vom Creutze Chriſti, als
ein Evangelium zur Seligkeit, glaͤubig aufneh-
men iſt viel: es unter vieler Truͤbſal aufneh-
men iſt noch mehr: es ſolcher ungeachtet noch
dazu mit Freuden aufnehmen iſt am allermei-
ſten zu verwundern.
2. Da nun dieſes alles uͤber alle menſchli-
che Kraͤfte gehet; ſo gedencket der Apoſtel bey
der letztern Stuffe des Heiligen Geiſtes; als
der in ihnen ſolches kraͤftiglich gewircket hatte.
Denn der Menſch iſt auch zu dem erſten Grad,
zu der glaͤubigen Aufnahme, von Natur gantz
ungeſchickt: Wie Paulus bezeuget, wenn er
ſpricht: Der natuͤrliche Menſch vernimt
nicht was des Geiſtes GOttes iſt, es iſt ihm
eine Thorheit und kan es nicht begreifen:
Denn es muß geiſtlich gerichtet ſeyn.
1 Cor. 2, 14.
3. Und eben darinnen, daß das Evangeli-
um alſo aufgenommen iſt, thut ſich ein gar herr-
licher Character von deſſelben goͤttlichen Wahr-
heit und Vortreflichkeit hervor: ſintemal es
ſchlechterdings unmoͤglich zu begreifen iſt, wie
in aller Welt ſo viel tauſend Menſchen von aller-
hand Nationen, Staͤnden und Alter das Evan-
gelium unter vielem Leiden mit Freuden haͤtten
wuͤrden aufnehmen, wo ſie nicht von der Wahr-
heit deſſelben, und alſo der gantzen Chriſtlichen
Religion aufs allergewiſſeſte waͤren uͤberzeuget
geweſen.
4. Es ſpricht zwar unſer Heyland Matth.
13, 20. 21. auch von ſolchen, die, wenn ſie das
Wort hoͤren, es mit Freuden aufnehmen:
Aber ſie ſind einem ſteinichten Acker gleich, dar-
innen es zu keiner Wurtzel koͤmmt: Und alſo
ſind ſie wetterwendiſch, alſo daß, wenn ſich
Truͤbſal und Verfolgung erhebet um des
Worts willen ſo aͤrgern ſie ſich bald. Gantz
anders erwieſen ſich die lieben Theſſalonicher.
5. Haben die Theſſalonicher das Wort
unter vieler Truͤbſal mit Freuden aufgenommen,
da es noch wie eine neue und fremde Lehre ange-
ſehen wurde; wie werden die vor GOTT beſte-
hen, welche ſich mitten in der Evangeliſchen Kir-
che
B
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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/11>, abgerufen am 17.02.2025.
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