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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 3, v. 17-19. an die Philipper.
[Spaltenumbruch] mit ausdrücklichen Worten, wenn er spricht:
Seyd meine Nachfolger, gleichwie ich
CHristi.
Und darauf siehet er auch wol mit
dem Composito summimetai, wie sie alle zusam-
men mit ihm nach CHristo gesinnet seyn sol-
len.
5. Da der Brief an die Philipper nicht
allein der Gemeine, sondern auch den Bischö-
fen und Diaconis, oder Dienern, ausdrücklich
inscribiret war, so haben dieselbe daraus billig
vor andern sich dieses zuzueignen gehabt, wer-
den es auch wol ohne Zweifel gethan haben.
Welches denn auch noch ietzo sonderlich alle Leh-
rer wohl auf sich zu appliciren haben: ob es wol
auch allen rechtschaffnen Christen zukömmt, son-
derlich den Eltern, und denen, die an Eltern
statt sind, als Regenten und Praeceptores, auch
alle erwachsene und alte Leute gegen die Jugend.
Man sehe von dem zu gebenden Fürbilde auch
nachfolgende Oerter 1 Cor. 4, 16. 1 Thess. 1, 6.
7. 2 Thess. 3, 9. 1 Tim. 4, 12. Tit. 2, 7. 1 Pet.
5, 3. Deßgleichen Hebr. 13, 7. Gedencket an
eure Lehrer, die euch das Wort GOttes
gesaget haben; welcher Ende schauet an,
und folget ihrem Glauben nach.
Ferner
v. 19 Gehorchet euren Lehrern, und fol-
get ihnen
u. s. w.
V. 18. 19.

Denn viele wandeln (anders,) von
welchen ich euch oft gesaget habe, nun a-
ber sage ich auch mit Weinen, die Feinde
des Creutzes CHristi:
(und damit des gan-
tzen Evangelii, dafür sie auch die Beschneidung
und gesetzliche Gerechtigkeit einführen:) welcher
Ende ist das Verdammniß, welchen der
Bauch ihr Gott ist, und ihre Ehre zu
schanden wird, derer, die irdisch gesinnet
sind.

Anmerckungen.
1. Daß bey dem Worte wandeln eine el-
lipsis,
oder etwas ausgelassen sey, nemlich das
den Gegensatz von dem Wandel Pauli bezeich-
net, das siehet man leichtlich. Das Wort
lego läßt sich alhier füglich geben durch nen-
nen, heissen.
Und also wäre der achtzehende
Vers etwa also zu übersetzen: Denn viele
wandeln
(anders,) welche ich euch oft ge-
nennet habe, und nun auch mit Weinen
nenne Feinde des Creutzes CHristi.
2. Es sind von diesen Leuten, zur desto meh-
rern Erläuterung des Textes fünf Stücke zu
mercken: erstlich ihre irrige Lehre: hernach
ihr irdischer und fleischlicher Sinn: ferner ihr
demselben gemässer Wandel: und denn ihr
Ende: und endlich der Afsect, mit welchem
Paulus von solchen Leuten geredet und geschrie-
ben hat.
3. Jhre irrige Lehre wird angezeiget mit
den Worten, Feinde des Creutzes Christi.
Da denn zu mercken:
a. Das Creutz CHristi: mit welchen Worten
alhier die gantze Evangelische Lehre von CHri-
sto benennet wird; und zwar darum, weil
sein Hohespriesterliches Amt, nach welchem
[Spaltenumbruch] er am Creutze ein Versöhn-Opfer für uns
worden ist und uns erlöset hat, gleichsam das
Hertz und der Mittel-Punct des gantzen Ev-
angelii ist. Daher Paulus 1 Corin[t]h. 2, 2.
spricht: Jch hielte mich nicht dafür, daß
ich etwas wüste unter euch, ohne allein
JEsum CHristum, den Gecreutzigten,

kai touton estauromenon, und zwar diesen al-
so, wie er ist der Gecreutzigte.
Siehe
auch c. 1, 23. u. f. Wir predigen den ge-
creutzigten CHristum, den Juden ein
Aergerniß und den Griechen eine Thor-
heit; denen aber, die berufen sind, bey-
de Juden und Griechen, predigen wir
CHristum, göttliche Kräft und göttli-
che Weisheit.
Deßgleichen Gal. 6, 14.
Es sey ferne von mir rühmen, denn al-
lein von dem Creutz unsers HERRN
JESU CHristi, durch welchen mir
die Welt gecreutziget ist, und ich der
Welt.
b. Die Feindschaft des Creutzes CHristi
bestunde darinnen, daß diese Jüdische Leh-
rer, welche kaum halbe Christen geworden
waren, zwar das nicht geleugnet haben, daß
CHristus wircklich und unschuldiger Weise
sey gecreutziget worden; aber doch dieses,
daß sein Creutzes-Tod ein Versöhnungs-
Tod sey; dagegen sie ihn ohne Zweifel nur
für einen blossen Menschen-Tod gehalten,
und gegen die wahre Lehre von dem Hohen-
priesterlichen Mittler- und Versöhnungs-
Amte CHristi grosse Widrigkeit bis zur feind-
seligen Verwerfung bezeuget haben. Gleich-
wie sie nun damit den gantzen Grund des
Heils von der Erlösung CHristi aufhuben,
und damit auch die Lehre von der Rechtferti-
gung durch CHristum dahin fiele: also füh-
reten sie dagegen den Menschen auf seine ei-
gene natürliche Kräfte, und mit solchen auf
den äusserlichen Gehorsam des Gesetzes, und
dabey sonderlich auf die Beschneidung, als
eine zur Seligkeit nöthige Sache. Wo-
durch denn auch zugleich die Ordnung des
Heils aufgehoben wurde. Denn auf solche
Art hatte niemand der neuen Geburt aus
GOTT und des Glaubens nöthig, sondern
es bliebe ein ieder in seiner verderbten Natur
stehen mit der Meinung, durch den Weg der
eignen gesetzlichen Gerechtigkeit gewiß selig zu
werden: Daher denn CHristus nichts als
sein prophetisches Amt behielte; und das
auch nicht einmal in der Lauterkeit. Eben
diese Feinde des Creutzes CHristi sind es,
welche der Apostel v. 2. nennet die Hunde,
die bösen Arbeiter, die Zerschneidung.

Und auf solche gehet es fürnemlich, was er
von einigen c. 1, 14. 15. saget, daß sie CHri-
stum nicht lauter, sondern um Haß und
Haders willen,
um Pauli Banden noch
mehrere Trübsal zuzuwenden, verkündiget
haben. Der Brief an die Galater handelt
von ihnen mit mehrern.
4. Mit der irrigen Lehre solcher Leute war
auch ihr irdischer und fleischlicher Sinn verknü-
pfet. Wie es denn unmöglich anders seyn kan,
als
Cap. 3, v. 17-19. an die Philipper.
[Spaltenumbruch] mit ausdruͤcklichen Worten, wenn er ſpricht:
Seyd meine Nachfolger, gleichwie ich
CHriſti.
Und darauf ſiehet er auch wol mit
dem Compoſito συμμιμηταὶ, wie ſie alle zuſam-
men mit ihm nach CHriſto geſinnet ſeyn ſol-
len.
5. Da der Brief an die Philipper nicht
allein der Gemeine, ſondern auch den Biſchoͤ-
fen und Diaconis, oder Dienern, ausdruͤcklich
inſcribiret war, ſo haben dieſelbe daraus billig
vor andern ſich dieſes zuzueignen gehabt, wer-
den es auch wol ohne Zweifel gethan haben.
Welches denn auch noch ietzo ſonderlich alle Leh-
rer wohl auf ſich zu appliciren haben: ob es wol
auch allen rechtſchaffnen Chriſten zukoͤmmt, ſon-
derlich den Eltern, und denen, die an Eltern
ſtatt ſind, als Regenten und Præceptores, auch
alle erwachſene und alte Leute gegen die Jugend.
Man ſehe von dem zu gebenden Fuͤrbilde auch
nachfolgende Oerter 1 Cor. 4, 16. 1 Theſſ. 1, 6.
7. 2 Theſſ. 3, 9. 1 Tim. 4, 12. Tit. 2, 7. 1 Pet.
5, 3. Deßgleichen Hebr. 13, 7. Gedencket an
eure Lehrer, die euch das Wort GOttes
geſaget haben; welcher Ende ſchauet an,
und folget ihrem Glauben nach.
Ferner
v. 19 Gehorchet euren Lehrern, und fol-
get ihnen
u. ſ. w.
V. 18. 19.

Denn viele wandeln (anders,) von
welchen ich euch oft geſaget habe, nun a-
ber ſage ich auch mit Weinen, die Feinde
des Creutzes CHriſti:
(und damit des gan-
tzen Evangelii, dafuͤr ſie auch die Beſchneidung
und geſetzliche Gerechtigkeit einfuͤhren:) welcher
Ende iſt das Verdammniß, welchen der
Bauch ihr Gott iſt, und ihre Ehre zu
ſchanden wird, derer, die irdiſch geſinnet
ſind.

Anmerckungen.
1. Daß bey dem Worte wandeln eine el-
lipſis,
oder etwas ausgelaſſen ſey, nemlich das
den Gegenſatz von dem Wandel Pauli bezeich-
net, das ſiehet man leichtlich. Das Wort
λέγω laͤßt ſich alhier fuͤglich geben durch nen-
nen, heiſſen.
Und alſo waͤre der achtzehende
Vers etwa alſo zu uͤberſetzen: Denn viele
wandeln
(anders,) welche ich euch oft ge-
nennet habe, und nun auch mit Weinen
nenne Feinde des Creutzes CHriſti.
2. Es ſind von dieſen Leuten, zur deſto meh-
rern Erlaͤuterung des Textes fuͤnf Stuͤcke zu
mercken: erſtlich ihre irrige Lehre: hernach
ihr irdiſcher und fleiſchlicher Sinn: ferner ihr
demſelben gemaͤſſer Wandel: und denn ihr
Ende: und endlich der Afſect, mit welchem
Paulus von ſolchen Leuten geredet und geſchrie-
ben hat.
3. Jhre irrige Lehre wird angezeiget mit
den Worten, Feinde des Creutzes Chriſti.
Da denn zu mercken:
a. Das Creutz CHriſti: mit welchen Worten
alhier die gantze Evangeliſche Lehre von CHri-
ſto benennet wird; und zwar darum, weil
ſein Hohesprieſterliches Amt, nach welchem
[Spaltenumbruch] er am Creutze ein Verſoͤhn-Opfer fuͤr uns
worden iſt und uns erloͤſet hat, gleichſam das
Hertz und der Mittel-Punct des gantzen Ev-
angelii iſt. Daher Paulus 1 Corin[t]h. 2, 2.
ſpricht: Jch hielte mich nicht dafuͤr, daß
ich etwas wuͤſte unter euch, ohne allein
JEſum CHriſtum, den Gecreutzigten,

καὶ τοῦτον ἐσταυρωμένον, und zwar dieſen al-
ſo, wie er iſt der Gecreutzigte.
Siehe
auch c. 1, 23. u. f. Wir predigen den ge-
creutzigten CHriſtum, den Juden ein
Aergerniß und den Griechen eine Thor-
heit; denen aber, die berufen ſind, bey-
de Juden und Griechen, predigen wir
CHriſtum, goͤttliche Kraͤft und goͤttli-
che Weisheit.
Deßgleichen Gal. 6, 14.
Es ſey ferne von mir ruͤhmen, denn al-
lein von dem Creutz unſers HERRN
JESU CHriſti, durch welchen mir
die Welt gecreutziget iſt, und ich der
Welt.
b. Die Feindſchaft des Creutzes CHriſti
beſtunde darinnen, daß dieſe Juͤdiſche Leh-
rer, welche kaum halbe Chriſten geworden
waren, zwar das nicht geleugnet haben, daß
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ſey gecreutziget worden; aber doch dieſes,
daß ſein Creutzes-Tod ein Verſoͤhnungs-
Tod ſey; dagegen ſie ihn ohne Zweifel nur
fuͤr einen bloſſen Menſchen-Tod gehalten,
und gegen die wahre Lehre von dem Hohen-
prieſterlichen Mittler- und Verſoͤhnungs-
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ſeligen Verwerfung bezeuget haben. Gleich-
wie ſie nun damit den gantzen Grund des
Heils von der Erloͤſung CHriſti aufhuben,
und damit auch die Lehre von der Rechtferti-
gung durch CHriſtum dahin fiele: alſo fuͤh-
reten ſie dagegen den Menſchen auf ſeine ei-
gene natuͤrliche Kraͤfte, und mit ſolchen auf
den aͤuſſerlichen Gehorſam des Geſetzes, und
dabey ſonderlich auf die Beſchneidung, als
eine zur Seligkeit noͤthige Sache. Wo-
durch denn auch zugleich die Ordnung des
Heils aufgehoben wurde. Denn auf ſolche
Art hatte niemand der neuen Geburt aus
GOTT und des Glaubens noͤthig, ſondern
es bliebe ein ieder in ſeiner verderbten Natur
ſtehen mit der Meinung, durch den Weg der
eignen geſetzlichen Gerechtigkeit gewiß ſelig zu
werden: Daher denn CHriſtus nichts als
ſein prophetiſches Amt behielte; und das
auch nicht einmal in der Lauterkeit. Eben
dieſe Feinde des Creutzes CHriſti ſind es,
welche der Apoſtel v. 2. nennet die Hunde,
die boͤſen Arbeiter, die Zerſchneidung.

Und auf ſolche gehet es fuͤrnemlich, was er
von einigen c. 1, 14. 15. ſaget, daß ſie CHri-
ſtum nicht lauter, ſondern um Haß und
Haders willen,
um Pauli Banden noch
mehrere Truͤbſal zuzuwenden, verkuͤndiget
haben. Der Brief an die Galater handelt
von ihnen mit mehrern.
4. Mit der irrigen Lehre ſolcher Leute war
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[727/0755] Cap. 3, v. 17-19. an die Philipper. mit ausdruͤcklichen Worten, wenn er ſpricht: Seyd meine Nachfolger, gleichwie ich CHriſti. Und darauf ſiehet er auch wol mit dem Compoſito συμμιμηταὶ, wie ſie alle zuſam- men mit ihm nach CHriſto geſinnet ſeyn ſol- len. 5. Da der Brief an die Philipper nicht allein der Gemeine, ſondern auch den Biſchoͤ- fen und Diaconis, oder Dienern, ausdruͤcklich inſcribiret war, ſo haben dieſelbe daraus billig vor andern ſich dieſes zuzueignen gehabt, wer- den es auch wol ohne Zweifel gethan haben. Welches denn auch noch ietzo ſonderlich alle Leh- rer wohl auf ſich zu appliciren haben: ob es wol auch allen rechtſchaffnen Chriſten zukoͤmmt, ſon- derlich den Eltern, und denen, die an Eltern ſtatt ſind, als Regenten und Præceptores, auch alle erwachſene und alte Leute gegen die Jugend. Man ſehe von dem zu gebenden Fuͤrbilde auch nachfolgende Oerter 1 Cor. 4, 16. 1 Theſſ. 1, 6. 7. 2 Theſſ. 3, 9. 1 Tim. 4, 12. Tit. 2, 7. 1 Pet. 5, 3. Deßgleichen Hebr. 13, 7. Gedencket an eure Lehrer, die euch das Wort GOttes geſaget haben; welcher Ende ſchauet an, und folget ihrem Glauben nach. Ferner v. 19 Gehorchet euren Lehrern, und fol- get ihnen u. ſ. w. V. 18. 19. Denn viele wandeln (anders,) von welchen ich euch oft geſaget habe, nun a- ber ſage ich auch mit Weinen, die Feinde des Creutzes CHriſti: (und damit des gan- tzen Evangelii, dafuͤr ſie auch die Beſchneidung und geſetzliche Gerechtigkeit einfuͤhren:) welcher Ende iſt das Verdammniß, welchen der Bauch ihr Gott iſt, und ihre Ehre zu ſchanden wird, derer, die irdiſch geſinnet ſind. Anmerckungen. 1. Daß bey dem Worte wandeln eine el- lipſis, oder etwas ausgelaſſen ſey, nemlich das den Gegenſatz von dem Wandel Pauli bezeich- net, das ſiehet man leichtlich. Das Wort λέγω laͤßt ſich alhier fuͤglich geben durch nen- nen, heiſſen. Und alſo waͤre der achtzehende Vers etwa alſo zu uͤberſetzen: Denn viele wandeln (anders,) welche ich euch oft ge- nennet habe, und nun auch mit Weinen nenne Feinde des Creutzes CHriſti. 2. Es ſind von dieſen Leuten, zur deſto meh- rern Erlaͤuterung des Textes fuͤnf Stuͤcke zu mercken: erſtlich ihre irrige Lehre: hernach ihr irdiſcher und fleiſchlicher Sinn: ferner ihr demſelben gemaͤſſer Wandel: und denn ihr Ende: und endlich der Afſect, mit welchem Paulus von ſolchen Leuten geredet und geſchrie- ben hat. 3. Jhre irrige Lehre wird angezeiget mit den Worten, Feinde des Creutzes Chriſti. Da denn zu mercken: a. Das Creutz CHriſti: mit welchen Worten alhier die gantze Evangeliſche Lehre von CHri- ſto benennet wird; und zwar darum, weil ſein Hohesprieſterliches Amt, nach welchem er am Creutze ein Verſoͤhn-Opfer fuͤr uns worden iſt und uns erloͤſet hat, gleichſam das Hertz und der Mittel-Punct des gantzen Ev- angelii iſt. Daher Paulus 1 Corinth. 2, 2. ſpricht: Jch hielte mich nicht dafuͤr, daß ich etwas wuͤſte unter euch, ohne allein JEſum CHriſtum, den Gecreutzigten, καὶ τοῦτον ἐσταυρωμένον, und zwar dieſen al- ſo, wie er iſt der Gecreutzigte. Siehe auch c. 1, 23. u. f. Wir predigen den ge- creutzigten CHriſtum, den Juden ein Aergerniß und den Griechen eine Thor- heit; denen aber, die berufen ſind, bey- de Juden und Griechen, predigen wir CHriſtum, goͤttliche Kraͤft und goͤttli- che Weisheit. Deßgleichen Gal. 6, 14. Es ſey ferne von mir ruͤhmen, denn al- lein von dem Creutz unſers HERRN JESU CHriſti, durch welchen mir die Welt gecreutziget iſt, und ich der Welt. b. Die Feindſchaft des Creutzes CHriſti beſtunde darinnen, daß dieſe Juͤdiſche Leh- rer, welche kaum halbe Chriſten geworden waren, zwar das nicht geleugnet haben, daß CHriſtus wircklich und unſchuldiger Weiſe ſey gecreutziget worden; aber doch dieſes, daß ſein Creutzes-Tod ein Verſoͤhnungs- Tod ſey; dagegen ſie ihn ohne Zweifel nur fuͤr einen bloſſen Menſchen-Tod gehalten, und gegen die wahre Lehre von dem Hohen- prieſterlichen Mittler- und Verſoͤhnungs- Amte CHriſti groſſe Widrigkeit bis zur feind- ſeligen Verwerfung bezeuget haben. Gleich- wie ſie nun damit den gantzen Grund des Heils von der Erloͤſung CHriſti aufhuben, und damit auch die Lehre von der Rechtferti- gung durch CHriſtum dahin fiele: alſo fuͤh- reten ſie dagegen den Menſchen auf ſeine ei- gene natuͤrliche Kraͤfte, und mit ſolchen auf den aͤuſſerlichen Gehorſam des Geſetzes, und dabey ſonderlich auf die Beſchneidung, als eine zur Seligkeit noͤthige Sache. Wo- durch denn auch zugleich die Ordnung des Heils aufgehoben wurde. Denn auf ſolche Art hatte niemand der neuen Geburt aus GOTT und des Glaubens noͤthig, ſondern es bliebe ein ieder in ſeiner verderbten Natur ſtehen mit der Meinung, durch den Weg der eignen geſetzlichen Gerechtigkeit gewiß ſelig zu werden: Daher denn CHriſtus nichts als ſein prophetiſches Amt behielte; und das auch nicht einmal in der Lauterkeit. Eben dieſe Feinde des Creutzes CHriſti ſind es, welche der Apoſtel v. 2. nennet die Hunde, die boͤſen Arbeiter, die Zerſchneidung. Und auf ſolche gehet es fuͤrnemlich, was er von einigen c. 1, 14. 15. ſaget, daß ſie CHri- ſtum nicht lauter, ſondern um Haß und Haders willen, um Pauli Banden noch mehrere Truͤbſal zuzuwenden, verkuͤndiget haben. Der Brief an die Galater handelt von ihnen mit mehrern. 4. Mit der irrigen Lehre ſolcher Leute war auch ihr irdiſcher und fleiſchlicher Sinn verknuͤ- pfet. Wie es denn unmoͤglich anders ſeyn kan, als

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 727. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/755>, abgerufen am 24.11.2024.