Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des Briefs Pauli Cap 4, 26. [Spaltenumbruch]
von den schon verstorbenen Gläubigen des neuenTestaments, sondern auch von denen des alten selbst; sintemal, von andern ietzo nicht zu sa- gen, zur Zeit der Creutzigung CHristi die Grä- ber der Heiligen sich aufgethan, und viele Lei- ber derselben bey der Auferstehung CHristi mit auferstanden und vielen zu Jerusalem erschie- nen, und hernach ohn Zweifel mit CHristo auch gen Himmel gefahren sind, und also daselbst schon zu Pauli Zeiten ausser noch vielen andern dahin der Seele nach schon versetzten Glaubi- gen das obere oder himmlische Jerusalem aus- machten. 4. Es hat das geistliche Jerusalem, oder die Christliche wahre Kirche, nicht weniger auch ihren Ursprung aus dem himmlischen: nem- lich in Ansehung CHristi, der ihr Haupt ist. Und wer siehet nicht, daß das, was dem Hau- pte der gantzen Kirche zukömmt, auch insgemein von derselben könne gesaget werden? Das Haupt aber, CHristus, hat sich eben zu dem Ende mit seiner angenommenen menschlichen Natur zur Rechten GOttes gesetzet, daß er daselbst, ver- möge seiner gethanen Versöhnung und seiner fortzusetzenden Hohenpriesterlichen Vorbitte, den erworbenen himmlischen Segen durch sei- nen ihn verklärenden Heiligen Geist wolle reich- lich aus- und mittheilen, und durch solche Mit- theilung sich selbst geistliche Unterthanen und Glieder seines geistlichen Leibes zubereiten. Wie denn auch in der That geschehen ist, und noch geschiehet: Und das heißt wiedergebohren werden anothen, von oben herab und also auch von neuen, nach der Berufung, die da heißt e ano, die von oben herab. Phil. 3, 14. Und solcher gestalt können wir den Nachdruck der Worte erkennen, wenn das obere Jerusalem unser aller Mutter genennet wird. Da nicht allein der Heilige Geist vom Himmel da- zu mitgetheilet wird, sondern auch das Evange- lium, welches eine Kraft GOttes ist zur Wie- dergeburt und Seligkeit, aus welchem, als aus einem lebendigen Samen, das gantze Gewäch- se der Gerechtigkeit hervor wächset, vom Him- mel offenbaret ist. Joh. 3, 5. seqq. 1 Pet. 1, 23. Jacob. 1, 18. 21. Rom. 16, 25. 26. 2 Timoth. 1, 10. etc. 5. Und nach dem Ursprunge ist auch der Sinn eingerichtet, nemlich er ist himmlisch: Wie denn die Gläubigen mit CHristo schon in das himmlische Wesen gesetzet sind Eph. 2, 6. und daher CHristi Sinn haben 1 Cor. 2, 16. und trachten nach dem, das droben ist Col. 3, 1. alwo sie ihr Bürgerrecht haben Phil. 3, 20. und dahin mit innigem Sehnen ihr Sinn gerichtet ist Rom. 8, 23. 2 Cor. 5, 1. seqq. Tit. 2, 13. Und daß auch endlich das Ende, oder die se- lige Vollendung im obern Jerusalem erhalten werde, folget aus dem vorhergehenden. 6. Es sind aber hiebey noch einige andere Oerter zu mercken, als der Hebr. 12, 18. 22. Jhr seyd nicht kommen zu dem Berge, den man nicht anrühren konte, und der mit Feuer brante etc. sondern ihr seyd kommen zu dem Berge Zion, und zu der Stadt des lebendigen GOttes, zu dem himmli- [Spaltenumbruch] schen Jerusalem, und zu der Menge vie- ler tausend Engel, und zu der Gemeine der Erstgebohrnen, die im Himmel an- geschrieben sind etc. Auch vorher cap. 10, 9. 10. Durch den Glauben ist Abraham ein Fremdling gewesen in dem verheissenen Lande - - er wartete auf eine Stadt, die einen Grund hat, welcher Baumeister und Schöpfer GOTT ist. Cap. 13, 14. Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen Wir. Und sonderlich in der Offenbar. c. 3, 12. Wer überwindet, dem will ich machen zum Pfeiler in dem Tempel meines GOttes, und soll nicht mehr hinaus gehen. Und will auf ihn schreiben den Namen meines GOTTes, und den Namen des neuen Jerusalems, der Stadt meines GOttes, die vom Him- mel hernieder kömmt von meinem GOtt. Und sonderlich c. 21. und 22. da das himmlische Jerusalem, zubereitet als eine geschmückte Braut ihrem Bräutigam, in ihrer Herrlich- keit mit mehrern vorgestellet wird. Dahin auch sehr viele Oerter der Propheten gehen. 7. So viel zur Erläuterung der Worte von dem obern Jerusalem. Nun haben wir auch noch mit wenigen zu betrachten, wie die Sara mit ihrem Sohne im Gegensatze auf die Hagar und ihren Sohn ein Vorbild gewesen von der Christlichen Kirche, die also mit dem himmlischen Jerusalem harmoniret, wie die un- glaubige Judenschaft bey ihrem bloß gesetzlichen Bunde der Hagar und ihrem Jsmael gleichet. Es kam bey der Sara und ihrem Sohne auf folgende Stücke an: a. Sie war die eigentli- che freye Haus-Frau: b. sie gebahr später, als die Hagar: c. da sie unfruchtbar gewesen und das Alter noch dazu gekommen war Rom. 4, 19. 1 B. Mos. 17, 17. 18, 11. so gebahr sie aus einer vermöge der Verheissung von GOTT empfangenen besondern Natur-Kraft. Und also war auch ihr Sohn ein Sohn der Ver- heissung: d. Sie wurde zwar mit ihrem Sohne verspottet, aber sie blieb doch die Freye, behielt die Herrschaft, und ihr Sohn Jsaac kam zum völligen väterlichen Erbe. Welche Stücke nun an der Christlichen Kirche kürtzlich zu zeigen sind. 8. Diese ist a. die eigentliche Gemeine CHristi, welche in der Evangelischen Frey- heit stehet, und einen noch grössern Unterscheid von der Jüdischen Kirche hat, als die Sara vor ihrer Magd: b. Sie ist nach der Jüdi- schen erst entstanden: und da sie c. zuvor geist- lich unfruchtbar gewesen, zumal wenn sie in den vormaligen Heiden, woraus ihre meiste Glie- der bestunden, betrachtet wird, so ist sie aus den Evangelischen Gnaden-Verheissungen, da sie solche der Erfüllung nach in CHristo gesehen und angenommen, dergestalt fruchtbar wor- den, daß sie, als eine Mutter vieler Gnaden- Kinder, die durch das Evangelium aus GOtt gebohren sind, sich in alle Theile der Welt aus- gebreitet hat. Nun ist sie zwar d. von der Jü- dischen Kirche, als welche in den ersten Jahr- hunderten die Heiden am allermeisten zur Ver- folgung
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap 4, 26. [Spaltenumbruch]
von den ſchon verſtorbenen Glaͤubigen des neuenTeſtaments, ſondern auch von denen des alten ſelbſt; ſintemal, von andern ietzo nicht zu ſa- gen, zur Zeit der Creutzigung CHriſti die Graͤ- ber der Heiligen ſich aufgethan, und viele Lei- ber derſelben bey der Auferſtehung CHriſti mit auferſtanden und vielen zu Jeruſalem erſchie- nen, und hernach ohn Zweifel mit CHriſto auch gen Himmel gefahren ſind, und alſo daſelbſt ſchon zu Pauli Zeiten auſſer noch vielen andern dahin der Seele nach ſchon verſetzten Glaubi- gen das obere oder himmliſche Jeruſalem aus- machten. 4. Es hat das geiſtliche Jeruſalem, oder die Chriſtliche wahre Kirche, nicht weniger auch ihren Urſprung aus dem himmliſchen: nem- lich in Anſehung CHriſti, der ihr Haupt iſt. Und wer ſiehet nicht, daß das, was dem Hau- pte der gantzen Kirche zukoͤmmt, auch insgemein von derſelben koͤnne geſaget werden? Das Haupt aber, CHriſtus, hat ſich eben zu dem Ende mit ſeiner angenommenen menſchlichen Natur zur Rechten GOttes geſetzet, daß er daſelbſt, ver- moͤge ſeiner gethanen Verſoͤhnung und ſeiner fortzuſetzenden Hohenprieſterlichen Vorbitte, den erworbenen himmliſchen Segen durch ſei- nen ihn verklaͤrenden Heiligen Geiſt wolle reich- lich aus- und mittheilen, und durch ſolche Mit- theilung ſich ſelbſt geiſtliche Unterthanen und Glieder ſeines geiſtlichen Leibes zubereiten. Wie denn auch in der That geſchehen iſt, und noch geſchiehet: Und das heißt wiedergebohren werden ἄνωϑεν, von oben herab und alſo auch von neuen, nach der Berufung, die da heißt ἡ ἄνω, die von oben herab. Phil. 3, 14. Und ſolcher geſtalt koͤnnen wir den Nachdruck der Worte erkennen, wenn das obere Jeruſalem unſer aller Mutter genennet wird. Da nicht allein der Heilige Geiſt vom Himmel da- zu mitgetheilet wird, ſondern auch das Evange- lium, welches eine Kraft GOttes iſt zur Wie- dergeburt und Seligkeit, aus welchem, als aus einem lebendigen Samen, das gantze Gewaͤch- ſe der Gerechtigkeit hervor waͤchſet, vom Him- mel offenbaret iſt. Joh. 3, 5. ſeqq. 1 Pet. 1, 23. Jacob. 1, 18. 21. Rom. 16, 25. 26. 2 Timoth. 1, 10. ꝛc. 5. Und nach dem Urſprunge iſt auch der Sinn eingerichtet, nemlich er iſt himmliſch: Wie denn die Glaͤubigen mit CHriſto ſchon in das himmliſche Weſen geſetzet ſind Eph. 2, 6. und daher CHriſti Sinn haben 1 Cor. 2, 16. und trachten nach dem, das droben iſt Col. 3, 1. alwo ſie ihr Buͤrgerrecht haben Phil. 3, 20. und dahin mit innigem Sehnen ihr Sinn gerichtet iſt Rom. 8, 23. 2 Cor. 5, 1. ſeqq. Tit. 2, 13. Und daß auch endlich das Ende, oder die ſe- lige Vollendung im obern Jeruſalem erhalten werde, folget aus dem vorhergehenden. 6. Es ſind aber hiebey noch einige andere Oerter zu mercken, als der Hebr. 12, 18. 22. Jhr ſeyd nicht kommen zu dem Berge, den man nicht anruͤhren konte, und der mit Feuer brante ꝛc. ſondern ihr ſeyd kommen zu dem Berge Zion, und zu der Stadt des lebendigen GOttes, zu dem himmli- [Spaltenumbruch] ſchen Jeruſalem, und zu der Menge vie- ler tauſend Engel, und zu der Gemeine der Erſtgebohrnen, die im Himmel an- geſchrieben ſind ꝛc. Auch vorher cap. 10, 9. 10. Durch den Glauben iſt Abraham ein Fremdling geweſen in dem verheiſſenen Lande ‒ ‒ er wartete auf eine Stadt, die einen Grund hat, welcher Baumeiſter und Schoͤpfer GOTT iſt. Cap. 13, 14. Wir haben hier keine bleibende Stadt, ſondern die zukuͤnftige ſuchen Wir. Und ſonderlich in der Offenbar. c. 3, 12. Wer uͤberwindet, dem will ich machen zum Pfeiler in dem Tempel meines GOttes, und ſoll nicht mehr hinaus gehen. Und will auf ihn ſchreiben den Namen meines GOTTes, und den Namen des neuen Jeruſalems, der Stadt meines GOttes, die vom Him- mel hernieder koͤmmt von meinem GOtt. Und ſonderlich c. 21. und 22. da das himmliſche Jeruſalem, zubereitet als eine geſchmuͤckte Braut ihrem Braͤutigam, in ihrer Herrlich- keit mit mehrern vorgeſtellet wird. Dahin auch ſehr viele Oerter der Propheten gehen. 7. So viel zur Erlaͤuterung der Worte von dem obern Jeruſalem. Nun haben wir auch noch mit wenigen zu betrachten, wie die Sara mit ihrem Sohne im Gegenſatze auf die Hagar und ihren Sohn ein Vorbild geweſen von der Chriſtlichen Kirche, die alſo mit dem himmliſchen Jeruſalem harmoniret, wie die un- glaubige Judenſchaft bey ihrem bloß geſetzlichen Bunde der Hagar und ihrem Jſmael gleichet. Es kam bey der Sara und ihrem Sohne auf folgende Stuͤcke an: a. Sie war die eigentli- che freye Haus-Frau: b. ſie gebahr ſpaͤter, als die Hagar: c. da ſie unfruchtbar geweſen und das Alter noch dazu gekommen war Rom. 4, 19. 1 B. Moſ. 17, 17. 18, 11. ſo gebahr ſie aus einer vermoͤge der Verheiſſung von GOTT empfangenen beſondern Natur-Kraft. Und alſo war auch ihr Sohn ein Sohn der Ver- heiſſung: d. Sie wurde zwar mit ihrem Sohne verſpottet, aber ſie blieb doch die Freye, behielt die Herrſchaft, und ihr Sohn Jſaac kam zum voͤlligen vaͤterlichen Erbe. Welche Stuͤcke nun an der Chriſtlichen Kirche kuͤrtzlich zu zeigen ſind. 8. Dieſe iſt a. die eigentliche Gemeine CHriſti, welche in der Evangeliſchen Frey- heit ſtehet, und einen noch groͤſſern Unterſcheid von der Juͤdiſchen Kirche hat, als die Sara vor ihrer Magd: b. Sie iſt nach der Juͤdi- ſchen erſt entſtanden: und da ſie c. zuvor geiſt- lich unfruchtbar geweſen, zumal wenn ſie in den vormaligen Heiden, woraus ihre meiſte Glie- der beſtunden, betrachtet wird, ſo iſt ſie aus den Evangeliſchen Gnaden-Verheiſſungen, da ſie ſolche der Erfuͤllung nach in CHriſto geſehen und angenommen, dergeſtalt fruchtbar wor- den, daß ſie, als eine Mutter vieler Gnaden- Kinder, die durch das Evangelium aus GOtt gebohren ſind, ſich in alle Theile der Welt aus- gebreitet hat. Nun iſt ſie zwar d. von der Juͤ- diſchen Kirche, als welche in den erſten Jahr- hunderten die Heiden am allermeiſten zur Ver- folgung
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Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap 4, 26.
von den ſchon verſtorbenen Glaͤubigen des neuen
Teſtaments, ſondern auch von denen des alten
ſelbſt; ſintemal, von andern ietzo nicht zu ſa-
gen, zur Zeit der Creutzigung CHriſti die Graͤ-
ber der Heiligen ſich aufgethan, und viele Lei-
ber derſelben bey der Auferſtehung CHriſti
mit auferſtanden und vielen zu Jeruſalem erſchie-
nen, und hernach ohn Zweifel mit CHriſto auch
gen Himmel gefahren ſind, und alſo daſelbſt
ſchon zu Pauli Zeiten auſſer noch vielen andern
dahin der Seele nach ſchon verſetzten Glaubi-
gen das obere oder himmliſche Jeruſalem aus-
machten.
4. Es hat das geiſtliche Jeruſalem, oder
die Chriſtliche wahre Kirche, nicht weniger auch
ihren Urſprung aus dem himmliſchen: nem-
lich in Anſehung CHriſti, der ihr Haupt iſt.
Und wer ſiehet nicht, daß das, was dem Hau-
pte der gantzen Kirche zukoͤmmt, auch insgemein
von derſelben koͤnne geſaget werden? Das Haupt
aber, CHriſtus, hat ſich eben zu dem Ende mit
ſeiner angenommenen menſchlichen Natur zur
Rechten GOttes geſetzet, daß er daſelbſt, ver-
moͤge ſeiner gethanen Verſoͤhnung und ſeiner
fortzuſetzenden Hohenprieſterlichen Vorbitte,
den erworbenen himmliſchen Segen durch ſei-
nen ihn verklaͤrenden Heiligen Geiſt wolle reich-
lich aus- und mittheilen, und durch ſolche Mit-
theilung ſich ſelbſt geiſtliche Unterthanen und
Glieder ſeines geiſtlichen Leibes zubereiten.
Wie denn auch in der That geſchehen iſt, und
noch geſchiehet: Und das heißt wiedergebohren
werden ἄνωϑεν, von oben herab und alſo auch
von neuen, nach der Berufung, die da heißt
ἡ ἄνω, die von oben herab. Phil. 3, 14. Und
ſolcher geſtalt koͤnnen wir den Nachdruck der
Worte erkennen, wenn das obere Jeruſalem
unſer aller Mutter genennet wird. Da
nicht allein der Heilige Geiſt vom Himmel da-
zu mitgetheilet wird, ſondern auch das Evange-
lium, welches eine Kraft GOttes iſt zur Wie-
dergeburt und Seligkeit, aus welchem, als aus
einem lebendigen Samen, das gantze Gewaͤch-
ſe der Gerechtigkeit hervor waͤchſet, vom Him-
mel offenbaret iſt. Joh. 3, 5. ſeqq. 1 Pet. 1, 23.
Jacob. 1, 18. 21. Rom. 16, 25. 26. 2 Timoth. 1,
10. ꝛc.
5. Und nach dem Urſprunge iſt auch der
Sinn eingerichtet, nemlich er iſt himmliſch:
Wie denn die Glaͤubigen mit CHriſto ſchon in
das himmliſche Weſen geſetzet ſind Eph. 2, 6.
und daher CHriſti Sinn haben 1 Cor. 2, 16.
und trachten nach dem, das droben iſt Col. 3, 1.
alwo ſie ihr Buͤrgerrecht haben Phil. 3, 20. und
dahin mit innigem Sehnen ihr Sinn gerichtet
iſt Rom. 8, 23. 2 Cor. 5, 1. ſeqq. Tit. 2, 13.
Und daß auch endlich das Ende, oder die ſe-
lige Vollendung im obern Jeruſalem erhalten
werde, folget aus dem vorhergehenden.
6. Es ſind aber hiebey noch einige andere
Oerter zu mercken, als der Hebr. 12, 18. 22.
Jhr ſeyd nicht kommen zu dem Berge, den
man nicht anruͤhren konte, und der mit
Feuer brante ꝛc. ſondern ihr ſeyd kommen
zu dem Berge Zion, und zu der Stadt
des lebendigen GOttes, zu dem himmli-
ſchen Jeruſalem, und zu der Menge vie-
ler tauſend Engel, und zu der Gemeine
der Erſtgebohrnen, die im Himmel an-
geſchrieben ſind ꝛc. Auch vorher cap. 10, 9.
10. Durch den Glauben iſt Abraham ein
Fremdling geweſen in dem verheiſſenen
Lande ‒ ‒ er wartete auf eine Stadt, die
einen Grund hat, welcher Baumeiſter und
Schoͤpfer GOTT iſt. Cap. 13, 14. Wir
haben hier keine bleibende Stadt, ſondern
die zukuͤnftige ſuchen Wir. Und ſonderlich
in der Offenbar. c. 3, 12. Wer uͤberwindet,
dem will ich machen zum Pfeiler in dem
Tempel meines GOttes, und ſoll nicht
mehr hinaus gehen. Und will auf ihn
ſchreiben den Namen meines GOTTes,
und den Namen des neuen Jeruſalems,
der Stadt meines GOttes, die vom Him-
mel hernieder koͤmmt von meinem GOtt.
Und ſonderlich c. 21. und 22. da das himmliſche
Jeruſalem, zubereitet als eine geſchmuͤckte
Braut ihrem Braͤutigam, in ihrer Herrlich-
keit mit mehrern vorgeſtellet wird. Dahin
auch ſehr viele Oerter der Propheten gehen.
7. So viel zur Erlaͤuterung der Worte
von dem obern Jeruſalem. Nun haben wir
auch noch mit wenigen zu betrachten, wie die
Sara mit ihrem Sohne im Gegenſatze auf die
Hagar und ihren Sohn ein Vorbild geweſen
von der Chriſtlichen Kirche, die alſo mit dem
himmliſchen Jeruſalem harmoniret, wie die un-
glaubige Judenſchaft bey ihrem bloß geſetzlichen
Bunde der Hagar und ihrem Jſmael gleichet.
Es kam bey der Sara und ihrem Sohne auf
folgende Stuͤcke an: a. Sie war die eigentli-
che freye Haus-Frau: b. ſie gebahr ſpaͤter,
als die Hagar: c. da ſie unfruchtbar geweſen
und das Alter noch dazu gekommen war Rom.
4, 19. 1 B. Moſ. 17, 17. 18, 11. ſo gebahr ſie aus
einer vermoͤge der Verheiſſung von GOTT
empfangenen beſondern Natur-Kraft. Und
alſo war auch ihr Sohn ein Sohn der Ver-
heiſſung: d. Sie wurde zwar mit ihrem
Sohne verſpottet, aber ſie blieb doch die Freye,
behielt die Herrſchaft, und ihr Sohn Jſaac
kam zum voͤlligen vaͤterlichen Erbe. Welche
Stuͤcke nun an der Chriſtlichen Kirche kuͤrtzlich
zu zeigen ſind.
8. Dieſe iſt a. die eigentliche Gemeine
CHriſti, welche in der Evangeliſchen Frey-
heit ſtehet, und einen noch groͤſſern Unterſcheid
von der Juͤdiſchen Kirche hat, als die Sara
vor ihrer Magd: b. Sie iſt nach der Juͤdi-
ſchen erſt entſtanden: und da ſie c. zuvor geiſt-
lich unfruchtbar geweſen, zumal wenn ſie in den
vormaligen Heiden, woraus ihre meiſte Glie-
der beſtunden, betrachtet wird, ſo iſt ſie aus den
Evangeliſchen Gnaden-Verheiſſungen, da ſie
ſolche der Erfuͤllung nach in CHriſto geſehen
und angenommen, dergeſtalt fruchtbar wor-
den, daß ſie, als eine Mutter vieler Gnaden-
Kinder, die durch das Evangelium aus GOtt
gebohren ſind, ſich in alle Theile der Welt aus-
gebreitet hat. Nun iſt ſie zwar d. von der Juͤ-
diſchen Kirche, als welche in den erſten Jahr-
hunderten die Heiden am allermeiſten zur Ver-
folgung
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