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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefs Pauli Cap. 5, v. 6-8.
[Spaltenumbruch] ve ist er thätig, wenn er in der Liebe sich erwei-
set und dessen Pflichten aus sich wircket. Nach der
organischen Thätigkeit hat er es mit dem Wohl-
thaten
und mit dem Nehmen zu thun aber nach
der effectiven Thätigkeit gehet er mit Pflichten
um und mit dem Geben.
9. Eine solche Beschaffenheit hat es auch
mit dem Leben des Glaubens. Denn dasselbe
erweiset sich zuvorderst seinem Wesen nach,
welches der Glaube aus der Gnade der Wieder-
geburt hat, in der organischen Ergreifung CHri-
sti: gleichwie eine Hand, wenn sie etwas nach
sich nehmen soll, lebendig seyn muß, also, daß
sie sich ausstrecken, das zu empfahende fassen und
vest halten kan. Nicht weniger erweiset sich das
wesentliche Leben des Glaubens denn auch in der
Wirckung, wie eine Hand auch das ihrige
wircket.
10. Jm sechsten Capitel v. 15. wird dieser
Ausspruch wiederbolet: aber an statt der Wor-
te: der Glaube, der durch die Liebe thätig
ist,
stehet: eine neue Creatur: weil der durch
die Liebe thätige Glaube in der Wiedergeburt,
als einer neuen Schöpfung, entstehet, auch das-
jenige sonderlich ist, was durch die neue Creatur
angezeiget wird. Da hingegen der Mensch, so
lange er ausser CHristo ist, und seine Seligkeit
aus dem Gehorsam des Gesetzes suchet, auch nur
in der alten Creatur, oder bösen Natur stehen
bleibet. Dabey auch zu conferiren, was Paulus
2 Cor. 5, 17. saget: Jst iemand in CHristo, so
ist er eine neue Creatur.
Wenn aber der
Apostel 1 Cor. 7, 19. spricht: Die Beschnei-
dung ist nichts, und die Vorhaut ist nichts,
sondern GOttes Gebot halten,
handelt er
nicht von der Rechtfertigung, sondern überhaupt
vom thätigen Christenthum. Und wenn wir dabey
erwegen den Ort Johannis 1 Ep. c. 3, 23. Das
ist sein Gebot, daß wir glauben an den Na-
men seines Sohnes JESU CHristi, und
lieben uns unter einander;
so sehen wir, daß
das Wort Gebot nach der Hebräischen Mund-
Art auch so viel heisse, als eine Verordnung:
welche denn unter der neuen Oeconomie des
Gnaden-Bundes in einer besondern Fülle auf
den Glauben und auf die Liebe gerichtet ist.
V. 7.

Jhr liefet fein (auf dem Evangelischen
Wege des Christenthums, nachdem ihr durch
mein Amt darauf waret geleitet worden) wer
hat euch aufgehalten
(und warum habet ihr
euch aufhalten lassen der Wahrheit (von der
durch CHristum geschehenen Erlösung, und von
der durch ihn allein zu erlangenden Gerechtig-
keit und Seligkeit: als welches die Haupt-Wahr-
heit in der Christlichen Religion ist) nicht zu
gehorchen
(sie im Glauben veste zu behal-
ten?)

Anmerckungen.
1. Zum Christenthum gehöret beydes das
Stehen und das Wandeln, oder Laufen. Das
Stehen im Gegensatze auf das Fallen. Das
Gehen und Wandeln, oder Laufen im Gegen-
satze auf ein solches Stillestehen, welches aus
[Spaltenumbruch] Trägheit geschiehet, und bey der Untreue auch
gemeiniglich mit einem Zurückgehen verknü-
pfet ist.
2. Laufen ist gut: fein Laufen noch
besser:
zumal wenn es nach Pauli Exempel ge-
schiehet 1 Cor. 9, 24. Phil. 3, 12. seqq. und man
dermaleins mit ihm sagen kan: Jch habe mei-
nen Lauf vollendet
2 Tim. 4, 7. Jm Laufe
verharren, ist das allerbeste.
3. Die falschen Gesetz-Eiferer liefen auch,
und machten auch die Galater laufend: aber al-
so, wie von solchen es Rom. 9, 16. heißt: Es
lieget nicht an iemandes
(eigenwilliges)
Wollen oder Laufen, sondern an GOttes
Erbarmen,
(daß man die in CHristo angebo-
tene Gnade annehme.) Jmgleichen Luc. 13, 24.
Viele werden darnach trachten, wie sie
hinein kommen
(in das Himmelreich) und
werdens nicht thun können.
4. Mit den Worten: Wer hat euch auf-
gehalten?
klaget der Apostel an, so wol die Ga-
later selbst, als die falschen Lehrer. Diese wegen
ihrer Verführung: jene, daß sie sich hätten ver-
leiten lassen: sintemal die geschehene Verleitung
keine Entschuldigung gab, weil man sich davor
gar wohl hätte hüten können. Es ist eine solche
Redens-Art, als wir von einer schweren Ver-
führung des Satans lesen Ap. Gesch. 5, 3. Ana-
nia, warum hat der Satan dein Hertz er-
füllet?
Denn es ist keine Verführung ohne ei-
gene Schuld.
5. O wie leichtlich geschiehet es, daß dieje-
nigen, welche einmal durch die enge Pforte der
wahren Bekehrung auf den schmalen Weg ge-
bracht worden, auf denselben auch hurtig fort-
gelaufen sind, wieder träg und nachläßig werden,
auch wol mehr rück-als vorwärts gehen! wie
denn, auf den Wegen GOttes nicht fortge-
hen,
schon an sich in gewissen Stücken so viel
ist, als zurück gehen; da man schuldig ist, die
empfangene Gnade zum Wachsthum wohl an-
zulegen. Darum man Ursache hat manchen, so
auch in diesen letzten Zeiten gar fein erwecket
waren, zuzurufen: Jhr liefet fein: wer hat
euch aufgehalten?
und nach Hebr. 12, 12. 13.
Darum richtet wieder auf die läßigen Hän-
de, und die müden Knie, und thut gewis-
se Tritte mit euren Füssen etc.
V. 8.

Solch überreden (wie es von andern ge-
schehen, und von euch aufgenommen ist, oder bey
euch Beyfall und Eingang gefunden hat) ist
nicht von dem, der euch berufen hat
(von
CHristo, der euch durch mein Amt zum ewigen
Leben, als zum Erbtheil der Heiligen im Lichte,
berufen und zum Glauben an ihn gebracht hat
Eph. 1, 18. Col. 1, 12. sondern es ist von dem höl-
lischen Feinde, der da, wenn die Leute schlafen,
das Unkraut unter den Weitzen säet Matth. 13,
24. 25.

Anmerckung.

Es muß sich ein Mensch ja vor aller Leicht-
glaubigkeit hüten, sonderlich in geistlichen und
wichtigen Dingen, darinnen es auf die Wohl-

fahrt
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 5, v. 6-8.
[Spaltenumbruch] ve iſt er thaͤtig, wenn er in der Liebe ſich erwei-
ſet und deſſen Pflichten aus ſich wircket. Nach der
organiſchen Thaͤtigkeit hat er es mit dem Wohl-
thaten
und mit dem Nehmen zu thun aber nach
der effectiven Thaͤtigkeit gehet er mit Pflichten
um und mit dem Geben.
9. Eine ſolche Beſchaffenheit hat es auch
mit dem Leben des Glaubens. Denn daſſelbe
erweiſet ſich zuvorderſt ſeinem Weſen nach,
welches der Glaube aus der Gnade der Wieder-
geburt hat, in der organiſchen Ergreifung CHri-
ſti: gleichwie eine Hand, wenn ſie etwas nach
ſich nehmen ſoll, lebendig ſeyn muß, alſo, daß
ſie ſich ausſtrecken, das zu empfahende faſſen und
veſt halten kan. Nicht weniger erweiſet ſich das
weſentliche Leben des Glaubens denn auch in der
Wirckung, wie eine Hand auch das ihrige
wircket.
10. Jm ſechſten Capitel v. 15. wird dieſer
Ausſpruch wiederbolet: aber an ſtatt der Wor-
te: der Glaube, der durch die Liebe thaͤtig
iſt,
ſtehet: eine neue Creatur: weil der durch
die Liebe thaͤtige Glaube in der Wiedergeburt,
als einer neuen Schoͤpfung, entſtehet, auch das-
jenige ſonderlich iſt, was durch die neue Creatur
angezeiget wird. Da hingegen der Menſch, ſo
lange er auſſer CHriſto iſt, und ſeine Seligkeit
aus dem Gehorſam des Geſetzes ſuchet, auch nur
in der alten Creatur, oder boͤſen Natur ſtehen
bleibet. Dabey auch zu conferiren, was Paulus
2 Cor. 5, 17. ſaget: Jſt iemand in CHriſto, ſo
iſt er eine neue Creatur.
Wenn aber der
Apoſtel 1 Cor. 7, 19. ſpricht: Die Beſchnei-
dung iſt nichts, und die Vorhaut iſt nichts,
ſondern GOttes Gebot halten,
handelt er
nicht von der Rechtfertigung, ſondern uͤberhaupt
vom thaͤtigen Chriſtenthum. Und wenn wir dabey
erwegen den Ort Johannis 1 Ep. c. 3, 23. Das
iſt ſein Gebot, daß wir glauben an den Na-
men ſeines Sohnes JESU CHriſti, und
lieben uns unter einander;
ſo ſehen wir, daß
das Wort Gebot nach der Hebraͤiſchen Mund-
Art auch ſo viel heiſſe, als eine Verordnung:
welche denn unter der neuen Oeconomie des
Gnaden-Bundes in einer beſondern Fuͤlle auf
den Glauben und auf die Liebe gerichtet iſt.
V. 7.

Jhr liefet fein (auf dem Evangeliſchen
Wege des Chriſtenthums, nachdem ihr durch
mein Amt darauf waret geleitet worden) wer
hat euch aufgehalten
(und warum habet ihr
euch aufhalten laſſen der Wahrheit (von der
durch CHriſtum geſchehenen Erloͤſung, und von
der durch ihn allein zu erlangenden Gerechtig-
keit und Seligkeit: als welches die Haupt-Wahr-
heit in der Chriſtlichen Religion iſt) nicht zu
gehorchen
(ſie im Glauben veſte zu behal-
ten?)

Anmerckungen.
1. Zum Chriſtenthum gehoͤret beydes das
Stehen und das Wandeln, oder Laufen. Das
Stehen im Gegenſatze auf das Fallen. Das
Gehen und Wandeln, oder Laufen im Gegen-
ſatze auf ein ſolches Stilleſtehen, welches aus
[Spaltenumbruch] Traͤgheit geſchiehet, und bey der Untreue auch
gemeiniglich mit einem Zuruͤckgehen verknuͤ-
pfet iſt.
2. Laufen iſt gut: fein Laufen noch
beſſer:
zumal wenn es nach Pauli Exempel ge-
ſchiehet 1 Cor. 9, 24. Phil. 3, 12. ſeqq. und man
dermaleins mit ihm ſagen kan: Jch habe mei-
nen Lauf vollendet
2 Tim. 4, 7. Jm Laufe
verharren, iſt das allerbeſte.
3. Die falſchen Geſetz-Eiferer liefen auch,
und machten auch die Galater laufend: aber al-
ſo, wie von ſolchen es Rom. 9, 16. heißt: Es
lieget nicht an iemandes
(eigenwilliges)
Wollen oder Laufen, ſondern an GOttes
Erbarmen,
(daß man die in CHriſto angebo-
tene Gnade annehme.) Jmgleichen Luc. 13, 24.
Viele werden darnach trachten, wie ſie
hinein kommen
(in das Himmelreich) und
werdens nicht thun koͤnnen.
4. Mit den Worten: Wer hat euch auf-
gehalten?
klaget der Apoſtel an, ſo wol die Ga-
later ſelbſt, als die falſchen Lehrer. Dieſe wegen
ihrer Verfuͤhrung: jene, daß ſie ſich haͤtten ver-
leiten laſſen: ſintemal die geſchehene Verleitung
keine Entſchuldigung gab, weil man ſich davor
gar wohl haͤtte huͤten koͤnnen. Es iſt eine ſolche
Redens-Art, als wir von einer ſchweren Ver-
fuͤhrung des Satans leſen Ap. Geſch. 5, 3. Ana-
nia, warum hat der Satan dein Hertz er-
fuͤllet?
Denn es iſt keine Verfuͤhrung ohne ei-
gene Schuld.
5. O wie leichtlich geſchiehet es, daß dieje-
nigen, welche einmal durch die enge Pforte der
wahren Bekehrung auf den ſchmalen Weg ge-
bracht worden, auf denſelben auch hurtig fort-
gelaufen ſind, wieder traͤg und nachlaͤßig werden,
auch wol mehr ruͤck-als vorwaͤrts gehen! wie
denn, auf den Wegen GOttes nicht fortge-
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empfangene Gnade zum Wachsthum wohl an-
zulegen. Darum man Urſache hat manchen, ſo
auch in dieſen letzten Zeiten gar fein erwecket
waren, zuzurufen: Jhr liefet fein: wer hat
euch aufgehalten?
und nach Hebr. 12, 12. 13.
Darum richtet wieder auf die laͤßigen Haͤn-
de, und die muͤden Knie, und thut gewiſ-
ſe Tritte mit euren Fuͤſſen ꝛc.
V. 8.

Solch uͤberreden (wie es von andern ge-
ſchehen, und von euch aufgenommen iſt, oder bey
euch Beyfall und Eingang gefunden hat) iſt
nicht von dem, der euch berufen hat
(von
CHriſto, der euch durch mein Amt zum ewigen
Leben, als zum Erbtheil der Heiligen im Lichte,
berufen und zum Glauben an ihn gebracht hat
Eph. 1, 18. Col. 1, 12. ſondern es iſt von dem hoͤl-
liſchen Feinde, der da, wenn die Leute ſchlafen,
das Unkraut unter den Weitzen ſaͤet Matth. 13,
24. 25.

Anmerckung.

Es muß ſich ein Menſch ja vor aller Leicht-
glaubigkeit huͤten, ſonderlich in geiſtlichen und
wichtigen Dingen, darinnen es auf die Wohl-

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[556/0584] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 5, v. 6-8. ve iſt er thaͤtig, wenn er in der Liebe ſich erwei- ſet und deſſen Pflichten aus ſich wircket. Nach der organiſchen Thaͤtigkeit hat er es mit dem Wohl- thaten und mit dem Nehmen zu thun aber nach der effectiven Thaͤtigkeit gehet er mit Pflichten um und mit dem Geben. 9. Eine ſolche Beſchaffenheit hat es auch mit dem Leben des Glaubens. Denn daſſelbe erweiſet ſich zuvorderſt ſeinem Weſen nach, welches der Glaube aus der Gnade der Wieder- geburt hat, in der organiſchen Ergreifung CHri- ſti: gleichwie eine Hand, wenn ſie etwas nach ſich nehmen ſoll, lebendig ſeyn muß, alſo, daß ſie ſich ausſtrecken, das zu empfahende faſſen und veſt halten kan. Nicht weniger erweiſet ſich das weſentliche Leben des Glaubens denn auch in der Wirckung, wie eine Hand auch das ihrige wircket. 10. Jm ſechſten Capitel v. 15. wird dieſer Ausſpruch wiederbolet: aber an ſtatt der Wor- te: der Glaube, der durch die Liebe thaͤtig iſt, ſtehet: eine neue Creatur: weil der durch die Liebe thaͤtige Glaube in der Wiedergeburt, als einer neuen Schoͤpfung, entſtehet, auch das- jenige ſonderlich iſt, was durch die neue Creatur angezeiget wird. Da hingegen der Menſch, ſo lange er auſſer CHriſto iſt, und ſeine Seligkeit aus dem Gehorſam des Geſetzes ſuchet, auch nur in der alten Creatur, oder boͤſen Natur ſtehen bleibet. Dabey auch zu conferiren, was Paulus 2 Cor. 5, 17. ſaget: Jſt iemand in CHriſto, ſo iſt er eine neue Creatur. Wenn aber der Apoſtel 1 Cor. 7, 19. ſpricht: Die Beſchnei- dung iſt nichts, und die Vorhaut iſt nichts, ſondern GOttes Gebot halten, handelt er nicht von der Rechtfertigung, ſondern uͤberhaupt vom thaͤtigen Chriſtenthum. Und wenn wir dabey erwegen den Ort Johannis 1 Ep. c. 3, 23. Das iſt ſein Gebot, daß wir glauben an den Na- men ſeines Sohnes JESU CHriſti, und lieben uns unter einander; ſo ſehen wir, daß das Wort Gebot nach der Hebraͤiſchen Mund- Art auch ſo viel heiſſe, als eine Verordnung: welche denn unter der neuen Oeconomie des Gnaden-Bundes in einer beſondern Fuͤlle auf den Glauben und auf die Liebe gerichtet iſt. V. 7. Jhr liefet fein (auf dem Evangeliſchen Wege des Chriſtenthums, nachdem ihr durch mein Amt darauf waret geleitet worden) wer hat euch aufgehalten (und warum habet ihr euch aufhalten laſſen der Wahrheit (von der durch CHriſtum geſchehenen Erloͤſung, und von der durch ihn allein zu erlangenden Gerechtig- keit und Seligkeit: als welches die Haupt-Wahr- heit in der Chriſtlichen Religion iſt) nicht zu gehorchen (ſie im Glauben veſte zu behal- ten?) Anmerckungen. 1. Zum Chriſtenthum gehoͤret beydes das Stehen und das Wandeln, oder Laufen. Das Stehen im Gegenſatze auf das Fallen. Das Gehen und Wandeln, oder Laufen im Gegen- ſatze auf ein ſolches Stilleſtehen, welches aus Traͤgheit geſchiehet, und bey der Untreue auch gemeiniglich mit einem Zuruͤckgehen verknuͤ- pfet iſt. 2. Laufen iſt gut: fein Laufen noch beſſer: zumal wenn es nach Pauli Exempel ge- ſchiehet 1 Cor. 9, 24. Phil. 3, 12. ſeqq. und man dermaleins mit ihm ſagen kan: Jch habe mei- nen Lauf vollendet 2 Tim. 4, 7. Jm Laufe verharren, iſt das allerbeſte. 3. Die falſchen Geſetz-Eiferer liefen auch, und machten auch die Galater laufend: aber al- ſo, wie von ſolchen es Rom. 9, 16. heißt: Es lieget nicht an iemandes (eigenwilliges) Wollen oder Laufen, ſondern an GOttes Erbarmen, (daß man die in CHriſto angebo- tene Gnade annehme.) Jmgleichen Luc. 13, 24. Viele werden darnach trachten, wie ſie hinein kommen (in das Himmelreich) und werdens nicht thun koͤnnen. 4. Mit den Worten: Wer hat euch auf- gehalten? klaget der Apoſtel an, ſo wol die Ga- later ſelbſt, als die falſchen Lehrer. Dieſe wegen ihrer Verfuͤhrung: jene, daß ſie ſich haͤtten ver- leiten laſſen: ſintemal die geſchehene Verleitung keine Entſchuldigung gab, weil man ſich davor gar wohl haͤtte huͤten koͤnnen. Es iſt eine ſolche Redens-Art, als wir von einer ſchweren Ver- fuͤhrung des Satans leſen Ap. Geſch. 5, 3. Ana- nia, warum hat der Satan dein Hertz er- fuͤllet? Denn es iſt keine Verfuͤhrung ohne ei- gene Schuld. 5. O wie leichtlich geſchiehet es, daß dieje- nigen, welche einmal durch die enge Pforte der wahren Bekehrung auf den ſchmalen Weg ge- bracht worden, auf denſelben auch hurtig fort- gelaufen ſind, wieder traͤg und nachlaͤßig werden, auch wol mehr ruͤck-als vorwaͤrts gehen! wie denn, auf den Wegen GOttes nicht fortge- hen, ſchon an ſich in gewiſſen Stuͤcken ſo viel iſt, als zuruͤck gehen; da man ſchuldig iſt, die empfangene Gnade zum Wachsthum wohl an- zulegen. Darum man Urſache hat manchen, ſo auch in dieſen letzten Zeiten gar fein erwecket waren, zuzurufen: Jhr liefet fein: wer hat euch aufgehalten? und nach Hebr. 12, 12. 13. Darum richtet wieder auf die laͤßigen Haͤn- de, und die muͤden Knie, und thut gewiſ- ſe Tritte mit euren Fuͤſſen ꝛc. V. 8. Solch uͤberreden (wie es von andern ge- ſchehen, und von euch aufgenommen iſt, oder bey euch Beyfall und Eingang gefunden hat) iſt nicht von dem, der euch berufen hat (von CHriſto, der euch durch mein Amt zum ewigen Leben, als zum Erbtheil der Heiligen im Lichte, berufen und zum Glauben an ihn gebracht hat Eph. 1, 18. Col. 1, 12. ſondern es iſt von dem hoͤl- liſchen Feinde, der da, wenn die Leute ſchlafen, das Unkraut unter den Weitzen ſaͤet Matth. 13, 24. 25. Anmerckung. Es muß ſich ein Menſch ja vor aller Leicht- glaubigkeit huͤten, ſonderlich in geiſtlichen und wichtigen Dingen, darinnen es auf die Wohl- fahrt

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 556. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/584>, abgerufen am 27.11.2024.