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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 2, v. 18-21. an die Philipper.
[Spaltenumbruch] lig bey CHristo zu seyn, hart anliege, und dar-
auf bezeuget, wie er hoffe sie noch einmal wie-
der zu sehen, und dabey die Ermahnungs-Re-
de bis hieher fortgesetzet hatte, so kömmt er nun
wieder auf das andere Stück seines Anliegens,
nemlich auf den baldigen Abschied aus dieser
Welt, und zeiget an, daß wenn es auch GOtt
nicht gefallen solte, ihn noch länger auf der
Welt zu lassen, und die Philipper noch einmal
zu besuchen, er sich auch darüber freuen wolle,
und hoffentlich sie sich auch mit ihm freuen wür-
den, daß er sodann eine selige Heimfahrt ge-
halten habe.
5. Dieweil aber dieses freuen über seinem
eignen und eines so liebwerthen Lehrers Abschie-
de eine der blossen Natur unmögliche Sache war;
so ermuntert er sich und die Philipper dazu,
wenn er spricht: Desselben aber solt ihr
euch auch freuen, und solt euch mit mir
freuen.
V. 19.

Jch hoffe aber in dem HErrn JEsu,
der unsere Hoffnung ist, und auf den und dessen
gnädige Leitung es billig in allem unserm Vor-
nehmen ankömmt,) daß ich Timotheum
bald werde zu euch senden, daß ich auch er-
quicket werde, wenn ich erfahre, wie es
um euch stehet.

Anmerckung.

Paulo war zwar von dem Zustande der
Philipper vieles bewust: so eigentlich aber war
er ihm noch nicht bekant. Und da er von Ti-
motheo noch nähere Nachricht zu überkommen
verhoffete, so müß er ihn vor seiner eignen Ab-
reise noch wieder zu Rom erwartet haben. Es
war Rom von Macedonien gar weit entlegen:
iedoch aber, da die Schiffe immer hin und her
gingen, so konte eine Hin- und Her-Reise bald
abgeleget werden. Daß aber der Apostel durch
die Nachricht von ihnen erquicket zu werden hof-
fet, das war eine Anzeige seiner Zuversicht, daß
er viel Gutes von ihnen vernehmen würde.

V. 20. 21.

Denn ich habe keinen, der so gar mei-
nes Sinnes sey, der so hertzlich für euch
sorget. Denn sie suchen alle das Jhrige,
nicht das JEsu CHristi ist.

Anmerckungen.
1. Diß ist ein sonderlich Lob des Timo-
thei, dadurch der Apostel erläutert, warum er
ihn nenne teknon gnesion, einen recht wohl ge-
rathenen und ihm, als seinem geistlichen Vater,
recht ähnlichen Sohn. 1 Tim. 1, 2.
2. Gleichwie es der Natur nach unter de-
nen, die im guten Bande der Vereinigung ste-
hen, immer einige giebet, welche dem Tempe-
rament
und den Neigungen des Gemüths nach
mit einander vor andern genaue zusammen flies-
sen: also gehet es auch im Reiche der Gnaden
und in der geistlichen Gemeinschaft, da, ausser
dem gemeinen Bande, sich zwischen einigen im-
mer auch noch ein nähers Band findet. Und
[Spaltenumbruch] ob es gleich von der ersten Jerusalemschen Ge-
meine Ap. Ges. 4, 34. heisset, daß die Menge
der Gläubigen ein Hertz und eine Seele
gewesen sey;
so ist doch kein Zweifel, daß un-
ter manchen nicht noch ein genauers Band
in besonderer Vertraulichkeit sich gefunden ha-
be. Wer einen und den andern solchen isopsu-
khon findet, der hat ihn wehrt zu achten. Fin-
det sich eine solche genaue geistliche Verbindung
unter Ehe-Leuten, so ist die Ehe desto geheilig-
ter, vergnügter und gesegneter. 1 Cor. 14, 10.
giebt Paulus Timotheo das Zeugniß, daß er
das Werck des HErrn treibe, wie er,
Pau-
lus. Ein mehrers sehe man von Timotheo in
seinem den an ihn geschriebenen Briefen vorge-
setzten Lebens-Laufe. Das Griechische gnesios
stimmet gar schön zusammen mit den Worten,
da er heißt, teknon gnesion, der rechte eigentli-
che Sohn 1 Tim. 1, 2.
3. Das Wort alle, in den Worten: sie
suchen alle das Jhre, nicht was CHristi
JESU ist,
hat man nur von einer gewissen
Art Leute zu verstehen, nemlich nur allein von
denen, von welchen er c. 1, 15. 16. bezeuget hat,
daß sie CHristum nicht agnos, lauterlich, son-
dern aus Haß und um Haders willen, und mit
dem Zweck, Pauli Banden nur noch mehrere
Trübsal zuzuwenden, verkündiget haben: wel-
che er hernach cap. 3, 2. 18. 19. nennet Hunde,
böse Arbeiter, Feinde des Creutzes CHri-
sti, irdisch Gesinnete, denen der Bauch
ihr Gott ist.
Denn daß es zu Rom ausser
Timotheo an andern getreuen Mit-Arbeitern
nicht gefehlet habe, siehet man c. 1, 14. 15. da
Paulus spricht, daß viele Brüder in dem
HErrn aus seinen Banden Zuversicht ge-
wonnen, und desto dürstiger,
oder drei-
ster worden, das Wort zu reden ohne Scheu
und aus guter Meinung.
4. Was Paulus von seinen Zeiten sagen
muste: kan man leider vielmehr schon vorlängst
von dem grössesten Haufen der öffentlichen Leh-
rer auch in der Evangelischen Kirche sagen: sie
suchen alle das Jhre, nicht das JESU
CHristi ist.
Aber welch eine Blindheit, welch
ein verkehrter Sinn ist das! das Seinige su-
chen, und doch das Seinige mit Leib und See-
le darüber verlieren! O wie richtig und selig ist
hingegen der Weg, da man das Seinige ver-
leugnet, und in solcher Ordnung CHristum,
und mit ihm alles, sonderlich viele Seelen ge-
winnet.
5. Das Seinige suchen ist, sich selbst im
Amte zum Zwecke haben, und alles dahin rich-
ten, daß einem an eitler Ehre, an zeitlichen
Gütern und an guten ruhigen Tagen nach dem
Fleische nichts abgehe, sondern immer mehr zu-
wachse. Stehet dieser dreyfache lose Zweck
nicht bey allen Unbekehrten in gleichem Grad bey
einander, so thut sich doch einer vor dem andern
sonderlich hervor, und ist ein unfehlbarer Cha-
racter
aller unbekehrten Lehrer und Zuhörer.
Siehe von ihnen Jes. 56, 1. Jer. 6, 13.
6. Suchen, was JEsu CHristi ist,
heisset so viel, als zuvorderst seiner selbst wohl
wahrnehmen, und dahin sehen, daß man mö-
ge
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Cap. 2, v. 18-21. an die Philipper.
[Spaltenumbruch] lig bey CHriſto zu ſeyn, hart anliege, und dar-
auf bezeuget, wie er hoffe ſie noch einmal wie-
der zu ſehen, und dabey die Ermahnungs-Re-
de bis hieher fortgeſetzet hatte, ſo koͤmmt er nun
wieder auf das andere Stuͤck ſeines Anliegens,
nemlich auf den baldigen Abſchied aus dieſer
Welt, und zeiget an, daß wenn es auch GOtt
nicht gefallen ſolte, ihn noch laͤnger auf der
Welt zu laſſen, und die Philipper noch einmal
zu beſuchen, er ſich auch daruͤber freuen wolle,
und hoffentlich ſie ſich auch mit ihm freuen wuͤr-
den, daß er ſodann eine ſelige Heimfahrt ge-
halten habe.
5. Dieweil aber dieſes freuen uͤber ſeinem
eignen und eines ſo liebwerthen Lehrers Abſchie-
de eine der bloſſen Natur unmoͤgliche Sache war;
ſo ermuntert er ſich und die Philipper dazu,
wenn er ſpricht: Deſſelben aber ſolt ihr
euch auch freuen, und ſolt euch mit mir
freuen.
V. 19.

Jch hoffe aber in dem HErrn JEſu,
der unſere Hoffnung iſt, und auf den und deſſen
gnaͤdige Leitung es billig in allem unſerm Vor-
nehmen ankoͤmmt,) daß ich Timotheum
bald werde zu euch ſenden, daß ich auch er-
quicket werde, wenn ich erfahre, wie es
um euch ſtehet.

Anmerckung.

Paulo war zwar von dem Zuſtande der
Philipper vieles bewuſt: ſo eigentlich aber war
er ihm noch nicht bekant. Und da er von Ti-
motheo noch naͤhere Nachricht zu uͤberkommen
verhoffete, ſo muͤß er ihn vor ſeiner eignen Ab-
reiſe noch wieder zu Rom erwartet haben. Es
war Rom von Macedonien gar weit entlegen:
iedoch aber, da die Schiffe immer hin und her
gingen, ſo konte eine Hin- und Her-Reiſe bald
abgeleget werden. Daß aber der Apoſtel durch
die Nachricht von ihnen erquicket zu werden hof-
fet, das war eine Anzeige ſeiner Zuverſicht, daß
er viel Gutes von ihnen vernehmen wuͤrde.

V. 20. 21.

Denn ich habe keinen, der ſo gar mei-
nes Sinnes ſey, der ſo hertzlich fuͤr euch
ſorget. Denn ſie ſuchen alle das Jhrige,
nicht das JEſu CHriſti iſt.

Anmerckungen.
1. Diß iſt ein ſonderlich Lob des Timo-
thei, dadurch der Apoſtel erlaͤutert, warum er
ihn nenne τέκνον γνήσιον, einen recht wohl ge-
rathenen und ihm, als ſeinem geiſtlichen Vater,
recht aͤhnlichen Sohn. 1 Tim. 1, 2.
2. Gleichwie es der Natur nach unter de-
nen, die im guten Bande der Vereinigung ſte-
hen, immer einige giebet, welche dem Tempe-
rament
und den Neigungen des Gemuͤths nach
mit einander vor andern genaue zuſammen flieſ-
ſen: alſo gehet es auch im Reiche der Gnaden
und in der geiſtlichen Gemeinſchaft, da, auſſer
dem gemeinen Bande, ſich zwiſchen einigen im-
mer auch noch ein naͤhers Band findet. Und
[Spaltenumbruch] ob es gleich von der erſten Jeruſalemſchen Ge-
meine Ap. Geſ. 4, 34. heiſſet, daß die Menge
der Glaͤubigen ein Hertz und eine Seele
geweſen ſey;
ſo iſt doch kein Zweifel, daß un-
ter manchen nicht noch ein genauers Band
in beſonderer Vertraulichkeit ſich gefunden ha-
be. Wer einen und den andern ſolchen ἰσόψυ-
χον findet, der hat ihn wehrt zu achten. Fin-
det ſich eine ſolche genaue geiſtliche Verbindung
unter Ehe-Leuten, ſo iſt die Ehe deſto geheilig-
ter, vergnuͤgter und geſegneter. 1 Cor. 14, 10.
giebt Paulus Timotheo das Zeugniß, daß er
das Werck des HErrn treibe, wie er,
Pau-
lus. Ein mehrers ſehe man von Timotheo in
ſeinem den an ihn geſchriebenen Briefen vorge-
ſetzten Lebens-Laufe. Das Griechiſche γνησίως
ſtimmet gar ſchoͤn zuſammen mit den Worten,
da er heißt, τέκνον γνήσιον, der rechte eigentli-
che Sohn 1 Tim. 1, 2.
3. Das Wort alle, in den Worten: ſie
ſuchen alle das Jhre, nicht was CHriſti
JESU iſt,
hat man nur von einer gewiſſen
Art Leute zu verſtehen, nemlich nur allein von
denen, von welchen er c. 1, 15. 16. bezeuget hat,
daß ſie CHriſtum nicht ἁγνῶς, lauterlich, ſon-
dern aus Haß und um Haders willen, und mit
dem Zweck, Pauli Banden nur noch mehrere
Truͤbſal zuzuwenden, verkuͤndiget haben: wel-
che er hernach cap. 3, 2. 18. 19. nennet Hunde,
boͤſe Arbeiter, Feinde des Creutzes CHri-
ſti, irdiſch Geſinnete, denen der Bauch
ihr Gott iſt.
Denn daß es zu Rom auſſer
Timotheo an andern getreuen Mit-Arbeitern
nicht gefehlet habe, ſiehet man c. 1, 14. 15. da
Paulus ſpricht, daß viele Bruͤder in dem
HErrn aus ſeinen Banden Zuverſicht ge-
wonnen, und deſto duͤrſtiger,
oder drei-
ſter worden, das Wort zu reden ohne Scheu
und aus guter Meinung.
4. Was Paulus von ſeinen Zeiten ſagen
muſte: kan man leider vielmehr ſchon vorlaͤngſt
von dem groͤſſeſten Haufen der oͤffentlichen Leh-
rer auch in der Evangeliſchen Kirche ſagen: ſie
ſuchen alle das Jhre, nicht das JESU
CHriſti iſt.
Aber welch eine Blindheit, welch
ein verkehrter Sinn iſt das! das Seinige ſu-
chen, und doch das Seinige mit Leib und See-
le daruͤber verlieren! O wie richtig und ſelig iſt
hingegen der Weg, da man das Seinige ver-
leugnet, und in ſolcher Ordnung CHriſtum,
und mit ihm alles, ſonderlich viele Seelen ge-
winnet.
5. Das Seinige ſuchen iſt, ſich ſelbſt im
Amte zum Zwecke haben, und alles dahin rich-
ten, daß einem an eitler Ehre, an zeitlichen
Guͤtern und an guten ruhigen Tagen nach dem
Fleiſche nichts abgehe, ſondern immer mehr zu-
wachſe. Stehet dieſer dreyfache loſe Zweck
nicht bey allen Unbekehrten in gleichem Grad bey
einander, ſo thut ſich doch einer vor dem andern
ſonderlich hervor, und iſt ein unfehlbarer Cha-
racter
aller unbekehrten Lehrer und Zuhoͤrer.
Siehe von ihnen Jeſ. 56, 1. Jer. 6, 13.
6. Suchen, was JEſu CHriſti iſt,
heiſſet ſo viel, als zuvorderſt ſeiner ſelbſt wohl
wahrnehmen, und dahin ſehen, daß man moͤ-
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X x x x 2
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[715/0743] Cap. 2, v. 18-21. an die Philipper. lig bey CHriſto zu ſeyn, hart anliege, und dar- auf bezeuget, wie er hoffe ſie noch einmal wie- der zu ſehen, und dabey die Ermahnungs-Re- de bis hieher fortgeſetzet hatte, ſo koͤmmt er nun wieder auf das andere Stuͤck ſeines Anliegens, nemlich auf den baldigen Abſchied aus dieſer Welt, und zeiget an, daß wenn es auch GOtt nicht gefallen ſolte, ihn noch laͤnger auf der Welt zu laſſen, und die Philipper noch einmal zu beſuchen, er ſich auch daruͤber freuen wolle, und hoffentlich ſie ſich auch mit ihm freuen wuͤr- den, daß er ſodann eine ſelige Heimfahrt ge- halten habe. 5. Dieweil aber dieſes freuen uͤber ſeinem eignen und eines ſo liebwerthen Lehrers Abſchie- de eine der bloſſen Natur unmoͤgliche Sache war; ſo ermuntert er ſich und die Philipper dazu, wenn er ſpricht: Deſſelben aber ſolt ihr euch auch freuen, und ſolt euch mit mir freuen. V. 19. Jch hoffe aber in dem HErrn JEſu, der unſere Hoffnung iſt, und auf den und deſſen gnaͤdige Leitung es billig in allem unſerm Vor- nehmen ankoͤmmt,) daß ich Timotheum bald werde zu euch ſenden, daß ich auch er- quicket werde, wenn ich erfahre, wie es um euch ſtehet. Anmerckung. Paulo war zwar von dem Zuſtande der Philipper vieles bewuſt: ſo eigentlich aber war er ihm noch nicht bekant. Und da er von Ti- motheo noch naͤhere Nachricht zu uͤberkommen verhoffete, ſo muͤß er ihn vor ſeiner eignen Ab- reiſe noch wieder zu Rom erwartet haben. Es war Rom von Macedonien gar weit entlegen: iedoch aber, da die Schiffe immer hin und her gingen, ſo konte eine Hin- und Her-Reiſe bald abgeleget werden. Daß aber der Apoſtel durch die Nachricht von ihnen erquicket zu werden hof- fet, das war eine Anzeige ſeiner Zuverſicht, daß er viel Gutes von ihnen vernehmen wuͤrde. V. 20. 21. Denn ich habe keinen, der ſo gar mei- nes Sinnes ſey, der ſo hertzlich fuͤr euch ſorget. Denn ſie ſuchen alle das Jhrige, nicht das JEſu CHriſti iſt. Anmerckungen. 1. Diß iſt ein ſonderlich Lob des Timo- thei, dadurch der Apoſtel erlaͤutert, warum er ihn nenne τέκνον γνήσιον, einen recht wohl ge- rathenen und ihm, als ſeinem geiſtlichen Vater, recht aͤhnlichen Sohn. 1 Tim. 1, 2. 2. Gleichwie es der Natur nach unter de- nen, die im guten Bande der Vereinigung ſte- hen, immer einige giebet, welche dem Tempe- rament und den Neigungen des Gemuͤths nach mit einander vor andern genaue zuſammen flieſ- ſen: alſo gehet es auch im Reiche der Gnaden und in der geiſtlichen Gemeinſchaft, da, auſſer dem gemeinen Bande, ſich zwiſchen einigen im- mer auch noch ein naͤhers Band findet. Und ob es gleich von der erſten Jeruſalemſchen Ge- meine Ap. Geſ. 4, 34. heiſſet, daß die Menge der Glaͤubigen ein Hertz und eine Seele geweſen ſey; ſo iſt doch kein Zweifel, daß un- ter manchen nicht noch ein genauers Band in beſonderer Vertraulichkeit ſich gefunden ha- be. Wer einen und den andern ſolchen ἰσόψυ- χον findet, der hat ihn wehrt zu achten. Fin- det ſich eine ſolche genaue geiſtliche Verbindung unter Ehe-Leuten, ſo iſt die Ehe deſto geheilig- ter, vergnuͤgter und geſegneter. 1 Cor. 14, 10. giebt Paulus Timotheo das Zeugniß, daß er das Werck des HErrn treibe, wie er, Pau- lus. Ein mehrers ſehe man von Timotheo in ſeinem den an ihn geſchriebenen Briefen vorge- ſetzten Lebens-Laufe. Das Griechiſche γνησίως ſtimmet gar ſchoͤn zuſammen mit den Worten, da er heißt, τέκνον γνήσιον, der rechte eigentli- che Sohn 1 Tim. 1, 2. 3. Das Wort alle, in den Worten: ſie ſuchen alle das Jhre, nicht was CHriſti JESU iſt, hat man nur von einer gewiſſen Art Leute zu verſtehen, nemlich nur allein von denen, von welchen er c. 1, 15. 16. bezeuget hat, daß ſie CHriſtum nicht ἁγνῶς, lauterlich, ſon- dern aus Haß und um Haders willen, und mit dem Zweck, Pauli Banden nur noch mehrere Truͤbſal zuzuwenden, verkuͤndiget haben: wel- che er hernach cap. 3, 2. 18. 19. nennet Hunde, boͤſe Arbeiter, Feinde des Creutzes CHri- ſti, irdiſch Geſinnete, denen der Bauch ihr Gott iſt. Denn daß es zu Rom auſſer Timotheo an andern getreuen Mit-Arbeitern nicht gefehlet habe, ſiehet man c. 1, 14. 15. da Paulus ſpricht, daß viele Bruͤder in dem HErrn aus ſeinen Banden Zuverſicht ge- wonnen, und deſto duͤrſtiger, oder drei- ſter worden, das Wort zu reden ohne Scheu und aus guter Meinung. 4. Was Paulus von ſeinen Zeiten ſagen muſte: kan man leider vielmehr ſchon vorlaͤngſt von dem groͤſſeſten Haufen der oͤffentlichen Leh- rer auch in der Evangeliſchen Kirche ſagen: ſie ſuchen alle das Jhre, nicht das JESU CHriſti iſt. Aber welch eine Blindheit, welch ein verkehrter Sinn iſt das! das Seinige ſu- chen, und doch das Seinige mit Leib und See- le daruͤber verlieren! O wie richtig und ſelig iſt hingegen der Weg, da man das Seinige ver- leugnet, und in ſolcher Ordnung CHriſtum, und mit ihm alles, ſonderlich viele Seelen ge- winnet. 5. Das Seinige ſuchen iſt, ſich ſelbſt im Amte zum Zwecke haben, und alles dahin rich- ten, daß einem an eitler Ehre, an zeitlichen Guͤtern und an guten ruhigen Tagen nach dem Fleiſche nichts abgehe, ſondern immer mehr zu- wachſe. Stehet dieſer dreyfache loſe Zweck nicht bey allen Unbekehrten in gleichem Grad bey einander, ſo thut ſich doch einer vor dem andern ſonderlich hervor, und iſt ein unfehlbarer Cha- racter aller unbekehrten Lehrer und Zuhoͤrer. Siehe von ihnen Jeſ. 56, 1. Jer. 6, 13. 6. Suchen, was JEſu CHriſti iſt, heiſſet ſo viel, als zuvorderſt ſeiner ſelbſt wohl wahrnehmen, und dahin ſehen, daß man moͤ- ge X x x x 2

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 715. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/743>, abgerufen am 24.11.2024.