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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 4, v. 9-11. an die Epheser.
[Spaltenumbruch] Niederfahrt alhier billig von dem Stande der
Erniedrigung zu erklären: wie denn auch, was
v. 9. von der Niederfahrt in die untersten Oerter
der Erden gesaget wird, nur schlechthin von
der Niederfahrt oder Zukunft erkläret wird.
2. Es saget demnach Paulus alhier nichts
anders, als was unser Heiland selbst spricht von
seiner Zukunft ins Fleisch und von seiner Him-
melfahrt Joh. 3, 13. Niemand fähret gen
Himmel, denn der vom Himmel hernieder
kommen ist, nemlich des Menschen Sohn,
der im Himmel ist.
3. Der Erde werden die unterste Oer-
ter
zugeschrieben, nicht in Ansehung ihrer obern
Fläche, welche von Menschen bewohnet wird,
sondern in Ansehung des erhabnen, auch des er-
schaffenen Himmels, über welchen CHristus in
den Himmel der Herrlichkeit erhaben worden:
welcher erschaffene Himmel die obersten, die Er-
de aber die untersten Oerter hat.
4. Man kan bey der Redens-Art vom Her-
abfahren in die unterste Oerter der Erden, und
also bey dem Stande der Erniedrigung auch in-
sonderheit sehen theils auf die Menschwer-
dung
in dem Leibe der Jungfrau Maria, theils
auf das Begräbniß CHristi. Denn gleichwie
es nach der Hebräer ihrer Mund-Art von dem
Leibe der Mutter Ps. 139, 15. heißt: Es war
dir mein Gebein nicht verholen, da ich im
Verborgnen gemachet ward, da ich gebil-
det ward unten in der Erden:
also stehet
auch Matth. 12, 40. vom Grabe CHristi, daß
er drey Tage und Nacht mitten in der Erden
seyn werde.
Da denn der Hebräische Aus-
druck vom Hertzen, oder vom innern der Erde
nur der obern Flache entgegen gesetzet ist: gleich-
wie Ezech. 27, 4. 28, 2. von der Stadt Tyrus
gesaget wird, daß sie mitten im Meer gelegen,
da sie doch nicht weit vom Lande im Meere lag.
Man sehe auch Ps. 86, 13. 88, 7. da vom Stan-
de der Erniedrigung CHristi, als von der Gru-
be und einer Tiefe unter der Erden, geredet
wird.
5. Da aber das Herabfahren, oder die Zu-
kunft ins Fleisch nach der göttlichen Natur, das
Auffahren aber nach der menschlichen geschehen;
so hat man das Herabfahren also zu erklären, wie
es sonst mehrmal von GOTT stehet, daß er her-
nieder komme,
z. E. 1 B. Mos. 11, 5. 18, 21.
welches von einer sonderbaren Offenbarung und
Wirckung des allgegenwärtigen GOttes zu ver-
stehen ist.
V. 10.

Der hinunter gefahren ist (sich ernie-
driget hat) das ist derselbige, der aufgefah-
ren ist über alle
(erschaffene cörperliche) Him-
mel
) (zum Throne GOttes) auf daß er alles
erfülle
(wie alles, was von ihm geschrieben war
Luc. 24, 44. also alles, was zu seinem Reiche ge-
hörete, alle gläubige Glieder seines geistlichen
Leibes, mit den Gaben seines Geistes, ja alle
Welt mit der Erkäntniß des HERRN.
Jes. 11, 9.)

[Spaltenumbruch]
Anmerckungen.
1. Damit, daß der Apostel die Niederfahrt
mit der Auffahrt so genau verbindet, zeiget er an,
daß die Erniedrigung zu unserer Erlösung unum-
gänglich gewesen, und wie auch zu unserm Heil
unsere künftige Erhöhung von unserer gegen-
wärtigen Erniedrigung werde unzertrennlich
seyn.
2. Mit den Worten: auf daß er alles
erfülle,
wird ausser der Allgegenwart CHristi
(Matth. 28, 20. Jer. 23, 24.) sonderlich auf
die Früchte seines durch die Himmelfahrt und
durch das Sitzen zur Rechten GOttes zum Sie-
ge ausgeführten Wercks der Erlösung gesehen:
als welche Früchte er darauf so reichlich ausge-
theilet hat, daß davon der gantze geistliche Leib
reichlich erfüllet worden. Diesen Verstand sol-
cher Worte bringet der gantze Context mit sich.
Denn nach demselben heißt es oben c. 1, 21. die
Gemeine CHristi sey sein Leib, nemlich die Fülle
dessen, der alles in allen erfüllet. Und am En-
de des Gebets c. 3, v. 19. spricht der Apostel:
auf daß ihr erfüllet werdet mit allerley
GOttes Fülle.
Und nachdem er c. 4, v. 7. 8.
gesaget hatte von den Gaben, die uns CHristus
erworben und mittheile; so setzet er die Worte
dieses zehenden Verses: Er ist aufgefahren
über alle Himmel, auf daß er alles erfülle.

Welche Erfüllung gleich unmittelbar darauf
mit mehrern durch das Segens-volle Regiment
der Kirche auf Erden erläutert wird. Siehe
auch Col. 2, 10. Und ihr seyd vollkommen,
pepleromenoi, erfüllet in ihm. Auch Pil. 1, 11.
Jhr seyd erfüllet mit Früchten der Gerech-
tigkeit, die durch JEsum CHristum gesche-
hen.
Und also sehen wir, mit welchem Nachdru-
cke von CHristo Joh. 1, 16. gesaget sey: Aus
seiner Fülle nehmen wir alle Gnade um
Gnade.
Und auf diese Fülle gehet auch der
überschwängliche Reichthum der Gnade und
Gabe GOttes über uns in CHristo JEsu Eph.
2, 7. oder der auch unter den Heiden zu verkündi-
gende unausforschliche Reichthum CHristi
c. 3, 8.
V. 11.

Und er hat etliche zu Aposteln gesetzet
(also, daß er die schon vor der Himmelfahrt ge-
setzte aufs neue mit besondern Gaben ausgerü-
stet hat) etliche aber zu Propheten (denen er
eine besondere Gabe gegeben, theils zukünftige
Dinge, sonderlich solche, welche auf den Zustand
der Kirche gingen, vorher zu verkündigen, theils
auch die prophetischen Schriften des alten Te-
staments nach dem Geheimniß von CHristo recht
tief und richtig einzusehen, und zur gemeinen Er-
bauung zu erklären) etliche zu Evangelisten
(welche, als der Apostel ihre besondere Mit-Ar-
beiter, mit herrlichen Gnaden-Gaben zur Ver-
kündigung des Evangelii ausgerüstet und dabey
an keine gewisse Gemeinen gebunden waren) et-
liche zu Hirten
(welche von den Aposteln unter
Beystimmung der Gemeine gewissen Heerden
vorgesetzet waren) und Lehrern (welche sich
mit ihrer heilsamen Lehre, als rechte Hirten er-

wie-
L l l l 3
Cap. 4, v. 9-11. an die Epheſer.
[Spaltenumbruch] Niederfahrt alhier billig von dem Stande der
Erniedrigung zu erklaͤren: wie denn auch, was
v. 9. von der Niederfahrt in die unterſten Oerter
der Erden geſaget wird, nur ſchlechthin von
der Niederfahrt oder Zukunft erklaͤret wird.
2. Es ſaget demnach Paulus alhier nichts
anders, als was unſer Heiland ſelbſt ſpricht von
ſeiner Zukunft ins Fleiſch und von ſeiner Him-
melfahrt Joh. 3, 13. Niemand faͤhret gen
Himmel, denn der vom Himmel hernieder
kommen iſt, nemlich des Menſchen Sohn,
der im Himmel iſt.
3. Der Erde werden die unterſte Oer-
ter
zugeſchrieben, nicht in Anſehung ihrer obern
Flaͤche, welche von Menſchen bewohnet wird,
ſondern in Anſehung des erhabnen, auch des er-
ſchaffenen Himmels, uͤber welchen CHriſtus in
den Himmel der Herrlichkeit erhaben worden:
welcher erſchaffene Himmel die oberſten, die Er-
de aber die unterſten Oerter hat.
4. Man kan bey der Redens-Art vom Her-
abfahren in die unterſte Oerter der Erden, und
alſo bey dem Stande der Erniedrigung auch in-
ſonderheit ſehen theils auf die Menſchwer-
dung
in dem Leibe der Jungfrau Maria, theils
auf das Begraͤbniß CHriſti. Denn gleichwie
es nach der Hebraͤer ihrer Mund-Art von dem
Leibe der Mutter Pſ. 139, 15. heißt: Es war
dir mein Gebein nicht verholen, da ich im
Verborgnen gemachet ward, da ich gebil-
det ward unten in der Erden:
alſo ſtehet
auch Matth. 12, 40. vom Grabe CHriſti, daß
er drey Tage und Nacht mitten in der Erden
ſeyn werde.
Da denn der Hebraͤiſche Aus-
druck vom Hertzen, oder vom innern der Erde
nur der obern Flache entgegen geſetzet iſt: gleich-
wie Ezech. 27, 4. 28, 2. von der Stadt Tyrus
geſaget wird, daß ſie mitten im Meer gelegen,
da ſie doch nicht weit vom Lande im Meere lag.
Man ſehe auch Pſ. 86, 13. 88, 7. da vom Stan-
de der Erniedrigung CHriſti, als von der Gru-
be und einer Tiefe unter der Erden, geredet
wird.
5. Da aber das Herabfahren, oder die Zu-
kunft ins Fleiſch nach der goͤttlichen Natur, das
Auffahren aber nach der menſchlichen geſchehen;
ſo hat man das Herabfahren alſo zu erklaͤren, wie
es ſonſt mehrmal von GOTT ſtehet, daß er her-
nieder komme,
z. E. 1 B. Moſ. 11, 5. 18, 21.
welches von einer ſonderbaren Offenbarung und
Wirckung des allgegenwaͤrtigen GOttes zu ver-
ſtehen iſt.
V. 10.

Der hinunter gefahren iſt (ſich ernie-
driget hat) das iſt derſelbige, der aufgefah-
ren iſt uͤber alle
(erſchaffene coͤrperliche) Him-
mel
) (zum Throne GOttes) auf daß er alles
erfuͤlle
(wie alles, was von ihm geſchrieben war
Luc. 24, 44. alſo alles, was zu ſeinem Reiche ge-
hoͤrete, alle glaͤubige Glieder ſeines geiſtlichen
Leibes, mit den Gaben ſeines Geiſtes, ja alle
Welt mit der Erkaͤntniß des HERRN.
Jeſ. 11, 9.)

[Spaltenumbruch]
Anmerckungen.
1. Damit, daß der Apoſtel die Niederfahrt
mit der Auffahrt ſo genau verbindet, zeiget er an,
daß die Erniedrigung zu unſerer Erloͤſung unum-
gaͤnglich geweſen, und wie auch zu unſerm Heil
unſere kuͤnftige Erhoͤhung von unſerer gegen-
waͤrtigen Erniedrigung werde unzertrennlich
ſeyn.
2. Mit den Worten: auf daß er alles
erfuͤlle,
wird auſſer der Allgegenwart CHriſti
(Matth. 28, 20. Jer. 23, 24.) ſonderlich auf
die Fruͤchte ſeines durch die Himmelfahrt und
durch das Sitzen zur Rechten GOttes zum Sie-
ge ausgefuͤhrten Wercks der Erloͤſung geſehen:
als welche Fruͤchte er darauf ſo reichlich ausge-
theilet hat, daß davon der gantze geiſtliche Leib
reichlich erfuͤllet worden. Dieſen Verſtand ſol-
cher Worte bringet der gantze Context mit ſich.
Denn nach demſelben heißt es oben c. 1, 21. die
Gemeine CHriſti ſey ſein Leib, nemlich die Fuͤlle
deſſen, der alles in allen erfuͤllet. Und am En-
de des Gebets c. 3, v. 19. ſpricht der Apoſtel:
auf daß ihr erfuͤllet werdet mit allerley
GOttes Fuͤlle.
Und nachdem er c. 4, v. 7. 8.
geſaget hatte von den Gaben, die uns CHriſtus
erworben und mittheile; ſo ſetzet er die Worte
dieſes zehenden Verſes: Er iſt aufgefahren
uͤber alle Himmel, auf daß er alles erfuͤlle.

Welche Erfuͤllung gleich unmittelbar darauf
mit mehrern durch das Segens-volle Regiment
der Kirche auf Erden erlaͤutert wird. Siehe
auch Col. 2, 10. Und ihr ſeyd vollkommen,
πεπληρωμένοι, erfuͤllet in ihm. Auch Pil. 1, 11.
Jhr ſeyd erfuͤllet mit Fruͤchten der Gerech-
tigkeit, die durch JEſum CHriſtum geſche-
hen.
Und alſo ſehen wir, mit welchem Nachdru-
cke von CHriſto Joh. 1, 16. geſaget ſey: Aus
ſeiner Fuͤlle nehmen wir alle Gnade um
Gnade.
Und auf dieſe Fuͤlle gehet auch der
uͤberſchwaͤngliche Reichthum der Gnade und
Gabe GOttes uͤber uns in CHriſto JEſu Eph.
2, 7. oder der auch unter den Heiden zu verkuͤndi-
gende unausforſchliche Reichthum CHriſti
c. 3, 8.
V. 11.

Und er hat etliche zu Apoſteln geſetzet
(alſo, daß er die ſchon vor der Himmelfahrt ge-
ſetzte aufs neue mit beſondern Gaben ausgeruͤ-
ſtet hat) etliche aber zu Propheten (denen er
eine beſondere Gabe gegeben, theils zukuͤnftige
Dinge, ſonderlich ſolche, welche auf den Zuſtand
der Kirche gingen, vorher zu verkuͤndigen, theils
auch die prophetiſchen Schriften des alten Te-
ſtaments nach dem Geheimniß von CHriſto recht
tief und richtig einzuſehen, und zur gemeinen Er-
bauung zu erklaͤren) etliche zu Evangeliſten
(welche, als der Apoſtel ihre beſondere Mit-Ar-
beiter, mit herrlichen Gnaden-Gaben zur Ver-
kuͤndigung des Evangelii ausgeruͤſtet und dabey
an keine gewiſſe Gemeinen gebunden waren) et-
liche zu Hirten
(welche von den Apoſteln unter
Beyſtimmung der Gemeine gewiſſen Heerden
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wie-
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[637/0665] Cap. 4, v. 9-11. an die Epheſer. Niederfahrt alhier billig von dem Stande der Erniedrigung zu erklaͤren: wie denn auch, was v. 9. von der Niederfahrt in die unterſten Oerter der Erden geſaget wird, nur ſchlechthin von der Niederfahrt oder Zukunft erklaͤret wird. 2. Es ſaget demnach Paulus alhier nichts anders, als was unſer Heiland ſelbſt ſpricht von ſeiner Zukunft ins Fleiſch und von ſeiner Him- melfahrt Joh. 3, 13. Niemand faͤhret gen Himmel, denn der vom Himmel hernieder kommen iſt, nemlich des Menſchen Sohn, der im Himmel iſt. 3. Der Erde werden die unterſte Oer- ter zugeſchrieben, nicht in Anſehung ihrer obern Flaͤche, welche von Menſchen bewohnet wird, ſondern in Anſehung des erhabnen, auch des er- ſchaffenen Himmels, uͤber welchen CHriſtus in den Himmel der Herrlichkeit erhaben worden: welcher erſchaffene Himmel die oberſten, die Er- de aber die unterſten Oerter hat. 4. Man kan bey der Redens-Art vom Her- abfahren in die unterſte Oerter der Erden, und alſo bey dem Stande der Erniedrigung auch in- ſonderheit ſehen theils auf die Menſchwer- dung in dem Leibe der Jungfrau Maria, theils auf das Begraͤbniß CHriſti. Denn gleichwie es nach der Hebraͤer ihrer Mund-Art von dem Leibe der Mutter Pſ. 139, 15. heißt: Es war dir mein Gebein nicht verholen, da ich im Verborgnen gemachet ward, da ich gebil- det ward unten in der Erden: alſo ſtehet auch Matth. 12, 40. vom Grabe CHriſti, daß er drey Tage und Nacht mitten in der Erden ſeyn werde. Da denn der Hebraͤiſche Aus- druck vom Hertzen, oder vom innern der Erde nur der obern Flache entgegen geſetzet iſt: gleich- wie Ezech. 27, 4. 28, 2. von der Stadt Tyrus geſaget wird, daß ſie mitten im Meer gelegen, da ſie doch nicht weit vom Lande im Meere lag. Man ſehe auch Pſ. 86, 13. 88, 7. da vom Stan- de der Erniedrigung CHriſti, als von der Gru- be und einer Tiefe unter der Erden, geredet wird. 5. Da aber das Herabfahren, oder die Zu- kunft ins Fleiſch nach der goͤttlichen Natur, das Auffahren aber nach der menſchlichen geſchehen; ſo hat man das Herabfahren alſo zu erklaͤren, wie es ſonſt mehrmal von GOTT ſtehet, daß er her- nieder komme, z. E. 1 B. Moſ. 11, 5. 18, 21. welches von einer ſonderbaren Offenbarung und Wirckung des allgegenwaͤrtigen GOttes zu ver- ſtehen iſt. V. 10. Der hinunter gefahren iſt (ſich ernie- driget hat) das iſt derſelbige, der aufgefah- ren iſt uͤber alle (erſchaffene coͤrperliche) Him- mel) (zum Throne GOttes) auf daß er alles erfuͤlle (wie alles, was von ihm geſchrieben war Luc. 24, 44. alſo alles, was zu ſeinem Reiche ge- hoͤrete, alle glaͤubige Glieder ſeines geiſtlichen Leibes, mit den Gaben ſeines Geiſtes, ja alle Welt mit der Erkaͤntniß des HERRN. Jeſ. 11, 9.) Anmerckungen. 1. Damit, daß der Apoſtel die Niederfahrt mit der Auffahrt ſo genau verbindet, zeiget er an, daß die Erniedrigung zu unſerer Erloͤſung unum- gaͤnglich geweſen, und wie auch zu unſerm Heil unſere kuͤnftige Erhoͤhung von unſerer gegen- waͤrtigen Erniedrigung werde unzertrennlich ſeyn. 2. Mit den Worten: auf daß er alles erfuͤlle, wird auſſer der Allgegenwart CHriſti (Matth. 28, 20. Jer. 23, 24.) ſonderlich auf die Fruͤchte ſeines durch die Himmelfahrt und durch das Sitzen zur Rechten GOttes zum Sie- ge ausgefuͤhrten Wercks der Erloͤſung geſehen: als welche Fruͤchte er darauf ſo reichlich ausge- theilet hat, daß davon der gantze geiſtliche Leib reichlich erfuͤllet worden. Dieſen Verſtand ſol- cher Worte bringet der gantze Context mit ſich. Denn nach demſelben heißt es oben c. 1, 21. die Gemeine CHriſti ſey ſein Leib, nemlich die Fuͤlle deſſen, der alles in allen erfuͤllet. Und am En- de des Gebets c. 3, v. 19. ſpricht der Apoſtel: auf daß ihr erfuͤllet werdet mit allerley GOttes Fuͤlle. Und nachdem er c. 4, v. 7. 8. geſaget hatte von den Gaben, die uns CHriſtus erworben und mittheile; ſo ſetzet er die Worte dieſes zehenden Verſes: Er iſt aufgefahren uͤber alle Himmel, auf daß er alles erfuͤlle. Welche Erfuͤllung gleich unmittelbar darauf mit mehrern durch das Segens-volle Regiment der Kirche auf Erden erlaͤutert wird. Siehe auch Col. 2, 10. Und ihr ſeyd vollkommen, πεπληρωμένοι, erfuͤllet in ihm. Auch Pil. 1, 11. Jhr ſeyd erfuͤllet mit Fruͤchten der Gerech- tigkeit, die durch JEſum CHriſtum geſche- hen. Und alſo ſehen wir, mit welchem Nachdru- cke von CHriſto Joh. 1, 16. geſaget ſey: Aus ſeiner Fuͤlle nehmen wir alle Gnade um Gnade. Und auf dieſe Fuͤlle gehet auch der uͤberſchwaͤngliche Reichthum der Gnade und Gabe GOttes uͤber uns in CHriſto JEſu Eph. 2, 7. oder der auch unter den Heiden zu verkuͤndi- gende unausforſchliche Reichthum CHriſti c. 3, 8. V. 11. Und er hat etliche zu Apoſteln geſetzet (alſo, daß er die ſchon vor der Himmelfahrt ge- ſetzte aufs neue mit beſondern Gaben ausgeruͤ- ſtet hat) etliche aber zu Propheten (denen er eine beſondere Gabe gegeben, theils zukuͤnftige Dinge, ſonderlich ſolche, welche auf den Zuſtand der Kirche gingen, vorher zu verkuͤndigen, theils auch die prophetiſchen Schriften des alten Te- ſtaments nach dem Geheimniß von CHriſto recht tief und richtig einzuſehen, und zur gemeinen Er- bauung zu erklaͤren) etliche zu Evangeliſten (welche, als der Apoſtel ihre beſondere Mit-Ar- beiter, mit herrlichen Gnaden-Gaben zur Ver- kuͤndigung des Evangelii ausgeruͤſtet und dabey an keine gewiſſe Gemeinen gebunden waren) et- liche zu Hirten (welche von den Apoſteln unter Beyſtimmung der Gemeine gewiſſen Heerden vorgeſetzet waren) und Lehrern (welche ſich mit ihrer heilſamen Lehre, als rechte Hirten er- wie- L l l l 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 637. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/665>, abgerufen am 17.07.2024.