Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Cap. 2, v. 1. an die Epheser. [Spaltenumbruch]
9. CHristus ist das Haupt der Gemeine in der angenommenen und mit der göttlichen ver- einigten menschlichen Natur. Denn er ist nach derselben ein wahrer, aber auch zugleich ein GOtt-Mensch, und also ein solcher Mensch, welcher das Haupt seiner Kirche seyn kan: und zwar ein solches Haupt, welches das eintzige ist, und keines neben und unter sich leidet, sondern den, der sich für seinen Statthalter hält, für sei- nen Feind erkennet: wie denn auch kein natür- licher Leib zwey Häupter hat, ein Ober- und ein Unter-Haupt, sonsten es ein monstrum, oder Un- geheuer wäre. Und da das Haupt der Kirche seyn, auf das königliche Amt CHristi gehet; so ist er ein solches Haupt, das dem Leibe allen Ein- fluß des Segens mittheilet, ihn nähret und schü- tzet; ja sich den Leib mit allen seinen Gliedern selbst erworben und neu erschaffen hat. Wel- ches von keinem natürlichen und politischen Haupte kan gesaget werden, und sich in keinem Stücke auf den Römischen Papst schicket. Wie CHristus das Haupt der Kirchen sey, davon sehe man Eph. 4, 8. u. f. 15. 16. 5, 23. Col. 1, 18. 2, 10. 19. 10. Die Gemeine ist sein Leib; und auch nur ein einiger, der aus unzehlig vielen Gliedern, welche von Anfang der Welt gewesen, noch sind, und noch künftig seyn werden, bestehet: dessen Glieder alle darinnen überein kommen, daß sie sich an das Haupt halten, von ihm mit ihrem Gewissen allein dependiren und sich von seinem Geiste regiren lassen. Denn wer den Geist CHristi nicht hat, der ist nicht sein Rom. 8, 9. Siehe das Gleichniß vom Leibe mit mehrern Rom. 12, 4. 5. 1 Cor. 10, 17. 12, 12. u. f. Col. 1, 24. u. s. w. 11. Wenn der Leib genannt wird die Fülle [Spaltenumbruch] CHristi, so heisset die Fülle so viel, als was gantz ist: nemlich aus CHristo und der Kirche wird ein gantzer, aus dem Haupte und allen Gliedern bestehender Leib, da sonst weder das Haupt oh- ne den übrigen Leib, noch dieser ohne jenes et- was gantzes ist und genennet werden kan. 12. Damit man aber daher, daß der Leib die Fülle CHristi heißt, nicht meine, daß CHri- stus eines einigen Menschen für sich zu seiner Se- ligkeit bedürfe, oder etwas von dem Menschen, ohne die Ehre der Bedienung, empfange, so setzet Paulus dazu: deß, der alles in allen erfüllet. Dadurch denn zugleich bezeuget wird, was der HERR für ein Haupt der Kirche sey, nemlich welches dieselbe nicht allein regiret und schützet, sondern auch alle Glieder innerlich belebet, mit sich aufs allergenaueste vereiniget, mit sich selbst erfüllet, und also aus sich und in sich selig machet. Da sie denn aus seiner Fülle nehmen Gnade um Gnade Joh. 1, 16. und werden erfüllet mit aller- ley GOttes-Fülle Eph. 3, 19. und wird CHristus alles in ihnen allen Col. 3, 11. Es gehen die Worte also auch zugleich auf die Allgegenwart CHristi: gleichwie es heißt Jer. 23, 23. 24. Bin ich nicht ein GOtt, der nahe ist, und nicht ein GOtt der ferne ist? Meinest du, daß sich iemand so heimlich verbergen kön- ne, daß ich ihn nicht sehe? Bin ichs nicht, der Himmel und Erden erfüllet? spricht der HERR. Und gleichwie der HERR alle erfüllet, so erfüllet er auch in ihnen ta panta, alles, ihren Verstand mit Licht, ihren Willen mit Rath und Kraft, und alles, was ihnen sonst an geistlichen Gütern mangelt, das ersetzet und erfüllet er; er wird auch endlich ihren Leib in der künftigen Verklärung mit Klarheit erfüllen. Das andere Capitel/ Darinnen der Apostel nach angezeigtem so sehr verderbten Zustande/ worinnen beyde Juden und Heiden vor ihrer Bekehrung ge- legen/ mit mehrern vorstellet/ zu welchem herrlichen Stande der Gna- de sie in der Gemeinschaft mit CHristo beyderseits gelanget wären/ nem- lich wie als Glieder an einem Leibe/ also auch als GOttes Haus-Genossen an seinem geistlichen Tempel. V. 1. [Spaltenumbruch]
UNd auch euch, da ihr todt wa- Anmerckungen. 1. Gleichwie der Apostel schon vorher im ersten Capitel mit den Wörtern uns und euch abgewechselt, und damit auf die bekehrten Jü- den und Heiden gesehen hat v. 3. u. f. 13. 15. u. f. [Spaltenumbruch] so gebrauchet er dieselbe auch alhier; und zwar das euch und ihr von den Heiden; und das wir und uns von den Jüden v. 3. 4. 5. Darauf er denn v. 8. u. f. also von den Heiden redet, daß er auch auf die Jüden mit siehet, als beyderseits Reichs-Genossen CHristi. 2. Der sensus ist nicht völlig in diesem Ver- se, sondern er hat seine Ergäntzung erst im fünften und folgenden Versen. Welches der grosse und dabey heilige Affect bey Paulo gemachet hat. Denn nachdem er die Worte gesetzet: Da ihr todt H h h h 2
Cap. 2, v. 1. an die Epheſer. [Spaltenumbruch]
9. CHriſtus iſt das Haupt der Gemeine in der angenommenen und mit der goͤttlichen ver- einigten menſchlichen Natur. Denn er iſt nach derſelben ein wahrer, aber auch zugleich ein GOtt-Menſch, und alſo ein ſolcher Menſch, welcher das Haupt ſeiner Kirche ſeyn kan: und zwar ein ſolches Haupt, welches das eintzige iſt, und keines neben und unter ſich leidet, ſondern den, der ſich fuͤr ſeinen Statthalter haͤlt, fuͤr ſei- nen Feind erkennet: wie denn auch kein natuͤr- licher Leib zwey Haͤupter hat, ein Ober- und ein Unter-Haupt, ſonſten es ein monſtrum, oder Un- geheuer waͤre. Und da das Haupt der Kirche ſeyn, auf das koͤnigliche Amt CHriſti gehet; ſo iſt er ein ſolches Haupt, das dem Leibe allen Ein- fluß des Segens mittheilet, ihn naͤhret und ſchuͤ- tzet; ja ſich den Leib mit allen ſeinen Gliedern ſelbſt erworben und neu erſchaffen hat. Wel- ches von keinem natuͤrlichen und politiſchen Haupte kan geſaget werden, und ſich in keinem Stuͤcke auf den Roͤmiſchen Papſt ſchicket. Wie CHriſtus das Haupt der Kirchen ſey, davon ſehe man Eph. 4, 8. u. f. 15. 16. 5, 23. Col. 1, 18. 2, 10. 19. 10. Die Gemeine iſt ſein Leib; und auch nur ein einiger, der aus unzehlig vielen Gliedern, welche von Anfang der Welt geweſen, noch ſind, und noch kuͤnftig ſeyn werden, beſtehet: deſſen Glieder alle darinnen uͤberein kommen, daß ſie ſich an das Haupt halten, von ihm mit ihrem Gewiſſen allein dependiren und ſich von ſeinem Geiſte regiren laſſen. Denn wer den Geiſt CHriſti nicht hat, der iſt nicht ſein Rom. 8, 9. Siehe das Gleichniß vom Leibe mit mehrern Rom. 12, 4. 5. 1 Cor. 10, 17. 12, 12. u. f. Col. 1, 24. u. ſ. w. 11. Wenn der Leib genannt wird die Fuͤlle [Spaltenumbruch] CHriſti, ſo heiſſet die Fuͤlle ſo viel, als was gantz iſt: nemlich aus CHriſto und der Kirche wird ein gantzer, aus dem Haupte und allen Gliedern beſtehender Leib, da ſonſt weder das Haupt oh- ne den uͤbrigen Leib, noch dieſer ohne jenes et- was gantzes iſt und genennet werden kan. 12. Damit man aber daher, daß der Leib die Fuͤlle CHriſti heißt, nicht meine, daß CHri- ſtus eines einigen Menſchen fuͤr ſich zu ſeiner Se- ligkeit beduͤrfe, oder etwas von dem Menſchen, ohne die Ehre der Bedienung, empfange, ſo ſetzet Paulus dazu: deß, der alles in allen erfuͤllet. Dadurch denn zugleich bezeuget wird, was der HERR fuͤr ein Haupt der Kirche ſey, nemlich welches dieſelbe nicht allein regiret und ſchuͤtzet, ſondern auch alle Glieder innerlich belebet, mit ſich aufs allergenaueſte vereiniget, mit ſich ſelbſt erfuͤllet, und alſo aus ſich und in ſich ſelig machet. Da ſie denn aus ſeiner Fuͤlle nehmen Gnade um Gnade Joh. 1, 16. und werden erfuͤllet mit aller- ley GOttes-Fuͤlle Eph. 3, 19. und wird CHriſtus alles in ihnen allen Col. 3, 11. Es gehen die Worte alſo auch zugleich auf die Allgegenwart CHriſti: gleichwie es heißt Jer. 23, 23. 24. Bin ich nicht ein GOtt, der nahe iſt, und nicht ein GOtt der ferne iſt? Meineſt du, daß ſich iemand ſo heimlich verbergen koͤn- ne, daß ich ihn nicht ſehe? Bin ichs nicht, der Himmel und Erden erfuͤllet? ſpricht der HERR. Und gleichwie der HERR alle erfuͤllet, ſo erfuͤllet er auch in ihnen τὰ πάντα, alles, ihren Verſtand mit Licht, ihren Willen mit Rath und Kraft, und alles, was ihnen ſonſt an geiſtlichen Guͤtern mangelt, das erſetzet und erfuͤllet er; er wird auch endlich ihren Leib in der kuͤnftigen Verklaͤrung mit Klarheit erfuͤllen. Das andere Capitel/ Darinnen der Apoſtel nach angezeigtem ſo ſehr verderbten Zuſtande/ worinnen beyde Juden und Heiden vor ihrer Bekehrung ge- legen/ mit mehrern vorſtellet/ zu welchem herrlichen Stande der Gna- de ſie in der Gemeinſchaft mit CHriſto beyderſeits gelanget waͤren/ nem- lich wie als Glieder an einem Leibe/ alſo auch als GOttes Haus-Genoſſen an ſeinem geiſtlichen Tempel. V. 1. [Spaltenumbruch]
UNd auch euch, da ihr todt wa- Anmerckungen. 1. Gleichwie der Apoſtel ſchon vorher im erſten Capitel mit den Woͤrtern uns und euch abgewechſelt, und damit auf die bekehrten Juͤ- den und Heiden geſehen hat v. 3. u. f. 13. 15. u. f. [Spaltenumbruch] ſo gebrauchet er dieſelbe auch alhier; und zwar das euch und ihr von den Heiden; und das wir und uns von den Juͤden v. 3. 4. 5. Darauf er denn v. 8. u. f. alſo von den Heiden redet, daß er auch auf die Juͤden mit ſiehet, als beyderſeits Reichs-Genoſſen CHriſti. 2. Der ſenſus iſt nicht voͤllig in dieſem Ver- ſe, ſondern er hat ſeine Ergaͤntzung erſt im fuͤnften und folgenden Verſen. Welches der groſſe und dabey heilige Affect bey Paulo gemachet hat. Denn nachdem er die Worte geſetzet: Da ihr todt H h h h 2
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Cap. 2, v. 1. an die Epheſer.
9. CHriſtus iſt das Haupt der Gemeine in
der angenommenen und mit der goͤttlichen ver-
einigten menſchlichen Natur. Denn er iſt nach
derſelben ein wahrer, aber auch zugleich ein
GOtt-Menſch, und alſo ein ſolcher Menſch,
welcher das Haupt ſeiner Kirche ſeyn kan: und
zwar ein ſolches Haupt, welches das eintzige iſt,
und keines neben und unter ſich leidet, ſondern
den, der ſich fuͤr ſeinen Statthalter haͤlt, fuͤr ſei-
nen Feind erkennet: wie denn auch kein natuͤr-
licher Leib zwey Haͤupter hat, ein Ober- und ein
Unter-Haupt, ſonſten es ein monſtrum, oder Un-
geheuer waͤre. Und da das Haupt der Kirche
ſeyn, auf das koͤnigliche Amt CHriſti gehet; ſo
iſt er ein ſolches Haupt, das dem Leibe allen Ein-
fluß des Segens mittheilet, ihn naͤhret und ſchuͤ-
tzet; ja ſich den Leib mit allen ſeinen Gliedern
ſelbſt erworben und neu erſchaffen hat. Wel-
ches von keinem natuͤrlichen und politiſchen
Haupte kan geſaget werden, und ſich in keinem
Stuͤcke auf den Roͤmiſchen Papſt ſchicket. Wie
CHriſtus das Haupt der Kirchen ſey, davon ſehe
man Eph. 4, 8. u. f. 15. 16. 5, 23. Col. 1, 18.
2, 10. 19.
10. Die Gemeine iſt ſein Leib; und auch
nur ein einiger, der aus unzehlig vielen Gliedern,
welche von Anfang der Welt geweſen, noch ſind,
und noch kuͤnftig ſeyn werden, beſtehet: deſſen
Glieder alle darinnen uͤberein kommen, daß ſie
ſich an das Haupt halten, von ihm mit ihrem
Gewiſſen allein dependiren und ſich von ſeinem
Geiſte regiren laſſen. Denn wer den Geiſt
CHriſti nicht hat, der iſt nicht ſein Rom. 8,
9. Siehe das Gleichniß vom Leibe mit mehrern
Rom. 12, 4. 5. 1 Cor. 10, 17. 12, 12. u. f. Col. 1,
24. u. ſ. w.
11. Wenn der Leib genannt wird die Fuͤlle
CHriſti, ſo heiſſet die Fuͤlle ſo viel, als was gantz
iſt: nemlich aus CHriſto und der Kirche wird
ein gantzer, aus dem Haupte und allen Gliedern
beſtehender Leib, da ſonſt weder das Haupt oh-
ne den uͤbrigen Leib, noch dieſer ohne jenes et-
was gantzes iſt und genennet werden kan.
12. Damit man aber daher, daß der Leib
die Fuͤlle CHriſti heißt, nicht meine, daß CHri-
ſtus eines einigen Menſchen fuͤr ſich zu ſeiner Se-
ligkeit beduͤrfe, oder etwas von dem Menſchen,
ohne die Ehre der Bedienung, empfange, ſo ſetzet
Paulus dazu: deß, der alles in allen erfuͤllet.
Dadurch denn zugleich bezeuget wird, was der
HERR fuͤr ein Haupt der Kirche ſey, nemlich
welches dieſelbe nicht allein regiret und ſchuͤtzet,
ſondern auch alle Glieder innerlich belebet, mit
ſich aufs allergenaueſte vereiniget, mit ſich ſelbſt
erfuͤllet, und alſo aus ſich und in ſich ſelig machet.
Da ſie denn aus ſeiner Fuͤlle nehmen Gnade um
Gnade Joh. 1, 16. und werden erfuͤllet mit aller-
ley GOttes-Fuͤlle Eph. 3, 19. und wird CHriſtus
alles in ihnen allen Col. 3, 11. Es gehen die
Worte alſo auch zugleich auf die Allgegenwart
CHriſti: gleichwie es heißt Jer. 23, 23. 24.
Bin ich nicht ein GOtt, der nahe iſt, und
nicht ein GOtt der ferne iſt? Meineſt du,
daß ſich iemand ſo heimlich verbergen koͤn-
ne, daß ich ihn nicht ſehe? Bin ichs nicht,
der Himmel und Erden erfuͤllet? ſpricht
der HERR. Und gleichwie der HERR alle
erfuͤllet, ſo erfuͤllet er auch in ihnen τὰ πάντα,
alles, ihren Verſtand mit Licht, ihren Willen
mit Rath und Kraft, und alles, was ihnen ſonſt
an geiſtlichen Guͤtern mangelt, das erſetzet und
erfuͤllet er; er wird auch endlich ihren Leib in der
kuͤnftigen Verklaͤrung mit Klarheit erfuͤllen.
Das andere Capitel/
Darinnen der Apoſtel nach angezeigtem ſo ſehr verderbten
Zuſtande/ worinnen beyde Juden und Heiden vor ihrer Bekehrung ge-
legen/ mit mehrern vorſtellet/ zu welchem herrlichen Stande der Gna-
de ſie in der Gemeinſchaft mit CHriſto beyderſeits gelanget waͤren/ nem-
lich wie als Glieder an einem Leibe/ alſo auch als GOttes
Haus-Genoſſen an ſeinem geiſtlichen
Tempel.
V. 1.
UNd auch euch, da ihr todt wa-
ret durch Ubertretung und
Suͤnde, (hat GOtt ſamt Chriſto
lebendig gemachet u. ſ. w. v. 5. 6.
Siehe auch Col. 2, 13.
Anmerckungen.
1. Gleichwie der Apoſtel ſchon vorher im
erſten Capitel mit den Woͤrtern uns und euch
abgewechſelt, und damit auf die bekehrten Juͤ-
den und Heiden geſehen hat v. 3. u. f. 13. 15. u. f.
ſo gebrauchet er dieſelbe auch alhier; und zwar
das euch und ihr von den Heiden; und das
wir und uns von den Juͤden v. 3. 4. 5. Darauf
er denn v. 8. u. f. alſo von den Heiden redet, daß
er auch auf die Juͤden mit ſiehet, als beyderſeits
Reichs-Genoſſen CHriſti.
2. Der ſenſus iſt nicht voͤllig in dieſem Ver-
ſe, ſondern er hat ſeine Ergaͤntzung erſt im fuͤnften
und folgenden Verſen. Welches der groſſe und
dabey heilige Affect bey Paulo gemachet hat.
Denn nachdem er die Worte geſetzet: Da ihr
todt
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