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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 6, 18. an die Epheser.
[Spaltenumbruch] er nicht aus blosser Gewohnheit kommen, sondern
von Hertzen gehen muß.
3. Findest du, betrübte Seele, in diesem
und jenem grossen Anliegen, darinnen dir von
Menschen könte und solte geholfen werden, keine
Gnade bey ihnen: so sey darum unverzaget; die
Gnade deines HErrn JEsu CHristi ist dir so viel
gewisser!
4. Siehe aber dahin, daß du ja ein gelieb-
ter Bruder
Pauli, das ist ein, wahres Kind
[Spaltenumbruch] GOttes seyn und bleiben mögest!
5. Bist du das, so kanst du dir auch diesen
letzten Wunsch Pauli mit einem gläubigen Amen
zueignen. Welches Wort man bey dem Beten
und Wünschen niemals ohne eine besondere Er-
weckung zum Glauben aussprechen soll. Nun die
Gnade unsers HErrn JEsu Christi sey
auch mit mir und mit allen Le-
sern. Amen! Amen!


Historische und Exegetische
Einleitung
in den Brief Pauli

an die Epheser.
I. Die Historische Nachricht
von diesem Briefe.

Jnnhalt.
[Spaltenumbruch]

Was Ephesus für ein Ort gewesen §. I.
Wenn und wie die christliche Gemeine daselbst gepflantzet
worden §. II.

Der Ort, wo, und die Zeit, wenn Paulus diesen Brief
geschrieben, zu Rom im letztern Gefängniß §. III.

Die vierfache Veranlassung zu diesem Briefe §. IV.
Der Zweck und Jnhalt desselben §. V.
[Spaltenumbruch]
Die Frucht dieses Briefes, ein blühender Zustand dieser
Gemeine §. VI.

Die vornehmsten Materien dieses Briefes §. VII.
Diejenigen Stellen und Redensarten, die darinnen einen
sonderbaren Nachdruck haben §. VIII.

Die Stellen/ welche vor andern etwas dunckel und schwer
sind §. IX.

§. I.

[Spaltenumbruch]

EPhesus, woselbst die Gemeine war,
an welche der Apostel diesen Brief
geschrieben, war eine der allerbe-
rühmtesten und Volckreichesten
Städte in gantz Orient: davon be-
sonders zu mercken:

a. Jhre sehr gelegene Gegend in klein Asien,
insonderheit in Ionien, am Aegeischen Meer:
da alles, was zu Lande aus Orient, auch aus
dem grössern Asien kam, und nach dem sehr
weitläuftigen Griechenlande, auch Jtalien
und andern Orten gegen den Abend reisete,
größten Theils über Ephesus ging, und sich
daselbst zu Schiffe setzte. So ging nicht we-
niger aus solchen Landen die Reise über Ephe-
sus auch wieder zurück in die Morgenländer.
b. Jhre daher entstehende sehr starcke
Commercia zu Wasser und zu ande, auch
Grösse und grosser Reichthum, und sehr gros-
se Anzahl der Einwohner.
c. Der durch gantz Orient berühmte und sehr
prächtige Götzen-Tempel der Diana, mit
dem rechten Sitze der Abgötterey, und der
[Spaltenumbruch] aberglaubischen Zauberkünste. Siehe Ap.
Gesch. 19. Denn, wie PLINIVS Lib. XXXVI.
c.
14. meldet, soll an diesem Gebäude bey
200 Jahr von gantz klein Asia mit fast un-
glaublicher Mühe und grossen Kosten gebauet
seyn, und dasselbe in die Länge 425 und in die
Breite 220 Fuß gehabt haben; und ist es
daher unter die sieben Wunderwercke, oder
vor allen andern bewundernswürdige Gebäu-
de der Welt gezehlet worden. Davon nach-
gelesen werden kan PETRUS PETITUS in
seinem Buche von den Amazonibus, (welche
Ephesus sollen angeleget haben) c. 30.
d. Der Sitz der Gelehrten und Philosopho-
rum,
so wie sie bey dem blossen Lichte der Na-
tur, ja bey dessen vielfachen Mißbrauche im
hohen Grad verderbt und verkehret waren.
e. Die grosse Menge der Jüden, welche in
dieser Stadt, wie anderwärtig, ihre freye U-
bung der Religion, und öffentliche Synagogen
hatten, auch starcke Kaufmanschaft trieben.
Daher denn, wie von diesen, also auch von je-
nen, den falschen Philosophis, da sie ihre ver-
kehr-
E e e e 2
Cap. 6, 18. an die Epheſer.
[Spaltenumbruch] er nicht aus bloſſer Gewohnheit kommen, ſondern
von Hertzen gehen muß.
3. Findeſt du, betruͤbte Seele, in dieſem
und jenem groſſen Anliegen, darinnen dir von
Menſchen koͤnte und ſolte geholfen werden, keine
Gnade bey ihnen: ſo ſey darum unverzaget; die
Gnade deines HErrn JEſu CHriſti iſt dir ſo viel
gewiſſer!
4. Siehe aber dahin, daß du ja ein gelieb-
ter Bruder
Pauli, das iſt ein, wahres Kind
[Spaltenumbruch] GOttes ſeyn und bleiben moͤgeſt!
5. Biſt du das, ſo kanſt du dir auch dieſen
letzten Wunſch Pauli mit einem glaͤubigen Amen
zueignen. Welches Wort man bey dem Beten
und Wuͤnſchen niemals ohne eine beſondere Er-
weckung zum Glauben ausſprechen ſoll. Nun die
Gnade unſers HErrn JEſu Chriſti ſey
auch mit mir und mit allen Le-
ſern. Amen! Amen!


Hiſtoriſche und Exegetiſche
Einleitung
in den Brief Pauli

an die Epheſer.
I. Die Hiſtoriſche Nachricht
von dieſem Briefe.

Jnnhalt.
[Spaltenumbruch]

Was Epheſus fuͤr ein Ort geweſen §. I.
Wenn und wie die chriſtliche Gemeine daſelbſt gepflantzet
worden §. II.

Der Ort, wo, und die Zeit, wenn Paulus dieſen Brief
geſchrieben, zu Rom im letztern Gefaͤngniß §. III.

Die vierfache Veranlaſſung zu dieſem Briefe §. IV.
Der Zweck und Jnhalt deſſelben §. V.
[Spaltenumbruch]
Die Frucht dieſes Briefes, ein bluͤhender Zuſtand dieſer
Gemeine §. VI.

Die vornehmſten Materien dieſes Briefes §. VII.
Diejenigen Stellen und Redensarten, die darinnen einen
ſonderbaren Nachdruck haben §. VIII.

Die Stellen/ welche vor andern etwas dunckel und ſchwer
ſind §. IX.

§. I.

[Spaltenumbruch]

EPheſus, woſelbſt die Gemeine war,
an welche der Apoſtel dieſen Brief
geſchrieben, war eine der allerbe-
ruͤhmteſten und Volckreicheſten
Staͤdte in gantz Orient: davon be-
ſonders zu mercken:

a. Jhre ſehr gelegene Gegend in klein Aſien,
inſonderheit in Ionien, am Aegeiſchen Meer:
da alles, was zu Lande aus Orient, auch aus
dem groͤſſern Aſien kam, und nach dem ſehr
weitlaͤuftigen Griechenlande, auch Jtalien
und andern Orten gegen den Abend reiſete,
groͤßten Theils uͤber Epheſus ging, und ſich
daſelbſt zu Schiffe ſetzte. So ging nicht we-
niger aus ſolchen Landen die Reiſe uͤber Ephe-
ſus auch wieder zuruͤck in die Morgenlaͤnder.
b. Jhre daher entſtehende ſehr ſtarcke
Commercia zu Waſſer und zu ande, auch
Groͤſſe und groſſer Reichthum, und ſehr groſ-
ſe Anzahl der Einwohner.
c. Der durch gantz Orient beruͤhmte und ſehr
praͤchtige Goͤtzen-Tempel der Diana, mit
dem rechten Sitze der Abgoͤtterey, und der
[Spaltenumbruch] aberglaubiſchen Zauberkuͤnſte. Siehe Ap.
Geſch. 19. Denn, wie PLINIVS Lib. XXXVI.
c.
14. meldet, ſoll an dieſem Gebaͤude bey
200 Jahr von gantz klein Aſia mit faſt un-
glaublicher Muͤhe und groſſen Koſten gebauet
ſeyn, und daſſelbe in die Laͤnge 425 und in die
Breite 220 Fuß gehabt haben; und iſt es
daher unter die ſieben Wunderwercke, oder
vor allen andern bewundernswuͤrdige Gebaͤu-
de der Welt gezehlet worden. Davon nach-
geleſen werden kan PETRUS PETITUS in
ſeinem Buche von den Amazonibus, (welche
Epheſus ſollen angeleget haben) c. 30.
d. Der Sitz der Gelehrten und Philoſopho-
rum,
ſo wie ſie bey dem bloſſen Lichte der Na-
tur, ja bey deſſen vielfachen Mißbrauche im
hohen Grad verderbt und verkehret waren.
e. Die groſſe Menge der Juͤden, welche in
dieſer Stadt, wie anderwaͤrtig, ihre freye U-
bung der Religion, und oͤffentliche Synagogen
hatten, auch ſtarcke Kaufmanſchaft trieben.
Daher denn, wie von dieſen, alſo auch von je-
nen, den falſchen Philoſophis, da ſie ihre ver-
kehr-
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[587/0615] Cap. 6, 18. an die Epheſer. er nicht aus bloſſer Gewohnheit kommen, ſondern von Hertzen gehen muß. 3. Findeſt du, betruͤbte Seele, in dieſem und jenem groſſen Anliegen, darinnen dir von Menſchen koͤnte und ſolte geholfen werden, keine Gnade bey ihnen: ſo ſey darum unverzaget; die Gnade deines HErrn JEſu CHriſti iſt dir ſo viel gewiſſer! 4. Siehe aber dahin, daß du ja ein gelieb- ter Bruder Pauli, das iſt ein, wahres Kind GOttes ſeyn und bleiben moͤgeſt! 5. Biſt du das, ſo kanſt du dir auch dieſen letzten Wunſch Pauli mit einem glaͤubigen Amen zueignen. Welches Wort man bey dem Beten und Wuͤnſchen niemals ohne eine beſondere Er- weckung zum Glauben ausſprechen ſoll. Nun die Gnade unſers HErrn JEſu Chriſti ſey auch mit mir und mit allen Le- ſern. Amen! Amen! Hiſtoriſche und Exegetiſche Einleitung in den Brief Pauli an die Epheſer. I. Die Hiſtoriſche Nachricht von dieſem Briefe. Jnnhalt. Was Epheſus fuͤr ein Ort geweſen §. I. Wenn und wie die chriſtliche Gemeine daſelbſt gepflantzet worden §. II. Der Ort, wo, und die Zeit, wenn Paulus dieſen Brief geſchrieben, zu Rom im letztern Gefaͤngniß §. III. Die vierfache Veranlaſſung zu dieſem Briefe §. IV. Der Zweck und Jnhalt deſſelben §. V. Die Frucht dieſes Briefes, ein bluͤhender Zuſtand dieſer Gemeine §. VI. Die vornehmſten Materien dieſes Briefes §. VII. Diejenigen Stellen und Redensarten, die darinnen einen ſonderbaren Nachdruck haben §. VIII. Die Stellen/ welche vor andern etwas dunckel und ſchwer ſind §. IX. §. I. EPheſus, woſelbſt die Gemeine war, an welche der Apoſtel dieſen Brief geſchrieben, war eine der allerbe- ruͤhmteſten und Volckreicheſten Staͤdte in gantz Orient: davon be- ſonders zu mercken: a. Jhre ſehr gelegene Gegend in klein Aſien, inſonderheit in Ionien, am Aegeiſchen Meer: da alles, was zu Lande aus Orient, auch aus dem groͤſſern Aſien kam, und nach dem ſehr weitlaͤuftigen Griechenlande, auch Jtalien und andern Orten gegen den Abend reiſete, groͤßten Theils uͤber Epheſus ging, und ſich daſelbſt zu Schiffe ſetzte. So ging nicht we- niger aus ſolchen Landen die Reiſe uͤber Ephe- ſus auch wieder zuruͤck in die Morgenlaͤnder. b. Jhre daher entſtehende ſehr ſtarcke Commercia zu Waſſer und zu ande, auch Groͤſſe und groſſer Reichthum, und ſehr groſ- ſe Anzahl der Einwohner. c. Der durch gantz Orient beruͤhmte und ſehr praͤchtige Goͤtzen-Tempel der Diana, mit dem rechten Sitze der Abgoͤtterey, und der aberglaubiſchen Zauberkuͤnſte. Siehe Ap. Geſch. 19. Denn, wie PLINIVS Lib. XXXVI. c. 14. meldet, ſoll an dieſem Gebaͤude bey 200 Jahr von gantz klein Aſia mit faſt un- glaublicher Muͤhe und groſſen Koſten gebauet ſeyn, und daſſelbe in die Laͤnge 425 und in die Breite 220 Fuß gehabt haben; und iſt es daher unter die ſieben Wunderwercke, oder vor allen andern bewundernswuͤrdige Gebaͤu- de der Welt gezehlet worden. Davon nach- geleſen werden kan PETRUS PETITUS in ſeinem Buche von den Amazonibus, (welche Epheſus ſollen angeleget haben) c. 30. d. Der Sitz der Gelehrten und Philoſopho- rum, ſo wie ſie bey dem bloſſen Lichte der Na- tur, ja bey deſſen vielfachen Mißbrauche im hohen Grad verderbt und verkehret waren. e. Die groſſe Menge der Juͤden, welche in dieſer Stadt, wie anderwaͤrtig, ihre freye U- bung der Religion, und oͤffentliche Synagogen hatten, auch ſtarcke Kaufmanſchaft trieben. Daher denn, wie von dieſen, alſo auch von je- nen, den falſchen Philoſophis, da ſie ihre ver- kehr- E e e e 2

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 587. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/615>, abgerufen am 24.11.2024.