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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 5, v. 9. 10. an die Galater.
[Spaltenumbruch] fahrt der Seele ankömmt. Es mag eine Lehre,
oder andere Sache noch so einen guten Schein
haben, so muß sie doch wohl nach dem Worte
GOttes geprüfet werden. Darum Johannes
Ep. 1. c. 4, 1. schreibet: Jhr Lieben, glau-
bet nicht einem ieglichen Geiste, sondern
prüfet die Geister, ob sie von GOTT
sind etc.

V. 9.

Ein wenig Sauerteig versäuret den
gantzen Teig,
(also auch ein unter die Wahr-
heit gemengter Jrrthum greifet um sich, und
verderbet auch die übrigen; wenn er zumal von
solcher Beschaffenheit ist, daß er einen beson-
dern Einfluß in dieselben hat: wie alhier diese
Jrrlehre war, daß man die Seligkeit nicht al-
lein durch CHristum, sondern auch durch die
Beschneidung und den übrigen gesetzlichen Ge-
horsam erlangen müste.)

Anmerckungen.
1. Man siehet alhier abermal, daß die Ga-
later nicht von der gantzen Christlichen Religion
abgeführet worden, sondern nur sonderlich in
dem Haupt-Puncte, der auf das Mittler-Amt
und auf die Erlösung CHristi, und auf die da-
her entstehende Rechtfertigung ging. Damit
sie aber nicht meinen möchten, als wenn sol-
ches, da sie doch im übrigen bey der Lehre von
CHristo blieben, nicht viel zu sagen hätte, so
bedienet er sich des Gleichnisses vom Sauer-
teige,
um damit die grosse Gefahr anzuzeigen:
gleichwie er auch gegen die Corinthier dasselbe
angeführet hat 1 Cor. 5, 6. doch also, daß er da-
selbst mit dem Sauerteige auf ärgerliche Exem-
pel im Leben siehet. Von verführischer Lehre
spricht er sonst gar nachdrücklich 2 Tim. 2, 17.
Jhr Wort frisset um sich wie der [K]rebs.
Wie unser Heiland wider den Sauerteig der
Pharisäer
in Lehr und Leben gewarnet habe,
siehet man Matth. 16, 6. Marc. 8, 15. Luc.
12, 1.
2. Es ist freylich an dem, daß eine solche
falsche Lehre, die zum Grunde und zur Ord-
nung des Heils gehöret, sehr schädlich ist, und
der Seelen-Schade sich davon gar leichtlich bis
zum Schiffbruch am Glauben ausbreiten kan,
1 Tim. 1, 19; und man sich daher gar sorgfältig
davor zu hüten hat: indessen aber ist doch auch
zu mercken, daß nicht ein ieder Jrrthum von
solcher Art ist, oder auch manche Seele vor der-
selben wircklichen Schaden gnädiglich bewahret
wird, also daß sie an der Gnade GOttes gleich-
sam ein antidotum, ein kräftiges Mittel dage-
gen hat. Deßwegen aber doch keine Wahr-
heit an sich selbst für gering zu achten ist.
3. Was man sonst von der Wahrheit sa-
get, daß sie catenata sey, oder Kettenweise an
einander hange, das gilt auch in gewissen Stü-
cken von den Jrrthümern, sonderlich von den
Haupt-Jrrthümern, als die von solcher Be-
schaffenheit sind, daß immer einer aus den an-
dern herkömmt: Daher man sich so viel mehr
vor solchen irrigen Grund-Sätzen zu hüten
hat.
[Spaltenumbruch]
V. 10.

Jch versehe mich (in dem guten Vertrau-
en) zu euch in dem HErrn (JEsu CHristo,
also daß mein Vertrauen zu euch sich gründet
auf die Treue desselben, daß, da er euch so gnä-
diglich berufen, und das gute Werck in euch an-
gefangen hat, er werde euch aus dieser Versu-
chung erretten, und ihr werdet solche Errettung
lassen statt finden,) ihr werdet nicht an-
ders gesinnet seyn,
(zumal nach Verlesung
dieses meines Briefes, also daß ihr euch als
verrenckte Glieder werdet wieder einrichten las-
sen.) Wer euch aber irre machet, (ta-
rasson, also daß er euch aus der Gewissens-
Ruhe, die ihr bey dem Evangelio in CHristo
gehabt habt, in eine Unruhe bringet, und euch
in Angst und Schrecken des Hertzens setzet;
wie ihr bey dem gesetzlichen Wege wol werdet
empfunden haben,) der wird sein Urtheil
(so wie er es der Strafe nach verdienet,) tra-
gen,
(daß er, da er den von CHristo erlöseten
Seelen unerträgliche Lasten des Gesetzes aufladet
Act. 15, 10. wohl fühlen wird, was er über sich
gezogen hat,) er sey, wer er wolle, (führe
noch so einen guten Schein, habe noch so vor-
trefliche Gaben, und gebe sich da und dafür
aus.)

Anmerckungen.
1. Hier heisset es bey Paulo: Die Liebe
hoffet alles
1 Cor. 13, 7. gleichwie sie auch am
meisten bessert. Es konte auch dieses gegen
die Galater bezeugete Vertrauen dieselbe am er-
sten fassen, und sie durch GOttes mitwircken-
de Gnade dahin lencken, daß sie solches nicht
allein unterhielten, sondern auch gegen sich ver-
mehreten.
2. Jn dem HErrn, ist Pauli gewöhn-
liche Redens-Art, womit er bezeuget, wie daß
er sich in der Gemeinschaft mit CHristo, dem
HErrn, oder grossen Jehova, befinde, aus
und in desselben Kraft alles thue und wircke, und
alles sein Vertrauen auf seinen Segen gründe,
auch alle Frucht seines Amts daher erwarte: zu
einem schönen Exempel der Nachfolge allen
rechtschaffnen Lehrern und Christen insgemein.
Jnsonderheit siehet er damit auf des HErrn be-
kante Hirten-Treue, nach welcher er sich seine
Schafe nicht würde nehmen, oder aus seiner
Hand reissen lassen Joh. 10. 1 Cor. 1, 8. 9. c. 10,
13. Phil. 1, 6. 1 Thess. 5, 25.
3. O wie wohl ist es gethan, wo Lehrer
und Zuhörer gleich gesinnet sind; und zwar
nach GOTT: da es sonsten leider geschiehet,
daß der Sinn des Fleisches so wol bey manchen
Lehrern, als Zuhörern herrschet; also daß man
auch daher von solchen Lehrern, die auf ein recht
lauteres, aber dabey auch auf ein thätiges Ev-
angelisches Christenthum gehen, gar ferne ist,
sie auch wol gar für unrichtig hält und ver-
wirft.
4. Daß über die Verführer ein schärfer
Urtheil ergehet, als über die Verführte, das
siehet man auch aus dem Exempel des Satans
und der ersten Eltern, die von ihm verführet wor-
den.
A a a a 3

Cap. 5, v. 9. 10. an die Galater.
[Spaltenumbruch] fahrt der Seele ankoͤmmt. Es mag eine Lehre,
oder andere Sache noch ſo einen guten Schein
haben, ſo muß ſie doch wohl nach dem Worte
GOttes gepruͤfet werden. Darum Johannes
Ep. 1. c. 4, 1. ſchreibet: Jhr Lieben, glau-
bet nicht einem ieglichen Geiſte, ſondern
pruͤfet die Geiſter, ob ſie von GOTT
ſind ꝛc.

V. 9.

Ein wenig Sauerteig verſaͤuret den
gantzen Teig,
(alſo auch ein unter die Wahr-
heit gemengter Jrrthum greifet um ſich, und
verderbet auch die uͤbrigen; wenn er zumal von
ſolcher Beſchaffenheit iſt, daß er einen beſon-
dern Einfluß in dieſelben hat: wie alhier dieſe
Jrrlehre war, daß man die Seligkeit nicht al-
lein durch CHriſtum, ſondern auch durch die
Beſchneidung und den uͤbrigen geſetzlichen Ge-
horſam erlangen muͤſte.)

Anmerckungen.
1. Man ſiehet alhier abermal, daß die Ga-
later nicht von der gantzen Chriſtlichen Religion
abgefuͤhret worden, ſondern nur ſonderlich in
dem Haupt-Puncte, der auf das Mittler-Amt
und auf die Erloͤſung CHriſti, und auf die da-
her entſtehende Rechtfertigung ging. Damit
ſie aber nicht meinen moͤchten, als wenn ſol-
ches, da ſie doch im uͤbrigen bey der Lehre von
CHriſto blieben, nicht viel zu ſagen haͤtte, ſo
bedienet er ſich des Gleichniſſes vom Sauer-
teige,
um damit die groſſe Gefahr anzuzeigen:
gleichwie er auch gegen die Corinthier daſſelbe
angefuͤhret hat 1 Cor. 5, 6. doch alſo, daß er da-
ſelbſt mit dem Sauerteige auf aͤrgerliche Exem-
pel im Leben ſiehet. Von verfuͤhriſcher Lehre
ſpricht er ſonſt gar nachdruͤcklich 2 Tim. 2, 17.
Jhr Wort friſſet um ſich wie der [K]rebs.
Wie unſer Heiland wider den Sauerteig der
Phariſaͤer
in Lehr und Leben gewarnet habe,
ſiehet man Matth. 16, 6. Marc. 8, 15. Luc.
12, 1.
2. Es iſt freylich an dem, daß eine ſolche
falſche Lehre, die zum Grunde und zur Ord-
nung des Heils gehoͤret, ſehr ſchaͤdlich iſt, und
der Seelen-Schade ſich davon gar leichtlich bis
zum Schiffbruch am Glauben ausbreiten kan,
1 Tim. 1, 19; und man ſich daher gar ſorgfaͤltig
davor zu huͤten hat: indeſſen aber iſt doch auch
zu mercken, daß nicht ein ieder Jrrthum von
ſolcher Art iſt, oder auch manche Seele vor der-
ſelben wircklichen Schaden gnaͤdiglich bewahret
wird, alſo daß ſie an der Gnade GOttes gleich-
ſam ein antidotum, ein kraͤftiges Mittel dage-
gen hat. Deßwegen aber doch keine Wahr-
heit an ſich ſelbſt fuͤr gering zu achten iſt.
3. Was man ſonſt von der Wahrheit ſa-
get, daß ſie catenata ſey, oder Kettenweiſe an
einander hange, das gilt auch in gewiſſen Stuͤ-
cken von den Jrrthuͤmern, ſonderlich von den
Haupt-Jrrthuͤmern, als die von ſolcher Be-
ſchaffenheit ſind, daß immer einer aus den an-
dern herkoͤmmt: Daher man ſich ſo viel mehr
vor ſolchen irrigen Grund-Saͤtzen zu huͤten
hat.
[Spaltenumbruch]
V. 10.

Jch verſehe mich (in dem guten Vertrau-
en) zu euch in dem HErrn (JEſu CHriſto,
alſo daß mein Vertrauen zu euch ſich gruͤndet
auf die Treue deſſelben, daß, da er euch ſo gnaͤ-
diglich berufen, und das gute Werck in euch an-
gefangen hat, er werde euch aus dieſer Verſu-
chung erretten, und ihr werdet ſolche Errettung
laſſen ſtatt finden,) ihr werdet nicht an-
ders geſinnet ſeyn,
(zumal nach Verleſung
dieſes meines Briefes, alſo daß ihr euch als
verrenckte Glieder werdet wieder einrichten laſ-
ſen.) Wer euch aber irre machet, (τα-
ράσσων, alſo daß er euch aus der Gewiſſens-
Ruhe, die ihr bey dem Evangelio in CHriſto
gehabt habt, in eine Unruhe bringet, und euch
in Angſt und Schrecken des Hertzens ſetzet;
wie ihr bey dem geſetzlichen Wege wol werdet
empfunden haben,) der wird ſein Urtheil
(ſo wie er es der Strafe nach verdienet,) tra-
gen,
(daß er, da er den von CHriſto erloͤſeten
Seelen unertraͤgliche Laſten des Geſetzes aufladet
Act. 15, 10. wohl fuͤhlen wird, was er uͤber ſich
gezogen hat,) er ſey, wer er wolle, (fuͤhre
noch ſo einen guten Schein, habe noch ſo vor-
trefliche Gaben, und gebe ſich da und dafuͤr
aus.)

Anmerckungen.
1. Hier heiſſet es bey Paulo: Die Liebe
hoffet alles
1 Cor. 13, 7. gleichwie ſie auch am
meiſten beſſert. Es konte auch dieſes gegen
die Galater bezeugete Vertrauen dieſelbe am er-
ſten faſſen, und ſie durch GOttes mitwircken-
de Gnade dahin lencken, daß ſie ſolches nicht
allein unterhielten, ſondern auch gegen ſich ver-
mehreten.
2. Jn dem HErrn, iſt Pauli gewoͤhn-
liche Redens-Art, womit er bezeuget, wie daß
er ſich in der Gemeinſchaft mit CHriſto, dem
HErrn, oder groſſen Jehova, befinde, aus
und in deſſelben Kraft alles thue und wircke, und
alles ſein Vertrauen auf ſeinen Segen gruͤnde,
auch alle Frucht ſeines Amts daher erwarte: zu
einem ſchoͤnen Exempel der Nachfolge allen
rechtſchaffnen Lehrern und Chriſten insgemein.
Jnſonderheit ſiehet er damit auf des HErrn be-
kante Hirten-Treue, nach welcher er ſich ſeine
Schafe nicht wuͤrde nehmen, oder aus ſeiner
Hand reiſſen laſſen Joh. 10. 1 Cor. 1, 8. 9. c. 10,
13. Phil. 1, 6. 1 Theſſ. 5, 25.
3. O wie wohl iſt es gethan, wo Lehrer
und Zuhoͤrer gleich geſinnet ſind; und zwar
nach GOTT: da es ſonſten leider geſchiehet,
daß der Sinn des Fleiſches ſo wol bey manchen
Lehrern, als Zuhoͤrern herrſchet; alſo daß man
auch daher von ſolchen Lehrern, die auf ein recht
lauteres, aber dabey auch auf ein thaͤtiges Ev-
angeliſches Chriſtenthum gehen, gar ferne iſt,
ſie auch wol gar fuͤr unrichtig haͤlt und ver-
wirft.
4. Daß uͤber die Verfuͤhrer ein ſchaͤrfer
Urtheil ergehet, als uͤber die Verfuͤhrte, das
ſiehet man auch aus dem Exempel des Satans
und der erſten Eltern, die von ihm verfuͤhret wor-
den.
A a a a 3
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[557/0585] Cap. 5, v. 9. 10. an die Galater. fahrt der Seele ankoͤmmt. Es mag eine Lehre, oder andere Sache noch ſo einen guten Schein haben, ſo muß ſie doch wohl nach dem Worte GOttes gepruͤfet werden. Darum Johannes Ep. 1. c. 4, 1. ſchreibet: Jhr Lieben, glau- bet nicht einem ieglichen Geiſte, ſondern pruͤfet die Geiſter, ob ſie von GOTT ſind ꝛc. V. 9. Ein wenig Sauerteig verſaͤuret den gantzen Teig, (alſo auch ein unter die Wahr- heit gemengter Jrrthum greifet um ſich, und verderbet auch die uͤbrigen; wenn er zumal von ſolcher Beſchaffenheit iſt, daß er einen beſon- dern Einfluß in dieſelben hat: wie alhier dieſe Jrrlehre war, daß man die Seligkeit nicht al- lein durch CHriſtum, ſondern auch durch die Beſchneidung und den uͤbrigen geſetzlichen Ge- horſam erlangen muͤſte.) Anmerckungen. 1. Man ſiehet alhier abermal, daß die Ga- later nicht von der gantzen Chriſtlichen Religion abgefuͤhret worden, ſondern nur ſonderlich in dem Haupt-Puncte, der auf das Mittler-Amt und auf die Erloͤſung CHriſti, und auf die da- her entſtehende Rechtfertigung ging. Damit ſie aber nicht meinen moͤchten, als wenn ſol- ches, da ſie doch im uͤbrigen bey der Lehre von CHriſto blieben, nicht viel zu ſagen haͤtte, ſo bedienet er ſich des Gleichniſſes vom Sauer- teige, um damit die groſſe Gefahr anzuzeigen: gleichwie er auch gegen die Corinthier daſſelbe angefuͤhret hat 1 Cor. 5, 6. doch alſo, daß er da- ſelbſt mit dem Sauerteige auf aͤrgerliche Exem- pel im Leben ſiehet. Von verfuͤhriſcher Lehre ſpricht er ſonſt gar nachdruͤcklich 2 Tim. 2, 17. Jhr Wort friſſet um ſich wie der Krebs. Wie unſer Heiland wider den Sauerteig der Phariſaͤer in Lehr und Leben gewarnet habe, ſiehet man Matth. 16, 6. Marc. 8, 15. Luc. 12, 1. 2. Es iſt freylich an dem, daß eine ſolche falſche Lehre, die zum Grunde und zur Ord- nung des Heils gehoͤret, ſehr ſchaͤdlich iſt, und der Seelen-Schade ſich davon gar leichtlich bis zum Schiffbruch am Glauben ausbreiten kan, 1 Tim. 1, 19; und man ſich daher gar ſorgfaͤltig davor zu huͤten hat: indeſſen aber iſt doch auch zu mercken, daß nicht ein ieder Jrrthum von ſolcher Art iſt, oder auch manche Seele vor der- ſelben wircklichen Schaden gnaͤdiglich bewahret wird, alſo daß ſie an der Gnade GOttes gleich- ſam ein antidotum, ein kraͤftiges Mittel dage- gen hat. Deßwegen aber doch keine Wahr- heit an ſich ſelbſt fuͤr gering zu achten iſt. 3. Was man ſonſt von der Wahrheit ſa- get, daß ſie catenata ſey, oder Kettenweiſe an einander hange, das gilt auch in gewiſſen Stuͤ- cken von den Jrrthuͤmern, ſonderlich von den Haupt-Jrrthuͤmern, als die von ſolcher Be- ſchaffenheit ſind, daß immer einer aus den an- dern herkoͤmmt: Daher man ſich ſo viel mehr vor ſolchen irrigen Grund-Saͤtzen zu huͤten hat. V. 10. Jch verſehe mich (in dem guten Vertrau- en) zu euch in dem HErrn (JEſu CHriſto, alſo daß mein Vertrauen zu euch ſich gruͤndet auf die Treue deſſelben, daß, da er euch ſo gnaͤ- diglich berufen, und das gute Werck in euch an- gefangen hat, er werde euch aus dieſer Verſu- chung erretten, und ihr werdet ſolche Errettung laſſen ſtatt finden,) ihr werdet nicht an- ders geſinnet ſeyn, (zumal nach Verleſung dieſes meines Briefes, alſo daß ihr euch als verrenckte Glieder werdet wieder einrichten laſ- ſen.) Wer euch aber irre machet, (τα- ράσσων, alſo daß er euch aus der Gewiſſens- Ruhe, die ihr bey dem Evangelio in CHriſto gehabt habt, in eine Unruhe bringet, und euch in Angſt und Schrecken des Hertzens ſetzet; wie ihr bey dem geſetzlichen Wege wol werdet empfunden haben,) der wird ſein Urtheil (ſo wie er es der Strafe nach verdienet,) tra- gen, (daß er, da er den von CHriſto erloͤſeten Seelen unertraͤgliche Laſten des Geſetzes aufladet Act. 15, 10. wohl fuͤhlen wird, was er uͤber ſich gezogen hat,) er ſey, wer er wolle, (fuͤhre noch ſo einen guten Schein, habe noch ſo vor- trefliche Gaben, und gebe ſich da und dafuͤr aus.) Anmerckungen. 1. Hier heiſſet es bey Paulo: Die Liebe hoffet alles 1 Cor. 13, 7. gleichwie ſie auch am meiſten beſſert. Es konte auch dieſes gegen die Galater bezeugete Vertrauen dieſelbe am er- ſten faſſen, und ſie durch GOttes mitwircken- de Gnade dahin lencken, daß ſie ſolches nicht allein unterhielten, ſondern auch gegen ſich ver- mehreten. 2. Jn dem HErrn, iſt Pauli gewoͤhn- liche Redens-Art, womit er bezeuget, wie daß er ſich in der Gemeinſchaft mit CHriſto, dem HErrn, oder groſſen Jehova, befinde, aus und in deſſelben Kraft alles thue und wircke, und alles ſein Vertrauen auf ſeinen Segen gruͤnde, auch alle Frucht ſeines Amts daher erwarte: zu einem ſchoͤnen Exempel der Nachfolge allen rechtſchaffnen Lehrern und Chriſten insgemein. Jnſonderheit ſiehet er damit auf des HErrn be- kante Hirten-Treue, nach welcher er ſich ſeine Schafe nicht wuͤrde nehmen, oder aus ſeiner Hand reiſſen laſſen Joh. 10. 1 Cor. 1, 8. 9. c. 10, 13. Phil. 1, 6. 1 Theſſ. 5, 25. 3. O wie wohl iſt es gethan, wo Lehrer und Zuhoͤrer gleich geſinnet ſind; und zwar nach GOTT: da es ſonſten leider geſchiehet, daß der Sinn des Fleiſches ſo wol bey manchen Lehrern, als Zuhoͤrern herrſchet; alſo daß man auch daher von ſolchen Lehrern, die auf ein recht lauteres, aber dabey auch auf ein thaͤtiges Ev- angeliſches Chriſtenthum gehen, gar ferne iſt, ſie auch wol gar fuͤr unrichtig haͤlt und ver- wirft. 4. Daß uͤber die Verfuͤhrer ein ſchaͤrfer Urtheil ergehet, als uͤber die Verfuͤhrte, das ſiehet man auch aus dem Exempel des Satans und der erſten Eltern, die von ihm verfuͤhret wor- den. A a a a 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 557. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/585>, abgerufen am 27.11.2024.