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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 2, v. 3-7. an die Römer.
[Spaltenumbruch]
V. 3.

Denckest du aber, o (eiteler und einge-
bildeter) Mensch, der du richtest die, so
solches thun, und thust
(ob gleich auf eine
andere, sonderlich verdecktere Art) auch das-
selbe, daß du dem Urtheil GOttes
(zum
Tode c. 1, 32. so nach der Wahrheit gehet c. 2,
2.) entrinnen werdest? Siehe auch Matth.
3, 7. 8.

Anmerckung.

Es haben unter den Christen auch die O-
brigkeitliche Personen dieses wohl zu mercken;
desgleichen die öffentlichen Lehrer auf Universi-
täten, auch in Kirchen und Schulen, nicht we-
niger auch die Eltern und Herrschaften, welche
an ihren Unterthanen, Zuhörern, Kindern und
Gesinde, dasjenige bestrafen, darüber sie doch
ihr eigen Gewissen im verborgen, ja auch wol
ihr äusserlicher böser Wandel gantz offenbar selbst
überzeuget und bestrafet.

V. 4.

Oder verachtest du (daher, weil GOtt
mit der Strafe nicht so gleich einbricht, noch
dich durch den zeitlichen zum ewigen Tode so
bald hinraffet,) den Reichthum seiner Gü-
te,
(nach welcher er dir auch im Reiche der Na-
tur so viel gutes wiederfahren lässet Matth. 5,
45.) Geduld, (da er dem Bösen lange zusie-
het Luc. 13, 7. seq.) und Langmuth, (und sich
von den Straf-Gerichten enthält.) Weissest
du nicht,
(was du billig wissen soltest,) daß
dich GOttes Güte
(bey solchem Nachsehen
und Aufschub) zur Busse leitet! (und also
GOttes zuvorkommende Gnade sich auf gewisse
Art auch durch das Licht und Recht der Natur
gegen die Sünder geschäftig erweiset? Siehe
auch Rom. 9, 22. 2 Pet. 3, 9. 15.)

Anmerckung.

Wenn GOtt auch gegen diejenigen, wel-
che bey beharrlicher Unbußfertigkeit seinen Zorn
auf den Tag des Zorns nach v. 5. über sich häu-
fen, nicht allein einen rechten Reichthum seiner
Güte, Geduld und Langmuth beweiset, sondern
sie auch würcklich zur Busse leitet; so muß ja die
Liebe GOttes zu der Menschen Seligkeit, ohne
diese und jene in ihrem Verderben liegen zu las-
sen, allgemein seyn, und müssen diejenigen, die
durch Verachtung solcher grossen Güte und
Gnade verlohren gehen, durch die Annehmung
solcher Güte die Busse auch haben würcklich
thun können. Und folglich kan bey dem Wer-
cke der Seligkeit unmüglich ein absolutum re-
probationis
und electionis decretum, oder ein
unbedingter Rathschluß GOttes statt finden.

V. 5.

Du aber, nach deinem (von dir selbst)
verstockten und (daher so viel mehr) unbuß-
fertigen Hertzen
(welches so gar nicht Busse
thut, daß es davon auch abhorriret) häufest
(im Gegensatz auf den Reichthum göttlicher
Güte, Geduld und Langmuth, die du so sehr
[Spaltenumbruch] mißbrauchest,) dir selbst den (nach c. 1, 18.
ohne das über alles gottlose Wesen und Unge-
rechtigkeit schon geoffenbareten) Zorn auf den
Tag des Zorns, und der Offenbarung
des gerechten Gerichts GOttes,
(als wo-
von ein Mensch auch schon aus dem Lichte der
Natur überzeuget werden kan. Siehe auch
Jac. 5, 3.)

Anmerckung.

Das GOTT ein künftiger Richter aller
Menschen sey, und also dem menschlichen Ge-
schlechte ein allgemeines Gerichte bevorstehe,
ist auch aus dem Lichte der Natur guten theils
zu erkennen. Wohl dem, der sich dasselbe aus
dem Lichte der Offenbahrung so vielmehr und
heilsamer vorstellet, so viel nachdrücklicher es
uns darinn vor Augen lieget.

V. 6.

Welcher geben wird einem ieglichen
(nicht nach seiner eignen und falschen Einbil-
dung und vermeinten Entschuldigung, sondern)
nach seinen Wercken (wie er ihn in der That
findet, und wie es der Ausspruch seines Gese-
tzes gegen die, so vom Evangelio entfremdet ge-
blieben, erfodert; oder wie gegen die Glaubi-
ge das Evangelium, bey welchem die ächten und
rechtschaffenen Wercke eine Frucht des Glau-
bens sind, es mit sich bringet. Siehe auch
Job. 34, 11. Psalm. 28, 4. Jer. 17, 10. 32, 19.
Matth. 16, 27. c. 25, 31. seqq. 1 Cor. 3, 8. 5, 10.
Apoc. 2, 23. 22, 12.

Anmerckungen.
1. Gleichwie diese unpartheyische Gerech-
tigkeit GOttes uns billig in eine heilige Ehr-
furcht gegen GOtt, und in eine genaue Wahr-
nehmung gegen uns selbst setzet: so ist die All-
wissenheit GOttes, nach welcher ihme eines
ieden Menschen alle innere und äussere Worte
ohne alle Ausnahme gantz offenbar sind, recht
erstaunlich, und muß bey uns billig die gedach-
te Furcht vermehren.
2. Erzürne dich nicht über den gottlosen,
insonderheit über den, der andere drücket, und
ihnen alles Hertzeleid zufüget. Denn GOTT
wird ihm, wie frühe, also auch scharf, genug
vergelten nach seinen Wercken. Er wird auch
deine Unschuld ans Licht bringen, und dir nach
deinen guten Wercken aus Gnaden vergelten.
3. Eine andere Vergeltung ist der bösen,
eine andere der guten Wercke. Die bösen sind
unser eigen, und gelangen zu ihrem völligen
Maasse: die guten aber verrichten wir nicht aus
eignen Kräften. Und darum findet bey diesen
nur ein Gnaden-Lohn, bey jenen aber eine ei-
gentliche Vergeltung statt.
V. 7.

Nemlich Preis und Ehre und unver-
gängliches Wesen denen, die mit Geduld
in guten Wercken trachten nach dem ewi-
gen Leben.
Gr. Nemlich denen, die nach
oder mit der Beharrung des guten Wer-
ckes,
(oder in guten Wercken, also daß sie

durch
E 3
Cap. 2, v. 3-7. an die Roͤmer.
[Spaltenumbruch]
V. 3.

Denckeſt du aber, o (eiteler und einge-
bildeter) Menſch, der du richteſt die, ſo
ſolches thun, und thuſt
(ob gleich auf eine
andere, ſonderlich verdecktere Art) auch das-
ſelbe, daß du dem Urtheil GOttes
(zum
Tode c. 1, 32. ſo nach der Wahrheit gehet c. 2,
2.) entrinnen werdeſt? Siehe auch Matth.
3, 7. 8.

Anmerckung.

Es haben unter den Chriſten auch die O-
brigkeitliche Perſonen dieſes wohl zu mercken;
desgleichen die oͤffentlichen Lehrer auf Univerſi-
taͤten, auch in Kirchen und Schulen, nicht we-
niger auch die Eltern und Herrſchaften, welche
an ihren Unterthanen, Zuhoͤrern, Kindern und
Geſinde, dasjenige beſtrafen, daruͤber ſie doch
ihr eigen Gewiſſen im verborgen, ja auch wol
ihr aͤuſſerlicher boͤſer Wandel gantz offenbar ſelbſt
uͤberzeuget und beſtrafet.

V. 4.

Oder verachteſt du (daher, weil GOtt
mit der Strafe nicht ſo gleich einbricht, noch
dich durch den zeitlichen zum ewigen Tode ſo
bald hinraffet,) den Reichthum ſeiner Guͤ-
te,
(nach welcher er dir auch im Reiche der Na-
tur ſo viel gutes wiederfahren laͤſſet Matth. 5,
45.) Geduld, (da er dem Boͤſen lange zuſie-
het Luc. 13, 7. ſeq.) und Langmuth, (und ſich
von den Straf-Gerichten enthaͤlt.) Weiſſeſt
du nicht,
(was du billig wiſſen ſolteſt,) daß
dich GOttes Guͤte
(bey ſolchem Nachſehen
und Aufſchub) zur Buſſe leitet! (und alſo
GOttes zuvorkommende Gnade ſich auf gewiſſe
Art auch durch das Licht und Recht der Natur
gegen die Suͤnder geſchaͤftig erweiſet? Siehe
auch Rom. 9, 22. 2 Pet. 3, 9. 15.)

Anmerckung.

Wenn GOtt auch gegen diejenigen, wel-
che bey beharrlicher Unbußfertigkeit ſeinen Zorn
auf den Tag des Zorns nach v. 5. uͤber ſich haͤu-
fen, nicht allein einen rechten Reichthum ſeiner
Guͤte, Geduld und Langmuth beweiſet, ſondern
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ſolcher Guͤte die Buſſe auch haben wuͤrcklich
thun koͤnnen. Und folglich kan bey dem Wer-
cke der Seligkeit unmuͤglich ein abſolutum re-
probationis
und electionis decretum, oder ein
unbedingter Rathſchluß GOttes ſtatt finden.

V. 5.

Du aber, nach deinem (von dir ſelbſt)
verſtockten und (daher ſo viel mehr) unbuß-
fertigen Hertzen
(welches ſo gar nicht Buſſe
thut, daß es davon auch abhorriret) haͤufeſt
(im Gegenſatz auf den Reichthum goͤttlicher
Guͤte, Geduld und Langmuth, die du ſo ſehr
[Spaltenumbruch] mißbraucheſt,) dir ſelbſt den (nach c. 1, 18.
ohne das uͤber alles gottloſe Weſen und Unge-
rechtigkeit ſchon geoffenbareten) Zorn auf den
Tag des Zorns, und der Offenbarung
des gerechten Gerichts GOttes,
(als wo-
von ein Menſch auch ſchon aus dem Lichte der
Natur uͤberzeuget werden kan. Siehe auch
Jac. 5, 3.)

Anmerckung.

Das GOTT ein kuͤnftiger Richter aller
Menſchen ſey, und alſo dem menſchlichen Ge-
ſchlechte ein allgemeines Gerichte bevorſtehe,
iſt auch aus dem Lichte der Natur guten theils
zu erkennen. Wohl dem, der ſich daſſelbe aus
dem Lichte der Offenbahrung ſo vielmehr und
heilſamer vorſtellet, ſo viel nachdruͤcklicher es
uns darinn vor Augen lieget.

V. 6.

Welcher geben wird einem ieglichen
(nicht nach ſeiner eignen und falſchen Einbil-
dung und vermeinten Entſchuldigung, ſondern)
nach ſeinen Wercken (wie er ihn in der That
findet, und wie es der Ausſpruch ſeines Geſe-
tzes gegen die, ſo vom Evangelio entfremdet ge-
blieben, erfodert; oder wie gegen die Glaubi-
ge das Evangelium, bey welchem die aͤchten und
rechtſchaffenen Wercke eine Frucht des Glau-
bens ſind, es mit ſich bringet. Siehe auch
Job. 34, 11. Pſalm. 28, 4. Jer. 17, 10. 32, 19.
Matth. 16, 27. c. 25, 31. ſeqq. 1 Cor. 3, 8. 5, 10.
Apoc. 2, 23. 22, 12.

Anmerckungen.
1. Gleichwie dieſe unpartheyiſche Gerech-
tigkeit GOttes uns billig in eine heilige Ehr-
furcht gegen GOtt, und in eine genaue Wahr-
nehmung gegen uns ſelbſt ſetzet: ſo iſt die All-
wiſſenheit GOttes, nach welcher ihme eines
ieden Menſchen alle innere und aͤuſſere Worte
ohne alle Ausnahme gantz offenbar ſind, recht
erſtaunlich, und muß bey uns billig die gedach-
te Furcht vermehren.
2. Erzuͤrne dich nicht uͤber den gottloſen,
inſonderheit uͤber den, der andere druͤcket, und
ihnen alles Hertzeleid zufuͤget. Denn GOTT
wird ihm, wie fruͤhe, alſo auch ſcharf, genug
vergelten nach ſeinen Wercken. Er wird auch
deine Unſchuld ans Licht bringen, und dir nach
deinen guten Wercken aus Gnaden vergelten.
3. Eine andere Vergeltung iſt der boͤſen,
eine andere der guten Wercke. Die boͤſen ſind
unſer eigen, und gelangen zu ihrem voͤlligen
Maaſſe: die guten aber verrichten wir nicht aus
eignen Kraͤften. Und darum findet bey dieſen
nur ein Gnaden-Lohn, bey jenen aber eine ei-
gentliche Vergeltung ſtatt.
V. 7.

Nemlich Preis und Ehre und unver-
gaͤngliches Weſen denen, die mit Geduld
in guten Wercken trachten nach dem ewi-
gen Leben.
Gr. Nemlich denen, die nach
oder mit der Beharrung des guten Wer-
ckes,
(oder in guten Wercken, alſo daß ſie

durch
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[37/0065] Cap. 2, v. 3-7. an die Roͤmer. V. 3. Denckeſt du aber, o (eiteler und einge- bildeter) Menſch, der du richteſt die, ſo ſolches thun, und thuſt (ob gleich auf eine andere, ſonderlich verdecktere Art) auch das- ſelbe, daß du dem Urtheil GOttes (zum Tode c. 1, 32. ſo nach der Wahrheit gehet c. 2, 2.) entrinnen werdeſt? Siehe auch Matth. 3, 7. 8. Anmerckung. Es haben unter den Chriſten auch die O- brigkeitliche Perſonen dieſes wohl zu mercken; desgleichen die oͤffentlichen Lehrer auf Univerſi- taͤten, auch in Kirchen und Schulen, nicht we- niger auch die Eltern und Herrſchaften, welche an ihren Unterthanen, Zuhoͤrern, Kindern und Geſinde, dasjenige beſtrafen, daruͤber ſie doch ihr eigen Gewiſſen im verborgen, ja auch wol ihr aͤuſſerlicher boͤſer Wandel gantz offenbar ſelbſt uͤberzeuget und beſtrafet. V. 4. Oder verachteſt du (daher, weil GOtt mit der Strafe nicht ſo gleich einbricht, noch dich durch den zeitlichen zum ewigen Tode ſo bald hinraffet,) den Reichthum ſeiner Guͤ- te, (nach welcher er dir auch im Reiche der Na- tur ſo viel gutes wiederfahren laͤſſet Matth. 5, 45.) Geduld, (da er dem Boͤſen lange zuſie- het Luc. 13, 7. ſeq.) und Langmuth, (und ſich von den Straf-Gerichten enthaͤlt.) Weiſſeſt du nicht, (was du billig wiſſen ſolteſt,) daß dich GOttes Guͤte (bey ſolchem Nachſehen und Aufſchub) zur Buſſe leitet! (und alſo GOttes zuvorkommende Gnade ſich auf gewiſſe Art auch durch das Licht und Recht der Natur gegen die Suͤnder geſchaͤftig erweiſet? Siehe auch Rom. 9, 22. 2 Pet. 3, 9. 15.) Anmerckung. Wenn GOtt auch gegen diejenigen, wel- che bey beharrlicher Unbußfertigkeit ſeinen Zorn auf den Tag des Zorns nach v. 5. uͤber ſich haͤu- fen, nicht allein einen rechten Reichthum ſeiner Guͤte, Geduld und Langmuth beweiſet, ſondern ſie auch wuͤrcklich zur Buſſe leitet; ſo muß ja die Liebe GOttes zu der Menſchen Seligkeit, ohne dieſe und jene in ihrem Verderben liegen zu laſ- ſen, allgemein ſeyn, und muͤſſen diejenigen, die durch Verachtung ſolcher groſſen Guͤte und Gnade verlohren gehen, durch die Annehmung ſolcher Guͤte die Buſſe auch haben wuͤrcklich thun koͤnnen. Und folglich kan bey dem Wer- cke der Seligkeit unmuͤglich ein abſolutum re- probationis und electionis decretum, oder ein unbedingter Rathſchluß GOttes ſtatt finden. V. 5. Du aber, nach deinem (von dir ſelbſt) verſtockten und (daher ſo viel mehr) unbuß- fertigen Hertzen (welches ſo gar nicht Buſſe thut, daß es davon auch abhorriret) haͤufeſt (im Gegenſatz auf den Reichthum goͤttlicher Guͤte, Geduld und Langmuth, die du ſo ſehr mißbraucheſt,) dir ſelbſt den (nach c. 1, 18. ohne das uͤber alles gottloſe Weſen und Unge- rechtigkeit ſchon geoffenbareten) Zorn auf den Tag des Zorns, und der Offenbarung des gerechten Gerichts GOttes, (als wo- von ein Menſch auch ſchon aus dem Lichte der Natur uͤberzeuget werden kan. Siehe auch Jac. 5, 3.) Anmerckung. Das GOTT ein kuͤnftiger Richter aller Menſchen ſey, und alſo dem menſchlichen Ge- ſchlechte ein allgemeines Gerichte bevorſtehe, iſt auch aus dem Lichte der Natur guten theils zu erkennen. Wohl dem, der ſich daſſelbe aus dem Lichte der Offenbahrung ſo vielmehr und heilſamer vorſtellet, ſo viel nachdruͤcklicher es uns darinn vor Augen lieget. V. 6. Welcher geben wird einem ieglichen (nicht nach ſeiner eignen und falſchen Einbil- dung und vermeinten Entſchuldigung, ſondern) nach ſeinen Wercken (wie er ihn in der That findet, und wie es der Ausſpruch ſeines Geſe- tzes gegen die, ſo vom Evangelio entfremdet ge- blieben, erfodert; oder wie gegen die Glaubi- ge das Evangelium, bey welchem die aͤchten und rechtſchaffenen Wercke eine Frucht des Glau- bens ſind, es mit ſich bringet. Siehe auch Job. 34, 11. Pſalm. 28, 4. Jer. 17, 10. 32, 19. Matth. 16, 27. c. 25, 31. ſeqq. 1 Cor. 3, 8. 5, 10. Apoc. 2, 23. 22, 12. Anmerckungen. 1. Gleichwie dieſe unpartheyiſche Gerech- tigkeit GOttes uns billig in eine heilige Ehr- furcht gegen GOtt, und in eine genaue Wahr- nehmung gegen uns ſelbſt ſetzet: ſo iſt die All- wiſſenheit GOttes, nach welcher ihme eines ieden Menſchen alle innere und aͤuſſere Worte ohne alle Ausnahme gantz offenbar ſind, recht erſtaunlich, und muß bey uns billig die gedach- te Furcht vermehren. 2. Erzuͤrne dich nicht uͤber den gottloſen, inſonderheit uͤber den, der andere druͤcket, und ihnen alles Hertzeleid zufuͤget. Denn GOTT wird ihm, wie fruͤhe, alſo auch ſcharf, genug vergelten nach ſeinen Wercken. Er wird auch deine Unſchuld ans Licht bringen, und dir nach deinen guten Wercken aus Gnaden vergelten. 3. Eine andere Vergeltung iſt der boͤſen, eine andere der guten Wercke. Die boͤſen ſind unſer eigen, und gelangen zu ihrem voͤlligen Maaſſe: die guten aber verrichten wir nicht aus eignen Kraͤften. Und darum findet bey dieſen nur ein Gnaden-Lohn, bey jenen aber eine ei- gentliche Vergeltung ſtatt. V. 7. Nemlich Preis und Ehre und unver- gaͤngliches Weſen denen, die mit Geduld in guten Wercken trachten nach dem ewi- gen Leben. Gr. Nemlich denen, die nach oder mit der Beharrung des guten Wer- ckes, (oder in guten Wercken, alſo daß ſie durch E 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/65>, abgerufen am 22.11.2024.