Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Cap. 6, v. 15. 16. an die Epheser. [Spaltenumbruch]
tröstlichste; wie es denn um dessen Anziehungeine solche Sache ist, die mehr die Natur einer anzunehmenden hohen Gnaden-Gabe und Wohlthat, als einer Pflicht in sich hält. Wel- che sie doch aber in Ansehung des würdigen und freudigen Gebrauchs im Streite ist. 5. Es sehe demnach ein ieglicher gläubiger Christ dahin, daß er in fleißiger Anlegung die- ses Brust-Pantzers nachkomme den Worten Josuä an das Jüdische Volck c. 23, 11. Behü- tet aufs fleißigste eure Hertzen (durch den Glauben,) daß ihr den HErrn euren GOtt lieb habet: Wodurch sich der Glaube erwei- sen muß. Jmgleichen den Worten Salomo- nis, Sprichw. 4, 23. Behüte dein Hertz mit allem Fleiß: denn daraus gehet das Le- ben. Auch Pauli Hebr. 3, 12. Sehet zu, lie- ben Brüder, daß nicht iemand ein arges, ungläubiges Hertz habe, das da abtrete von dem lebendigen GOTT. V. 15. Und an Beinen gestiefelt, als fertig Anmerckungen. 1. Bey dieser Verwahrung der Beine mit den Füssen, welche mit Schuhen und Stiefeln, worauf alhier das Wort upodesamenoi zusammen gehet, geschiehet, haben wir gleichfals zu mercken erstlich den Grund, woher die Redens-Art ge- nommen ist; nemlich wie von den Wanders- Leuten, (siehe 2 B. Mos. 12, 11.) also auch von den Krieges-Männern; und sonderlich von diesen letztern, welche oft durch Dick und Dün- ne waden und durch Dorn und Disteln hin- durch treten, und die Füsse auch sonst vor Ver- letzung an giftigen Thieren gesichert halten müssen. 2. Die geistliche Application ist diese: Die Schuhe und Stiefeln repraesentiren eine mit einem freudigen Muthe und mit der gründ- lichen Verleugnung seiner selbst, auch mit wil- liger und geduldiger Ubernehmung des Creutzes verknüpfte unerschrockne Bekäntniß der Wahr- heit von der Christlichen Religion und allen ih- ren Haupt-Lehren: als wodurch dieselbe fort- gepflantzet wird, also daß das Evangelium des Friedens von einer Person zur andern, auch von einem Orte zum andern fortläuft. Wel- ches der Apostel alhier nennet etoimasian tou eualleliou, die Fertigkeit, die Vorberei- tung des Evangelii, womit sie wircklich dem Evangelio zum Eingange in die Hertzen sollen den Weg bahnen. 3. Die Erläuterung dieser Christen- Pflicht finden wir in dem mit dem Propheti- schen Amte verknüpften geistlichen Priesterthum der Kinder GOTTes: als nach welchem sie schuldig sind ihr Licht leuchten zu lassen vor den Leuten, daß sie ihre gute Wercke sehen, auch bekehret werden und daher GOTT preisen. Matth. 5, 12. 1 Pet. 2, 12. als das auserwehl- te Geschlecht, als das Königliche Prie- sterthum, als das heilige Volck, berufen zu [Spaltenumbruch] verkündigen die Tugend (oder Kraft) deß, der sie berufen hat von der Finsterniß zu seinem wunderbaren Lichte. Auf welche Art denn das Himmelreich gleich ist einem Sauerteige, den ein Weib nahm und ver- mengte ihn unter drey Scheffel Mehls, bis daß es gar durchsäuert ward. Siehe auch Rom. 10, 10. 1 Pet. 3, 15. Da nun sol- che Ausbreitung des Evangelii geschiehet unter Leuten, die den Dornen und Disteln gleich sind; so muß man unter solchen gleichsam ge- schuhet und gestiefelt seyn, und sich in der Ver- leugnung finden lassen, daß man bereit sey durch viel Trübsal ins Reich GOttes einzugehen. Ap. Ges. 14, 22. 4. Man siehet hieraus, wie daß nicht al- lein den Lehrern, sondern auch allen rechtschaf- nen Christen oblieget, daß sie den Wachsthum und die mehrere Ausbreitung des Reichs Got- tes befordern: welches denn durch die Privat- Bekäntniß bey aller Gelegenheit geschehen kön- te und solte, auch wircklich geschehen ist; und zwar so viel mehr, ie mehr das Wort der Wahr- heit von ihnen mit einem gottseligen Leben be- gleitet, gezieret und bestärcket wurde. Und al- so muß es noch heute zu Tage gehen; wie es auch geschiehet, auch selbst in der Christenheit, da zwar die öffentliche Bekäntniß schon im Schwange ist, aber doch das rechtschafne Chri- stenthum in einem so grossen Verfall stehet, daß die meisten Menschen unbekehret sind: da man denn Gelegenheit genug hat, daß einer den an- dern erbaue; gleichwie man im Gegentheil sie- het, wie sehr gemein die Verführung sey, da einer dem andern zum Netze und Stricke wird. 5. Es ist im übrigen eine liebliche Benen- nung des Evangelii, wenn es ein Evangelium des Friedens genennet wird. Denn es hält in sich die Verkündigung des erworbenen Frie- dens mit und in GOTT: davon die Engel bey der Geburt CHristi ihren Lob-Gesang mit an- huben, und sagten: Friede auf Erden. Luc. 2, 14. Es scheinet der Apostel sonderlich zu se- hen auf den Ort Jer. 52, 7. der auch Rom. 10, 15. angeführet wird mit diesen Worten: Wie lieblich sind die Füsse derer, die den Frie- den verkündigen, die das Gute verkün- digen. V. 16. Vor allen Dingen (über alles) ergrei- Anmerckungen. 1. Das vorgehaltene Schild pflegte die Pfeile, welche durch ihre schnelle Bewegung recht feurig waren gemachet worden, dergestalt aufzufangen, daß sie zurück pralleten. Dieses ist nun leichtlich aufs geistliche zu appliciren. Denn da sind feurige Pfeile des Satans die al- lergiftigsten und heftigsten Versuchungen des Satans,
Cap. 6, v. 15. 16. an die Epheſer. [Spaltenumbruch]
troͤſtlichſte; wie es denn um deſſen Anziehungeine ſolche Sache iſt, die mehr die Natur einer anzunehmenden hohen Gnaden-Gabe und Wohlthat, als einer Pflicht in ſich haͤlt. Wel- che ſie doch aber in Anſehung des wuͤrdigen und freudigen Gebrauchs im Streite iſt. 5. Es ſehe demnach ein ieglicher glaͤubiger Chriſt dahin, daß er in fleißiger Anlegung die- ſes Bruſt-Pantzers nachkomme den Worten Joſuaͤ an das Juͤdiſche Volck c. 23, 11. Behuͤ- tet aufs fleißigſte eure Hertzen (durch den Glauben,) daß ihr den HErrn euren GOtt lieb habet: Wodurch ſich der Glaube erwei- ſen muß. Jmgleichen den Worten Salomo- nis, Sprichw. 4, 23. Behuͤte dein Hertz mit allem Fleiß: denn daraus gehet das Le- ben. Auch Pauli Hebr. 3, 12. Sehet zu, lie- ben Bruͤder, daß nicht iemand ein arges, unglaͤubiges Hertz habe, das da abtrete von dem lebendigen GOTT. V. 15. Und an Beinen geſtiefelt, als fertig Anmerckungen. 1. Bey dieſer Verwahrung der Beine mit den Fuͤſſen, welche mit Schuhen und Stiefeln, worauf alhier das Woꝛt ὑποδησάμενοι zuſammen gehet, geſchiehet, haben wir gleichfals zu mercken erſtlich den Grund, woher die Redens-Art ge- nommen iſt; nemlich wie von den Wanders- Leuten, (ſiehe 2 B. Moſ. 12, 11.) alſo auch von den Krieges-Maͤnnern; und ſonderlich von dieſen letztern, welche oft durch Dick und Duͤn- ne waden und durch Dorn und Diſteln hin- durch treten, und die Fuͤſſe auch ſonſt vor Ver- letzung an giftigen Thieren geſichert halten muͤſſen. 2. Die geiſtliche Application iſt dieſe: Die Schuhe und Stiefeln repræſentiren eine mit einem freudigen Muthe und mit der gruͤnd- lichen Verleugnung ſeiner ſelbſt, auch mit wil- liger und geduldiger Ubernehmung des Creutzes verknuͤpfte unerſchrockne Bekaͤntniß der Wahr- heit von der Chriſtlichen Religion und allen ih- ren Haupt-Lehren: als wodurch dieſelbe fort- gepflantzet wird, alſo daß das Evangelium des Friedens von einer Perſon zur andern, auch von einem Orte zum andern fortlaͤuft. Wel- ches der Apoſtel alhier nennet ἑτοιμασίαν τοῦ ἐυαλλελίου, die Fertigkeit, die Vorberei- tung des Evangelii, womit ſie wircklich dem Evangelio zum Eingange in die Hertzen ſollen den Weg bahnen. 3. Die Erlaͤuterung dieſer Chriſten- Pflicht finden wir in dem mit dem Propheti- ſchen Amte verknuͤpften geiſtlichen Prieſterthum der Kinder GOTTes: als nach welchem ſie ſchuldig ſind ihr Licht leuchten zu laſſen vor den Leuten, daß ſie ihre gute Wercke ſehen, auch bekehret werden und daher GOTT preiſen. Matth. 5, 12. 1 Pet. 2, 12. als das auserwehl- te Geſchlecht, als das Koͤnigliche Prie- ſterthum, als das heilige Volck, berufen zu [Spaltenumbruch] verkuͤndigen die Tugend (oder Kraft) deß, der ſie berufen hat von der Finſterniß zu ſeinem wunderbaren Lichte. Auf welche Art denn das Himmelreich gleich iſt einem Sauerteige, den ein Weib nahm und ver- mengte ihn unter drey Scheffel Mehls, bis daß es gar durchſaͤuert ward. Siehe auch Rom. 10, 10. 1 Pet. 3, 15. Da nun ſol- che Ausbreitung des Evangelii geſchiehet unter Leuten, die den Dornen und Diſteln gleich ſind; ſo muß man unter ſolchen gleichſam ge- ſchuhet und geſtiefelt ſeyn, und ſich in der Ver- leugnung finden laſſen, daß man bereit ſey durch viel Truͤbſal ins Reich GOttes einzugehen. Ap. Geſ. 14, 22. 4. Man ſiehet hieraus, wie daß nicht al- lein den Lehrern, ſondern auch allen rechtſchaf- nen Chriſten oblieget, daß ſie den Wachsthum und die mehrere Ausbreitung des Reichs Got- tes befordern: welches denn durch die Privat- Bekaͤntniß bey aller Gelegenheit geſchehen koͤn- te und ſolte, auch wircklich geſchehen iſt; und zwar ſo viel mehr, ie mehr das Wort der Wahr- heit von ihnen mit einem gottſeligen Leben be- gleitet, gezieret und beſtaͤrcket wurde. Und al- ſo muß es noch heute zu Tage gehen; wie es auch geſchiehet, auch ſelbſt in der Chriſtenheit, da zwar die oͤffentliche Bekaͤntniß ſchon im Schwange iſt, aber doch das rechtſchafne Chri- ſtenthum in einem ſo groſſen Verfall ſtehet, daß die meiſten Menſchen unbekehret ſind: da man denn Gelegenheit genug hat, daß einer den an- dern erbaue; gleichwie man im Gegentheil ſie- het, wie ſehr gemein die Verfuͤhrung ſey, da einer dem andern zum Netze und Stricke wird. 5. Es iſt im uͤbrigen eine liebliche Benen- nung des Evangelii, wenn es ein Evangelium des Friedens genennet wird. Denn es haͤlt in ſich die Verkuͤndigung des erworbenen Frie- dens mit und in GOTT: davon die Engel bey der Geburt CHriſti ihren Lob-Geſang mit an- huben, und ſagten: Friede auf Erden. Luc. 2, 14. Es ſcheinet der Apoſtel ſonderlich zu ſe- hen auf den Ort Jer. 52, 7. der auch Rom. 10, 15. angefuͤhret wird mit dieſen Worten: Wie lieblich ſind die Fuͤſſe derer, die den Frie- den verkuͤndigen, die das Gute verkuͤn- digen. V. 16. Vor allen Dingen (uͤber alles) ergrei- Anmerckungen. 1. Das vorgehaltene Schild pflegte die Pfeile, welche durch ihre ſchnelle Bewegung recht feurig waren gemachet worden, dergeſtalt aufzufangen, daß ſie zuruͤck pralleten. Dieſes iſt nun leichtlich aufs geiſtliche zu appliciren. Denn da ſind feurige Pfeile des Satans die al- lergiftigſten und heftigſten Verſuchungen des Satans,
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Cap. 6, v. 15. 16. an die Epheſer.
troͤſtlichſte; wie es denn um deſſen Anziehung
eine ſolche Sache iſt, die mehr die Natur einer
anzunehmenden hohen Gnaden-Gabe und
Wohlthat, als einer Pflicht in ſich haͤlt. Wel-
che ſie doch aber in Anſehung des wuͤrdigen und
freudigen Gebrauchs im Streite iſt.
5. Es ſehe demnach ein ieglicher glaͤubiger
Chriſt dahin, daß er in fleißiger Anlegung die-
ſes Bruſt-Pantzers nachkomme den Worten
Joſuaͤ an das Juͤdiſche Volck c. 23, 11. Behuͤ-
tet aufs fleißigſte eure Hertzen (durch den
Glauben,) daß ihr den HErrn euren GOtt
lieb habet: Wodurch ſich der Glaube erwei-
ſen muß. Jmgleichen den Worten Salomo-
nis, Sprichw. 4, 23. Behuͤte dein Hertz mit
allem Fleiß: denn daraus gehet das Le-
ben. Auch Pauli Hebr. 3, 12. Sehet zu, lie-
ben Bruͤder, daß nicht iemand ein arges,
unglaͤubiges Hertz habe, das da abtrete
von dem lebendigen GOTT.
V. 15.
Und an Beinen geſtiefelt, als fertig
zu treiben das Evangelium des Frie-
dens.
Anmerckungen.
1. Bey dieſer Verwahrung der Beine mit
den Fuͤſſen, welche mit Schuhen und Stiefeln,
worauf alhier das Woꝛt ὑποδησάμενοι zuſammen
gehet, geſchiehet, haben wir gleichfals zu mercken
erſtlich den Grund, woher die Redens-Art ge-
nommen iſt; nemlich wie von den Wanders-
Leuten, (ſiehe 2 B. Moſ. 12, 11.) alſo auch
von den Krieges-Maͤnnern; und ſonderlich von
dieſen letztern, welche oft durch Dick und Duͤn-
ne waden und durch Dorn und Diſteln hin-
durch treten, und die Fuͤſſe auch ſonſt vor Ver-
letzung an giftigen Thieren geſichert halten
muͤſſen.
2. Die geiſtliche Application iſt dieſe:
Die Schuhe und Stiefeln repræſentiren eine
mit einem freudigen Muthe und mit der gruͤnd-
lichen Verleugnung ſeiner ſelbſt, auch mit wil-
liger und geduldiger Ubernehmung des Creutzes
verknuͤpfte unerſchrockne Bekaͤntniß der Wahr-
heit von der Chriſtlichen Religion und allen ih-
ren Haupt-Lehren: als wodurch dieſelbe fort-
gepflantzet wird, alſo daß das Evangelium des
Friedens von einer Perſon zur andern, auch
von einem Orte zum andern fortlaͤuft. Wel-
ches der Apoſtel alhier nennet ἑτοιμασίαν τοῦ
ἐυαλλελίου, die Fertigkeit, die Vorberei-
tung des Evangelii, womit ſie wircklich dem
Evangelio zum Eingange in die Hertzen ſollen den
Weg bahnen.
3. Die Erlaͤuterung dieſer Chriſten-
Pflicht finden wir in dem mit dem Propheti-
ſchen Amte verknuͤpften geiſtlichen Prieſterthum
der Kinder GOTTes: als nach welchem ſie
ſchuldig ſind ihr Licht leuchten zu laſſen vor den
Leuten, daß ſie ihre gute Wercke ſehen, auch
bekehret werden und daher GOTT preiſen.
Matth. 5, 12. 1 Pet. 2, 12. als das auserwehl-
te Geſchlecht, als das Koͤnigliche Prie-
ſterthum, als das heilige Volck, berufen zu
verkuͤndigen die Tugend (oder Kraft) deß,
der ſie berufen hat von der Finſterniß zu
ſeinem wunderbaren Lichte. Auf welche
Art denn das Himmelreich gleich iſt einem
Sauerteige, den ein Weib nahm und ver-
mengte ihn unter drey Scheffel Mehls,
bis daß es gar durchſaͤuert ward. Siehe
auch Rom. 10, 10. 1 Pet. 3, 15. Da nun ſol-
che Ausbreitung des Evangelii geſchiehet unter
Leuten, die den Dornen und Diſteln gleich
ſind; ſo muß man unter ſolchen gleichſam ge-
ſchuhet und geſtiefelt ſeyn, und ſich in der Ver-
leugnung finden laſſen, daß man bereit ſey durch
viel Truͤbſal ins Reich GOttes einzugehen. Ap.
Geſ. 14, 22.
4. Man ſiehet hieraus, wie daß nicht al-
lein den Lehrern, ſondern auch allen rechtſchaf-
nen Chriſten oblieget, daß ſie den Wachsthum
und die mehrere Ausbreitung des Reichs Got-
tes befordern: welches denn durch die Privat-
Bekaͤntniß bey aller Gelegenheit geſchehen koͤn-
te und ſolte, auch wircklich geſchehen iſt; und
zwar ſo viel mehr, ie mehr das Wort der Wahr-
heit von ihnen mit einem gottſeligen Leben be-
gleitet, gezieret und beſtaͤrcket wurde. Und al-
ſo muß es noch heute zu Tage gehen; wie es
auch geſchiehet, auch ſelbſt in der Chriſtenheit,
da zwar die oͤffentliche Bekaͤntniß ſchon im
Schwange iſt, aber doch das rechtſchafne Chri-
ſtenthum in einem ſo groſſen Verfall ſtehet, daß
die meiſten Menſchen unbekehret ſind: da man
denn Gelegenheit genug hat, daß einer den an-
dern erbaue; gleichwie man im Gegentheil ſie-
het, wie ſehr gemein die Verfuͤhrung ſey, da
einer dem andern zum Netze und Stricke wird.
5. Es iſt im uͤbrigen eine liebliche Benen-
nung des Evangelii, wenn es ein Evangelium
des Friedens genennet wird. Denn es haͤlt
in ſich die Verkuͤndigung des erworbenen Frie-
dens mit und in GOTT: davon die Engel bey
der Geburt CHriſti ihren Lob-Geſang mit an-
huben, und ſagten: Friede auf Erden. Luc.
2, 14. Es ſcheinet der Apoſtel ſonderlich zu ſe-
hen auf den Ort Jer. 52, 7. der auch Rom. 10,
15. angefuͤhret wird mit dieſen Worten: Wie
lieblich ſind die Fuͤſſe derer, die den Frie-
den verkuͤndigen, die das Gute verkuͤn-
digen.
V. 16.
Vor allen Dingen (uͤber alles) ergrei-
fet den Schild des Glaubens, mit welchem
ihr ausloͤſchen koͤnnt alle feurige Pfeile
des Boͤſewichts, (des Satans, der unter
andern auch 1 Joh. 5, 18. 19. alſo genennet wird;
von dem auch alles Boͤſe urſpruͤnglich her-
koͤmmt.)
Anmerckungen.
1. Das vorgehaltene Schild pflegte die
Pfeile, welche durch ihre ſchnelle Bewegung
recht feurig waren gemachet worden, dergeſtalt
aufzufangen, daß ſie zuruͤck pralleten. Dieſes
iſt nun leichtlich aufs geiſtliche zu appliciren.
Denn da ſind feurige Pfeile des Satans die al-
lergiftigſten und heftigſten Verſuchungen des
Satans,
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