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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 6, v. 13. 14. an die Galater.
[Spaltenumbruch]
Anmerckungen.

1. Die falschen Lehrer hatten zum Zwecke
theils die Vermeidung der Verfolgung und gu-
te Tage v. 12. theils einen fleischlichen Ruhm;
und zwar wider Paulum. Denn sie wolten es
besser gemachet haben, als er. Und diesen Ruhm
suchten sie von dem Fleische der Galater, das
ist, durch die Beschneidung, welche am Fleische
geschahe, und wobey sie die Leute nur auf äus-
serliche Satzungen des Levitischen Gottesdien-
stes und auf den äusserlichen Buchstaben des
Gesetzes führeten. Welches der Apostel auch
vorher das Fleisch nennet, nemlich im Gegen-
satz auf die Oeconomie des Evangelii, welche
dagegen Geist heisset. c. 3, 2. Siehe auch 2.
Cor. 3, 17. Es zeiget der Apostel mit dem Wor-
te Fleisch zugleich an, daß sich die verführischen
Lehrer um den Geist, oder um die unsterbli-
che Seelen
der Menschen, wie die möchten
recht aus GOTT, oder aus dem geistlichen
Saamen des Evangelii wiedergebohren und mit
der Speise des Evangelii genehret werden, we-
nig oder gar nichts bekümmert haben; gleich-
wie sie selbst davon sind entfernet gewesen.

2. Gleichwie es ein rechter Character recht-
schaffner Lehrer ist, die Seelen bey der äusserli-
chen Bekäntniß der Christlichen und Evangeli-
schen Religion zu GOTT zu führen: so ist es
hingegen die Eigenschaft der fleischlich gesinne-
ten und falschen Religions-Eiferer, daß sie
nur dahin trachten, wie sie iemand mögen, wo
nicht vom Heiden- oder Judenthum, doch von
einer Kirche anderer Confession durch äusserliche
Bekäntniß zu der ihrigen bringen: um den in-
nern Grund des Hertzens mag es stehen, wie
es immer will. Das war die Art der alten
Pharisäer Matth. 23, 15. 23. die noch immer
viel Nachfolger haben, welche andere zur fleisch-
lichen Anhänglichkeit an sich ziehen. Ap. Gesch.
20, 30.

V. 14.

Es sey aber (daß ich der falschen Ruhm-
sucht die lautere Begierde eines richtigen Ruhms
entgegen setze,) ferne von mir rühmen,
(und mein Vertrauen worauf zu setzen,) denn
allein von dem Creutze unsers HERRN
JESU CHristi,
(oder von seinem Versöh-
nungs-Tode, wodurch er uns von der Schuld,
Strafe und Herrschaft der Sünden, wie auch
folglich von dem Fluche und Joche des Gesetzes,
auch von dem Zorne GOttes, und von der Ge-
walt des Teufels erlöset hat; als welches der
rechte Mittel-Punct der gantzen Christlichen
Religion ist, damit alle übrige zum Grunde und
zur Ordnung des Heils gehörige Wahrheiten
verknüpfet sind; welches Creutz CHristi auch
die Gemeinschaft seiner Leiden, daran die fal-
schen Lehrer gar nicht wolten, mit sich führet:)
durch welchen mir die Welt (und alles was
ausser CHristo dazu gehöret, und also auch die
äusserlichen Jüdischen Satzungen, welche c. 3,
3. 9. nebst der Beschneidung die dürftigen Ele-
mente dieser Welt genennet werden,) gecreu-
tziget ist,
(gantz verleidet ist, also, daß die
[Spaltenumbruch] Welt mir abgestorben ist, und ich sie für etwas
todtes, ja für so etwas widriges halte, davon
einer sich, als von einem gecreutzigten Menschen
abkehret; da sie mir so wenig helfen kan, als
ein um seiner eignen Sünden willen gecreutzig-
ter, oder doch blosser Mensch:) und ich der
Welt,
(als die mich hinwieder für einen sol-
chen hält, der ihr gantz abgestorben, und daher
mit mir so wenig Gemeinschaft hat, als mir ei-
nem Todten, sondern einen grossen Eckel vor mir
wider mich bezeuget. Und dazu hat mir das
Creutz Christi in seiner wahren Zueignung gedie-
net.)

Anmerckungen.
1. Ein anders ist, etwas ausser CHristo
und seinem Creutze haben; ein anders sich des-
selben rühmen, und sich mit Hindansetzung
CHristi darauf verlassen. Paulus hatte wohl
etwas, das an sich nicht zu verachten war, ja
seinen guten Wehrt hatte; nicht allein das,
was er nach Jüdischer Art anführet Phil. 3, 4.
5. 2 Cor. 11, 18. u. f. sondern auch sein hohes
und so hoch begabtes Apostel-Amt, und die Un-
sträflichkeit seines Wandels: allein dieses alles
besaß er ohne allen fleischlichen Ruhm in aller
Demuth, und verließ sich auf nichts, als al-
lein auf CHristum. Jn welchem Sinne er
1 Cor. 2, 3. schreibet: Jch hielte mich nicht
dafür, daß ich etwas wüste unter euch,
ohne allein JEsum CHristum,
kai touton
esauromenon, und zwar den Gecreutzig-
ten.
2. Die abergläubischen Leute im Pabst-
thum, welche mehr an dem äusserlichen Holtze
des Creutzes CHristi, davon doch auch vor
längst nichts mehr in der Welt übrig geblieben,
hangen, als an Christo dem Gecreutzigten selbst,
sind gar sehr entfernet von dem Sinne Pauli
und der ersten Christen: als welche daraus, als
sie dasselbe noch vor Augen gehabt, gar nichts
gemacht haben. Daß aber schon im vier-
ten Seculo sich eine unbefugte Anhänglichkeit
angehoben hat, ist aus den Kirchen-Geschichten
bekant.
3. Der Glaube an CHristum den Gecreu-
tzigten, wo er rechtschaffen ist, bringet auch ge-
meiniglich eine solche Gemeinschaft der Leiden
mit sich, daß man dem HErrn CHristo sein
Creutz nachzutragen hat. Col. 1, 24. Wie er
denn auch niemanden für seinen rechten Jünger
erkennet, der es nicht willig auf sich nimmt.
Matth. 10, 38. 16, 24. Wie wenig sich Pau-
lus des Creutzes CHristi und der Gemeinschaft
seiner Leiden geschämet habe, siehet man aus
seinem gantzen Leben, und sonderlich aus den
Orten Rom. 1, 16. 1 Cor. 1. 2. 3. Phil. 3. Eph.
3, 13. 2 Tim. 1, 8. 12. 16.
4. So bald die Verbindung einer Seele
durch den Glauben mit CHristo geschiehet, so
wird dadurch zugleich das Band, so sie in der
herrschenden Sünde mit der Welt hatte, aufge-
löset, und zertrennet. Daher denn ein Theil dem
andern den Kauf aufsaget.
5. Gleichwie es nun ein Character ist ei-
nes rechtschaffnen Christen, und sonderlich ei-
nes
Cap. 6, v. 13. 14. an die Galater.
[Spaltenumbruch]
Anmerckungen.

1. Die falſchen Lehrer hatten zum Zwecke
theils die Vermeidung der Verfolgung und gu-
te Tage v. 12. theils einen fleiſchlichen Ruhm;
und zwar wider Paulum. Denn ſie wolten es
beſſer gemachet haben, als er. Und dieſen Ruhm
ſuchten ſie von dem Fleiſche der Galater, das
iſt, durch die Beſchneidung, welche am Fleiſche
geſchahe, und wobey ſie die Leute nur auf aͤuſ-
ſerliche Satzungen des Levitiſchen Gottesdien-
ſtes und auf den aͤuſſerlichen Buchſtaben des
Geſetzes fuͤhreten. Welches der Apoſtel auch
vorher das Fleiſch nennet, nemlich im Gegen-
ſatz auf die Oeconomie des Evangelii, welche
dagegen Geiſt heiſſet. c. 3, 2. Siehe auch 2.
Cor. 3, 17. Es zeiget der Apoſtel mit dem Wor-
te Fleiſch zugleich an, daß ſich die verfuͤhriſchen
Lehrer um den Geiſt, oder um die unſterbli-
che Seelen
der Menſchen, wie die moͤchten
recht aus GOTT, oder aus dem geiſtlichen
Saamen des Evangelii wiedergebohren und mit
der Speiſe des Evangelii genehret werden, we-
nig oder gar nichts bekuͤmmert haben; gleich-
wie ſie ſelbſt davon ſind entfernet geweſen.

2. Gleichwie es ein rechter Character recht-
ſchaffner Lehrer iſt, die Seelen bey der aͤuſſerli-
chen Bekaͤntniß der Chriſtlichen und Evangeli-
ſchen Religion zu GOTT zu fuͤhren: ſo iſt es
hingegen die Eigenſchaft der fleiſchlich geſinne-
ten und falſchen Religions-Eiferer, daß ſie
nur dahin trachten, wie ſie iemand moͤgen, wo
nicht vom Heiden- oder Judenthum, doch von
einer Kirche anderer Confeſſion durch aͤuſſerliche
Bekaͤntniß zu der ihrigen bringen: um den in-
nern Grund des Hertzens mag es ſtehen, wie
es immer will. Das war die Art der alten
Phariſaͤer Matth. 23, 15. 23. die noch immer
viel Nachfolger haben, welche andere zur fleiſch-
lichen Anhaͤnglichkeit an ſich ziehen. Ap. Geſch.
20, 30.

V. 14.

Es ſey aber (daß ich der falſchen Ruhm-
ſucht die lautere Begierde eines richtigen Ruhms
entgegen ſetze,) ferne von mir ruͤhmen,
(und mein Vertrauen worauf zu ſetzen,) denn
allein von dem Creutze unſers HERRN
JESU CHriſti,
(oder von ſeinem Verſoͤh-
nungs-Tode, wodurch er uns von der Schuld,
Strafe und Herrſchaft der Suͤnden, wie auch
folglich von dem Fluche und Joche des Geſetzes,
auch von dem Zorne GOttes, und von der Ge-
walt des Teufels erloͤſet hat; als welches der
rechte Mittel-Punct der gantzen Chriſtlichen
Religion iſt, damit alle uͤbrige zum Grunde und
zur Ordnung des Heils gehoͤrige Wahrheiten
verknuͤpfet ſind; welches Creutz CHriſti auch
die Gemeinſchaft ſeiner Leiden, daran die fal-
ſchen Lehrer gar nicht wolten, mit ſich fuͤhret:)
durch welchen mir die Welt (und alles was
auſſer CHriſto dazu gehoͤret, und alſo auch die
aͤuſſerlichen Juͤdiſchen Satzungen, welche c. 3,
3. 9. nebſt der Beſchneidung die duͤrftigen Ele-
mente dieſer Welt genennet werden,) gecreu-
tziget iſt,
(gantz verleidet iſt, alſo, daß die
[Spaltenumbruch] Welt mir abgeſtorben iſt, und ich ſie fuͤr etwas
todtes, ja fuͤr ſo etwas widriges halte, davon
einer ſich, als von einem gecreutzigten Menſchen
abkehret; da ſie mir ſo wenig helfen kan, als
ein um ſeiner eignen Suͤnden willen gecreutzig-
ter, oder doch bloſſer Menſch:) und ich der
Welt,
(als die mich hinwieder fuͤr einen ſol-
chen haͤlt, der ihr gantz abgeſtorben, und daher
mit mir ſo wenig Gemeinſchaft hat, als mir ei-
nem Todten, ſondern einen groſſen Eckel vor mir
wider mich bezeuget. Und dazu hat mir das
Creutz Chriſti in ſeiner wahren Zueignung gedie-
net.)

Anmerckungen.
1. Ein anders iſt, etwas auſſer CHriſto
und ſeinem Creutze haben; ein anders ſich deſ-
ſelben ruͤhmen, und ſich mit Hindanſetzung
CHriſti darauf verlaſſen. Paulus hatte wohl
etwas, das an ſich nicht zu verachten war, ja
ſeinen guten Wehrt hatte; nicht allein das,
was er nach Juͤdiſcher Art anfuͤhret Phil. 3, 4.
5. 2 Cor. 11, 18. u. f. ſondern auch ſein hohes
und ſo hoch begabtes Apoſtel-Amt, und die Un-
ſtraͤflichkeit ſeines Wandels: allein dieſes alles
beſaß er ohne allen fleiſchlichen Ruhm in aller
Demuth, und verließ ſich auf nichts, als al-
lein auf CHriſtum. Jn welchem Sinne er
1 Cor. 2, 3. ſchreibet: Jch hielte mich nicht
dafuͤr, daß ich etwas wuͤſte unter euch,
ohne allein JEſum CHriſtum,
καὶ τοῦτον
ἐςαυρωμένον, und zwar den Gecreutzig-
ten.
2. Die aberglaͤubiſchen Leute im Pabſt-
thum, welche mehr an dem aͤuſſerlichen Holtze
des Creutzes CHriſti, davon doch auch vor
laͤngſt nichts mehr in der Welt uͤbrig geblieben,
hangen, als an Chriſto dem Gecreutzigten ſelbſt,
ſind gar ſehr entfernet von dem Sinne Pauli
und der erſten Chriſten: als welche daraus, als
ſie daſſelbe noch vor Augen gehabt, gar nichts
gemacht haben. Daß aber ſchon im vier-
ten Seculo ſich eine unbefugte Anhaͤnglichkeit
angehoben hat, iſt aus den Kirchen-Geſchichten
bekant.
3. Der Glaube an CHriſtum den Gecreu-
tzigten, wo er rechtſchaffen iſt, bringet auch ge-
meiniglich eine ſolche Gemeinſchaft der Leiden
mit ſich, daß man dem HErrn CHriſto ſein
Creutz nachzutragen hat. Col. 1, 24. Wie er
denn auch niemanden fuͤr ſeinen rechten Juͤnger
erkennet, der es nicht willig auf ſich nimmt.
Matth. 10, 38. 16, 24. Wie wenig ſich Pau-
lus des Creutzes CHriſti und der Gemeinſchaft
ſeiner Leiden geſchaͤmet habe, ſiehet man aus
ſeinem gantzen Leben, und ſonderlich aus den
Orten Rom. 1, 16. 1 Cor. 1. 2. 3. Phil. 3. Eph.
3, 13. 2 Tim. 1, 8. 12. 16.
4. So bald die Verbindung einer Seele
durch den Glauben mit CHriſto geſchiehet, ſo
wird dadurch zugleich das Band, ſo ſie in der
herrſchenden Suͤnde mit der Welt hatte, aufge-
loͤſet, und zertrennet. Daher denn ein Theil dem
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nes rechtſchaffnen Chriſten, und ſonderlich ei-
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[583/0611] Cap. 6, v. 13. 14. an die Galater. Anmerckungen. 1. Die falſchen Lehrer hatten zum Zwecke theils die Vermeidung der Verfolgung und gu- te Tage v. 12. theils einen fleiſchlichen Ruhm; und zwar wider Paulum. Denn ſie wolten es beſſer gemachet haben, als er. Und dieſen Ruhm ſuchten ſie von dem Fleiſche der Galater, das iſt, durch die Beſchneidung, welche am Fleiſche geſchahe, und wobey ſie die Leute nur auf aͤuſ- ſerliche Satzungen des Levitiſchen Gottesdien- ſtes und auf den aͤuſſerlichen Buchſtaben des Geſetzes fuͤhreten. Welches der Apoſtel auch vorher das Fleiſch nennet, nemlich im Gegen- ſatz auf die Oeconomie des Evangelii, welche dagegen Geiſt heiſſet. c. 3, 2. Siehe auch 2. Cor. 3, 17. Es zeiget der Apoſtel mit dem Wor- te Fleiſch zugleich an, daß ſich die verfuͤhriſchen Lehrer um den Geiſt, oder um die unſterbli- che Seelen der Menſchen, wie die moͤchten recht aus GOTT, oder aus dem geiſtlichen Saamen des Evangelii wiedergebohren und mit der Speiſe des Evangelii genehret werden, we- nig oder gar nichts bekuͤmmert haben; gleich- wie ſie ſelbſt davon ſind entfernet geweſen. 2. Gleichwie es ein rechter Character recht- ſchaffner Lehrer iſt, die Seelen bey der aͤuſſerli- chen Bekaͤntniß der Chriſtlichen und Evangeli- ſchen Religion zu GOTT zu fuͤhren: ſo iſt es hingegen die Eigenſchaft der fleiſchlich geſinne- ten und falſchen Religions-Eiferer, daß ſie nur dahin trachten, wie ſie iemand moͤgen, wo nicht vom Heiden- oder Judenthum, doch von einer Kirche anderer Confeſſion durch aͤuſſerliche Bekaͤntniß zu der ihrigen bringen: um den in- nern Grund des Hertzens mag es ſtehen, wie es immer will. Das war die Art der alten Phariſaͤer Matth. 23, 15. 23. die noch immer viel Nachfolger haben, welche andere zur fleiſch- lichen Anhaͤnglichkeit an ſich ziehen. Ap. Geſch. 20, 30. V. 14. Es ſey aber (daß ich der falſchen Ruhm- ſucht die lautere Begierde eines richtigen Ruhms entgegen ſetze,) ferne von mir ruͤhmen, (und mein Vertrauen worauf zu ſetzen,) denn allein von dem Creutze unſers HERRN JESU CHriſti, (oder von ſeinem Verſoͤh- nungs-Tode, wodurch er uns von der Schuld, Strafe und Herrſchaft der Suͤnden, wie auch folglich von dem Fluche und Joche des Geſetzes, auch von dem Zorne GOttes, und von der Ge- walt des Teufels erloͤſet hat; als welches der rechte Mittel-Punct der gantzen Chriſtlichen Religion iſt, damit alle uͤbrige zum Grunde und zur Ordnung des Heils gehoͤrige Wahrheiten verknuͤpfet ſind; welches Creutz CHriſti auch die Gemeinſchaft ſeiner Leiden, daran die fal- ſchen Lehrer gar nicht wolten, mit ſich fuͤhret:) durch welchen mir die Welt (und alles was auſſer CHriſto dazu gehoͤret, und alſo auch die aͤuſſerlichen Juͤdiſchen Satzungen, welche c. 3, 3. 9. nebſt der Beſchneidung die duͤrftigen Ele- mente dieſer Welt genennet werden,) gecreu- tziget iſt, (gantz verleidet iſt, alſo, daß die Welt mir abgeſtorben iſt, und ich ſie fuͤr etwas todtes, ja fuͤr ſo etwas widriges halte, davon einer ſich, als von einem gecreutzigten Menſchen abkehret; da ſie mir ſo wenig helfen kan, als ein um ſeiner eignen Suͤnden willen gecreutzig- ter, oder doch bloſſer Menſch:) und ich der Welt, (als die mich hinwieder fuͤr einen ſol- chen haͤlt, der ihr gantz abgeſtorben, und daher mit mir ſo wenig Gemeinſchaft hat, als mir ei- nem Todten, ſondern einen groſſen Eckel vor mir wider mich bezeuget. Und dazu hat mir das Creutz Chriſti in ſeiner wahren Zueignung gedie- net.) Anmerckungen. 1. Ein anders iſt, etwas auſſer CHriſto und ſeinem Creutze haben; ein anders ſich deſ- ſelben ruͤhmen, und ſich mit Hindanſetzung CHriſti darauf verlaſſen. Paulus hatte wohl etwas, das an ſich nicht zu verachten war, ja ſeinen guten Wehrt hatte; nicht allein das, was er nach Juͤdiſcher Art anfuͤhret Phil. 3, 4. 5. 2 Cor. 11, 18. u. f. ſondern auch ſein hohes und ſo hoch begabtes Apoſtel-Amt, und die Un- ſtraͤflichkeit ſeines Wandels: allein dieſes alles beſaß er ohne allen fleiſchlichen Ruhm in aller Demuth, und verließ ſich auf nichts, als al- lein auf CHriſtum. Jn welchem Sinne er 1 Cor. 2, 3. ſchreibet: Jch hielte mich nicht dafuͤr, daß ich etwas wuͤſte unter euch, ohne allein JEſum CHriſtum, καὶ τοῦτον ἐςαυρωμένον, und zwar den Gecreutzig- ten. 2. Die aberglaͤubiſchen Leute im Pabſt- thum, welche mehr an dem aͤuſſerlichen Holtze des Creutzes CHriſti, davon doch auch vor laͤngſt nichts mehr in der Welt uͤbrig geblieben, hangen, als an Chriſto dem Gecreutzigten ſelbſt, ſind gar ſehr entfernet von dem Sinne Pauli und der erſten Chriſten: als welche daraus, als ſie daſſelbe noch vor Augen gehabt, gar nichts gemacht haben. Daß aber ſchon im vier- ten Seculo ſich eine unbefugte Anhaͤnglichkeit angehoben hat, iſt aus den Kirchen-Geſchichten bekant. 3. Der Glaube an CHriſtum den Gecreu- tzigten, wo er rechtſchaffen iſt, bringet auch ge- meiniglich eine ſolche Gemeinſchaft der Leiden mit ſich, daß man dem HErrn CHriſto ſein Creutz nachzutragen hat. Col. 1, 24. Wie er denn auch niemanden fuͤr ſeinen rechten Juͤnger erkennet, der es nicht willig auf ſich nimmt. Matth. 10, 38. 16, 24. Wie wenig ſich Pau- lus des Creutzes CHriſti und der Gemeinſchaft ſeiner Leiden geſchaͤmet habe, ſiehet man aus ſeinem gantzen Leben, und ſonderlich aus den Orten Rom. 1, 16. 1 Cor. 1. 2. 3. Phil. 3. Eph. 3, 13. 2 Tim. 1, 8. 12. 16. 4. So bald die Verbindung einer Seele durch den Glauben mit CHriſto geſchiehet, ſo wird dadurch zugleich das Band, ſo ſie in der herrſchenden Suͤnde mit der Welt hatte, aufge- loͤſet, und zertrennet. Daher denn ein Theil dem andern den Kauf aufſaget. 5. Gleichwie es nun ein Character iſt ei- nes rechtſchaffnen Chriſten, und ſonderlich ei- nes

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 583. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/611>, abgerufen am 24.11.2024.