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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 1, v. 27-29. an die Colosser.
[Spaltenumbruch]
7. Das Evangelium ist zwar aller Welt
kund gemachet; allein es ist doch nur
von denen, welche sich dadurch zum Glauben
bringen liessen, und daher alhier die Heiligen
genennet werden, in seiner Wahrheit und Kraft
eigentlich erkannt worden. Den übrigen blieb
es verdeckt. Davon Paulus 2 Cor. 4, 3. 4.
spricht: Jst unser Evangelium verdecket, so
ist es in denen, die verlohren werden, ver-
decket: bey welchen der Gott dieser Welt
der Ungläubigen Sinne verblendet hat,
daß sie nicht sehen das helle Licht des Ev-
angelii von der Klarheit CHristi, welcher
ist das Ebenbild GOttes.
V. 27.

Welchen GOTT gewolt hat kund
thun, welcher da sey der herrliche Reich-
thum dieses Geheimnisses unter den Hei-
den, welches ist CHristus in euch, der da
ist die Hoffnung der Herrlichkeit.

Anmerckungen.
1. Paulus führet alhier das Geheimniß
des Evangelii auf CHristum. Denn seine Per-
son nach beyden Naturen, sein dreyfaches Amt,
sein gedoppelter Stand, der Erniedrigung und
der Erhöhung, ist Geheimniß-voll, nebst sei-
nem Reiche und desselben unterschiedlichen Oe-
conomi
en, und mit der Gemeinschaft an seinem
Creutze und an seiner Herrlichkeit.
2. Das Evangelium nennet er einen
Reichthum des Geheimnisses, wegen der
Menge und der Tiefen der Glaubens-Leh-
ren
und der gantzen Oeconomie GOttes in der
Regierung seiner Kirche und in der Ausführung
seiner Wercke; nicht weniger auch wegen der
Fülle, welche das Evangelium an Heils-Gü-
tern in sich hält; und wegen der vielen und rei-
chen Früchte,
welche daher zum wircklichen
Genusse solcher Heils-Schätze bereits unter den
Heiden entstanden waren, und noch immer reich-
licher entstehen würden. Siehe Rom. 9, 23.
3. Und dieser Reichthum wird genennet
ein Reichthum der Herrlichkeit: weil GOTT
darinnen seine Herrlichkeit offenbaret, und Chri-
stus darinnen nach seiner Herrlichkeit als der
HErr der Herrlichkeit erkannt wird; dieweil
auch durch das Evangelium das herrliche Eben-
bild GOttes in dem Menschen wieder aufge-
richtet wird, also daß man kömmt von einer
Herrlichkeit, oder Klarheit zu der andern 2 Cor.
3, 18. und daher tüchtig und willig wird, sein
gantzes Leben zur Ehre und Verherrlichung des
Namens GOttes einzurichten. Welches Ev-
angelium CHristus auch mit den herrlichsten
Wunderthaten theils selbst, theils durch die A-
posteln bestätiget hat. Von dieser Klarheit, oder
Herrlichkeit des Evangelii sehe man sonderlich
2 Cor. 3.
4. Das Wörtlein in bey dem Worte
euch, behält man hier billig also, wie es der
sel. Lutherus gesetzet hat. Denn ob es gleich
auch kan heissen unter, wie er es auch selbst
gleich vorher also gegeben hat: en tois ethnesin,
unter den Heiden: so war doch das Evange-
[Spaltenumbruch] lium und darinnen CHristus nicht allein unter
den Colossern geprediget und kund gemachet, son-
dern auch in ihnen nach seiner Kraft und gnädi-
gen Einwohnung schon wircklich erkannt und er-
fahren. Und also siehet Paulus damit auf die
selige Vereinigung und Gemeinschaft der
Gläubigen mit CHristo: darinn auch gewiß ein
rechter Reichthum des Geheimnisses und der
Herrlichkeit lieget. Und darauf führet der A-
postel die Ephesier c. 3, 17. 18. wenn er wünschet,
daß ihnen GOTT Kraft gebe nach dem
Reichthum seiner Herrlichkeit, starck zu
werden durch seinen Geist an dem inwen-
digen Menschen, und CHristum zu woh-
nen durch den Glauben in ihren Hertzen
u.
s. w. Und nachdem er die Corinthier Ep. 1. c.
3, 16. 17. c. 6, 19. 2 Cor. 6, 19. darauf geführet
hatte, so weiset er sie dabey cap. 13, 6. auf die
Selbst-Prüfung und spricht: Versuchet
euch selbst, ob ihr im Glauben seyd, prü-
fet euch selbst. Oder erkennet ihr euch
selbst nicht, daß JESUS CHristus in
euch ist?
5. Da die Gläubigen alle ihre Seligkeit
und Herrlichkeit in CHristo haben, und er der
Grund und das Augenmerck oder Ziel ihrer Hoff-
nung ist, so heißt er alhier ihre Hoffnung. Sie-
he dergleichen 1 Tim. 1, 1. Tit. 2, 13. Dabey zu
conferiren ist Eph. 1, 18. 19. 3, 8.
V. 28. 29.

Denn wir verkündigen, und vermah-
nen alle Menschen, und lehren alle Men-
schen mit aller Weisheit, auf daß wir dar-
stellen einen ieglichen Menschen vollkom-
men in CHristo JEsu: daran ich auch ar-
beite und ringe, nach der Wirckung deß,
der in mir kräftiglich wircket.

Anmerckungen.
1. Nachdem der Apostel vorher gedacht,
welchergestalt auch ihm die Predigt des Evan-
gelii sey vertrauet worden, und worauf dasselbe
führe, nemlich auf CHristum, und in ihm auf
allen Reichthum der Herrlichkeit; so zeiget er
nun an, mit welcher Treue, und aus welcher
Kraft er sein Apostel-Amt verrichte.
2. Daß der Apostel, im Absehen auf die
Gewinnung der Seelen, mit einem sonderba-
ren Affect und Ernst
geschrieben habe, das
siehet man insonderheit daraus, daß er das Wort
panta, alle, dreymal mit einem dreyfachen
Verbo setzet, und spricht: Wir ermahnen
panta anthropon, alle Menschen, oder ei-
nen ieden Menschen, wir lehren
panta an-
thropon, einen ieden Menschen, daß wir
darstellen
panta anthropon, einen ieden
Menschen.
Dazu auch kömmt das Wort
pase, mit aller Weisheit. Und eben diesen
Ernst zeigen auch die letztern Worte an: daran
ich arbeite und ringe.
3. Wir finden alhier bey der Apostolischen
Amts-Verrichtung diese fünf Stücke: 1. Wen
Paulus verkündiget? CHristum. 2. Wel-
chen
er CHristum verkündiget? Allen Men-
schen. 3. Wie
er CHristum allen verkündi-
get:
Cap. 1, v. 27-29. an die Coloſſer.
[Spaltenumbruch]
7. Das Evangelium iſt zwar aller Welt
kund gemachet; allein es iſt doch nur
von denen, welche ſich dadurch zum Glauben
bringen lieſſen, und daher alhier die Heiligen
genennet werden, in ſeiner Wahrheit und Kraft
eigentlich erkannt worden. Den uͤbrigen blieb
es verdeckt. Davon Paulus 2 Cor. 4, 3. 4.
ſpricht: Jſt unſer Evangelium verdecket, ſo
iſt es in denen, die verlohren werden, ver-
decket: bey welchen der Gott dieſer Welt
der Unglaͤubigen Sinne verblendet hat,
daß ſie nicht ſehen das helle Licht des Ev-
angelii von der Klarheit CHriſti, welcher
iſt das Ebenbild GOttes.
V. 27.

Welchen GOTT gewolt hat kund
thun, welcher da ſey der herrliche Reich-
thum dieſes Geheimniſſes unter den Hei-
den, welches iſt CHriſtus in euch, der da
iſt die Hoffnung der Herrlichkeit.

Anmerckungen.
1. Paulus fuͤhret alhier das Geheimniß
des Evangelii auf CHriſtum. Denn ſeine Per-
ſon nach beyden Naturen, ſein dreyfaches Amt,
ſein gedoppelter Stand, der Erniedrigung und
der Erhoͤhung, iſt Geheimniß-voll, nebſt ſei-
nem Reiche und deſſelben unterſchiedlichen Oe-
conomi
en, und mit der Gemeinſchaft an ſeinem
Creutze und an ſeiner Herrlichkeit.
2. Das Evangelium nennet er einen
Reichthum des Geheimniſſes, wegen der
Menge und der Tiefen der Glaubens-Leh-
ren
und der gantzen Oeconomie GOttes in der
Regierung ſeiner Kirche und in der Ausfuͤhrung
ſeiner Wercke; nicht weniger auch wegen der
Fuͤlle, welche das Evangelium an Heils-Guͤ-
tern in ſich haͤlt; und wegen der vielen und rei-
chen Fruͤchte,
welche daher zum wircklichen
Genuſſe ſolcher Heils-Schaͤtze bereits unter den
Heiden entſtanden waren, und noch immer reich-
licher entſtehen wuͤrden. Siehe Rom. 9, 23.
3. Und dieſer Reichthum wird genennet
ein Reichthum der Herrlichkeit: weil GOTT
darinnen ſeine Herrlichkeit offenbaret, und Chri-
ſtus darinnen nach ſeiner Herrlichkeit als der
HErr der Herrlichkeit erkannt wird; dieweil
auch durch das Evangelium das herrliche Eben-
bild GOttes in dem Menſchen wieder aufge-
richtet wird, alſo daß man koͤmmt von einer
Herrlichkeit, oder Klarheit zu der andern 2 Cor.
3, 18. und daher tuͤchtig und willig wird, ſein
gantzes Leben zur Ehre und Verherrlichung des
Namens GOttes einzurichten. Welches Ev-
angelium CHriſtus auch mit den herrlichſten
Wunderthaten theils ſelbſt, theils durch die A-
poſteln beſtaͤtiget hat. Von dieſer Klarheit, oder
Herrlichkeit des Evangelii ſehe man ſonderlich
2 Cor. 3.
4. Das Woͤrtlein in bey dem Worte
euch, behaͤlt man hier billig alſo, wie es der
ſel. Lutherus geſetzet hat. Denn ob es gleich
auch kan heiſſen unter, wie er es auch ſelbſt
gleich vorher alſo gegeben hat: ἐν τοῖς ἔϑνεσιν,
unter den Heiden: ſo war doch das Evange-
[Spaltenumbruch] lium und darinnen CHriſtus nicht allein unter
den Coloſſern geprediget und kund gemachet, ſon-
dern auch in ihnen nach ſeiner Kraft und gnaͤdi-
gen Einwohnung ſchon wircklich erkannt und er-
fahren. Und alſo ſiehet Paulus damit auf die
ſelige Vereinigung und Gemeinſchaft der
Glaͤubigen mit CHriſto: darinn auch gewiß ein
rechter Reichthum des Geheimniſſes und der
Herrlichkeit lieget. Und darauf fuͤhret der A-
poſtel die Epheſier c. 3, 17. 18. wenn er wuͤnſchet,
daß ihnen GOTT Kraft gebe nach dem
Reichthum ſeiner Herrlichkeit, ſtarck zu
werden durch ſeinen Geiſt an dem inwen-
digen Menſchen, und CHriſtum zu woh-
nen durch den Glauben in ihren Hertzen
u.
ſ. w. Und nachdem er die Corinthier Ep. 1. c.
3, 16. 17. c. 6, 19. 2 Cor. 6, 19. darauf gefuͤhret
hatte, ſo weiſet er ſie dabey cap. 13, 6. auf die
Selbſt-Pruͤfung und ſpricht: Verſuchet
euch ſelbſt, ob ihr im Glauben ſeyd, pruͤ-
fet euch ſelbſt. Oder erkennet ihr euch
ſelbſt nicht, daß JESUS CHriſtus in
euch iſt?
5. Da die Glaͤubigen alle ihre Seligkeit
und Herrlichkeit in CHriſto haben, und er der
Grund und das Augenmerck oder Ziel ihrer Hoff-
nung iſt, ſo heißt er alhier ihre Hoffnung. Sie-
he dergleichen 1 Tim. 1, 1. Tit. 2, 13. Dabey zu
conferiren iſt Eph. 1, 18. 19. 3, 8.
V. 28. 29.

Denn wir verkuͤndigen, und vermah-
nen alle Menſchen, und lehren alle Men-
ſchen mit aller Weisheit, auf daß wir dar-
ſtellen einen ieglichen Menſchen vollkom-
men in CHriſto JEſu: daran ich auch ar-
beite und ringe, nach der Wirckung deß,
der in mir kraͤftiglich wircket.

Anmerckungen.
1. Nachdem der Apoſtel vorher gedacht,
welchergeſtalt auch ihm die Predigt des Evan-
gelii ſey vertrauet worden, und worauf daſſelbe
fuͤhre, nemlich auf CHriſtum, und in ihm auf
allen Reichthum der Herrlichkeit; ſo zeiget er
nun an, mit welcher Treue, und aus welcher
Kraft er ſein Apoſtel-Amt verrichte.
2. Daß der Apoſtel, im Abſehen auf die
Gewinnung der Seelen, mit einem ſonderba-
ren Affect und Ernſt
geſchrieben habe, das
ſiehet man inſonderheit daraus, daß er das Wort
πάντα, alle, dreymal mit einem dreyfachen
Verbo ſetzet, und ſpricht: Wir ermahnen
πάντα ἄνϑρωπον, alle Menſchen, oder ei-
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ϑρωπον, einen ieden Menſchen, daß wir
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πάντα ἄνϑρωπον, einen ieden
Menſchen.
Dazu auch koͤmmt das Wort
πάσῃ, mit aller Weisheit. Und eben dieſen
Ernſt zeigen auch die letztern Worte an: daran
ich arbeite und ringe.
3. Wir finden alhier bey der Apoſtoliſchen
Amts-Verrichtung dieſe fuͤnf Stuͤcke: 1. Wen
Paulus verkuͤndiget? CHriſtum. 2. Wel-
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er CHriſtum verkuͤndiget? Allen Men-
ſchen. 3. Wie
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[767/0795] Cap. 1, v. 27-29. an die Coloſſer. 7. Das Evangelium iſt zwar aller Welt kund gemachet; allein es iſt doch nur von denen, welche ſich dadurch zum Glauben bringen lieſſen, und daher alhier die Heiligen genennet werden, in ſeiner Wahrheit und Kraft eigentlich erkannt worden. Den uͤbrigen blieb es verdeckt. Davon Paulus 2 Cor. 4, 3. 4. ſpricht: Jſt unſer Evangelium verdecket, ſo iſt es in denen, die verlohren werden, ver- decket: bey welchen der Gott dieſer Welt der Unglaͤubigen Sinne verblendet hat, daß ſie nicht ſehen das helle Licht des Ev- angelii von der Klarheit CHriſti, welcher iſt das Ebenbild GOttes. V. 27. Welchen GOTT gewolt hat kund thun, welcher da ſey der herrliche Reich- thum dieſes Geheimniſſes unter den Hei- den, welches iſt CHriſtus in euch, der da iſt die Hoffnung der Herrlichkeit. Anmerckungen. 1. Paulus fuͤhret alhier das Geheimniß des Evangelii auf CHriſtum. Denn ſeine Per- ſon nach beyden Naturen, ſein dreyfaches Amt, ſein gedoppelter Stand, der Erniedrigung und der Erhoͤhung, iſt Geheimniß-voll, nebſt ſei- nem Reiche und deſſelben unterſchiedlichen Oe- conomien, und mit der Gemeinſchaft an ſeinem Creutze und an ſeiner Herrlichkeit. 2. Das Evangelium nennet er einen Reichthum des Geheimniſſes, wegen der Menge und der Tiefen der Glaubens-Leh- ren und der gantzen Oeconomie GOttes in der Regierung ſeiner Kirche und in der Ausfuͤhrung ſeiner Wercke; nicht weniger auch wegen der Fuͤlle, welche das Evangelium an Heils-Guͤ- tern in ſich haͤlt; und wegen der vielen und rei- chen Fruͤchte, welche daher zum wircklichen Genuſſe ſolcher Heils-Schaͤtze bereits unter den Heiden entſtanden waren, und noch immer reich- licher entſtehen wuͤrden. Siehe Rom. 9, 23. 3. Und dieſer Reichthum wird genennet ein Reichthum der Herrlichkeit: weil GOTT darinnen ſeine Herrlichkeit offenbaret, und Chri- ſtus darinnen nach ſeiner Herrlichkeit als der HErr der Herrlichkeit erkannt wird; dieweil auch durch das Evangelium das herrliche Eben- bild GOttes in dem Menſchen wieder aufge- richtet wird, alſo daß man koͤmmt von einer Herrlichkeit, oder Klarheit zu der andern 2 Cor. 3, 18. und daher tuͤchtig und willig wird, ſein gantzes Leben zur Ehre und Verherrlichung des Namens GOttes einzurichten. Welches Ev- angelium CHriſtus auch mit den herrlichſten Wunderthaten theils ſelbſt, theils durch die A- poſteln beſtaͤtiget hat. Von dieſer Klarheit, oder Herrlichkeit des Evangelii ſehe man ſonderlich 2 Cor. 3. 4. Das Woͤrtlein in bey dem Worte euch, behaͤlt man hier billig alſo, wie es der ſel. Lutherus geſetzet hat. Denn ob es gleich auch kan heiſſen unter, wie er es auch ſelbſt gleich vorher alſo gegeben hat: ἐν τοῖς ἔϑνεσιν, unter den Heiden: ſo war doch das Evange- lium und darinnen CHriſtus nicht allein unter den Coloſſern geprediget und kund gemachet, ſon- dern auch in ihnen nach ſeiner Kraft und gnaͤdi- gen Einwohnung ſchon wircklich erkannt und er- fahren. Und alſo ſiehet Paulus damit auf die ſelige Vereinigung und Gemeinſchaft der Glaͤubigen mit CHriſto: darinn auch gewiß ein rechter Reichthum des Geheimniſſes und der Herrlichkeit lieget. Und darauf fuͤhret der A- poſtel die Epheſier c. 3, 17. 18. wenn er wuͤnſchet, daß ihnen GOTT Kraft gebe nach dem Reichthum ſeiner Herrlichkeit, ſtarck zu werden durch ſeinen Geiſt an dem inwen- digen Menſchen, und CHriſtum zu woh- nen durch den Glauben in ihren Hertzen u. ſ. w. Und nachdem er die Corinthier Ep. 1. c. 3, 16. 17. c. 6, 19. 2 Cor. 6, 19. darauf gefuͤhret hatte, ſo weiſet er ſie dabey cap. 13, 6. auf die Selbſt-Pruͤfung und ſpricht: Verſuchet euch ſelbſt, ob ihr im Glauben ſeyd, pruͤ- fet euch ſelbſt. Oder erkennet ihr euch ſelbſt nicht, daß JESUS CHriſtus in euch iſt? 5. Da die Glaͤubigen alle ihre Seligkeit und Herrlichkeit in CHriſto haben, und er der Grund und das Augenmerck oder Ziel ihrer Hoff- nung iſt, ſo heißt er alhier ihre Hoffnung. Sie- he dergleichen 1 Tim. 1, 1. Tit. 2, 13. Dabey zu conferiren iſt Eph. 1, 18. 19. 3, 8. V. 28. 29. Denn wir verkuͤndigen, und vermah- nen alle Menſchen, und lehren alle Men- ſchen mit aller Weisheit, auf daß wir dar- ſtellen einen ieglichen Menſchen vollkom- men in CHriſto JEſu: daran ich auch ar- beite und ringe, nach der Wirckung deß, der in mir kraͤftiglich wircket. Anmerckungen. 1. Nachdem der Apoſtel vorher gedacht, welchergeſtalt auch ihm die Predigt des Evan- gelii ſey vertrauet worden, und worauf daſſelbe fuͤhre, nemlich auf CHriſtum, und in ihm auf allen Reichthum der Herrlichkeit; ſo zeiget er nun an, mit welcher Treue, und aus welcher Kraft er ſein Apoſtel-Amt verrichte. 2. Daß der Apoſtel, im Abſehen auf die Gewinnung der Seelen, mit einem ſonderba- ren Affect und Ernſt geſchrieben habe, das ſiehet man inſonderheit daraus, daß er das Wort πάντα, alle, dreymal mit einem dreyfachen Verbo ſetzet, und ſpricht: Wir ermahnen πάντα ἄνϑρωπον, alle Menſchen, oder ei- nen ieden Menſchen, wir lehren πάντα ἄν- ϑρωπον, einen ieden Menſchen, daß wir darſtellen πάντα ἄνϑρωπον, einen ieden Menſchen. Dazu auch koͤmmt das Wort πάσῃ, mit aller Weisheit. Und eben dieſen Ernſt zeigen auch die letztern Worte an: daran ich arbeite und ringe. 3. Wir finden alhier bey der Apoſtoliſchen Amts-Verrichtung dieſe fuͤnf Stuͤcke: 1. Wen Paulus verkuͤndiget? CHriſtum. 2. Wel- chen er CHriſtum verkuͤndiget? Allen Men- ſchen. 3. Wie er CHriſtum allen verkuͤndi- get:

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 767. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/795>, abgerufen am 24.11.2024.