Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite
Cap. 2, v. 1-3. an die Colosser.
Das andere Capitel/
Darinn der Apostel/ nach dem im ersten gelegten und ietzo
kürtzlich wiederholten Glaubens-Grunde von CHristo und dem Evan-
gelio/ vermöge seiner Apostolischen Sorgfalt/ die gläubigen Colosser
warnet vor allerley Verführung/ sonderlich derjenigen/ welche von
den falschen Lehrern aus der verkehrten Philosophie hergenommen wa-
ren/ und auf eine Vermengung der Jüdischen Satzungen
mit dem Evangelio führeten.
V. 1-3.
[Spaltenumbruch]

JCh lasse euch aber wissen, welch
einen Kampf ich habe um euch,
und um die zu Laodicea, und
alle, die meine Person im Fleisch
nicht gesehen haben auf daß
eure Hertzen ermahnet und zusammen ge-
fasset werden in der Liebe, zu allem Reich-
thum des gewissen Verstandes, zu erken-
nen das Geheimniß GOttes, und des Va-
ters und CHristi: in welchem verborgen
liegen alle Schätze der Weisheit und Er-
käntniß.

Anmerckungen.
1. Der Verbindung nach hat man das
Wörtlein gar denn, welches Lutherus durch
aber gegeben hat, billig zu behalten. Denn,
nachdem der Apostel bezeuget hat, mit welchem
Ernste er sein Amt treibe, so erweiset er solches
alhier auch damit, daß er seine Vorsorge auch
auf die richte, welche ihm von Angesicht unbe-
kant geblieben waren.
2. Es liegen in diesem Texte drey Stücke:
erstlich Pauli Kampf: hernach die Sache,
worauf er gerichtet ist, nemlich auf die Bevesti-
gung in der gläubigen Erkäntniß CHristi: und
denn drittens die Vortreflichkeit dieser Er-
käntniß.
3. Der Kampf bedeutet alhier eine recht
grosse Sorgfalt, da sich der Apostel aus der Lie-
be zu CHristo gedrungen gefunden hat, zur Ge-
winnung vieler Seelen alle Treue und allen Ernst
zu beweisen, auch für diejenigen Gemeinen zu
sorgen, welche er selbst nicht gepflantzet hatte.
Daß er aber diese seine Sorgfalt einen Kampf
nennet, damit zeiget er an, daß er sich die gros-
se Gefahr, in welcher sie, der verführischen Gei-
ster wegen, schwebeten, vorgestellet, und da-
gegen, als gegen eine rechte Macht der Finster-
niß, mit seinem Gebet recht vor GOTT gestrit-
ten und gekämpfet habe. Siehe auch Phil. 1,
30. 1 Thess. 2, 2.
4. Die Sache, worauf der Kampf ging,
war der Colosser ihre Bevestigung im Bande
der Liebe
und in der glaubigen Gewißheit
der Lehre
von CHristo. Denn weil er gehö-
ret hatte, wie die hernach beschriebenen Jrr-
Geister ihnen zusetzeten, und einen Eingang und
[Spaltenumbruch] Anhang bey ihnen suchten, so befürchtet er man-
cherley Trennung unter ihnen, bey welcher sie
gegen einander in allerhand Mißverständniß und
Mißtrauen gerathen würden. Darum sein
recht kämpfender Wunsch zuvorderst da-
hin gerichtet war, daß sie unter einander in ei-
nem vesten Bande der Liebe möchten recht zusam-
men gesetzet, und mit einander vereiniget blei-
ben.
5. Die auf die Bevestigung in der gläu-
bigen und gewissen Erkäntniß der Lehre von
CHristo gehende Worte sind sehr nachdrücklich,
und zeiget die dazu gebrauchte Menge mehrer
auf einerley Sache gehenden Worte theils der-
selben Wichtigkeit und Fülle, theils Pauli Af-
sect
an. Sie können aber folgender gestalt füg-
lich zerleget werden:
a. Man fänget darinn, nach der hermenevti-
schen analysi, billig von hinten an: nemlich
von den Haupt-Worten, auf welche alle vor-
hergehende gerichtet sind: Das Geheim-
niß GOttes, und des Vaters und Chri-
sti.
Da denn zuvorderst zu mercken ist, daß
das Wörtlein und zwischen den Worten
GOttes des Vaters, nicht ein Wort mit
dem andern verbinde, sondern nur dienet zur
Erklärung, welche das letztere Wort dem er-
stern giebet: nemlich daß GOTT, dessen
gedacht wird, der Person nach der Vater
sey. Mit dem Geheimniß aber des Va-
ters und des Sohnes
wird alhier nicht ei-
gentlich gesehen auf die ewige Geburt des
Sohnes vom Vater, als des ewigen Abglan-
tzes vom ewigen Lichte: sondern auf das gan-
tze Werck der Wiederbringung des mensch-
lichen Geschlechts: als darinn der Vater
sich zuvorderst sonderlich als den gerechten
Richter geoffenbaret hat, der die Satisfaction,
vermöge seiner unwandelbaren Gerechtigkeit,
gefordert, dabey aber im Rathe des Friedens
das Mittel der Erlösung durch CHristum
selbst ausgefunden, den Sohn dazu in die
Welt gesandt, zum Versöhn-Opfer dahin
gegeben, und dieses zur Versöhnung als voll-
gültig angenommen hat, und es allen Gläu-
bigen, als ihr eigenes, zurechnet, sie an Kin-
des statt annimmt, und sich um CHristi, sei-
nes Sohnes willen, auch als ein Vater der
Gna-
E e e e e
Cap. 2, v. 1-3. an die Coloſſer.
Das andere Capitel/
Darinn der Apoſtel/ nach dem im erſten gelegten und ietzo
kuͤrtzlich wiederholten Glaubens-Grunde von CHriſto und dem Evan-
gelio/ vermoͤge ſeiner Apoſtoliſchen Sorgfalt/ die glaͤubigen Coloſſer
warnet vor allerley Verfuͤhrung/ ſonderlich derjenigen/ welche von
den falſchen Lehrern aus der verkehrten Philoſophie hergenommen wa-
ren/ und auf eine Vermengung der Juͤdiſchen Satzungen
mit dem Evangelio fuͤhreten.
V. 1-3.
[Spaltenumbruch]

JCh laſſe euch aber wiſſen, welch
einen Kampf ich habe um euch,
und um die zu Laodicea, und
alle, die meine Perſon im Fleiſch
nicht geſehen haben auf daß
eure Hertzen ermahnet und zuſammen ge-
faſſet werden in der Liebe, zu allem Reich-
thum des gewiſſen Verſtandes, zu erken-
nen das Geheimniß GOttes, und des Va-
ters und CHriſti: in welchem verborgen
liegen alle Schaͤtze der Weisheit und Er-
kaͤntniß.

Anmerckungen.
1. Der Verbindung nach hat man das
Woͤrtlein γὰρ denn, welches Lutherus durch
aber gegeben hat, billig zu behalten. Denn,
nachdem der Apoſtel bezeuget hat, mit welchem
Ernſte er ſein Amt treibe, ſo erweiſet er ſolches
alhier auch damit, daß er ſeine Vorſorge auch
auf die richte, welche ihm von Angeſicht unbe-
kant geblieben waren.
2. Es liegen in dieſem Texte drey Stuͤcke:
erſtlich Pauli Kampf: hernach die Sache,
worauf er gerichtet iſt, nemlich auf die Beveſti-
gung in der glaͤubigen Erkaͤntniß CHriſti: und
denn drittens die Vortreflichkeit dieſer Er-
kaͤntniß.
3. Der Kampf bedeutet alhier eine recht
groſſe Sorgfalt, da ſich der Apoſtel aus der Lie-
be zu CHriſto gedrungen gefunden hat, zur Ge-
winnung vieler Seelen alle Treue und allen Ernſt
zu beweiſen, auch fuͤr diejenigen Gemeinen zu
ſorgen, welche er ſelbſt nicht gepflantzet hatte.
Daß er aber dieſe ſeine Sorgfalt einen Kampf
nennet, damit zeiget er an, daß er ſich die groſ-
ſe Gefahr, in welcher ſie, der verfuͤhriſchen Gei-
ſter wegen, ſchwebeten, vorgeſtellet, und da-
gegen, als gegen eine rechte Macht der Finſter-
niß, mit ſeinem Gebet recht vor GOTT geſtrit-
ten und gekaͤmpfet habe. Siehe auch Phil. 1,
30. 1 Theſſ. 2, 2.
4. Die Sache, worauf der Kampf ging,
war der Coloſſer ihre Beveſtigung im Bande
der Liebe
und in der glaubigen Gewißheit
der Lehre
von CHriſto. Denn weil er gehoͤ-
ret hatte, wie die hernach beſchriebenen Jrr-
Geiſter ihnen zuſetzeten, und einen Eingang und
[Spaltenumbruch] Anhang bey ihnen ſuchten, ſo befuͤrchtet er man-
cherley Trennung unter ihnen, bey welcher ſie
gegen einander in allerhand Mißverſtaͤndniß und
Mißtrauen gerathen wuͤrden. Darum ſein
recht kaͤmpfender Wunſch zuvorderſt da-
hin gerichtet war, daß ſie unter einander in ei-
nem veſten Bande der Liebe moͤchten recht zuſam-
men geſetzet, und mit einander vereiniget blei-
ben.
5. Die auf die Beveſtigung in der glaͤu-
bigen und gewiſſen Erkaͤntniß der Lehre von
CHriſto gehende Worte ſind ſehr nachdruͤcklich,
und zeiget die dazu gebrauchte Menge mehrer
auf einerley Sache gehenden Worte theils der-
ſelben Wichtigkeit und Fuͤlle, theils Pauli Af-
ſect
an. Sie koͤnnen aber folgender geſtalt fuͤg-
lich zerleget werden:
a. Man faͤnget darinn, nach der hermenevti-
ſchen analyſi, billig von hinten an: nemlich
von den Haupt-Worten, auf welche alle vor-
hergehende gerichtet ſind: Das Geheim-
niß GOttes, und des Vaters und Chri-
ſti.
Da denn zuvorderſt zu mercken iſt, daß
das Woͤrtlein und zwiſchen den Worten
GOttes des Vaters, nicht ein Wort mit
dem andern verbinde, ſondern nur dienet zur
Erklaͤrung, welche das letztere Wort dem er-
ſtern giebet: nemlich daß GOTT, deſſen
gedacht wird, der Perſon nach der Vater
ſey. Mit dem Geheimniß aber des Va-
ters und des Sohnes
wird alhier nicht ei-
gentlich geſehen auf die ewige Geburt des
Sohnes vom Vater, als des ewigen Abglan-
tzes vom ewigen Lichte: ſondern auf das gan-
tze Werck der Wiederbringung des menſch-
lichen Geſchlechts: als darinn der Vater
ſich zuvorderſt ſonderlich als den gerechten
Richter geoffenbaret hat, der die Satisfaction,
vermoͤge ſeiner unwandelbaren Gerechtigkeit,
gefordert, dabey aber im Rathe des Friedens
das Mittel der Erloͤſung durch CHriſtum
ſelbſt ausgefunden, den Sohn dazu in die
Welt geſandt, zum Verſoͤhn-Opfer dahin
gegeben, und dieſes zur Verſoͤhnung als voll-
guͤltig angenommen hat, und es allen Glaͤu-
bigen, als ihr eigenes, zurechnet, ſie an Kin-
des ſtatt annimmt, und ſich um CHriſti, ſei-
nes Sohnes willen, auch als ein Vater der
Gna-
E e e e e
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0797" n="769"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Cap. 2, v. 1-3. an die Colo&#x017F;&#x017F;er.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das andere Capitel/<lb/>
Darinn der Apo&#x017F;tel/ nach dem im er&#x017F;ten gelegten und ietzo<lb/>
ku&#x0364;rtzlich wiederholten Glaubens-Grunde von CHri&#x017F;to und dem Evan-<lb/>
gelio/ vermo&#x0364;ge &#x017F;einer Apo&#x017F;toli&#x017F;chen Sorgfalt/ die gla&#x0364;ubigen Colo&#x017F;&#x017F;er<lb/>
warnet vor allerley Verfu&#x0364;hrung/ &#x017F;onderlich derjenigen/ welche von<lb/>
den fal&#x017F;chen Lehrern aus der verkehrten <hi rendition="#aq">Philo&#x017F;ophi</hi>e hergenommen wa-<lb/>
ren/ und auf eine Vermengung der Ju&#x0364;di&#x017F;chen Satzungen<lb/>
mit dem Evangelio fu&#x0364;hreten.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head>V. 1-3.</head><lb/>
            <cb/>
            <p> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">J</hi>Ch la&#x017F;&#x017F;e euch aber wi&#x017F;&#x017F;en, welch<lb/>
einen Kampf ich habe um euch,<lb/>
und um die zu Laodicea, und<lb/>
alle, die meine Per&#x017F;on im Flei&#x017F;ch<lb/>
nicht ge&#x017F;ehen haben auf daß<lb/>
eure Hertzen ermahnet und zu&#x017F;ammen ge-<lb/>
fa&#x017F;&#x017F;et werden in der Liebe, zu allem Reich-<lb/>
thum des gewi&#x017F;&#x017F;en Ver&#x017F;tandes, zu erken-<lb/>
nen das Geheimniß GOttes, und des Va-<lb/>
ters und CHri&#x017F;ti: in welchem verborgen<lb/>
liegen alle Scha&#x0364;tze der Weisheit und Er-<lb/>
ka&#x0364;ntniß.</hi> </p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/>
              <list>
                <item>1. Der <hi rendition="#fr">Verbindung</hi> nach hat man das<lb/>
Wo&#x0364;rtlein &#x03B3;&#x1F70;&#x03C1; <hi rendition="#fr">denn,</hi> welches Lutherus durch<lb/>
aber gegeben hat, billig zu behalten. Denn,<lb/>
nachdem der Apo&#x017F;tel bezeuget hat, mit welchem<lb/>
Ern&#x017F;te er &#x017F;ein Amt treibe, &#x017F;o erwei&#x017F;et er &#x017F;olches<lb/>
alhier auch damit, daß er &#x017F;eine Vor&#x017F;orge auch<lb/>
auf die richte, welche ihm von Ange&#x017F;icht unbe-<lb/>
kant geblieben waren.</item><lb/>
                <item>2. Es liegen in die&#x017F;em Texte drey Stu&#x0364;cke:<lb/>
er&#x017F;tlich Pauli <hi rendition="#fr">Kampf:</hi> hernach die <hi rendition="#fr">Sache,</hi><lb/>
worauf er gerichtet i&#x017F;t, nemlich auf die Beve&#x017F;ti-<lb/>
gung in der gla&#x0364;ubigen Erka&#x0364;ntniß CHri&#x017F;ti: und<lb/>
denn drittens die <hi rendition="#fr">Vortreflichkeit die&#x017F;er Er-<lb/>
ka&#x0364;ntniß.</hi></item><lb/>
                <item>3. Der <hi rendition="#fr">Kampf</hi> bedeutet alhier eine recht<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Sorgfalt, da &#x017F;ich der Apo&#x017F;tel aus der Lie-<lb/>
be zu CHri&#x017F;to gedrungen gefunden hat, zur Ge-<lb/>
winnung vieler Seelen alle Treue und allen Ern&#x017F;t<lb/>
zu bewei&#x017F;en, auch fu&#x0364;r diejenigen Gemeinen zu<lb/>
&#x017F;orgen, welche er &#x017F;elb&#x017F;t nicht gepflantzet hatte.<lb/>
Daß er aber die&#x017F;e &#x017F;eine Sorgfalt einen <hi rendition="#fr">Kampf</hi><lb/>
nennet, damit zeiget er an, daß er &#x017F;ich die gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e Gefahr, in welcher &#x017F;ie, der verfu&#x0364;hri&#x017F;chen Gei-<lb/>
&#x017F;ter wegen, &#x017F;chwebeten, vorge&#x017F;tellet, und da-<lb/>
gegen, als gegen eine rechte Macht der Fin&#x017F;ter-<lb/>
niß, mit &#x017F;einem Gebet recht vor GOTT ge&#x017F;trit-<lb/>
ten und geka&#x0364;mpfet habe. Siehe auch Phil. 1,<lb/>
30. 1 The&#x017F;&#x017F;. 2, 2.</item><lb/>
                <item>4. Die <hi rendition="#fr">Sache,</hi> worauf der Kampf ging,<lb/>
war der Colo&#x017F;&#x017F;er ihre <hi rendition="#fr">Beve&#x017F;tigung im Bande<lb/>
der Liebe</hi> und in der <hi rendition="#fr">glaubigen Gewißheit<lb/>
der Lehre</hi> von CHri&#x017F;to. Denn weil er geho&#x0364;-<lb/>
ret hatte, wie die hernach be&#x017F;chriebenen Jrr-<lb/>
Gei&#x017F;ter ihnen zu&#x017F;etzeten, und einen Eingang und<lb/><cb/>
Anhang bey ihnen &#x017F;uchten, &#x017F;o befu&#x0364;rchtet er man-<lb/>
cherley Trennung unter ihnen, bey welcher &#x017F;ie<lb/>
gegen einander in allerhand Mißver&#x017F;ta&#x0364;ndniß und<lb/>
Mißtrauen gerathen wu&#x0364;rden. Darum &#x017F;ein<lb/>
recht ka&#x0364;mpfender Wun&#x017F;ch zuvorder&#x017F;t da-<lb/>
hin gerichtet war, daß &#x017F;ie unter einander in ei-<lb/>
nem ve&#x017F;ten Bande der Liebe mo&#x0364;chten recht zu&#x017F;am-<lb/>
men ge&#x017F;etzet, und mit einander vereiniget blei-<lb/>
ben.</item><lb/>
                <item>5. Die auf die <hi rendition="#fr">Beve&#x017F;tigung</hi> in der gla&#x0364;u-<lb/>
bigen und gewi&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#fr">Erka&#x0364;ntniß</hi> der Lehre von<lb/>
CHri&#x017F;to gehende Worte &#x017F;ind &#x017F;ehr nachdru&#x0364;cklich,<lb/>
und zeiget die dazu gebrauchte Menge mehrer<lb/>
auf einerley Sache gehenden Worte theils der-<lb/>
&#x017F;elben Wichtigkeit und Fu&#x0364;lle, theils Pauli <hi rendition="#aq">Af-<lb/>
&#x017F;ect</hi> an. Sie ko&#x0364;nnen aber folgender ge&#x017F;talt fu&#x0364;g-<lb/>
lich zerleget werden:<lb/><list><item><hi rendition="#aq">a.</hi> Man fa&#x0364;nget darinn, nach der <hi rendition="#aq">hermenevti-</hi><lb/>
&#x017F;chen <hi rendition="#aq">analy&#x017F;i,</hi> billig von hinten an: nemlich<lb/>
von den Haupt-Worten, auf welche alle vor-<lb/>
hergehende gerichtet &#x017F;ind: <hi rendition="#fr">Das Geheim-<lb/>
niß GOttes, und des Vaters und Chri-<lb/>
&#x017F;ti.</hi> Da denn zuvorder&#x017F;t zu mercken i&#x017F;t, daß<lb/>
das Wo&#x0364;rtlein <hi rendition="#fr">und</hi> zwi&#x017F;chen den Worten<lb/><hi rendition="#fr">GOttes des Vaters,</hi> nicht ein Wort mit<lb/>
dem andern verbinde, &#x017F;ondern nur dienet zur<lb/>
Erkla&#x0364;rung, welche das letztere Wort dem er-<lb/>
&#x017F;tern giebet: nemlich daß <hi rendition="#fr">GOTT,</hi> de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
gedacht wird, der Per&#x017F;on nach der <hi rendition="#fr">Vater</hi><lb/>
&#x017F;ey. Mit dem <hi rendition="#fr">Geheimniß aber des Va-<lb/>
ters und des Sohnes</hi> wird alhier nicht ei-<lb/>
gentlich ge&#x017F;ehen auf die ewige Geburt des<lb/>
Sohnes vom Vater, als des ewigen Abglan-<lb/>
tzes vom ewigen Lichte: &#x017F;ondern auf das gan-<lb/>
tze <hi rendition="#fr">Werck der Wiederbringung</hi> des men&#x017F;ch-<lb/>
lichen Ge&#x017F;chlechts: als darinn der <hi rendition="#fr">Vater</hi><lb/>
&#x017F;ich zuvorder&#x017F;t &#x017F;onderlich als den gerechten<lb/>
Richter geoffenbaret hat, der die <hi rendition="#aq">Satisfaction,</hi><lb/>
vermo&#x0364;ge &#x017F;einer unwandelbaren Gerechtigkeit,<lb/>
gefordert, dabey aber im Rathe des Friedens<lb/>
das Mittel der Erlo&#x0364;&#x017F;ung durch CHri&#x017F;tum<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t ausgefunden, den Sohn dazu in die<lb/>
Welt ge&#x017F;andt, zum Ver&#x017F;o&#x0364;hn-Opfer dahin<lb/>
gegeben, und die&#x017F;es zur Ver&#x017F;o&#x0364;hnung als voll-<lb/>
gu&#x0364;ltig angenommen hat, und es allen Gla&#x0364;u-<lb/>
bigen, als ihr eigenes, zurechnet, &#x017F;ie an Kin-<lb/>
des &#x017F;tatt annimmt, und &#x017F;ich um CHri&#x017F;ti, &#x017F;ei-<lb/>
nes Sohnes willen, auch als ein Vater der<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E e e e e</fw><fw place="bottom" type="catch">Gna-</fw><lb/></item></list></item>
              </list>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[769/0797] Cap. 2, v. 1-3. an die Coloſſer. Das andere Capitel/ Darinn der Apoſtel/ nach dem im erſten gelegten und ietzo kuͤrtzlich wiederholten Glaubens-Grunde von CHriſto und dem Evan- gelio/ vermoͤge ſeiner Apoſtoliſchen Sorgfalt/ die glaͤubigen Coloſſer warnet vor allerley Verfuͤhrung/ ſonderlich derjenigen/ welche von den falſchen Lehrern aus der verkehrten Philoſophie hergenommen wa- ren/ und auf eine Vermengung der Juͤdiſchen Satzungen mit dem Evangelio fuͤhreten. V. 1-3. JCh laſſe euch aber wiſſen, welch einen Kampf ich habe um euch, und um die zu Laodicea, und alle, die meine Perſon im Fleiſch nicht geſehen haben auf daß eure Hertzen ermahnet und zuſammen ge- faſſet werden in der Liebe, zu allem Reich- thum des gewiſſen Verſtandes, zu erken- nen das Geheimniß GOttes, und des Va- ters und CHriſti: in welchem verborgen liegen alle Schaͤtze der Weisheit und Er- kaͤntniß. Anmerckungen. 1. Der Verbindung nach hat man das Woͤrtlein γὰρ denn, welches Lutherus durch aber gegeben hat, billig zu behalten. Denn, nachdem der Apoſtel bezeuget hat, mit welchem Ernſte er ſein Amt treibe, ſo erweiſet er ſolches alhier auch damit, daß er ſeine Vorſorge auch auf die richte, welche ihm von Angeſicht unbe- kant geblieben waren. 2. Es liegen in dieſem Texte drey Stuͤcke: erſtlich Pauli Kampf: hernach die Sache, worauf er gerichtet iſt, nemlich auf die Beveſti- gung in der glaͤubigen Erkaͤntniß CHriſti: und denn drittens die Vortreflichkeit dieſer Er- kaͤntniß. 3. Der Kampf bedeutet alhier eine recht groſſe Sorgfalt, da ſich der Apoſtel aus der Lie- be zu CHriſto gedrungen gefunden hat, zur Ge- winnung vieler Seelen alle Treue und allen Ernſt zu beweiſen, auch fuͤr diejenigen Gemeinen zu ſorgen, welche er ſelbſt nicht gepflantzet hatte. Daß er aber dieſe ſeine Sorgfalt einen Kampf nennet, damit zeiget er an, daß er ſich die groſ- ſe Gefahr, in welcher ſie, der verfuͤhriſchen Gei- ſter wegen, ſchwebeten, vorgeſtellet, und da- gegen, als gegen eine rechte Macht der Finſter- niß, mit ſeinem Gebet recht vor GOTT geſtrit- ten und gekaͤmpfet habe. Siehe auch Phil. 1, 30. 1 Theſſ. 2, 2. 4. Die Sache, worauf der Kampf ging, war der Coloſſer ihre Beveſtigung im Bande der Liebe und in der glaubigen Gewißheit der Lehre von CHriſto. Denn weil er gehoͤ- ret hatte, wie die hernach beſchriebenen Jrr- Geiſter ihnen zuſetzeten, und einen Eingang und Anhang bey ihnen ſuchten, ſo befuͤrchtet er man- cherley Trennung unter ihnen, bey welcher ſie gegen einander in allerhand Mißverſtaͤndniß und Mißtrauen gerathen wuͤrden. Darum ſein recht kaͤmpfender Wunſch zuvorderſt da- hin gerichtet war, daß ſie unter einander in ei- nem veſten Bande der Liebe moͤchten recht zuſam- men geſetzet, und mit einander vereiniget blei- ben. 5. Die auf die Beveſtigung in der glaͤu- bigen und gewiſſen Erkaͤntniß der Lehre von CHriſto gehende Worte ſind ſehr nachdruͤcklich, und zeiget die dazu gebrauchte Menge mehrer auf einerley Sache gehenden Worte theils der- ſelben Wichtigkeit und Fuͤlle, theils Pauli Af- ſect an. Sie koͤnnen aber folgender geſtalt fuͤg- lich zerleget werden: a. Man faͤnget darinn, nach der hermenevti- ſchen analyſi, billig von hinten an: nemlich von den Haupt-Worten, auf welche alle vor- hergehende gerichtet ſind: Das Geheim- niß GOttes, und des Vaters und Chri- ſti. Da denn zuvorderſt zu mercken iſt, daß das Woͤrtlein und zwiſchen den Worten GOttes des Vaters, nicht ein Wort mit dem andern verbinde, ſondern nur dienet zur Erklaͤrung, welche das letztere Wort dem er- ſtern giebet: nemlich daß GOTT, deſſen gedacht wird, der Perſon nach der Vater ſey. Mit dem Geheimniß aber des Va- ters und des Sohnes wird alhier nicht ei- gentlich geſehen auf die ewige Geburt des Sohnes vom Vater, als des ewigen Abglan- tzes vom ewigen Lichte: ſondern auf das gan- tze Werck der Wiederbringung des menſch- lichen Geſchlechts: als darinn der Vater ſich zuvorderſt ſonderlich als den gerechten Richter geoffenbaret hat, der die Satisfaction, vermoͤge ſeiner unwandelbaren Gerechtigkeit, gefordert, dabey aber im Rathe des Friedens das Mittel der Erloͤſung durch CHriſtum ſelbſt ausgefunden, den Sohn dazu in die Welt geſandt, zum Verſoͤhn-Opfer dahin gegeben, und dieſes zur Verſoͤhnung als voll- guͤltig angenommen hat, und es allen Glaͤu- bigen, als ihr eigenes, zurechnet, ſie an Kin- des ſtatt annimmt, und ſich um CHriſti, ſei- nes Sohnes willen, auch als ein Vater der Gna- E e e e e

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/797
Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 769. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/797>, abgerufen am 27.11.2024.