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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefs Pauli Cap. 1, 19-21.
[Spaltenumbruch] richtet hat. Daß aber das Wort eudokei~n
füglich mit dem alhier ausgelassenen nomina-
tivo
GOtt, construiret werde, siehet man
Rom. 15, 26. 1 Cor. 1, 26. Gal. 1, 15. eudoke-
sen o Theos, es gefiel GOtt wohl u. f.
b. Gleichwie nun v. 19. das eudokese auf den
Vater gerichtet ist, so gehet auf ihn auch das
apokatallaxai, das Versöhnen, und muß
gegeben werden: zu versöhnen; sintemal
der Verstand dieser ist, daß der Vater alles
durch den Sohn habe versöhnen wollen, und
auch würcklich versöhnet habe.
c. Und also gehet auch das eirenopoiesas, Friede
machete,
auf den Vater.
d. Aber die Worte di' autou müssen nicht überse-
tzet werden durch sich selbst, sondern durch
ihn,
nemlich den Sohn. Daß es Lutherus
durch sich selbst übersetzet hat, diß kömmt da-
her, weil er das vorhergehende Wort Friede
machete
nicht vom Vater, sondern vom Sohn
verstanden hat.
e. Die Worte, und euch, sind zu construiren
mit den Worten: zu versöhnen alles - -
und auch euch
Colosser insonderheit mit.
3. Damit man nun ausser diesem buchstäb-
lichen Wort-Verstand den Nachdruck dieses
Textes recht erkennen möge, so haben wir dessel-
ben Stücke, in welche er füglich zerleget werden
kan, zu mercken: Solcher haben wir nun viere:
dann das erste ist von dem Wohlgefallen des
Vaters
zur Einwohnung aller Fülle in der
menschlichen Natur Christi: das andere von
der durch den Sohn geschehenen Versöh-
nung:
das dritte, wodurch das andere erläu-
tert wird, von dem, wie durch das Creutz Chri-
sti der Friede gemachet worden:
und denn
das vierte, wie die Colosser dieses Heils auch
wircklich sind theilhaftig worden. Welche
vier Stücke ihrer Wichtigkeit wegen nun beson-
ders kürtzlich zu betrachten sind.
4. Was das erste Stück betrifft, so ha-
ben wir dabey das Wohlgefallen des Vaters
an sich selbst, und denn die in Christo woh-
nende Fülle,
darauf das Wohlgefallen gegan-
gen ist, zu betrachten. Von dem Wohlgefal-
len
selbst haben wir zu mercken:
a. Worinn es bestanden: nemlich in dem
freywilligen Rathe von der durch den
Sohn zu übernehmenden Wiederbringung
des verlohrnen Heils; wie auch in der gros-
sen philanthropia, Leutseligkeit, oder Men-
schen-Liebe,
und grossen Barmhertzigkeit,
nach welcher er sich zum Heil der Menschen be-
weget und innigst angetrieben gefunden hat;
nicht weniger auch in der grossen Vergnü-
gung,
welche er aus der Vorstellung des also
wiederherzustellenden Heils, und nach der
Vorhersehung als schon wircklich hergestelle-
ten Heils geschöpfet hat.
b. Mit welchen Schriftstellen dieses Wohl-
gefallen am besten erläutert werde? nemlich
mit folgenden: Matth. 3, 17. 17, 5. Dis ist
mein lieber Sohn,
en o eudokesa, an wel-
chem ich Wohlgefallen habe.
Und die-
ses Wohlgefallen nennet der Apostel Eph. 1, 5.
[Spaltenumbruch] eudokian tou thelematos, autou, das Wohl-
gefallen seines Willens,
um des Willens
Freywilligkeit und Geneigtheit damit zu be-
zeugen. Und v. 9. nennet er es das Geheim-
niß seines Willens nach seinem Wohl-
gefallen:
v. 11. den Rath seines Wil-
lens.
5. Durch die Fülle verstehet er die Voll-
kommenheiten der göttlichen Natur,
und
diese selbst, davon eine iede unendlich ist, und
welche zusammen die unendliche Majestät und
Herrlichkeit sind. Cap. 2, 9. setzet der Apostel
das Wort Gottheit dazu und spricht, daß in
CHristo wohnet die gantze Fülle der Gott-
heit leibhaftig.
Von dieser einwohnenden
Fülle haben wir nun insonderheit zu mercken:
a. Wenn sie angegangen sey? in der persön-
lichen und auf ewig unzertrennlichen Verei-
nigung beyder Naturen, und also sofort in
der Menschwerdung selbst.
b. Worinnen die Einwohnung der Fülle
bestanden?
in einer solchen nach der Ein-
wohnung und Mittheilung geschehenen Bey-
wohnung, vermöge welcher die menschliche
Natur zwar an sich selbst von der göttlichen
ist unterschieden geblieben, aber doch also
durchdrungen und von ihren Herrlichkeiten
gesalbet, geadelt und gestärcket worden, daß
sie zum Amte der Erlösung kräftigst mitwir-
cken sollen und können.
c. Wie sich der Heiland dieser Fülle bedienet
habe im Stande seiner Erniedrigung?

also, daß er sie zwar behalten, dieselbe auch
in seinem vollkommenen, auch versöhnlichen,
Thun und Leiden gebrauchet, und wie da-
durch sonderlich das Gefühl des ewigen To-
des am Oelberge und am Creutze überstehen
können und würcklich überstanden habe; also
auch dadurch die vielen Wunder-Wercke ge-
than, und damit gleichsam die Strahlen da-
von hervor gläntzen, solches auch in der Ver-
klärung auf dem Berge in einem besondern
Masse an sich sehen lassen: im übrigen aber
des beständigen und völligen Gebrauchs sich
dergestalt begeben, als wäre er von solcher
Fülle gleichsam ausgeleret. Wie denn der
Apostel von ihm das der Erfüllung und der
Fülle selbst entgegenstehende Wort der Aus-
leerung
gebrauchet, wenn er vom Stande
seiner Erniedrigung spricht: ekenosen eau-
ton, er äusserte sich selbst, leerete sich gleich-
sam selbst aus, oder erwiese sich in der That
also, als wenn er von der Fülle leer sey, oder
ihrer gar ermangele. Phil. 2, 7.
d. Wie die Fülle des Haupts, nachdem sie
durch die Erhöhung in ihm zum vollen Ge-
brauche und Glantze hervor getreten, zum
Einfluß komme in die Glieder und den
gantzen Leib?
davon spricht Johannes c. 1,
16. Von, oder aus, seiner Fülle haben
wir genommen Gnade um Gnade.
Und
Eph. 1, 23. heisset die Christliche Gemeine sein
Leib, nemlich die Fülle des, der alles in
allen erfüllet.
Und c. 3, 19. heißt es er-
füllet werden mit aller GOttes Fülle.

Und
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 1, 19-21.
[Spaltenumbruch] richtet hat. Daß aber das Wort ἐυδοκει῀ν
fuͤglich mit dem alhier ausgelaſſenen nomina-
tivo
GOtt, conſtruiret werde, ſiehet man
Rom. 15, 26. 1 Cor. 1, 26. Gal. 1, 15. ἐυδόκη-
σεν ὁ Θεὸς, es gefiel GOtt wohl u. f.
b. Gleichwie nun v. 19. das ἐυδόκησε auf den
Vater gerichtet iſt, ſo gehet auf ihn auch das
ἀποκαταλλάξαι, das Verſoͤhnen, und muß
gegeben werden: zu verſoͤhnen; ſintemal
der Verſtand dieſer iſt, daß der Vater alles
durch den Sohn habe verſoͤhnen wollen, und
auch wuͤrcklich verſoͤhnet habe.
c. Und alſo gehet auch das εἰρηνοποιήσας, Friede
machete,
auf den Vater.
d. Aber die Worte δι᾽ ἀυτοῦ muͤſſen nicht uͤberſe-
tzet werden durch ſich ſelbſt, ſondern durch
ihn,
nemlich den Sohn. Daß es Lutherus
durch ſich ſelbſt uͤberſetzet hat, diß koͤmmt da-
her, weil er das vorhergehende Wort Friede
machete
nicht vom Vater, ſondern vom Sohn
verſtanden hat.
e. Die Worte, und euch, ſind zu conſtruiren
mit den Worten: zu verſoͤhnen alles ‒ ‒
und auch euch
Coloſſer inſonderheit mit.
3. Damit man nun auſſer dieſem buchſtaͤb-
lichen Wort-Verſtand den Nachdruck dieſes
Textes recht erkennen moͤge, ſo haben wir deſſel-
ben Stuͤcke, in welche er fuͤglich zerleget werden
kan, zu mercken: Solcher haben wir nun viere:
dann das erſte iſt von dem Wohlgefallen des
Vaters
zur Einwohnung aller Fuͤlle in der
menſchlichen Natur Chriſti: das andere von
der durch den Sohn geſchehenen Verſoͤh-
nung:
das dritte, wodurch das andere erlaͤu-
tert wird, von dem, wie durch das Creutz Chri-
ſti der Friede gemachet worden:
und denn
das vierte, wie die Coloſſer dieſes Heils auch
wircklich ſind theilhaftig worden. Welche
vier Stuͤcke ihrer Wichtigkeit wegen nun beſon-
ders kuͤrtzlich zu betrachten ſind.
4. Was das erſte Stuͤck betrifft, ſo ha-
ben wir dabey das Wohlgefallen des Vaters
an ſich ſelbſt, und denn die in Chriſto woh-
nende Fuͤlle,
darauf das Wohlgefallen gegan-
gen iſt, zu betrachten. Von dem Wohlgefal-
len
ſelbſt haben wir zu mercken:
a. Worinn es beſtanden: nemlich in dem
freywilligen Rathe von der durch den
Sohn zu uͤbernehmenden Wiederbringung
des verlohrnen Heils; wie auch in der groſ-
ſen φιλανϑρωπίᾳ, Leutſeligkeit, oder Men-
ſchen-Liebe,
und groſſen Barmhertzigkeit,
nach welcher er ſich zum Heil der Menſchen be-
weget und innigſt angetrieben gefunden hat;
nicht weniger auch in der groſſen Vergnuͤ-
gung,
welche er aus der Vorſtellung des alſo
wiederherzuſtellenden Heils, und nach der
Vorherſehung als ſchon wircklich hergeſtelle-
ten Heils geſchoͤpfet hat.
b. Mit welchen Schriftſtellen dieſes Wohl-
gefallen am beſten erlaͤutert werde? nemlich
mit folgenden: Matth. 3, 17. 17, 5. Dis iſt
mein lieber Sohn,
ἐν ᾦ ἐυδόκησα, an wel-
chem ich Wohlgefallen habe.
Und die-
ſes Wohlgefallen nennet der Apoſtel Eph. 1, 5.
[Spaltenumbruch] ἐυδοκίαν του ϑελήματος, ἁυτοῦ, das Wohl-
gefallen ſeines Willens,
um des Willens
Freywilligkeit und Geneigtheit damit zu be-
zeugen. Und v. 9. nennet er es das Geheim-
niß ſeines Willens nach ſeinem Wohl-
gefallen:
v. 11. den Rath ſeines Wil-
lens.
5. Durch die Fuͤlle verſtehet er die Voll-
kommenheiten der goͤttlichen Natur,
und
dieſe ſelbſt, davon eine iede unendlich iſt, und
welche zuſammen die unendliche Majeſtaͤt und
Herrlichkeit ſind. Cap. 2, 9. ſetzet der Apoſtel
das Wort Gottheit dazu und ſpricht, daß in
CHriſto wohnet die gantze Fuͤlle der Gott-
heit leibhaftig.
Von dieſer einwohnenden
Fuͤlle haben wir nun inſonderheit zu mercken:
a. Wenn ſie angegangen ſey? in der perſoͤn-
lichen und auf ewig unzertrennlichen Verei-
nigung beyder Naturen, und alſo ſofort in
der Menſchwerdung ſelbſt.
b. Worinnen die Einwohnung der Fuͤlle
beſtanden?
in einer ſolchen nach der Ein-
wohnung und Mittheilung geſchehenen Bey-
wohnung, vermoͤge welcher die menſchliche
Natur zwar an ſich ſelbſt von der goͤttlichen
iſt unterſchieden geblieben, aber doch alſo
durchdrungen und von ihren Herrlichkeiten
geſalbet, geadelt und geſtaͤrcket worden, daß
ſie zum Amte der Erloͤſung kraͤftigſt mitwir-
cken ſollen und koͤnnen.
c. Wie ſich der Heiland dieſer Fuͤlle bedienet
habe im Stande ſeiner Erniedrigung?

alſo, daß er ſie zwar behalten, dieſelbe auch
in ſeinem vollkommenen, auch verſoͤhnlichen,
Thun und Leiden gebrauchet, und wie da-
durch ſonderlich das Gefuͤhl des ewigen To-
des am Oelberge und am Creutze uͤberſtehen
koͤnnen und wuͤrcklich uͤberſtanden habe; alſo
auch dadurch die vielen Wunder-Wercke ge-
than, und damit gleichſam die Strahlen da-
von hervor glaͤntzen, ſolches auch in der Ver-
klaͤrung auf dem Berge in einem beſondern
Maſſe an ſich ſehen laſſen: im uͤbrigen aber
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Fuͤlle gleichſam ausgeleret. Wie denn der
Apoſtel von ihm das der Erfuͤllung und der
Fuͤlle ſelbſt entgegenſtehende Wort der Aus-
leerung
gebrauchet, wenn er vom Stande
ſeiner Erniedrigung ſpricht: ἐκένωσεν ἑαυ-
τὸν, er aͤuſſerte ſich ſelbſt, leerete ſich gleich-
ſam ſelbſt aus, oder erwieſe ſich in der That
alſo, als wenn er von der Fuͤlle leer ſey, oder
ihrer gar ermangele. Phil. 2, 7.
d. Wie die Fuͤlle des Haupts, nachdem ſie
durch die Erhoͤhung in ihm zum vollen Ge-
brauche und Glantze hervor getreten, zum
Einfluß komme in die Glieder und den
gantzen Leib?
davon ſpricht Johannes c. 1,
16. Von, oder aus, ſeiner Fuͤlle haben
wir genommen Gnade um Gnade.
Und
Eph. 1, 23. heiſſet die Chriſtliche Gemeine ſein
Leib, nemlich die Fuͤlle des, der alles in
allen erfuͤllet.
Und c. 3, 19. heißt es er-
fuͤllet werden mit aller GOttes Fuͤlle.

Und
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[762/0790] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 1, 19-21. richtet hat. Daß aber das Wort ἐυδοκει῀ν fuͤglich mit dem alhier ausgelaſſenen nomina- tivo GOtt, conſtruiret werde, ſiehet man Rom. 15, 26. 1 Cor. 1, 26. Gal. 1, 15. ἐυδόκη- σεν ὁ Θεὸς, es gefiel GOtt wohl u. f. b. Gleichwie nun v. 19. das ἐυδόκησε auf den Vater gerichtet iſt, ſo gehet auf ihn auch das ἀποκαταλλάξαι, das Verſoͤhnen, und muß gegeben werden: zu verſoͤhnen; ſintemal der Verſtand dieſer iſt, daß der Vater alles durch den Sohn habe verſoͤhnen wollen, und auch wuͤrcklich verſoͤhnet habe. c. Und alſo gehet auch das εἰρηνοποιήσας, Friede machete, auf den Vater. d. Aber die Worte δι᾽ ἀυτοῦ muͤſſen nicht uͤberſe- tzet werden durch ſich ſelbſt, ſondern durch ihn, nemlich den Sohn. Daß es Lutherus durch ſich ſelbſt uͤberſetzet hat, diß koͤmmt da- her, weil er das vorhergehende Wort Friede machete nicht vom Vater, ſondern vom Sohn verſtanden hat. e. Die Worte, und euch, ſind zu conſtruiren mit den Worten: zu verſoͤhnen alles ‒ ‒ und auch euch Coloſſer inſonderheit mit. 3. Damit man nun auſſer dieſem buchſtaͤb- lichen Wort-Verſtand den Nachdruck dieſes Textes recht erkennen moͤge, ſo haben wir deſſel- ben Stuͤcke, in welche er fuͤglich zerleget werden kan, zu mercken: Solcher haben wir nun viere: dann das erſte iſt von dem Wohlgefallen des Vaters zur Einwohnung aller Fuͤlle in der menſchlichen Natur Chriſti: das andere von der durch den Sohn geſchehenen Verſoͤh- nung: das dritte, wodurch das andere erlaͤu- tert wird, von dem, wie durch das Creutz Chri- ſti der Friede gemachet worden: und denn das vierte, wie die Coloſſer dieſes Heils auch wircklich ſind theilhaftig worden. Welche vier Stuͤcke ihrer Wichtigkeit wegen nun beſon- ders kuͤrtzlich zu betrachten ſind. 4. Was das erſte Stuͤck betrifft, ſo ha- ben wir dabey das Wohlgefallen des Vaters an ſich ſelbſt, und denn die in Chriſto woh- nende Fuͤlle, darauf das Wohlgefallen gegan- gen iſt, zu betrachten. Von dem Wohlgefal- len ſelbſt haben wir zu mercken: a. Worinn es beſtanden: nemlich in dem freywilligen Rathe von der durch den Sohn zu uͤbernehmenden Wiederbringung des verlohrnen Heils; wie auch in der groſ- ſen φιλανϑρωπίᾳ, Leutſeligkeit, oder Men- ſchen-Liebe, und groſſen Barmhertzigkeit, nach welcher er ſich zum Heil der Menſchen be- weget und innigſt angetrieben gefunden hat; nicht weniger auch in der groſſen Vergnuͤ- gung, welche er aus der Vorſtellung des alſo wiederherzuſtellenden Heils, und nach der Vorherſehung als ſchon wircklich hergeſtelle- ten Heils geſchoͤpfet hat. b. Mit welchen Schriftſtellen dieſes Wohl- gefallen am beſten erlaͤutert werde? nemlich mit folgenden: Matth. 3, 17. 17, 5. Dis iſt mein lieber Sohn, ἐν ᾦ ἐυδόκησα, an wel- chem ich Wohlgefallen habe. Und die- ſes Wohlgefallen nennet der Apoſtel Eph. 1, 5. ἐυδοκίαν του ϑελήματος, ἁυτοῦ, das Wohl- gefallen ſeines Willens, um des Willens Freywilligkeit und Geneigtheit damit zu be- zeugen. Und v. 9. nennet er es das Geheim- niß ſeines Willens nach ſeinem Wohl- gefallen: v. 11. den Rath ſeines Wil- lens. 5. Durch die Fuͤlle verſtehet er die Voll- kommenheiten der goͤttlichen Natur, und dieſe ſelbſt, davon eine iede unendlich iſt, und welche zuſammen die unendliche Majeſtaͤt und Herrlichkeit ſind. Cap. 2, 9. ſetzet der Apoſtel das Wort Gottheit dazu und ſpricht, daß in CHriſto wohnet die gantze Fuͤlle der Gott- heit leibhaftig. Von dieſer einwohnenden Fuͤlle haben wir nun inſonderheit zu mercken: a. Wenn ſie angegangen ſey? in der perſoͤn- lichen und auf ewig unzertrennlichen Verei- nigung beyder Naturen, und alſo ſofort in der Menſchwerdung ſelbſt. b. Worinnen die Einwohnung der Fuͤlle beſtanden? in einer ſolchen nach der Ein- wohnung und Mittheilung geſchehenen Bey- wohnung, vermoͤge welcher die menſchliche Natur zwar an ſich ſelbſt von der goͤttlichen iſt unterſchieden geblieben, aber doch alſo durchdrungen und von ihren Herrlichkeiten geſalbet, geadelt und geſtaͤrcket worden, daß ſie zum Amte der Erloͤſung kraͤftigſt mitwir- cken ſollen und koͤnnen. c. Wie ſich der Heiland dieſer Fuͤlle bedienet habe im Stande ſeiner Erniedrigung? alſo, daß er ſie zwar behalten, dieſelbe auch in ſeinem vollkommenen, auch verſoͤhnlichen, Thun und Leiden gebrauchet, und wie da- durch ſonderlich das Gefuͤhl des ewigen To- des am Oelberge und am Creutze uͤberſtehen koͤnnen und wuͤrcklich uͤberſtanden habe; alſo auch dadurch die vielen Wunder-Wercke ge- than, und damit gleichſam die Strahlen da- von hervor glaͤntzen, ſolches auch in der Ver- klaͤrung auf dem Berge in einem beſondern Maſſe an ſich ſehen laſſen: im uͤbrigen aber des beſtaͤndigen und voͤlligen Gebrauchs ſich dergeſtalt begeben, als waͤre er von ſolcher Fuͤlle gleichſam ausgeleret. Wie denn der Apoſtel von ihm das der Erfuͤllung und der Fuͤlle ſelbſt entgegenſtehende Wort der Aus- leerung gebrauchet, wenn er vom Stande ſeiner Erniedrigung ſpricht: ἐκένωσεν ἑαυ- τὸν, er aͤuſſerte ſich ſelbſt, leerete ſich gleich- ſam ſelbſt aus, oder erwieſe ſich in der That alſo, als wenn er von der Fuͤlle leer ſey, oder ihrer gar ermangele. Phil. 2, 7. d. Wie die Fuͤlle des Haupts, nachdem ſie durch die Erhoͤhung in ihm zum vollen Ge- brauche und Glantze hervor getreten, zum Einfluß komme in die Glieder und den gantzen Leib? davon ſpricht Johannes c. 1, 16. Von, oder aus, ſeiner Fuͤlle haben wir genommen Gnade um Gnade. Und Eph. 1, 23. heiſſet die Chriſtliche Gemeine ſein Leib, nemlich die Fuͤlle des, der alles in allen erfuͤllet. Und c. 3, 19. heißt es er- fuͤllet werden mit aller GOttes Fuͤlle. Und

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 762. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/790>, abgerufen am 24.11.2024.