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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 2, v. 2. an die Epheser.
[Spaltenumbruch] bezeuget, wie daß diese geistlich Todte zum geist-
lichen Leben gekommen.
3. Weil Paulus (ton aiona,) den Lauf,
(mit welchem Worte der Verstand gar wohl
ausgedrucket ist,) dieser Welt mit dem Sa-
tan
verknüpfet, und damit anzeiget, daß der
Satan in denselben einen gar grossen Einfluß
habe; so hat man daher die sündliche Welt-Lü-
ste, und böse Gewohnheiten, welche nach sol-
chem Laufe eingerichtet sind, so viel weniger für
Kleinigkeiten zu achten. Denn man geräth da-
durch in die gefährlichsten Stricke des Satans.
Darum auch Paulus die Römer so nachdrück-
lich von der Gleichstellung der Welt abmah-
net Rom. 12, 2. auch an die Galater schreibet,
daß uns CHristus erlöset habe von dieser
gegenwärtigen argen Welt.
Auch sprach
Petrus in der Pfingst-Predigt zu Jerusalem
Apost. Gesch. 2, 40. Lasset euch helfen von
diesen unartigen Leuten.
Und im ersten
Briefe c. 1, 18. schreibet er, daß wir mit dem
theuren Blute CHristi erlöset seyn von dem
eiteln Wandel nach väterlicher Weise.

Womit denn gar nachdrücklich bezeuget wird,
daß die wahre Heiligung und Verleugnung der
Welt eine unfehlbare Frucht der Erlösung Chri-
sti sey.
4. Wenn in der heiligen Schrift vom
Satan in der einzeln Zahl mit einem besondern
Nachdruck geredet wird, so ist dadurch sonder-
lich derjenige böse Geist zu verstehen, unter des-
sen Anführung ein gantzer Orden der guten Gei-
ster von GOTT abgefallen ist: der sich auch
wol vor andern zur Versuchung an unsere ersten
Eltern und hernach an CHristum selbst gemacht;
der da Matth. 9, 34. 12, 24. heisset arkhon ton
daimonion, der Oberste der Teufel: und 2.
Cor. 4, 3. der Gott dieser Welt. Und Of-
fenb. 12, 7. u. f. 10, 2. der Drache, die alte
Schlange, der Teufel und Satanas,
und
wird daselbst von seinen Engeln unterschieden.
Es ist doch aber leichtlich zu erachten, daß das,
was von dem einen, als Heersführer, an eini-
gen Orten gesaget wird, von den andern guten
theils auch mit zu verstehen sey, ob ihrer gleich
nicht dabey ausdrücklich gedacht wird. Daher
stehet es auch Eph. 6, 12. von vielen, wenn da
geredet wird von Fürsten und Gewaltigen,
von den Herren der Welt, die in der Fin-
sterniß dieser Welt herrschen, von den bö-
sen Geistern unter dem Himmel.
Die Be-
nennung des Fürsten dieser Welt, nemlich
so fern sie im Argen lieget, siehe auch Joh. 12,
31. 14, 30. 16, 11.
5. Des Satans und seiner Engel Ver-
stossung
hat unterschiedliche Stufen: Die er-
ste
ist aus dem Himmel der Herrlichkeit,
gleich nach ihrem Fall; und da haben sie ihre
Wohnung bekommen in der Luft. Luc. 10, 18.
Offenb. 12, 8. 9. Die andere ist aus diesem er-
sten verworfenen Zustande in den Abgrund Of-
fenb. 20, 1. 2. 3. Der dritte aus dem Abgrun-
de, daraus er wieder loß worden, in den feu-
rigen Pfuhl
Offenb. 20, 7-10. Und weil denn
der Satan in der Luft herrschet, sonderlich in
der untern Luft, darinnen wir Menschen leben,
[Spaltenumbruch] so sind wir auch daher seinen Versuchungen so
sehr unterworfen. Es ist auch leichtlich zu er-
achten, daß der Satan, ob er gleich in der Luft
nichts zu befehlen hat, dennoch auf GOTTes
besondere Zulassung in den Ungewittern und
Sturmwinden oft sonderlich sein Werck hat:
wie aus der Historie Hiobs zu ersehen ist. Jn
der Offenbarung Johannis cap. 12, v. 9. 12. 13.
wird noch einer besondern Auswerfung des Sa-
tans gedacht, nemlich der auf die Erde, zur
mehrern Verführung.
6. Wenn man nicht sagen will, daß das
Wort pneumatos im Genitivo stehe an statt des
Accusativi, nach welchem es Lutherus übersetzet
hat; so kan man es gar füglich von dem Triebe
verstehen, welcher vom Fürsten der Welt kömmt,
und wodurch er sein Werck hat und ausrichtet:
Gleichwie das Wort pneuma, Geist, gar oft
auch von einem guten Triebe, der vom Heili-
gen Geiste herrühret, gebrauchet wird: Z. E.
1 Cor. 14, 32. die Geister der Propheten sind den
Propheten unterthan. u. s. w.
7. Kinder des Unglaubens ist eine He-
bräische Redens-Art, da einer ein Kind eines
Dinges heisset, wenn er demselben gantz erge-
ben und unterworfen ist. Siehe dergleichen c.
5, 6. Col. 3, 6. Jm gleich folgenden Verse die-
ses Briefes heissen sie Kinder des Zorns.
Deut. 13, 13. Kinder Belial. Es wird denn
mit dieser Benennung angezeiget, daß der Un-
glaube,
als worinnen sich der geistliche Tod
mit aller Finsterniß am meisten offenbaret, die
Haupt-Sünde und gleichsam die Quelle und
Mutter aller übrigen Sünden sey. Darum ihr
auch vor andern die Verdammniß, und hinge-
gen dem Glauben die Seligkeit zugeschrieben
wird, wenn es Marc. 16, 16. heißt: Wer da
glaubet, wird selig werden, wer aber nicht
glaubet, wird verdammet werden.
Man
hat demnach hohe Ursache, sich sonderlich vor
dem Unglauben zu hüten, und aus dem Evan-
gelio Glaubens Stärckung zu suchen. Denn
durch den Unglauben wird der Mensch am mei-
sten vom Satan beherrschet, und auch, wenn er
ihm schon entgangen ist, wieder versuchet.
8. Was für ein grosser Unterscheid sey un-
ter Frommen, oder Glaubigen, und Gottlosen,
oder Unglaubigen, siehet man unter andern auch
daraus, daß der Satan, da er die Gläubigen,
in welchen sein Werck zerstöret, und dagegen
das Reich GOttes aufgerichtet ist, nur wie von
aussen durch die noch in ihnen übrige Erb-Sün-
de versuchet, die Unglaubigen gantz unter sei-
ner Herrschaft hat, ja sie geistlicher Weise gantz
und gar besitzet, und in ihnen gleichsam als in
seiner officin oder Werckstatt wircket, welches
die Redens-Art energei~n mit sich bringet. Sie-
he auch 2 Cor. 4, 3. 4. 2 Thess. 2, 9. 10. 2 Tim.
2, 26.
9. Der Apostel setzet diß Wörtlein nun,
nun, oder zu dieser Zeit, hinzu, damit anzuzei-
gen, daß, gleichwie der Satan sein Werck in
allen Glaubigen verlohren hatte, also er gegen
dieselbe und gegen das Licht des Evangelii, wo-
durch sein Reich verstöret wurde, mit Grimm,
Lästerungen und Verfolgungen sich so viel mehr
gere-
H h h h 3
Cap. 2, v. 2. an die Epheſer.
[Spaltenumbruch] bezeuget, wie daß dieſe geiſtlich Todte zum geiſt-
lichen Leben gekommen.
3. Weil Paulus (τὸν ἀιῶνα,) den Lauf,
(mit welchem Worte der Verſtand gar wohl
ausgedrucket iſt,) dieſer Welt mit dem Sa-
tan
verknuͤpfet, und damit anzeiget, daß der
Satan in denſelben einen gar groſſen Einfluß
habe; ſo hat man daher die ſuͤndliche Welt-Luͤ-
ſte, und boͤſe Gewohnheiten, welche nach ſol-
chem Laufe eingerichtet ſind, ſo viel weniger fuͤr
Kleinigkeiten zu achten. Denn man geraͤth da-
durch in die gefaͤhrlichſten Stricke des Satans.
Darum auch Paulus die Roͤmer ſo nachdruͤck-
lich von der Gleichſtellung der Welt abmah-
net Rom. 12, 2. auch an die Galater ſchreibet,
daß uns CHriſtus erloͤſet habe von dieſer
gegenwaͤrtigen argen Welt.
Auch ſprach
Petrus in der Pfingſt-Predigt zu Jeruſalem
Apoſt. Geſch. 2, 40. Laſſet euch helfen von
dieſen unartigen Leuten.
Und im erſten
Briefe c. 1, 18. ſchreibet er, daß wir mit dem
theuren Blute CHriſti erloͤſet ſeyn von dem
eiteln Wandel nach vaͤterlicher Weiſe.

Womit denn gar nachdruͤcklich bezeuget wird,
daß die wahre Heiligung und Verleugnung der
Welt eine unfehlbare Frucht der Erloͤſung Chri-
ſti ſey.
4. Wenn in der heiligen Schrift vom
Satan in der einzeln Zahl mit einem beſondern
Nachdruck geredet wird, ſo iſt dadurch ſonder-
lich derjenige boͤſe Geiſt zu verſtehen, unter deſ-
ſen Anfuͤhrung ein gantzer Orden der guten Gei-
ſter von GOTT abgefallen iſt: der ſich auch
wol vor andern zur Verſuchung an unſere erſten
Eltern und hernach an CHriſtum ſelbſt gemacht;
der da Matth. 9, 34. 12, 24. heiſſet ἄρχων τῶν
δαιμονίων, der Oberſte der Teufel: und 2.
Cor. 4, 3. der Gott dieſer Welt. Und Of-
fenb. 12, 7. u. f. 10, 2. der Drache, die alte
Schlange, der Teufel und Satanas,
und
wird daſelbſt von ſeinen Engeln unterſchieden.
Es iſt doch aber leichtlich zu erachten, daß das,
was von dem einen, als Heersfuͤhrer, an eini-
gen Orten geſaget wird, von den andern guten
theils auch mit zu verſtehen ſey, ob ihrer gleich
nicht dabey ausdruͤcklich gedacht wird. Daher
ſtehet es auch Eph. 6, 12. von vielen, wenn da
geredet wird von Fuͤrſten und Gewaltigen,
von den Herren der Welt, die in der Fin-
ſterniß dieſer Welt herrſchen, von den boͤ-
ſen Geiſtern unter dem Himmel.
Die Be-
nennung des Fuͤrſten dieſer Welt, nemlich
ſo fern ſie im Argen lieget, ſiehe auch Joh. 12,
31. 14, 30. 16, 11.
5. Des Satans und ſeiner Engel Ver-
ſtoſſung
hat unterſchiedliche Stufen: Die er-
ſte
iſt aus dem Himmel der Herrlichkeit,
gleich nach ihrem Fall; und da haben ſie ihre
Wohnung bekommen in der Luft. Luc. 10, 18.
Offenb. 12, 8. 9. Die andere iſt aus dieſem er-
ſten verworfenen Zuſtande in den Abgrund Of-
fenb. 20, 1. 2. 3. Der dritte aus dem Abgrun-
de, daraus er wieder loß worden, in den feu-
rigen Pfuhl
Offenb. 20, 7-10. Und weil denn
der Satan in der Luft herrſchet, ſonderlich in
der untern Luft, darinnen wir Menſchen leben,
[Spaltenumbruch] ſo ſind wir auch daher ſeinen Verſuchungen ſo
ſehr unterworfen. Es iſt auch leichtlich zu er-
achten, daß der Satan, ob er gleich in der Luft
nichts zu befehlen hat, dennoch auf GOTTes
beſondere Zulaſſung in den Ungewittern und
Sturmwinden oft ſonderlich ſein Werck hat:
wie aus der Hiſtorie Hiobs zu erſehen iſt. Jn
der Offenbarung Johannis cap. 12, v. 9. 12. 13.
wird noch einer beſondern Auswerfung des Sa-
tans gedacht, nemlich der auf die Erde, zur
mehrern Verfuͤhrung.
6. Wenn man nicht ſagen will, daß das
Wort πνέυματος im Genitivo ſtehe an ſtatt des
Accuſativi, nach welchem es Lutherus uͤberſetzet
hat; ſo kan man es gar fuͤglich von dem Triebe
verſtehen, welcher vom Fuͤrſten der Welt koͤmmt,
und wodurch er ſein Werck hat und ausrichtet:
Gleichwie das Wort πνέυμα, Geiſt, gar oft
auch von einem guten Triebe, der vom Heili-
gen Geiſte herruͤhret, gebrauchet wird: Z. E.
1 Cor. 14, 32. die Geiſter der Propheten ſind den
Propheten unterthan. u. ſ. w.
7. Kinder des Unglaubens iſt eine He-
braͤiſche Redens-Art, da einer ein Kind eines
Dinges heiſſet, wenn er demſelben gantz erge-
ben und unterworfen iſt. Siehe dergleichen c.
5, 6. Col. 3, 6. Jm gleich folgenden Verſe die-
ſes Briefes heiſſen ſie Kinder des Zorns.
Deut. 13, 13. Kinder Belial. Es wird denn
mit dieſer Benennung angezeiget, daß der Un-
glaube,
als worinnen ſich der geiſtliche Tod
mit aller Finſterniß am meiſten offenbaret, die
Haupt-Suͤnde und gleichſam die Quelle und
Mutter aller uͤbrigen Suͤnden ſey. Darum ihr
auch vor andern die Verdammniß, und hinge-
gen dem Glauben die Seligkeit zugeſchrieben
wird, wenn es Marc. 16, 16. heißt: Wer da
glaubet, wird ſelig werden, wer aber nicht
glaubet, wird verdammet werden.
Man
hat demnach hohe Urſache, ſich ſonderlich vor
dem Unglauben zu huͤten, und aus dem Evan-
gelio Glaubens Staͤrckung zu ſuchen. Denn
durch den Unglauben wird der Menſch am mei-
ſten vom Satan beherrſchet, und auch, wenn er
ihm ſchon entgangen iſt, wieder verſuchet.
8. Was fuͤr ein groſſer Unterſcheid ſey un-
ter Frommen, oder Glaubigen, und Gottloſen,
oder Unglaubigen, ſiehet man unter andern auch
daraus, daß der Satan, da er die Glaͤubigen,
in welchen ſein Werck zerſtoͤret, und dagegen
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auſſen durch die noch in ihnen uͤbrige Erb-Suͤn-
de verſuchet, die Unglaubigen gantz unter ſei-
ner Herrſchaft hat, ja ſie geiſtlicher Weiſe gantz
und gar beſitzet, und in ihnen gleichſam als in
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die Redens-Art ἐνεργει῀ν mit ſich bringet. Sie-
he auch 2 Cor. 4, 3. 4. 2 Theſſ. 2, 9. 10. 2 Tim.
2, 26.
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nun, oder zu dieſer Zeit, hinzu, damit anzuzei-
gen, daß, gleichwie der Satan ſein Werck in
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durch ſein Reich verſtoͤret wurde, mit Grimm,
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[613/0641] Cap. 2, v. 2. an die Epheſer. bezeuget, wie daß dieſe geiſtlich Todte zum geiſt- lichen Leben gekommen. 3. Weil Paulus (τὸν ἀιῶνα,) den Lauf, (mit welchem Worte der Verſtand gar wohl ausgedrucket iſt,) dieſer Welt mit dem Sa- tan verknuͤpfet, und damit anzeiget, daß der Satan in denſelben einen gar groſſen Einfluß habe; ſo hat man daher die ſuͤndliche Welt-Luͤ- ſte, und boͤſe Gewohnheiten, welche nach ſol- chem Laufe eingerichtet ſind, ſo viel weniger fuͤr Kleinigkeiten zu achten. Denn man geraͤth da- durch in die gefaͤhrlichſten Stricke des Satans. Darum auch Paulus die Roͤmer ſo nachdruͤck- lich von der Gleichſtellung der Welt abmah- net Rom. 12, 2. auch an die Galater ſchreibet, daß uns CHriſtus erloͤſet habe von dieſer gegenwaͤrtigen argen Welt. Auch ſprach Petrus in der Pfingſt-Predigt zu Jeruſalem Apoſt. Geſch. 2, 40. Laſſet euch helfen von dieſen unartigen Leuten. Und im erſten Briefe c. 1, 18. ſchreibet er, daß wir mit dem theuren Blute CHriſti erloͤſet ſeyn von dem eiteln Wandel nach vaͤterlicher Weiſe. Womit denn gar nachdruͤcklich bezeuget wird, daß die wahre Heiligung und Verleugnung der Welt eine unfehlbare Frucht der Erloͤſung Chri- ſti ſey. 4. Wenn in der heiligen Schrift vom Satan in der einzeln Zahl mit einem beſondern Nachdruck geredet wird, ſo iſt dadurch ſonder- lich derjenige boͤſe Geiſt zu verſtehen, unter deſ- ſen Anfuͤhrung ein gantzer Orden der guten Gei- ſter von GOTT abgefallen iſt: der ſich auch wol vor andern zur Verſuchung an unſere erſten Eltern und hernach an CHriſtum ſelbſt gemacht; der da Matth. 9, 34. 12, 24. heiſſet ἄρχων τῶν δαιμονίων, der Oberſte der Teufel: und 2. Cor. 4, 3. der Gott dieſer Welt. Und Of- fenb. 12, 7. u. f. 10, 2. der Drache, die alte Schlange, der Teufel und Satanas, und wird daſelbſt von ſeinen Engeln unterſchieden. Es iſt doch aber leichtlich zu erachten, daß das, was von dem einen, als Heersfuͤhrer, an eini- gen Orten geſaget wird, von den andern guten theils auch mit zu verſtehen ſey, ob ihrer gleich nicht dabey ausdruͤcklich gedacht wird. Daher ſtehet es auch Eph. 6, 12. von vielen, wenn da geredet wird von Fuͤrſten und Gewaltigen, von den Herren der Welt, die in der Fin- ſterniß dieſer Welt herrſchen, von den boͤ- ſen Geiſtern unter dem Himmel. Die Be- nennung des Fuͤrſten dieſer Welt, nemlich ſo fern ſie im Argen lieget, ſiehe auch Joh. 12, 31. 14, 30. 16, 11. 5. Des Satans und ſeiner Engel Ver- ſtoſſung hat unterſchiedliche Stufen: Die er- ſte iſt aus dem Himmel der Herrlichkeit, gleich nach ihrem Fall; und da haben ſie ihre Wohnung bekommen in der Luft. Luc. 10, 18. Offenb. 12, 8. 9. Die andere iſt aus dieſem er- ſten verworfenen Zuſtande in den Abgrund Of- fenb. 20, 1. 2. 3. Der dritte aus dem Abgrun- de, daraus er wieder loß worden, in den feu- rigen Pfuhl Offenb. 20, 7-10. Und weil denn der Satan in der Luft herrſchet, ſonderlich in der untern Luft, darinnen wir Menſchen leben, ſo ſind wir auch daher ſeinen Verſuchungen ſo ſehr unterworfen. Es iſt auch leichtlich zu er- achten, daß der Satan, ob er gleich in der Luft nichts zu befehlen hat, dennoch auf GOTTes beſondere Zulaſſung in den Ungewittern und Sturmwinden oft ſonderlich ſein Werck hat: wie aus der Hiſtorie Hiobs zu erſehen iſt. Jn der Offenbarung Johannis cap. 12, v. 9. 12. 13. wird noch einer beſondern Auswerfung des Sa- tans gedacht, nemlich der auf die Erde, zur mehrern Verfuͤhrung. 6. Wenn man nicht ſagen will, daß das Wort πνέυματος im Genitivo ſtehe an ſtatt des Accuſativi, nach welchem es Lutherus uͤberſetzet hat; ſo kan man es gar fuͤglich von dem Triebe verſtehen, welcher vom Fuͤrſten der Welt koͤmmt, und wodurch er ſein Werck hat und ausrichtet: Gleichwie das Wort πνέυμα, Geiſt, gar oft auch von einem guten Triebe, der vom Heili- gen Geiſte herruͤhret, gebrauchet wird: Z. E. 1 Cor. 14, 32. die Geiſter der Propheten ſind den Propheten unterthan. u. ſ. w. 7. Kinder des Unglaubens iſt eine He- braͤiſche Redens-Art, da einer ein Kind eines Dinges heiſſet, wenn er demſelben gantz erge- ben und unterworfen iſt. Siehe dergleichen c. 5, 6. Col. 3, 6. Jm gleich folgenden Verſe die- ſes Briefes heiſſen ſie Kinder des Zorns. Deut. 13, 13. Kinder Belial. Es wird denn mit dieſer Benennung angezeiget, daß der Un- glaube, als worinnen ſich der geiſtliche Tod mit aller Finſterniß am meiſten offenbaret, die Haupt-Suͤnde und gleichſam die Quelle und Mutter aller uͤbrigen Suͤnden ſey. Darum ihr auch vor andern die Verdammniß, und hinge- gen dem Glauben die Seligkeit zugeſchrieben wird, wenn es Marc. 16, 16. heißt: Wer da glaubet, wird ſelig werden, wer aber nicht glaubet, wird verdammet werden. Man hat demnach hohe Urſache, ſich ſonderlich vor dem Unglauben zu huͤten, und aus dem Evan- gelio Glaubens Staͤrckung zu ſuchen. Denn durch den Unglauben wird der Menſch am mei- ſten vom Satan beherrſchet, und auch, wenn er ihm ſchon entgangen iſt, wieder verſuchet. 8. Was fuͤr ein groſſer Unterſcheid ſey un- ter Frommen, oder Glaubigen, und Gottloſen, oder Unglaubigen, ſiehet man unter andern auch daraus, daß der Satan, da er die Glaͤubigen, in welchen ſein Werck zerſtoͤret, und dagegen das Reich GOttes aufgerichtet iſt, nur wie von auſſen durch die noch in ihnen uͤbrige Erb-Suͤn- de verſuchet, die Unglaubigen gantz unter ſei- ner Herrſchaft hat, ja ſie geiſtlicher Weiſe gantz und gar beſitzet, und in ihnen gleichſam als in ſeiner officin oder Werckſtatt wircket, welches die Redens-Art ἐνεργει῀ν mit ſich bringet. Sie- he auch 2 Cor. 4, 3. 4. 2 Theſſ. 2, 9. 10. 2 Tim. 2, 26. 9. Der Apoſtel ſetzet diß Woͤrtlein νῦν, nun, oder zu dieſer Zeit, hinzu, damit anzuzei- gen, daß, gleichwie der Satan ſein Werck in allen Glaubigen verlohren hatte, alſo er gegen dieſelbe und gegen das Licht des Evangelii, wo- durch ſein Reich verſtoͤret wurde, mit Grimm, Laͤſterungen und Verfolgungen ſich ſo viel mehr gere- H h h h 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 613. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/641>, abgerufen am 27.11.2024.