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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefs Pauli Cap. 5, v. 1.
[Spaltenumbruch] frey und GOttes Knechte worden seyd,
habet ihr eure Frucht, daß ihr heilig wer-
det; das Ende aber das ewige Leben.

Jmgleichen 2 Cor. 3, 17. Wo der Geist des
HErrn ist, da ist Freyheit.
Ein mehrers
[Spaltenumbruch] haben wir davon bereits oben vernommen, im
dritten Capitel dieser Epistel v. 13. und im vier-
ten v. 4. 5. und wird nechstens c. 5, 11. 13. noch
ein mehrers folgen.

Das fünfte Capitel/
Darinnen der Apostel die Galater vermahnet/ in der Christ-
lichen Freyheit wider die Zerrüttungen der falschen Gesetz-Lehrer/
welchen er die göttlichen Gerichte ankündiget/ vest zu bestehen/ sie aber
auch zur Frechheit eines Wandels im Fleische nicht zu mißbrauchen/
sondern mit Vermeidung der verdammlichen Wercke des Flei-
sches nach dem Geiste zu wandeln/ und Früchte des
Geistes zu bringen.
V. 1.
[Spaltenumbruch]

SO bestehet nun in der Frey-
heit
(vom Gesetze, ihr, die ihr
dieselbe noch nicht habet fahren,
sondern euch nur wanckend ma-
chen lassen) damit uns Chri-
stus
(also) befreyet hat (daß er sich selbst unter
das Gesetz gethan, den Fluch desselben über sich
genommen, sich in den Tod dahin gegeben, und
uns so theuer erlöset hat c. 3, 13. 4, 4. 5.) und
lasset euch nicht wiederum in das knechti-
sche Joch fangen
(gleichwie ihr, als Juden,
vorher demselben unterworfen gewesen seyd, oder
auch als Heiden unter der Dienstbarkeit der
Sünden gelegen und damit auch den Fluch des
Gesetzes über euch gehäuffet habet.)

Anmerckungen.
1. Die Christliche, oder durch Christum
erworbene, Freyheit ist ein unschätzbares Gut,
und ein kurtzer Begriff aller andern Heils-Gü-
ter; als die entweder damit also verknüpfet sind,
daß sie darinnen liegen, oder auch daraus flies-
sen: nemlich die Freyheit von der Schuld,
Strafe und Herrschaft der Sünden, von dem
Fluche des Gesetzes, von dem Zorne GOttes,
und von der ewigen Verdammniß, und also auch
von der Gewalt des Teufels: dazu denn über
das auch die vom Joche der Levitischen Satzun-
gen und von aller das Gewissen beherrschenden
menschlichen Autorität gehöret.
2. Der freye Wille in dem Menschen ist
ein rechtes Haupt-Stücke von dem Adel der
menschlichen Seele, so fern das Wesen dersel-
ben an sich selbst betrachtet wird: er ist aber durch
die Sünde unter ein so schweres Joch gerathen,
daß er sich seiner Freyheit nicht recht gebrauchen
kan, und in geistlichen Dingen aller zum rech-
ten Gebrauch derselben nöthigen Kräfte gäntz-
lich beraubet ist. Dannenhero ist freylich das
höchste Gut der Seele in der wiederhergestelle-
ten Freyheit; zumal da dieselbe auch die ver-
[Spaltenumbruch] lohrne Kräfte zugleich darbietet, ja anpreiset und
schencket.
3. Das Gesetz heißt alhier ein knechti-
sches Joch,
weil es an den Menschen eine sol-
che grosse Forderung der gäntzlichen Erfüllung
thut, welche er nicht leisten kan, die er doch aber
um dem Fluche zu entgehen, zu leisten sich äng-
stiglich bemühet; und wenn er findet, wie er
dazu keine Kräfte habe, nach knechtischer Art
alles mit Unlust, und Widerwillen, auch mit
zwang thut, dabey auch in beständiger Furcht
der Strafe stehet.
4. Da uns aber Christus von dem so
schweren und unerträglichen Joche des Mo-
ral-nicht weniger auch des Ceremonial-Gese-
tzes befreyet hat Joh. 8, 32. 36. Act 15, 10.
Rom. 6, 18. so sind wir hingegen bey der Evan-
gelischen Freyheit verbunden, sein Joch und sei-
ne Last über uns zu nehmen, so da sanft und
leicht ist. Matth. 11, 29. 30. Und diß nennet
Johannes: Seine Gebote sind nicht schwer
Ep. 1. c. 5, 3. denn man ist bey dem wahren Ge-
brauch der Evangelischen Freyheit in den Stand
gesetzet, daß man alles vermag durch den,
der uns mächtig machet, CHristum.
Phil.
2, 13.
5. Was die Evangelische Gewissens-
Freyheit
sey, und für was für ein hohes Klei-
nod sie zu achten, weiß niemand also zu schätzen,
als dem dieser Schatz unter dem Papstthum
streitig gemachet, ja gar entrissen wird. Und
o wie nöthig ist es, daß einige, die unter den
Evangelischen hin und her wancken, sich es in-
insonderheit gesaget seyn liessen, was Paulus
hier den Galatern schreibt: So bestehet nun
in der Freyheit, damit uns Christus
(auch
durch die vor 200 Jahren geschehene gesegnete
Reformation) befreyet hat, und lasset euch
nicht wiederum in das knechtische Joch
des Papstthums fangen.
V. 2.

Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 5, v. 1.
[Spaltenumbruch] frey und GOttes Knechte worden ſeyd,
habet ihr eure Frucht, daß ihr heilig wer-
det; das Ende aber das ewige Leben.

Jmgleichen 2 Cor. 3, 17. Wo der Geiſt des
HErrn iſt, da iſt Freyheit.
Ein mehrers
[Spaltenumbruch] haben wir davon bereits oben vernommen, im
dritten Capitel dieſer Epiſtel v. 13. und im vier-
ten v. 4. 5. und wird nechſtens c. 5, 11. 13. noch
ein mehrers folgen.

Das fuͤnfte Capitel/
Darinnen der Apoſtel die Galater vermahnet/ in der Chriſt-
lichen Freyheit wider die Zerruͤttungen der falſchen Geſetz-Lehrer/
welchen er die goͤttlichen Gerichte ankuͤndiget/ veſt zu beſtehen/ ſie aber
auch zur Frechheit eines Wandels im Fleiſche nicht zu mißbrauchen/
ſondern mit Vermeidung der verdammlichen Wercke des Flei-
ſches nach dem Geiſte zu wandeln/ und Fruͤchte des
Geiſtes zu bringen.
V. 1.
[Spaltenumbruch]

SO beſtehet nun in der Frey-
heit
(vom Geſetze, ihr, die ihr
dieſelbe noch nicht habet fahren,
ſondern euch nur wanckend ma-
chen laſſen) damit uns Chri-
ſtus
(alſo) befreyet hat (daß er ſich ſelbſt unter
das Geſetz gethan, den Fluch deſſelben uͤber ſich
genommen, ſich in den Tod dahin gegeben, und
uns ſo theuer erloͤſet hat c. 3, 13. 4, 4. 5.) und
laſſet euch nicht wiederum in das knechti-
ſche Joch fangen
(gleichwie ihr, als Juden,
vorher demſelben unterworfen geweſen ſeyd, oder
auch als Heiden unter der Dienſtbarkeit der
Suͤnden gelegen und damit auch den Fluch des
Geſetzes uͤber euch gehaͤuffet habet.)

Anmerckungen.
1. Die Chriſtliche, oder durch Chriſtum
erworbene, Freyheit iſt ein unſchaͤtzbares Gut,
und ein kurtzer Begriff aller andern Heils-Guͤ-
ter; als die entweder damit alſo verknuͤpfet ſind,
daß ſie darinnen liegen, oder auch daraus flieſ-
ſen: nemlich die Freyheit von der Schuld,
Strafe und Herrſchaft der Suͤnden, von dem
Fluche des Geſetzes, von dem Zorne GOttes,
und von der ewigen Verdammniß, und alſo auch
von der Gewalt des Teufels: dazu denn uͤber
das auch die vom Joche der Levitiſchen Satzun-
gen und von aller das Gewiſſen beherrſchenden
menſchlichen Autoritaͤt gehoͤret.
2. Der freye Wille in dem Menſchen iſt
ein rechtes Haupt-Stuͤcke von dem Adel der
menſchlichen Seele, ſo fern das Weſen derſel-
ben an ſich ſelbſt betrachtet wird: er iſt aber durch
die Suͤnde unter ein ſo ſchweres Joch gerathen,
daß er ſich ſeiner Freyheit nicht recht gebrauchen
kan, und in geiſtlichen Dingen aller zum rech-
ten Gebrauch derſelben noͤthigen Kraͤfte gaͤntz-
lich beraubet iſt. Dannenhero iſt freylich das
hoͤchſte Gut der Seele in der wiederhergeſtelle-
ten Freyheit; zumal da dieſelbe auch die ver-
[Spaltenumbruch] lohrne Kraͤfte zugleich darbietet, ja anpreiſet und
ſchencket.
3. Das Geſetz heißt alhier ein knechti-
ſches Joch,
weil es an den Menſchen eine ſol-
che groſſe Forderung der gaͤntzlichen Erfuͤllung
thut, welche er nicht leiſten kan, die er doch aber
um dem Fluche zu entgehen, zu leiſten ſich aͤng-
ſtiglich bemuͤhet; und wenn er findet, wie er
dazu keine Kraͤfte habe, nach knechtiſcher Art
alles mit Unluſt, und Widerwillen, auch mit
zwang thut, dabey auch in beſtaͤndiger Furcht
der Strafe ſtehet.
4. Da uns aber Chriſtus von dem ſo
ſchweren und unertraͤglichen Joche des Mo-
ral-nicht weniger auch des Ceremonial-Geſe-
tzes befreyet hat Joh. 8, 32. 36. Act 15, 10.
Rom. 6, 18. ſo ſind wir hingegen bey der Evan-
geliſchen Freyheit verbunden, ſein Joch und ſei-
ne Laſt uͤber uns zu nehmen, ſo da ſanft und
leicht iſt. Matth. 11, 29. 30. Und diß nennet
Johannes: Seine Gebote ſind nicht ſchwer
Ep. 1. c. 5, 3. denn man iſt bey dem wahren Ge-
brauch der Evangeliſchen Freyheit in den Stand
geſetzet, daß man alles vermag durch den,
der uns maͤchtig machet, CHriſtum.
Phil.
2, 13.
5. Was die Evangeliſche Gewiſſens-
Freyheit
ſey, und fuͤr was fuͤr ein hohes Klei-
nod ſie zu achten, weiß niemand alſo zu ſchaͤtzen,
als dem dieſer Schatz unter dem Papſtthum
ſtreitig gemachet, ja gar entriſſen wird. Und
o wie noͤthig iſt es, daß einige, die unter den
Evangeliſchen hin und her wancken, ſich es in-
inſonderheit geſaget ſeyn lieſſen, was Paulus
hier den Galatern ſchreibt: So beſtehet nun
in der Freyheit, damit uns Chriſtus
(auch
durch die vor 200 Jahren geſchehene geſegnete
Reformation) befreyet hat, und laſſet euch
nicht wiederum in das knechtiſche Joch
des Papſtthums fangen.
V. 2.
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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 552. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/580>, abgerufen am 24.11.2024.