Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Cap. 5, v. 12. 13. an die Römer. [Spaltenumbruch]
mer auf die Betrachtung der Grösse derselbenführet. 2. Der Zusammenhang, welchen die in V. 12. Derohalben (um die Lehre von der Ver- Anmerckungen. 1. Das Wörtlein osper wie findet mit der Rede, davor es gesetzet ist, seine apodosin in den folgenden particulis: kai outos, und also etc. Da denn die particula kai zum Uberflusse die apo- dosin mit der protasi verbindet, oder aber dem [Spaltenumbruch] sensu nach anzusehen, als stünde sie nach dem Wort outos, und ist zu übersetzen: also ist auch etc. Träget man Bedencken, die apodo- sin also zu machen, weil die particula kai nicht ste- het hinter der particula outos, oder outo, wie v. 18. sondern vor derselben; so muß man den 13. Vers mit den folgenden bis an den 18. in paren- thesi setzen, und die apodosin erst im 18. Vers mit den Worten outo kai anheben, und die ersten Worte dieses Verses als eine Wiederholung der im 12. Verse gesetzten protaseos ansehen. 2. Die particula eph[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] o sintemal, nach- dem, werden also auch gefunden 2 Cor. 5, 4. Phil. 3, 12. Und da die Sache selbst uns auf Adam zurück weiset, nemlich, daß alle in ihm ge- sündiget haben, so ist nicht nöthig, diese parti- culas mit den Worten enos anthropou zu constru- iren, und subiective oder relative zu verstehen; zumal das subjectum oder der eine Mensch, nemlich Adam, davon etwas weit entfernet ste- het. Man könte sie auch zu dem nechst vorher- gehenden Worte thanktos referiren, daß der sensus sey: Zu welchem Tode alle gesündiget haben, nemlich in Adam, d. i. welches Verder- ben alle in Adam mit über sich gezogen haben, oder, welches über alle durch die erste Sünde mit gekommen ist. Hieher gehöret, was cap. 3, 23. stehet: pantes emarton, sie sind allzu- mal Sünder etc. ferner 1 Cor. 15, 21. 22. 1 Tim. 2, 14. Sap. 2, 24. 3. Der Zusammenhang des 13. Verses mit dem 12. ist dieser, daß, nachdem v. 12. ge- saget ist, wie die Sünde in die Welt gekommen, und sich im Tode hervorthut, dieses auch aus dem Erfolg erwiesen wird: wie daß sich dieses grosse Ubel auch allerdings in der ersten Welt gefunden habe noch vor dem promulgirten Ge- setz, welches hernach dasselbe noch mehr aufgede- cket habe. V. 13. Denn die Sünde (das durch die erste Anmerckung. Also war und ist der Zustand der Menschen al-
Cap. 5, v. 12. 13. an die Roͤmer. [Spaltenumbruch]
mer auf die Betrachtung der Groͤſſe derſelbenfuͤhret. 2. Der Zuſammenhang, welchen die in V. 12. Derohalben (um die Lehre von der Ver- Anmerckungen. 1. Das Woͤrtlein ὥσπερ wie findet mit der Rede, davor es geſetzet iſt, ſeine apodoſin in den folgenden particulis: καὶ οὕτως, und alſo ꝛc. Da denn die particula καὶ zum Uberfluſſe die apo- doſin mit der protaſi verbindet, oder aber dem [Spaltenumbruch] ſenſu nach anzuſehen, als ſtuͤnde ſie nach dem Wort οὕτως, und iſt zu uͤberſetzen: alſo iſt auch ꝛc. Traͤget man Bedencken, die apodo- ſin alſo zu machen, weil die particula καὶ nicht ſte- het hinter der particula οὕτως, oder οὕτω, wie v. 18. ſondern vor derſelben; ſo muß man den 13. Vers mit den folgenden bis an den 18. in paren- theſi ſetzen, und die apodoſin erſt im 18. Vers mit den Worten οὕτω καὶ anheben, und die erſten Worte dieſes Verſes als eine Wiederholung der im 12. Verſe geſetzten protaſeos anſehen. 2. Die particula ἐφ[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] ᾧ ſintemal, nach- dem, werden alſo auch gefunden 2 Cor. 5, 4. Phil. 3, 12. Und da die Sache ſelbſt uns auf Adam zuruͤck weiſet, nemlich, daß alle in ihm ge- ſuͤndiget haben, ſo iſt nicht noͤthig, dieſe parti- culas mit den Worten ἑνὸς ἀνϑρώπου zu conſtru- iren, und ſubiective oder relative zu verſtehen; zumal das ſubjectum oder der eine Menſch, nemlich Adam, davon etwas weit entfernet ſte- het. Man koͤnte ſie auch zu dem nechſt vorher- gehenden Worte ϑάνκτος referiren, daß der ſenſus ſey: Zu welchem Tode alle geſuͤndiget haben, nemlich in Adam, d. i. welches Verder- ben alle in Adam mit uͤber ſich gezogen haben, oder, welches uͤber alle durch die erſte Suͤnde mit gekommen iſt. Hieher gehoͤret, was cap. 3, 23. ſtehet: πάντες ἥμαρτον, ſie ſind allzu- mal Suͤnder ꝛc. ferner 1 Cor. 15, 21. 22. 1 Tim. 2, 14. Sap. 2, 24. 3. Der Zuſammenhang des 13. Verſes mit dem 12. iſt dieſer, daß, nachdem v. 12. ge- ſaget iſt, wie die Suͤnde in die Welt gekommen, und ſich im Tode hervorthut, dieſes auch aus dem Erfolg erwieſen wird: wie daß ſich dieſes groſſe Ubel auch allerdings in der erſten Welt gefunden habe noch vor dem promulgirten Ge- ſetz, welches hernach daſſelbe noch mehr aufgede- cket habe. V. 13. Denn die Suͤnde (das durch die erſte Anmerckung. Alſo war und iſt der Zuſtand der Menſchen al-
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Cap. 5, v. 12. 13. an die Roͤmer.
mer auf die Betrachtung der Groͤſſe derſelben
fuͤhret.
2. Der Zuſammenhang, welchen die in
dieſen letztern Verſen enthaltene Materie mit der
folgenden Tractation hat, iſt dieſer: Es hatte
Paulus von unſerer durch Chriſtum geſchehenen
Verſoͤhnung gehandelt. Damit nun die Noth-
wendigkeit derſelben ſo viel mehr moͤchte erkannt
werden, ſo ſtellet er, zur Erlaͤuterung deſſen,
was er oben von dem verderbten Zuſtande der
Heiden und Juden geſaget hatte, vor, unter was
fuͤr einer groſſen und allgemeinen Suͤnden-
Schuld das menſchliche Geſchlecht liege; und
zwar von dem Fall Adams her: bey welcher
Vorſtellung er denn Adam und Chriſtum, und
auch das angeerbte und zugerechnete Suͤnden-
Ubel und die geſchehene Verſoͤhnung und er-
worbene Gerechtigkeit Chriſti gegen einander
haͤlt, und anzeiget, wie wir durch Chriſtum
mehr wieder erlangen, als wir durch Adam
verlohren haben. Es hat die gantze Rede aber
hie und da einige ellipſin, da ein Wort nicht aus-
gedrucket, ſondern im Sinne behalten iſt.
Welches doch aber zur Ergaͤntzung der conſtru-
ction und des Sinnes, aus den uͤbrigen ſich
leichtlich errathen und ergaͤntzen laͤßt.
V. 12.
Derohalben (um die Lehre von der Ver-
ſoͤhnung ſo viel beſſer einzuſehen, iſt von der
Suͤnde, deren Urſprung, Schuld und Allge-
meinheit folgendes zu mercken:) wie durch ei-
nen Menſchen (durch Adam v. 14. 1 Cor. 15,
48. 49. welchem, als des Weibes Haupt, die
Suͤnde eigentlich zugeſchrieben wird, da er ſo
fort mit in dieſelbige gewilliget hat) die Suͤnde
des gebrochenen Bundes und des Abfalls von
GOtt) kommen, in die Welt (auf das gantze
menſchliche Geſchlecht, welches durch Adam re-
præſentiret wurde) und der Tod (zuvorderſt
der geiſtliche am Verluſt des Ebenbildes GOt-
tes und an Corruption der gantzen menſchlichen
Natur, und denn auch der daher entſtehende zeit-
liche, oder leibliche, und ewige Tod: wie denn
der Tod der Suͤnden Sold iſt c. 6, 23. und wo
man dieſe ausuͤbet, alſo, daß man nach dem
Fleiſche lebet, ſo muß man ſterben, nemlich des
ewigen Todes, oder ewig von GOtt geſchieden
ſeyn c. 8, 13.) durch die (gedachte erſte) Suͤn-
de (des Abfalls) und iſt alſo der Tod zu allen
Menſchen hindurch gedrungen (gleichwie
ein hoch aufſchwellend Waſſer den Damm
durchbricht und alles uͤberſchwemmet) dieweil
ſie alle geſuͤndiget haben (nemlich in Adam,
als dem Haupte und Stamme des gantzen
menſchlichen Geſchlechts; von welchem daher
die Suͤnde, der Zurechnung nach, in der Ord-
nung der von ihm participirten menſchlichen Na-
tur, auf alle koͤmmt.)
Anmerckungen.
1. Das Woͤrtlein ὥσπερ wie findet mit
der Rede, davor es geſetzet iſt, ſeine apodoſin in
den folgenden particulis: καὶ οὕτως, und alſo ꝛc.
Da denn die particula καὶ zum Uberfluſſe die apo-
doſin mit der protaſi verbindet, oder aber dem
ſenſu nach anzuſehen, als ſtuͤnde ſie nach dem
Wort οὕτως, und iſt zu uͤberſetzen: alſo iſt
auch ꝛc. Traͤget man Bedencken, die apodo-
ſin alſo zu machen, weil die particula καὶ nicht ſte-
het hinter der particula οὕτως, oder οὕτω, wie v.
18. ſondern vor derſelben; ſo muß man den 13.
Vers mit den folgenden bis an den 18. in paren-
theſi ſetzen, und die apodoſin erſt im 18. Vers
mit den Worten οὕτω καὶ anheben, und die erſten
Worte dieſes Verſes als eine Wiederholung
der im 12. Verſe geſetzten protaſeos anſehen.
2. Die particula ἐφ_ ᾧ ſintemal, nach-
dem, werden alſo auch gefunden 2 Cor. 5, 4.
Phil. 3, 12. Und da die Sache ſelbſt uns auf
Adam zuruͤck weiſet, nemlich, daß alle in ihm ge-
ſuͤndiget haben, ſo iſt nicht noͤthig, dieſe parti-
culas mit den Worten ἑνὸς ἀνϑρώπου zu conſtru-
iren, und ſubiective oder relative zu verſtehen;
zumal das ſubjectum oder der eine Menſch,
nemlich Adam, davon etwas weit entfernet ſte-
het. Man koͤnte ſie auch zu dem nechſt vorher-
gehenden Worte ϑάνκτος referiren, daß der
ſenſus ſey: Zu welchem Tode alle geſuͤndiget
haben, nemlich in Adam, d. i. welches Verder-
ben alle in Adam mit uͤber ſich gezogen haben,
oder, welches uͤber alle durch die erſte Suͤnde
mit gekommen iſt. Hieher gehoͤret, was cap.
3, 23. ſtehet: πάντες ἥμαρτον, ſie ſind allzu-
mal Suͤnder ꝛc. ferner 1 Cor. 15, 21. 22. 1 Tim.
2, 14. Sap. 2, 24.
3. Der Zuſammenhang des 13. Verſes
mit dem 12. iſt dieſer, daß, nachdem v. 12. ge-
ſaget iſt, wie die Suͤnde in die Welt gekommen,
und ſich im Tode hervorthut, dieſes auch aus
dem Erfolg erwieſen wird: wie daß ſich dieſes
groſſe Ubel auch allerdings in der erſten Welt
gefunden habe noch vor dem promulgirten Ge-
ſetz, welches hernach daſſelbe noch mehr aufgede-
cket habe.
V. 13.
Denn die Suͤnde (das durch die erſte
Suͤnde zugezogene und ſonderlich im geiſtlichen
Tode beſtehende, auch daraus flieſſende Ver-
derben der menſchlichen Natur) war wol (ſie
war allerdings ſchon (in der Welt, bis auf
das Geſetz (ſchon von der Zeit des Falls an,
bis auf die, da das Geſetz gegeben: und iſt auch
hernach geblieben, ja noch mehr entdecket wor-
den: wie denn die particula bis die folgende Zeit
nicht ausſchlieſſet.) Aber wo kein Geſetz iſt,
da achtet man der Suͤnde nicht (οὔκ _ λλο-
γεῖται, da rechnen die Menſchen ſich die Suͤnde
nicht recht zu, ſintemal man ihre Abſcheulichkeit
nicht recht einſiehet, und das in der menſchlichen
Natur uͤbriggelaſſene Geſetze der Natur durch
die Suͤnde ſelbſt ſo ſehr verdunckelt iſt, daß es
der Suͤnden, ſonderlich der innern, Beſchaffen-
heit und Groͤſſe nicht recht aufdecket. Siehe
auch Rom. 7, 7. ſqq.)
Anmerckung.
Alſo war und iſt der Zuſtand der Menſchen
vor und auſſer dem Geſetz. Was aber die er-
ſten Patriarchen und andere Glaͤubigen aus be-
ſonderer Offenbahrung, wie vom Evangelio,
al-
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