Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Cap. 5, v. 22. an die Epheser. [Spaltenumbruch]
2. Es ist aber von dieser Unterthänig- keit wohl zu mercken, daß sie eigentlich nur auf eine gute Ordnung und den rechten Wohlstand gehe, und also keine harte und ungütige Beherr- schung zum Grunde habe. Denn dieses brin- get die Sache selbst unter Christen nach der ge- sunden Vernunft, und noch mehr nach der ge- meinschaftlichen Gnade und Würde, die sie oh- ne Unterscheid in CHristo haben, also mit sich, und zeiget es auch an das Wort upotassesthai nach seiner ordentlichen grammatischen Bedeu- tung, die auf eine taxin, oder Ordnung gehet. Und also werden dadurch alle Obern, nicht weni- ger auch alle, die unter ihnen stehen, ihrer Pflicht erinnert: jene, daß sie ihre Herrschaft nicht mißbrauchen: diese, daß sie sich derselben viel- weniger mit Ungehorsam und Widersetzlichkeit entziehen. 3. Die Furcht GOttes heißt auch sonst Gottseligkeit, hat zum Grunde den wahren Glauben, und hält in sich die gläubige Unter- werfung unter GOTT, und den thätigen Ge- horsam gegen alle Gebote GOttes: und folg- lich ist die Furcht GOttes der rechte Grund und die allgemeine Regel aller Pflichten nach der an- dern Tafel des Gesetzes, sonderlich der Untern gegen ihre Obern. Denn ohne wahre Furcht GOttes ist in denselben alles unlauter. Man siehet hieraus, was für grosse Dienste die Christ- liche Religion dem Haus-Stande und allen ü- brigen Ständen und Ordnungen bringe, und wie ihre Fürtreflichkeit unter andern auch hier- aus zu erkennen sey. Man hat hiebey zu con- feriren den Ort 1 Pet. 5, 5. V. 22. Die Weiber seyn unterthan (tois idiois, Anmerckungen. 1. Der Apostel handelt von der Ehe, nicht wie sie anzufangen, sondern zu führen sey: dar- aus denn auch leichtlich zu erkennen ist, wie man darein zu treten habe; nemlich in der Furcht GOttes und mit allem dem, was diese von beyderseits Ehe-Leuten erfodert. Welche als abgöttische Heiden, oder als blinde und un- gläubige Jüden unter den Ephesiern ihren Ehe- stand unordentlich angefangen hatten, die wer- den denselben ohne Zweifel durch ihre wahre Bekehrung auch in eine GOTT gefällige Ord- nung eingeführet haben. 2. Da nun GOTT den Ehestand selbst eingesetzet hat, und derselbe zur Fortpflantzung des menschlichen Geschlechts, aus welchem das Reich GOttes erbauet wird, gehöret, er auch von so vielen gottseligen Patriarchen, Prophe- ten und andern Menschen bis auf diesen Tag GOtt gefällig geführet worden, also, wie es dieser und aller übrigen göttlichen und apostoli- [Spaltenumbruch] schen Vorschrift gemäß ist: so ist es eine höchst unverantwortliche Sache, theils bey den Pa- pisten, welche so vielen hundert tausend Men- schen, die in unzehligen Klöstern stecken, und auch sonst zu ihrer also genanten Clerisey gehö- ren, verbieten ehelich zu werden, und doch da- bey den Ehestand für ein eigentliches Sacra- ment halten: theils bey einigen Gutmeinen- den, aber gar sehr irrenden Seelen, welche sich durch gantz falsche principia eines gewissen Au- ctoris und dessen Buchs, Theologische Send- schreiben genannt, einnehmen lassen, und un- ter der irrigen Meinung eines also genannten, und gewißlich gantz und gar ertichteten Melchi- sedekischen Priesterthums, den Ehestand ver- werfen, und darinnen für sich und andere, zur offenbaren Verkleinerung des einigen und voll- gültigen Versöhn-Opfers CHristi, sonderbare Verdienste setzen. 3. Bey der Unterthänigkeit der Weiber ist dreyerley zu mercken: erstlich der Grund der- selben: zum andern die Beschaffenheit: und denn drittens, wie sie von den Männern nicht müsse gemißbrauchet werden. 4. Der Grund der Unterthänigkeit gehet auf derselben Ursachen, als da sind a. Uberhaupt die Ordnung, ohne welche nichts bestehen, oder seinen rechten Wohlstand ha- ben kan. Die Ordnung aber erfodert eine fügliche Subordination, da eines sich nach dem andern richtet. Denn wenn beyde Eheleute von gleicher Auctorität wären, und im Haus- Wesen einer so viel zu sagen hätte, als der andere, so würde durch die bey so grosser menschlicher Schwachheit unvermeidliche Contradiction und contraires Regiment alles in die äusserste Verwirrung gesetzet wer- den. b. Der Ursprung des weiblichen Ge- schlechts, welches nach der in der Schöpfung gehaltenen göttlichen Ordnung, von dem männlichen genommen ist, nicht aber das männliche vom weiblichen: welches gewiß vieles auf sich hat. c. Der geschehene Sünden-Fall, welcher durch das weibliche Geschlecht eingeführet, und auf das männliche gebracht ist: Daher GOTT selbst einen neuen Bewegungs- Grund der an sich schon wohl gegründeten Subordination genommen hat: Da es heist: Und zum Weibe sprach er - - - Dein Wille soll deinem Manne unterworfen seyn, und er soll dein Herr seyn. 1 Buch Mos. 3, 16. Auf beyde Ursachen, diese und die vorhergehende, beziehet sich Paulus 1 Tim. 2, 13. 14. wenn er nach der anbefohlnen Un- terthänigkeit spricht: Denn Adam ist am ersten erschaffen, darnach Heva. Und Adam ward nicht (zuerst) verführet, das Weib aber ward verführet, und hat die Ubertretung eingeführet. d. Die natürliche Beschaffenheit des männlichen und weiblichen Geschlechts. Denn nach dieser hat GOTT das männliche wie dem Verstande nach mit mehrerm na- türlichen Lichte, also dem Willen nach mit meh-
Cap. 5, v. 22. an die Epheſer. [Spaltenumbruch]
2. Es iſt aber von dieſer Unterthaͤnig- keit wohl zu mercken, daß ſie eigentlich nur auf eine gute Ordnung und den rechten Wohlſtand gehe, und alſo keine harte und unguͤtige Beherr- ſchung zum Grunde habe. Denn dieſes brin- get die Sache ſelbſt unter Chriſten nach der ge- ſunden Vernunft, und noch mehr nach der ge- meinſchaftlichen Gnade und Wuͤrde, die ſie oh- ne Unterſcheid in CHriſto haben, alſo mit ſich, und zeiget es auch an das Wort ὑποτάσσεσϑαι nach ſeiner ordentlichen grammatiſchen Bedeu- tung, die auf eine τάξιν, oder Ordnung gehet. Und alſo werden dadurch alle Obern, nicht weni- ger auch alle, die unter ihnen ſtehen, ihrer Pflicht erinnert: jene, daß ſie ihre Herrſchaft nicht mißbrauchen: dieſe, daß ſie ſich derſelben viel- weniger mit Ungehorſam und Widerſetzlichkeit entziehen. 3. Die Furcht GOttes heißt auch ſonſt Gottſeligkeit, hat zum Grunde den wahren Glauben, und haͤlt in ſich die glaͤubige Unter- werfung unter GOTT, und den thaͤtigen Ge- horſam gegen alle Gebote GOttes: und folg- lich iſt die Furcht GOttes der rechte Grund und die allgemeine Regel aller Pflichten nach der an- dern Tafel des Geſetzes, ſonderlich der Untern gegen ihre Obern. Denn ohne wahre Furcht GOttes iſt in denſelben alles unlauter. Man ſiehet hieraus, was fuͤr groſſe Dienſte die Chriſt- liche Religion dem Haus-Stande und allen uͤ- brigen Staͤnden und Ordnungen bringe, und wie ihre Fuͤrtreflichkeit unter andern auch hier- aus zu erkennen ſey. Man hat hiebey zu con- feriren den Ort 1 Pet. 5, 5. V. 22. Die Weiber ſeyn unterthan (τοῖς ἰδίοις, Anmerckungen. 1. Der Apoſtel handelt von der Ehe, nicht wie ſie anzufangen, ſondern zu fuͤhren ſey: dar- aus denn auch leichtlich zu erkennen iſt, wie man darein zu treten habe; nemlich in der Furcht GOttes und mit allem dem, was dieſe von beyderſeits Ehe-Leuten erfodert. Welche als abgoͤttiſche Heiden, oder als blinde und un- glaͤubige Juͤden unter den Epheſiern ihren Ehe- ſtand unordentlich angefangen hatten, die wer- den denſelben ohne Zweifel durch ihre wahre Bekehrung auch in eine GOTT gefaͤllige Ord- nung eingefuͤhret haben. 2. Da nun GOTT den Eheſtand ſelbſt eingeſetzet hat, und derſelbe zur Fortpflantzung des menſchlichen Geſchlechts, aus welchem das Reich GOttes erbauet wird, gehoͤret, er auch von ſo vielen gottſeligen Patriarchen, Prophe- ten und andern Menſchen bis auf dieſen Tag GOtt gefaͤllig gefuͤhret worden, alſo, wie es dieſer und aller uͤbrigen goͤttlichen und apoſtoli- [Spaltenumbruch] ſchen Vorſchrift gemaͤß iſt: ſo iſt es eine hoͤchſt unverantwortliche Sache, theils bey den Pa- piſten, welche ſo vielen hundert tauſend Men- ſchen, die in unzehligen Kloͤſtern ſtecken, und auch ſonſt zu ihrer alſo genanten Cleriſey gehoͤ- ren, verbieten ehelich zu werden, und doch da- bey den Eheſtand fuͤr ein eigentliches Sacra- ment halten: theils bey einigen Gutmeinen- den, aber gar ſehr irrenden Seelen, welche ſich durch gantz falſche principia eines gewiſſen Au- ctoris und deſſen Buchs, Theologiſche Send- ſchreiben genannt, einnehmen laſſen, und un- ter der irrigen Meinung eines alſo genannten, und gewißlich gantz und gar ertichteten Melchi- ſedekiſchen Prieſterthums, den Eheſtand ver- werfen, und darinnen fuͤr ſich und andere, zur offenbaren Verkleinerung des einigen und voll- guͤltigen Verſoͤhn-Opfers CHriſti, ſonderbare Verdienſte ſetzen. 3. Bey der Unterthaͤnigkeit der Weiber iſt dreyerley zu mercken: erſtlich der Grund der- ſelben: zum andern die Beſchaffenheit: und denn drittens, wie ſie von den Maͤnnern nicht muͤſſe gemißbrauchet werden. 4. Der Grund der Unterthaͤnigkeit gehet auf derſelben Urſachen, als da ſind a. Uberhaupt die Ordnung, ohne welche nichts beſtehen, oder ſeinen rechten Wohlſtand ha- ben kan. Die Ordnung aber erfodert eine fuͤgliche Subordination, da eines ſich nach dem andern richtet. Denn wenn beyde Eheleute von gleicher Auctoritaͤt waͤren, und im Haus- Weſen einer ſo viel zu ſagen haͤtte, als der andere, ſo wuͤrde durch die bey ſo groſſer menſchlicher Schwachheit unvermeidliche Contradiction und contraires Regiment alles in die aͤuſſerſte Verwirrung geſetzet wer- den. b. Der Urſprung des weiblichen Ge- ſchlechts, welches nach der in der Schoͤpfung gehaltenen goͤttlichen Ordnung, von dem maͤnnlichen genommen iſt, nicht aber das maͤnnliche vom weiblichen: welches gewiß vieles auf ſich hat. c. Der geſchehene Suͤnden-Fall, welcher durch das weibliche Geſchlecht eingefuͤhret, und auf das maͤnnliche gebracht iſt: Daher GOTT ſelbſt einen neuen Bewegungs- Grund der an ſich ſchon wohl gegruͤndeten Subordination genommen hat: Da es heiſt: Und zum Weibe ſprach er ‒ ‒ ‒ Dein Wille ſoll deinem Manne unterworfen ſeyn, und er ſoll dein Herr ſeyn. 1 Buch Moſ. 3, 16. Auf beyde Urſachen, dieſe und die vorhergehende, beziehet ſich Paulus 1 Tim. 2, 13. 14. wenn er nach der anbefohlnen Un- terthaͤnigkeit ſpricht: Denn Adam iſt am erſten erſchaffen, darnach Heva. Und Adam ward nicht (zuerſt) verfuͤhret, das Weib aber ward verfuͤhret, und hat die Ubertretung eingefuͤhret. d. Die natuͤrliche Beſchaffenheit des maͤnnlichen und weiblichen Geſchlechts. Denn nach dieſer hat GOTT das maͤnnliche wie dem Verſtande nach mit mehrerm na- tuͤrlichen Lichte, alſo dem Willen nach mit meh-
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Cap. 5, v. 22. an die Epheſer.
2. Es iſt aber von dieſer Unterthaͤnig-
keit wohl zu mercken, daß ſie eigentlich nur auf
eine gute Ordnung und den rechten Wohlſtand
gehe, und alſo keine harte und unguͤtige Beherr-
ſchung zum Grunde habe. Denn dieſes brin-
get die Sache ſelbſt unter Chriſten nach der ge-
ſunden Vernunft, und noch mehr nach der ge-
meinſchaftlichen Gnade und Wuͤrde, die ſie oh-
ne Unterſcheid in CHriſto haben, alſo mit ſich,
und zeiget es auch an das Wort ὑποτάσσεσϑαι
nach ſeiner ordentlichen grammatiſchen Bedeu-
tung, die auf eine τάξιν, oder Ordnung gehet.
Und alſo werden dadurch alle Obern, nicht weni-
ger auch alle, die unter ihnen ſtehen, ihrer Pflicht
erinnert: jene, daß ſie ihre Herrſchaft nicht
mißbrauchen: dieſe, daß ſie ſich derſelben viel-
weniger mit Ungehorſam und Widerſetzlichkeit
entziehen.
3. Die Furcht GOttes heißt auch ſonſt
Gottſeligkeit, hat zum Grunde den wahren
Glauben, und haͤlt in ſich die glaͤubige Unter-
werfung unter GOTT, und den thaͤtigen Ge-
horſam gegen alle Gebote GOttes: und folg-
lich iſt die Furcht GOttes der rechte Grund und
die allgemeine Regel aller Pflichten nach der an-
dern Tafel des Geſetzes, ſonderlich der Untern
gegen ihre Obern. Denn ohne wahre Furcht
GOttes iſt in denſelben alles unlauter. Man
ſiehet hieraus, was fuͤr groſſe Dienſte die Chriſt-
liche Religion dem Haus-Stande und allen uͤ-
brigen Staͤnden und Ordnungen bringe, und
wie ihre Fuͤrtreflichkeit unter andern auch hier-
aus zu erkennen ſey. Man hat hiebey zu con-
feriren den Ort 1 Pet. 5, 5.
V. 22.
Die Weiber ſeyn unterthan (τοῖς ἰδίοις,
ihren eignen) Maͤnnern, als dem HErrn
(CHriſto, der dieſe Ordnung mit dem erſten
Ehe-Geſetze 1 B. Moſ. 2, 18. u. f. cap. 2, 16. ge-
machet hat, ſich auch durch den Chriſtlichen E-
he-Mann ſelbſt repræſentiren und die Ehe ein
Bild der geiſtlichen Vermaͤhlung mit uns ſeyn
laͤßt.)
Anmerckungen.
1. Der Apoſtel handelt von der Ehe, nicht
wie ſie anzufangen, ſondern zu fuͤhren ſey: dar-
aus denn auch leichtlich zu erkennen iſt, wie
man darein zu treten habe; nemlich in der
Furcht GOttes und mit allem dem, was dieſe
von beyderſeits Ehe-Leuten erfodert. Welche
als abgoͤttiſche Heiden, oder als blinde und un-
glaͤubige Juͤden unter den Epheſiern ihren Ehe-
ſtand unordentlich angefangen hatten, die wer-
den denſelben ohne Zweifel durch ihre wahre
Bekehrung auch in eine GOTT gefaͤllige Ord-
nung eingefuͤhret haben.
2. Da nun GOTT den Eheſtand ſelbſt
eingeſetzet hat, und derſelbe zur Fortpflantzung
des menſchlichen Geſchlechts, aus welchem das
Reich GOttes erbauet wird, gehoͤret, er auch
von ſo vielen gottſeligen Patriarchen, Prophe-
ten und andern Menſchen bis auf dieſen Tag
GOtt gefaͤllig gefuͤhret worden, alſo, wie es
dieſer und aller uͤbrigen goͤttlichen und apoſtoli-
ſchen Vorſchrift gemaͤß iſt: ſo iſt es eine hoͤchſt
unverantwortliche Sache, theils bey den Pa-
piſten, welche ſo vielen hundert tauſend Men-
ſchen, die in unzehligen Kloͤſtern ſtecken, und
auch ſonſt zu ihrer alſo genanten Cleriſey gehoͤ-
ren, verbieten ehelich zu werden, und doch da-
bey den Eheſtand fuͤr ein eigentliches Sacra-
ment halten: theils bey einigen Gutmeinen-
den, aber gar ſehr irrenden Seelen, welche ſich
durch gantz falſche principia eines gewiſſen Au-
ctoris und deſſen Buchs, Theologiſche Send-
ſchreiben genannt, einnehmen laſſen, und un-
ter der irrigen Meinung eines alſo genannten,
und gewißlich gantz und gar ertichteten Melchi-
ſedekiſchen Prieſterthums, den Eheſtand ver-
werfen, und darinnen fuͤr ſich und andere, zur
offenbaren Verkleinerung des einigen und voll-
guͤltigen Verſoͤhn-Opfers CHriſti, ſonderbare
Verdienſte ſetzen.
3. Bey der Unterthaͤnigkeit der Weiber
iſt dreyerley zu mercken: erſtlich der Grund der-
ſelben: zum andern die Beſchaffenheit: und
denn drittens, wie ſie von den Maͤnnern nicht
muͤſſe gemißbrauchet werden.
4. Der Grund der Unterthaͤnigkeit gehet
auf derſelben Urſachen, als da ſind
a. Uberhaupt die Ordnung, ohne welche nichts
beſtehen, oder ſeinen rechten Wohlſtand ha-
ben kan. Die Ordnung aber erfodert eine
fuͤgliche Subordination, da eines ſich nach dem
andern richtet. Denn wenn beyde Eheleute
von gleicher Auctoritaͤt waͤren, und im Haus-
Weſen einer ſo viel zu ſagen haͤtte, als der
andere, ſo wuͤrde durch die bey ſo groſſer
menſchlicher Schwachheit unvermeidliche
Contradiction und contraires Regiment alles
in die aͤuſſerſte Verwirrung geſetzet wer-
den.
b. Der Urſprung des weiblichen Ge-
ſchlechts, welches nach der in der Schoͤpfung
gehaltenen goͤttlichen Ordnung, von dem
maͤnnlichen genommen iſt, nicht aber das
maͤnnliche vom weiblichen: welches gewiß
vieles auf ſich hat.
c. Der geſchehene Suͤnden-Fall, welcher
durch das weibliche Geſchlecht eingefuͤhret,
und auf das maͤnnliche gebracht iſt: Daher
GOTT ſelbſt einen neuen Bewegungs-
Grund der an ſich ſchon wohl gegruͤndeten
Subordination genommen hat: Da es heiſt:
Und zum Weibe ſprach er ‒ ‒ ‒ Dein
Wille ſoll deinem Manne unterworfen
ſeyn, und er ſoll dein Herr ſeyn. 1 Buch
Moſ. 3, 16. Auf beyde Urſachen, dieſe und
die vorhergehende, beziehet ſich Paulus 1 Tim.
2, 13. 14. wenn er nach der anbefohlnen Un-
terthaͤnigkeit ſpricht: Denn Adam iſt am
erſten erſchaffen, darnach Heva. Und
Adam ward nicht (zuerſt) verfuͤhret,
das Weib aber ward verfuͤhret, und
hat die Ubertretung eingefuͤhret.
d. Die natuͤrliche Beſchaffenheit des
maͤnnlichen und weiblichen Geſchlechts.
Denn nach dieſer hat GOTT das maͤnnliche
wie dem Verſtande nach mit mehrerm na-
tuͤrlichen Lichte, alſo dem Willen nach mit
meh-
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