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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefs Pauli Cap. 4, v. 20-22.
[Spaltenumbruch] gentheil, wenn man der Dauerung ein Ende zu-
schreiben wolte, noch unbegreiflicher. Denn
da würde und müste man ohn aufhören fragen:
warum muß ein Ende kommen? und was wird
hernach seyn, nach dem Ende? Wohl dem,
der sich also schon in der Zeit mit dem Lobe Got-
tes zur Ewigkeit zubereiten lässet, daß er darin-
nen zu dem Hallelujah aller übrigen Gläubigen
ein fröliches Amen sagen könne!
V. 21.

Grüsset alle Heiligen, (welche in andern
Gemeinen in Macedonia, auch ausser Philip-
pen auf dem Lande hin und wieder zerstreuet
sind, mit Communication dieses Briefes,) in
CHristo JEsu. Es grüssen euch die Brü-
der, die bey mir sind,
(da ich ihnen von dem
Vorhaben, an euch zu schreiben, gesaget ha-
be.)

Anmerckungen.
1. Die Paulinischen so oft gebrauchten
Worte in CHristo JEsu, gehen so wol auf
den Gruß, als auf die Heiligen. Denn gleich-
wie der Gruß geschehen solte in CHristo JE-
su,
das ist nach der Gemeinschaft, welche die
Gläubigen unter einander und mit einander in
CHristo JEsu hatten, und mit Anwünschung
alles Segens von und in CHristo: also konten
sie des Grusses, als eines Segens-Wunsches,
auch daher theilhaftig werden, weil sie waren
Heilige in CHristo, die ihre Heiligung in An-
sehung der Versöhnung und derselben Zueig-
nung, die in der Erneuerung geschehen war, von
und in CHristo hatten.
2. Da ein Christlicher Gruß ein Segens-
Wunsch ist, und mit zu der Fürbitte für ande-
re gehöret, so soll er nicht nach der blossen Ge-
wohnheit ertheilet und angenommen werden.
Die heutige alamodische Welthat für die Christ-
lichen Grüsse lauter so genannte Complimenten
eingeführet, welche doch, da sie nichts, als
leere Worte sind, und dazu mit einem eiteln
Worte ausgedrucket werden, billig nicht unter
Christen solten statt haben.
3. Man hat auch anzumercken, daß Pau-
lus die grüssenden Brüder und Heiligen zu Rom
in drey Classen theilet, nemlich in die, die um
ihn waren, ferner um die übrigen, und denn
in die von des Käysers Hause und Hofe. Zu
der mittlern Gattung sind wol zu rechnen die, de-
rer er oben c. 1, 14. gedencket.
V. 22.

Es grüssen euch alle Heiligen, sonder-
lich die von des Käysers Hause.

Anmerckungen.
1. O Rom! Rom! wie sehr hast du dich
schon von so vielen Seculis verändert! Zu Pau-
li Zeiten hattest du wahre Heiligen, auch so gar
an dem Hofe eines heidnischen Käysers, eines
solchen Wüterichs, der nicht allein zum ärgsten
Verfolger der Christen, sondern auch, wegen sei-
ner übrigen Grausamkeit und Schand-Thaten,
zum rechten Unmenschen worden war, nemlich
[Spaltenumbruch] des Neronis. Hingegen aber machest du zwar
schon von so langer Zeit her, durch deine aber-
gläubische und abgöttische Canonisation, falsche
Heiligen,
die solche mehr in deinem abergläu-
bischen Wesen, als in CHristo JEsu gewesen
sind: allein die wahren Heiligen hast du nicht,
am wenigsten auf und um Petri so genannten
Stuhl, und am Hofe seines vermeinten Nach-
folgers, des Pabstes. Und die du noch in dir
und ausser dir hast, die wilst du nicht leiden,
sondern druck est und verfolgest sie bis in den grau-
samsten Martyr-Tod. O welch eine Verän-
derung ist das! O wie wahr ist es worden, was
Johannes in der Offenbarung c. 18, 19. von dir
vorher propheceyet hat, da es heißt: Das Blut
der Propheten und der Heiligen ist in ihr
erfunden worden, und aller derer, die auf
Erden erwürget sind:
nemlich um des Na-
mens JEsu willen; daran die grosse Babyloni-
sche Hure doch Theil genommen, wo sie es ja
nicht selbst verursachet hat. Doch es nahet
auch die Zeit heran, da es heissen wird: Sie
ist gefallen! sie ist gefallen, Babylon, die
grosse Stadt!
Off. 14, 8. 18, 2. 3.
2. Man hat daraus billig einen recht gött-
lichen
Character des Evangelii von CHristo zu
erkennen, daß so gar auch manche selbst an dem
so sehr verderbten Kayserlichen Hofe des Ne-
ronis
sind durch das Evangelium gewonnen und
zu CHristo bekehret worden. Man hat hiebey
wieder zu conferiren, was wir von diesen Hof-
Christen schon oben cap. 1, 13. gehabt haben, da
es heißt: Jch lasse euch aber wissen, lieben
Brüder, daß, wie es um mich stehet, das
ist nur mehr zur Förderung des Evangelii
gerathen, also daß meine Bande offenbar
worden sind in CHristo in dem gantzen
Richthause
(Gr. am gantzen Kayserlichen Ho-
fe) und bey den andern allen.
3. Daß aber diese Hof-Christen recht-
schaffen
gewesen sind, das siehet man daraus,
daß sie das Evangelium von CHristo von einem
gefangenen und verachteten Manne unter dem
Creutze angenommen haben. Jmgleichen dar-
aus, daß sie Paulus Heiligen nennet; und
zwar mit dem Beysatze des Worts malista,
sonderlich; als welches nicht allein auf den
Gruß, sondern auch auf die der Grüssenden Be-
nennung, da sie Heiligen heissen, gehet. Fer-
ner erkennet man ihr rechtschaffnes Wesen auch
daraus, daß, ob sie gleich, wie leichtlich zu er-
achten ist, guten theils Personen von grossen
Characteribus und Würden gewesen sind, sie sich
doch weder Pauli, noch der verfolgten Philip-
per geschämet, sondern nach ihrem Zustande bey
Paulo und Epaphrodito erkundiget, und sie,
um ihre Gemeinschaft des Sinnes in CHristo zu
bezeugen, hertzlich gegrüsset haben. Welches
zu vernehmen den Philippern eine grosse Freu-
de muß gewesen seyn.
4. Man siehet aber auch, daß diese Hof-
Christen ihre Hof-Dienste nicht verlassen ha-
ben, sondern bey ihrem Christenthum darinnen
geblieben sind. Wie denn dieses von der Be-
schaffenheit ist, daß es sich zu allen Ständen schi-
cket, und sie wohl reguliret.
5. Es
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 4, v. 20-22.
[Spaltenumbruch] gentheil, wenn man der Dauerung ein Ende zu-
ſchreiben wolte, noch unbegreiflicher. Denn
da wuͤrde und muͤſte man ohn aufhoͤren fragen:
warum muß ein Ende kommen? und was wird
hernach ſeyn, nach dem Ende? Wohl dem,
der ſich alſo ſchon in der Zeit mit dem Lobe Got-
tes zur Ewigkeit zubereiten laͤſſet, daß er darin-
nen zu dem Hallelujah aller uͤbrigen Glaͤubigen
ein froͤliches Amen ſagen koͤnne!
V. 21.

Gruͤſſet alle Heiligen, (welche in andern
Gemeinen in Macedonia, auch auſſer Philip-
pen auf dem Lande hin und wieder zerſtreuet
ſind, mit Communication dieſes Briefes,) in
CHriſto JEſu. Es gruͤſſen euch die Bruͤ-
der, die bey mir ſind,
(da ich ihnen von dem
Vorhaben, an euch zu ſchreiben, geſaget ha-
be.)

Anmerckungen.
1. Die Pauliniſchen ſo oft gebrauchten
Worte in CHriſto JEſu, gehen ſo wol auf
den Gruß, als auf die Heiligen. Denn gleich-
wie der Gruß geſchehen ſolte in CHriſto JE-
ſu,
das iſt nach der Gemeinſchaft, welche die
Glaͤubigen unter einander und mit einander in
CHriſto JEſu hatten, und mit Anwuͤnſchung
alles Segens von und in CHriſto: alſo konten
ſie des Gruſſes, als eines Segens-Wunſches,
auch daher theilhaftig werden, weil ſie waren
Heilige in CHriſto, die ihre Heiligung in An-
ſehung der Verſoͤhnung und derſelben Zueig-
nung, die in der Erneuerung geſchehen war, von
und in CHriſto hatten.
2. Da ein Chriſtlicher Gruß ein Segens-
Wunſch iſt, und mit zu der Fuͤrbitte fuͤr ande-
re gehoͤret, ſo ſoll er nicht nach der bloſſen Ge-
wohnheit ertheilet und angenommen werden.
Die heutige alamodiſche Welthat fuͤr die Chriſt-
lichen Gruͤſſe lauter ſo genannte Complimenten
eingefuͤhret, welche doch, da ſie nichts, als
leere Worte ſind, und dazu mit einem eiteln
Worte ausgedrucket werden, billig nicht unter
Chriſten ſolten ſtatt haben.
3. Man hat auch anzumercken, daß Pau-
lus die gruͤſſenden Bruͤder und Heiligen zu Rom
in drey Claſſen theilet, nemlich in die, die um
ihn waren, ferner um die uͤbrigen, und denn
in die von des Kaͤyſers Hauſe und Hofe. Zu
der mittlern Gattung ſind wol zu rechnen die, de-
rer er oben c. 1, 14. gedencket.
V. 22.

Es gruͤſſen euch alle Heiligen, ſonder-
lich die von des Kaͤyſers Hauſe.

Anmerckungen.
1. O Rom! Rom! wie ſehr haſt du dich
ſchon von ſo vielen Seculis veraͤndert! Zu Pau-
li Zeiten hatteſt du wahre Heiligen, auch ſo gar
an dem Hofe eines heidniſchen Kaͤyſers, eines
ſolchen Wuͤterichs, der nicht allein zum aͤrgſten
Verfolger der Chriſten, ſondern auch, wegen ſei-
ner uͤbrigen Grauſamkeit und Schand-Thaten,
zum rechten Unmenſchen worden war, nemlich
[Spaltenumbruch] des Neronis. Hingegen aber macheſt du zwar
ſchon von ſo langer Zeit her, durch deine aber-
glaͤubiſche und abgoͤttiſche Canoniſation, falſche
Heiligen,
die ſolche mehr in deinem aberglaͤu-
biſchen Weſen, als in CHriſto JEſu geweſen
ſind: allein die wahren Heiligen haſt du nicht,
am wenigſten auf und um Petri ſo genannten
Stuhl, und am Hofe ſeines vermeinten Nach-
folgers, des Pabſtes. Und die du noch in dir
und auſſer dir haſt, die wilſt du nicht leiden,
ſondern druck eſt und verfolgeſt ſie bis in den grau-
ſamſten Martyr-Tod. O welch eine Veraͤn-
derung iſt das! O wie wahr iſt es worden, was
Johannes in der Offenbarung c. 18, 19. von dir
vorher propheceyet hat, da es heißt: Das Blut
der Propheten und der Heiligen iſt in ihr
erfunden worden, und aller derer, die auf
Erden erwuͤrget ſind:
nemlich um des Na-
mens JEſu willen; daran die groſſe Babyloni-
ſche Hure doch Theil genommen, wo ſie es ja
nicht ſelbſt verurſachet hat. Doch es nahet
auch die Zeit heran, da es heiſſen wird: Sie
iſt gefallen! ſie iſt gefallen, Babylon, die
groſſe Stadt!
Off. 14, 8. 18, 2. 3.
2. Man hat daraus billig einen recht goͤtt-
lichen
Character des Evangelii von CHriſto zu
erkennen, daß ſo gar auch manche ſelbſt an dem
ſo ſehr verderbten Kayſerlichen Hofe des Ne-
ronis
ſind durch das Evangelium gewonnen und
zu CHriſto bekehret worden. Man hat hiebey
wieder zu conferiren, was wir von dieſen Hof-
Chriſten ſchon oben cap. 1, 13. gehabt haben, da
es heißt: Jch laſſe euch aber wiſſen, lieben
Bruͤder, daß, wie es um mich ſtehet, das
iſt nur mehr zur Foͤrderung des Evangelii
gerathen, alſo daß meine Bande offenbar
worden ſind in CHriſto in dem gantzen
Richthauſe
(Gr. am gantzen Kayſerlichen Ho-
fe) und bey den andern allen.
3. Daß aber dieſe Hof-Chriſten recht-
ſchaffen
geweſen ſind, das ſiehet man daraus,
daß ſie das Evangelium von CHriſto von einem
gefangenen und verachteten Manne unter dem
Creutze angenommen haben. Jmgleichen dar-
aus, daß ſie Paulus Heiligen nennet; und
zwar mit dem Beyſatze des Worts μάλιστα,
ſonderlich; als welches nicht allein auf den
Gruß, ſondern auch auf die der Gruͤſſenden Be-
nennung, da ſie Heiligen heiſſen, gehet. Fer-
ner erkennet man ihr rechtſchaffnes Weſen auch
daraus, daß, ob ſie gleich, wie leichtlich zu er-
achten iſt, guten theils Perſonen von groſſen
Characteribus und Wuͤrden geweſen ſind, ſie ſich
doch weder Pauli, noch der verfolgten Philip-
per geſchaͤmet, ſondern nach ihrem Zuſtande bey
Paulo und Epaphrodito erkundiget, und ſie,
um ihre Gemeinſchaft des Sinnes in CHriſto zu
bezeugen, hertzlich gegruͤſſet haben. Welches
zu vernehmen den Philippern eine groſſe Freu-
de muß geweſen ſeyn.
4. Man ſiehet aber auch, daß dieſe Hof-
Chriſten ihre Hof-Dienſte nicht verlaſſen ha-
ben, ſondern bey ihrem Chriſtenthum darinnen
geblieben ſind. Wie denn dieſes von der Be-
ſchaffenheit iſt, daß es ſich zu allen Staͤnden ſchi-
cket, und ſie wohl reguliret.
5. Es
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[740/0768] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 4, v. 20-22. gentheil, wenn man der Dauerung ein Ende zu- ſchreiben wolte, noch unbegreiflicher. Denn da wuͤrde und muͤſte man ohn aufhoͤren fragen: warum muß ein Ende kommen? und was wird hernach ſeyn, nach dem Ende? Wohl dem, der ſich alſo ſchon in der Zeit mit dem Lobe Got- tes zur Ewigkeit zubereiten laͤſſet, daß er darin- nen zu dem Hallelujah aller uͤbrigen Glaͤubigen ein froͤliches Amen ſagen koͤnne! V. 21. Gruͤſſet alle Heiligen, (welche in andern Gemeinen in Macedonia, auch auſſer Philip- pen auf dem Lande hin und wieder zerſtreuet ſind, mit Communication dieſes Briefes,) in CHriſto JEſu. Es gruͤſſen euch die Bruͤ- der, die bey mir ſind, (da ich ihnen von dem Vorhaben, an euch zu ſchreiben, geſaget ha- be.) Anmerckungen. 1. Die Pauliniſchen ſo oft gebrauchten Worte in CHriſto JEſu, gehen ſo wol auf den Gruß, als auf die Heiligen. Denn gleich- wie der Gruß geſchehen ſolte in CHriſto JE- ſu, das iſt nach der Gemeinſchaft, welche die Glaͤubigen unter einander und mit einander in CHriſto JEſu hatten, und mit Anwuͤnſchung alles Segens von und in CHriſto: alſo konten ſie des Gruſſes, als eines Segens-Wunſches, auch daher theilhaftig werden, weil ſie waren Heilige in CHriſto, die ihre Heiligung in An- ſehung der Verſoͤhnung und derſelben Zueig- nung, die in der Erneuerung geſchehen war, von und in CHriſto hatten. 2. Da ein Chriſtlicher Gruß ein Segens- Wunſch iſt, und mit zu der Fuͤrbitte fuͤr ande- re gehoͤret, ſo ſoll er nicht nach der bloſſen Ge- wohnheit ertheilet und angenommen werden. Die heutige alamodiſche Welthat fuͤr die Chriſt- lichen Gruͤſſe lauter ſo genannte Complimenten eingefuͤhret, welche doch, da ſie nichts, als leere Worte ſind, und dazu mit einem eiteln Worte ausgedrucket werden, billig nicht unter Chriſten ſolten ſtatt haben. 3. Man hat auch anzumercken, daß Pau- lus die gruͤſſenden Bruͤder und Heiligen zu Rom in drey Claſſen theilet, nemlich in die, die um ihn waren, ferner um die uͤbrigen, und denn in die von des Kaͤyſers Hauſe und Hofe. Zu der mittlern Gattung ſind wol zu rechnen die, de- rer er oben c. 1, 14. gedencket. V. 22. Es gruͤſſen euch alle Heiligen, ſonder- lich die von des Kaͤyſers Hauſe. Anmerckungen. 1. O Rom! Rom! wie ſehr haſt du dich ſchon von ſo vielen Seculis veraͤndert! Zu Pau- li Zeiten hatteſt du wahre Heiligen, auch ſo gar an dem Hofe eines heidniſchen Kaͤyſers, eines ſolchen Wuͤterichs, der nicht allein zum aͤrgſten Verfolger der Chriſten, ſondern auch, wegen ſei- ner uͤbrigen Grauſamkeit und Schand-Thaten, zum rechten Unmenſchen worden war, nemlich des Neronis. Hingegen aber macheſt du zwar ſchon von ſo langer Zeit her, durch deine aber- glaͤubiſche und abgoͤttiſche Canoniſation, falſche Heiligen, die ſolche mehr in deinem aberglaͤu- biſchen Weſen, als in CHriſto JEſu geweſen ſind: allein die wahren Heiligen haſt du nicht, am wenigſten auf und um Petri ſo genannten Stuhl, und am Hofe ſeines vermeinten Nach- folgers, des Pabſtes. Und die du noch in dir und auſſer dir haſt, die wilſt du nicht leiden, ſondern druck eſt und verfolgeſt ſie bis in den grau- ſamſten Martyr-Tod. O welch eine Veraͤn- derung iſt das! O wie wahr iſt es worden, was Johannes in der Offenbarung c. 18, 19. von dir vorher propheceyet hat, da es heißt: Das Blut der Propheten und der Heiligen iſt in ihr erfunden worden, und aller derer, die auf Erden erwuͤrget ſind: nemlich um des Na- mens JEſu willen; daran die groſſe Babyloni- ſche Hure doch Theil genommen, wo ſie es ja nicht ſelbſt verurſachet hat. Doch es nahet auch die Zeit heran, da es heiſſen wird: Sie iſt gefallen! ſie iſt gefallen, Babylon, die groſſe Stadt! Off. 14, 8. 18, 2. 3. 2. Man hat daraus billig einen recht goͤtt- lichen Character des Evangelii von CHriſto zu erkennen, daß ſo gar auch manche ſelbſt an dem ſo ſehr verderbten Kayſerlichen Hofe des Ne- ronis ſind durch das Evangelium gewonnen und zu CHriſto bekehret worden. Man hat hiebey wieder zu conferiren, was wir von dieſen Hof- Chriſten ſchon oben cap. 1, 13. gehabt haben, da es heißt: Jch laſſe euch aber wiſſen, lieben Bruͤder, daß, wie es um mich ſtehet, das iſt nur mehr zur Foͤrderung des Evangelii gerathen, alſo daß meine Bande offenbar worden ſind in CHriſto in dem gantzen Richthauſe (Gr. am gantzen Kayſerlichen Ho- fe) und bey den andern allen. 3. Daß aber dieſe Hof-Chriſten recht- ſchaffen geweſen ſind, das ſiehet man daraus, daß ſie das Evangelium von CHriſto von einem gefangenen und verachteten Manne unter dem Creutze angenommen haben. Jmgleichen dar- aus, daß ſie Paulus Heiligen nennet; und zwar mit dem Beyſatze des Worts μάλιστα, ſonderlich; als welches nicht allein auf den Gruß, ſondern auch auf die der Gruͤſſenden Be- nennung, da ſie Heiligen heiſſen, gehet. Fer- ner erkennet man ihr rechtſchaffnes Weſen auch daraus, daß, ob ſie gleich, wie leichtlich zu er- achten iſt, guten theils Perſonen von groſſen Characteribus und Wuͤrden geweſen ſind, ſie ſich doch weder Pauli, noch der verfolgten Philip- per geſchaͤmet, ſondern nach ihrem Zuſtande bey Paulo und Epaphrodito erkundiget, und ſie, um ihre Gemeinſchaft des Sinnes in CHriſto zu bezeugen, hertzlich gegruͤſſet haben. Welches zu vernehmen den Philippern eine groſſe Freu- de muß geweſen ſeyn. 4. Man ſiehet aber auch, daß dieſe Hof- Chriſten ihre Hof-Dienſte nicht verlaſſen ha- ben, ſondern bey ihrem Chriſtenthum darinnen geblieben ſind. Wie denn dieſes von der Be- ſchaffenheit iſt, daß es ſich zu allen Staͤnden ſchi- cket, und ſie wohl reguliret. 5. Es

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 740. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/768>, abgerufen am 27.11.2024.