Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Cap. 4, v. 12. 13. an die Epheser. [Spaltenumbruch]
mit einem dreyfachen Ausdrucke: 1. pros tonkatartismon ton agion, zur Zurichtung oder Einrichtung der Heiligen, daß nemlich ein ie- des an seinem Theile, als ein besonderes Glied am Leibe CHristi, zu seiner rechten Art, Grösse und Gestalt, und zu seinem rechten Stande ge- lange: 2. eis ergon diakonias, zum Wercke des Dienstes, nemlich am Evangelio; mit welchen Worten wieder zurück gesehen wird auf die un- terschiedlichen geistlichen Aemter, die mit dem Dienste des Evangelii im Wercke, oder in der Arbeit und Bemühung begriffen seyn sollen: 3. eis oikodomen tou somatos Khristou, zur Er- bauung des Leibes CHristi; als wozu die Be- schäftigung der sämtlichen Aemter überhaupt ge- reichet, wenn alle Glieder insonderheit zum geist- lichen Bau recht zugerichtet werden. 2. Es ist ein schöner Ehren-Name, daß die Gläubigen insgesamt Heilige genennet wer- den. Solche aber sind sie, wie in Ansehung des- sen, daß der Sohn GOttes sich selbst für sie gehei- liget, oder sich zum Versöhn-Opfer gegeben hat Joh 17, 19. Hebr. 10, 10. 14. also auch in Anse- hung der würcklichen Heiligung, welcher sie in der Erneuerung nachjagen: als ohne welche nie- mand den HErrn sehen kan; Hebr. 12, 14. Von dem Worte katartizein, zurichten, wenn von der Zubereitung der Gläubigen die Rede ist, sehe man 1 Cor. 1, 10. 2 Cor. 13, 11. Gal. 6, 1. 3. Es ist zwar das Amt der Lehrer, dahin zu sehen, daß die Gläubigen als Glieder zum geistlichen Leibe CHristi erbauet werden: allein dazu gehöret, daß sie sich auch selbst erbauen; als welches von ihnen allerdings erfodert wird, und um so viel mehr, so viel weniger es ihnen an Mitteln dazu fehlet: und so viel mehr es geschie- het, daß, wo es bey ihnen an dieser Pflicht der ei- genen Erbauung fehlet, sie auch zur Erbauung an- derer theils untüchtig, theils untreue sind, oft wol mehr niederreissen, als erbauen. Von der Pflicht, sich insgemein unter einander selbst zu erbauen, siehe unter andern 1 Thess. 5, 11. 1 Pet. 2, 5. 4. Der Apostel benennet die Kirche Chri- sti in diesem Briefe zu sieben mal mit dem Na- men des Leibes c. 1, 23. 4, 4. 12. 16. 5, 23. 30. anderer dergleichen Stellen nicht zu gedencken. Wohl dem, der an diesem Leibe ein gesundes Glied ist, und sich von dem Haupte allemal recht regieren läßt. V. 13. Bis daß wir alle (die wir zum Leibe Anmerckungen. 1. Der Apostel erläutert alhier mit meh- rern, was er von dem Zweck und von der Frucht des Lehr-Amts v. 12. gesaget hatte. Und gleich- wie er in diesem 12ten Vers den Zweck auf eine dreyfache Art beschrieben hatte, so erläutert er ihn auch v. 13. auf eine dreyfache Art. Denn 1. sollen alle Gläubige gelangen zur Einigkeit des Glaubens und der Erkäntniß des Sohnes GOttes: 2. sollen sie werden ein vollkomme- ner Mann: 3. sollen sie erreichen das Maß des vollkommnen Alters CHristi. Und von allen dreyen Stücken heißt es e[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]s, e[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt], eis. Wel- che denn also beschaffen sind, daß eines das andere immer völliger erkläret. 2. Der Apostel hatte die Gläubigen vorher v. 5. geführet auf mian pistin, einen, oder einen eintzigen, oder einfachen unzertheilten Glauben. Da aber, was die Christliche Religion in sich selbst hat, darum noch nicht alle, die sich dazu be- kennen, haben, u. aus Juden und Heiden sich da- mal wol täglich immer mehr dazu wendeten, auch noch ein weit grösserer Anwachs, der auch würcklich erfolget ist, zu hoffen war: so spricht er, daß der Zweck aller geistlichen Aemter auf die Einigkeit des Glaubens gehe, wie viele darinnen zu bevestigen, viele dazu aufs neue zu bringen wä- ren. Und diese fasset er zusammen, und spricht: wir alle. 3. Dieweil nun der Glaube wie ein geistli- ches Leben, also auch ein göttliches Licht in der Seele ist, und es sonderlich mit CHristo, dem Sohne GOttes, zu thun hat; so erkläret der A- postel das Wort, Glauben, durch die Worte von der Erkäntniß des Sohnes GOttes. Und damit zeiget er zugleich an, wie daß keine Erkäntniß rechter Art sey, als welche voller wahren Glau- bens an JEsum CHristum ist, und daß also bey den Ungläubigen und Unbekehrten sich keine wah- re und lebendige Erkäntniß finde. 4. Der vollkommene Mann ist den Kin- dern oder Unmündigen, welcher v. 14. gedacht wird, entgegen gesetzet; und wird damit eine männliche Stärcke und Kraft im Christenthum erfodert. Daher Paulus das andrizesthai und krataiousthai, das männlich und starck seyn zusammen setzet, auch daher saget: wachet, ste- het im Glauben. Und also wird eine solche Vollkommenheit verstanden, nach welcher man zwar noch allerdings zu wachsen hat, aber doch durch den Genuß starckerer Speisen zur rechten Bevestigung gekommen ist, und durch Gewohnheit geübte Sinne hat zum Unter- scheid des Guten und des Bösen Hebr. 5, 14. Es bedienet sich aber der Apostel deßwegen in dieser Rede der einzeln Zahl, und spricht: ein vollkommen Mann, an statt, daß er hätte sa- gen können, vollkommene Männer, dieweil er die gantze Christliche Gemeine, ihrer Einigkeit wegen, darum er sie einen eintzigen Leib CHristi nennet, als einen einzeln Mann vorstellet: wie er
Cap. 4, v. 12. 13. an die Epheſer. [Spaltenumbruch]
mit einem dreyfachen Ausdrucke: 1. πρὸς τὸνκαταρτισμὸν τῶν ἁγίων, zur Zurichtung oder Einrichtung der Heiligen, daß nemlich ein ie- des an ſeinem Theile, als ein beſonderes Glied am Leibe CHriſti, zu ſeiner rechten Art, Groͤſſe und Geſtalt, und zu ſeinem rechten Stande ge- lange: 2. εἰς ἔργον διακονίας, zum Wercke des Dienſtes, nemlich am Evangelio; mit welchen Worten wieder zuruͤck geſehen wird auf die un- terſchiedlichen geiſtlichen Aemter, die mit dem Dienſte des Evangelii im Wercke, oder in der Arbeit und Bemuͤhung begriffen ſeyn ſollen: 3. εἰς οἰκοδομὴν τοῦ σώματος Χριστοῦ, zur Er- bauung des Leibes CHriſti; als wozu die Be- ſchaͤftigung der ſaͤmtlichen Aemter uͤberhaupt ge- reichet, wenn alle Glieder inſonderheit zum geiſt- lichen Bau recht zugerichtet werden. 2. Es iſt ein ſchoͤner Ehren-Name, daß die Glaͤubigen insgeſamt Heilige genennet wer- den. Solche aber ſind ſie, wie in Anſehung deſ- ſen, daß der Sohn GOttes ſich ſelbſt fuͤr ſie gehei- liget, oder ſich zum Verſoͤhn-Opfer gegeben hat Joh 17, 19. Hebr. 10, 10. 14. alſo auch in Anſe- hung der wuͤrcklichen Heiligung, welcher ſie in der Erneuerung nachjagen: als ohne welche nie- mand den HErrn ſehen kan; Hebr. 12, 14. Von dem Worte καταρτίζειν, zurichten, wenn von der Zubereitung der Glaͤubigen die Rede iſt, ſehe man 1 Cor. 1, 10. 2 Cor. 13, 11. Gal. 6, 1. 3. Es iſt zwar das Amt der Lehrer, dahin zu ſehen, daß die Glaͤubigen als Glieder zum geiſtlichen Leibe CHriſti erbauet werden: allein dazu gehoͤret, daß ſie ſich auch ſelbſt erbauen; als welches von ihnen allerdings erfodert wird, und um ſo viel mehr, ſo viel weniger es ihnen an Mitteln dazu fehlet: und ſo viel mehr es geſchie- het, daß, wo es bey ihnen an dieſer Pflicht der ei- genen Erbauung fehlet, ſie auch zur Erbauung an- derer theils untuͤchtig, theils untreue ſind, oft wol mehr niederreiſſen, als erbauen. Von der Pflicht, ſich insgemein unter einander ſelbſt zu erbauen, ſiehe unter andern 1 Theſſ. 5, 11. 1 Pet. 2, 5. 4. Der Apoſtel benennet die Kirche Chri- ſti in dieſem Briefe zu ſieben mal mit dem Na- men des Leibes c. 1, 23. 4, 4. 12. 16. 5, 23. 30. anderer dergleichen Stellen nicht zu gedencken. Wohl dem, der an dieſem Leibe ein geſundes Glied iſt, und ſich von dem Haupte allemal recht regieren laͤßt. V. 13. Bis daß wir alle (die wir zum Leibe Anmerckungen. 1. Der Apoſtel erlaͤutert alhier mit meh- rern, was er von dem Zweck und von der Frucht des Lehr-Amts v. 12. geſaget hatte. Und gleich- wie er in dieſem 12ten Vers den Zweck auf eine dreyfache Art beſchrieben hatte, ſo erlaͤutert er ihn auch v. 13. auf eine dreyfache Art. Denn 1. ſollen alle Glaͤubige gelangen zur Einigkeit des Glaubens und der Erkaͤntniß des Sohnes GOttes: 2. ſollen ſie werden ein vollkomme- ner Mann: 3. ſollen ſie erreichen das Maß des vollkommnen Alters CHriſti. Und von allen dreyen Stuͤcken heißt es ε[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]ς, ε[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt], εἰς. Wel- che denn alſo beſchaffen ſind, daß eines das andere immer voͤlliger erklaͤret. 2. Der Apoſtel hatte die Glaͤubigen vorher v. 5. gefuͤhret auf μίαν πίστιν, einen, oder einen eintzigen, oder einfachen unzertheilten Glauben. Da aber, was die Chriſtliche Religion in ſich ſelbſt hat, darum noch nicht alle, die ſich dazu be- kennen, haben, u. aus Juden und Heiden ſich da- mal wol taͤglich immer mehr dazu wendeten, auch noch ein weit groͤſſerer Anwachs, der auch wuͤrcklich erfolget iſt, zu hoffen war: ſo ſpricht er, daß der Zweck aller geiſtlichen Aemter auf die Einigkeit des Glaubens gehe, wie viele darinnen zu beveſtigen, viele dazu aufs neue zu bringen waͤ- ren. Und dieſe faſſet er zuſammen, und ſpricht: wir alle. 3. Dieweil nun der Glaube wie ein geiſtli- ches Leben, alſo auch ein goͤttliches Licht in der Seele iſt, und es ſonderlich mit CHriſto, dem Sohne GOttes, zu thun hat; ſo erklaͤret der A- poſtel das Wort, Glauben, durch die Worte von der Erkaͤntniß des Sohnes GOttes. Und damit zeiget er zugleich an, wie daß keine Erkaͤntniß rechter Art ſey, als welche voller wahren Glau- bens an JEſum CHriſtum iſt, und daß alſo bey den Unglaͤubigen und Unbekehrten ſich keine wah- re und lebendige Erkaͤntniß finde. 4. Der vollkommene Mann iſt den Kin- dern oder Unmuͤndigen, welcher v. 14. gedacht wird, entgegen geſetzet; und wird damit eine maͤnnliche Staͤrcke und Kraft im Chriſtenthum erfodert. Daher Paulus das ἀνδρίζεσϑαι und κραταιοῦσϑαι, das maͤnnlich und ſtarck ſeyn zuſammen ſetzet, auch daher ſaget: wachet, ſte- het im Glauben. Und alſo wird eine ſolche Vollkommenheit verſtanden, nach welcher man zwar noch allerdings zu wachſen hat, aber doch durch den Genuß ſtarckerer Speiſen zur rechten Beveſtigung gekommen iſt, und durch Gewohnheit geuͤbte Sinne hat zum Unter- ſcheid des Guten und des Boͤſen Hebr. 5, 14. Es bedienet ſich aber der Apoſtel deßwegen in dieſer Rede der einzeln Zahl, und ſpricht: ein vollkommen Mann, an ſtatt, daß er haͤtte ſa- gen koͤnnen, vollkommene Maͤnner, dieweil er die gantze Chriſtliche Gemeine, ihrer Einigkeit wegen, darum er ſie einen eintzigen Leib CHriſti nennet, als einen einzeln Mann vorſtellet: wie er
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Cap. 4, v. 12. 13. an die Epheſer.
mit einem dreyfachen Ausdrucke: 1. πρὸς τὸν
καταρτισμὸν τῶν ἁγίων, zur Zurichtung oder
Einrichtung der Heiligen, daß nemlich ein ie-
des an ſeinem Theile, als ein beſonderes Glied
am Leibe CHriſti, zu ſeiner rechten Art, Groͤſſe
und Geſtalt, und zu ſeinem rechten Stande ge-
lange: 2. εἰς ἔργον διακονίας, zum Wercke des
Dienſtes, nemlich am Evangelio; mit welchen
Worten wieder zuruͤck geſehen wird auf die un-
terſchiedlichen geiſtlichen Aemter, die mit dem
Dienſte des Evangelii im Wercke, oder in der
Arbeit und Bemuͤhung begriffen ſeyn ſollen:
3. εἰς οἰκοδομὴν τοῦ σώματος Χριστοῦ, zur Er-
bauung des Leibes CHriſti; als wozu die Be-
ſchaͤftigung der ſaͤmtlichen Aemter uͤberhaupt ge-
reichet, wenn alle Glieder inſonderheit zum geiſt-
lichen Bau recht zugerichtet werden.
2. Es iſt ein ſchoͤner Ehren-Name, daß
die Glaͤubigen insgeſamt Heilige genennet wer-
den. Solche aber ſind ſie, wie in Anſehung deſ-
ſen, daß der Sohn GOttes ſich ſelbſt fuͤr ſie gehei-
liget, oder ſich zum Verſoͤhn-Opfer gegeben hat
Joh 17, 19. Hebr. 10, 10. 14. alſo auch in Anſe-
hung der wuͤrcklichen Heiligung, welcher ſie in der
Erneuerung nachjagen: als ohne welche nie-
mand den HErrn ſehen kan; Hebr. 12, 14.
Von dem Worte καταρτίζειν, zurichten, wenn
von der Zubereitung der Glaͤubigen die Rede iſt,
ſehe man 1 Cor. 1, 10. 2 Cor. 13, 11. Gal.
6, 1.
3. Es iſt zwar das Amt der Lehrer, dahin
zu ſehen, daß die Glaͤubigen als Glieder zum
geiſtlichen Leibe CHriſti erbauet werden: allein
dazu gehoͤret, daß ſie ſich auch ſelbſt erbauen;
als welches von ihnen allerdings erfodert wird,
und um ſo viel mehr, ſo viel weniger es ihnen an
Mitteln dazu fehlet: und ſo viel mehr es geſchie-
het, daß, wo es bey ihnen an dieſer Pflicht der ei-
genen Erbauung fehlet, ſie auch zur Erbauung an-
derer theils untuͤchtig, theils untreue ſind, oft
wol mehr niederreiſſen, als erbauen. Von der
Pflicht, ſich insgemein unter einander ſelbſt zu
erbauen, ſiehe unter andern 1 Theſſ. 5, 11. 1 Pet.
2, 5.
4. Der Apoſtel benennet die Kirche Chri-
ſti in dieſem Briefe zu ſieben mal mit dem Na-
men des Leibes c. 1, 23. 4, 4. 12. 16. 5, 23. 30.
anderer dergleichen Stellen nicht zu gedencken.
Wohl dem, der an dieſem Leibe ein geſundes
Glied iſt, und ſich von dem Haupte allemal recht
regieren laͤßt.
V. 13.
Bis daß wir alle (die wir zum Leibe
CHriſti gehoͤren, und dazu noch ſollen gebracht
werden) hinan kommen zu einerley Glauben
(Gr. zur Einigkeit des Glaubens; als darinnen
bey manchen noch ein Mangel war,) und der
Erkaͤntniß des Sohnes GOttes (worinnen
ſich der Glaube erweiſet, als der in der Seele ein
goͤttliches Licht iſt, in welchem man CHriſtum
nach ſeiner Perſon, ſeinem Amte und unterſchie-
denen Stande recht heilſamlich erkennet) und
ein (den unmuͤndigen Kindern entgegen geſetzter)
vollkommner Mann werden, der da ſey in
der Maſſe des vollkommenen Alters Chri-
ſti (alſo, daß auch dißfalls eine Gleichheit ſich
finde zwiſchen dem hochgelobten Haupte und
ſeinem Leibe in allen deſſelben rechten Glie-
dern.)
Anmerckungen.
1. Der Apoſtel erlaͤutert alhier mit meh-
rern, was er von dem Zweck und von der Frucht
des Lehr-Amts v. 12. geſaget hatte. Und gleich-
wie er in dieſem 12ten Vers den Zweck auf eine
dreyfache Art beſchrieben hatte, ſo erlaͤutert er
ihn auch v. 13. auf eine dreyfache Art. Denn 1.
ſollen alle Glaͤubige gelangen zur Einigkeit des
Glaubens und der Erkaͤntniß des Sohnes
GOttes: 2. ſollen ſie werden ein vollkomme-
ner Mann: 3. ſollen ſie erreichen das Maß
des vollkommnen Alters CHriſti. Und von
allen dreyen Stuͤcken heißt es ε_ ς, ε_ , εἰς. Wel-
che denn alſo beſchaffen ſind, daß eines das andere
immer voͤlliger erklaͤret.
2. Der Apoſtel hatte die Glaͤubigen vorher
v. 5. gefuͤhret auf μίαν πίστιν, einen, oder einen
eintzigen, oder einfachen unzertheilten Glauben.
Da aber, was die Chriſtliche Religion in ſich
ſelbſt hat, darum noch nicht alle, die ſich dazu be-
kennen, haben, u. aus Juden und Heiden ſich da-
mal wol taͤglich immer mehr dazu wendeten,
auch noch ein weit groͤſſerer Anwachs, der auch
wuͤrcklich erfolget iſt, zu hoffen war: ſo ſpricht er,
daß der Zweck aller geiſtlichen Aemter auf die
Einigkeit des Glaubens gehe, wie viele darinnen
zu beveſtigen, viele dazu aufs neue zu bringen waͤ-
ren. Und dieſe faſſet er zuſammen, und ſpricht:
wir alle.
3. Dieweil nun der Glaube wie ein geiſtli-
ches Leben, alſo auch ein goͤttliches Licht in der
Seele iſt, und es ſonderlich mit CHriſto, dem
Sohne GOttes, zu thun hat; ſo erklaͤret der A-
poſtel das Wort, Glauben, durch die Worte von
der Erkaͤntniß des Sohnes GOttes. Und damit
zeiget er zugleich an, wie daß keine Erkaͤntniß
rechter Art ſey, als welche voller wahren Glau-
bens an JEſum CHriſtum iſt, und daß alſo bey
den Unglaͤubigen und Unbekehrten ſich keine wah-
re und lebendige Erkaͤntniß finde.
4. Der vollkommene Mann iſt den Kin-
dern oder Unmuͤndigen, welcher v. 14. gedacht
wird, entgegen geſetzet; und wird damit eine
maͤnnliche Staͤrcke und Kraft im Chriſtenthum
erfodert. Daher Paulus das ἀνδρίζεσϑαι und
κραταιοῦσϑαι, das maͤnnlich und ſtarck ſeyn
zuſammen ſetzet, auch daher ſaget: wachet, ſte-
het im Glauben. Und alſo wird eine ſolche
Vollkommenheit verſtanden, nach welcher
man zwar noch allerdings zu wachſen hat, aber
doch durch den Genuß ſtarckerer Speiſen zur
rechten Beveſtigung gekommen iſt, und durch
Gewohnheit geuͤbte Sinne hat zum Unter-
ſcheid des Guten und des Boͤſen Hebr. 5, 14.
Es bedienet ſich aber der Apoſtel deßwegen in
dieſer Rede der einzeln Zahl, und ſpricht: ein
vollkommen Mann, an ſtatt, daß er haͤtte ſa-
gen koͤnnen, vollkommene Maͤnner, dieweil
er die gantze Chriſtliche Gemeine, ihrer Einigkeit
wegen, darum er ſie einen eintzigen Leib CHriſti
nennet, als einen einzeln Mann vorſtellet: wie
er
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