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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 1, v. 27-30. an die Philpper.
[Spaltenumbruch] dem Glauben auch ein heiliges Leben innerlich
vor GOTT und äusserlich vor Menschen nach
allen Pflichten der Liebe erfodert. Da denn
dem Evangelio würdig wandeln so viel ist, als
verhüten, daß nicht durch einen unbehutsamen
und anstößigen Wandel der Christlichen Reli-
gion zu ihrem Nachtheil ein gehäßiger Vorwurf
gemachet werde: und sich hingegen in allen
Stücken so verhalten, daß das Evangelium
durch das Leben recht geschmücket und geehret
werde. Welches geschiehet, wenn von den Be-
kennern ein Schluß gemachet wird auf die Re-
ligion selbst, daß man sagen müsse: Ey wel-
che eine heilige und herrliche Religion ist
das, welche ihre Bekenner so aufrichtig,
so getreu, so gehorsam, so demüthig, so
sanftmüthig, so gütig und gerecht ma-
chet!
Was muß das nicht für eine herrliche
und kräftige Lehre seyn, dadurch einer, so bald
er sie nur annimt, aus einem Geitzigen und Un-
gerechten so freygebig und gutthätig, aus einem
Trunckenbolde so nüchtern und mäßig u. s. w.
wird. Zu dem Ende Paulus Tit. 2, 10. von
dem Gesinde fodert, daß sie mit ihrem Wohl-
verhalten die Lehre GOttes unsers Heilan-
des schmücken sollen in allen Stücken.
O
wird nicht hingegen heute zu Tage und schon
vorlängst von den meisten Christen, auch von
den vor andern vom Evangelio genanten Evan-
gelischen der Name CHristi mit dem Evangelio
verunehret!
3. Zu einem dem Evangelio würdigen oder
anständigen Wandel ist zuvorderst nöthig, das
dabey verlangte Stehen in einem Geiste, o-
der die geistliche Vereinigung der Gemüther und
rechte Standhaftigkeit des Geistes, daß aller
Geist und Reigung auf eines gehe: wie an der
Jerusalemschen Gemeine gerühmet wird, daß
aller ein Hertz und eine Seele gewesen sey Ap.
Ges. 4, 32. Siehe Eph. 4, 1. u. f.
4. Der Glaube des Evangelii ist der
Glaube, der aus dem Evangelio entstehet, sich
an das Evangelium hält und darauf bauet, und
in dem Evangelio seine beständige Nahrung hat.
Und also stehet alhier im Glauben beydes zusam-
men. Der Glaube des Hertzens und die Glau-
bens-Lehren, damit er es sonderlich zu thun
hatte.
5. Kämpfen für den Glauben des
Evangelii
ist sich weder den Glauben der Leh-
ren noch des Hertzens rauben lassen, sondern
den dazu innerlich und äusserlich vorkommenden
Versuchungen tapfern Widerstand thun und sie
überwinden. Da denn der Glaube der Sieg
wird, der die Welt überwindet 1 Joh. 5, 5. Ju-
das nennet es v. 3. Ob dem Glauben käm-
pfen, der einmal den Heiligen fürgegeben
ist.
6. Es haben manche Anfänger einen fal-
schen Begriff vom Christenthum, wann sie sich
dasselbe als lauter Sieg und Ruhe ohne
Kampf
vorstellen, da doch kein Sieg ohne
Kampf seyn kan. Ein anders ist Ruhe und
Friede in GOTT haben, und ein anders ist
sonst nichts als lauter Ruhe und Friede empfin-
[Spaltenumbruch] den. Wie Kampf und Sieg, also auch Kampf
und Friede stehen wohl bey einander.
V. 28.

Und euch in keinem Wege (in keinem
Stücke, auf keine Art) erschrecken lasset von
den Widersachern,
(da sie euch so und so
dräuen, was euch um CHristi willen wieder-
fahren soll; auch schon bishero manches Leiden
gemacht haben, und noch machen, um euch
von der Christlichen Religion abzuziehen.) wel-
ches ist ein Anzeigen, ihnen der Verdamm-
niß, euch aber der Seligkeit, und dassel-
be von GOTT,
(nemlich das letztere, zwar
auch das erstere, aber nur so ferne, als GOtt
bey seiner Zulassung wie ein gerechter Richter
betrachtet wird.

Anmerckung.

Man hat hiebey sonderlich den Ort Jes.
51, 7. zu erwegen, da es heißt: Höret mir zu,
die ihr die Gerechtigkeit kennet; du Volck,
in welches Hertzen mein Gesetz ist. Fürch-
tet euch nicht, wenn euch die Leute schmä-
hen, und entsetzet euch nicht, wenn sie
euch verzaget machen!
Siehe auch 2 Thess.
1, 5. 1 Pet. 3, 13. Denn die Zulassung des bö-
sen zeiget an, daß GOTT dermaleins recht
richten wird, und hat das Gericht zum Grunde
des Menschen freyen Willen, nach welchem er
das Böse auch wol hätte unterlassen können.

V. 29. 30.

Denn euch ists gegeben (ekharisthe,
aus Gnaden geschencket,) um Christus wil-
len zu thun,
(to uper khristou, was CHristum,
oder die Sache CHristi, mit der ihr es zu thun
habet, anlanget,) daß ihr nicht allein an
ihn gläubet, sondern auch um seinet wil-
len leidet, und habet denselben Kampf,
welchen ihr an mir gesehen habet,
(Ap.
Gesch. 16.) und nun von mir höret.

Anmerckungen.
1. Nicht allein der Glaube, sondern auch
die Geduld im Glauben, ist kharisma, eine
Gnaden-Gabe. Und also ist die natürliche
Geduld sehr weit unterschieden von der überna-
türlichen, welche man aus den Gnaden-Kräf-
ten hat. Was die Natur von der Geduld un-
ter der Widerwärtigkeit hat, ist nur ein ich muß,
aber kein ich will.
2. Die grössesten und häuffigsten Wunder-
wercke GOttes findet man bey den Martyrern
und Bekennern an ihrer Geduld unter den grös-
sesten Leiden, welche, da sie, nach den Kräften
der Natur betrachtet, gleichsam Centner schwer,
ja unerträglich waren, nach der Gnade und aus
dero Kraft fast alles ihr Gewicht verlohren ha-
ben: wie man an so vielen Exempeln siehet.
Darum Paulus die Trübsal mit gar nachdrück-
lichen Worten zeitlich und leichte nennet, der
bevorstehenden Herrlichkeit aber ein über al-
le Massen grosses Gewicht zuschreibet, und dazu
von der Trübsal saget, daß sie die Herrlichkeit
schaffe
Cap. 1, v. 27-30. an die Philpper.
[Spaltenumbruch] dem Glauben auch ein heiliges Leben innerlich
vor GOTT und aͤuſſerlich vor Menſchen nach
allen Pflichten der Liebe erfodert. Da denn
dem Evangelio wuͤrdig wandeln ſo viel iſt, als
verhuͤten, daß nicht durch einen unbehutſamen
und anſtoͤßigen Wandel der Chriſtlichen Reli-
gion zu ihrem Nachtheil ein gehaͤßiger Vorwurf
gemachet werde: und ſich hingegen in allen
Stuͤcken ſo verhalten, daß das Evangelium
durch das Leben recht geſchmuͤcket und geehret
werde. Welches geſchiehet, wenn von den Be-
kennern ein Schluß gemachet wird auf die Re-
ligion ſelbſt, daß man ſagen muͤſſe: Ey wel-
che eine heilige und herrliche Religion iſt
das, welche ihre Bekenner ſo aufrichtig,
ſo getreu, ſo gehorſam, ſo demuͤthig, ſo
ſanftmuͤthig, ſo guͤtig und gerecht ma-
chet!
Was muß das nicht fuͤr eine herrliche
und kraͤftige Lehre ſeyn, dadurch einer, ſo bald
er ſie nur annimt, aus einem Geitzigen und Un-
gerechten ſo freygebig und gutthaͤtig, aus einem
Trunckenbolde ſo nuͤchtern und maͤßig u. ſ. w.
wird. Zu dem Ende Paulus Tit. 2, 10. von
dem Geſinde fodert, daß ſie mit ihrem Wohl-
verhalten die Lehre GOttes unſers Heilan-
des ſchmuͤcken ſollen in allen Stuͤcken.
O
wird nicht hingegen heute zu Tage und ſchon
vorlaͤngſt von den meiſten Chriſten, auch von
den vor andern vom Evangelio genanten Evan-
geliſchen der Name CHriſti mit dem Evangelio
verunehret!
3. Zu einem dem Evangelio wuͤrdigen oder
anſtaͤndigen Wandel iſt zuvorderſt noͤthig, das
dabey verlangte Stehen in einem Geiſte, o-
der die geiſtliche Vereinigung der Gemuͤther und
rechte Standhaftigkeit des Geiſtes, daß aller
Geiſt und Reigung auf eines gehe: wie an der
Jeruſalemſchen Gemeine geruͤhmet wird, daß
aller ein Hertz und eine Seele geweſen ſey Ap.
Geſ. 4, 32. Siehe Eph. 4, 1. u. f.
4. Der Glaube des Evangelii iſt der
Glaube, der aus dem Evangelio entſtehet, ſich
an das Evangelium haͤlt und darauf bauet, und
in dem Evangelio ſeine beſtaͤndige Nahrung hat.
Und alſo ſtehet alhier im Glauben beydes zuſam-
men. Der Glaube des Hertzens und die Glau-
bens-Lehren, damit er es ſonderlich zu thun
hatte.
5. Kaͤmpfen fuͤr den Glauben des
Evangelii
iſt ſich weder den Glauben der Leh-
ren noch des Hertzens rauben laſſen, ſondern
den dazu innerlich und aͤuſſerlich vorkommenden
Verſuchungen tapfern Widerſtand thun und ſie
uͤberwinden. Da denn der Glaube der Sieg
wird, der die Welt uͤberwindet 1 Joh. 5, 5. Ju-
das nennet es v. 3. Ob dem Glauben kaͤm-
pfen, der einmal den Heiligen fuͤrgegeben
iſt.
6. Es haben manche Anfaͤnger einen fal-
ſchen Begriff vom Chriſtenthum, wann ſie ſich
daſſelbe als lauter Sieg und Ruhe ohne
Kampf
vorſtellen, da doch kein Sieg ohne
Kampf ſeyn kan. Ein anders iſt Ruhe und
Friede in GOTT haben, und ein anders iſt
ſonſt nichts als lauter Ruhe und Friede empfin-
[Spaltenumbruch] den. Wie Kampf und Sieg, alſo auch Kampf
und Friede ſtehen wohl bey einander.
V. 28.

Und euch in keinem Wege (in keinem
Stuͤcke, auf keine Art) erſchrecken laſſet von
den Widerſachern,
(da ſie euch ſo und ſo
draͤuen, was euch um CHriſti willen wieder-
fahren ſoll; auch ſchon bishero manches Leiden
gemacht haben, und noch machen, um euch
von der Chriſtlichen Religion abzuziehen.) wel-
ches iſt ein Anzeigen, ihnen der Verdamm-
niß, euch aber der Seligkeit, und daſſel-
be von GOTT,
(nemlich das letztere, zwar
auch das erſtere, aber nur ſo ferne, als GOtt
bey ſeiner Zulaſſung wie ein gerechter Richter
betrachtet wird.

Anmerckung.

Man hat hiebey ſonderlich den Ort Jeſ.
51, 7. zu erwegen, da es heißt: Hoͤret mir zu,
die ihr die Gerechtigkeit kennet; du Volck,
in welches Hertzen mein Geſetz iſt. Fuͤrch-
tet euch nicht, wenn euch die Leute ſchmaͤ-
hen, und entſetzet euch nicht, wenn ſie
euch verzaget machen!
Siehe auch 2 Theſſ.
1, 5. 1 Pet. 3, 13. Denn die Zulaſſung des boͤ-
ſen zeiget an, daß GOTT dermaleins recht
richten wird, und hat das Gericht zum Grunde
des Menſchen freyen Willen, nach welchem er
das Boͤſe auch wol haͤtte unterlaſſen koͤnnen.

V. 29. 30.

Denn euch iſts gegeben (ἐχαρίσϑη,
aus Gnaden geſchencket,) um Chriſtus wil-
len zu thun,
(τὸ ὑπὲρ χριστοῦ, was CHriſtum,
oder die Sache CHriſti, mit der ihr es zu thun
habet, anlanget,) daß ihr nicht allein an
ihn glaͤubet, ſondern auch um ſeinet wil-
len leidet, und habet denſelben Kampf,
welchen ihr an mir geſehen habet,
(Ap.
Geſch. 16.) und nun von mir hoͤret.

Anmerckungen.
1. Nicht allein der Glaube, ſondern auch
die Geduld im Glauben, iſt χάρισμα, eine
Gnaden-Gabe. Und alſo iſt die natuͤrliche
Geduld ſehr weit unterſchieden von der uͤberna-
tuͤrlichen, welche man aus den Gnaden-Kraͤf-
ten hat. Was die Natur von der Geduld un-
ter der Widerwaͤrtigkeit hat, iſt nur ein ich muß,
aber kein ich will.
2. Die groͤſſeſten und haͤuffigſten Wunder-
wercke GOttes findet man bey den Martyrern
und Bekennern an ihrer Geduld unter den groͤſ-
ſeſten Leiden, welche, da ſie, nach den Kraͤften
der Natur betrachtet, gleichſam Centner ſchwer,
ja unertraͤglich waren, nach der Gnade und aus
dero Kraft faſt alles ihr Gewicht verlohren ha-
ben: wie man an ſo vielen Exempeln ſiehet.
Darum Paulus die Truͤbſal mit gar nachdruͤck-
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bevorſtehenden Herrlichkeit aber ein uͤber al-
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[703/0731] Cap. 1, v. 27-30. an die Philpper. dem Glauben auch ein heiliges Leben innerlich vor GOTT und aͤuſſerlich vor Menſchen nach allen Pflichten der Liebe erfodert. Da denn dem Evangelio wuͤrdig wandeln ſo viel iſt, als verhuͤten, daß nicht durch einen unbehutſamen und anſtoͤßigen Wandel der Chriſtlichen Reli- gion zu ihrem Nachtheil ein gehaͤßiger Vorwurf gemachet werde: und ſich hingegen in allen Stuͤcken ſo verhalten, daß das Evangelium durch das Leben recht geſchmuͤcket und geehret werde. Welches geſchiehet, wenn von den Be- kennern ein Schluß gemachet wird auf die Re- ligion ſelbſt, daß man ſagen muͤſſe: Ey wel- che eine heilige und herrliche Religion iſt das, welche ihre Bekenner ſo aufrichtig, ſo getreu, ſo gehorſam, ſo demuͤthig, ſo ſanftmuͤthig, ſo guͤtig und gerecht ma- chet! Was muß das nicht fuͤr eine herrliche und kraͤftige Lehre ſeyn, dadurch einer, ſo bald er ſie nur annimt, aus einem Geitzigen und Un- gerechten ſo freygebig und gutthaͤtig, aus einem Trunckenbolde ſo nuͤchtern und maͤßig u. ſ. w. wird. Zu dem Ende Paulus Tit. 2, 10. von dem Geſinde fodert, daß ſie mit ihrem Wohl- verhalten die Lehre GOttes unſers Heilan- des ſchmuͤcken ſollen in allen Stuͤcken. O wird nicht hingegen heute zu Tage und ſchon vorlaͤngſt von den meiſten Chriſten, auch von den vor andern vom Evangelio genanten Evan- geliſchen der Name CHriſti mit dem Evangelio verunehret! 3. Zu einem dem Evangelio wuͤrdigen oder anſtaͤndigen Wandel iſt zuvorderſt noͤthig, das dabey verlangte Stehen in einem Geiſte, o- der die geiſtliche Vereinigung der Gemuͤther und rechte Standhaftigkeit des Geiſtes, daß aller Geiſt und Reigung auf eines gehe: wie an der Jeruſalemſchen Gemeine geruͤhmet wird, daß aller ein Hertz und eine Seele geweſen ſey Ap. Geſ. 4, 32. Siehe Eph. 4, 1. u. f. 4. Der Glaube des Evangelii iſt der Glaube, der aus dem Evangelio entſtehet, ſich an das Evangelium haͤlt und darauf bauet, und in dem Evangelio ſeine beſtaͤndige Nahrung hat. Und alſo ſtehet alhier im Glauben beydes zuſam- men. Der Glaube des Hertzens und die Glau- bens-Lehren, damit er es ſonderlich zu thun hatte. 5. Kaͤmpfen fuͤr den Glauben des Evangelii iſt ſich weder den Glauben der Leh- ren noch des Hertzens rauben laſſen, ſondern den dazu innerlich und aͤuſſerlich vorkommenden Verſuchungen tapfern Widerſtand thun und ſie uͤberwinden. Da denn der Glaube der Sieg wird, der die Welt uͤberwindet 1 Joh. 5, 5. Ju- das nennet es v. 3. Ob dem Glauben kaͤm- pfen, der einmal den Heiligen fuͤrgegeben iſt. 6. Es haben manche Anfaͤnger einen fal- ſchen Begriff vom Chriſtenthum, wann ſie ſich daſſelbe als lauter Sieg und Ruhe ohne Kampf vorſtellen, da doch kein Sieg ohne Kampf ſeyn kan. Ein anders iſt Ruhe und Friede in GOTT haben, und ein anders iſt ſonſt nichts als lauter Ruhe und Friede empfin- den. Wie Kampf und Sieg, alſo auch Kampf und Friede ſtehen wohl bey einander. V. 28. Und euch in keinem Wege (in keinem Stuͤcke, auf keine Art) erſchrecken laſſet von den Widerſachern, (da ſie euch ſo und ſo draͤuen, was euch um CHriſti willen wieder- fahren ſoll; auch ſchon bishero manches Leiden gemacht haben, und noch machen, um euch von der Chriſtlichen Religion abzuziehen.) wel- ches iſt ein Anzeigen, ihnen der Verdamm- niß, euch aber der Seligkeit, und daſſel- be von GOTT, (nemlich das letztere, zwar auch das erſtere, aber nur ſo ferne, als GOtt bey ſeiner Zulaſſung wie ein gerechter Richter betrachtet wird. Anmerckung. Man hat hiebey ſonderlich den Ort Jeſ. 51, 7. zu erwegen, da es heißt: Hoͤret mir zu, die ihr die Gerechtigkeit kennet; du Volck, in welches Hertzen mein Geſetz iſt. Fuͤrch- tet euch nicht, wenn euch die Leute ſchmaͤ- hen, und entſetzet euch nicht, wenn ſie euch verzaget machen! Siehe auch 2 Theſſ. 1, 5. 1 Pet. 3, 13. Denn die Zulaſſung des boͤ- ſen zeiget an, daß GOTT dermaleins recht richten wird, und hat das Gericht zum Grunde des Menſchen freyen Willen, nach welchem er das Boͤſe auch wol haͤtte unterlaſſen koͤnnen. V. 29. 30. Denn euch iſts gegeben (ἐχαρίσϑη, aus Gnaden geſchencket,) um Chriſtus wil- len zu thun, (τὸ ὑπὲρ χριστοῦ, was CHriſtum, oder die Sache CHriſti, mit der ihr es zu thun habet, anlanget,) daß ihr nicht allein an ihn glaͤubet, ſondern auch um ſeinet wil- len leidet, und habet denſelben Kampf, welchen ihr an mir geſehen habet, (Ap. Geſch. 16.) und nun von mir hoͤret. Anmerckungen. 1. Nicht allein der Glaube, ſondern auch die Geduld im Glauben, iſt χάρισμα, eine Gnaden-Gabe. Und alſo iſt die natuͤrliche Geduld ſehr weit unterſchieden von der uͤberna- tuͤrlichen, welche man aus den Gnaden-Kraͤf- ten hat. Was die Natur von der Geduld un- ter der Widerwaͤrtigkeit hat, iſt nur ein ich muß, aber kein ich will. 2. Die groͤſſeſten und haͤuffigſten Wunder- wercke GOttes findet man bey den Martyrern und Bekennern an ihrer Geduld unter den groͤſ- ſeſten Leiden, welche, da ſie, nach den Kraͤften der Natur betrachtet, gleichſam Centner ſchwer, ja unertraͤglich waren, nach der Gnade und aus dero Kraft faſt alles ihr Gewicht verlohren ha- ben: wie man an ſo vielen Exempeln ſiehet. Darum Paulus die Truͤbſal mit gar nachdruͤck- lichen Worten zeitlich und leichte nennet, der bevorſtehenden Herrlichkeit aber ein uͤber al- le Maſſen groſſes Gewicht zuſchreibet, und dazu von der Truͤbſal ſaget, daß ſie die Herrlichkeit ſchaffe

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 703. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/731>, abgerufen am 27.11.2024.