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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 1, v. 12-17. an die Philipper.
[Spaltenumbruch]
V. 12. 13. 14.

Jch lasse euch aber wissen, lieben Brü-
der, daß, wie es um mich stehet, das ist nur
mehr zur Förderung des Evangelii gera-
then:
V. 13. also, daß meine Bande offenbar
worden sind in CHristo, in dem gantzen
Richt-Hause
(am käyserlichen Hofe) und bey
den andern allen;
V. 14. und viele Brüder
in dem HErrn aus meinen Banden Zuver-
sicht gewonnen, desto dürstiger
(desto drei-
ster) worden sind, das Wort zu reden ohne
Scheu
(aphoroos, ohne Menschen-Furcht.)

Anmerckungen.
1. Das Wort praitorion, so das Lateini-
sche praetorium ist, hieß zwar nur eigentlich das
Gezelt eines Fold-Herrn, auch das Haus des
obersten Stadt-Richters. Weil nun ein sol-
cher der Käyser selbst war, so heißt auch praetori-
um
so viel als das käyserliche Hof-Lager, die
käyserliche Burg. Unten c. 4, 21. wird es des
Käysers Haus genennet.
2. Paulus ist mit seinen Banden, und
sonderlich mit der Ursache derselben, nicht allein
in gantz Rom bekant worden, sondern auch am
gantzen käyserlichen Hofe, und zwar so gar, daß
auch unterschiedliche käyserliche Bedienten sich
zu CHristo bekehret haben: wie er denn die Phi-
lipper im Beschlusse des Briefes von ihnen grüs-
set.
3. Wenn man nun bedencket, was Rom
für eine grosse und volckreiche Stadt ist, und
noch vielmehr zu Pauli Zeiten war; wie viele
Gefangene daselbst gewesen und von so vielen
Orten hingebracht worden, sonderlich von sol-
chen, welche das Römische Bürger-Recht hatten,
und bey ihrem Verbrechen sich darauf berufen
haben: so hat man sich billig über die besondere
Providentz GOttes zu verwundern; welche der-
gestalt über Paulum gewaltet hat, daß, da man
sich sonst am käyserlichen Hofe wol wenig um die
Gefangene bekümmerte, doch Paulus und mit
ihm das Evangelium ist allenthalben bekant
worden.
4. Wie dieses etwa zugegangen, das kan
man ziemlich errathen. Denn weil Paulus nach
seinem Römischen Bürger-Rechte an den Käyser
appelliret hatte, und zu Rom selbst daher als ein
Bürger angesehen werden muste, so ist er ohne
zweifel öfter vor Gerichte gezogen, und zwar auf
Veranlassung der vermuthlich nach und nach aus
dem jüdischen Lande wider ihn eingelauffenen,
oder doch der dem Schiffs-Hauptmann schon
in der Menge mitgegebenen Anklagen. So oft
er nun darüber verhöret worden, so oft hat er bey
Bezeugung seiner Unschuld nicht anders gekont,
als CHristum predigen. Und da er noch dazu in
seiner Behausung, darinnen er in der Kette bey
einem zugegebenen Kriegs-Knechte nach Apost.
Gesch. 28. den Arrest halten muste, gantz frey
lehren durfte; so ist leichtlich zu erachten, was
für ein Zulauf daselbst nach und nach wird gewe-
sen seyn. Und solcher gestalt konte es nicht feh-
len, daß sich nicht manche von den Römern sol-
ten zu CHristo bekehret haben; und zwar auch
[Spaltenumbruch] am käyserlichen Hofe; als daran unter dem Ne-
rone, nach desselben ersten Jahren, es also zuging,
daß Seelen, die noch ein Gefühl des Gewissens
übrig hatten, leichtlich von dem bevorstehenden
gerechten Gerichte GOttes, und dabey von der
Wahrheit des Evangelii überzeuget werden kon-
ten. Doch hat sich bey allen solchen Umständen
eine besondere Providentz GOttes hervor gethan.
Und diß ists, was Paulo schon vorher zu Jerusa-
lem in der Nacht von GOTT gesaget war, da es
hiesse: Sey getrost Paule! denn wie du von
mir zu Jerusalem gezeuget hast, also must
du auch zu Rom zeugen.
Apost. Gesch. 23,
11.
5. Man siehet hieraus das Geheimniß des
Creutzes,
wie daß unter demselben den Beken-
nern nicht allein der Muth wächset, sondern auch
der Segen sich gewaltig ausbreitet. Denn da
das Creutz CHristi der Grund ist vom gantzen
Evangelio, so bringet es auch diese Gründung
also mit sich, daß die Gemeinschaft des Creutzes
CHristi gesegnet sey.
6. Durch die vielen Brüder verstehet der
Apostel nicht allein die Aeltesten und lehrer der
Christlichen Gemeine zu Rom, sondern auch die
übrigen Mitglieder. Denn da nach und nach ei-
nige zu CHristo sind bekehret worden, so haben
diese ohne Zweifel vielen Widerspruch von ihren
Anverwandten und andern Bekanten gehabt:
und eben dieses hat ihnen Gelegenheit gegeben,
ihr frey Bekäntniß von der Christlichen Religion
abzulegen. Welches denn bey manchen wider
einen guten Eingang gefunden hat.
7. Und da der freyen Bekäntniß nichts
mehr entgegen stehet, als die Menschen-Furcht,
so haben sie diese im Glauben durch die Furcht
GOttes
überwunden, und also ohne Scheu
vor Gefahr ihr Zeugniß abgeleget.
V. 15. 16. 17.

Etliche zwar predigen CHristum auch
um Haß und Haders willen
(auf daß sie nur
Gelegenheit haben, ihre irrige Lehre vorzutragen,
wider mich zu vertheidigen, und also zu zancken;
und das aus Beneidung des Segens, welchen
GOTT meinem Amte beyleget:) etliche aber
aus guter Meinung,
(also, daß sie dabey auf-
richtig gesinnet sind.) V. 16. Jene verkündi-
digen CHristum aus Zanck, und nicht lau-
ter: denn sie meinen, sie wollen eine Trüb-
sal zuwenden meinen banden
(sie suchen aus-
ser dem äusserlichen Leiden mit ihrem verkehrten
Vortrage mir auch eine Gemüths-Kränckung zu
verursachen:) V. 17. Diese aber aus Liebe
(wie zuvorderst zu CHristo, also auch zu mir:)
denn sie wissen, daß ich zur Verantwortung
des Evangelii hie liege
(oder gesetzet und be-
stellet bin.)

Anmerckungen.

1. Es that sich bey der Scheidung des
Judenthums
und Christenthums in der er-
sten Kirche fast allenthalben eine grosse Zerrüt-
tung hervor, sonderlich bey den Jüden. Denn
von denselben wurden ausser den bekehrten und
wahrhaftig erleuchteten viele nur in so weit von

CHristo
T t t t
Cap. 1, v. 12-17. an die Philipper.
[Spaltenumbruch]
V. 12. 13. 14.

Jch laſſe euch aber wiſſen, lieben Bruͤ-
der, daß, wie es um mich ſtehet, das iſt nur
mehr zur Foͤrderung des Evangelii gera-
then:
V. 13. alſo, daß meine Bande offenbar
worden ſind in CHriſto, in dem gantzen
Richt-Hauſe
(am kaͤyſerlichen Hofe) und bey
den andern allen;
V. 14. und viele Bruͤder
in dem HErrn aus meinen Banden Zuver-
ſicht gewonnen, deſto duͤrſtiger
(deſto drei-
ſter) worden ſind, das Wort zu reden ohne
Scheu
(ἀφόροως, ohne Menſchen-Furcht.)

Anmerckungen.
1. Das Wort πραιτώριον, ſo das Lateini-
ſche prætorium iſt, hieß zwar nur eigentlich das
Gezelt eines Fold-Herrn, auch das Haus des
oberſten Stadt-Richters. Weil nun ein ſol-
cher der Kaͤyſer ſelbſt war, ſo heißt auch prætori-
um
ſo viel als das kaͤyſerliche Hof-Lager, die
kaͤyſerliche Burg. Unten c. 4, 21. wird es des
Kaͤyſers Haus genennet.
2. Paulus iſt mit ſeinen Banden, und
ſonderlich mit der Urſache derſelben, nicht allein
in gantz Rom bekant worden, ſondern auch am
gantzen kaͤyſerlichen Hofe, und zwar ſo gar, daß
auch unterſchiedliche kaͤyſerliche Bedienten ſich
zu CHriſto bekehret haben: wie er denn die Phi-
lipper im Beſchluſſe des Briefes von ihnen gruͤſ-
ſet.
3. Wenn man nun bedencket, was Rom
fuͤr eine groſſe und volckreiche Stadt iſt, und
noch vielmehr zu Pauli Zeiten war; wie viele
Gefangene daſelbſt geweſen und von ſo vielen
Orten hingebracht worden, ſonderlich von ſol-
chen, welche das Roͤmiſche Buͤrger-Recht hatten,
und bey ihrem Verbrechen ſich darauf berufen
haben: ſo hat man ſich billig uͤber die beſondere
Providentz GOttes zu verwundern; welche der-
geſtalt uͤber Paulum gewaltet hat, daß, da man
ſich ſonſt am kaͤyſerlichen Hofe wol wenig um die
Gefangene bekuͤmmerte, doch Paulus und mit
ihm das Evangelium iſt allenthalben bekant
worden.
4. Wie dieſes etwa zugegangen, das kan
man ziemlich errathen. Denn weil Paulus nach
ſeinem Roͤmiſchen Buͤrger-Rechte an den Kaͤyſer
appelliret hatte, und zu Rom ſelbſt daher als ein
Buͤrger angeſehen werden muſte, ſo iſt er ohne
zweifel oͤfter vor Gerichte gezogen, und zwar auf
Veranlaſſung der vermuthlich nach und nach aus
dem juͤdiſchen Lande wider ihn eingelauffenen,
oder doch der dem Schiffs-Hauptmann ſchon
in der Menge mitgegebenen Anklagen. So oft
er nun daruͤber verhoͤret worden, ſo oft hat er bey
Bezeugung ſeiner Unſchuld nicht anders gekont,
als CHriſtum predigen. Und da er noch dazu in
ſeiner Behauſung, darinnen er in der Kette bey
einem zugegebenen Kriegs-Knechte nach Apoſt.
Geſch. 28. den Arreſt halten muſte, gantz frey
lehren durfte; ſo iſt leichtlich zu erachten, was
fuͤr ein Zulauf daſelbſt nach und nach wird gewe-
ſen ſeyn. Und ſolcher geſtalt konte es nicht feh-
len, daß ſich nicht manche von den Roͤmern ſol-
ten zu CHriſto bekehret haben; und zwar auch
[Spaltenumbruch] am kaͤyſerlichen Hofe; als daran unter dem Ne-
rone, nach deſſelben erſten Jahren, es alſo zuging,
daß Seelen, die noch ein Gefuͤhl des Gewiſſens
uͤbrig hatten, leichtlich von dem bevorſtehenden
gerechten Gerichte GOttes, und dabey von der
Wahrheit des Evangelii uͤberzeuget werden kon-
ten. Doch hat ſich bey allen ſolchen Umſtaͤnden
eine beſondere Providentz GOttes hervor gethan.
Und diß iſts, was Paulo ſchon vorher zu Jeruſa-
lem in der Nacht von GOTT geſaget war, da es
hieſſe: Sey getroſt Paule! denn wie du von
mir zu Jeruſalem gezeuget haſt, alſo muſt
du auch zu Rom zeugen.
Apoſt. Geſch. 23,
11.
5. Man ſiehet hieraus das Geheimniß des
Creutzes,
wie daß unter demſelben den Beken-
nern nicht allein der Muth waͤchſet, ſondern auch
der Segen ſich gewaltig ausbreitet. Denn da
das Creutz CHriſti der Grund iſt vom gantzen
Evangelio, ſo bringet es auch dieſe Gruͤndung
alſo mit ſich, daß die Gemeinſchaft des Creutzes
CHriſti geſegnet ſey.
6. Durch die vielen Bruͤder verſtehet der
Apoſtel nicht allein die Aelteſten und lehrer der
Chriſtlichen Gemeine zu Rom, ſondern auch die
uͤbrigen Mitglieder. Denn da nach und nach ei-
nige zu CHriſto ſind bekehret worden, ſo haben
dieſe ohne Zweifel vielen Widerſpruch von ihren
Anverwandten und andern Bekanten gehabt:
und eben dieſes hat ihnen Gelegenheit gegeben,
ihr frey Bekaͤntniß von der Chriſtlichen Religion
abzulegen. Welches denn bey manchen wider
einen guten Eingang gefunden hat.
7. Und da der freyen Bekaͤntniß nichts
mehr entgegen ſtehet, als die Menſchen-Furcht,
ſo haben ſie dieſe im Glauben durch die Furcht
GOttes
uͤberwunden, und alſo ohne Scheu
vor Gefahr ihr Zeugniß abgeleget.
V. 15. 16. 17.

Etliche zwar predigen CHriſtum auch
um Haß und Haders willen
(auf daß ſie nur
Gelegenheit haben, ihre irrige Lehre vorzutragen,
wider mich zu vertheidigen, und alſo zu zancken;
und das aus Beneidung des Segens, welchen
GOTT meinem Amte beyleget:) etliche aber
aus guter Meinung,
(alſo, daß ſie dabey auf-
richtig geſinnet ſind.) V. 16. Jene verkuͤndi-
digen CHriſtum aus Zanck, und nicht lau-
ter: denn ſie meinen, ſie wollen eine Truͤb-
ſal zuwenden meinen banden
(ſie ſuchen auſ-
ſer dem aͤuſſerlichen Leiden mit ihrem verkehrten
Vortrage mir auch eine Gemuͤths-Kraͤnckung zu
verurſachen:) V. 17. Dieſe aber aus Liebe
(wie zuvorderſt zu CHriſto, alſo auch zu mir:)
denn ſie wiſſen, daß ich zur Verantwortung
des Evangelii hie liege
(oder geſetzet und be-
ſtellet bin.)

Anmerckungen.

1. Es that ſich bey der Scheidung des
Judenthums
und Chriſtenthums in der er-
ſten Kirche faſt allenthalben eine groſſe Zerruͤt-
tung hervor, ſonderlich bey den Juͤden. Denn
von denſelben wurden auſſer den bekehrten und
wahrhaftig erleuchteten viele nur in ſo weit von

CHriſto
T t t t
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[697/0725] Cap. 1, v. 12-17. an die Philipper. V. 12. 13. 14. Jch laſſe euch aber wiſſen, lieben Bruͤ- der, daß, wie es um mich ſtehet, das iſt nur mehr zur Foͤrderung des Evangelii gera- then: V. 13. alſo, daß meine Bande offenbar worden ſind in CHriſto, in dem gantzen Richt-Hauſe (am kaͤyſerlichen Hofe) und bey den andern allen; V. 14. und viele Bruͤder in dem HErrn aus meinen Banden Zuver- ſicht gewonnen, deſto duͤrſtiger (deſto drei- ſter) worden ſind, das Wort zu reden ohne Scheu (ἀφόροως, ohne Menſchen-Furcht.) Anmerckungen. 1. Das Wort πραιτώριον, ſo das Lateini- ſche prætorium iſt, hieß zwar nur eigentlich das Gezelt eines Fold-Herrn, auch das Haus des oberſten Stadt-Richters. Weil nun ein ſol- cher der Kaͤyſer ſelbſt war, ſo heißt auch prætori- um ſo viel als das kaͤyſerliche Hof-Lager, die kaͤyſerliche Burg. Unten c. 4, 21. wird es des Kaͤyſers Haus genennet. 2. Paulus iſt mit ſeinen Banden, und ſonderlich mit der Urſache derſelben, nicht allein in gantz Rom bekant worden, ſondern auch am gantzen kaͤyſerlichen Hofe, und zwar ſo gar, daß auch unterſchiedliche kaͤyſerliche Bedienten ſich zu CHriſto bekehret haben: wie er denn die Phi- lipper im Beſchluſſe des Briefes von ihnen gruͤſ- ſet. 3. Wenn man nun bedencket, was Rom fuͤr eine groſſe und volckreiche Stadt iſt, und noch vielmehr zu Pauli Zeiten war; wie viele Gefangene daſelbſt geweſen und von ſo vielen Orten hingebracht worden, ſonderlich von ſol- chen, welche das Roͤmiſche Buͤrger-Recht hatten, und bey ihrem Verbrechen ſich darauf berufen haben: ſo hat man ſich billig uͤber die beſondere Providentz GOttes zu verwundern; welche der- geſtalt uͤber Paulum gewaltet hat, daß, da man ſich ſonſt am kaͤyſerlichen Hofe wol wenig um die Gefangene bekuͤmmerte, doch Paulus und mit ihm das Evangelium iſt allenthalben bekant worden. 4. Wie dieſes etwa zugegangen, das kan man ziemlich errathen. Denn weil Paulus nach ſeinem Roͤmiſchen Buͤrger-Rechte an den Kaͤyſer appelliret hatte, und zu Rom ſelbſt daher als ein Buͤrger angeſehen werden muſte, ſo iſt er ohne zweifel oͤfter vor Gerichte gezogen, und zwar auf Veranlaſſung der vermuthlich nach und nach aus dem juͤdiſchen Lande wider ihn eingelauffenen, oder doch der dem Schiffs-Hauptmann ſchon in der Menge mitgegebenen Anklagen. So oft er nun daruͤber verhoͤret worden, ſo oft hat er bey Bezeugung ſeiner Unſchuld nicht anders gekont, als CHriſtum predigen. Und da er noch dazu in ſeiner Behauſung, darinnen er in der Kette bey einem zugegebenen Kriegs-Knechte nach Apoſt. Geſch. 28. den Arreſt halten muſte, gantz frey lehren durfte; ſo iſt leichtlich zu erachten, was fuͤr ein Zulauf daſelbſt nach und nach wird gewe- ſen ſeyn. Und ſolcher geſtalt konte es nicht feh- len, daß ſich nicht manche von den Roͤmern ſol- ten zu CHriſto bekehret haben; und zwar auch am kaͤyſerlichen Hofe; als daran unter dem Ne- rone, nach deſſelben erſten Jahren, es alſo zuging, daß Seelen, die noch ein Gefuͤhl des Gewiſſens uͤbrig hatten, leichtlich von dem bevorſtehenden gerechten Gerichte GOttes, und dabey von der Wahrheit des Evangelii uͤberzeuget werden kon- ten. Doch hat ſich bey allen ſolchen Umſtaͤnden eine beſondere Providentz GOttes hervor gethan. Und diß iſts, was Paulo ſchon vorher zu Jeruſa- lem in der Nacht von GOTT geſaget war, da es hieſſe: Sey getroſt Paule! denn wie du von mir zu Jeruſalem gezeuget haſt, alſo muſt du auch zu Rom zeugen. Apoſt. Geſch. 23, 11. 5. Man ſiehet hieraus das Geheimniß des Creutzes, wie daß unter demſelben den Beken- nern nicht allein der Muth waͤchſet, ſondern auch der Segen ſich gewaltig ausbreitet. Denn da das Creutz CHriſti der Grund iſt vom gantzen Evangelio, ſo bringet es auch dieſe Gruͤndung alſo mit ſich, daß die Gemeinſchaft des Creutzes CHriſti geſegnet ſey. 6. Durch die vielen Bruͤder verſtehet der Apoſtel nicht allein die Aelteſten und lehrer der Chriſtlichen Gemeine zu Rom, ſondern auch die uͤbrigen Mitglieder. Denn da nach und nach ei- nige zu CHriſto ſind bekehret worden, ſo haben dieſe ohne Zweifel vielen Widerſpruch von ihren Anverwandten und andern Bekanten gehabt: und eben dieſes hat ihnen Gelegenheit gegeben, ihr frey Bekaͤntniß von der Chriſtlichen Religion abzulegen. Welches denn bey manchen wider einen guten Eingang gefunden hat. 7. Und da der freyen Bekaͤntniß nichts mehr entgegen ſtehet, als die Menſchen-Furcht, ſo haben ſie dieſe im Glauben durch die Furcht GOttes uͤberwunden, und alſo ohne Scheu vor Gefahr ihr Zeugniß abgeleget. V. 15. 16. 17. Etliche zwar predigen CHriſtum auch um Haß und Haders willen (auf daß ſie nur Gelegenheit haben, ihre irrige Lehre vorzutragen, wider mich zu vertheidigen, und alſo zu zancken; und das aus Beneidung des Segens, welchen GOTT meinem Amte beyleget:) etliche aber aus guter Meinung, (alſo, daß ſie dabey auf- richtig geſinnet ſind.) V. 16. Jene verkuͤndi- digen CHriſtum aus Zanck, und nicht lau- ter: denn ſie meinen, ſie wollen eine Truͤb- ſal zuwenden meinen banden (ſie ſuchen auſ- ſer dem aͤuſſerlichen Leiden mit ihrem verkehrten Vortrage mir auch eine Gemuͤths-Kraͤnckung zu verurſachen:) V. 17. Dieſe aber aus Liebe (wie zuvorderſt zu CHriſto, alſo auch zu mir:) denn ſie wiſſen, daß ich zur Verantwortung des Evangelii hie liege (oder geſetzet und be- ſtellet bin.) Anmerckungen. 1. Es that ſich bey der Scheidung des Judenthums und Chriſtenthums in der er- ſten Kirche faſt allenthalben eine groſſe Zerruͤt- tung hervor, ſonderlich bey den Juͤden. Denn von denſelben wurden auſſer den bekehrten und wahrhaftig erleuchteten viele nur in ſo weit von CHriſto T t t t

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 697. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/725>, abgerufen am 27.11.2024.