Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des Briefs Pauli Cap. 6, v. 14. 15. [Spaltenumbruch]
nes getreuen Lehrers, wenn er der Welt, undihm die Welt abgestorben ist, also daß er sie, und sie ihn gleichsam für einen Gecreutzigten und Getödteten hält, vor dessen Umgange einem grauet: Weish. 2, 4. 15. also ists hingegen ein gewisses Kennzeichen eines Welt-Kindes, und eines weltlich gesinneten Lehrers, wenn man mit fleischlichen unbekehrten Leuten, ohne den Zweck und die Frucht sie zu erbauen, so gern umgehen mag, sie einen auch gern um sich haben mögen, und dabey in aller ihrer Eitelkeit verharren. Denn gewißlich der Welt Freundschaft ist GOttes Feindschaft. Jac. 4, 4. Sonst sehe man von der Kraft des Creutzes CHristi zur Rechtfertigung und Erneuerung Rom. 6, 2. u. f. Gal. 1, 4. 2, 19. 20. 1 Pet. 2, 21-24. Nichts weniger kan mit der seligen Gemeinschaft des Creutzes CHristi bestehen, als die Welt mit ihrer Augen-Lust, Fleisches-Lust, und hoffärti- gen Wesen. 1 Joh. 2, 15. 16. 17. V. 15. Denn in CHristo JEsu (in der gläu- Anmerckungen. 1. Die Verbindung dieses Verses mit dem vorhergehenden ist diese: Der Apostel zeiget die Ursache an, warum, oder woher, ihm die Welt und er der Welt gecreutziget sey: und dieselbe nimt er her von der eigentlichen Beschaffenheit dessen, der in der Gemeinschaft mit CHristo stehet, welche ist eine neue Creatur, und also durch eine so hohe und wichtige Veränderung seines Gemüths der Welt abgestorben seyn, und dergestalt CHristo leben, daß er in einem le- be. 2. Was der Apostel vorher c. 5, 6. vom Glauben, der durch die Liebe thätig ist, gesa- get hatte, das spricht er alhier von der neuen Creatur, daß sie allein in CHristo JEsu, oder bey ihm und in der Gemeinschaft mit ihm gelte. Und also erläutert eines das andere gar schön. Denn der durch die Liebe thätige Glaube wird in uns gewircket, wenn wir zu neuen Creatu- ren werden; und die neue Creatur, oder Na- tur bestehet vornehmlich in dem durch die Liebe sich thätig erweisenden Glauben. 3. Diese neue Natur heißt sonst auch der [Spaltenumbruch] Geist des Menschen, welcher dem Fleische ent- gegen gesetzet wird, auch in dieser Epistel, als c. 4, 29. 5, 16. 17. 19. 22, 24. 25. 6, 1. 8. 12. 13. Siehe auch c. 3, 3. alwo mit dem Worte Geist und Fleisch zugleich auf die evangelische und gesetzliche Oeconomie des Heils gesehen wird. Siehe ferner Rom. 8, 1. 4. 2 Pet. 1, 4. Eph. 4, 24. Col. 3, 10. alwo der Geist der neue Mensch heisst. 4. Wir sehen auch aus dem Nachdruck dieses Worts, neue Creatur, daß zu der Ge- meinschaft mit JEsu, nachdem das Ebenbild, so die menschliche Natur in der ersten Schö- pfung empfangen hat, verlohren worden, eine neue Schöpfung erfordert werde, und daß die Wiedergeburt ein Werck göttlicher Allmacht in uns sey, dazu wir nichts beytragen können, so wenig, als etwas sich selbst erschaffen kan. Ephes. 2, 10. 15. Und da wir in derselben son- derlich zum Glauben gebracht werden, so stellet Paulus dieses mit den allernachdrücklichsten Worten vor Eph. 1, 19. 20. 5. Es wird mit den Worten, neue Crea- tur, auch gesehen auf das gantze Neue Testa- ment, oder auf die neue Oeconomie des Heils, im Gegensatze auf die alte: davon es 2 Cor. 5, 17. heißt: Jst iemand in CHristo, so ist er eine neue Creatur. Das alte ist vergan- gen; siehe es ist alles neue worden. Zu welcher neuen Oeconomie nun auch billig eine neue Creatur gehöret: als wodurch der Mensch aus der leiblichen Beschneidung zu der geistli- chen kömmt Rom. 2, 18. 19. Coloss. 2, 11. 12. nach welcher man GOTT dienet nicht mehr im alten Wesen des Buchstabens, sondern im neuen Wesen des Geistes. Rom. 7, 6. 6. Es kömmt demnach bey dem Dienste GOttes nach der Art des neuen Testaments ei- gentlich aufs innerliche an, daß man GOTT nach Art des innern und neuen Menschen im Geiste und in der Wahrheit diene Joh. 4, 24. aber auch das innere durch das äussere beweise: Gleichwie es c. 5, 24. heisset: So wir im Geist leben, so lasset uns auch im Geist wan- deln. 7. Jm übrigen ist alhier noch zu mercken der Spruch Pauli 1 Cor. 7, 17. Die Beschnei- dung ist nichts, die Vorhaut ist nichts, sondern GOttes Gebot halten, das ist der Glaube, der durch die Liebe thätig und gleich- sam das Hertz und die Seele der neuen Creatur ist. 1 Joh. 3, 23. V. 16. Und wie viel nach dieser Regel (daß Güter
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 6, v. 14. 15. [Spaltenumbruch]
nes getreuen Lehrers, wenn er der Welt, undihm die Welt abgeſtorben iſt, alſo daß er ſie, und ſie ihn gleichſam fuͤr einen Gecreutzigten und Getoͤdteten haͤlt, vor deſſen Umgange einem grauet: Weish. 2, 4. 15. alſo iſts hingegen ein gewiſſes Kennzeichen eines Welt-Kindes, und eines weltlich geſinneten Lehrers, wenn man mit fleiſchlichen unbekehrten Leuten, ohne den Zweck und die Frucht ſie zu erbauen, ſo gern umgehen mag, ſie einen auch gern um ſich haben moͤgen, und dabey in aller ihrer Eitelkeit verharren. Denn gewißlich der Welt Freundſchaft iſt GOttes Feindſchaft. Jac. 4, 4. Sonſt ſehe man von der Kraft des Creutzes CHriſti zur Rechtfertigung und Erneuerung Rom. 6, 2. u. f. Gal. 1, 4. 2, 19. 20. 1 Pet. 2, 21-24. Nichts weniger kan mit der ſeligen Gemeinſchaft des Creutzes CHriſti beſtehen, als die Welt mit ihrer Augen-Luſt, Fleiſches-Luſt, und hoffaͤrti- gen Weſen. 1 Joh. 2, 15. 16. 17. V. 15. Denn in CHriſto JEſu (in der glaͤu- Anmerckungen. 1. Die Verbindung dieſes Verſes mit dem vorhergehenden iſt dieſe: Der Apoſtel zeiget die Urſache an, warum, oder woher, ihm die Welt und er der Welt gecreutziget ſey: und dieſelbe nimt er her von der eigentlichen Beſchaffenheit deſſen, der in der Gemeinſchaft mit CHriſto ſtehet, welche iſt eine neue Creatur, und alſo durch eine ſo hohe und wichtige Veraͤnderung ſeines Gemuͤths der Welt abgeſtorben ſeyn, und dergeſtalt CHriſto leben, daß er in einem le- be. 2. Was der Apoſtel vorher c. 5, 6. vom Glauben, der durch die Liebe thaͤtig iſt, geſa- get hatte, das ſpricht er alhier von der neuen Creatur, daß ſie allein in CHriſto JEſu, oder bey ihm und in der Gemeinſchaft mit ihm gelte. Und alſo erlaͤutert eines das andere gar ſchoͤn. Denn der durch die Liebe thaͤtige Glaube wird in uns gewircket, wenn wir zu neuen Creatu- ren werden; und die neue Creatur, oder Na- tur beſtehet vornehmlich in dem durch die Liebe ſich thaͤtig erweiſenden Glauben. 3. Dieſe neue Natur heißt ſonſt auch der [Spaltenumbruch] Geiſt des Menſchen, welcher dem Fleiſche ent- gegen geſetzet wird, auch in dieſer Epiſtel, als c. 4, 29. 5, 16. 17. 19. 22, 24. 25. 6, 1. 8. 12. 13. Siehe auch c. 3, 3. alwo mit dem Worte Geiſt und Fleiſch zugleich auf die evangeliſche und geſetzliche Oeconomie des Heils geſehen wird. Siehe ferner Rom. 8, 1. 4. 2 Pet. 1, 4. Eph. 4, 24. Col. 3, 10. alwo der Geiſt der neue Menſch heiſſt. 4. Wir ſehen auch aus dem Nachdruck dieſes Worts, neue Creatur, daß zu der Ge- meinſchaft mit JEſu, nachdem das Ebenbild, ſo die menſchliche Natur in der erſten Schoͤ- pfung empfangen hat, verlohren worden, eine neue Schoͤpfung erfordert werde, und daß die Wiedergeburt ein Werck goͤttlicher Allmacht in uns ſey, dazu wir nichts beytragen koͤnnen, ſo wenig, als etwas ſich ſelbſt erſchaffen kan. Epheſ. 2, 10. 15. Und da wir in derſelben ſon- derlich zum Glauben gebracht werden, ſo ſtellet Paulus dieſes mit den allernachdruͤcklichſten Worten vor Eph. 1, 19. 20. 5. Es wird mit den Worten, neue Crea- tur, auch geſehen auf das gantze Neue Teſta- ment, oder auf die neue Oeconomie des Heils, im Gegenſatze auf die alte: davon es 2 Cor. 5, 17. heißt: Jſt iemand in CHriſto, ſo iſt er eine neue Creatur. Das alte iſt vergan- gen; ſiehe es iſt alles neue worden. Zu welcher neuen Oeconomie nun auch billig eine neue Creatur gehoͤret: als wodurch der Menſch aus der leiblichen Beſchneidung zu der geiſtli- chen koͤmmt Rom. 2, 18. 19. Coloſſ. 2, 11. 12. nach welcher man GOTT dienet nicht mehr im alten Weſen des Buchſtabens, ſondern im neuen Weſen des Geiſtes. Rom. 7, 6. 6. Es koͤmmt demnach bey dem Dienſte GOttes nach der Art des neuen Teſtaments ei- gentlich aufs innerliche an, daß man GOTT nach Art des innern und neuen Menſchen im Geiſte und in der Wahrheit diene Joh. 4, 24. aber auch das innere durch das aͤuſſere beweiſe: Gleichwie es c. 5, 24. heiſſet: So wir im Geiſt leben, ſo laſſet uns auch im Geiſt wan- deln. 7. Jm uͤbrigen iſt alhier noch zu mercken der Spruch Pauli 1 Cor. 7, 17. Die Beſchnei- dung iſt nichts, die Vorhaut iſt nichts, ſondern GOttes Gebot halten, das iſt der Glaube, der durch die Liebe thaͤtig und gleich- ſam das Hertz und die Seele der neuen Creatur iſt. 1 Joh. 3, 23. V. 16. Und wie viel nach dieſer Regel (daß Guͤter
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <list> <item><pb facs="#f0612" n="584"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erklaͤrung des Briefs Pauli <hi rendition="#et">Cap. 6, v. 14. 15.</hi></hi></fw><lb/><cb/> nes getreuen Lehrers, wenn er der Welt, und<lb/> ihm die Welt abgeſtorben iſt, alſo daß er ſie,<lb/> und ſie ihn gleichſam fuͤr einen Gecreutzigten und<lb/> Getoͤdteten haͤlt, vor deſſen Umgange einem<lb/> grauet: Weish. 2, 4. 15. alſo iſts hingegen ein<lb/> gewiſſes Kennzeichen eines Welt-Kindes, und<lb/> eines weltlich geſinneten Lehrers, wenn man mit<lb/> fleiſchlichen unbekehrten Leuten, ohne den Zweck<lb/> und die Frucht ſie zu erbauen, ſo gern umgehen<lb/> mag, ſie einen auch gern um ſich haben moͤgen,<lb/> und dabey in aller ihrer Eitelkeit verharren.<lb/> Denn gewißlich <hi rendition="#fr">der Welt Freundſchaft iſt<lb/> GOttes Feindſchaft.</hi> Jac. 4, 4. Sonſt ſehe<lb/> man von der Kraft des Creutzes CHriſti zur<lb/> Rechtfertigung und Erneuerung Rom. 6, 2. u. f.<lb/> Gal. 1, 4. 2, 19. 20. 1 Pet. 2, 21-24. Nichts<lb/> weniger kan mit der ſeligen Gemeinſchaft des<lb/> Creutzes CHriſti beſtehen, als die Welt mit<lb/> ihrer Augen-Luſt, Fleiſches-Luſt, und hoffaͤrti-<lb/> gen Weſen. 1 Joh. 2, 15. 16. 17.</item> </list> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head>V. 15.</head><lb/> <p><hi rendition="#fr">Denn in CHriſto JEſu</hi> (in der glaͤu-<lb/> bigen Gemeinſchaft mit CHriſto,) <hi rendition="#fr">gilt</hi> (ver-<lb/> mag) <hi rendition="#fr">weder Beſchneidung, noch Vorhaut<lb/> etwas,</hi> (weder das Judenthum, noch das Hei-<lb/> denthum wird als etwas ſonderbares angeſehen,<lb/> oder findet ein Theil vor dem andern einen Vor-<lb/> zug: iſt iemand als ein Jude beſchnitten wor-<lb/> den, ſo hilft es ihm an ſich zur Seligkeit auſſer<lb/> CHriſto nichts: iſt er aber unbeſchnitten, ſo<lb/> ſchadet es nichts: es hat alſo die geſchehene Be-<lb/> ſchneidung ſo wenig ein Vermoͤgen, zur Selig-<lb/> keit an ſich ſelbſt auſſer CHriſto beforderlich zu<lb/> ſeyn, als die Vorhaut einem an der Seligkeit<lb/> hinderlich faͤllt: und alſo vermag keines von<lb/> beyden etwas,) <hi rendition="#fr">ſondern eine neue Creatur,</hi><lb/> (da man aus dem Geiſte gebohren iſt, an Chri-<lb/> ſtum glaubet, und in ihm erfunden wird, daß<lb/> man ſeine Gerechtigkeit habe, und in ſeiner<lb/> Nachfolge ſtehe.)</p><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/> <list> <item>1. Die Verbindung dieſes Verſes mit dem<lb/> vorhergehenden iſt dieſe: Der Apoſtel zeiget die<lb/> Urſache an, warum, oder woher, ihm die Welt<lb/> und er der Welt gecreutziget ſey: und dieſelbe<lb/> nimt er her von der eigentlichen Beſchaffenheit<lb/> deſſen, der in der Gemeinſchaft mit CHriſto<lb/> ſtehet, welche iſt eine neue Creatur, und alſo<lb/> durch eine ſo hohe und wichtige Veraͤnderung<lb/> ſeines Gemuͤths der Welt abgeſtorben ſeyn, und<lb/> dergeſtalt CHriſto leben, daß er in einem le-<lb/> be.</item><lb/> <item>2. Was der Apoſtel vorher c. 5, 6. vom<lb/><hi rendition="#fr">Glauben,</hi> der durch die Liebe thaͤtig iſt, geſa-<lb/> get hatte, das ſpricht er alhier von der <hi rendition="#fr">neuen<lb/> Creatur,</hi> daß ſie allein in CHriſto JEſu, oder<lb/> bey ihm und in der Gemeinſchaft mit ihm gelte.<lb/> Und alſo erlaͤutert eines das andere gar ſchoͤn.<lb/> Denn der durch die Liebe thaͤtige <hi rendition="#fr">Glaube</hi> wird<lb/> in uns gewircket, wenn wir zu neuen Creatu-<lb/> ren werden; und die neue Creatur, oder Na-<lb/> tur beſtehet vornehmlich in dem durch die Liebe<lb/> ſich thaͤtig erweiſenden Glauben.</item><lb/> <item>3. Dieſe <hi rendition="#fr">neue Natur</hi> heißt ſonſt auch der<lb/><cb/> <hi rendition="#fr">Geiſt</hi> des Menſchen, welcher dem <hi rendition="#fr">Fleiſche</hi> ent-<lb/> gegen geſetzet wird, auch in dieſer Epiſtel, als<lb/> c. 4, 29. 5, 16. 17. 19. 22, 24. 25. 6, 1. 8. 12. 13.<lb/> Siehe auch c. 3, 3. alwo mit dem Worte <hi rendition="#fr">Geiſt</hi><lb/> und <hi rendition="#fr">Fleiſch</hi> zugleich auf die <hi rendition="#fr">evangeliſche</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">geſetzliche</hi> <hi rendition="#aq">Oeconomi</hi>e des Heils geſehen wird.<lb/> Siehe ferner Rom. 8, 1. 4. 2 Pet. 1, 4. Eph. 4,<lb/> 24. Col. 3, 10. alwo der <hi rendition="#fr">Geiſt</hi> der <hi rendition="#fr">neue Menſch</hi><lb/> heiſſt.</item><lb/> <item>4. Wir ſehen auch aus dem Nachdruck<lb/> dieſes Worts, <hi rendition="#fr">neue Creatur,</hi> daß zu der Ge-<lb/> meinſchaft mit JEſu, nachdem das Ebenbild,<lb/> ſo die menſchliche Natur in der erſten Schoͤ-<lb/> pfung empfangen hat, verlohren worden, eine<lb/><hi rendition="#fr">neue Schoͤpfung</hi> erfordert werde, und daß<lb/> die Wiedergeburt ein Werck goͤttlicher Allmacht<lb/> in uns ſey, dazu wir nichts beytragen koͤnnen,<lb/> ſo wenig, als etwas ſich ſelbſt erſchaffen kan.<lb/> Epheſ. 2, 10. 15. Und da wir in derſelben ſon-<lb/> derlich zum Glauben gebracht werden, ſo ſtellet<lb/> Paulus dieſes mit den allernachdruͤcklichſten<lb/> Worten vor Eph. 1, 19. 20.</item><lb/> <item>5. Es wird mit den Worten, <hi rendition="#fr">neue Crea-<lb/> tur,</hi> auch geſehen auf das gantze Neue Teſta-<lb/> ment, oder auf die <hi rendition="#fr">neue</hi> <hi rendition="#aq">Oeconomi</hi><hi rendition="#fr">e des Heils,</hi><lb/> im Gegenſatze auf die alte: davon es 2 Cor. 5,<lb/> 17. heißt: <hi rendition="#fr">Jſt iemand in CHriſto, ſo iſt er<lb/> eine neue Creatur. Das alte iſt vergan-<lb/> gen; ſiehe es iſt alles neue worden.</hi> Zu<lb/> welcher neuen <hi rendition="#aq">Oeconomi</hi>e nun auch billig eine<lb/> neue Creatur gehoͤret: als wodurch der Menſch<lb/> aus der leiblichen Beſchneidung zu der geiſtli-<lb/> chen koͤmmt Rom. 2, 18. 19. Coloſſ. 2, 11. 12.<lb/> nach welcher man GOTT dienet nicht mehr<lb/> im alten Weſen des Buchſtabens, ſondern im<lb/> neuen Weſen des Geiſtes. Rom. 7, 6.</item><lb/> <item>6. Es koͤmmt demnach bey dem Dienſte<lb/> GOttes nach der Art des neuen Teſtaments ei-<lb/> gentlich aufs innerliche an, daß man GOTT<lb/> nach Art des innern und neuen Menſchen im<lb/> Geiſte und in der Wahrheit diene Joh. 4, 24.<lb/> aber auch das innere durch das aͤuſſere beweiſe:<lb/> Gleichwie es c. 5, 24. heiſſet: <hi rendition="#fr">So wir im Geiſt<lb/> leben, ſo laſſet uns auch im Geiſt wan-<lb/> deln.</hi></item><lb/> <item>7. Jm uͤbrigen iſt alhier noch zu mercken<lb/> der Spruch Pauli 1 Cor. 7, 17. <hi rendition="#fr">Die Beſchnei-<lb/> dung iſt nichts, die Vorhaut iſt nichts,<lb/> ſondern GOttes Gebot halten,</hi> das iſt der<lb/> Glaube, der durch die Liebe thaͤtig und gleich-<lb/> ſam das Hertz und die Seele der neuen Creatur<lb/> iſt. 1 Joh. 3, 23.</item> </list> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head>V. 16.</head><lb/> <p><hi rendition="#fr">Und wie viel nach dieſer Regel</hi> (daß<lb/> man ſich allein des Creutzes CHriſti zu ruͤhmen,<lb/> und darauf zur Seligkeit zu verlaſſen habe, und<lb/> alſo auch eine neue Creatur in CHriſto erfun-<lb/> den werde, gerades Weges) <hi rendition="#fr">einhergehen,</hi><lb/> (alſo daß ſie weder zur Rechten auf den Abweg<lb/> eines geſetzlichen, als zur Seligkeit verdienſtli-<lb/> chen, Gehorſams; noch zur Lincken auf die<lb/> fleiſchliche Sicherheit bey dem lautern Evange-<lb/> lio abweichen,) <hi rendition="#fr">uͤber die ſey</hi> (wie bishero<lb/> ſchon geweſen iſt, ferner mit vieler Vermeh-<lb/> rung,) <hi rendition="#fr">Friede,</hi> (welcher viele andere Heils-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Guͤter</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [584/0612]
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 6, v. 14. 15.
nes getreuen Lehrers, wenn er der Welt, und
ihm die Welt abgeſtorben iſt, alſo daß er ſie,
und ſie ihn gleichſam fuͤr einen Gecreutzigten und
Getoͤdteten haͤlt, vor deſſen Umgange einem
grauet: Weish. 2, 4. 15. alſo iſts hingegen ein
gewiſſes Kennzeichen eines Welt-Kindes, und
eines weltlich geſinneten Lehrers, wenn man mit
fleiſchlichen unbekehrten Leuten, ohne den Zweck
und die Frucht ſie zu erbauen, ſo gern umgehen
mag, ſie einen auch gern um ſich haben moͤgen,
und dabey in aller ihrer Eitelkeit verharren.
Denn gewißlich der Welt Freundſchaft iſt
GOttes Feindſchaft. Jac. 4, 4. Sonſt ſehe
man von der Kraft des Creutzes CHriſti zur
Rechtfertigung und Erneuerung Rom. 6, 2. u. f.
Gal. 1, 4. 2, 19. 20. 1 Pet. 2, 21-24. Nichts
weniger kan mit der ſeligen Gemeinſchaft des
Creutzes CHriſti beſtehen, als die Welt mit
ihrer Augen-Luſt, Fleiſches-Luſt, und hoffaͤrti-
gen Weſen. 1 Joh. 2, 15. 16. 17.
V. 15.
Denn in CHriſto JEſu (in der glaͤu-
bigen Gemeinſchaft mit CHriſto,) gilt (ver-
mag) weder Beſchneidung, noch Vorhaut
etwas, (weder das Judenthum, noch das Hei-
denthum wird als etwas ſonderbares angeſehen,
oder findet ein Theil vor dem andern einen Vor-
zug: iſt iemand als ein Jude beſchnitten wor-
den, ſo hilft es ihm an ſich zur Seligkeit auſſer
CHriſto nichts: iſt er aber unbeſchnitten, ſo
ſchadet es nichts: es hat alſo die geſchehene Be-
ſchneidung ſo wenig ein Vermoͤgen, zur Selig-
keit an ſich ſelbſt auſſer CHriſto beforderlich zu
ſeyn, als die Vorhaut einem an der Seligkeit
hinderlich faͤllt: und alſo vermag keines von
beyden etwas,) ſondern eine neue Creatur,
(da man aus dem Geiſte gebohren iſt, an Chri-
ſtum glaubet, und in ihm erfunden wird, daß
man ſeine Gerechtigkeit habe, und in ſeiner
Nachfolge ſtehe.)
Anmerckungen.
1. Die Verbindung dieſes Verſes mit dem
vorhergehenden iſt dieſe: Der Apoſtel zeiget die
Urſache an, warum, oder woher, ihm die Welt
und er der Welt gecreutziget ſey: und dieſelbe
nimt er her von der eigentlichen Beſchaffenheit
deſſen, der in der Gemeinſchaft mit CHriſto
ſtehet, welche iſt eine neue Creatur, und alſo
durch eine ſo hohe und wichtige Veraͤnderung
ſeines Gemuͤths der Welt abgeſtorben ſeyn, und
dergeſtalt CHriſto leben, daß er in einem le-
be.
2. Was der Apoſtel vorher c. 5, 6. vom
Glauben, der durch die Liebe thaͤtig iſt, geſa-
get hatte, das ſpricht er alhier von der neuen
Creatur, daß ſie allein in CHriſto JEſu, oder
bey ihm und in der Gemeinſchaft mit ihm gelte.
Und alſo erlaͤutert eines das andere gar ſchoͤn.
Denn der durch die Liebe thaͤtige Glaube wird
in uns gewircket, wenn wir zu neuen Creatu-
ren werden; und die neue Creatur, oder Na-
tur beſtehet vornehmlich in dem durch die Liebe
ſich thaͤtig erweiſenden Glauben.
3. Dieſe neue Natur heißt ſonſt auch der
Geiſt des Menſchen, welcher dem Fleiſche ent-
gegen geſetzet wird, auch in dieſer Epiſtel, als
c. 4, 29. 5, 16. 17. 19. 22, 24. 25. 6, 1. 8. 12. 13.
Siehe auch c. 3, 3. alwo mit dem Worte Geiſt
und Fleiſch zugleich auf die evangeliſche und
geſetzliche Oeconomie des Heils geſehen wird.
Siehe ferner Rom. 8, 1. 4. 2 Pet. 1, 4. Eph. 4,
24. Col. 3, 10. alwo der Geiſt der neue Menſch
heiſſt.
4. Wir ſehen auch aus dem Nachdruck
dieſes Worts, neue Creatur, daß zu der Ge-
meinſchaft mit JEſu, nachdem das Ebenbild,
ſo die menſchliche Natur in der erſten Schoͤ-
pfung empfangen hat, verlohren worden, eine
neue Schoͤpfung erfordert werde, und daß
die Wiedergeburt ein Werck goͤttlicher Allmacht
in uns ſey, dazu wir nichts beytragen koͤnnen,
ſo wenig, als etwas ſich ſelbſt erſchaffen kan.
Epheſ. 2, 10. 15. Und da wir in derſelben ſon-
derlich zum Glauben gebracht werden, ſo ſtellet
Paulus dieſes mit den allernachdruͤcklichſten
Worten vor Eph. 1, 19. 20.
5. Es wird mit den Worten, neue Crea-
tur, auch geſehen auf das gantze Neue Teſta-
ment, oder auf die neue Oeconomie des Heils,
im Gegenſatze auf die alte: davon es 2 Cor. 5,
17. heißt: Jſt iemand in CHriſto, ſo iſt er
eine neue Creatur. Das alte iſt vergan-
gen; ſiehe es iſt alles neue worden. Zu
welcher neuen Oeconomie nun auch billig eine
neue Creatur gehoͤret: als wodurch der Menſch
aus der leiblichen Beſchneidung zu der geiſtli-
chen koͤmmt Rom. 2, 18. 19. Coloſſ. 2, 11. 12.
nach welcher man GOTT dienet nicht mehr
im alten Weſen des Buchſtabens, ſondern im
neuen Weſen des Geiſtes. Rom. 7, 6.
6. Es koͤmmt demnach bey dem Dienſte
GOttes nach der Art des neuen Teſtaments ei-
gentlich aufs innerliche an, daß man GOTT
nach Art des innern und neuen Menſchen im
Geiſte und in der Wahrheit diene Joh. 4, 24.
aber auch das innere durch das aͤuſſere beweiſe:
Gleichwie es c. 5, 24. heiſſet: So wir im Geiſt
leben, ſo laſſet uns auch im Geiſt wan-
deln.
7. Jm uͤbrigen iſt alhier noch zu mercken
der Spruch Pauli 1 Cor. 7, 17. Die Beſchnei-
dung iſt nichts, die Vorhaut iſt nichts,
ſondern GOttes Gebot halten, das iſt der
Glaube, der durch die Liebe thaͤtig und gleich-
ſam das Hertz und die Seele der neuen Creatur
iſt. 1 Joh. 3, 23.
V. 16.
Und wie viel nach dieſer Regel (daß
man ſich allein des Creutzes CHriſti zu ruͤhmen,
und darauf zur Seligkeit zu verlaſſen habe, und
alſo auch eine neue Creatur in CHriſto erfun-
den werde, gerades Weges) einhergehen,
(alſo daß ſie weder zur Rechten auf den Abweg
eines geſetzlichen, als zur Seligkeit verdienſtli-
chen, Gehorſams; noch zur Lincken auf die
fleiſchliche Sicherheit bey dem lautern Evange-
lio abweichen,) uͤber die ſey (wie bishero
ſchon geweſen iſt, ferner mit vieler Vermeh-
rung,) Friede, (welcher viele andere Heils-
Guͤter
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |