Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Das erste Capitel/ Darinnen bezeuget wird/ wie zuvörderst die Juden v. 3-12. und denn auch die Heiden durch die gläubig angenommene evangelische Gnaden-Berufung zum Reiche JEsu Christi und seiner seligen Gemein- schaft gekommen/ nachdem er zur Rechten GOttes/ als das Haupt seines geistlichen Leibes/ über alles erhöhet worden. V. 1. [Spaltenumbruch]
PAulus (davon siehe die General- Anmerckungen. 1. Die Christen zu Ephesus heissen ihrer geistlichen Würde wegen Heilige und Gläubi- ge: woraus erhellet, was zwischen ihnen und den übrigen Einwohnern, als unheiligen und ungläubigen Jüden und Heiden, für ein grosser Unterscheid durch die Bekehrung zu Christo ge- machet worden. Wie es denn noch allezeit also gehet, wenn ein Mensch wahrhaftig bekehret wird, so findet sich zwischen ihm und den Unbe- kehrten ein solcher Unterscheid, wie zwischen Licht und Finsterniß, gutes und böses. 2. Die Heiligung der Ephesier, davon sie Heilige genennet werden, hielte in sich die bey- den Haupt-Wohlthaten von der Wieder- geburt nebst der darauf erfolgten Erneuerung, und von der Rechtfertigung, als wodurch ih- nen die Erlösung Christi, womit er uns geheili- get, das ist, versöhnet hat, zugeeignet wurde. 3. Solche wahre Heiligen waren die E- phesier in allen Ständen und Lebens-Arten: nicht allein die Lehrer, sondern auch die Zuhö- rer: wie denn allerley zum bürgerlichen Leben gehörige Societäten der Menschen von solcher Beschaffenheit sind, daß sie durch das Christen- thum können, und auch von Rechtswegen sollen geheiliget u. dadurch Gott wohlgefällig gemachet und gesegnet werden. Es war demnach diese Heiligung weit unterschieden von der, welcher sich die Juden nach dem Gesetze rühmeten, son- derlich nach den Levitischen Satzungen Hebr. 9, 13. 23. Siehe Ap. Gesch. 15, 9. 1 Pet. 1, 22. Daß der Apostel auch die Römer, Corinthier und Galater und andere Gemeinen also nennet, siehet man in dem Eingange der an sie geschriebenen Briefe. 4. Es kam aber bey der Heiligung auf Seiten GOttes, wie er die Ephesier dazu ge- bracht hatte, sonderlich darauf an, daß er sie in der Ordnung der wahren Bekehrung zum Glau- ben an Christum brachte: wie denn auch das Hauptstücke ihres Christenthums und innern Gottesdienstes im Glauben bestunde. Daher es auch gekommen ist, daß der Apostel ihnen den andern Ehren-Namen der Gläubigen bey- leget. 5. Es hält aber der Name pison, der Gläu- bigen, nebst dem Haupt-Geschäfte des Glau- bens zugleich die Pflicht der ergebnesten Treue in sich. Wie es denn beydes also bey ein- ander stehet, daß der, der da ist piseuon, ein Gläubiger, oder Glaubender, auch ist pisos im Glauben treu uud beständig, also, daß er die Proben seines Glaubens ableget. 6. Und da der Glaube der Ephesier nebst der Treue nicht allein auf Christum gerichtet war, sondern auch auf ihm und in ihm ruhete, also, daß die Christen durch ihren Glauben in der genauesten Vereinigung und Gemeinschaft mit Christo stunden, auch von GOTT dem himmlischen Vater in Christo angesehen und für Gnaden-Kinder erkannt worden waren; so gebrauchet der Apostel die Redens-Art von den Gläubigen en to khriso Iesou, in CHristo JEsu. V. 2. Gnade sey mit euch (vervielfältiget, in Anmerckungen. 1. Ein ieder Leser stehe bey diesen Worten mit seinem Gemüthe ein wenig stille, und eigne sich diesen Apostolischen Segens-Wunsch im Glauben recht zu: und zwar wie überhaupt zum Wachsthum im Christenthum: also insonder- heit zur gesegneten Lesung dieses Briefes. Wie denn ein ieder versichert seyn kan, daß auch ihm die- F f f f
Das erſte Capitel/ Darinnen bezeuget wird/ wie zuvoͤrderſt die Juden v. 3-12. und denn auch die Heiden durch die glaͤubig angenommene evangeliſche Gnaden-Berufung zum Reiche JEſu Chriſti und ſeiner ſeligen Gemein- ſchaft gekommen/ nachdem er zur Rechten GOttes/ als das Haupt ſeines geiſtlichen Leibes/ uͤber alles erhoͤhet worden. V. 1. [Spaltenumbruch]
PAulus (davon ſiehe die General- Anmerckungen. 1. Die Chriſten zu Epheſus heiſſen ihrer geiſtlichen Wuͤrde wegen Heilige und Glaͤubi- ge: woraus erhellet, was zwiſchen ihnen und den uͤbrigen Einwohnern, als unheiligen und unglaͤubigen Juͤden und Heiden, fuͤr ein groſſer Unterſcheid durch die Bekehrung zu Chriſto ge- machet worden. Wie es denn noch allezeit alſo gehet, wenn ein Menſch wahrhaftig bekehret wird, ſo findet ſich zwiſchen ihm und den Unbe- kehrten ein ſolcher Unterſcheid, wie zwiſchen Licht und Finſterniß, gutes und boͤſes. 2. Die Heiligung der Epheſier, davon ſie Heilige genennet werden, hielte in ſich die bey- den Haupt-Wohlthaten von der Wieder- geburt nebſt der darauf erfolgten Erneuerung, und von der Rechtfertigung, als wodurch ih- nen die Erloͤſung Chriſti, womit er uns geheili- get, das iſt, verſoͤhnet hat, zugeeignet wurde. 3. Solche wahre Heiligen waren die E- pheſier in allen Staͤnden und Lebens-Arten: nicht allein die Lehrer, ſondern auch die Zuhoͤ- rer: wie denn allerley zum buͤrgerlichen Leben gehoͤrige Societaͤten der Menſchen von ſolcher Beſchaffenheit ſind, daß ſie durch das Chriſten- thum koͤnnen, und auch von Rechtswegen ſollen geheiliget u. dadurch Gott wohlgefaͤllig gemachet und geſegnet werden. Es war demnach dieſe Heiligung weit unterſchieden von der, welcher ſich die Juden nach dem Geſetze ruͤhmeten, ſon- derlich nach den Levitiſchen Satzungen Hebr. 9, 13. 23. Siehe Ap. Geſch. 15, 9. 1 Pet. 1, 22. Daß der Apoſtel auch die Roͤmer, Corinthier und Galater und andere Gemeinen alſo nennet, ſiehet man in dem Eingange der an ſie geſchriebenen Briefe. 4. Es kam aber bey der Heiligung auf Seiten GOttes, wie er die Epheſier dazu ge- bracht hatte, ſonderlich darauf an, daß er ſie in der Ordnung der wahren Bekehrung zum Glau- ben an Chriſtum brachte: wie denn auch das Hauptſtuͤcke ihres Chriſtenthums und innern Gottesdienſtes im Glauben beſtunde. Daher es auch gekommen iſt, daß der Apoſtel ihnen den andern Ehren-Namen der Glaͤubigen bey- leget. 5. Es haͤlt aber der Name πιςῶν, der Glaͤu- bigen, nebſt dem Haupt-Geſchaͤfte des Glau- bens zugleich die Pflicht der ergebneſten Treue in ſich. Wie es denn beydes alſo bey ein- ander ſtehet, daß der, der da iſt πιςέυων, ein Glaͤubiger, oder Glaubender, auch iſt πιςὸς im Glauben treu uud beſtaͤndig, alſo, daß er die Proben ſeines Glaubens ableget. 6. Und da der Glaube der Epheſier nebſt der Treue nicht allein auf Chriſtum gerichtet war, ſondern auch auf ihm und in ihm ruhete, alſo, daß die Chriſten durch ihren Glauben in der genaueſten Vereinigung und Gemeinſchaft mit Chriſto ſtunden, auch von GOTT dem himmliſchen Vater in Chriſto angeſehen und fuͤr Gnaden-Kinder erkannt worden waren; ſo gebrauchet der Apoſtel die Redens-Art von den Glaͤubigen ἐν τῷ χριςῷ Ιησοῦ, in CHriſto JEſu. V. 2. Gnade ſey mit euch (vervielfaͤltiget, in Anmerckungen. 1. Ein ieder Leſer ſtehe bey dieſen Worten mit ſeinem Gemuͤthe ein wenig ſtille, und eigne ſich dieſen Apoſtoliſchen Segens-Wunſch im Glauben recht zu: und zwar wie uͤberhaupt zum Wachsthum im Chriſtenthum: alſo inſonder- heit zur geſegneten Leſung dieſes Briefes. Wie denn ein ieder verſichert ſeyn kan, daß auch ihm die- F f f f
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Das erſte Capitel/
Darinnen bezeuget wird/ wie zuvoͤrderſt die Juden v. 3-12.
und denn auch die Heiden durch die glaͤubig angenommene evangeliſche
Gnaden-Berufung zum Reiche JEſu Chriſti und ſeiner ſeligen Gemein-
ſchaft gekommen/ nachdem er zur Rechten GOttes/ als das
Haupt ſeines geiſtlichen Leibes/ uͤber alles
erhoͤhet worden.
V. 1.
PAulus (davon ſiehe die General-
Einleitung) ein Apoſtel JEſu
Chriſti (ſiehe die Anmerckun-
gen uͤber 1 Cor. 9, 1.) durch den
Willen GOttes (ſiehe Gal.
1, 1. den Heiligen zu Epheſus (bekehrten
Juden und Heiden, Eheleuten und Unverehlich-
ten, Eltern und Kindern, der Herrſchaft und
den Dienſtboten: als welche alle ſind geheiligte
GOttes) und glaͤubigen an Chriſto JEſu (als
bey welchen der Glaube, der auf Chriſtum ge-
het, und in Chriſto ruhet, zur Heiligung das rech-
te Hauptwerck iſt.
Anmerckungen.
1. Die Chriſten zu Epheſus heiſſen ihrer
geiſtlichen Wuͤrde wegen Heilige und Glaͤubi-
ge: woraus erhellet, was zwiſchen ihnen und
den uͤbrigen Einwohnern, als unheiligen und
unglaͤubigen Juͤden und Heiden, fuͤr ein groſſer
Unterſcheid durch die Bekehrung zu Chriſto ge-
machet worden. Wie es denn noch allezeit alſo
gehet, wenn ein Menſch wahrhaftig bekehret
wird, ſo findet ſich zwiſchen ihm und den Unbe-
kehrten ein ſolcher Unterſcheid, wie zwiſchen Licht
und Finſterniß, gutes und boͤſes.
2. Die Heiligung der Epheſier, davon ſie
Heilige genennet werden, hielte in ſich die bey-
den Haupt-Wohlthaten von der Wieder-
geburt nebſt der darauf erfolgten Erneuerung,
und von der Rechtfertigung, als wodurch ih-
nen die Erloͤſung Chriſti, womit er uns geheili-
get, das iſt, verſoͤhnet hat, zugeeignet wurde.
3. Solche wahre Heiligen waren die E-
pheſier in allen Staͤnden und Lebens-Arten:
nicht allein die Lehrer, ſondern auch die Zuhoͤ-
rer: wie denn allerley zum buͤrgerlichen Leben
gehoͤrige Societaͤten der Menſchen von ſolcher
Beſchaffenheit ſind, daß ſie durch das Chriſten-
thum koͤnnen, und auch von Rechtswegen ſollen
geheiliget u. dadurch Gott wohlgefaͤllig gemachet
und geſegnet werden. Es war demnach dieſe
Heiligung weit unterſchieden von der, welcher
ſich die Juden nach dem Geſetze ruͤhmeten, ſon-
derlich nach den Levitiſchen Satzungen Hebr. 9,
13. 23. Siehe Ap. Geſch. 15, 9. 1 Pet. 1, 22.
Daß der Apoſtel auch die Roͤmer, Corinthier und
Galater und andere Gemeinen alſo nennet, ſiehet
man in dem Eingange der an ſie geſchriebenen
Briefe.
4. Es kam aber bey der Heiligung auf
Seiten GOttes, wie er die Epheſier dazu ge-
bracht hatte, ſonderlich darauf an, daß er ſie in
der Ordnung der wahren Bekehrung zum Glau-
ben an Chriſtum brachte: wie denn auch das
Hauptſtuͤcke ihres Chriſtenthums und innern
Gottesdienſtes im Glauben beſtunde. Daher
es auch gekommen iſt, daß der Apoſtel ihnen den
andern Ehren-Namen der Glaͤubigen bey-
leget.
5. Es haͤlt aber der Name πιςῶν, der Glaͤu-
bigen, nebſt dem Haupt-Geſchaͤfte des Glau-
bens zugleich die Pflicht der ergebneſten
Treue in ſich. Wie es denn beydes alſo bey ein-
ander ſtehet, daß der, der da iſt πιςέυων, ein
Glaͤubiger, oder Glaubender, auch iſt πιςὸς
im Glauben treu uud beſtaͤndig, alſo, daß er
die Proben ſeines Glaubens ableget.
6. Und da der Glaube der Epheſier nebſt
der Treue nicht allein auf Chriſtum gerichtet
war, ſondern auch auf ihm und in ihm ruhete,
alſo, daß die Chriſten durch ihren Glauben in
der genaueſten Vereinigung und Gemeinſchaft
mit Chriſto ſtunden, auch von GOTT dem
himmliſchen Vater in Chriſto angeſehen und
fuͤr Gnaden-Kinder erkannt worden waren; ſo
gebrauchet der Apoſtel die Redens-Art von den
Glaͤubigen ἐν τῷ χριςῷ Ιησοῦ, in CHriſto
JEſu.
V. 2.
Gnade ſey mit euch (vervielfaͤltiget, in
euch reichlich ausgebreitet 1 Pet. 1. 2. 2 Pet. 1, 2.
Jud. v. 2.) und Friede (zum Genuß der Gnade
in allen Heils-Guͤtern) von GOTT unſerm
Vater (der uns die Seligkeit ſchencket) und
dem HErrn JEſu Chriſto (der ſie mit allen
Heils-Schaͤtzen erworben hat, und durch den
Heiligen Geiſt, zu ſeiner Verklaͤrung in uns,
unſern Hertzen laͤſſet mitgetheilet werden Roͤm.
5, 5.)
Anmerckungen.
1. Ein ieder Leſer ſtehe bey dieſen Worten
mit ſeinem Gemuͤthe ein wenig ſtille, und eigne
ſich dieſen Apoſtoliſchen Segens-Wunſch im
Glauben recht zu: und zwar wie uͤberhaupt zum
Wachsthum im Chriſtenthum: alſo inſonder-
heit zur geſegneten Leſung dieſes Briefes. Wie
denn ein ieder verſichert ſeyn kan, daß auch ihm
die-
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