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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 5, v. 4. 5. an die Epheser.
[Spaltenumbruch] nachher v. 5. Das sollt ihr wissen, daß kein
Hurer,
e akathartos, oder Unreiner, e
pleonektes, oder Geitziger u. s. f.
10. Es wird demnach die eutrapelia, oder
Schalckhaftigkeit alhier in ihrem eigentlichen
Verstande genommen, der der notioni gram-
maticae,
und dem Gebrauch des Aristotelis und
anderer Griechischen Scribenten gemäß ist. Und
in diesem wird sie von Paulo verworfen, als eine
Sache, welche wider die Christliche Ernsthaftig-
keit, und wider den gantzen vor den Augen des
allsehenden GOttes in seiner heiligen Furcht
und täglichen Erneuerung zu führenden Wan-
del streitet. Ja sie stehet nicht einmal einem in
einem ansehnlichen Ehren-Amte stehenden Man-
ne vernünftiger Weise an, sondern macht ihn und
sein Amt bey andern verächtlich: zu geschweigen,
daß sie sich zu einem ernstlichen Christenthum
schicken solte. Und also hat man es als eine na-
türliche Unart, Eitelkeit und Leichtsinnigkeit an-
zusehen, und das dazu reitzende Fleisch, wie an
andern, also auch an der Schertz-Lust, zu creu-
tzigen.
11. Gantz vergeblich ist es auch, wenn ei-
nige vorgeben, als wenn Paulus die Schertz-
haftigkeit nicht überhaupt, sondern nur alsdenn
verboten haben wolte, wenn es die Umstände
der Personen, der Zeit und des Orts nicht zulies-
sen. Denn wenn diese falsche Glosse gelten soll,
so kan ein Sünden-Diener dieses auch von allen
übrigen im Contexte verbotenen Sünden sagen.
Daß es einem in der Kirche nicht anstehe, be-
durfte keiner besondern Erinnerung. Und da
auch nicht allein die Lehrer, sondern auch alle
Zuhörer heilig seyn sollen in allem ihrem
Wandel
1 Pet. 1, 15. 16. 17. wie könte damit ei-
ne schertzhafte Leichtsinnigkeit bestehen? Man
gehe nur bey sich selbst alles dasjenige durch,
was Paulus nur allein in diesem Briefe an die
Ephesier vom rechtschaffenen Wesen eines ernst-
lichen Christenthums schreibet; so wird einem
gewißlich nicht wol in den Sinn (wo dieser nicht
sehr vereitelt ist) kommen können, daß sich die ei-
tele Schertzhaftigkeit dazu schicke.
12. Jm übrigen ist bey dieser Materie wohl
zu mercken, daß mit der eitlen Schertzhaftigkeit,
wie sie zuvor beschrieben ist, und von eitlen Ge-
müthern getrieben wird, nicht zu vermengen sey,
wenn einer etwas redet auf eine solche Art, die
scharfsinnig und zugleich angenehm ist, auch wol
einiges Lächeln verursachet, dabey man doch
aber in der Ernsthaftigkeit bleibet, und also auch
es weder zur Gewohnheit machet, noch andere
dadurch vereitelt: und wenn denn auch etwas
von einigen Schertz-Worten mit unterlauft,
doch mit solcher gravität dabey temperiret wird,
daß man dadurch in der Ehrfurcht vor GOTT
bleibet, auch wo man findet, daß daraus eini-
ger Massen geschritten sey, der züchtigenden Gna-
de in sich Platz läßt, und sein Gemüth wieder in
die rechte Form der Christlichen Ernsthaftigkeit
bringet. Noch viel weniger kan hiermit eine sol-
che Gabe im Reden gemeinet seyn, welche lieb-
lich ist, und mit ihrer Leutseligkeit zur Erbauung
dienet: als welches Paulus vorher c. 4, 29. selbst
gefodert hat. Siehe deßgleichen Col. 4, 6.
[Spaltenumbruch] Eure Rede sey allezeit lieblich und mit
Saltz gewürtzet, daß ihr wisset, wie ihr ei-
nem ieglichen antworten sollet.
13. Daß der Apostel das Wort Dancksa-
gung
den vorhergehenden entgegen gesetzet hat,
kömmt ausser dem würcklichen Gegensatz, der in
der Sache selbst ist, auch wol mit daher, daß das
Wort eukharistia sich am besten schickte auf das
Wort eutrapelia: als damit er anzeiget, daß,
wenn man was wohllautendes haben wolle,
darauf die particula eu gehet, man für die eutra-
pelian die eukharistian nehmen solle.
V. 5.

Denn das sollt ihr wissen (este gi-
noskontes, wisset ihr auch schon, da es euch bey
der Predigt des Evangelii, die auch eine Predigt
zur Busse war, mit mehrern vorgestellet und ein-
geschärfet ist. Siehe Gal. 5, 21. Von welchen
ich euch habe zuvor gesaget, und sage noch
zuvor, daß die solches thun, das Reich
GOttes nicht ererben) daß kein Hurer,
oder Geitziger, welcher ist ein Götzen-Die-
ner, Erbe hat an dem Reiche GOttes und
CHristi.

Anmerckungen.
1. Es beziehet sich der Apostel mit den drey
Worten, Hurer, Unreiner, Geitziger, auf
den vorhergehenden dritten Vers. Daß er aber
derer, die schandbare Worte, Narrenthei-
dunge
und eitele Schertz-Reden führen, nicht
zugleich gedencket, das thut er der Kürtze halber.
Denn daß so wenig diese, als jene, bey ihrem be-
harrlichen ungöttlichen Wesen Erben sind des
Reichs GOttes, erkennet man gar leicht aus der
Sache selbst, und auch aus dem apostolischen
Beysatze, da es von jenen heißt: wie den Hei-
ligen zustehet,
nemlich unterlasset jenes: und
von diesen: welche euch nicht ziemen. Es
gehöret auch ohne das hieher das Paulinische et
cetera,
welches wir in dem parallel-Orte Gal.
5, 2. finden, da es nach benenneten noch meh-
rern Lastern heißt: kai ta omoia toutois, und der-
gleichen.
2. Es ist zwar alle unordentliche Creatur-
Liebe eine subtile Abgötterey; aber doch sonder-
lich der Geitz. Denn ob der Mensch sich gleich
noch so sehr an die Creatur hänget, zum Exempel
ein Hurer an den Leib des andern Geschlechts,
ein Trunckenbold an den Wohl-Geschmack des
Geträncks u. s. w. so pflegen doch solche Men-
schen sich auf solche Dinge, darauf sie fallen,
nicht eben also zu verlassen, daß sie ihr gäntzliches
Vertrauen darauf setzten, und daher in allem An-
liegen ihren Schutz suchten. Denn sie erfahren
auch selbst im Mißbrauch solcher Dinge, wie we-
nig sie ihnen nutzen können, und hingegen wie
schädlich sie ihnen sind. Und ob nun gleich ein
Geitz-Hals auch gar wohl überzeuget seyn kan
von der Unbeständigkeit seiner zeitlichen Güter,
solches auch an andern erfähret: so stellet er es
sich doch nicht also vor, so lange er sie vor Augen
hat, zumal wenn sie sich noch immer häufen; son-
dern da gedencket er, was er für einen Schutz
und Schirm wider alle Noth und Gefahr vor
sich
N n n n 3
Cap. 5, v. 4. 5. an die Epheſer.
[Spaltenumbruch] nachher v. 5. Das ſollt ihr wiſſen, daß kein
Hurer,
ἤ ἀκάϑαρτος, oder Unreiner,
πλεονέκτης, oder Geitziger u. ſ. f.
10. Es wird demnach die ἐυτραπελία, oder
Schalckhaftigkeit alhier in ihrem eigentlichen
Verſtande genommen, der der notioni gram-
maticæ,
und dem Gebrauch des Ariſtotelis und
anderer Griechiſchen Scribenten gemaͤß iſt. Und
in dieſem wird ſie von Paulo verworfen, als eine
Sache, welche wider die Chriſtliche Ernſthaftig-
keit, und wider den gantzen vor den Augen des
allſehenden GOttes in ſeiner heiligen Furcht
und taͤglichen Erneuerung zu fuͤhrenden Wan-
del ſtreitet. Ja ſie ſtehet nicht einmal einem in
einem anſehnlichen Ehren-Amte ſtehenden Man-
ne vernuͤnftiger Weiſe an, ſondern macht ihn und
ſein Amt bey andern veraͤchtlich: zu geſchweigen,
daß ſie ſich zu einem ernſtlichen Chriſtenthum
ſchicken ſolte. Und alſo hat man es als eine na-
tuͤrliche Unart, Eitelkeit und Leichtſinnigkeit an-
zuſehen, und das dazu reitzende Fleiſch, wie an
andern, alſo auch an der Schertz-Luſt, zu creu-
tzigen.
11. Gantz vergeblich iſt es auch, wenn ei-
nige vorgeben, als wenn Paulus die Schertz-
haftigkeit nicht uͤberhaupt, ſondern nur alsdenn
verboten haben wolte, wenn es die Umſtaͤnde
der Perſonen, der Zeit und des Orts nicht zulieſ-
ſen. Denn wenn dieſe falſche Gloſſe gelten ſoll,
ſo kan ein Suͤnden-Diener dieſes auch von allen
uͤbrigen im Contexte verbotenen Suͤnden ſagen.
Daß es einem in der Kirche nicht anſtehe, be-
durfte keiner beſondern Erinnerung. Und da
auch nicht allein die Lehrer, ſondern auch alle
Zuhoͤrer heilig ſeyn ſollen in allem ihrem
Wandel
1 Pet. 1, 15. 16. 17. wie koͤnte damit ei-
ne ſchertzhafte Leichtſinnigkeit beſtehen? Man
gehe nur bey ſich ſelbſt alles dasjenige durch,
was Paulus nur allein in dieſem Briefe an die
Epheſier vom rechtſchaffenen Weſen eines ernſt-
lichen Chriſtenthums ſchreibet; ſo wird einem
gewißlich nicht wol in den Sinn (wo dieſer nicht
ſehr vereitelt iſt) kommen koͤnnen, daß ſich die ei-
tele Schertzhaftigkeit dazu ſchicke.
12. Jm uͤbrigen iſt bey dieſer Materie wohl
zu mercken, daß mit der eitlen Schertzhaftigkeit,
wie ſie zuvor beſchrieben iſt, und von eitlen Ge-
muͤthern getrieben wird, nicht zu vermengen ſey,
wenn einer etwas redet auf eine ſolche Art, die
ſcharfſinnig und zugleich angenehm iſt, auch wol
einiges Laͤcheln verurſachet, dabey man doch
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es weder zur Gewohnheit machet, noch andere
dadurch vereitelt: und wenn denn auch etwas
von einigen Schertz-Worten mit unterlauft,
doch mit ſolcher gravitaͤt dabey temperiret wird,
daß man dadurch in der Ehrfurcht vor GOTT
bleibet, auch wo man findet, daß daraus eini-
ger Maſſen geſchritten ſey, der zuͤchtigenden Gna-
de in ſich Platz laͤßt, und ſein Gemuͤth wieder in
die rechte Form der Chriſtlichen Ernſthaftigkeit
bringet. Noch viel weniger kan hiermit eine ſol-
che Gabe im Reden gemeinet ſeyn, welche lieb-
lich iſt, und mit ihrer Leutſeligkeit zur Erbauung
dienet: als welches Paulus vorher c. 4, 29. ſelbſt
gefodert hat. Siehe deßgleichen Col. 4, 6.
[Spaltenumbruch] Eure Rede ſey allezeit lieblich und mit
Saltz gewuͤrtzet, daß ihr wiſſet, wie ihr ei-
nem ieglichen antworten ſollet.
13. Daß der Apoſtel das Wort Danckſa-
gung
den vorhergehenden entgegen geſetzet hat,
koͤmmt auſſer dem wuͤrcklichen Gegenſatz, der in
der Sache ſelbſt iſt, auch wol mit daher, daß das
Wort ἐυχαριϛία ſich am beſten ſchickte auf das
Wort ἐυτραπελία: als damit er anzeiget, daß,
wenn man was wohllautendes haben wolle,
darauf die particula ἐυ gehet, man fuͤr die ἐυτρα-
πελίαν die ἐυχαριϛίαν nehmen ſolle.
V. 5.

Denn das ſollt ihr wiſſen (ἐϛὲ γι-
νώσκοντες, wiſſet ihr auch ſchon, da es euch bey
der Predigt des Evangelii, die auch eine Predigt
zur Buſſe war, mit mehrern vorgeſtellet und ein-
geſchaͤrfet iſt. Siehe Gal. 5, 21. Von welchen
ich euch habe zuvor geſaget, und ſage noch
zuvor, daß die ſolches thun, das Reich
GOttes nicht ererben) daß kein Hurer,
oder Geitziger, welcher iſt ein Goͤtzen-Die-
ner, Erbe hat an dem Reiche GOttes und
CHriſti.

Anmerckungen.
1. Es beziehet ſich der Apoſtel mit den drey
Worten, Hurer, Unreiner, Geitziger, auf
den vorhergehenden dritten Vers. Daß er aber
derer, die ſchandbare Worte, Narrenthei-
dunge
und eitele Schertz-Reden fuͤhren, nicht
zugleich gedencket, das thut er der Kuͤrtze halber.
Denn daß ſo wenig dieſe, als jene, bey ihrem be-
harrlichen ungoͤttlichen Weſen Erben ſind des
Reichs GOttes, erkennet man gar leicht aus der
Sache ſelbſt, und auch aus dem apoſtoliſchen
Beyſatze, da es von jenen heißt: wie den Hei-
ligen zuſtehet,
nemlich unterlaſſet jenes: und
von dieſen: welche euch nicht ziemen. Es
gehoͤret auch ohne das hieher das Pauliniſche et
cetera,
welches wir in dem parallel-Orte Gal.
5, 2. finden, da es nach benenneten noch meh-
rern Laſtern heißt: καὶ τὰ ὅμοια τουτοις, und der-
gleichen.
2. Es iſt zwar alle unordentliche Creatur-
Liebe eine ſubtile Abgoͤtterey; aber doch ſonder-
lich der Geitz. Denn ob der Menſch ſich gleich
noch ſo ſehr an die Creatur haͤnget, zum Exempel
ein Hurer an den Leib des andern Geſchlechts,
ein Trunckenbold an den Wohl-Geſchmack des
Getraͤncks u. ſ. w. ſo pflegen doch ſolche Men-
ſchen ſich auf ſolche Dinge, darauf ſie fallen,
nicht eben alſo zu verlaſſen, daß ſie ihr gaͤntzliches
Vertrauen darauf ſetzten, und daher in allem An-
liegen ihren Schutz ſuchten. Denn ſie erfahren
auch ſelbſt im Mißbrauch ſolcher Dinge, wie we-
nig ſie ihnen nutzen koͤnnen, und hingegen wie
ſchaͤdlich ſie ihnen ſind. Und ob nun gleich ein
Geitz-Hals auch gar wohl uͤberzeuget ſeyn kan
von der Unbeſtaͤndigkeit ſeiner zeitlichen Guͤter,
ſolches auch an andern erfaͤhret: ſo ſtellet er es
ſich doch nicht alſo vor, ſo lange er ſie vor Augen
hat, zumal wenn ſie ſich noch immer haͤufen; ſon-
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[653/0681] Cap. 5, v. 4. 5. an die Epheſer. nachher v. 5. Das ſollt ihr wiſſen, daß kein Hurer, ἤ ἀκάϑαρτος, oder Unreiner, ἤ πλεονέκτης, oder Geitziger u. ſ. f. 10. Es wird demnach die ἐυτραπελία, oder Schalckhaftigkeit alhier in ihrem eigentlichen Verſtande genommen, der der notioni gram- maticæ, und dem Gebrauch des Ariſtotelis und anderer Griechiſchen Scribenten gemaͤß iſt. Und in dieſem wird ſie von Paulo verworfen, als eine Sache, welche wider die Chriſtliche Ernſthaftig- keit, und wider den gantzen vor den Augen des allſehenden GOttes in ſeiner heiligen Furcht und taͤglichen Erneuerung zu fuͤhrenden Wan- del ſtreitet. Ja ſie ſtehet nicht einmal einem in einem anſehnlichen Ehren-Amte ſtehenden Man- ne vernuͤnftiger Weiſe an, ſondern macht ihn und ſein Amt bey andern veraͤchtlich: zu geſchweigen, daß ſie ſich zu einem ernſtlichen Chriſtenthum ſchicken ſolte. Und alſo hat man es als eine na- tuͤrliche Unart, Eitelkeit und Leichtſinnigkeit an- zuſehen, und das dazu reitzende Fleiſch, wie an andern, alſo auch an der Schertz-Luſt, zu creu- tzigen. 11. Gantz vergeblich iſt es auch, wenn ei- nige vorgeben, als wenn Paulus die Schertz- haftigkeit nicht uͤberhaupt, ſondern nur alsdenn verboten haben wolte, wenn es die Umſtaͤnde der Perſonen, der Zeit und des Orts nicht zulieſ- ſen. Denn wenn dieſe falſche Gloſſe gelten ſoll, ſo kan ein Suͤnden-Diener dieſes auch von allen uͤbrigen im Contexte verbotenen Suͤnden ſagen. Daß es einem in der Kirche nicht anſtehe, be- durfte keiner beſondern Erinnerung. Und da auch nicht allein die Lehrer, ſondern auch alle Zuhoͤrer heilig ſeyn ſollen in allem ihrem Wandel 1 Pet. 1, 15. 16. 17. wie koͤnte damit ei- ne ſchertzhafte Leichtſinnigkeit beſtehen? Man gehe nur bey ſich ſelbſt alles dasjenige durch, was Paulus nur allein in dieſem Briefe an die Epheſier vom rechtſchaffenen Weſen eines ernſt- lichen Chriſtenthums ſchreibet; ſo wird einem gewißlich nicht wol in den Sinn (wo dieſer nicht ſehr vereitelt iſt) kommen koͤnnen, daß ſich die ei- tele Schertzhaftigkeit dazu ſchicke. 12. Jm uͤbrigen iſt bey dieſer Materie wohl zu mercken, daß mit der eitlen Schertzhaftigkeit, wie ſie zuvor beſchrieben iſt, und von eitlen Ge- muͤthern getrieben wird, nicht zu vermengen ſey, wenn einer etwas redet auf eine ſolche Art, die ſcharfſinnig und zugleich angenehm iſt, auch wol einiges Laͤcheln verurſachet, dabey man doch aber in der Ernſthaftigkeit bleibet, und alſo auch es weder zur Gewohnheit machet, noch andere dadurch vereitelt: und wenn denn auch etwas von einigen Schertz-Worten mit unterlauft, doch mit ſolcher gravitaͤt dabey temperiret wird, daß man dadurch in der Ehrfurcht vor GOTT bleibet, auch wo man findet, daß daraus eini- ger Maſſen geſchritten ſey, der zuͤchtigenden Gna- de in ſich Platz laͤßt, und ſein Gemuͤth wieder in die rechte Form der Chriſtlichen Ernſthaftigkeit bringet. Noch viel weniger kan hiermit eine ſol- che Gabe im Reden gemeinet ſeyn, welche lieb- lich iſt, und mit ihrer Leutſeligkeit zur Erbauung dienet: als welches Paulus vorher c. 4, 29. ſelbſt gefodert hat. Siehe deßgleichen Col. 4, 6. Eure Rede ſey allezeit lieblich und mit Saltz gewuͤrtzet, daß ihr wiſſet, wie ihr ei- nem ieglichen antworten ſollet. 13. Daß der Apoſtel das Wort Danckſa- gung den vorhergehenden entgegen geſetzet hat, koͤmmt auſſer dem wuͤrcklichen Gegenſatz, der in der Sache ſelbſt iſt, auch wol mit daher, daß das Wort ἐυχαριϛία ſich am beſten ſchickte auf das Wort ἐυτραπελία: als damit er anzeiget, daß, wenn man was wohllautendes haben wolle, darauf die particula ἐυ gehet, man fuͤr die ἐυτρα- πελίαν die ἐυχαριϛίαν nehmen ſolle. V. 5. Denn das ſollt ihr wiſſen (ἐϛὲ γι- νώσκοντες, wiſſet ihr auch ſchon, da es euch bey der Predigt des Evangelii, die auch eine Predigt zur Buſſe war, mit mehrern vorgeſtellet und ein- geſchaͤrfet iſt. Siehe Gal. 5, 21. Von welchen ich euch habe zuvor geſaget, und ſage noch zuvor, daß die ſolches thun, das Reich GOttes nicht ererben) daß kein Hurer, oder Geitziger, welcher iſt ein Goͤtzen-Die- ner, Erbe hat an dem Reiche GOttes und CHriſti. Anmerckungen. 1. Es beziehet ſich der Apoſtel mit den drey Worten, Hurer, Unreiner, Geitziger, auf den vorhergehenden dritten Vers. Daß er aber derer, die ſchandbare Worte, Narrenthei- dunge und eitele Schertz-Reden fuͤhren, nicht zugleich gedencket, das thut er der Kuͤrtze halber. Denn daß ſo wenig dieſe, als jene, bey ihrem be- harrlichen ungoͤttlichen Weſen Erben ſind des Reichs GOttes, erkennet man gar leicht aus der Sache ſelbſt, und auch aus dem apoſtoliſchen Beyſatze, da es von jenen heißt: wie den Hei- ligen zuſtehet, nemlich unterlaſſet jenes: und von dieſen: welche euch nicht ziemen. Es gehoͤret auch ohne das hieher das Pauliniſche et cetera, welches wir in dem parallel-Orte Gal. 5, 2. finden, da es nach benenneten noch meh- rern Laſtern heißt: καὶ τὰ ὅμοια τουτοις, und der- gleichen. 2. Es iſt zwar alle unordentliche Creatur- Liebe eine ſubtile Abgoͤtterey; aber doch ſonder- lich der Geitz. Denn ob der Menſch ſich gleich noch ſo ſehr an die Creatur haͤnget, zum Exempel ein Hurer an den Leib des andern Geſchlechts, ein Trunckenbold an den Wohl-Geſchmack des Getraͤncks u. ſ. w. ſo pflegen doch ſolche Men- ſchen ſich auf ſolche Dinge, darauf ſie fallen, nicht eben alſo zu verlaſſen, daß ſie ihr gaͤntzliches Vertrauen darauf ſetzten, und daher in allem An- liegen ihren Schutz ſuchten. Denn ſie erfahren auch ſelbſt im Mißbrauch ſolcher Dinge, wie we- nig ſie ihnen nutzen koͤnnen, und hingegen wie ſchaͤdlich ſie ihnen ſind. Und ob nun gleich ein Geitz-Hals auch gar wohl uͤberzeuget ſeyn kan von der Unbeſtaͤndigkeit ſeiner zeitlichen Guͤter, ſolches auch an andern erfaͤhret: ſo ſtellet er es ſich doch nicht alſo vor, ſo lange er ſie vor Augen hat, zumal wenn ſie ſich noch immer haͤufen; ſon- dern da gedencket er, was er fuͤr einen Schutz und Schirm wider alle Noth und Gefahr vor ſich N n n n 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 653. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/681>, abgerufen am 27.11.2024.