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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefs Pauli Cap. 1, 18-20.
[Spaltenumbruch] nen, er thue GOtt einen Dienst daran.
Da es nicht füglich durch aber gegeben ist: es
kömmt aber die Zeit.
Das Wort prophasis
heist in diesem Verse ein Vorwand, nemlich
des guten Zwecks; und weil es nur ein fälsch-
liches Vorgeben war, so ist der Gegensatz davon
aletheia die Wahrheit, ein rechtschafnes
Wesen.
V. 19.

Denn ich weiß, daß mir dasselbe (daß
ich die Bande an mir trage und die falschen Leh-
rer meinen Banden noch mehrere Trübsal zu-
wenden wollen) gelinget zur Seligkeit (sin-
temal ich dazu durch die Leiden immer mehr ge-
läutert werde) durch euer Gebet (welches auch
dahin mit gehet, daß mir alles widrige zum be-
sten gereichen möge nach Rom. 8, 28.) und
durch Handreichung des Geistes JEsu
Christi
(der im Leiden unserer Schwachheit auf-
hilft, darinnen sich als einen Geist des Trostes
erweiset, alles erträglich machet, und uns
durch das Feuer der Trübsal immer mehr be-
währet.)

Anmerckungen.
1. Haben Christen gleich Trübsal, so wis-
sen sie sich doch nicht allein darein wohl zu finden,
sondern sie haben auch Freude und Trost darin-
nen. Hingegen hat ein Unchrist, wie ein ieder
unbekehrter Mensch ist, entweder allerley natür-
liche, oder selbstgemachte Leiden, so muß er sie
recht fühlen. Denn er muß alle Last mit eignen
Natur-Kräften tragen. Daher sie einem sol-
chen Menschen gleichsam zur Hölle wird, da ei-
nem glaubigen Kinde GOttes auch das wahre
Creutz selbst auf gewisse Art oft gleichsam zum
Himmel werden muß.
2. Gleichwie Liebe Gegenliebe erfordert
und wircket, also bewiesen die gläubigen Philip-
per auch durch die Fürbitte für Paulum ihre Lie-
be gegen ihn so vielmehr, so vielmehr sie sich der-
selben auch von ihm versichert hielten: wie er
auch gleich im Anfange des Briefes von sich ge-
gen sie bezeuget. Siehe auch 2 Cor. 1, 10. 11.
3. Der H. Geist ist ein Geist Christi, weil
er mit ihm und dem Vater eines Wesens ist, da-
her er auch ein Geist GOttes, oder des Vaters
heißt. Es wird aber auch mit solcher Redens-
Art zugleich gesehen theils auf den ewigen Aus-
gang des Geistes wie vom Vater, also auch vom
Sohne: theils auf das Amt des Heiligen Gei-
stes, welches ist, den Vater und Sohn im Wer-
cke der Seligkeit der Zueignung des erworbenen
und geschenckten Heils zu verklären, und sich da-
zu vom Vater und Sohn senden zu lassen. Daß
auch diese dritte Person in der hochgelobten Gott-
heit den Namen des Geistes nicht von seinem
geistlichen Wesen habe, als welches sie mit dem
Vater und Sohn gemein hat, sondern von dem
uns unbegreiflichen ewigen Ausgange von bey-
den also genennet werde, ist aus der Theologie
nach Anweisung der H. Schrift bekant.
[Spaltenumbruch]
V. 20.

Wie ich endlich warte und hoffe, daß
ich in keinerley Stücke
(niemal, es gehe mir
auch, wie es wolle) zuschanden werde, son-
dern daß mit aller Freudigkeit, gleichwie
sonst allezeit, also auch ietzo
(bey meinen ge-
genwärtigen Banden in Rom) Christus hoch
gepreiset werde an meinem Leibe, es sey
durch Leben, oder Tod
(wenn etwa diese
Bande zur Beschliessung meines Lebens die letz-
tern seyn sollen, oder ich zu mehrer Verherrli-
chung des Namens Christi noch einmal wieder
auf freyen Fuß soll gestellet werden.)

Anmerckungen.
1. Paulus gebrauchet alhier von seiner le-
bendigen Hoffnung zwey Worte, davon das
erste, apokaradokia, von sonderbarem Nach-
druck ist, und ein solches Warten oder Hoffen
bedeutet, da der hoffende sich nicht allein mit
dem Gemüthe nach der gehoffeten Sache sehnet,
sondern seine innigste Sehnsucht auch durch Ge-
berden, sonderlich des ausgereckten Haupts, um
sich darnach umzusehen, bezeuget. Wir finden
dieses Wort auch Rom. 8, 19. da es Lutherus
durch die Worte ängstliches Harren überse-
tzet hat.
2. Es gehet die alhier bezeugete so sehnli-
che und dabey freudige Hoffnung Pauli so wol
auf das vorhergehende, als nachfolgende: das
ist, Paulus hoffete, es würde ihm alles Leiden zu
seiner Seligkeit gereichen, und GOtt würde ihn
in keinem Stücke lassen zu schanden werden.
3. Das zu schanden, oder beschämet,
werden, verstehet Paulus alhier, wie leicht-
lich zu erachten, nicht von der Ehre vor der
Welt: als welche er weder suchte, noch in sei-
nen Banden hatte; sondern von seinem Amte in
Ansehung Christi, nemlich er hoffete gewiß,
GOtt würde ihn davor bewahren, daß er auf
keine Art etwas zu der Verunehrung des Na-
mens Christi beytrüge; sondern mit ihm alles
so regieren, daß nur Christus, wie er im Ge-
gentheil dazu setzet, verherrlichet werde.
4. Gleichwie es des Heiligen Geistes Amt
ist, daß er Christum verkläre Joh. 16, 14. also
erwiese sich Paulus zu solcher Verklärung Chri-
sti als ein getreues Werckzeug des Heiligen
Geistes.
5. Christum groß machen, oder alles da-
hin richten, daß Christus nach seiner rechten
Grösse und Herrlichkeit, das ist, nach seiner Per-
son und seinem Mittler-Amte recht erkannt und
gläubig verehret werde, das ist eines der ersten
Kennzeichen eines rechtschafnen Lehrers.
6. Man sehe, wie die Gnade GOttes ei-
nen Menschen umkehren kan. Vor dem suchete
Saul Christi Namen zu verunehren, auch die
gläubigen Bekenner zur Verlästerung zu zwin-
gen. Hernach aber wuste er Christum nicht
hoch genug zu erheben. Diese gewaltige Ver-
änderung konte den Juden zur grossen Uberzeu-
gung dienen.
7. Wie
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 1, 18-20.
[Spaltenumbruch] nen, er thue GOtt einen Dienſt daran.
Da es nicht fuͤglich durch aber gegeben iſt: es
koͤmmt aber die Zeit.
Das Wort πρόφασις
heiſt in dieſem Verſe ein Vorwand, nemlich
des guten Zwecks; und weil es nur ein faͤlſch-
liches Vorgeben war, ſo iſt der Gegenſatz davon
ἀλήϑεια die Wahrheit, ein rechtſchafnes
Weſen.
V. 19.

Denn ich weiß, daß mir daſſelbe (daß
ich die Bande an mir trage und die falſchen Leh-
rer meinen Banden noch mehrere Truͤbſal zu-
wenden wollen) gelinget zur Seligkeit (ſin-
temal ich dazu durch die Leiden immer mehr ge-
laͤutert werde) durch euer Gebet (welches auch
dahin mit gehet, daß mir alles widrige zum be-
ſten gereichen moͤge nach Rom. 8, 28.) und
durch Handreichung des Geiſtes JEſu
Chriſti
(der im Leiden unſerer Schwachheit auf-
hilft, darinnen ſich als einen Geiſt des Troſtes
erweiſet, alles ertraͤglich machet, und uns
durch das Feuer der Truͤbſal immer mehr be-
waͤhret.)

Anmerckungen.
1. Haben Chriſten gleich Truͤbſal, ſo wiſ-
ſen ſie ſich doch nicht allein darein wohl zu finden,
ſondern ſie haben auch Freude und Troſt darin-
nen. Hingegen hat ein Unchriſt, wie ein ieder
unbekehrter Menſch iſt, entweder allerley natuͤr-
liche, oder ſelbſtgemachte Leiden, ſo muß er ſie
recht fuͤhlen. Denn er muß alle Laſt mit eignen
Natur-Kraͤften tragen. Daher ſie einem ſol-
chen Menſchen gleichſam zur Hoͤlle wird, da ei-
nem glaubigen Kinde GOttes auch das wahre
Creutz ſelbſt auf gewiſſe Art oft gleichſam zum
Himmel werden muß.
2. Gleichwie Liebe Gegenliebe erfordert
und wircket, alſo bewieſen die glaͤubigen Philip-
per auch durch die Fuͤrbitte fuͤr Paulum ihre Lie-
be gegen ihn ſo vielmehr, ſo vielmehr ſie ſich der-
ſelben auch von ihm verſichert hielten: wie er
auch gleich im Anfange des Briefes von ſich ge-
gen ſie bezeuget. Siehe auch 2 Cor. 1, 10. 11.
3. Der H. Geiſt iſt ein Geiſt Chriſti, weil
er mit ihm und dem Vater eines Weſens iſt, da-
her er auch ein Geiſt GOttes, oder des Vaters
heißt. Es wird aber auch mit ſolcher Redens-
Art zugleich geſehen theils auf den ewigen Aus-
gang des Geiſtes wie vom Vater, alſo auch vom
Sohne: theils auf das Amt des Heiligen Gei-
ſtes, welches iſt, den Vater und Sohn im Wer-
cke der Seligkeit der Zueignung des erworbenen
und geſchenckten Heils zu verklaͤren, und ſich da-
zu vom Vater und Sohn ſenden zu laſſen. Daß
auch dieſe dritte Perſon in der hochgelobten Gott-
heit den Namen des Geiſtes nicht von ſeinem
geiſtlichen Weſen habe, als welches ſie mit dem
Vater und Sohn gemein hat, ſondern von dem
uns unbegreiflichen ewigen Ausgange von bey-
den alſo genennet werde, iſt aus der Theologie
nach Anweiſung der H. Schrift bekant.
[Spaltenumbruch]
V. 20.

Wie ich endlich warte und hoffe, daß
ich in keinerley Stuͤcke
(niemal, es gehe mir
auch, wie es wolle) zuſchanden werde, ſon-
dern daß mit aller Freudigkeit, gleichwie
ſonſt allezeit, alſo auch ietzo
(bey meinen ge-
genwaͤrtigen Banden in Rom) Chriſtus hoch
gepreiſet werde an meinem Leibe, es ſey
durch Leben, oder Tod
(wenn etwa dieſe
Bande zur Beſchlieſſung meines Lebens die letz-
tern ſeyn ſollen, oder ich zu mehrer Verherrli-
chung des Namens Chriſti noch einmal wieder
auf freyen Fuß ſoll geſtellet werden.)

Anmerckungen.
1. Paulus gebrauchet alhier von ſeiner le-
bendigen Hoffnung zwey Worte, davon das
erſte, ἀποκαραδοκία, von ſonderbarem Nach-
druck iſt, und ein ſolches Warten oder Hoffen
bedeutet, da der hoffende ſich nicht allein mit
dem Gemuͤthe nach der gehoffeten Sache ſehnet,
ſondern ſeine innigſte Sehnſucht auch durch Ge-
berden, ſonderlich des ausgereckten Haupts, um
ſich darnach umzuſehen, bezeuget. Wir finden
dieſes Wort auch Rom. 8, 19. da es Lutherus
durch die Worte aͤngſtliches Harren uͤberſe-
tzet hat.
2. Es gehet die alhier bezeugete ſo ſehnli-
che und dabey freudige Hoffnung Pauli ſo wol
auf das vorhergehende, als nachfolgende: das
iſt, Paulus hoffete, es wuͤrde ihm alles Leiden zu
ſeiner Seligkeit gereichen, und GOtt wuͤrde ihn
in keinem Stuͤcke laſſen zu ſchanden werden.
3. Das zu ſchanden, oder beſchaͤmet,
werden, verſtehet Paulus alhier, wie leicht-
lich zu erachten, nicht von der Ehre vor der
Welt: als welche er weder ſuchte, noch in ſei-
nen Banden hatte; ſondern von ſeinem Amte in
Anſehung Chriſti, nemlich er hoffete gewiß,
GOtt wuͤrde ihn davor bewahren, daß er auf
keine Art etwas zu der Verunehrung des Na-
mens Chriſti beytruͤge; ſondern mit ihm alles
ſo regieren, daß nur Chriſtus, wie er im Ge-
gentheil dazu ſetzet, verherrlichet werde.
4. Gleichwie es des Heiligen Geiſtes Amt
iſt, daß er Chriſtum verklaͤre Joh. 16, 14. alſo
erwieſe ſich Paulus zu ſolcher Verklaͤrung Chri-
ſti als ein getreues Werckzeug des Heiligen
Geiſtes.
5. Chriſtum groß machen, oder alles da-
hin richten, daß Chriſtus nach ſeiner rechten
Groͤſſe und Herrlichkeit, das iſt, nach ſeiner Per-
ſon und ſeinem Mittler-Amte recht erkannt und
glaͤubig verehret werde, das iſt eines der erſten
Kennzeichen eines rechtſchafnen Lehrers.
6. Man ſehe, wie die Gnade GOttes ei-
nen Menſchen umkehren kan. Vor dem ſuchete
Saul Chriſti Namen zu verunehren, auch die
glaͤubigen Bekenner zur Verlaͤſterung zu zwin-
gen. Hernach aber wuſte er Chriſtum nicht
hoch genug zu erheben. Dieſe gewaltige Ver-
aͤnderung konte den Juden zur groſſen Uberzeu-
gung dienen.
7. Wie
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[700/0728] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 1, 18-20. nen, er thue GOtt einen Dienſt daran. Da es nicht fuͤglich durch aber gegeben iſt: es koͤmmt aber die Zeit. Das Wort πρόφασις heiſt in dieſem Verſe ein Vorwand, nemlich des guten Zwecks; und weil es nur ein faͤlſch- liches Vorgeben war, ſo iſt der Gegenſatz davon ἀλήϑεια die Wahrheit, ein rechtſchafnes Weſen. V. 19. Denn ich weiß, daß mir daſſelbe (daß ich die Bande an mir trage und die falſchen Leh- rer meinen Banden noch mehrere Truͤbſal zu- wenden wollen) gelinget zur Seligkeit (ſin- temal ich dazu durch die Leiden immer mehr ge- laͤutert werde) durch euer Gebet (welches auch dahin mit gehet, daß mir alles widrige zum be- ſten gereichen moͤge nach Rom. 8, 28.) und durch Handreichung des Geiſtes JEſu Chriſti (der im Leiden unſerer Schwachheit auf- hilft, darinnen ſich als einen Geiſt des Troſtes erweiſet, alles ertraͤglich machet, und uns durch das Feuer der Truͤbſal immer mehr be- waͤhret.) Anmerckungen. 1. Haben Chriſten gleich Truͤbſal, ſo wiſ- ſen ſie ſich doch nicht allein darein wohl zu finden, ſondern ſie haben auch Freude und Troſt darin- nen. Hingegen hat ein Unchriſt, wie ein ieder unbekehrter Menſch iſt, entweder allerley natuͤr- liche, oder ſelbſtgemachte Leiden, ſo muß er ſie recht fuͤhlen. Denn er muß alle Laſt mit eignen Natur-Kraͤften tragen. Daher ſie einem ſol- chen Menſchen gleichſam zur Hoͤlle wird, da ei- nem glaubigen Kinde GOttes auch das wahre Creutz ſelbſt auf gewiſſe Art oft gleichſam zum Himmel werden muß. 2. Gleichwie Liebe Gegenliebe erfordert und wircket, alſo bewieſen die glaͤubigen Philip- per auch durch die Fuͤrbitte fuͤr Paulum ihre Lie- be gegen ihn ſo vielmehr, ſo vielmehr ſie ſich der- ſelben auch von ihm verſichert hielten: wie er auch gleich im Anfange des Briefes von ſich ge- gen ſie bezeuget. Siehe auch 2 Cor. 1, 10. 11. 3. Der H. Geiſt iſt ein Geiſt Chriſti, weil er mit ihm und dem Vater eines Weſens iſt, da- her er auch ein Geiſt GOttes, oder des Vaters heißt. Es wird aber auch mit ſolcher Redens- Art zugleich geſehen theils auf den ewigen Aus- gang des Geiſtes wie vom Vater, alſo auch vom Sohne: theils auf das Amt des Heiligen Gei- ſtes, welches iſt, den Vater und Sohn im Wer- cke der Seligkeit der Zueignung des erworbenen und geſchenckten Heils zu verklaͤren, und ſich da- zu vom Vater und Sohn ſenden zu laſſen. Daß auch dieſe dritte Perſon in der hochgelobten Gott- heit den Namen des Geiſtes nicht von ſeinem geiſtlichen Weſen habe, als welches ſie mit dem Vater und Sohn gemein hat, ſondern von dem uns unbegreiflichen ewigen Ausgange von bey- den alſo genennet werde, iſt aus der Theologie nach Anweiſung der H. Schrift bekant. V. 20. Wie ich endlich warte und hoffe, daß ich in keinerley Stuͤcke (niemal, es gehe mir auch, wie es wolle) zuſchanden werde, ſon- dern daß mit aller Freudigkeit, gleichwie ſonſt allezeit, alſo auch ietzo (bey meinen ge- genwaͤrtigen Banden in Rom) Chriſtus hoch gepreiſet werde an meinem Leibe, es ſey durch Leben, oder Tod (wenn etwa dieſe Bande zur Beſchlieſſung meines Lebens die letz- tern ſeyn ſollen, oder ich zu mehrer Verherrli- chung des Namens Chriſti noch einmal wieder auf freyen Fuß ſoll geſtellet werden.) Anmerckungen. 1. Paulus gebrauchet alhier von ſeiner le- bendigen Hoffnung zwey Worte, davon das erſte, ἀποκαραδοκία, von ſonderbarem Nach- druck iſt, und ein ſolches Warten oder Hoffen bedeutet, da der hoffende ſich nicht allein mit dem Gemuͤthe nach der gehoffeten Sache ſehnet, ſondern ſeine innigſte Sehnſucht auch durch Ge- berden, ſonderlich des ausgereckten Haupts, um ſich darnach umzuſehen, bezeuget. Wir finden dieſes Wort auch Rom. 8, 19. da es Lutherus durch die Worte aͤngſtliches Harren uͤberſe- tzet hat. 2. Es gehet die alhier bezeugete ſo ſehnli- che und dabey freudige Hoffnung Pauli ſo wol auf das vorhergehende, als nachfolgende: das iſt, Paulus hoffete, es wuͤrde ihm alles Leiden zu ſeiner Seligkeit gereichen, und GOtt wuͤrde ihn in keinem Stuͤcke laſſen zu ſchanden werden. 3. Das zu ſchanden, oder beſchaͤmet, werden, verſtehet Paulus alhier, wie leicht- lich zu erachten, nicht von der Ehre vor der Welt: als welche er weder ſuchte, noch in ſei- nen Banden hatte; ſondern von ſeinem Amte in Anſehung Chriſti, nemlich er hoffete gewiß, GOtt wuͤrde ihn davor bewahren, daß er auf keine Art etwas zu der Verunehrung des Na- mens Chriſti beytruͤge; ſondern mit ihm alles ſo regieren, daß nur Chriſtus, wie er im Ge- gentheil dazu ſetzet, verherrlichet werde. 4. Gleichwie es des Heiligen Geiſtes Amt iſt, daß er Chriſtum verklaͤre Joh. 16, 14. alſo erwieſe ſich Paulus zu ſolcher Verklaͤrung Chri- ſti als ein getreues Werckzeug des Heiligen Geiſtes. 5. Chriſtum groß machen, oder alles da- hin richten, daß Chriſtus nach ſeiner rechten Groͤſſe und Herrlichkeit, das iſt, nach ſeiner Per- ſon und ſeinem Mittler-Amte recht erkannt und glaͤubig verehret werde, das iſt eines der erſten Kennzeichen eines rechtſchafnen Lehrers. 6. Man ſehe, wie die Gnade GOttes ei- nen Menſchen umkehren kan. Vor dem ſuchete Saul Chriſti Namen zu verunehren, auch die glaͤubigen Bekenner zur Verlaͤſterung zu zwin- gen. Hernach aber wuſte er Chriſtum nicht hoch genug zu erheben. Dieſe gewaltige Ver- aͤnderung konte den Juden zur groſſen Uberzeu- gung dienen. 7. Wie

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 700. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/728>, abgerufen am 24.11.2024.