Erklärung des ersten Briefes Pauli C. 2. v. 11. 12.
[Spaltenumbruch]
V. 11.
Ein Weib (zuvorderst zwar in der Ehe, aber auch ausser derselben, sie sey eine Jungfrau, oder Wittwe) lerne (um im Christenthum im- mer mehr zu zunehmen, und bediene sich bey der Begierde recht zu lernen, theils des geziemen- den fragens und hörens, theils des lesens, theils auch des gehörigen nachdenckens und überle- gens nach dem Exempel der Maria Luc. 2, 19.) in der Stille (daß sie weder öffentlich lehre, noch sonst fürwitzig sey 1 Tim. 5, 13.) mit aller Unterthänigkeit (solcher gehorsamen Unter- werfung, als die Ordnung in der gehörigen Subordination und dabey insonderheit der Zweck und die Pflicht des Lernens erfordert.)
Anmerckungen.
1. Weil in diesem kurtzen Verse im Grie- chischen das Wort lerne in der Mitte stehet, so läßt es sich zwar mit dem vorhergehenden und nachfolgenden also construiren, daß mit beyden auf die Art des lernens gesehen werde; daher der selige Lutherus bey dem letztern Worte die Praeposition en, in, durch mit übersetzet hat: es ist aber noch füglicher, wenn man die Worte in der Stille nicht mit dem Worte lerne, son- dern mit dem vorhergehenden Worte ein Weib construiret. Da es denn so viel ist, als ein stilles, ein sich in der stille haltendes Weib, und solcher gestalt auch zugleich anzeiget, wie sie theils vom öffentlichen Lehren sich enthalten, theils auch sonst zum lernen sich verhalten solle; als dazu die Stille und Eingezogenheit, ohne wel- che keine rechte Aufmercksamkeit statt findet, er- fodert wird.
2. Zum rechten lernen aber gehöret in göttlichen Dingen, außer der gehörigen Begier- de und Aufmercksamkeit, sonderlich diese Treue, daß man das gelernete so fort in die Ubung brin- ge: auf welche Art wir von Christo lernen sol- len, daß er sanftmüthig und demüthig ist Matth. 11, 28. 29. Wie denn auch ein Lehrjünger und Nachfolger Christi seyn, im Griechischen mit ei- nem eintzigen auf das lernen gehenden Worte mathetes benennet wird. Da, was man in gött- lichen Dingen lernet, eine Speise der Seele ist; so muß man also lernen, wie ein Schaf seine Weide hat, und anwendet, nemlich sie an der Wolle, am Leibe und an der Milch zeiget.
3. Soll das Weib lernen, so soll ihr der Mann dazu die gehörige Gelegenheit lassen und geben, selbst auch ein guter Haus-Lehrer seyn, nicht allein mit Worten, sondern auch mit Wer- cken. Daß aber auch ein Weib daheim eine gute Lehrerinn gegen ihre Kinder und Gesinde seyn könne und solle, zeiget Paulus an Tit. 2, 3. und Pet. 1 Ep. 3, 3. erinnert, wie sie auch oh- ne Worte, wenn solche noch nicht angenommen werden, durch ihr Exempel ihre noch heydnische Männer lehren und gewinnen sollen. Daß es auch sonst einem schon bekehrten Christlichen Manne nicht unanständig sey, auf eine gewisse Art auch von seinem Weibe, wenn ihr ein be- sonders Maaß der Erkenntniß in der Demuth vor ihme beywohnet, daheim noch diß und das zu lernen, daran ist wol kein Zweifel.
[Spaltenumbruch]
4. Da GOtt ist ein GOtt der Ordnung und ohne gute Ordnung keine Societät bestehen, oder ihren rechten Wohlstand haben kan; so hat auch die Unterthänigkeit der Weiber im Griechischen ihre Benennung von der Subordi- nation; dadurch die Männer erinnert werden, daß sie zwar eines theils die Weiber nicht über sich herrschen lassen, andern theils aber auch nicht wie die Magde halten; und sich dabey be- mühen sollen, wie sie dieselbe fein weislich und in der Liebe regieren, und dazu die gehörige Au- ctorität bewahren mögen.
5. Es ist nicht genug, daß ein Weib nur in diesem und jenem Stücke eine Unterthänigkeit, oder Gehorsam beweiset, sondern es soll auch in allen Stücken, die nicht wider das Gewissen laufen, geschehen, auch in solchen Dingen, da sie meinet, diß und das besser zu seyn. Da sie denn zwar wol ihre Meinung sagen kan, welche der Ehemann auch billig anhöret; aber im übri- gen mit Verleugnung ihres Willens die Sa- che dem Willen ihres Mannes überlässet, und dafür hält, daß er es noch besser einsehe, und ihm das Regiment, davon er nicht so wohl ihr, als GOtt Rechenschaft zu geben hat, zustehe. Paulus saget in aller Unterthänigkeit. Daß so viel Uneinigkeit unter so vielen Eheleuten ist, kömmt gemeiniglich daher, daß entweder das Ehe-Weib nicht unterthänig ist, oder der Ehe- Mann sie nicht mit Verstand und Liebe recht zu regieren weiß.
6. Gleichwie kein Geväß aus dem andern etwas empfangen kan, es werde denn bey dem Aus- und Eingiessen unter dasselbe gehalten: so kan auch kein lernen bey einem Weibe recht statt finden ohne gehörige Submission oder Unter- thänigkeit: sintemal sie ohne dieselbe sich sonst zu klug und zu gut dazu achten wird.
7. Da Paulus an diesem und noch so vie- len andern Orten, (siehe 1 Cor. 11, 3. c. 14, 34. Eph. 5, 22. Col. 3, 18. Tit. 2, 5. auch Petrus 1. Ep. 3, 1.) Die Weiber so gar nach nachdrücklich zur Unterthänigkeit, welche sich im billigen Ge- horsam und in aller Folgsamkeit erweisen muß, ermahnet, so ist leichtlich zu erachten, daß ausser dem Gewissen in sündlichen Dingen, nichts seyn könne, welches das Weib von dieser Pflicht los mache: nemlich nicht der vorige Stand und ihr vornehmeres Herkommen; noch ihre ansehn- liche Freundschaft; noch ihr leibliches Vermö- gen. Und damit nicht ein viel höhers Alter bey einer Frauen der Unterthänigkeit entgegen stehe, hat man sich vor einer solchen ungleichen Ehe, da das Weib viel älter ist, als der Mann, zu hüten. Wäre sie aber unbedachtsamer weise eingegan- gen, so muß es doch bey der Unterthänigkeit blei- ben.
V. 12.
Einem Weibe gestatte ich nicht, daß sie (öffentlich in der Versamlung) lehre (wie sich einige zu thun unterstanden, auch die Männer zugelassen haben, oder doch zur Zulassung nicht ungeneiget gewesen sind) auch nicht, daß sie des Mannes Herre sey (wie sich wol noch meh- rere heraus genommen haben) sondern stille
sey,
Erklaͤrung des erſten Briefes Pauli C. 2. v. 11. 12.
[Spaltenumbruch]
V. 11.
Ein Weib (zuvorderſt zwar in der Ehe, aber auch auſſer derſelben, ſie ſey eine Jungfrau, oder Wittwe) lerne (um im Chriſtenthum im- mer mehr zu zunehmen, und bediene ſich bey der Begierde recht zu lernen, theils des geziemen- den fragens und hoͤrens, theils des leſens, theils auch des gehoͤrigen nachdenckens und uͤberle- gens nach dem Exempel der Maria Luc. 2, 19.) in der Stille (daß ſie weder oͤffentlich lehre, noch ſonſt fuͤrwitzig ſey 1 Tim. 5, 13.) mit aller Unterthaͤnigkeit (ſolcher gehorſamen Unter- werfung, als die Ordnung in der gehoͤrigen Subordination und dabey inſonderheit der Zweck und die Pflicht des Lernens erfordert.)
Anmerckungen.
1. Weil in dieſem kurtzen Verſe im Grie- chiſchen das Wort lerne in der Mitte ſtehet, ſo laͤßt es ſich zwar mit dem vorhergehenden und nachfolgenden alſo conſtruiren, daß mit beyden auf die Art des lernens geſehen werde; daher der ſelige Lutherus bey dem letztern Worte die Præpoſition ἐν, in, durch mit uͤberſetzet hat: es iſt aber noch fuͤglicher, wenn man die Worte in der Stille nicht mit dem Worte lerne, ſon- dern mit dem vorhergehenden Worte ein Weib conſtruiret. Da es denn ſo viel iſt, als ein ſtilles, ein ſich in der ſtille haltendes Weib, und ſolcher geſtalt auch zugleich anzeiget, wie ſie theils vom oͤffentlichen Lehren ſich enthalten, theils auch ſonſt zum lernen ſich verhalten ſolle; als dazu die Stille und Eingezogenheit, ohne wel- che keine rechte Aufmerckſamkeit ſtatt findet, er- fodert wird.
2. Zum rechten lernen aber gehoͤret in goͤttlichen Dingen, außer der gehoͤrigen Begier- de und Aufmerckſamkeit, ſonderlich dieſe Treue, daß man das gelernete ſo fort in die Ubung brin- ge: auf welche Art wir von Chriſto lernen ſol- len, daß er ſanftmuͤthig und demuͤthig iſt Matth. 11, 28. 29. Wie denn auch ein Lehrjuͤnger und Nachfolger Chriſti ſeyn, im Griechiſchen mit ei- nem eintzigen auf das lernen gehenden Worte μαθητὴς benennet wird. Da, was man in goͤtt- lichen Dingen lernet, eine Speiſe der Seele iſt; ſo muß man alſo lernen, wie ein Schaf ſeine Weide hat, und anwendet, nemlich ſie an der Wolle, am Leibe und an der Milch zeiget.
3. Soll das Weib lernen, ſo ſoll ihr der Mann dazu die gehoͤrige Gelegenheit laſſen und geben, ſelbſt auch ein guter Haus-Lehrer ſeyn, nicht allein mit Worten, ſondern auch mit Wer- cken. Daß aber auch ein Weib daheim eine gute Lehrerinn gegen ihre Kinder und Geſinde ſeyn koͤnne und ſolle, zeiget Paulus an Tit. 2, 3. und Pet. 1 Ep. 3, 3. erinnert, wie ſie auch oh- ne Worte, wenn ſolche noch nicht angenommen werden, durch ihr Exempel ihre noch heydniſche Maͤnner lehren und gewinnen ſollen. Daß es auch ſonſt einem ſchon bekehrten Chriſtlichen Manne nicht unanſtaͤndig ſey, auf eine gewiſſe Art auch von ſeinem Weibe, wenn ihr ein be- ſonders Maaß der Erkenntniß in der Demuth vor ihme beywohnet, daheim noch diß und das zu lernen, daran iſt wol kein Zweifel.
[Spaltenumbruch]
4. Da GOtt iſt ein GOtt der Ordnung und ohne gute Ordnung keine Societaͤt beſtehen, oder ihren rechten Wohlſtand haben kan; ſo hat auch die Unterthaͤnigkeit der Weiber im Griechiſchen ihre Benennung von der Subordi- nation; dadurch die Maͤnner erinnert werden, daß ſie zwar eines theils die Weiber nicht uͤber ſich herrſchen laſſen, andern theils aber auch nicht wie die Magde halten; und ſich dabey be- muͤhen ſollen, wie ſie dieſelbe fein weislich und in der Liebe regieren, und dazu die gehoͤrige Au- ctoritaͤt bewahren moͤgen.
5. Es iſt nicht genug, daß ein Weib nur in dieſem und jenem Stuͤcke eine Unterthaͤnigkeit, oder Gehorſam beweiſet, ſondern es ſoll auch in allen Stuͤcken, die nicht wider das Gewiſſen laufen, geſchehen, auch in ſolchen Dingen, da ſie meinet, diß und das beſſer zu ſeyn. Da ſie denn zwar wol ihre Meinung ſagen kan, welche der Ehemann auch billig anhoͤret; aber im uͤbri- gen mit Verleugnung ihres Willens die Sa- che dem Willen ihres Mannes uͤberlaͤſſet, und dafuͤr haͤlt, daß er es noch beſſer einſehe, und ihm das Regiment, davon er nicht ſo wohl ihr, als GOtt Rechenſchaft zu geben hat, zuſtehe. Paulus ſaget in aller Unterthaͤnigkeit. Daß ſo viel Uneinigkeit unter ſo vielen Eheleuten iſt, koͤmmt gemeiniglich daher, daß entweder das Ehe-Weib nicht unterthaͤnig iſt, oder der Ehe- Mann ſie nicht mit Verſtand und Liebe recht zu regieren weiß.
6. Gleichwie kein Gevaͤß aus dem andern etwas empfangen kan, es werde denn bey dem Aus- und Eingieſſen unter daſſelbe gehalten: ſo kan auch kein lernen bey einem Weibe recht ſtatt finden ohne gehoͤrige Submisſion oder Unter- thaͤnigkeit: ſintemal ſie ohne dieſelbe ſich ſonſt zu klug und zu gut dazu achten wird.
7. Da Paulus an dieſem und noch ſo vie- len andern Orten, (ſiehe 1 Cor. 11, 3. c. 14, 34. Eph. 5, 22. Col. 3, 18. Tit. 2, 5. auch Petrus 1. Ep. 3, 1.) Die Weiber ſo gar nach nachdruͤcklich zur Unterthaͤnigkeit, welche ſich im billigen Ge- horſam und in aller Folgſamkeit erweiſen muß, ermahnet, ſo iſt leichtlich zu erachten, daß auſſer dem Gewiſſen in ſuͤndlichen Dingen, nichts ſeyn koͤnne, welches das Weib von dieſer Pflicht los mache: nemlich nicht der vorige Stand und ihr vornehmeres Herkommen; noch ihre anſehn- liche Freundſchaft; noch ihr leibliches Vermoͤ- gen. Und damit nicht ein viel hoͤhers Alter bey einer Frauen der Unterthaͤnigkeit entgegen ſtehe, hat man ſich vor einer ſolchen ungleichen Ehe, da das Weib viel aͤlter iſt, als der Mann, zu huͤten. Waͤre ſie aber unbedachtſamer weiſe eingegan- gen, ſo muß es doch bey der Unterthaͤnigkeit blei- ben.
V. 12.
Einem Weibe geſtatte ich nicht, daß ſie (oͤffentlich in der Verſamlung) lehre (wie ſich einige zu thun unterſtanden, auch die Maͤnner zugelaſſen haben, oder doch zur Zulaſſung nicht ungeneiget geweſen ſind) auch nicht, daß ſie des Mannes Herre ſey (wie ſich wol noch meh- rere heraus genommen haben) ſondern ſtille
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[106/0108]
Erklaͤrung des erſten Briefes Pauli C. 2. v. 11. 12.
V. 11.
Ein Weib (zuvorderſt zwar in der Ehe,
aber auch auſſer derſelben, ſie ſey eine Jungfrau,
oder Wittwe) lerne (um im Chriſtenthum im-
mer mehr zu zunehmen, und bediene ſich bey der
Begierde recht zu lernen, theils des geziemen-
den fragens und hoͤrens, theils des leſens, theils
auch des gehoͤrigen nachdenckens und uͤberle-
gens nach dem Exempel der Maria Luc. 2, 19.)
in der Stille (daß ſie weder oͤffentlich lehre,
noch ſonſt fuͤrwitzig ſey 1 Tim. 5, 13.) mit aller
Unterthaͤnigkeit (ſolcher gehorſamen Unter-
werfung, als die Ordnung in der gehoͤrigen
Subordination und dabey inſonderheit der
Zweck und die Pflicht des Lernens erfordert.)
Anmerckungen.
1. Weil in dieſem kurtzen Verſe im Grie-
chiſchen das Wort lerne in der Mitte ſtehet, ſo
laͤßt es ſich zwar mit dem vorhergehenden und
nachfolgenden alſo conſtruiren, daß mit beyden
auf die Art des lernens geſehen werde; daher
der ſelige Lutherus bey dem letztern Worte die
Præpoſition ἐν, in, durch mit uͤberſetzet hat:
es iſt aber noch fuͤglicher, wenn man die Worte
in der Stille nicht mit dem Worte lerne, ſon-
dern mit dem vorhergehenden Worte ein Weib
conſtruiret. Da es denn ſo viel iſt, als ein
ſtilles, ein ſich in der ſtille haltendes Weib, und
ſolcher geſtalt auch zugleich anzeiget, wie ſie theils
vom oͤffentlichen Lehren ſich enthalten, theils
auch ſonſt zum lernen ſich verhalten ſolle; als
dazu die Stille und Eingezogenheit, ohne wel-
che keine rechte Aufmerckſamkeit ſtatt findet, er-
fodert wird.
2. Zum rechten lernen aber gehoͤret in
goͤttlichen Dingen, außer der gehoͤrigen Begier-
de und Aufmerckſamkeit, ſonderlich dieſe Treue,
daß man das gelernete ſo fort in die Ubung brin-
ge: auf welche Art wir von Chriſto lernen ſol-
len, daß er ſanftmuͤthig und demuͤthig iſt Matth.
11, 28. 29. Wie denn auch ein Lehrjuͤnger und
Nachfolger Chriſti ſeyn, im Griechiſchen mit ei-
nem eintzigen auf das lernen gehenden Worte
μαθητὴς benennet wird. Da, was man in goͤtt-
lichen Dingen lernet, eine Speiſe der Seele iſt;
ſo muß man alſo lernen, wie ein Schaf ſeine
Weide hat, und anwendet, nemlich ſie an der
Wolle, am Leibe und an der Milch zeiget.
3. Soll das Weib lernen, ſo ſoll ihr der
Mann dazu die gehoͤrige Gelegenheit laſſen und
geben, ſelbſt auch ein guter Haus-Lehrer ſeyn,
nicht allein mit Worten, ſondern auch mit Wer-
cken. Daß aber auch ein Weib daheim eine
gute Lehrerinn gegen ihre Kinder und Geſinde
ſeyn koͤnne und ſolle, zeiget Paulus an Tit. 2, 3.
und Pet. 1 Ep. 3, 3. erinnert, wie ſie auch oh-
ne Worte, wenn ſolche noch nicht angenommen
werden, durch ihr Exempel ihre noch heydniſche
Maͤnner lehren und gewinnen ſollen. Daß es
auch ſonſt einem ſchon bekehrten Chriſtlichen
Manne nicht unanſtaͤndig ſey, auf eine gewiſſe
Art auch von ſeinem Weibe, wenn ihr ein be-
ſonders Maaß der Erkenntniß in der Demuth
vor ihme beywohnet, daheim noch diß und das
zu lernen, daran iſt wol kein Zweifel.
4. Da GOtt iſt ein GOtt der Ordnung
und ohne gute Ordnung keine Societaͤt beſtehen,
oder ihren rechten Wohlſtand haben kan; ſo
hat auch die Unterthaͤnigkeit der Weiber im
Griechiſchen ihre Benennung von der Subordi-
nation; dadurch die Maͤnner erinnert werden,
daß ſie zwar eines theils die Weiber nicht uͤber
ſich herrſchen laſſen, andern theils aber auch
nicht wie die Magde halten; und ſich dabey be-
muͤhen ſollen, wie ſie dieſelbe fein weislich und
in der Liebe regieren, und dazu die gehoͤrige Au-
ctoritaͤt bewahren moͤgen.
5. Es iſt nicht genug, daß ein Weib nur in
dieſem und jenem Stuͤcke eine Unterthaͤnigkeit,
oder Gehorſam beweiſet, ſondern es ſoll auch in
allen Stuͤcken, die nicht wider das Gewiſſen
laufen, geſchehen, auch in ſolchen Dingen, da
ſie meinet, diß und das beſſer zu ſeyn. Da ſie
denn zwar wol ihre Meinung ſagen kan, welche
der Ehemann auch billig anhoͤret; aber im uͤbri-
gen mit Verleugnung ihres Willens die Sa-
che dem Willen ihres Mannes uͤberlaͤſſet, und
dafuͤr haͤlt, daß er es noch beſſer einſehe, und
ihm das Regiment, davon er nicht ſo wohl ihr,
als GOtt Rechenſchaft zu geben hat, zuſtehe.
Paulus ſaget in aller Unterthaͤnigkeit. Daß
ſo viel Uneinigkeit unter ſo vielen Eheleuten iſt,
koͤmmt gemeiniglich daher, daß entweder das
Ehe-Weib nicht unterthaͤnig iſt, oder der Ehe-
Mann ſie nicht mit Verſtand und Liebe recht zu
regieren weiß.
6. Gleichwie kein Gevaͤß aus dem andern
etwas empfangen kan, es werde denn bey dem
Aus- und Eingieſſen unter daſſelbe gehalten: ſo
kan auch kein lernen bey einem Weibe recht ſtatt
finden ohne gehoͤrige Submisſion oder Unter-
thaͤnigkeit: ſintemal ſie ohne dieſelbe ſich ſonſt
zu klug und zu gut dazu achten wird.
7. Da Paulus an dieſem und noch ſo vie-
len andern Orten, (ſiehe 1 Cor. 11, 3. c. 14, 34.
Eph. 5, 22. Col. 3, 18. Tit. 2, 5. auch Petrus 1.
Ep. 3, 1.) Die Weiber ſo gar nach nachdruͤcklich
zur Unterthaͤnigkeit, welche ſich im billigen Ge-
horſam und in aller Folgſamkeit erweiſen muß,
ermahnet, ſo iſt leichtlich zu erachten, daß auſſer
dem Gewiſſen in ſuͤndlichen Dingen, nichts ſeyn
koͤnne, welches das Weib von dieſer Pflicht
los mache: nemlich nicht der vorige Stand und
ihr vornehmeres Herkommen; noch ihre anſehn-
liche Freundſchaft; noch ihr leibliches Vermoͤ-
gen. Und damit nicht ein viel hoͤhers Alter bey
einer Frauen der Unterthaͤnigkeit entgegen ſtehe,
hat man ſich vor einer ſolchen ungleichen Ehe, da
das Weib viel aͤlter iſt, als der Mann, zu huͤten.
Waͤre ſie aber unbedachtſamer weiſe eingegan-
gen, ſo muß es doch bey der Unterthaͤnigkeit blei-
ben.
V. 12.
Einem Weibe geſtatte ich nicht, daß
ſie (oͤffentlich in der Verſamlung) lehre (wie
ſich einige zu thun unterſtanden, auch die Maͤnner
zugelaſſen haben, oder doch zur Zulaſſung nicht
ungeneiget geweſen ſind) auch nicht, daß ſie
des Mannes Herre ſey (wie ſich wol noch meh-
rere heraus genommen haben) ſondern ſtille
ſey,
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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/108>, abgerufen am 23.11.2024.
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Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.