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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 1, v. 15. 16. an die Colosser.
[Spaltenumbruch] Griechischen Kirche wider die Arianer urgiret
haben, denn die Geburt des Sohnes, wel-
che vor allen Creaeuren vorher gegangen, ist
die ewige Geburt: sintemal vor dem An-
fange der Creaturen nichts war, als die un-
endliche Ewigkeit, davon man nicht sagen
kan, daß etwas darinn früher oder später ge-
schehen sey.
c. Daß demnach dieses Wort nicht auf die
menschliche, sondern auf die göttliche Na-
tur
CHristi gehe, und er nach derselben von
allen Creaturen unendlich unterschieden wer-
de. Welches auch die nechst folgende Wor-
te bekräftigen, da er als der Schöpfer und
Urheber, und auch als der Endzweck aller
Creaturen beschrieben wird. Und also findet
bey diesem Orte nicht statt, was sonst von
CHristo nach der menschlichen Natur gesaget
wird, daß er sey der Erstgebohrne unter
vielen Brüdern
Rom. 8, 29. und der Erst-
gebohrne von den Todten
Col. 1, 18. Off.
1, 5 als an welchen Orten mit diesem Worte
auf die grossen Vorzüge gesehen wird, welche
im Alten Testmente der Erstgebohrne vor den
übrigen Brüdern hatte, sonderlich in den Fa-
milien der Patriarchen.
d. Daß mit diesem Worte sonderlich gesehen
werde auf den Ort Sprichw. 8, 22. 23. da der
Sohn GOTTes, als die selbstständige
Weisheit,
also spricht: Der HERR hat
mich gehabt im Anfang seiner Wege,
ehe er etwas machete, war ich da. Jch
bin eingesetzt von Ewigkeit, vom An-
fang vor der Erden.
Und in diesem Ver-
stande heißt er Off. 3, 14. der Anfang der
Creatur GOttes,
nemlich das principium,
nicht passivum, welches den Anfang genom-
men hätte, sondern activum, welches allen
Creaturen den Anfang gegeben: in Ansehung
dessen er auch genennet wird der Erste und
der Letzte, der Anfang und das Ende,
mit
Beziehung auf die Oerter Jesaiä, worinn der
Anfänger, oder Schöpfer, den Namen
des Anfangs führet. Off. 1, 8. 11. Jes. 41, 4.
44, 6. 48, 12.
V. 16.

Denn durch ihn ist alles geschaffen,
das im Himmel und auf Erden ist, das
Sichtbare und Unsichtbare, beyde die
Thronen und Herrschaften, und Fürsten-
thümer und Oberkeiten, es ist alles durch
ihn und zu ihm erschaffen.

Anmerckungen.
1. Zuvorderst ist alhier die Verbindung
dieser Worte mit den vorhergehenden zu mer-
cken. Es hatte der Apostel den Sohn GOttes
nach seiner göttlichen Natur genennet den Erst-
gebohrnen vor allen Creaturen,
und ihn
damit, nach seiner ewigen Geburt vom Vater,
von allen Creaturen, als deren Schöpfer, unter-
schieden. Damit nun dieser Verstand solcher
seiner Worte recht erkannt werden möchte, so
bezeuget er darauf, wie der Sohn GOttes der
Schöpfer sey, und zwar dergestalt, daß, wie al-
[Spaltenumbruch] les von ihm herrühre, also auch alles zu seinen
Ehren gerichtet sey.
2. Wir haben bey diesem Orte drey Stück
wohl zu mercken: erstlich die Geschöpfe, da-
von die Rede ist: hernach die Schöpfung selbst:
und denn drittens, in welchem Verstande von
CHristo gesaget werde, daß alles in ihm, oder
durch ihn, und zu, oder auf, ihn geschaffen
sey.
3. Was die Geschöpfe betrifft, so finden
wir davon folgendes:
a. Sie werden zu zweymal benennet mit dem
auf die Universalität gehenden Worte panta,
panta, alles, alles. Welches Wort v.
17. zweymal wiederholet wird. Und also wird
damit erläutert, was Johannes c. 1, 3. schrei-
bet. Panta, alle Dinge sind durch das-
selbe,
(das selbstständige Wort, den Sohn
GOttes,) gemacht, und ohne dasselbe
ist nichts
(oude en, auch nicht ein eintziges,
oder etwas) gemacht, was gemachet
ist.
b. Sie werden unterschieden durch die Behält-
nisse, worinnen sich die Geschöpfe befinden,
nemlich durch den Himmel und die Erde.
Da, nach der gewöhnlichen und gleich im An-
fange des ersten Buchs Mosis gebrauchten
Redens-Art der heiligen Schrift, das er-
schaffne Universum, oder die gantze sichtbare
Welt, mit den Worten Himmel und Er-
den
bezeichnet wird. Denn obgleich nach
bloß materialischer Weise keine Proportion ist
zwischen Himmel und Erden; so ist doch die-
se Benennung der gantzen Welt ohne Zwei-
fel deswegen damit gemachet, weil der Erd-
boden mit dem menschlichen Geschlechte be-
wohnet ist, dieses aber einen sehr grossen Vor-
zug hat vor allen, obgleich grossen und herr-
lichen himmlischen Cörpern. Man könte
zwar durch den Himmel den Sitz der Auser-
wehlten verstehen, zumal weil der Engel, als
der unsichtbaren Geschöpfe, darauf gedacht
wird: allein es ist doch füglicher, wenn man
dadurch den erschaffnen materialischen Him-
mel, den Stern- und Luft-Himmel, nach
der der heiligen Schrift sonst gewöhnlichen
Redens-Art, verstehet. Genug, daß der
unsichtbaren Geschöpfe darauf insonderheit
gedacht wird. Zu geschweigen, daß die En-
gel nicht allein im Himmel, sondern auch zum
Dienst der Menschen auf Erden sind.
c. Die Geschöpfe selbst werden ferner unter-
schieden nach ihrer Natur, nach welcher sie
sind theils sichtbare, nemlich alles was sich
auf der Erden und im Meer und in dem Luft-
und Sternen-Himmel befindet, und mit ih-
nen auch folglich der sichtbare Himmel mit
der Erde und dem Gewässer selbst: theils un-
sichtbare, oder selbstständige Geister.
d. Nachdem der Apostel der unsichtbaren Ge-
schöpfe zuletzt gedacht, und dadurch ohn Zwei-
fel die Engel verstanden, insonderheit aber, ob-
gleich auch die bösen Engel ihr an sich selbst
gutes Wesen von der Schöpfung haben, auf
die guten Engel gesehen hat, so gebrauchet er
von ihnen vier Namen, und nennet sie thro-
nous,
C c c c c 3
Cap. 1, v. 15. 16. an die Coloſſer.
[Spaltenumbruch] Griechiſchen Kirche wider die Arianer urgiret
haben, denn die Geburt des Sohnes, wel-
che vor allen Creaeuren vorher gegangen, iſt
die ewige Geburt: ſintemal vor dem An-
fange der Creaturen nichts war, als die un-
endliche Ewigkeit, davon man nicht ſagen
kan, daß etwas darinn fruͤher oder ſpaͤter ge-
ſchehen ſey.
c. Daß demnach dieſes Wort nicht auf die
menſchliche, ſondern auf die goͤttliche Na-
tur
CHriſti gehe, und er nach derſelben von
allen Creaturen unendlich unterſchieden wer-
de. Welches auch die nechſt folgende Wor-
te bekraͤftigen, da er als der Schoͤpfer und
Urheber, und auch als der Endzweck aller
Creaturen beſchrieben wird. Und alſo findet
bey dieſem Orte nicht ſtatt, was ſonſt von
CHriſto nach der menſchlichen Natur geſaget
wird, daß er ſey der Erſtgebohrne unter
vielen Bruͤdern
Rom. 8, 29. und der Erſt-
gebohrne von den Todten
Col. 1, 18. Off.
1, 5 als an welchen Orten mit dieſem Worte
auf die groſſen Vorzuͤge geſehen wird, welche
im Alten Teſtmente der Erſtgebohrne vor den
uͤbrigen Bruͤdern hatte, ſonderlich in den Fa-
milien der Patriarchen.
d. Daß mit dieſem Worte ſonderlich geſehen
werde auf den Ort Sprichw. 8, 22. 23. da der
Sohn GOTTes, als die ſelbſtſtaͤndige
Weisheit,
alſo ſpricht: Der HERR hat
mich gehabt im Anfang ſeiner Wege,
ehe er etwas machete, war ich da. Jch
bin eingeſetzt von Ewigkeit, vom An-
fang vor der Erden.
Und in dieſem Ver-
ſtande heißt er Off. 3, 14. der Anfang der
Creatur GOttes,
nemlich das principium,
nicht paſſivum, welches den Anfang genom-
men haͤtte, ſondern activum, welches allen
Creaturen den Anfang gegeben: in Anſehung
deſſen er auch genennet wird der Erſte und
der Letzte, der Anfang und das Ende,
mit
Beziehung auf die Oerter Jeſaiaͤ, worinn der
Anfaͤnger, oder Schoͤpfer, den Namen
des Anfangs fuͤhret. Off. 1, 8. 11. Jeſ. 41, 4.
44, 6. 48, 12.
V. 16.

Denn durch ihn iſt alles geſchaffen,
das im Himmel und auf Erden iſt, das
Sichtbare und Unſichtbare, beyde die
Thronen und Herrſchaften, und Fuͤrſten-
thuͤmer und Oberkeiten, es iſt alles durch
ihn und zu ihm erſchaffen.

Anmerckungen.
1. Zuvorderſt iſt alhier die Verbindung
dieſer Worte mit den vorhergehenden zu mer-
cken. Es hatte der Apoſtel den Sohn GOttes
nach ſeiner goͤttlichen Natur genennet den Erſt-
gebohrnen vor allen Creaturen,
und ihn
damit, nach ſeiner ewigen Geburt vom Vater,
von allen Creaturen, als deren Schoͤpfer, unter-
ſchieden. Damit nun dieſer Verſtand ſolcher
ſeiner Worte recht erkannt werden moͤchte, ſo
bezeuget er darauf, wie der Sohn GOttes der
Schoͤpfer ſey, und zwar dergeſtalt, daß, wie al-
[Spaltenumbruch] les von ihm herruͤhre, alſo auch alles zu ſeinen
Ehren gerichtet ſey.
2. Wir haben bey dieſem Orte drey Stuͤck
wohl zu mercken: erſtlich die Geſchoͤpfe, da-
von die Rede iſt: hernach die Schoͤpfung ſelbſt:
und denn drittens, in welchem Verſtande von
CHriſto geſaget werde, daß alles in ihm, oder
durch ihn, und zu, oder auf, ihn geſchaffen
ſey.
3. Was die Geſchoͤpfe betrifft, ſo finden
wir davon folgendes:
a. Sie werden zu zweymal benennet mit dem
auf die Univerſalitaͤt gehenden Worte πάντα,
πάντα, alles, alles. Welches Wort v.
17. zweymal wiederholet wird. Und alſo wird
damit erlaͤutert, was Johannes c. 1, 3. ſchrei-
bet. Πάντα, alle Dinge ſind durch daſ-
ſelbe,
(das ſelbſtſtaͤndige Wort, den Sohn
GOttes,) gemacht, und ohne daſſelbe
iſt nichts
(ουδέ ἕν, auch nicht ein eintziges,
oder etwas) gemacht, was gemachet
iſt.
b. Sie werden unterſchieden durch die Behaͤlt-
niſſe, worinnen ſich die Geſchoͤpfe befinden,
nemlich durch den Himmel und die Erde.
Da, nach der gewoͤhnlichen und gleich im An-
fange des erſten Buchs Moſis gebrauchten
Redens-Art der heiligen Schrift, das er-
ſchaffne Univerſum, oder die gantze ſichtbare
Welt, mit den Worten Himmel und Er-
den
bezeichnet wird. Denn obgleich nach
bloß materialiſcher Weiſe keine Proportion iſt
zwiſchen Himmel und Erden; ſo iſt doch die-
ſe Benennung der gantzen Welt ohne Zwei-
fel deswegen damit gemachet, weil der Erd-
boden mit dem menſchlichen Geſchlechte be-
wohnet iſt, dieſes aber einen ſehr groſſen Vor-
zug hat vor allen, obgleich groſſen und herr-
lichen himmliſchen Coͤrpern. Man koͤnte
zwar durch den Himmel den Sitz der Auser-
wehlten verſtehen, zumal weil der Engel, als
der unſichtbaren Geſchoͤpfe, darauf gedacht
wird: allein es iſt doch fuͤglicher, wenn man
dadurch den erſchaffnen materialiſchen Him-
mel, den Stern- und Luft-Himmel, nach
der der heiligen Schrift ſonſt gewoͤhnlichen
Redens-Art, verſtehet. Genug, daß der
unſichtbaren Geſchoͤpfe darauf inſonderheit
gedacht wird. Zu geſchweigen, daß die En-
gel nicht allein im Himmel, ſondern auch zum
Dienſt der Menſchen auf Erden ſind.
c. Die Geſchoͤpfe ſelbſt werden ferner unter-
ſchieden nach ihrer Natur, nach welcher ſie
ſind theils ſichtbare, nemlich alles was ſich
auf der Erden und im Meer und in dem Luft-
und Sternen-Himmel befindet, und mit ih-
nen auch folglich der ſichtbare Himmel mit
der Erde und dem Gewaͤſſer ſelbſt: theils un-
ſichtbare, oder ſelbſtſtaͤndige Geiſter.
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ſchoͤpfe zuletzt gedacht, und dadurch ohn Zwei-
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gleich auch die boͤſen Engel ihr an ſich ſelbſt
gutes Weſen von der Schoͤpfung haben, auf
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[757/0785] Cap. 1, v. 15. 16. an die Coloſſer. Griechiſchen Kirche wider die Arianer urgiret haben, denn die Geburt des Sohnes, wel- che vor allen Creaeuren vorher gegangen, iſt die ewige Geburt: ſintemal vor dem An- fange der Creaturen nichts war, als die un- endliche Ewigkeit, davon man nicht ſagen kan, daß etwas darinn fruͤher oder ſpaͤter ge- ſchehen ſey. c. Daß demnach dieſes Wort nicht auf die menſchliche, ſondern auf die goͤttliche Na- tur CHriſti gehe, und er nach derſelben von allen Creaturen unendlich unterſchieden wer- de. Welches auch die nechſt folgende Wor- te bekraͤftigen, da er als der Schoͤpfer und Urheber, und auch als der Endzweck aller Creaturen beſchrieben wird. Und alſo findet bey dieſem Orte nicht ſtatt, was ſonſt von CHriſto nach der menſchlichen Natur geſaget wird, daß er ſey der Erſtgebohrne unter vielen Bruͤdern Rom. 8, 29. und der Erſt- gebohrne von den Todten Col. 1, 18. Off. 1, 5 als an welchen Orten mit dieſem Worte auf die groſſen Vorzuͤge geſehen wird, welche im Alten Teſtmente der Erſtgebohrne vor den uͤbrigen Bruͤdern hatte, ſonderlich in den Fa- milien der Patriarchen. d. Daß mit dieſem Worte ſonderlich geſehen werde auf den Ort Sprichw. 8, 22. 23. da der Sohn GOTTes, als die ſelbſtſtaͤndige Weisheit, alſo ſpricht: Der HERR hat mich gehabt im Anfang ſeiner Wege, ehe er etwas machete, war ich da. Jch bin eingeſetzt von Ewigkeit, vom An- fang vor der Erden. Und in dieſem Ver- ſtande heißt er Off. 3, 14. der Anfang der Creatur GOttes, nemlich das principium, nicht paſſivum, welches den Anfang genom- men haͤtte, ſondern activum, welches allen Creaturen den Anfang gegeben: in Anſehung deſſen er auch genennet wird der Erſte und der Letzte, der Anfang und das Ende, mit Beziehung auf die Oerter Jeſaiaͤ, worinn der Anfaͤnger, oder Schoͤpfer, den Namen des Anfangs fuͤhret. Off. 1, 8. 11. Jeſ. 41, 4. 44, 6. 48, 12. V. 16. Denn durch ihn iſt alles geſchaffen, das im Himmel und auf Erden iſt, das Sichtbare und Unſichtbare, beyde die Thronen und Herrſchaften, und Fuͤrſten- thuͤmer und Oberkeiten, es iſt alles durch ihn und zu ihm erſchaffen. Anmerckungen. 1. Zuvorderſt iſt alhier die Verbindung dieſer Worte mit den vorhergehenden zu mer- cken. Es hatte der Apoſtel den Sohn GOttes nach ſeiner goͤttlichen Natur genennet den Erſt- gebohrnen vor allen Creaturen, und ihn damit, nach ſeiner ewigen Geburt vom Vater, von allen Creaturen, als deren Schoͤpfer, unter- ſchieden. Damit nun dieſer Verſtand ſolcher ſeiner Worte recht erkannt werden moͤchte, ſo bezeuget er darauf, wie der Sohn GOttes der Schoͤpfer ſey, und zwar dergeſtalt, daß, wie al- les von ihm herruͤhre, alſo auch alles zu ſeinen Ehren gerichtet ſey. 2. Wir haben bey dieſem Orte drey Stuͤck wohl zu mercken: erſtlich die Geſchoͤpfe, da- von die Rede iſt: hernach die Schoͤpfung ſelbſt: und denn drittens, in welchem Verſtande von CHriſto geſaget werde, daß alles in ihm, oder durch ihn, und zu, oder auf, ihn geſchaffen ſey. 3. Was die Geſchoͤpfe betrifft, ſo finden wir davon folgendes: a. Sie werden zu zweymal benennet mit dem auf die Univerſalitaͤt gehenden Worte πάντα, πάντα, alles, alles. Welches Wort v. 17. zweymal wiederholet wird. Und alſo wird damit erlaͤutert, was Johannes c. 1, 3. ſchrei- bet. Πάντα, alle Dinge ſind durch daſ- ſelbe, (das ſelbſtſtaͤndige Wort, den Sohn GOttes,) gemacht, und ohne daſſelbe iſt nichts (ουδέ ἕν, auch nicht ein eintziges, oder etwas) gemacht, was gemachet iſt. b. Sie werden unterſchieden durch die Behaͤlt- niſſe, worinnen ſich die Geſchoͤpfe befinden, nemlich durch den Himmel und die Erde. Da, nach der gewoͤhnlichen und gleich im An- fange des erſten Buchs Moſis gebrauchten Redens-Art der heiligen Schrift, das er- ſchaffne Univerſum, oder die gantze ſichtbare Welt, mit den Worten Himmel und Er- den bezeichnet wird. Denn obgleich nach bloß materialiſcher Weiſe keine Proportion iſt zwiſchen Himmel und Erden; ſo iſt doch die- ſe Benennung der gantzen Welt ohne Zwei- fel deswegen damit gemachet, weil der Erd- boden mit dem menſchlichen Geſchlechte be- wohnet iſt, dieſes aber einen ſehr groſſen Vor- zug hat vor allen, obgleich groſſen und herr- lichen himmliſchen Coͤrpern. Man koͤnte zwar durch den Himmel den Sitz der Auser- wehlten verſtehen, zumal weil der Engel, als der unſichtbaren Geſchoͤpfe, darauf gedacht wird: allein es iſt doch fuͤglicher, wenn man dadurch den erſchaffnen materialiſchen Him- mel, den Stern- und Luft-Himmel, nach der der heiligen Schrift ſonſt gewoͤhnlichen Redens-Art, verſtehet. Genug, daß der unſichtbaren Geſchoͤpfe darauf inſonderheit gedacht wird. Zu geſchweigen, daß die En- gel nicht allein im Himmel, ſondern auch zum Dienſt der Menſchen auf Erden ſind. c. Die Geſchoͤpfe ſelbſt werden ferner unter- ſchieden nach ihrer Natur, nach welcher ſie ſind theils ſichtbare, nemlich alles was ſich auf der Erden und im Meer und in dem Luft- und Sternen-Himmel befindet, und mit ih- nen auch folglich der ſichtbare Himmel mit der Erde und dem Gewaͤſſer ſelbſt: theils un- ſichtbare, oder ſelbſtſtaͤndige Geiſter. d. Nachdem der Apoſtel der unſichtbaren Ge- ſchoͤpfe zuletzt gedacht, und dadurch ohn Zwei- fel die Engel verſtanden, inſonderheit aber, ob- gleich auch die boͤſen Engel ihr an ſich ſelbſt gutes Weſen von der Schoͤpfung haben, auf die guten Engel geſehen hat, ſo gebrauchet er von ihnen vier Namen, und nennet ſie ϑρό- νους, C c c c c 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 757. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/785>, abgerufen am 27.11.2024.