Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Cap. 3, v. 10. 11. an die Colosser. [Spaltenumbruch]
serlicher Mensch gleich verweset, so wirddoch der innerliche von Tage zu Tage er- neuert. Da wir sehen, daß der innere und der neue Mensch nicht einerley ist, weil der in- nere Mensch erneuret wird. Und wenn denn der innerliche, oder inwendige Mensch, erneuret ist, oder erneuret wird, so gebrauchet er noch im- mer fernerer Erneuerung und Stärckung. Dar- um Pauli Gebet für die Ephesier c. 3, 16. dahin ging, daß sie möchten starck werden durch den Geist GOTTes an dem inwendigen Menschen. Die Parallel-Oerter von der Er- neuerung zum Ebenbilde GOttes sehe man 2. Cor. 3, 18. Eph. 3, 22-24. V. 11. Da nicht ist Grieche, Jüde, Beschnei- Anmerckungen. 1. Der Verbindung nach mit dem vor- hergehenden will der Apostel so viel sagen: opou da, bey dem Geschäffte der Seligkeit und Er- neuerung des Menschen zum Ebenbilde GOttes, gilt kein Unterscheid der Nationen und darinnen des äusserlichen Standes, als wenn iemand an demselben an sich selbst ein Mittel und eine be- sondere Förderung, oder eine Hinderung zum Reiche GOttes hätte, sondern es kömmt dar- inn alles bey allen allein auf CHristum an. Weder der Heidnische Philosophus, noch der Jüdische Gesetz-Eiverer hat etwas, das ihm an sich selbst ohne CHristum zum Reiche GOttes beforderlich wäre: noch der, welchem beydes fehlet, hat deswegen einen Mangel an dem We- ge und an den Mitteln zur Seligkeit, weil es alles allein auf CHristum ankömmt. 2. Der Apostel machet einen vierfachen Unterscheid der Leute. Erstlich nennet er Grie- chen und Jüden; da jene auf die Philoso- phie, diese auf die Beschneidung, und auf ih- ren übrigen, im verdienstlichen Verstande ge- nommenen, gesetzlichen Gehorsam alles ankom- men liessen. Der andere Unterscheid dienet zur Erläuterung des ersten, da die Jüden die Be- schneidung, die Griechen, oder Heiden die Vorhaut genennet werden. Der dritte Un- terscheid, Barbar, Scythe, wird zur Erläu- terung des Worts Vorhaut, oder des Hei- denthums hinzu gesetzet: da es denn von allen ungriechischen Heiden heißt, daß sie sind Bar- bari, Leute, die einer andern, als der Grie- chischen Sprache sind; und zwar gegen Mor- gen und Mittag; gegen Mitternacht aber die Scythen, ein sehr altes und grosses Volck, da- durch alle mitternächtige Völcker verstanden werden. Und da für die abendländische Na- tionen kein besonders Wort gesetzet ist, so ver- stehet man sie füglich unter dem gemeinen Na- [Spaltenumbruch] men der Vorhaut. Der vierte Unterscheid ist hergenommen von dem Stande aller solcher Völcker, nach welchem sie entweder in der Frey- heit, oder in der leibeigenen Knechtschaft stunden. 3. Gleichwie nun dieser vielfache Unter- scheid zum Reiche GOTT es nichts thut, und daran an sich selbst weder hinderlich ist, wenn er nur nicht hinderlich gemachet wird; noch eine Beforderung bringet: so heißt es hingegen: Al- les und in allen CHristus. CHristus ist alles, da in ihm die gantze Fülle der Gott- heit leibhaftig wohnet c. 2, 9. und daher, weil man aus seiner Fülle nimmt Gnade um Gna- de, und alle Glieder aus ihm, und von ihm, dem hochgelobten Haupte, erfüllet werden c. 2, v. 10. Joh. 1, 16. so ist er uns alles und schen- cket uns alles: als der uns von GOTT ge- machet ist zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung. 1 Cor. 1, 30. Daher Paulus Phil. 4, 13. sagen konte: Jch vermag alles durch den, der mich mächtig machet, CHristum. Und Johan- nes spricht daher 1. Ep. c. 2, 27. von den Gläubi- gen: Jhr habt die Salbung von dem, der da heilig ist (von CHristo) und wisset al- les. 4. Gleichwie CHristus ist alles: also ist er auch alles in allen, nemlich vorgedachten Menschen, ohne Unterscheid der Nationen und der Stände. Und er ist ihnen dergestalt alles, daß ihnen alles sein erworbenes Heil also soll zu gute kommen, daß er dadurch in ihnen eine Ge- stalt gewinne, und immer mehr verkläret wer- de. Es siehet demnach Paulus mit dem Wört- lein in auf die Vereinigung und Gemeinschaft CHristi mit den Gläubigen, daß wie sie sind in CHristo, so will CHristus auch in ihnen seyn. 5. Es sind dieses sehr schöne Worte, und dienen sie zur fernern Application. Da Chri- stus mit seinen Heils-Gütern alles zur geheilig- ten Ehre und Würde, zur gereinigten Lust und Freude, zum wahren und beständigen Reichthum ist; so stirbet ein gläubiges Glied CHristi dem Ehr- und Geld-Geitze, auch der fleischlichen Wollust gerne und willig ab, weil es etwas bessers in CHristo hat. 6. Hingegen wer sich aus den eitlen Din- gen dieser Welt noch etwas grosses machet, dem ist CHristus in der That gleichsam nichts, und wenn er ihn gleich mit Worten über alles er- hebet. 7. Jst CHristus ohne alle Ausnahme nicht allein alles, sondern auch alles in allen; so sind dieses auch gar tröstliche Worte für alle Angefochtene und Schwache, daß er auch ihren und in ihnen alles seyn will. Damit auch Pau- lus selbst aufgerichtet wurde, wenn er in seinen hohen Anfechtungen CHristum anrief, und zu einem Troste diese Antwort empfing: Laß dir an meiner Gnade genügen: denn mei- ne Kraft ist in den Schwachen mächtig. 2 Cor. 12, 9. 8. Die Parallel-Oerter sind sonderlich diese: Rom. J i i i i
Cap. 3, v. 10. 11. an die Coloſſer. [Spaltenumbruch]
ſerlicher Menſch gleich verweſet, ſo wirddoch der innerliche von Tage zu Tage er- neuert. Da wir ſehen, daß der innere und der neue Menſch nicht einerley iſt, weil der in- nere Menſch erneuret wird. Und wenn denn der innerliche, oder inwendige Menſch, erneuret iſt, oder erneuret wird, ſo gebrauchet er noch im- mer fernerer Erneuerung und Staͤrckung. Dar- um Pauli Gebet fuͤr die Epheſier c. 3, 16. dahin ging, daß ſie moͤchten ſtarck werden durch den Geiſt GOTTes an dem inwendigen Menſchen. Die Parallel-Oerter von der Er- neuerung zum Ebenbilde GOttes ſehe man 2. Cor. 3, 18. Eph. 3, 22-24. V. 11. Da nicht iſt Grieche, Juͤde, Beſchnei- Anmerckungen. 1. Der Verbindung nach mit dem vor- hergehenden will der Apoſtel ſo viel ſagen: ὅπου da, bey dem Geſchaͤffte der Seligkeit und Er- neuerung des Menſchen zum Ebenbilde GOttes, gilt kein Unterſcheid der Nationen und darinnen des aͤuſſerlichen Standes, als wenn iemand an demſelben an ſich ſelbſt ein Mittel und eine be- ſondere Foͤrderung, oder eine Hinderung zum Reiche GOttes haͤtte, ſondern es koͤmmt dar- inn alles bey allen allein auf CHriſtum an. Weder der Heidniſche Philoſophus, noch der Juͤdiſche Geſetz-Eiverer hat etwas, das ihm an ſich ſelbſt ohne CHriſtum zum Reiche GOttes beforderlich waͤre: noch der, welchem beydes fehlet, hat deswegen einen Mangel an dem We- ge und an den Mitteln zur Seligkeit, weil es alles allein auf CHriſtum ankoͤmmt. 2. Der Apoſtel machet einen vierfachen Unterſcheid der Leute. Erſtlich nennet er Grie- chen und Juͤden; da jene auf die Philoſo- phie, dieſe auf die Beſchneidung, und auf ih- ren uͤbrigen, im verdienſtlichen Verſtande ge- nommenen, geſetzlichen Gehorſam alles ankom- men lieſſen. Der andere Unterſcheid dienet zur Erlaͤuterung des erſten, da die Juͤden die Be- ſchneidung, die Griechen, oder Heiden die Vorhaut genennet werden. Der dritte Un- terſcheid, Barbar, Scythe, wird zur Erlaͤu- terung des Worts Vorhaut, oder des Hei- denthums hinzu geſetzet: da es denn von allen ungriechiſchen Heiden heißt, daß ſie ſind Bar- bari, Leute, die einer andern, als der Grie- chiſchen Sprache ſind; und zwar gegen Mor- gen und Mittag; gegen Mitternacht aber die Scythen, ein ſehr altes und groſſes Volck, da- durch alle mitternaͤchtige Voͤlcker verſtanden werden. Und da fuͤr die abendlaͤndiſche Na- tionen kein beſonders Wort geſetzet iſt, ſo ver- ſtehet man ſie fuͤglich unter dem gemeinen Na- [Spaltenumbruch] men der Vorhaut. Der vierte Unterſcheid iſt hergenommen von dem Stande aller ſolcher Voͤlcker, nach welchem ſie entweder in der Frey- heit, oder in der leibeigenen Knechtſchaft ſtunden. 3. Gleichwie nun dieſer vielfache Unter- ſcheid zum Reiche GOTT es nichts thut, und daran an ſich ſelbſt weder hinderlich iſt, wenn er nur nicht hinderlich gemachet wird; noch eine Beforderung bringet: ſo heißt es hingegen: Al- les und in allen CHriſtus. CHriſtus iſt alles, da in ihm die gantze Fuͤlle der Gott- heit leibhaftig wohnet c. 2, 9. und daher, weil man aus ſeiner Fuͤlle nimmt Gnade um Gna- de, und alle Glieder aus ihm, und von ihm, dem hochgelobten Haupte, erfuͤllet werden c. 2, v. 10. Joh. 1, 16. ſo iſt er uns alles und ſchen- cket uns alles: als der uns von GOTT ge- machet iſt zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erloͤſung. 1 Cor. 1, 30. Daher Paulus Phil. 4, 13. ſagen konte: Jch vermag alles durch den, der mich maͤchtig machet, CHriſtum. Und Johan- nes ſpricht daher 1. Ep. c. 2, 27. von den Glaͤubi- gen: Jhr habt die Salbung von dem, der da heilig iſt (von CHriſto) und wiſſet al- les. 4. Gleichwie CHriſtus iſt alles: alſo iſt er auch alles in allen, nemlich vorgedachten Menſchen, ohne Unterſcheid der Nationen und der Staͤnde. Und er iſt ihnen dergeſtalt alles, daß ihnen alles ſein erworbenes Heil alſo ſoll zu gute kommen, daß er dadurch in ihnen eine Ge- ſtalt gewinne, und immer mehr verklaͤret wer- de. Es ſiehet demnach Paulus mit dem Woͤrt- lein in auf die Vereinigung und Gemeinſchaft CHriſti mit den Glaͤubigen, daß wie ſie ſind in CHriſto, ſo will CHriſtus auch in ihnen ſeyn. 5. Es ſind dieſes ſehr ſchoͤne Worte, und dienen ſie zur fernern Application. Da Chri- ſtus mit ſeinen Heils-Guͤtern alles zur geheilig- ten Ehre und Wuͤrde, zur gereinigten Luſt und Freude, zum wahren und beſtaͤndigen Reichthum iſt; ſo ſtirbet ein glaͤubiges Glied CHriſti dem Ehr- und Geld-Geitze, auch der fleiſchlichen Wolluſt gerne und willig ab, weil es etwas beſſers in CHriſto hat. 6. Hingegen wer ſich aus den eitlen Din- gen dieſer Welt noch etwas groſſes machet, dem iſt CHriſtus in der That gleichſam nichts, und wenn er ihn gleich mit Worten uͤber alles er- hebet. 7. Jſt CHriſtus ohne alle Ausnahme nicht allein alles, ſondern auch alles in allen; ſo ſind dieſes auch gar troͤſtliche Worte fuͤr alle Angefochtene und Schwache, daß er auch ihren und in ihnen alles ſeyn will. Damit auch Pau- lus ſelbſt aufgerichtet wurde, wenn er in ſeinen hohen Anfechtungen CHriſtum anrief, und zu einem Troſte dieſe Antwort empfing: Laß dir an meiner Gnade genuͤgen: denn mei- ne Kraft iſt in den Schwachen maͤchtig. 2 Cor. 12, 9. 8. Die Parallel-Oerter ſind ſonderlich dieſe: Rom. J i i i i
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <list> <item><pb facs="#f0829" n="801"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. 3, v. 10. 11. an die Coloſſer.</hi></fw><lb/><cb/><hi rendition="#fr">ſerlicher Menſch gleich verweſet, ſo wird<lb/> doch der innerliche von Tage zu Tage er-<lb/> neuert.</hi> Da wir ſehen, daß der <hi rendition="#fr">innere</hi> und<lb/> der <hi rendition="#fr">neue</hi> Menſch nicht einerley iſt, weil der <hi rendition="#fr">in-<lb/> nere</hi> Menſch <hi rendition="#fr">erneuret</hi> wird. Und wenn denn<lb/> der innerliche, oder inwendige Menſch, erneuret<lb/> iſt, oder erneuret wird, ſo gebrauchet er noch im-<lb/> mer fernerer Erneuerung und Staͤrckung. Dar-<lb/> um Pauli Gebet fuͤr die Epheſier c. 3, 16. dahin<lb/> ging, daß ſie moͤchten <hi rendition="#fr">ſtarck werden durch<lb/> den Geiſt GOTTes an dem inwendigen<lb/> Menſchen.</hi> Die Parallel-Oerter von der Er-<lb/> neuerung zum Ebenbilde GOttes ſehe man 2.<lb/> Cor. 3, 18. Eph. 3, 22-24.</item> </list> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head>V. 11.</head><lb/> <p><hi rendition="#fr">Da nicht iſt Grieche, Juͤde, Beſchnei-<lb/> dung, Vorhaut, Ungrieche, Scytha,<lb/> Knecht, Freyer; ſondern alles</hi> (was man<lb/> nur zur Seligkeit noͤthig hat,) <hi rendition="#fr">und in allen</hi><lb/> (ſolchen Lenten von unterſchiedlichen Voͤlckern<lb/> und Arten) <hi rendition="#fr">CHriſtus</hi> (allein, ohne daß die<lb/> Heidniſche Philoſophie, oder die Juͤdiſche Be-<lb/> ſchneidung, etwas dazu beytrage.)</p><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/> <list> <item>1. Der <hi rendition="#fr">Verbindung</hi> nach mit dem vor-<lb/> hergehenden will der Apoſtel ſo viel ſagen: ὅπου<lb/> da, bey dem Geſchaͤffte der Seligkeit und Er-<lb/> neuerung des Menſchen zum Ebenbilde GOttes,<lb/> gilt kein Unterſcheid der Nationen und darinnen<lb/> des aͤuſſerlichen Standes, als wenn iemand an<lb/> demſelben an ſich ſelbſt ein Mittel und eine be-<lb/> ſondere Foͤrderung, oder eine Hinderung zum<lb/> Reiche GOttes haͤtte, ſondern es koͤmmt dar-<lb/> inn alles bey allen allein auf CHriſtum an.<lb/> Weder der Heidniſche <hi rendition="#aq">Philoſophus,</hi> noch der<lb/> Juͤdiſche Geſetz-Eiverer hat etwas, das ihm an<lb/> ſich ſelbſt ohne CHriſtum zum Reiche GOttes<lb/> beforderlich waͤre: noch der, welchem beydes<lb/> fehlet, hat deswegen einen Mangel an dem We-<lb/> ge und an den Mitteln zur Seligkeit, weil es<lb/> alles allein auf CHriſtum ankoͤmmt.</item><lb/> <item>2. Der Apoſtel machet einen vierfachen<lb/> Unterſcheid der Leute. Erſtlich nennet er <hi rendition="#fr">Grie-<lb/> chen</hi> und <hi rendition="#fr">Juͤden;</hi> da jene auf die <hi rendition="#fr">Philoſo-<lb/> phie,</hi> dieſe auf die Beſchneidung, und auf ih-<lb/> ren uͤbrigen, im verdienſtlichen Verſtande ge-<lb/> nommenen, geſetzlichen Gehorſam alles ankom-<lb/> men lieſſen. Der andere Unterſcheid dienet zur<lb/> Erlaͤuterung des erſten, da die <hi rendition="#fr">Juͤden</hi> die <hi rendition="#fr">Be-<lb/> ſchneidung,</hi> die <hi rendition="#fr">Griechen,</hi> oder Heiden die<lb/><hi rendition="#fr">Vorhaut</hi> genennet werden. Der dritte Un-<lb/> terſcheid, <hi rendition="#fr">Barbar, Scythe,</hi> wird zur Erlaͤu-<lb/> terung des Worts <hi rendition="#fr">Vorhaut,</hi> oder des Hei-<lb/> denthums hinzu geſetzet: da es denn von allen<lb/> ungriechiſchen Heiden heißt, daß ſie ſind Bar-<lb/> bari, Leute, die einer andern, als der Grie-<lb/> chiſchen Sprache ſind; und zwar gegen Mor-<lb/> gen und Mittag; gegen Mitternacht aber die<lb/><hi rendition="#fr">Scythen,</hi> ein ſehr altes und groſſes Volck, da-<lb/> durch alle mitternaͤchtige Voͤlcker verſtanden<lb/> werden. Und da fuͤr die <hi rendition="#fr">abendlaͤndiſche</hi> Na-<lb/> tionen kein beſonders Wort geſetzet iſt, ſo ver-<lb/> ſtehet man ſie fuͤglich unter dem gemeinen Na-<lb/><cb/> men der Vorhaut. Der vierte Unterſcheid iſt<lb/> hergenommen von dem <hi rendition="#fr">Stande</hi> aller ſolcher<lb/> Voͤlcker, nach welchem ſie entweder in der <hi rendition="#fr">Frey-<lb/> heit,</hi> oder in der leibeigenen <hi rendition="#fr">Knechtſchaft</hi><lb/> ſtunden.</item><lb/> <item>3. Gleichwie nun dieſer vielfache Unter-<lb/> ſcheid zum Reiche GOTT es nichts thut, und<lb/> daran an ſich ſelbſt weder hinderlich iſt, wenn er<lb/> nur nicht hinderlich gemachet wird; noch eine<lb/> Beforderung bringet: ſo heißt es hingegen: <hi rendition="#fr">Al-<lb/> les und in allen CHriſtus. CHriſtus iſt<lb/> alles, da in ihm die gantze Fuͤlle der Gott-<lb/> heit leibhaftig wohnet</hi> c. 2, 9. und daher, weil<lb/> man aus ſeiner Fuͤlle nimmt Gnade um Gna-<lb/> de, und alle Glieder aus ihm, und von ihm,<lb/> dem hochgelobten Haupte, erfuͤllet werden c. 2,<lb/> v. 10. Joh. 1, 16. ſo iſt <hi rendition="#fr">er uns alles</hi> und <hi rendition="#fr">ſchen-<lb/> cket uns alles:</hi> als der uns von GOTT ge-<lb/> machet iſt <hi rendition="#fr">zur Weisheit, zur Gerechtigkeit,<lb/> zur Heiligung und zur Erloͤſung.</hi> 1 Cor. 1,<lb/> 30. Daher Paulus Phil. 4, 13. ſagen konte:<lb/><hi rendition="#fr">Jch vermag alles durch den, der mich<lb/> maͤchtig machet, CHriſtum.</hi> Und Johan-<lb/> nes ſpricht daher 1. Ep. c. 2, 27. von den Glaͤubi-<lb/> gen: <hi rendition="#fr">Jhr habt die Salbung von dem, der<lb/> da heilig iſt</hi> (von CHriſto) <hi rendition="#fr">und wiſſet al-<lb/> les.</hi></item><lb/> <item>4. Gleichwie CHriſtus iſt alles: alſo iſt<lb/> er auch alles in <hi rendition="#fr">allen,</hi> nemlich vorgedachten<lb/> Menſchen, ohne Unterſcheid der Nationen und<lb/> der Staͤnde. Und er iſt <hi rendition="#fr">ihnen</hi> dergeſtalt alles,<lb/> daß ihnen alles ſein erworbenes Heil alſo ſoll zu<lb/> gute kommen, daß er dadurch <hi rendition="#fr">in ihnen</hi> eine Ge-<lb/> ſtalt gewinne, und immer mehr verklaͤret wer-<lb/> de. Es ſiehet demnach Paulus mit dem Woͤrt-<lb/> lein <hi rendition="#fr">in</hi> auf die Vereinigung und Gemeinſchaft<lb/> CHriſti mit den Glaͤubigen, daß wie ſie ſind <hi rendition="#fr">in<lb/> CHriſto,</hi> ſo will CHriſtus auch <hi rendition="#fr">in ihnen</hi><lb/> ſeyn.</item><lb/> <item>5. Es ſind dieſes ſehr ſchoͤne Worte, und<lb/> dienen ſie zur fernern <hi rendition="#aq">Application.</hi> Da Chri-<lb/> ſtus mit ſeinen Heils-Guͤtern alles zur geheilig-<lb/> ten <hi rendition="#fr">Ehre</hi> und <hi rendition="#fr">Wuͤrde,</hi> zur gereinigten <hi rendition="#fr">Luſt</hi><lb/> und <hi rendition="#fr">Freude,</hi> zum wahren und beſtaͤndigen<lb/><hi rendition="#fr">Reichthum</hi> iſt; ſo ſtirbet ein glaͤubiges Glied<lb/> CHriſti dem Ehr- und Geld-Geitze, auch der<lb/> fleiſchlichen Wolluſt gerne und willig ab, weil<lb/> es etwas beſſers in CHriſto hat.</item><lb/> <item>6. Hingegen wer ſich aus den eitlen Din-<lb/> gen dieſer Welt noch etwas groſſes machet, dem<lb/> iſt CHriſtus in der That gleichſam nichts, und<lb/> wenn er ihn gleich mit Worten uͤber alles er-<lb/> hebet.</item><lb/> <item>7. Jſt CHriſtus ohne alle Ausnahme<lb/> nicht allein alles, ſondern auch alles <hi rendition="#fr">in allen;</hi><lb/> ſo ſind dieſes auch gar troͤſtliche Worte fuͤr alle<lb/> Angefochtene und Schwache, daß er auch ihren<lb/> und in ihnen alles ſeyn will. Damit auch Pau-<lb/> lus ſelbſt aufgerichtet wurde, wenn er in ſeinen<lb/> hohen Anfechtungen CHriſtum anrief, und zu<lb/> einem Troſte dieſe Antwort empfing: <hi rendition="#fr">Laß<lb/> dir an meiner Gnade genuͤgen: denn mei-<lb/> ne Kraft iſt in den Schwachen maͤchtig.</hi><lb/> 2 Cor. 12, 9.</item><lb/> <item>8. Die Parallel-Oerter ſind ſonderlich<lb/> dieſe:</item> </list><lb/> <fw place="bottom" type="sig">J i i i i</fw> <fw place="bottom" type="catch">Rom.</fw><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [801/0829]
Cap. 3, v. 10. 11. an die Coloſſer.
ſerlicher Menſch gleich verweſet, ſo wird
doch der innerliche von Tage zu Tage er-
neuert. Da wir ſehen, daß der innere und
der neue Menſch nicht einerley iſt, weil der in-
nere Menſch erneuret wird. Und wenn denn
der innerliche, oder inwendige Menſch, erneuret
iſt, oder erneuret wird, ſo gebrauchet er noch im-
mer fernerer Erneuerung und Staͤrckung. Dar-
um Pauli Gebet fuͤr die Epheſier c. 3, 16. dahin
ging, daß ſie moͤchten ſtarck werden durch
den Geiſt GOTTes an dem inwendigen
Menſchen. Die Parallel-Oerter von der Er-
neuerung zum Ebenbilde GOttes ſehe man 2.
Cor. 3, 18. Eph. 3, 22-24.
V. 11.
Da nicht iſt Grieche, Juͤde, Beſchnei-
dung, Vorhaut, Ungrieche, Scytha,
Knecht, Freyer; ſondern alles (was man
nur zur Seligkeit noͤthig hat,) und in allen
(ſolchen Lenten von unterſchiedlichen Voͤlckern
und Arten) CHriſtus (allein, ohne daß die
Heidniſche Philoſophie, oder die Juͤdiſche Be-
ſchneidung, etwas dazu beytrage.)
Anmerckungen.
1. Der Verbindung nach mit dem vor-
hergehenden will der Apoſtel ſo viel ſagen: ὅπου
da, bey dem Geſchaͤffte der Seligkeit und Er-
neuerung des Menſchen zum Ebenbilde GOttes,
gilt kein Unterſcheid der Nationen und darinnen
des aͤuſſerlichen Standes, als wenn iemand an
demſelben an ſich ſelbſt ein Mittel und eine be-
ſondere Foͤrderung, oder eine Hinderung zum
Reiche GOttes haͤtte, ſondern es koͤmmt dar-
inn alles bey allen allein auf CHriſtum an.
Weder der Heidniſche Philoſophus, noch der
Juͤdiſche Geſetz-Eiverer hat etwas, das ihm an
ſich ſelbſt ohne CHriſtum zum Reiche GOttes
beforderlich waͤre: noch der, welchem beydes
fehlet, hat deswegen einen Mangel an dem We-
ge und an den Mitteln zur Seligkeit, weil es
alles allein auf CHriſtum ankoͤmmt.
2. Der Apoſtel machet einen vierfachen
Unterſcheid der Leute. Erſtlich nennet er Grie-
chen und Juͤden; da jene auf die Philoſo-
phie, dieſe auf die Beſchneidung, und auf ih-
ren uͤbrigen, im verdienſtlichen Verſtande ge-
nommenen, geſetzlichen Gehorſam alles ankom-
men lieſſen. Der andere Unterſcheid dienet zur
Erlaͤuterung des erſten, da die Juͤden die Be-
ſchneidung, die Griechen, oder Heiden die
Vorhaut genennet werden. Der dritte Un-
terſcheid, Barbar, Scythe, wird zur Erlaͤu-
terung des Worts Vorhaut, oder des Hei-
denthums hinzu geſetzet: da es denn von allen
ungriechiſchen Heiden heißt, daß ſie ſind Bar-
bari, Leute, die einer andern, als der Grie-
chiſchen Sprache ſind; und zwar gegen Mor-
gen und Mittag; gegen Mitternacht aber die
Scythen, ein ſehr altes und groſſes Volck, da-
durch alle mitternaͤchtige Voͤlcker verſtanden
werden. Und da fuͤr die abendlaͤndiſche Na-
tionen kein beſonders Wort geſetzet iſt, ſo ver-
ſtehet man ſie fuͤglich unter dem gemeinen Na-
men der Vorhaut. Der vierte Unterſcheid iſt
hergenommen von dem Stande aller ſolcher
Voͤlcker, nach welchem ſie entweder in der Frey-
heit, oder in der leibeigenen Knechtſchaft
ſtunden.
3. Gleichwie nun dieſer vielfache Unter-
ſcheid zum Reiche GOTT es nichts thut, und
daran an ſich ſelbſt weder hinderlich iſt, wenn er
nur nicht hinderlich gemachet wird; noch eine
Beforderung bringet: ſo heißt es hingegen: Al-
les und in allen CHriſtus. CHriſtus iſt
alles, da in ihm die gantze Fuͤlle der Gott-
heit leibhaftig wohnet c. 2, 9. und daher, weil
man aus ſeiner Fuͤlle nimmt Gnade um Gna-
de, und alle Glieder aus ihm, und von ihm,
dem hochgelobten Haupte, erfuͤllet werden c. 2,
v. 10. Joh. 1, 16. ſo iſt er uns alles und ſchen-
cket uns alles: als der uns von GOTT ge-
machet iſt zur Weisheit, zur Gerechtigkeit,
zur Heiligung und zur Erloͤſung. 1 Cor. 1,
30. Daher Paulus Phil. 4, 13. ſagen konte:
Jch vermag alles durch den, der mich
maͤchtig machet, CHriſtum. Und Johan-
nes ſpricht daher 1. Ep. c. 2, 27. von den Glaͤubi-
gen: Jhr habt die Salbung von dem, der
da heilig iſt (von CHriſto) und wiſſet al-
les.
4. Gleichwie CHriſtus iſt alles: alſo iſt
er auch alles in allen, nemlich vorgedachten
Menſchen, ohne Unterſcheid der Nationen und
der Staͤnde. Und er iſt ihnen dergeſtalt alles,
daß ihnen alles ſein erworbenes Heil alſo ſoll zu
gute kommen, daß er dadurch in ihnen eine Ge-
ſtalt gewinne, und immer mehr verklaͤret wer-
de. Es ſiehet demnach Paulus mit dem Woͤrt-
lein in auf die Vereinigung und Gemeinſchaft
CHriſti mit den Glaͤubigen, daß wie ſie ſind in
CHriſto, ſo will CHriſtus auch in ihnen
ſeyn.
5. Es ſind dieſes ſehr ſchoͤne Worte, und
dienen ſie zur fernern Application. Da Chri-
ſtus mit ſeinen Heils-Guͤtern alles zur geheilig-
ten Ehre und Wuͤrde, zur gereinigten Luſt
und Freude, zum wahren und beſtaͤndigen
Reichthum iſt; ſo ſtirbet ein glaͤubiges Glied
CHriſti dem Ehr- und Geld-Geitze, auch der
fleiſchlichen Wolluſt gerne und willig ab, weil
es etwas beſſers in CHriſto hat.
6. Hingegen wer ſich aus den eitlen Din-
gen dieſer Welt noch etwas groſſes machet, dem
iſt CHriſtus in der That gleichſam nichts, und
wenn er ihn gleich mit Worten uͤber alles er-
hebet.
7. Jſt CHriſtus ohne alle Ausnahme
nicht allein alles, ſondern auch alles in allen;
ſo ſind dieſes auch gar troͤſtliche Worte fuͤr alle
Angefochtene und Schwache, daß er auch ihren
und in ihnen alles ſeyn will. Damit auch Pau-
lus ſelbſt aufgerichtet wurde, wenn er in ſeinen
hohen Anfechtungen CHriſtum anrief, und zu
einem Troſte dieſe Antwort empfing: Laß
dir an meiner Gnade genuͤgen: denn mei-
ne Kraft iſt in den Schwachen maͤchtig.
2 Cor. 12, 9.
8. Die Parallel-Oerter ſind ſonderlich
dieſe:
Rom.
J i i i i
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |