Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite
Cap. 3, v. 8-10. an die Epheser.
[Spaltenumbruch]
4. Jm übrigen ist zu mercken, daß der
Apostel mit den Worten dieses Verses: Mir
ist gegeben
u. s. w. wieder zurück siehet auf den
andern Vers, da sie auch vorkommen, mit wel-
chen, nachdem er aus der Fülle seines Affects
vieles darzwischen gesetzet hatte, er sie genau ver-
bindet.
V. 9.

Und zu erleuchten iederman, (sinte-
mal GOTT will, daß allen Menschen in der
Ordnung durch CHristum geholfen werde, daß
sie zur seligmachenden Erkäntniß der Wahrheit
kommen 1 Tim. 2, 4.) welche da sey die Ge-
meinschaft des Geheimnisses,
(worinn das
Geheimniß von CHristo bestehe, und wie Ju-
den und Heiden gemeinschaftlich dazu gelangen,)
das von der Welt her (von Ewigkeit und von
allen Perioden der Zeiten vor CHristi Geburt
her,) in GOTT (nach dem weisen Rathe sei-
nes gnädigen und wohlgefälligen Willens c. 1,
5.) verborgen gewesen, (und daher durch
die Offenbarung als ein Geheimniß erkannt
wird,) der alle Dinge geschaffen hat durch
JEsum CHrist,
(vermöge der wesentlichen
Einigkeit des Vaters und des Sohnes.)

Anmerckungen.
1. Wie die wahre Erleuchtung von
Paulo zu wege gebracht worden, das ist wohl
zu mercken; nemlich nicht anders, als in der
Ordnung der wahren Hertzens-Bekehrung zu
GOTT Apost. Gesch. 26, 18. Denn welche in
dieselbe sich nicht haben bringen lassen, die sind
in ihrer Finsterniß geblieben; oder haben doch
nichts, als eine bloß buchstäbliche Wissenschaft
von der Christlichen Religion erlanget, und der-
selben einen nur bloß natürlichen Beyfall gege-
ben, wvbey sie unerleuchtet geblieben sind.
2. Was der Apostel alhier von der Schö-
pfung
saget, ist eigentlich von der ersten und
natürlichen Schöpfung zu verstehen: sintemal
die Redens-Art: alle Dinge erschaffen, mit
dem Beysatze: durch JEsum CHristum, auch
an andern Orten der heiligen Schrift, nemlich
Joh. 1, 3. Col. 1, 16. Hebr. 1, 2. diesen Verstand
erfordert, von der geistlichen Schöpfung auch
schon vorher c. 3, 4. 5. 10. 15. gehandelt ist.
3. Da in der ersten Kirchen, schon von
den Zeiten Simonis Magi an, solche Jrr-Leh-
rer gewesen, welche vorgegeben haben, daß die
sichtbare Welt durch die Engel erschaffen wor-
den; so kan es gar wohl seyn, daß Paulus mit
diesen Worten ein sonderliches Absehen auf sie
gehabt und damit ihrem Jrrthum widersprochen
hat.
4. Es wird aber mit dem Wörtlein durch,
in den Worten: durch JEsum CHristum,
keines weges so viel gesaget, als wäre der Sohn
gleichsam ein Instrument des Vaters in der
Schöpfung gewesen; sondern nur dieses, daß
die Schöpfung des Vaters zugleich, wegen der
Einigkeit des Wesens, auch des Sohnes ist da
nach derselben der Vater ist im Sohn und der
Sohn im Vater. Jo. 14, 10. 11.
5. Jm übrigen ist die Aehnlichkeit der er-
[Spaltenumbruch] sten und andern Schöpfung wohl zu mercken in
Ansehung des Sohnes GOttes. Denn gleich-
wie die erste und natürliche geschehen ist durch
den Sohn: so geschiehet auch die andere durch
ihn, nemlich in der geistlichen Erweckung c. 2,
5. 6. 10.
6. Jm übrigen sind von dem vor dem ver-
borgenen, aber hernach zur Zeit der neuen Oe-
conomi
e geoffenbareten Geheimniß des Raths
GOttes von unserer Seligkeit folgende Oerter
zu conferiren Rom. 16, 25. Col. 1, 26. 1 Pet 1,
20. 2 Tim. 1, 10. Tit. 1, 2. 3. Ob auch gleich
dieses Geheimniß noch so deutlich durch die Pro-
pheten vorher verkündiget worden; so ist es doch
durch die Erfüllung erst recht kund worden.
V. 10.

Auf daß kund würde den Fürstenthü-
men und Herrschaften in dem Himmel,

(den unterschiedlichen Heerscharen und Chören
der heiligen Engel, welche GOTT in manchen
Stücken auch über das Regiment, oder über die
Herrschaften auf Erden gesetzet hat Dan. 4, 14.
10, 13.) an der (aus Juden und Heiden ge-
sammleten) Gemeine die mannigfaltige
Weisheit GOttes,
(welche sich im Wercke
der Wiederbringung des menschlichen Ge-
schlechts hervor thut.)

Anmerckungen.
1. Daß die heiligen Engel gewisse ihrer Na-
tur gemässe Abtheilungen, oder Ordnungen und
Heerscharen unter sich haben, das hat der Apo-
stel schon oben cap. 1, 21. angezeiget; und gehet
auch darauf der Ort Coloss 2, 15. Worinnen
aber solcher Unterscheid bestehe, ist uns zu wissen
unmöglich, aber auch unnöthig. Genug, daß
wir dermaleins zu ihrer seligen Gemeinschaft ge-
langen sollen.
2. Aber daraus, daß den Engeln im Him-
mel selbst erst durch die wirckliche Ausführung
der Rath GOttes von dem Wercke der Selig-
keit recht kund worden, siehet man, daß ob sie
gleich eine grosse Weisheit und Erkäntniß gött-
licher Dinge haben, sie doch darinnen noch zu
einem höhern Grad gelangen können. Wel-
ches ihre Natur, da sie nur spiritus finiti, oder
solche Geister sind, von welchen GOTT auf
eine unendliche Art unterschieden ist, also mit
sich bringet. Und eben dieses ist es, was auch
Petrus bezeuget Ep. 1. c. 1, 12. wenn er spricht:
Daß auch die Engel gelüstet, das verkün-
digte Evangelium durchzuschauen.
3. Es ist in der Christlichen Religion so
gar nichts unvernünftiges und unweises, son-
dern alles so gar voller Weisheit, daß auch die
Engel GOTTes selbst darüber sich zu verwun-
dern haben: zu geschweigen, daß die menschli-
che Vernunft, wenn sie sich nur recht erleuch-
ten lässt, darinnen das geringste solte auszuse-
tzen finden; da sie vielmehr alles demüthigst zu
verehren hat.
4. Und da die Weisheit GOttes so man-
cherley ist, so giebet sie damit viele Characteres
von der Wahrheit und Göttlichkeit der geoffen-
bareten Religion an die Hand: welche ein der
Latei-
K k k k 2
Cap. 3, v. 8-10. an die Epheſer.
[Spaltenumbruch]
4. Jm uͤbrigen iſt zu mercken, daß der
Apoſtel mit den Worten dieſes Verſes: Mir
iſt gegeben
u. ſ. w. wieder zuruͤck ſiehet auf den
andern Vers, da ſie auch vorkommen, mit wel-
chen, nachdem er aus der Fuͤlle ſeines Affects
vieles darzwiſchen geſetzet hatte, er ſie genau ver-
bindet.
V. 9.

Und zu erleuchten iederman, (ſinte-
mal GOTT will, daß allen Menſchen in der
Ordnung durch CHriſtum geholfen werde, daß
ſie zur ſeligmachenden Erkaͤntniß der Wahrheit
kommen 1 Tim. 2, 4.) welche da ſey die Ge-
meinſchaft des Geheimniſſes,
(worinn das
Geheimniß von CHriſto beſtehe, und wie Ju-
den und Heiden gemeinſchaftlich dazu gelangen,)
das von der Welt her (von Ewigkeit und von
allen Perioden der Zeiten vor CHriſti Geburt
her,) in GOTT (nach dem weiſen Rathe ſei-
nes gnaͤdigen und wohlgefaͤlligen Willens c. 1,
5.) verborgen geweſen, (und daher durch
die Offenbarung als ein Geheimniß erkannt
wird,) der alle Dinge geſchaffen hat durch
JEſum CHriſt,
(vermoͤge der weſentlichen
Einigkeit des Vaters und des Sohnes.)

Anmerckungen.
1. Wie die wahre Erleuchtung von
Paulo zu wege gebracht worden, das iſt wohl
zu mercken; nemlich nicht anders, als in der
Ordnung der wahren Hertzens-Bekehrung zu
GOTT Apoſt. Geſch. 26, 18. Denn welche in
dieſelbe ſich nicht haben bringen laſſen, die ſind
in ihrer Finſterniß geblieben; oder haben doch
nichts, als eine bloß buchſtaͤbliche Wiſſenſchaft
von der Chriſtlichen Religion erlanget, und der-
ſelben einen nur bloß natuͤrlichen Beyfall gege-
ben, wvbey ſie unerleuchtet geblieben ſind.
2. Was der Apoſtel alhier von der Schoͤ-
pfung
ſaget, iſt eigentlich von der erſten und
natuͤrlichen Schoͤpfung zu verſtehen: ſintemal
die Redens-Art: alle Dinge erſchaffen, mit
dem Beyſatze: durch JEſum CHriſtum, auch
an andern Orten der heiligen Schrift, nemlich
Joh. 1, 3. Col. 1, 16. Hebr. 1, 2. dieſen Verſtand
erfordert, von der geiſtlichen Schoͤpfung auch
ſchon vorher c. 3, 4. 5. 10. 15. gehandelt iſt.
3. Da in der erſten Kirchen, ſchon von
den Zeiten Simonis Magi an, ſolche Jrr-Leh-
rer geweſen, welche vorgegeben haben, daß die
ſichtbare Welt durch die Engel erſchaffen wor-
den; ſo kan es gar wohl ſeyn, daß Paulus mit
dieſen Worten ein ſonderliches Abſehen auf ſie
gehabt und damit ihrem Jrrthum widerſprochen
hat.
4. Es wird aber mit dem Woͤrtlein durch,
in den Worten: durch JEſum CHriſtum,
keines weges ſo viel geſaget, als waͤre der Sohn
gleichſam ein Inſtrument des Vaters in der
Schoͤpfung geweſen; ſondern nur dieſes, daß
die Schoͤpfung des Vaters zugleich, wegen der
Einigkeit des Weſens, auch des Sohnes iſt da
nach derſelben der Vater iſt im Sohn und der
Sohn im Vater. Jo. 14, 10. 11.
5. Jm uͤbrigen iſt die Aehnlichkeit der er-
[Spaltenumbruch] ſten und andern Schoͤpfung wohl zu mercken in
Anſehung des Sohnes GOttes. Denn gleich-
wie die erſte und natuͤrliche geſchehen iſt durch
den Sohn: ſo geſchiehet auch die andere durch
ihn, nemlich in der geiſtlichen Erweckung c. 2,
5. 6. 10.
6. Jm uͤbrigen ſind von dem vor dem ver-
borgenen, aber hernach zur Zeit der neuen Oe-
conomi
e geoffenbareten Geheimniß des Raths
GOttes von unſerer Seligkeit folgende Oerter
zu conferiren Rom. 16, 25. Col. 1, 26. 1 Pet 1,
20. 2 Tim. 1, 10. Tit. 1, 2. 3. Ob auch gleich
dieſes Geheimniß noch ſo deutlich durch die Pro-
pheten vorher verkuͤndiget worden; ſo iſt es doch
durch die Erfuͤllung erſt recht kund worden.
V. 10.

Auf daß kund wuͤrde den Fuͤrſtenthuͤ-
men und Herrſchaften in dem Himmel,

(den unterſchiedlichen Heerſcharen und Choͤren
der heiligen Engel, welche GOTT in manchen
Stuͤcken auch uͤber das Regiment, oder uͤber die
Herrſchaften auf Erden geſetzet hat Dan. 4, 14.
10, 13.) an der (aus Juden und Heiden ge-
ſammleten) Gemeine die mannigfaltige
Weisheit GOttes,
(welche ſich im Wercke
der Wiederbringung des menſchlichen Ge-
ſchlechts hervor thut.)

Anmerckungen.
1. Daß die heiligen Engel gewiſſe ihrer Na-
tur gemaͤſſe Abtheilungen, oder Ordnungen und
Heerſcharen unter ſich haben, das hat der Apo-
ſtel ſchon oben cap. 1, 21. angezeiget; und gehet
auch darauf der Ort Coloſſ 2, 15. Worinnen
aber ſolcher Unterſcheid beſtehe, iſt uns zu wiſſen
unmoͤglich, aber auch unnoͤthig. Genug, daß
wir dermaleins zu ihrer ſeligen Gemeinſchaft ge-
langen ſollen.
2. Aber daraus, daß den Engeln im Him-
mel ſelbſt erſt durch die wirckliche Ausfuͤhrung
der Rath GOttes von dem Wercke der Selig-
keit recht kund worden, ſiehet man, daß ob ſie
gleich eine groſſe Weisheit und Erkaͤntniß goͤtt-
licher Dinge haben, ſie doch darinnen noch zu
einem hoͤhern Grad gelangen koͤnnen. Wel-
ches ihre Natur, da ſie nur ſpiritus finiti, oder
ſolche Geiſter ſind, von welchen GOTT auf
eine unendliche Art unterſchieden iſt, alſo mit
ſich bringet. Und eben dieſes iſt es, was auch
Petrus bezeuget Ep. 1. c. 1, 12. wenn er ſpricht:
Daß auch die Engel geluͤſtet, das verkuͤn-
digte Evangelium durchzuſchauen.
3. Es iſt in der Chriſtlichen Religion ſo
gar nichts unvernuͤnftiges und unweiſes, ſon-
dern alles ſo gar voller Weisheit, daß auch die
Engel GOTTes ſelbſt daruͤber ſich zu verwun-
dern haben: zu geſchweigen, daß die menſchli-
che Vernunft, wenn ſie ſich nur recht erleuch-
ten laͤſſt, darinnen das geringſte ſolte auszuſe-
tzen finden; da ſie vielmehr alles demuͤthigſt zu
verehren hat.
4. Und da die Weisheit GOttes ſo man-
cherley iſt, ſo giebet ſie damit viele Characteres
von der Wahrheit und Goͤttlichkeit der geoffen-
bareten Religion an die Hand: welche ein der
Latei-
K k k k 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0655" n="627"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Cap. 3, v. 8-10. an die Ephe&#x017F;er.</hi> </fw><lb/>
              <cb/>
              <list>
                <item>4. Jm u&#x0364;brigen i&#x017F;t zu mercken, daß der<lb/>
Apo&#x017F;tel mit den Worten die&#x017F;es Ver&#x017F;es: <hi rendition="#fr">Mir<lb/>
i&#x017F;t gegeben</hi> u. &#x017F;. w. wieder zuru&#x0364;ck &#x017F;iehet auf den<lb/>
andern Vers, da &#x017F;ie auch vorkommen, mit wel-<lb/>
chen, nachdem er aus der Fu&#x0364;lle &#x017F;eines <hi rendition="#aq">Affect</hi>s<lb/>
vieles darzwi&#x017F;chen ge&#x017F;etzet hatte, er &#x017F;ie genau ver-<lb/>
bindet.</item>
              </list>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>V. 9.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Und zu erleuchten iederman,</hi> (&#x017F;inte-<lb/>
mal GOTT will, daß allen Men&#x017F;chen in der<lb/>
Ordnung durch CHri&#x017F;tum geholfen werde, daß<lb/>
&#x017F;ie zur &#x017F;eligmachenden Erka&#x0364;ntniß der Wahrheit<lb/>
kommen 1 Tim. 2, 4.) <hi rendition="#fr">welche da &#x017F;ey die Ge-<lb/>
mein&#x017F;chaft des Geheimni&#x017F;&#x017F;es,</hi> (worinn das<lb/>
Geheimniß von CHri&#x017F;to be&#x017F;tehe, und wie Ju-<lb/>
den und Heiden gemein&#x017F;chaftlich dazu gelangen,)<lb/><hi rendition="#fr">das von der Welt her</hi> (von Ewigkeit und von<lb/>
allen <hi rendition="#aq">Period</hi>en der Zeiten vor CHri&#x017F;ti Geburt<lb/>
her,) <hi rendition="#fr">in GOTT</hi> (nach dem wei&#x017F;en Rathe &#x017F;ei-<lb/>
nes gna&#x0364;digen und wohlgefa&#x0364;lligen Willens c. 1,<lb/>
5.) <hi rendition="#fr">verborgen gewe&#x017F;en,</hi> (und daher durch<lb/>
die Offenbarung als ein Geheimniß erkannt<lb/>
wird,) <hi rendition="#fr">der alle Dinge ge&#x017F;chaffen hat durch<lb/>
JE&#x017F;um CHri&#x017F;t,</hi> (vermo&#x0364;ge der we&#x017F;entlichen<lb/>
Einigkeit des Vaters und des Sohnes.)</p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/>
              <list>
                <item>1. Wie die wahre <hi rendition="#fr">Erleuchtung</hi> von<lb/>
Paulo zu wege gebracht worden, das i&#x017F;t wohl<lb/>
zu mercken; nemlich nicht anders, als in der<lb/>
Ordnung der wahren Hertzens-Bekehrung zu<lb/>
GOTT Apo&#x017F;t. Ge&#x017F;ch. 26, 18. Denn welche in<lb/>
die&#x017F;elbe &#x017F;ich nicht haben bringen la&#x017F;&#x017F;en, die &#x017F;ind<lb/>
in ihrer Fin&#x017F;terniß geblieben; oder haben doch<lb/>
nichts, als eine bloß buch&#x017F;ta&#x0364;bliche Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft<lb/>
von der Chri&#x017F;tlichen Religion erlanget, und der-<lb/>
&#x017F;elben einen nur bloß natu&#x0364;rlichen Beyfall gege-<lb/>
ben, wvbey &#x017F;ie unerleuchtet geblieben &#x017F;ind.</item><lb/>
                <item>2. Was der Apo&#x017F;tel alhier von der <hi rendition="#fr">Scho&#x0364;-<lb/>
pfung</hi> &#x017F;aget, i&#x017F;t eigentlich von der er&#x017F;ten und<lb/>
natu&#x0364;rlichen Scho&#x0364;pfung zu ver&#x017F;tehen: &#x017F;intemal<lb/>
die Redens-Art: <hi rendition="#fr">alle Dinge er&#x017F;chaffen,</hi> mit<lb/>
dem Bey&#x017F;atze: <hi rendition="#fr">durch JE&#x017F;um CHri&#x017F;tum,</hi> auch<lb/>
an andern Orten der heiligen Schrift, nemlich<lb/>
Joh. 1, 3. Col. 1, 16. Hebr. 1, 2. die&#x017F;en Ver&#x017F;tand<lb/>
erfordert, von der gei&#x017F;tlichen Scho&#x0364;pfung auch<lb/>
&#x017F;chon vorher c. 3, 4. 5. 10. 15. gehandelt i&#x017F;t.</item><lb/>
                <item>3. Da in der er&#x017F;ten Kirchen, &#x017F;chon von<lb/>
den Zeiten Simonis Magi an, &#x017F;olche Jrr-Leh-<lb/>
rer gewe&#x017F;en, welche vorgegeben haben, daß die<lb/>
&#x017F;ichtbare Welt durch die Engel er&#x017F;chaffen wor-<lb/>
den; &#x017F;o kan es gar wohl &#x017F;eyn, daß Paulus mit<lb/>
die&#x017F;en Worten ein &#x017F;onderliches Ab&#x017F;ehen auf &#x017F;ie<lb/>
gehabt und damit ihrem Jrrthum wider&#x017F;prochen<lb/>
hat.</item><lb/>
                <item>4. Es wird aber mit dem Wo&#x0364;rtlein <hi rendition="#fr">durch,</hi><lb/>
in den Worten: <hi rendition="#fr">durch JE&#x017F;um CHri&#x017F;tum,</hi><lb/>
keines weges &#x017F;o viel ge&#x017F;aget, als wa&#x0364;re der <hi rendition="#fr">Sohn</hi><lb/>
gleich&#x017F;am ein <hi rendition="#aq">In&#x017F;trument</hi> des Vaters in der<lb/>
Scho&#x0364;pfung gewe&#x017F;en; &#x017F;ondern nur die&#x017F;es, daß<lb/>
die Scho&#x0364;pfung des Vaters zugleich, wegen der<lb/>
Einigkeit des We&#x017F;ens, auch des Sohnes i&#x017F;t da<lb/>
nach der&#x017F;elben der Vater i&#x017F;t im Sohn und der<lb/>
Sohn im Vater. Jo. 14, 10. 11.</item><lb/>
                <item>5. Jm u&#x0364;brigen i&#x017F;t die Aehnlichkeit der er-<lb/><cb/>
&#x017F;ten und andern Scho&#x0364;pfung wohl zu mercken in<lb/>
An&#x017F;ehung des Sohnes GOttes. Denn gleich-<lb/>
wie die er&#x017F;te und natu&#x0364;rliche ge&#x017F;chehen i&#x017F;t durch<lb/>
den Sohn: &#x017F;o ge&#x017F;chiehet auch die andere durch<lb/>
ihn, nemlich in der gei&#x017F;tlichen Erweckung c. 2,<lb/>
5. 6. 10.</item><lb/>
                <item>6. Jm u&#x0364;brigen &#x017F;ind von dem vor dem ver-<lb/>
borgenen, aber hernach zur Zeit der neuen <hi rendition="#aq">Oe-<lb/>
conomi</hi>e geoffenbareten Geheimniß des Raths<lb/>
GOttes von un&#x017F;erer Seligkeit folgende Oerter<lb/>
zu <hi rendition="#aq">conferir</hi>en Rom. 16, 25. Col. 1, 26. 1 Pet 1,<lb/>
20. 2 Tim. 1, 10. Tit. 1, 2. 3. Ob auch gleich<lb/>
die&#x017F;es Geheimniß noch &#x017F;o deutlich durch die Pro-<lb/>
pheten vorher verku&#x0364;ndiget worden; &#x017F;o i&#x017F;t es doch<lb/>
durch die Erfu&#x0364;llung er&#x017F;t recht kund worden.</item>
              </list>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>V. 10.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Auf daß kund wu&#x0364;rde den Fu&#x0364;r&#x017F;tenthu&#x0364;-<lb/>
men und Herr&#x017F;chaften in dem Himmel,</hi><lb/>
(den unter&#x017F;chiedlichen Heer&#x017F;charen und Cho&#x0364;ren<lb/>
der heiligen Engel, welche GOTT in manchen<lb/>
Stu&#x0364;cken auch u&#x0364;ber das Regiment, oder u&#x0364;ber die<lb/>
Herr&#x017F;chaften auf Erden ge&#x017F;etzet hat Dan. 4, 14.<lb/>
10, 13.) <hi rendition="#fr">an der</hi> (aus Juden und Heiden ge-<lb/>
&#x017F;ammleten) <hi rendition="#fr">Gemeine die mannigfaltige<lb/>
Weisheit GOttes,</hi> (welche &#x017F;ich im Wercke<lb/>
der Wiederbringung des men&#x017F;chlichen Ge-<lb/>
&#x017F;chlechts hervor thut.)</p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/>
              <list>
                <item>1. Daß die heiligen Engel gewi&#x017F;&#x017F;e ihrer Na-<lb/>
tur gema&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Abtheilungen, oder Ordnungen und<lb/>
Heer&#x017F;charen unter &#x017F;ich haben, das hat der Apo-<lb/>
&#x017F;tel &#x017F;chon oben cap. 1, 21. angezeiget; und gehet<lb/>
auch darauf der Ort Colo&#x017F;&#x017F; 2, 15. Worinnen<lb/>
aber &#x017F;olcher Unter&#x017F;cheid be&#x017F;tehe, i&#x017F;t uns zu wi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
unmo&#x0364;glich, aber auch unno&#x0364;thig. Genug, daß<lb/>
wir dermaleins zu ihrer &#x017F;eligen Gemein&#x017F;chaft ge-<lb/>
langen &#x017F;ollen.</item><lb/>
                <item>2. Aber daraus, daß den Engeln im Him-<lb/>
mel &#x017F;elb&#x017F;t er&#x017F;t durch die wirckliche Ausfu&#x0364;hrung<lb/>
der Rath GOttes von dem Wercke der Selig-<lb/>
keit recht kund worden, &#x017F;iehet man, daß ob &#x017F;ie<lb/>
gleich eine gro&#x017F;&#x017F;e Weisheit und Erka&#x0364;ntniß go&#x0364;tt-<lb/>
licher Dinge haben, &#x017F;ie doch darinnen noch zu<lb/>
einem ho&#x0364;hern Grad gelangen ko&#x0364;nnen. Wel-<lb/>
ches ihre Natur, da &#x017F;ie nur <hi rendition="#aq">&#x017F;piritus finiti,</hi> oder<lb/>
&#x017F;olche Gei&#x017F;ter &#x017F;ind, von welchen GOTT auf<lb/>
eine unendliche Art unter&#x017F;chieden i&#x017F;t, al&#x017F;o mit<lb/>
&#x017F;ich bringet. Und eben die&#x017F;es i&#x017F;t es, was auch<lb/>
Petrus bezeuget Ep. 1. c. 1, 12. wenn er &#x017F;pricht:<lb/><hi rendition="#fr">Daß auch die Engel gelu&#x0364;&#x017F;tet, das verku&#x0364;n-<lb/>
digte Evangelium durchzu&#x017F;chauen.</hi></item><lb/>
                <item>3. Es i&#x017F;t in der Chri&#x017F;tlichen Religion &#x017F;o<lb/>
gar nichts unvernu&#x0364;nftiges und unwei&#x017F;es, &#x017F;on-<lb/>
dern alles &#x017F;o gar voller Weisheit, daß auch die<lb/>
Engel GOTTes &#x017F;elb&#x017F;t daru&#x0364;ber &#x017F;ich zu verwun-<lb/>
dern haben: zu ge&#x017F;chweigen, daß die men&#x017F;chli-<lb/>
che Vernunft, wenn &#x017F;ie &#x017F;ich nur recht erleuch-<lb/>
ten la&#x0364;&#x017F;&#x017F;t, darinnen das gering&#x017F;te &#x017F;olte auszu&#x017F;e-<lb/>
tzen finden; da &#x017F;ie vielmehr alles demu&#x0364;thig&#x017F;t zu<lb/>
verehren hat.</item><lb/>
                <item>4. Und da die Weisheit GOttes &#x017F;o man-<lb/>
cherley i&#x017F;t, &#x017F;o giebet &#x017F;ie damit viele <hi rendition="#aq">Characteres</hi><lb/>
von der Wahrheit und Go&#x0364;ttlichkeit der geoffen-<lb/>
bareten Religion an die Hand: welche ein der<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K k k k 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Latei-</fw><lb/></item>
              </list>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[627/0655] Cap. 3, v. 8-10. an die Epheſer. 4. Jm uͤbrigen iſt zu mercken, daß der Apoſtel mit den Worten dieſes Verſes: Mir iſt gegeben u. ſ. w. wieder zuruͤck ſiehet auf den andern Vers, da ſie auch vorkommen, mit wel- chen, nachdem er aus der Fuͤlle ſeines Affects vieles darzwiſchen geſetzet hatte, er ſie genau ver- bindet. V. 9. Und zu erleuchten iederman, (ſinte- mal GOTT will, daß allen Menſchen in der Ordnung durch CHriſtum geholfen werde, daß ſie zur ſeligmachenden Erkaͤntniß der Wahrheit kommen 1 Tim. 2, 4.) welche da ſey die Ge- meinſchaft des Geheimniſſes, (worinn das Geheimniß von CHriſto beſtehe, und wie Ju- den und Heiden gemeinſchaftlich dazu gelangen,) das von der Welt her (von Ewigkeit und von allen Perioden der Zeiten vor CHriſti Geburt her,) in GOTT (nach dem weiſen Rathe ſei- nes gnaͤdigen und wohlgefaͤlligen Willens c. 1, 5.) verborgen geweſen, (und daher durch die Offenbarung als ein Geheimniß erkannt wird,) der alle Dinge geſchaffen hat durch JEſum CHriſt, (vermoͤge der weſentlichen Einigkeit des Vaters und des Sohnes.) Anmerckungen. 1. Wie die wahre Erleuchtung von Paulo zu wege gebracht worden, das iſt wohl zu mercken; nemlich nicht anders, als in der Ordnung der wahren Hertzens-Bekehrung zu GOTT Apoſt. Geſch. 26, 18. Denn welche in dieſelbe ſich nicht haben bringen laſſen, die ſind in ihrer Finſterniß geblieben; oder haben doch nichts, als eine bloß buchſtaͤbliche Wiſſenſchaft von der Chriſtlichen Religion erlanget, und der- ſelben einen nur bloß natuͤrlichen Beyfall gege- ben, wvbey ſie unerleuchtet geblieben ſind. 2. Was der Apoſtel alhier von der Schoͤ- pfung ſaget, iſt eigentlich von der erſten und natuͤrlichen Schoͤpfung zu verſtehen: ſintemal die Redens-Art: alle Dinge erſchaffen, mit dem Beyſatze: durch JEſum CHriſtum, auch an andern Orten der heiligen Schrift, nemlich Joh. 1, 3. Col. 1, 16. Hebr. 1, 2. dieſen Verſtand erfordert, von der geiſtlichen Schoͤpfung auch ſchon vorher c. 3, 4. 5. 10. 15. gehandelt iſt. 3. Da in der erſten Kirchen, ſchon von den Zeiten Simonis Magi an, ſolche Jrr-Leh- rer geweſen, welche vorgegeben haben, daß die ſichtbare Welt durch die Engel erſchaffen wor- den; ſo kan es gar wohl ſeyn, daß Paulus mit dieſen Worten ein ſonderliches Abſehen auf ſie gehabt und damit ihrem Jrrthum widerſprochen hat. 4. Es wird aber mit dem Woͤrtlein durch, in den Worten: durch JEſum CHriſtum, keines weges ſo viel geſaget, als waͤre der Sohn gleichſam ein Inſtrument des Vaters in der Schoͤpfung geweſen; ſondern nur dieſes, daß die Schoͤpfung des Vaters zugleich, wegen der Einigkeit des Weſens, auch des Sohnes iſt da nach derſelben der Vater iſt im Sohn und der Sohn im Vater. Jo. 14, 10. 11. 5. Jm uͤbrigen iſt die Aehnlichkeit der er- ſten und andern Schoͤpfung wohl zu mercken in Anſehung des Sohnes GOttes. Denn gleich- wie die erſte und natuͤrliche geſchehen iſt durch den Sohn: ſo geſchiehet auch die andere durch ihn, nemlich in der geiſtlichen Erweckung c. 2, 5. 6. 10. 6. Jm uͤbrigen ſind von dem vor dem ver- borgenen, aber hernach zur Zeit der neuen Oe- conomie geoffenbareten Geheimniß des Raths GOttes von unſerer Seligkeit folgende Oerter zu conferiren Rom. 16, 25. Col. 1, 26. 1 Pet 1, 20. 2 Tim. 1, 10. Tit. 1, 2. 3. Ob auch gleich dieſes Geheimniß noch ſo deutlich durch die Pro- pheten vorher verkuͤndiget worden; ſo iſt es doch durch die Erfuͤllung erſt recht kund worden. V. 10. Auf daß kund wuͤrde den Fuͤrſtenthuͤ- men und Herrſchaften in dem Himmel, (den unterſchiedlichen Heerſcharen und Choͤren der heiligen Engel, welche GOTT in manchen Stuͤcken auch uͤber das Regiment, oder uͤber die Herrſchaften auf Erden geſetzet hat Dan. 4, 14. 10, 13.) an der (aus Juden und Heiden ge- ſammleten) Gemeine die mannigfaltige Weisheit GOttes, (welche ſich im Wercke der Wiederbringung des menſchlichen Ge- ſchlechts hervor thut.) Anmerckungen. 1. Daß die heiligen Engel gewiſſe ihrer Na- tur gemaͤſſe Abtheilungen, oder Ordnungen und Heerſcharen unter ſich haben, das hat der Apo- ſtel ſchon oben cap. 1, 21. angezeiget; und gehet auch darauf der Ort Coloſſ 2, 15. Worinnen aber ſolcher Unterſcheid beſtehe, iſt uns zu wiſſen unmoͤglich, aber auch unnoͤthig. Genug, daß wir dermaleins zu ihrer ſeligen Gemeinſchaft ge- langen ſollen. 2. Aber daraus, daß den Engeln im Him- mel ſelbſt erſt durch die wirckliche Ausfuͤhrung der Rath GOttes von dem Wercke der Selig- keit recht kund worden, ſiehet man, daß ob ſie gleich eine groſſe Weisheit und Erkaͤntniß goͤtt- licher Dinge haben, ſie doch darinnen noch zu einem hoͤhern Grad gelangen koͤnnen. Wel- ches ihre Natur, da ſie nur ſpiritus finiti, oder ſolche Geiſter ſind, von welchen GOTT auf eine unendliche Art unterſchieden iſt, alſo mit ſich bringet. Und eben dieſes iſt es, was auch Petrus bezeuget Ep. 1. c. 1, 12. wenn er ſpricht: Daß auch die Engel geluͤſtet, das verkuͤn- digte Evangelium durchzuſchauen. 3. Es iſt in der Chriſtlichen Religion ſo gar nichts unvernuͤnftiges und unweiſes, ſon- dern alles ſo gar voller Weisheit, daß auch die Engel GOTTes ſelbſt daruͤber ſich zu verwun- dern haben: zu geſchweigen, daß die menſchli- che Vernunft, wenn ſie ſich nur recht erleuch- ten laͤſſt, darinnen das geringſte ſolte auszuſe- tzen finden; da ſie vielmehr alles demuͤthigſt zu verehren hat. 4. Und da die Weisheit GOttes ſo man- cherley iſt, ſo giebet ſie damit viele Characteres von der Wahrheit und Goͤttlichkeit der geoffen- bareten Religion an die Hand: welche ein der Latei- K k k k 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/655
Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 627. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/655>, abgerufen am 24.11.2024.