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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Historische und exegetische Einleitung
[Spaltenumbruch] kehrte Lehren zum Theil mit der christlichen
Religion vermengeten, in dieser viele Ver-
wirrung entstunde: wie Paulus solches vor-
her sagte, als er von den nach Miletus beru-
fenen Ephesinischen Kirchen-Aeltesten Abschied
nahm, da er sprach: Das weiß ich, daß
nach meinem Abschiede werden unter
euch kommen greuliche Wölfe, die der
Heerde nicht verschonen werden: auch
aus euch selbst werden aufstehen Män-
ner, die verkehrte Lehre reden, die Jün-
ger an sich zu ziehen.
Ap. Gesch. 20, 29.
30. Welchen Jrrungen zu wehren, und von
Ephesus aus die übrigen Kirchen in Asien zu
regiren, der Apostel Johannes sich nach Pau-
li Tode die meiste Zeit zu Ephesus, und in der-
selben Gegend aufgehalten hat; wie aus dem
EUSEBIO bekannt ist.
f. Die Residenz des Römischen Proconsulis,
der von da aus gantz klein Asien beherrschete:
daher dieses gantze Land auch Asia Proconsula-
ris
pflegte genennet zu werden.

§. II. Die christliche Gemeine, an
welche Paulus geschrieben, war von ihm selbst
gepflantzet im Jahr CHristi 54. und in den
beyden folgenden Jahren, nachdem er seinen mit
Sila von Antiochia vorgenommenen grossen Zug
durch Syrien, Cilicien, Lycaonien, Galatien,
Mysien, Macedonien, Atticam und Achajam
gethan, nach Corinthus gekommen, und von
da über Ephesus, woselbst er zuerst nur eine kleine
Zeit verweilet war Ap. Gesch. 18, 19. 20. nach
Cäsaream und Jerusalem, und von hinnen wieder
über Antiochiam durch Galatien und Phrygien
nach Ephesus gekommen war, Apostel Gesch.
15. 17. 18. und daselbst, theils auch in derselben
Gegend, sich drey Jahre hindurch aufgehal-
ten und mit dem Evangelio sehr grossen Ein-
gang gefunden hatte: davon mit mehrern zu le-
sen Ap. Gesch. 19. 20. Wie viel er daselbst des
Evangelii wegen ausgestanden, ist, ausser den an-
geführten Orten, auch aus den Briefen zu erse-
hen, die er zu dieser Zeit und an diesem Orte ge-
schrieben: nemlich wie aus dem zuvor erklärten
Briefe an die Galater, darinnen er bezeuget,
daß er die Mahlzeichen Christi an seinem
Leibe trage:
also auch aus dem ersten Briefe
an die Corinthier: da er c. 15, 31. 32. bezeu-
get, er stehe in solcher Todes-Gefahr, daß
er nemlich täglich sterbe,
und daß er zu Ephe-
sus mit Menschen als mit wilden Thieren
zu kämpfen habe.
Und c. 16, 8. 9. Jch wer-
de zu Ephesus bleiben bis auf Pfingsten.
Denn mir ist eine grosse Thüre aufgethan,
und sie sind fleißig, und sind viel Wider-
wärtige da.
Da man siehet, wie bey dem
Segen der Widerspruch sich findet, und bey
dem Widerstande der Segen sich vermehret.
Und hierauf beziehet er sich auch in dem hernach in
Macedonien geschriebenen andern Brief an die
Corinthier c. 1, 4. 5. 6. 7. und sonderlich v. 8.
da er spricht: Wir wollen euch nicht verhal-
ten, lieben Brüder, unsere Trübsal, die
uns in Asien
(wodurch der Apostel insonderheit
Ephesus, so gleichsam das Hertz und das rechte
Auge Asiens war, verstehet) wiederfahren ist;
[Spaltenumbruch] da wir über die Masse beschweret waren,
und über Macht, also, daß wir uns auch
des Lebens erwogen, und bey uns beschlos-
sen hatten
(nicht anders gedachten, als) wir
müsten sterben.
u. s. w. Wie sauer es sich
Paulus werden lassen, diese Kirche zu pflantzen
und einzurichten, bezeuget er selbst mit mehrern
in seiner von den nach Miletus berufenen Ephe-
sinischen Aeltesten genommenen Abschieds-Rede,
wenn er Ap. Gesch. 20, 18. u. f. spricht: Jhr
wisset von dem ersten Tage an, da ich bin
in Asien kommen, wie ich allezeit bin bey
euch gewesen, und dem HErrn gedienet
mit aller Demuth, und mit vielen Thränen
und Anfechtungen, die mir sind widerfah-
ren von den Juden, die mir nachstelleten:
wie ich nichts verhalten habe, daß ich
euch nicht verkündiget hätte, was da nütz-
lich ist, und euch gelehret öffentlich und
sonderlich, und habe bezeuget beyde den
Jüden und Griechen die Busse zu GOTT
und den Glauben an unsern HErrn JE-
sum.
Und ferner v. 26. u. s. f Darum zeu-
ge ich euch an diesem heutigen Tage, daß ich
rein bin von aller Blut. Denn ich habe
euch nichts verhalten, daß ich nicht ver-
kündiget hätte alle den Rath GOttes etc.

Jmgleichen v. 31. Darum seyd wacker, und
dencket daran, daß ich nicht abgelassen ha-
be, drey Jahre Tag und Nacht
(alwo durch
die Nacht die Abend- und Morgen-Stunden
nach Jüdischer Art verstanden werden) einen
ieglichen mit Thränen zu vermahnen
u. s. w.
Daraus man siehet, daß der Apostel sich zu Ephe-
sus länger aufgehalten, und an dasiger Gemeine
auf einmal nach einander mehr gearbeitet, als an
irgend einer andern.

§. III. Der Ort, wo Paulus diesen
Brief geschrieben, ist Rom, als er daselbst in den
Banden war, darauf er sich beziehet c. 3, 1. c. 4,
1. c. 6, 20. Der Zeit nach wird zwar diese
Epistel gemeiniglich zu der ersten Römischen Ge-
fangenschaft Pauli gerechnet, allein wenn man
die historischen Umstände, welche dabey vorkom-
men, etwas genauer erweget, so siehet man wol,
daß der Brief in den letztern Banden geschrieben
und also allem Ansehen nach, ausser dem andern
Briefe an den Timotheum, der letztere sey unter
allen seinen Episteln; und daß er also geschrieben
worden im Jahr CHristi 67. 12 Jahr nach der
Pflantzung der Kirche zu Ephesus, im 32ten
Jahre seines Apostel-Amts, welches das 13te
Jahr Neronis war. Daß aber dieser Brief ohn-
gefehr um diese Zeit aus dem letztern Gefängniß
zu Rom geschrieben sey, siehet man aus folgenden
Anzeigungen:

1. Daraus, daß der Apostel in diesem Brie-
fe des Timothei
in der Zuschrift nicht geden-
cket, daraus man erkennet, daß er ihn da-
mals nicht muß um sich gehabt haben, wie das
erste mal. Denn in den Briefen, welche er
aus der ersten Gefangenschaft geschrieben,
nemlich in dem an den Philemonem, an die
Colosser und an die Philipper, setzet er sich
Timotheum in der Zuschrift zur Seite, und
spricht: Paulus, ein Apostel JEsu Chri-
sti,
Hiſtoriſche und exegetiſche Einleitung
[Spaltenumbruch] kehrte Lehren zum Theil mit der chriſtlichen
Religion vermengeten, in dieſer viele Ver-
wirrung entſtunde: wie Paulus ſolches vor-
her ſagte, als er von den nach Miletus beru-
fenen Epheſiniſchen Kirchen-Aelteſten Abſchied
nahm, da er ſprach: Das weiß ich, daß
nach meinem Abſchiede werden unter
euch kommen greuliche Woͤlfe, die der
Heerde nicht verſchonen werden: auch
aus euch ſelbſt werden aufſtehen Maͤn-
ner, die verkehrte Lehre reden, die Juͤn-
ger an ſich zu ziehen.
Ap. Geſch. 20, 29.
30. Welchen Jrrungen zu wehren, und von
Epheſus aus die uͤbrigen Kirchen in Aſien zu
regiren, der Apoſtel Johannes ſich nach Pau-
li Tode die meiſte Zeit zu Epheſus, und in der-
ſelben Gegend aufgehalten hat; wie aus dem
EUSEBIO bekannt iſt.
f. Die Reſidenz des Roͤmiſchen Proconſulis,
der von da aus gantz klein Aſien beherrſchete:
daher dieſes gantze Land auch Aſia Proconſula-
ris
pflegte genennet zu werden.

§. II. Die chriſtliche Gemeine, an
welche Paulus geſchrieben, war von ihm ſelbſt
gepflantzet im Jahr CHriſti 54. und in den
beyden folgenden Jahren, nachdem er ſeinen mit
Sila von Antiochia vorgenommenen groſſen Zug
durch Syrien, Cilicien, Lycaonien, Galatien,
Myſien, Macedonien, Atticam und Achajam
gethan, nach Corinthus gekommen, und von
da uͤber Epheſus, woſelbſt er zuerſt nur eine kleine
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Caͤſaream und Jeruſalem, und von hinnen wieder
uͤber Antiochiam durch Galatien und Phrygien
nach Epheſus gekommen war, Apoſtel Geſch.
15. 17. 18. und daſelbſt, theils auch in derſelben
Gegend, ſich drey Jahre hindurch aufgehal-
ten und mit dem Evangelio ſehr groſſen Ein-
gang gefunden hatte: davon mit mehrern zu le-
ſen Ap. Geſch. 19. 20. Wie viel er daſelbſt des
Evangelii wegen ausgeſtanden, iſt, auſſer den an-
gefuͤhrten Orten, auch aus den Briefen zu erſe-
hen, die er zu dieſer Zeit und an dieſem Orte ge-
ſchrieben: nemlich wie aus dem zuvor erklaͤrten
Briefe an die Galater, darinnen er bezeuget,
daß er die Mahlzeichen Chriſti an ſeinem
Leibe trage:
alſo auch aus dem erſten Briefe
an die Corinthier: da er c. 15, 31. 32. bezeu-
get, er ſtehe in ſolcher Todes-Gefahr, daß
er nemlich taͤglich ſterbe,
und daß er zu Ephe-
ſus mit Menſchen als mit wilden Thieren
zu kaͤmpfen habe.
Und c. 16, 8. 9. Jch wer-
de zu Epheſus bleiben bis auf Pfingſten.
Denn mir iſt eine groſſe Thuͤre aufgethan,
und ſie ſind fleißig, und ſind viel Wider-
waͤrtige da.
Da man ſiehet, wie bey dem
Segen der Widerſpruch ſich findet, und bey
dem Widerſtande der Segen ſich vermehret.
Und hierauf beziehet er ſich auch in dem hernach in
Macedonien geſchriebenen andern Brief an die
Corinthier c. 1, 4. 5. 6. 7. und ſonderlich v. 8.
da er ſpricht: Wir wollen euch nicht verhal-
ten, lieben Bruͤder, unſere Truͤbſal, die
uns in Aſien
(wodurch der Apoſtel inſonderheit
Epheſus, ſo gleichſam das Hertz und das rechte
Auge Aſiens war, verſtehet) wiederfahren iſt;
[Spaltenumbruch] da wir uͤber die Maſſe beſchweret waren,
und uͤber Macht, alſo, daß wir uns auch
des Lebens erwogen, und bey uns beſchloſ-
ſen hatten
(nicht anders gedachten, als) wir
muͤſten ſterben.
u. ſ. w. Wie ſauer es ſich
Paulus werden laſſen, dieſe Kirche zu pflantzen
und einzurichten, bezeuget er ſelbſt mit mehrern
in ſeiner von den nach Miletus berufenen Ephe-
ſiniſchen Aelteſten genommenen Abſchieds-Rede,
wenn er Ap. Geſch. 20, 18. u. f. ſpricht: Jhr
wiſſet von dem erſten Tage an, da ich bin
in Aſien kommen, wie ich allezeit bin bey
euch geweſen, und dem HErrn gedienet
mit aller Demuth, und mit vielen Thraͤnen
und Anfechtungen, die mir ſind widerfah-
ren von den Juden, die mir nachſtelleten:
wie ich nichts verhalten habe, daß ich
euch nicht verkuͤndiget haͤtte, was da nuͤtz-
lich iſt, und euch gelehret oͤffentlich und
ſonderlich, und habe bezeuget beyde den
Juͤden und Griechen die Buſſe zu GOTT
und den Glauben an unſern HErrn JE-
ſum.
Und ferner v. 26. u. ſ. f Darum zeu-
ge ich euch an dieſem heutigen Tage, daß ich
rein bin von aller Blut. Denn ich habe
euch nichts verhalten, daß ich nicht ver-
kuͤndiget haͤtte alle den Rath GOttes ꝛc.

Jmgleichen v. 31. Darum ſeyd wacker, und
dencket daran, daß ich nicht abgelaſſen ha-
be, drey Jahre Tag und Nacht
(alwo durch
die Nacht die Abend- und Morgen-Stunden
nach Juͤdiſcher Art verſtanden werden) einen
ieglichen mit Thraͤnen zu vermahnen
u. ſ. w.
Daraus man ſiehet, daß der Apoſtel ſich zu Ephe-
ſus laͤnger aufgehalten, und an daſiger Gemeine
auf einmal nach einander mehr gearbeitet, als an
irgend einer andern.

§. III. Der Ort, wo Paulus dieſen
Brief geſchrieben, iſt Rom, als er daſelbſt in den
Banden war, darauf er ſich beziehet c. 3, 1. c. 4,
1. c. 6, 20. Der Zeit nach wird zwar dieſe
Epiſtel gemeiniglich zu der erſten Roͤmiſchen Ge-
fangenſchaft Pauli gerechnet, allein wenn man
die hiſtoriſchen Umſtaͤnde, welche dabey vorkom-
men, etwas genauer erweget, ſo ſiehet man wol,
daß der Brief in den letztern Banden geſchrieben
und alſo allem Anſehen nach, auſſer dem andern
Briefe an den Timotheum, der letztere ſey unter
allen ſeinen Epiſteln; und daß er alſo geſchrieben
worden im Jahr CHriſti 67. 12 Jahr nach der
Pflantzung der Kirche zu Epheſus, im 32ten
Jahre ſeines Apoſtel-Amts, welches das 13te
Jahr Neronis war. Daß aber dieſer Brief ohn-
gefehr um dieſe Zeit aus dem letztern Gefaͤngniß
zu Rom geſchrieben ſey, ſiehet man aus folgenden
Anzeigungen:

1. Daraus, daß der Apoſtel in dieſem Brie-
fe des Timothei
in der Zuſchrift nicht geden-
cket, daraus man erkennet, daß er ihn da-
mals nicht muß um ſich gehabt haben, wie das
erſte mal. Denn in den Briefen, welche er
aus der erſten Gefangenſchaft geſchrieben,
nemlich in dem an den Philemonem, an die
Coloſſer und an die Philipper, ſetzet er ſich
Timotheum in der Zuſchrift zur Seite, und
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[588/0616] Hiſtoriſche und exegetiſche Einleitung kehrte Lehren zum Theil mit der chriſtlichen Religion vermengeten, in dieſer viele Ver- wirrung entſtunde: wie Paulus ſolches vor- her ſagte, als er von den nach Miletus beru- fenen Epheſiniſchen Kirchen-Aelteſten Abſchied nahm, da er ſprach: Das weiß ich, daß nach meinem Abſchiede werden unter euch kommen greuliche Woͤlfe, die der Heerde nicht verſchonen werden: auch aus euch ſelbſt werden aufſtehen Maͤn- ner, die verkehrte Lehre reden, die Juͤn- ger an ſich zu ziehen. Ap. Geſch. 20, 29. 30. Welchen Jrrungen zu wehren, und von Epheſus aus die uͤbrigen Kirchen in Aſien zu regiren, der Apoſtel Johannes ſich nach Pau- li Tode die meiſte Zeit zu Epheſus, und in der- ſelben Gegend aufgehalten hat; wie aus dem EUSEBIO bekannt iſt. f. Die Reſidenz des Roͤmiſchen Proconſulis, der von da aus gantz klein Aſien beherrſchete: daher dieſes gantze Land auch Aſia Proconſula- ris pflegte genennet zu werden. §. II. Die chriſtliche Gemeine, an welche Paulus geſchrieben, war von ihm ſelbſt gepflantzet im Jahr CHriſti 54. und in den beyden folgenden Jahren, nachdem er ſeinen mit Sila von Antiochia vorgenommenen groſſen Zug durch Syrien, Cilicien, Lycaonien, Galatien, Myſien, Macedonien, Atticam und Achajam gethan, nach Corinthus gekommen, und von da uͤber Epheſus, woſelbſt er zuerſt nur eine kleine Zeit verweilet war Ap. Geſch. 18, 19. 20. nach Caͤſaream und Jeruſalem, und von hinnen wieder uͤber Antiochiam durch Galatien und Phrygien nach Epheſus gekommen war, Apoſtel Geſch. 15. 17. 18. und daſelbſt, theils auch in derſelben Gegend, ſich drey Jahre hindurch aufgehal- ten und mit dem Evangelio ſehr groſſen Ein- gang gefunden hatte: davon mit mehrern zu le- ſen Ap. Geſch. 19. 20. Wie viel er daſelbſt des Evangelii wegen ausgeſtanden, iſt, auſſer den an- gefuͤhrten Orten, auch aus den Briefen zu erſe- hen, die er zu dieſer Zeit und an dieſem Orte ge- ſchrieben: nemlich wie aus dem zuvor erklaͤrten Briefe an die Galater, darinnen er bezeuget, daß er die Mahlzeichen Chriſti an ſeinem Leibe trage: alſo auch aus dem erſten Briefe an die Corinthier: da er c. 15, 31. 32. bezeu- get, er ſtehe in ſolcher Todes-Gefahr, daß er nemlich taͤglich ſterbe, und daß er zu Ephe- ſus mit Menſchen als mit wilden Thieren zu kaͤmpfen habe. Und c. 16, 8. 9. Jch wer- de zu Epheſus bleiben bis auf Pfingſten. Denn mir iſt eine groſſe Thuͤre aufgethan, und ſie ſind fleißig, und ſind viel Wider- waͤrtige da. Da man ſiehet, wie bey dem Segen der Widerſpruch ſich findet, und bey dem Widerſtande der Segen ſich vermehret. Und hierauf beziehet er ſich auch in dem hernach in Macedonien geſchriebenen andern Brief an die Corinthier c. 1, 4. 5. 6. 7. und ſonderlich v. 8. da er ſpricht: Wir wollen euch nicht verhal- ten, lieben Bruͤder, unſere Truͤbſal, die uns in Aſien (wodurch der Apoſtel inſonderheit Epheſus, ſo gleichſam das Hertz und das rechte Auge Aſiens war, verſtehet) wiederfahren iſt; da wir uͤber die Maſſe beſchweret waren, und uͤber Macht, alſo, daß wir uns auch des Lebens erwogen, und bey uns beſchloſ- ſen hatten (nicht anders gedachten, als) wir muͤſten ſterben. u. ſ. w. Wie ſauer es ſich Paulus werden laſſen, dieſe Kirche zu pflantzen und einzurichten, bezeuget er ſelbſt mit mehrern in ſeiner von den nach Miletus berufenen Ephe- ſiniſchen Aelteſten genommenen Abſchieds-Rede, wenn er Ap. Geſch. 20, 18. u. f. ſpricht: Jhr wiſſet von dem erſten Tage an, da ich bin in Aſien kommen, wie ich allezeit bin bey euch geweſen, und dem HErrn gedienet mit aller Demuth, und mit vielen Thraͤnen und Anfechtungen, die mir ſind widerfah- ren von den Juden, die mir nachſtelleten: wie ich nichts verhalten habe, daß ich euch nicht verkuͤndiget haͤtte, was da nuͤtz- lich iſt, und euch gelehret oͤffentlich und ſonderlich, und habe bezeuget beyde den Juͤden und Griechen die Buſſe zu GOTT und den Glauben an unſern HErrn JE- ſum. Und ferner v. 26. u. ſ. f Darum zeu- ge ich euch an dieſem heutigen Tage, daß ich rein bin von aller Blut. Denn ich habe euch nichts verhalten, daß ich nicht ver- kuͤndiget haͤtte alle den Rath GOttes ꝛc. Jmgleichen v. 31. Darum ſeyd wacker, und dencket daran, daß ich nicht abgelaſſen ha- be, drey Jahre Tag und Nacht (alwo durch die Nacht die Abend- und Morgen-Stunden nach Juͤdiſcher Art verſtanden werden) einen ieglichen mit Thraͤnen zu vermahnen u. ſ. w. Daraus man ſiehet, daß der Apoſtel ſich zu Ephe- ſus laͤnger aufgehalten, und an daſiger Gemeine auf einmal nach einander mehr gearbeitet, als an irgend einer andern. §. III. Der Ort, wo Paulus dieſen Brief geſchrieben, iſt Rom, als er daſelbſt in den Banden war, darauf er ſich beziehet c. 3, 1. c. 4, 1. c. 6, 20. Der Zeit nach wird zwar dieſe Epiſtel gemeiniglich zu der erſten Roͤmiſchen Ge- fangenſchaft Pauli gerechnet, allein wenn man die hiſtoriſchen Umſtaͤnde, welche dabey vorkom- men, etwas genauer erweget, ſo ſiehet man wol, daß der Brief in den letztern Banden geſchrieben und alſo allem Anſehen nach, auſſer dem andern Briefe an den Timotheum, der letztere ſey unter allen ſeinen Epiſteln; und daß er alſo geſchrieben worden im Jahr CHriſti 67. 12 Jahr nach der Pflantzung der Kirche zu Epheſus, im 32ten Jahre ſeines Apoſtel-Amts, welches das 13te Jahr Neronis war. Daß aber dieſer Brief ohn- gefehr um dieſe Zeit aus dem letztern Gefaͤngniß zu Rom geſchrieben ſey, ſiehet man aus folgenden Anzeigungen: 1. Daraus, daß der Apoſtel in dieſem Brie- fe des Timothei in der Zuſchrift nicht geden- cket, daraus man erkennet, daß er ihn da- mals nicht muß um ſich gehabt haben, wie das erſte mal. Denn in den Briefen, welche er aus der erſten Gefangenſchaft geſchrieben, nemlich in dem an den Philemonem, an die Coloſſer und an die Philipper, ſetzet er ſich Timotheum in der Zuſchrift zur Seite, und ſpricht: Paulus, ein Apoſtel JEſu Chri- ſti,

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 588. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/616>, abgerufen am 24.11.2024.