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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefs Pauli Cap. 6, 17. 18.
[Spaltenumbruch] lich rühmen, trage ich die Mahlzeichen der Lei-
den JEsu an meinem Leibe, als ein wahres Sie-
gel meines Apostelamtes, da es mir nicht besser
ergangen, als CHristo; und als einen Beweis,
daß ich derselben Lehre, darüber ich so viel gelit-
ten habe, und noch leide, gewiß genug seyn müs-
se.)

Anmerckungen.
1. Es ist nicht nöthig, daß man sich mit den
unnützen Schwätzern in Vertheidigung der
Wahrheit immer aufs neue einlasse. Genug,
wenn sie gegen ihren Widerspruch ein und das
andere mal deutlich und nachdrücklich genug ge-
rettet ist.
2. Es hatten die Krieges-auch die leibeige-
ne Hausknechte bey den Alten gewisse Mahlzei-
chen des Unterscheids und der Treue. Siehe
2 B. Mos. 21, 5. 6. von den Knechten, welchen
zum Zeugniß ihres willigen und beständigen
Dienstes das Ohr durchbohret wurde: wie denn
auch der Antichrist seine Anbeter zeichnet. Offenb.
13, 16. Paulus aber, als ein treuer Krieges-
mann und Knecht CHristi, träget die Mahlzeichen
des HErrn JEsu an seinem Leibe.
3. Durch diese Mahlzeichen verstehet
Paulus allerhand schwere Leiden, die er am Lei-
be überstanden hatte, welche er 2 Cor. 11. nach
der Länge erzehlet: und unter solchen sonderlich
diejenige, da er solche Wunden und Striemen
an mehrern Gliedern seines Leibes bekommen
hatte, davon man die Narben noch hin und wie-
der an ihm sahe.
4. Und diese Mahlzeichen nennet er Mahl-
zeichen Christi
(gleichwie er vorher des Creu-
tzes CHristi gedacht v. 12.) weil er sie nicht al-
lein in der Gleichförmigkeit mit CHisto, son-
dern um auch Christi willen trug. Siehe auch
2 Cor. 1, 5. da es heißt: Gleichwie wir des
Leidens Christi viel haben, so werden wir
auch reichlich getröstet durch Christum.

Jmgleichen Col. 1, 24. 1 Pet. 1, 11. u. s. w.
5. Es ist bey dieser Gelegenheit aufs neue
wohl zu mercken, was schon anderwärtig erin-
nert worden, nemlich daß die Leiden der Men-
schen von dreyfacher Art sind: erstlich selbstge-
machte Leiden
und Strafen der Sünden, da-
von es heißt: Der Gottlose hat viel Plage.
Psalm 32, 10. Für solche Leiden ist kein Trost;
wohl aber ein guter und nöthiger Rath der Bus-
se, worinnen man denn auch des göttlichen Tro-
stes fähig werden kan.
6. Die andere Art bestehet in gemeinen
Leiden, welche das allgemeine Elend des mensch-
lichen Geschlechts also mit sich bringet, als da
sind Kranckheiten, Armuth, Verlust der zeitli-
chen Güter durch Dieberey, Feuer- oder Was-
ser-Schaden, Absterben der Seinigen, und der-
gleichen mehr. Welche Zufälle die Frommen
mit den Gottlosen gemein haben. Doch da sie
bey diesen mit zur Plage werden; so werden sie
bey jenen geheiliget und zur Wohlthat, und müs-
sen zum Besten dienen: wozu sie auch nach der
göttlichen Absicht von den Gottlosen solten ange-
wendet werden.
7. Die dritte Art der Leiden ist diese, da-
[Spaltenumbruch] von Paulus alhie redet, die man träget um
Christi
und um der Gerechtigkeit willen
Matth. 5, 10. 11. 1 Petr. 3, 14. um des Evan-
gelii willen.
Marc. 8, 35. um des Menschen
Sohnes willen.
Luc. 6, 22. um des Na-
mens Christi willen
Ap. Gesch. 9, 16. um
des Worts willen.
Matth. 13, 21. Leiden
als ein Christ, und über dem Namen Chri-
sti, auch um des Gewissens, und um Wohl-
that willen
1 Pet. 2, 19. c. 3, 17. c. 4, 14. 16.
Diese Leiden verdienen eigentlich den Namen
des Creutzes, und für die gehöret der Trost.
Und diese meinet CHristus, wenn er von seinen
Jüngern, als feines Creutzes Nachträgern, re-
det Matth. 10, 38. c. 16, 24. Es ist demnach
ein grosser Jrthum, wenn man so insgemein hin
alle Leiden, sonderlich die bloß natürlichen und
gemeinen, für ein eigentliches Creutz hält, und
es für ein Kennzeichen, daß man Christum an-
gehöre, rechnet: sonderlich wenn dieses von Leh-
rern geschiehet: die denn dabey nur falsche Trö-
ster abgeben.
8. Gleichwie man sich nun bey den selbst-
gemachten Leiden
zu schämen, und bey den
gemeinen geduldig zu erweisen hat: so hat man
sich bey dem wahren Creutze CHristi zu freuen.
Denn es sind Mahlzeichen des HErrn JESU;
es sind Kennzeichen und gleichsam die Liberey der
wahren Glieder Christi: sie bringen eine herrli-
che Frucht der Gerechtigkeit Hebr. 12, 11. Der
Geist GOttes ruhet auf den Creutzträgern 1 Pet.
4, 14. und das Ende ist eine desto grössere Herr-
lichkeit. Matth. 5, 2. 2 Thess. 1, 17. u. s. w.
Dannenhero man sich der Leiden CHristi nicht
zu schämen hat; wie wir hie ein solches an Paulo
sehen.
V. 18.

Die Gnade (welche den Frieden mit sich
bringet, und dessen daher auch in den Eingängen
der Briefe ausdrücklich gedacht wird) unsers
HErrn JEsu Christi
(der sie uns durch sein
Mittler-Amt bey seinem himmlischen Vater er-
worben hat, und auf die es bey dem Evangelio
ankömmt) sey mit euren (wiedergebohrnen)
Geiste (nach welchem ihr zu neuen Creaturen ge-
worden seyd, v. 15. darinnen ihr lebet und zu
wandeln habet c. 5, 25.) lieben Brüder! Amen
(das heißt ja! ja! es soll also geschehen.)

Anmerckungen.
1. Gnade ist der Anfang, das Mittel
und das Ende der Apostolischen Briefe: als zu
dero Verkündigung und Anpreisung die Apostel
berufen waren. Und wie aller wahrer Anfang,
also kömmt auch aller wahrer Fortgang im Chri-
stenthum auf die Gnade an. An der Gnade
muß ein glaubiges Kind GOttes hangen, wie ein
Kind an den Brüsten der Mutter.
2. Wir haben Paulo auch abzulernen, wo-
hin unsere Wünsche gegen andere eigentlich ge-
hen sollen: nemlich nicht so wol auf das Leibliche,
worauf sie bey Welt-Menschen nur allein gehen,
als auf das geistliche und ewige. Ein guter
Wunsch ist ein Stück des Gebets: dannenhero
er

Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 6, 17. 18.
[Spaltenumbruch] lich ruͤhmen, trage ich die Mahlzeichen der Lei-
den JEſu an meinem Leibe, als ein wahres Sie-
gel meines Apoſtelamtes, da es mir nicht beſſer
ergangen, als CHriſto; und als einen Beweis,
daß ich derſelben Lehre, daruͤber ich ſo viel gelit-
ten habe, und noch leide, gewiß genug ſeyn muͤſ-
ſe.)

Anmerckungen.
1. Es iſt nicht noͤthig, daß man ſich mit den
unnuͤtzen Schwaͤtzern in Vertheidigung der
Wahrheit immer aufs neue einlaſſe. Genug,
wenn ſie gegen ihren Widerſpruch ein und das
andere mal deutlich und nachdruͤcklich genug ge-
rettet iſt.
2. Es hatten die Krieges-auch die leibeige-
ne Hausknechte bey den Alten gewiſſe Mahlzei-
chen des Unterſcheids und der Treue. Siehe
2 B. Moſ. 21, 5. 6. von den Knechten, welchen
zum Zeugniß ihres willigen und beſtaͤndigen
Dienſtes das Ohr durchbohret wurde: wie denn
auch der Antichriſt ſeine Anbeter zeichnet. Offenb.
13, 16. Paulus aber, als ein treuer Krieges-
mann und Knecht CHriſti, traͤget die Mahlzeichen
des HErrn JEſu an ſeinem Leibe.
3. Durch dieſe Mahlzeichen verſtehet
Paulus allerhand ſchwere Leiden, die er am Lei-
be uͤberſtanden hatte, welche er 2 Cor. 11. nach
der Laͤnge erzehlet: und unter ſolchen ſonderlich
diejenige, da er ſolche Wunden und Striemen
an mehrern Gliedern ſeines Leibes bekommen
hatte, davon man die Narben noch hin und wie-
der an ihm ſahe.
4. Und dieſe Mahlzeichen nennet er Mahl-
zeichen Chriſti
(gleichwie er vorher des Creu-
tzes CHriſti gedacht v. 12.) weil er ſie nicht al-
lein in der Gleichfoͤrmigkeit mit CHiſto, ſon-
dern um auch Chriſti willen trug. Siehe auch
2 Cor. 1, 5. da es heißt: Gleichwie wir des
Leidens Chriſti viel haben, ſo werden wir
auch reichlich getroͤſtet durch Chriſtum.

Jmgleichen Col. 1, 24. 1 Pet. 1, 11. u. ſ. w.
5. Es iſt bey dieſer Gelegenheit aufs neue
wohl zu mercken, was ſchon anderwaͤrtig erin-
nert worden, nemlich daß die Leiden der Men-
ſchen von dreyfacher Art ſind: erſtlich ſelbſtge-
machte Leiden
und Strafen der Suͤnden, da-
von es heißt: Der Gottloſe hat viel Plage.
Pſalm 32, 10. Fuͤr ſolche Leiden iſt kein Troſt;
wohl aber ein guter und noͤthiger Rath der Buſ-
ſe, worinnen man denn auch des goͤttlichen Tro-
ſtes faͤhig werden kan.
6. Die andere Art beſtehet in gemeinen
Leiden, welche das allgemeine Elend des menſch-
lichen Geſchlechts alſo mit ſich bringet, als da
ſind Kranckheiten, Armuth, Verluſt der zeitli-
chen Guͤter durch Dieberey, Feuer- oder Waſ-
ſer-Schaden, Abſterben der Seinigen, und der-
gleichen mehr. Welche Zufaͤlle die Frommen
mit den Gottloſen gemein haben. Doch da ſie
bey dieſen mit zur Plage werden; ſo werden ſie
bey jenen geheiliget und zur Wohlthat, und muͤſ-
ſen zum Beſten dienen: wozu ſie auch nach der
goͤttlichen Abſicht von den Gottloſen ſolten ange-
wendet werden.
7. Die dritte Art der Leiden iſt dieſe, da-
[Spaltenumbruch] von Paulus alhie redet, die man traͤget um
Chriſti
und um der Gerechtigkeit willen
Matth. 5, 10. 11. 1 Petr. 3, 14. um des Evan-
gelii willen.
Marc. 8, 35. um des Menſchen
Sohnes willen.
Luc. 6, 22. um des Na-
mens Chriſti willen
Ap. Geſch. 9, 16. um
des Worts willen.
Matth. 13, 21. Leiden
als ein Chriſt, und uͤber dem Namen Chri-
ſti, auch um des Gewiſſens, und um Wohl-
that willen
1 Pet. 2, 19. c. 3, 17. c. 4, 14. 16.
Dieſe Leiden verdienen eigentlich den Namen
des Creutzes, und fuͤr die gehoͤret der Troſt.
Und dieſe meinet CHriſtus, wenn er von ſeinen
Juͤngern, als feines Creutzes Nachtraͤgern, re-
det Matth. 10, 38. c. 16, 24. Es iſt demnach
ein groſſer Jrthum, wenn man ſo insgemein hin
alle Leiden, ſonderlich die bloß natuͤrlichen und
gemeinen, fuͤr ein eigentliches Creutz haͤlt, und
es fuͤr ein Kennzeichen, daß man Chriſtum an-
gehoͤre, rechnet: ſonderlich wenn dieſes von Leh-
rern geſchiehet: die denn dabey nur falſche Troͤ-
ſter abgeben.
8. Gleichwie man ſich nun bey den ſelbſt-
gemachten Leiden
zu ſchaͤmen, und bey den
gemeinen geduldig zu erweiſen hat: ſo hat man
ſich bey dem wahren Creutze CHriſti zu freuen.
Denn es ſind Mahlzeichen des HErrn JESU;
es ſind Kennzeichen und gleichſam die Liberey der
wahren Glieder Chriſti: ſie bringen eine herrli-
che Frucht der Gerechtigkeit Hebr. 12, 11. Der
Geiſt GOttes ruhet auf den Creutztraͤgern 1 Pet.
4, 14. und das Ende iſt eine deſto groͤſſere Herr-
lichkeit. Matth. 5, 2. 2 Theſſ. 1, 17. u. ſ. w.
Dannenhero man ſich der Leiden CHriſti nicht
zu ſchaͤmen hat; wie wir hie ein ſolches an Paulo
ſehen.
V. 18.

Die Gnade (welche den Frieden mit ſich
bringet, und deſſen daher auch in den Eingaͤngen
der Briefe ausdruͤcklich gedacht wird) unſers
HErrn JEſu Chriſti
(der ſie uns durch ſein
Mittler-Amt bey ſeinem himmliſchen Vater er-
worben hat, und auf die es bey dem Evangelio
ankoͤmmt) ſey mit euren (wiedergebohrnen)
Geiſte (nach welchem ihr zu neuen Creaturen ge-
worden ſeyd, v. 15. darinnen ihr lebet und zu
wandeln habet c. 5, 25.) lieben Bruͤder! Amen
(das heißt ja! ja! es ſoll alſo geſchehen.)

Anmerckungen.
1. Gnade iſt der Anfang, das Mittel
und das Ende der Apoſtoliſchen Briefe: als zu
dero Verkuͤndigung und Anpreiſung die Apoſtel
berufen waren. Und wie aller wahrer Anfang,
alſo koͤmmt auch aller wahrer Fortgang im Chri-
ſtenthum auf die Gnade an. An der Gnade
muß ein glaubiges Kind GOttes hangen, wie ein
Kind an den Bruͤſten der Mutter.
2. Wir haben Paulo auch abzulernen, wo-
hin unſere Wuͤnſche gegen andere eigentlich ge-
hen ſollen: nemlich nicht ſo wol auf das Leibliche,
worauf ſie bey Welt-Menſchen nur allein gehen,
als auf das geiſtliche und ewige. Ein guter
Wunſch iſt ein Stuͤck des Gebets: dannenhero
er
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[586/0614] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 6, 17. 18. lich ruͤhmen, trage ich die Mahlzeichen der Lei- den JEſu an meinem Leibe, als ein wahres Sie- gel meines Apoſtelamtes, da es mir nicht beſſer ergangen, als CHriſto; und als einen Beweis, daß ich derſelben Lehre, daruͤber ich ſo viel gelit- ten habe, und noch leide, gewiß genug ſeyn muͤſ- ſe.) Anmerckungen. 1. Es iſt nicht noͤthig, daß man ſich mit den unnuͤtzen Schwaͤtzern in Vertheidigung der Wahrheit immer aufs neue einlaſſe. Genug, wenn ſie gegen ihren Widerſpruch ein und das andere mal deutlich und nachdruͤcklich genug ge- rettet iſt. 2. Es hatten die Krieges-auch die leibeige- ne Hausknechte bey den Alten gewiſſe Mahlzei- chen des Unterſcheids und der Treue. Siehe 2 B. Moſ. 21, 5. 6. von den Knechten, welchen zum Zeugniß ihres willigen und beſtaͤndigen Dienſtes das Ohr durchbohret wurde: wie denn auch der Antichriſt ſeine Anbeter zeichnet. Offenb. 13, 16. Paulus aber, als ein treuer Krieges- mann und Knecht CHriſti, traͤget die Mahlzeichen des HErrn JEſu an ſeinem Leibe. 3. Durch dieſe Mahlzeichen verſtehet Paulus allerhand ſchwere Leiden, die er am Lei- be uͤberſtanden hatte, welche er 2 Cor. 11. nach der Laͤnge erzehlet: und unter ſolchen ſonderlich diejenige, da er ſolche Wunden und Striemen an mehrern Gliedern ſeines Leibes bekommen hatte, davon man die Narben noch hin und wie- der an ihm ſahe. 4. Und dieſe Mahlzeichen nennet er Mahl- zeichen Chriſti (gleichwie er vorher des Creu- tzes CHriſti gedacht v. 12.) weil er ſie nicht al- lein in der Gleichfoͤrmigkeit mit CHiſto, ſon- dern um auch Chriſti willen trug. Siehe auch 2 Cor. 1, 5. da es heißt: Gleichwie wir des Leidens Chriſti viel haben, ſo werden wir auch reichlich getroͤſtet durch Chriſtum. Jmgleichen Col. 1, 24. 1 Pet. 1, 11. u. ſ. w. 5. Es iſt bey dieſer Gelegenheit aufs neue wohl zu mercken, was ſchon anderwaͤrtig erin- nert worden, nemlich daß die Leiden der Men- ſchen von dreyfacher Art ſind: erſtlich ſelbſtge- machte Leiden und Strafen der Suͤnden, da- von es heißt: Der Gottloſe hat viel Plage. Pſalm 32, 10. Fuͤr ſolche Leiden iſt kein Troſt; wohl aber ein guter und noͤthiger Rath der Buſ- ſe, worinnen man denn auch des goͤttlichen Tro- ſtes faͤhig werden kan. 6. Die andere Art beſtehet in gemeinen Leiden, welche das allgemeine Elend des menſch- lichen Geſchlechts alſo mit ſich bringet, als da ſind Kranckheiten, Armuth, Verluſt der zeitli- chen Guͤter durch Dieberey, Feuer- oder Waſ- ſer-Schaden, Abſterben der Seinigen, und der- gleichen mehr. Welche Zufaͤlle die Frommen mit den Gottloſen gemein haben. Doch da ſie bey dieſen mit zur Plage werden; ſo werden ſie bey jenen geheiliget und zur Wohlthat, und muͤſ- ſen zum Beſten dienen: wozu ſie auch nach der goͤttlichen Abſicht von den Gottloſen ſolten ange- wendet werden. 7. Die dritte Art der Leiden iſt dieſe, da- von Paulus alhie redet, die man traͤget um Chriſti und um der Gerechtigkeit willen Matth. 5, 10. 11. 1 Petr. 3, 14. um des Evan- gelii willen. Marc. 8, 35. um des Menſchen Sohnes willen. Luc. 6, 22. um des Na- mens Chriſti willen Ap. Geſch. 9, 16. um des Worts willen. Matth. 13, 21. Leiden als ein Chriſt, und uͤber dem Namen Chri- ſti, auch um des Gewiſſens, und um Wohl- that willen 1 Pet. 2, 19. c. 3, 17. c. 4, 14. 16. Dieſe Leiden verdienen eigentlich den Namen des Creutzes, und fuͤr die gehoͤret der Troſt. Und dieſe meinet CHriſtus, wenn er von ſeinen Juͤngern, als feines Creutzes Nachtraͤgern, re- det Matth. 10, 38. c. 16, 24. Es iſt demnach ein groſſer Jrthum, wenn man ſo insgemein hin alle Leiden, ſonderlich die bloß natuͤrlichen und gemeinen, fuͤr ein eigentliches Creutz haͤlt, und es fuͤr ein Kennzeichen, daß man Chriſtum an- gehoͤre, rechnet: ſonderlich wenn dieſes von Leh- rern geſchiehet: die denn dabey nur falſche Troͤ- ſter abgeben. 8. Gleichwie man ſich nun bey den ſelbſt- gemachten Leiden zu ſchaͤmen, und bey den gemeinen geduldig zu erweiſen hat: ſo hat man ſich bey dem wahren Creutze CHriſti zu freuen. Denn es ſind Mahlzeichen des HErrn JESU; es ſind Kennzeichen und gleichſam die Liberey der wahren Glieder Chriſti: ſie bringen eine herrli- che Frucht der Gerechtigkeit Hebr. 12, 11. Der Geiſt GOttes ruhet auf den Creutztraͤgern 1 Pet. 4, 14. und das Ende iſt eine deſto groͤſſere Herr- lichkeit. Matth. 5, 2. 2 Theſſ. 1, 17. u. ſ. w. Dannenhero man ſich der Leiden CHriſti nicht zu ſchaͤmen hat; wie wir hie ein ſolches an Paulo ſehen. V. 18. Die Gnade (welche den Frieden mit ſich bringet, und deſſen daher auch in den Eingaͤngen der Briefe ausdruͤcklich gedacht wird) unſers HErrn JEſu Chriſti (der ſie uns durch ſein Mittler-Amt bey ſeinem himmliſchen Vater er- worben hat, und auf die es bey dem Evangelio ankoͤmmt) ſey mit euren (wiedergebohrnen) Geiſte (nach welchem ihr zu neuen Creaturen ge- worden ſeyd, v. 15. darinnen ihr lebet und zu wandeln habet c. 5, 25.) lieben Bruͤder! Amen (das heißt ja! ja! es ſoll alſo geſchehen.) Anmerckungen. 1. Gnade iſt der Anfang, das Mittel und das Ende der Apoſtoliſchen Briefe: als zu dero Verkuͤndigung und Anpreiſung die Apoſtel berufen waren. Und wie aller wahrer Anfang, alſo koͤmmt auch aller wahrer Fortgang im Chri- ſtenthum auf die Gnade an. An der Gnade muß ein glaubiges Kind GOttes hangen, wie ein Kind an den Bruͤſten der Mutter. 2. Wir haben Paulo auch abzulernen, wo- hin unſere Wuͤnſche gegen andere eigentlich ge- hen ſollen: nemlich nicht ſo wol auf das Leibliche, worauf ſie bey Welt-Menſchen nur allein gehen, als auf das geiſtliche und ewige. Ein guter Wunſch iſt ein Stuͤck des Gebets: dannenhero er

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 586. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/614>, abgerufen am 24.11.2024.