Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des Briefs Pauli Cap. 5, v. 10-12. [Spaltenumbruch]
Früchte oder Wercke hervor bringe. Sieheauch Matth. 5, 14. Gal. 5, 22. V. 10. Und prüfet, was da sey wohlgefällig Anmerckungen. 1. Wenn der 9te vers in parenthesi ge- lassen wird, so hat der 10te mit dem 8ten eine genaue Verbindung: nemlich diese: Wan- delt wie die Kinder des Lichts dokimazontes, also, daß ihr vermöge der euch beywoh- nenden Lichts-Kraft prüfet, was dem HErrn gefällig sey, damit euer Wandel im Lichte darnach eingerichtet werde. 2. Dem HErrn ist allein das wohlge- fällig, was seinem in dem Gesetze bezeugeten heiligen Willen gemäß ist. Nun haben wir zwar das Gesetz in der heiligen Schrift vor uns, also, daß es scheinen solte, als gebrauchte es da- her keiner Prüfung. Allein, weil viel dazu ge- höret, daß man den Sinn des Gesetzes in allen Stücken recht verstehe, und denn daß man den rechten Verstand in allen Handlungen recht ap- plicire, und dißfalls mancher Fehler vorzugehen pfleget, so gehöret eine genaue Prüfung dazu. 3. Gleichwie der Apostel alhier zu solcher würdigen Prüfung den Wandel des Lichts er- fordert: also leitet er dieselbe Rom. 12, 1. 2. her aus der Aufopferung an GOtt, und aus der Er- neurung des Gemüths. Siehe davon auch Phil. 1, 10. 1 Thess. 5, 21. V. 11. Und habet nicht Gemeinschaft mit Anmerckungen. 1. Wercke der Finsterniß sind allerley in- nerlich im Hertzen und äusserlich im Wandel herrschende und muthwillige Sünden, und heis- sen sonst auch Wercke des Fleisches Gal. 5, 19. todte Wercke Hebr. 9, 14. als welche ein Zeug- niß sind von dem geistlichen Tode und der geistli- chen Finsterniß, worinnen die Gottlosen liegen. 2. Diese Wercke heissen akarpa, un- fruchtbar, well sie von denen, bey welchen sie sich finden, zeugen, daß sie sind arge und fau- le Bäume, die keine gute Früchte bringen Matth. 7, 17. 18. kahle unfruchtbare Bäu- me, zweymal erstorben und ausgewurtzelt, Jud. v. 12. und daher abgehauen und ins Feuer geworfen werden Matth. 3, 10. 7, 19. Luc. 13, 7. 9. und zwar so vielmehr, da sie noch dazu böse Früchte bringen. 3. Es kan leichtlich geschehen, daß man in die Gemeinschaft der Sünden tritt, und zwar auf mancherley Art: z. E. wenn man sie gut heißt, und billiget, entschuldiget, vertheidiget, befodert, nicht hindert u. s. w. Vor welcher Theilnehmung man sich fleißig zu hüten hat, daß man mit der Schuld nicht auch einen Theil der Strafe mit über sich ziehe. Davon es heißt Offenb. 18, 4. Gehet aus von ihr (dem geist- lichen Babel) mein Volck, daß ihr nicht theilhaftig werdet ihrer Sünden, damit ihr nicht etwas empfahet von ihrer Plage. 4. Die Christliche Bestrafung ist eine der vornehmsten Liebes-Pflichten, aus derer Unter- lassung gewiß ein Mangel der Liebe und Treue zu erkennen ist. Dannenhero es 3 B. Mos. 19, 17. heißt: Du solt deinen Bruder nicht has- sen in deinem Hertzen (und daher die brüder- liche Bestrafung unterlassen) sondern du solt deinen Nechsten strafen, daß du nicht sei- net halben Schuld tragen müssest. 5. Findet die Bestrafung mit Worten nicht statt, also, daß es vielmehr scheinet, als würde man die Perlen für die Säue wer- sen, Matth. 7, 6. so muß es doch mit einem ernstlichen und heiligen Wandel geschehen; dazu auch ernsthafte Geberden gehören. Sintemal einer, der z. e. schandbare Worte re- det, und Narrentheidunge treibet, dadurch nicht wenig bestrafet wird, wenn der, in dessen Gegenwart er es thut, dazu so gar nicht lachet, daß er vielmehr eine ernsthafte Mine dagegen machet: gleichwie man hingegen durch ein leichtsinniges Lachen an der Sünde Theil nimt. Es gehöret aber gewiß Gnade und ein Ernst da- zu, wenn man, da ein eutrapelos, ein scharf- sinniger und spitziger Schertz-Redner in der Ge- sellschaft ist, und andere zu lachen sich bewegen lassen, dagegen in seiner Ernsthaftigkeit bleiben will. Daher auch das sicherste ist, daß man solche Gesellschaft meide, oder doch, wenn man dieser und jener Umstände wegen unschuldiger weise darunter kömmt, bald wieder daraus schei- de, oder sich doch als einen ernstlichen Christen, der mit seiner Ernsthaftigkeit Christum, oder das rechtschafne Wesen, das in Christo ist Eph. 4, 21. vor Menschen bekennet, erweise. 6. Jm übrigen dienen zur Erläuterung die- ses Verses sonderlich folgende Oerter 1 Cor. 5, 8. 10, 20. 2 Cor. 6, 14. 15. 2 Thess. 3, 14. Tit. 3, 10. u. s. f. Es muß aber die Bestrafung zwar mit Ernst, doch auch in Liebe geschehen und nach der Eigenschaft des Worts elegkhein', eine Uberzeugung mit sich führen. V. 12. Denn was heimlich von ihnen geschie- Anmerckungen. 1. Es ist zwar der Ausbruch des im Hertzen lie-
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 5, v. 10-12. [Spaltenumbruch]
Fruͤchte oder Wercke hervor bringe. Sieheauch Matth. 5, 14. Gal. 5, 22. V. 10. Und pruͤfet, was da ſey wohlgefaͤllig Anmerckungen. 1. Wenn der 9te vers in parentheſi ge- laſſen wird, ſo hat der 10te mit dem 8ten eine genaue Verbindung: nemlich dieſe: Wan- delt wie die Kinder des Lichts δοκιμάζοντες, alſo, daß ihr vermoͤge der euch beywoh- nenden Lichts-Kraft pruͤfet, was dem HErrn gefaͤllig ſey, damit euer Wandel im Lichte darnach eingerichtet werde. 2. Dem HErrn iſt allein das wohlge- faͤllig, was ſeinem in dem Geſetze bezeugeten heiligen Willen gemaͤß iſt. Nun haben wir zwar das Geſetz in der heiligen Schrift vor uns, alſo, daß es ſcheinen ſolte, als gebrauchte es da- her keiner Pruͤfung. Allein, weil viel dazu ge- hoͤret, daß man den Sinn des Geſetzes in allen Stuͤcken recht verſtehe, und denn daß man den rechten Verſtand in allen Handlungen recht ap- plicire, und dißfalls mancher Fehler vorzugehen pfleget, ſo gehoͤret eine genaue Pruͤfung dazu. 3. Gleichwie der Apoſtel alhier zu ſolcher wuͤrdigen Pruͤfung den Wandel des Lichts er- fordert: alſo leitet er dieſelbe Rom. 12, 1. 2. her aus der Aufopferung an GOtt, und aus der Er- neurung des Gemuͤths. Siehe davon auch Phil. 1, 10. 1 Theſſ. 5, 21. V. 11. Und habet nicht Gemeinſchaft mit Anmerckungen. 1. Wercke der Finſterniß ſind allerley in- nerlich im Hertzen und aͤuſſerlich im Wandel herrſchende und muthwillige Suͤnden, und heiſ- ſen ſonſt auch Wercke des Fleiſches Gal. 5, 19. todte Wercke Hebr. 9, 14. als welche ein Zeug- niß ſind von dem geiſtlichen Tode und der geiſtli- chen Finſterniß, worinnen die Gottloſen liegen. 2. Dieſe Wercke heiſſen ἄκαρπα, un- fruchtbar, well ſie von denen, bey welchen ſie ſich finden, zeugen, daß ſie ſind arge und fau- le Baͤume, die keine gute Fruͤchte bringen Matth. 7, 17. 18. kahle unfruchtbare Baͤu- me, zweymal erſtorben und ausgewurtzelt, Jud. v. 12. und daher abgehauen und ins Feuer geworfen werden Matth. 3, 10. 7, 19. Luc. 13, 7. 9. und zwar ſo vielmehr, da ſie noch dazu boͤſe Fruͤchte bringen. 3. Es kan leichtlich geſchehen, daß man in die Gemeinſchaft der Suͤnden tritt, und zwar auf mancherley Art: z. E. wenn man ſie gut heißt, und billiget, entſchuldiget, vertheidiget, befodert, nicht hindert u. ſ. w. Vor welcher Theilnehmung man ſich fleißig zu huͤten hat, daß man mit der Schuld nicht auch einen Theil der Strafe mit uͤber ſich ziehe. Davon es heißt Offenb. 18, 4. Gehet aus von ihr (dem geiſt- lichen Babel) mein Volck, daß ihr nicht theilhaftig werdet ihrer Suͤnden, damit ihr nicht etwas empfahet von ihrer Plage. 4. Die Chriſtliche Beſtrafung iſt eine der vornehmſten Liebes-Pflichten, aus derer Unter- laſſung gewiß ein Mangel der Liebe und Treue zu erkennen iſt. Dannenhero es 3 B. Moſ. 19, 17. heißt: Du ſolt deinen Bruder nicht haſ- ſen in deinem Hertzen (und daher die bruͤder- liche Beſtrafung unterlaſſen) ſondern du ſolt deinen Nechſten ſtrafen, daß du nicht ſei- net halben Schuld tragen muͤſſeſt. 5. Findet die Beſtrafung mit Worten nicht ſtatt, alſo, daß es vielmehr ſcheinet, als wuͤrde man die Perlen fuͤr die Saͤue wer- ſen, Matth. 7, 6. ſo muß es doch mit einem ernſtlichen und heiligen Wandel geſchehen; dazu auch ernſthafte Geberden gehoͤren. Sintemal einer, der z. e. ſchandbare Worte re- det, und Narrentheidunge treibet, dadurch nicht wenig beſtrafet wird, wenn der, in deſſen Gegenwart er es thut, dazu ſo gar nicht lachet, daß er vielmehr eine ernſthafte Mine dagegen machet: gleichwie man hingegen durch ein leichtſinniges Lachen an der Suͤnde Theil nimt. Es gehoͤret aber gewiß Gnade und ein Ernſt da- zu, wenn man, da ein ἑυτράπελος, ein ſcharf- ſinniger und ſpitziger Schertz-Redner in der Ge- ſellſchaft iſt, und andere zu lachen ſich bewegen laſſen, dagegen in ſeiner Ernſthaftigkeit bleiben will. Daher auch das ſicherſte iſt, daß man ſolche Geſellſchaft meide, oder doch, wenn man dieſer und jener Umſtaͤnde wegen unſchuldiger weiſe darunter koͤmmt, bald wieder daraus ſchei- de, oder ſich doch als einen ernſtlichen Chriſten, der mit ſeiner Ernſthaftigkeit Chriſtum, oder das rechtſchafne Weſen, das in Chriſto iſt Eph. 4, 21. vor Menſchen bekennet, erweiſe. 6. Jm uͤbrigen dienen zur Erlaͤuterung die- ſes Verſes ſonderlich folgende Oerter 1 Cor. 5, 8. 10, 20. 2 Cor. 6, 14. 15. 2 Theſſ. 3, 14. Tit. 3, 10. u. ſ. f. Es muß aber die Beſtrafung zwar mit Ernſt, doch auch in Liebe geſchehen und nach der Eigenſchaft des Worts ελέγχειν´, eine Uberzeugung mit ſich fuͤhren. V. 12. Denn was heimlich von ihnen geſchie- Anmerckungen. 1. Es iſt zwar der Ausbruch des im Hertzen lie-
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Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 5, v. 10-12.
Fruͤchte oder Wercke hervor bringe. Siehe
auch Matth. 5, 14. Gal. 5, 22.
V. 10.
Und pruͤfet, was da ſey wohlgefaͤllig
dem HErrn (JEſu Chriſto, unſerm Heilan-
de, welcher im gantzen neuen Teſtament etliche
hundertmal alſo genennet wird, gleichwie er im
alten den Namen Jehovah fuͤhret, der durch das
Wort κύριος, HErr, uͤberſetzet wird.
Anmerckungen.
1. Wenn der 9te vers in parentheſi ge-
laſſen wird, ſo hat der 10te mit dem 8ten eine
genaue Verbindung: nemlich dieſe: Wan-
delt wie die Kinder des Lichts δοκιμάζοντες,
alſo, daß ihr vermoͤge der euch beywoh-
nenden Lichts-Kraft pruͤfet, was dem
HErrn gefaͤllig ſey, damit euer Wandel
im Lichte darnach eingerichtet werde.
2. Dem HErrn iſt allein das wohlge-
faͤllig, was ſeinem in dem Geſetze bezeugeten
heiligen Willen gemaͤß iſt. Nun haben wir
zwar das Geſetz in der heiligen Schrift vor uns,
alſo, daß es ſcheinen ſolte, als gebrauchte es da-
her keiner Pruͤfung. Allein, weil viel dazu ge-
hoͤret, daß man den Sinn des Geſetzes in allen
Stuͤcken recht verſtehe, und denn daß man den
rechten Verſtand in allen Handlungen recht ap-
plicire, und dißfalls mancher Fehler vorzugehen
pfleget, ſo gehoͤret eine genaue Pruͤfung dazu.
3. Gleichwie der Apoſtel alhier zu ſolcher
wuͤrdigen Pruͤfung den Wandel des Lichts er-
fordert: alſo leitet er dieſelbe Rom. 12, 1. 2. her
aus der Aufopferung an GOtt, und aus der Er-
neurung des Gemuͤths. Siehe davon auch
Phil. 1, 10. 1 Theſſ. 5, 21.
V. 11.
Und habet nicht Gemeinſchaft mit
den unfruchtbaren Wercken der Finſter-
niß; ſtrafet ſie aber vielmehr (wo nicht alle-
mal mit Worten, doch mit der That, mit eurem
Wandel im Lichte, als wodurch die todten
Wercke der Kinder der Finſterniß geſtrafet wer-
den Joh. 3, 20.)
Anmerckungen.
1. Wercke der Finſterniß ſind allerley in-
nerlich im Hertzen und aͤuſſerlich im Wandel
herrſchende und muthwillige Suͤnden, und heiſ-
ſen ſonſt auch Wercke des Fleiſches Gal. 5, 19.
todte Wercke Hebr. 9, 14. als welche ein Zeug-
niß ſind von dem geiſtlichen Tode und der geiſtli-
chen Finſterniß, worinnen die Gottloſen
liegen.
2. Dieſe Wercke heiſſen ἄκαρπα, un-
fruchtbar, well ſie von denen, bey welchen ſie
ſich finden, zeugen, daß ſie ſind arge und fau-
le Baͤume, die keine gute Fruͤchte bringen
Matth. 7, 17. 18. kahle unfruchtbare Baͤu-
me, zweymal erſtorben und ausgewurtzelt,
Jud. v. 12. und daher abgehauen und ins
Feuer geworfen werden Matth. 3, 10. 7, 19.
Luc. 13, 7. 9. und zwar ſo vielmehr, da ſie noch
dazu boͤſe Fruͤchte bringen.
3. Es kan leichtlich geſchehen, daß man in
die Gemeinſchaft der Suͤnden tritt, und zwar
auf mancherley Art: z. E. wenn man ſie gut
heißt, und billiget, entſchuldiget, vertheidiget,
befodert, nicht hindert u. ſ. w. Vor welcher
Theilnehmung man ſich fleißig zu huͤten hat,
daß man mit der Schuld nicht auch einen Theil
der Strafe mit uͤber ſich ziehe. Davon es heißt
Offenb. 18, 4. Gehet aus von ihr (dem geiſt-
lichen Babel) mein Volck, daß ihr nicht
theilhaftig werdet ihrer Suͤnden, damit
ihr nicht etwas empfahet von ihrer
Plage.
4. Die Chriſtliche Beſtrafung iſt eine der
vornehmſten Liebes-Pflichten, aus derer Unter-
laſſung gewiß ein Mangel der Liebe und Treue
zu erkennen iſt. Dannenhero es 3 B. Moſ. 19,
17. heißt: Du ſolt deinen Bruder nicht haſ-
ſen in deinem Hertzen (und daher die bruͤder-
liche Beſtrafung unterlaſſen) ſondern du ſolt
deinen Nechſten ſtrafen, daß du nicht ſei-
net halben Schuld tragen muͤſſeſt.
5. Findet die Beſtrafung mit Worten
nicht ſtatt, alſo, daß es vielmehr ſcheinet, als
wuͤrde man die Perlen fuͤr die Saͤue wer-
ſen, Matth. 7, 6. ſo muß es doch mit einem
ernſtlichen und heiligen Wandel geſchehen;
dazu auch ernſthafte Geberden gehoͤren.
Sintemal einer, der z. e. ſchandbare Worte re-
det, und Narrentheidunge treibet, dadurch
nicht wenig beſtrafet wird, wenn der, in deſſen
Gegenwart er es thut, dazu ſo gar nicht lachet,
daß er vielmehr eine ernſthafte Mine dagegen
machet: gleichwie man hingegen durch ein
leichtſinniges Lachen an der Suͤnde Theil nimt.
Es gehoͤret aber gewiß Gnade und ein Ernſt da-
zu, wenn man, da ein ἑυτράπελος, ein ſcharf-
ſinniger und ſpitziger Schertz-Redner in der Ge-
ſellſchaft iſt, und andere zu lachen ſich bewegen
laſſen, dagegen in ſeiner Ernſthaftigkeit bleiben
will. Daher auch das ſicherſte iſt, daß man
ſolche Geſellſchaft meide, oder doch, wenn man
dieſer und jener Umſtaͤnde wegen unſchuldiger
weiſe darunter koͤmmt, bald wieder daraus ſchei-
de, oder ſich doch als einen ernſtlichen Chriſten,
der mit ſeiner Ernſthaftigkeit Chriſtum, oder das
rechtſchafne Weſen, das in Chriſto iſt Eph. 4, 21.
vor Menſchen bekennet, erweiſe.
6. Jm uͤbrigen dienen zur Erlaͤuterung die-
ſes Verſes ſonderlich folgende Oerter 1 Cor. 5,
8. 10, 20. 2 Cor. 6, 14. 15. 2 Theſſ. 3, 14. Tit.
3, 10. u. ſ. f. Es muß aber die Beſtrafung
zwar mit Ernſt, doch auch in Liebe geſchehen
und nach der Eigenſchaft des Worts ελέγχειν´,
eine Uberzeugung mit ſich fuͤhren.
V. 12.
Denn was heimlich von ihnen geſchie-
het (und doch daher, weil es einem durch gewiſſe
Anzeigungen kund wird, muß beſtrafet werden)
das iſt auch ſchaͤndlich zu ſagen (und alſo
noch vielmehr zu thun, hier aber der Schaͤndlich-
keit wegen nicht anzufuͤhren.)
Anmerckungen.
1. Es iſt zwar der Ausbruch des im Hertzen
lie-
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