Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Cap. 1, 16-18. an die Epheser. [Spaltenumbruch]
Orten, aus Juden und Heiden: als mit welchenihr euch in gläubiger Gemeinschaft des Sinnes befindet, und in der Liebe gegen sie bey aller Gelegenheit ausfliesset) v. 16. Höre ich nicht auf zu dancken für euch, und gedencke euer in meinem Gebet. Anmerckungen. 1. Rechtschaffene Christen sind im thätigen Beweise ihres Christenthums ein süsser und an- genehmer Geruch, nicht allein dem HErrn, sondern auch andern frommen Seelen: wie zu ihrer Erbauung, also auch zum Lobe GOttes. 2. Jst gleich der Glaube ein im Hertzen verborgenes Gnaden-Werck GOttes: so muß er sich doch, wo er rechter Art ist, also hervor- thun, daß man ihn hören und sehen kan: wie er sich denn also an den Ephesiern hervor that. Darum Jacobus sagt: Zeige mir deinen Glauben mit deinen Wercken! c. 2, 18. 3. Glaube und Liebe sind die beyden Haupt-Stücke der Christlichen Religion. Da es denn der Glaube mit dem Evangelio, die Liebe mit dem Gesetze zu thun hat: da der Glaube nimmt, die Liebe giebt: jener die Wohlthaten, dieser die Pflichten. Je mehr man nimmt, ie mehr kan man geben. 4. Glaube und Liebe sind schlechterdings unzertrennlich. Denn so wenig sich vom Feuer die Hitze, und vom Wasser die Feuchtigkeit tren- nen läßt, so wenig läßt sich die Liebe vom Glau- ben scheiden. 5. Wenn der Apostel das Wort Glaube mit dem ablativo construiret, und saget pisis en to kurio Iesou, der Glaube an, oder in Christo JEsu; so zeiget er damit an, daß der Glaube nicht allein auf Christum, als auf sein rechtes Obiect, gerichtet sey, sondern daß er ihn auch zum Grund habe, sich auf ihn baue und gründe, und in ihm ruhe, und also in Christo sein rechtes Element und seine Nahrung finde. Wie schon öfter bey dieser Construction ist erin- nert worden. 6. Da die Liebe zu den Heiligen alhier die Liebe gegen alle übrige Menschen, ja gegen die Feinde nicht ausschliesset, so ist leicht zu er- achten, daß denn die Liebe gegen GOtt dabey so vielmehr zu verstehen sey, da sie der Grund ist von der Liebe gegen den Nechsten. 7. Sind wahre Christen Heilige, so hat man die Heiligen nicht erst im Himmel zu suchen, sondern sie müssen gewiß schon auf Erden seyn; und stehet die Vollkommenheit der wahren Hei- ligung und Heiligkeit keines weges entgegen. Wer nicht schon auf Erden sich heiligen lässet, wird gewißlich unter den Heiligen im Himmel nicht zu finden seyn. 8. Sind rechtschafne Christen Heilige, so muß sich unter ihnen und den Welt-Kindern gewißlich ein gar grosser und mercklicher Unter- scheid finden. Wer nun noch alle eitele Welt- Gewohnheiten mit Spielen, Tantzen u. d. g. so mitmachen und sich den Welt-Kindern gleich stellen kan, der ist selbst noch ein Welt-Kind. 9. Gleichwie es eines von den Pflichten und Kennzeichen eines getreuen Lehrers ist, daß er GOtt für seine Gemeine theils dancket, theils betet: so ists auch nicht weniger die Eigenschaft eines guten Zuhörers, daß man dem Lehrer, des- sen Vorbitte man sich zum Segen getrösten will, viele Ursache zur Dancksagung gebe. 10. Daß ein unbekehrter Lehrer zu seinem Amte weder recht geistlich tüchtig, noch darinnen getreu sey, das siehet man unter andern auch dar- aus, daß, da er ohne den wahren seligmachen- den Glauben ist, er auch nicht gläubig und er- hörlichfür seine Gemeine beten kan. V. 17. 18. Daß der GOtt unsers HErrn JEsu Anmerckungen. 1. Wir finden alhier ein Zeugniß von dem Geheimniß der heiligen Dreyeinigkeit. Denn GOtt der Vater heißt ein GOtt JEsu Christi, und giebt den Geist der Weisheit. 2. GOtt der Vater heißt ein GOtt JE- su Christi, nemlich nach Christi menschlichen Natur: nach welcher er Joh. 20, 17. saget: Jch fahre auf zu mninem Vater und zu eurem Vater, zu meinem GOtt und zu eurem GOtt. 3. Ein Vater der Herrlichkeit heißt GOtt in Ansehung aller seiner göttlichen Eigen- schaften, woraus sein Wesen bestehet: welche zusammen eine unendliche Herrlichkeit in sich haben und von sich zeigen. Und dieweil Pauli Wunsch dahin gehet, daß die Gläubigen zum Genuß dieser Herrlichkeit in immer mehrer An- richtung des Reiches GOttes gelangen möchten, so nennet er GOtt alhier den Vater der Herrlich- keit. Siehe auch Ap. Gesch. 7, 2. 4. Der Heilige Geist heißt ein Geist der Weisheit, weil er die wahre Weisheit wir- cket: wie denn die Weisheit, die nicht von dem Heiligen Geist gewircket ist, dieses Namens nicht werth ist, oder doch in keine Vergleichung kömmt mit dieser himmlischen Gabe, die aus der Sal- bung des Heiligen Geistes kömmt. 5. Daß der Vater um CHristi willen den Heiligen Geist giebet, kömmt daher, weil der Heilige Geist von Ewigkeit her auf eine unbe- greifliche Weise von ihm ausgehet Joh 15, 26. und es zeiget an, wie daß alle drey Personen der hochgelobten Gottheit gemeinschaftlich zu unserm Heil wircken, ohne daß deßwegen der Gottheit selbst nach ein Unterscheid, oder Ungleichheit un- ter ihnen wäre. 6. Der G g g g 3
Cap. 1, 16-18. an die Epheſer. [Spaltenumbruch]
Orten, aus Juden und Heiden: als mit welchenihr euch in glaͤubiger Gemeinſchaft des Sinnes befindet, und in der Liebe gegen ſie bey aller Gelegenheit ausflieſſet) v. 16. Hoͤre ich nicht auf zu dancken fuͤr euch, und gedencke euer in meinem Gebet. Anmerckungen. 1. Rechtſchaffene Chriſten ſind im thaͤtigen Beweiſe ihres Chriſtenthums ein ſuͤſſer und an- genehmer Geruch, nicht allein dem HErrn, ſondern auch andern frommen Seelen: wie zu ihrer Erbauung, alſo auch zum Lobe GOttes. 2. Jſt gleich der Glaube ein im Hertzen verborgenes Gnaden-Werck GOttes: ſo muß er ſich doch, wo er rechter Art iſt, alſo hervor- thun, daß man ihn hoͤren und ſehen kan: wie er ſich denn alſo an den Epheſiern hervor that. Darum Jacobus ſagt: Zeige mir deinen Glauben mit deinen Wercken! c. 2, 18. 3. Glaube und Liebe ſind die beyden Haupt-Stuͤcke der Chriſtlichen Religion. Da es denn der Glaube mit dem Evangelio, die Liebe mit dem Geſetze zu thun hat: da der Glaube nimmt, die Liebe giebt: jener die Wohlthaten, dieſer die Pflichten. Je mehr man nimmt, ie mehr kan man geben. 4. Glaube und Liebe ſind ſchlechterdings unzertrennlich. Denn ſo wenig ſich vom Feuer die Hitze, und vom Waſſer die Feuchtigkeit tren- nen laͤßt, ſo wenig laͤßt ſich die Liebe vom Glau- ben ſcheiden. 5. Wenn der Apoſtel das Wort Glaube mit dem ablativo conſtruiret, und ſaget πίςις ἐν τῷ κυρίῳ Ιησοῦ, der Glaube an, oder in Chriſto JEſu; ſo zeiget er damit an, daß der Glaube nicht allein auf Chriſtum, als auf ſein rechtes Obiect, gerichtet ſey, ſondern daß er ihn auch zum Grund habe, ſich auf ihn baue und gruͤnde, und in ihm ruhe, und alſo in Chriſto ſein rechtes Element und ſeine Nahrung finde. Wie ſchon oͤfter bey dieſer Conſtruction iſt erin- nert worden. 6. Da die Liebe zu den Heiligen alhier die Liebe gegen alle uͤbrige Menſchen, ja gegen die Feinde nicht ausſchlieſſet, ſo iſt leicht zu er- achten, daß denn die Liebe gegen GOtt dabey ſo vielmehr zu verſtehen ſey, da ſie der Grund iſt von der Liebe gegen den Nechſten. 7. Sind wahre Chriſten Heilige, ſo hat man die Heiligen nicht erſt im Himmel zu ſuchen, ſondern ſie muͤſſen gewiß ſchon auf Erden ſeyn; und ſtehet die Vollkommenheit der wahren Hei- ligung und Heiligkeit keines weges entgegen. Wer nicht ſchon auf Erden ſich heiligen laͤſſet, wird gewißlich unter den Heiligen im Himmel nicht zu finden ſeyn. 8. Sind rechtſchafne Chriſten Heilige, ſo muß ſich unter ihnen und den Welt-Kindern gewißlich ein gar groſſer und mercklicher Unter- ſcheid finden. Wer nun noch alle eitele Welt- Gewohnheiten mit Spielen, Tantzen u. d. g. ſo mitmachen und ſich den Welt-Kindern gleich ſtellen kan, der iſt ſelbſt noch ein Welt-Kind. 9. Gleichwie es eines von den Pflichten und Kennzeichen eines getreuen Lehrers iſt, daß er GOtt fuͤr ſeine Gemeine theils dancket, theils betet: ſo iſts auch nicht weniger die Eigenſchaft eines guten Zuhoͤrers, daß man dem Lehrer, deſ- ſen Vorbitte man ſich zum Segen getroͤſten will, viele Urſache zur Danckſagung gebe. 10. Daß ein unbekehrter Lehrer zu ſeinem Amte weder recht geiſtlich tuͤchtig, noch darinnen getreu ſey, das ſiehet man unter andern auch dar- aus, daß, da er ohne den wahren ſeligmachen- den Glauben iſt, er auch nicht glaͤubig und er- hoͤrlichfuͤr ſeine Gemeine beten kan. V. 17. 18. Daß der GOtt unſers HErrn JEſu Anmerckungen. 1. Wir finden alhier ein Zeugniß von dem Geheimniß der heiligen Dreyeinigkeit. Denn GOtt der Vater heißt ein GOtt JEſu Chriſti, und giebt den Geiſt der Weisheit. 2. GOtt der Vater heißt ein GOtt JE- ſu Chriſti, nemlich nach Chriſti menſchlichen Natur: nach welcher er Joh. 20, 17. ſaget: Jch fahre auf zu mninem Vater und zu eurem Vater, zu meinem GOtt und zu eurem GOtt. 3. Ein Vater der Herrlichkeit heißt GOtt in Anſehung aller ſeiner goͤttlichen Eigen- ſchaften, woraus ſein Weſen beſtehet: welche zuſammen eine unendliche Herrlichkeit in ſich haben und von ſich zeigen. Und dieweil Pauli Wunſch dahin gehet, daß die Glaͤubigen zum Genuß dieſer Herrlichkeit in immer mehrer An- richtung des Reiches GOttes gelangen moͤchten, ſo nennet er GOtt alhier den Vater der Herrlich- keit. Siehe auch Ap. Geſch. 7, 2. 4. Der Heilige Geiſt heißt ein Geiſt der Weisheit, weil er die wahre Weisheit wir- cket: wie denn die Weisheit, die nicht von dem Heiligen Geiſt gewircket iſt, dieſes Namens nicht werth iſt, oder doch in keine Vergleichung koͤmmt mit dieſer himmliſchen Gabe, die aus der Sal- bung des Heiligen Geiſtes koͤmmt. 5. Daß der Vater um CHriſti willen den Heiligen Geiſt giebet, koͤmmt daher, weil der Heilige Geiſt von Ewigkeit her auf eine unbe- greifliche Weiſe von ihm ausgehet Joh 15, 26. und es zeiget an, wie daß alle drey Perſonen der hochgelobten Gottheit gemeinſchaftlich zu unſerm Heil wircken, ohne daß deßwegen der Gottheit ſelbſt nach ein Unterſcheid, oder Ungleichheit un- ter ihnen waͤre. 6. Der G g g g 3
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Cap. 1, 16-18. an die Epheſer.
Orten, aus Juden und Heiden: als mit welchen
ihr euch in glaͤubiger Gemeinſchaft des Sinnes
befindet, und in der Liebe gegen ſie bey aller
Gelegenheit ausflieſſet) v. 16. Hoͤre ich nicht
auf zu dancken fuͤr euch, und gedencke euer
in meinem Gebet.
Anmerckungen.
1. Rechtſchaffene Chriſten ſind im thaͤtigen
Beweiſe ihres Chriſtenthums ein ſuͤſſer und an-
genehmer Geruch, nicht allein dem HErrn,
ſondern auch andern frommen Seelen: wie zu
ihrer Erbauung, alſo auch zum Lobe GOttes.
2. Jſt gleich der Glaube ein im Hertzen
verborgenes Gnaden-Werck GOttes: ſo muß
er ſich doch, wo er rechter Art iſt, alſo hervor-
thun, daß man ihn hoͤren und ſehen kan: wie er
ſich denn alſo an den Epheſiern hervor that.
Darum Jacobus ſagt: Zeige mir deinen
Glauben mit deinen Wercken! c. 2, 18.
3. Glaube und Liebe ſind die beyden
Haupt-Stuͤcke der Chriſtlichen Religion. Da
es denn der Glaube mit dem Evangelio, die
Liebe mit dem Geſetze zu thun hat: da der
Glaube nimmt, die Liebe giebt: jener die
Wohlthaten, dieſer die Pflichten. Je mehr
man nimmt, ie mehr kan man geben.
4. Glaube und Liebe ſind ſchlechterdings
unzertrennlich. Denn ſo wenig ſich vom Feuer
die Hitze, und vom Waſſer die Feuchtigkeit tren-
nen laͤßt, ſo wenig laͤßt ſich die Liebe vom Glau-
ben ſcheiden.
5. Wenn der Apoſtel das Wort Glaube
mit dem ablativo conſtruiret, und ſaget πίςις ἐν
τῷ κυρίῳ Ιησοῦ, der Glaube an, oder in
Chriſto JEſu; ſo zeiget er damit an, daß der
Glaube nicht allein auf Chriſtum, als auf ſein
rechtes Obiect, gerichtet ſey, ſondern daß er ihn
auch zum Grund habe, ſich auf ihn baue und
gruͤnde, und in ihm ruhe, und alſo in Chriſto
ſein rechtes Element und ſeine Nahrung finde.
Wie ſchon oͤfter bey dieſer Conſtruction iſt erin-
nert worden.
6. Da die Liebe zu den Heiligen alhier
die Liebe gegen alle uͤbrige Menſchen, ja gegen
die Feinde nicht ausſchlieſſet, ſo iſt leicht zu er-
achten, daß denn die Liebe gegen GOtt dabey
ſo vielmehr zu verſtehen ſey, da ſie der Grund iſt
von der Liebe gegen den Nechſten.
7. Sind wahre Chriſten Heilige, ſo hat
man die Heiligen nicht erſt im Himmel zu ſuchen,
ſondern ſie muͤſſen gewiß ſchon auf Erden ſeyn;
und ſtehet die Vollkommenheit der wahren Hei-
ligung und Heiligkeit keines weges entgegen.
Wer nicht ſchon auf Erden ſich heiligen laͤſſet,
wird gewißlich unter den Heiligen im Himmel
nicht zu finden ſeyn.
8. Sind rechtſchafne Chriſten Heilige,
ſo muß ſich unter ihnen und den Welt-Kindern
gewißlich ein gar groſſer und mercklicher Unter-
ſcheid finden. Wer nun noch alle eitele Welt-
Gewohnheiten mit Spielen, Tantzen u. d. g. ſo
mitmachen und ſich den Welt-Kindern gleich
ſtellen kan, der iſt ſelbſt noch ein Welt-Kind.
9. Gleichwie es eines von den Pflichten
und Kennzeichen eines getreuen Lehrers iſt, daß
er GOtt fuͤr ſeine Gemeine theils dancket, theils
betet: ſo iſts auch nicht weniger die Eigenſchaft
eines guten Zuhoͤrers, daß man dem Lehrer, deſ-
ſen Vorbitte man ſich zum Segen getroͤſten will,
viele Urſache zur Danckſagung gebe.
10. Daß ein unbekehrter Lehrer zu ſeinem
Amte weder recht geiſtlich tuͤchtig, noch darinnen
getreu ſey, das ſiehet man unter andern auch dar-
aus, daß, da er ohne den wahren ſeligmachen-
den Glauben iſt, er auch nicht glaͤubig und er-
hoͤrlichfuͤr ſeine Gemeine beten kan.
V. 17. 18.
Daß der GOtt unſers HErrn JEſu
Chriſti, der Vater der Herrlichkeit, gebe
euch (noch in einem reichern Maſſe) den Geiſt
der Offenbarung zu ſeiner ſelbſt Erkentniß.
v. 18. und erleuchtete Augen eures Ver-
ſtaͤndniſſes, daß ihr (immer mehr und mehr)
erkennen moͤget, welche da ſey die Hoff-
nung eures Berufs die gehoffete Sache, oder
Seligkeit, wozu ihr berufen ſeyd durch das Ev-
angelium) und welcher ſey der Reichthum
ſeines herrlichen Erbes an ſeinen Heiligen.
Anmerckungen.
1. Wir finden alhier ein Zeugniß von dem
Geheimniß der heiligen Dreyeinigkeit. Denn
GOtt der Vater heißt ein GOtt JEſu Chriſti,
und giebt den Geiſt der Weisheit.
2. GOtt der Vater heißt ein GOtt JE-
ſu Chriſti, nemlich nach Chriſti menſchlichen
Natur: nach welcher er Joh. 20, 17. ſaget:
Jch fahre auf zu mninem Vater und zu
eurem Vater, zu meinem GOtt und zu
eurem GOtt.
3. Ein Vater der Herrlichkeit heißt
GOtt in Anſehung aller ſeiner goͤttlichen Eigen-
ſchaften, woraus ſein Weſen beſtehet: welche
zuſammen eine unendliche Herrlichkeit in ſich
haben und von ſich zeigen. Und dieweil Pauli
Wunſch dahin gehet, daß die Glaͤubigen zum
Genuß dieſer Herrlichkeit in immer mehrer An-
richtung des Reiches GOttes gelangen moͤchten,
ſo nennet er GOtt alhier den Vater der Herrlich-
keit. Siehe auch Ap. Geſch. 7, 2.
4. Der Heilige Geiſt heißt ein Geiſt der
Weisheit, weil er die wahre Weisheit wir-
cket: wie denn die Weisheit, die nicht von dem
Heiligen Geiſt gewircket iſt, dieſes Namens nicht
werth iſt, oder doch in keine Vergleichung koͤmmt
mit dieſer himmliſchen Gabe, die aus der Sal-
bung des Heiligen Geiſtes koͤmmt.
5. Daß der Vater um CHriſti willen den
Heiligen Geiſt giebet, koͤmmt daher, weil der
Heilige Geiſt von Ewigkeit her auf eine unbe-
greifliche Weiſe von ihm ausgehet Joh 15, 26.
und es zeiget an, wie daß alle drey Perſonen der
hochgelobten Gottheit gemeinſchaftlich zu unſerm
Heil wircken, ohne daß deßwegen der Gottheit
ſelbſt nach ein Unterſcheid, oder Ungleichheit un-
ter ihnen waͤre.
6. Der
G g g g 3
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