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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 1, v. 10-14. an die Römer.
[Spaltenumbruch] wohl geprüfet werden nach dem wohlgefälligen
Willen GOttes: damit man ja nichts thue
nach dem bloß zuläßigen Willen, und damit
man in allem, was einem dabey begegnen kan,
in dem Willen GOttes ruhen könne.
V. 11.

Denn (da ich so viel gutes von euch gehö-
ret habe, so) verlanget mich, euch (nicht so
wol eurer äusserlichen Personen, als eurer innern
geistlichen Gestalt nach, die aus dem äusserlichen
Menschen, nach der Fülle eures Hertzens, her-
vorbricht) zu sehen (und mich über euch hertz-
lich zu freuen) auf daß ich euch, (als ein
Schrift-Gelehrter zum Himmelreich gelehrt,
Matth. 13, 52. aus der mir anvertrauten theuren
Beylage des Evangelii, siehe Ephes. 3, 3. 4. 7.
8. 9. 10.) mittheile etwas geistlicher Gabe
(deren Art diese ist, daß ie mehr man davon mit-
theilet, ie mehr man selbst behält) euch zu stär-
cken
(sintemal bey dieser Unvollkommenheit kein
Mensch es im Stande der Gnaden so weit brin-
get, daß er nicht noch immer zunehmen dürfte,
[u]nd noch mehrere Stärckung wider allerhand
Anfälle und Versuchungen gebrauchte. Siehe
unten cap. 15, 29.)

Anmerckung.

Wenn fromme Christen einander besuchen,
es sey in der Nähe, oder Ferne, so haben sie
zwar die Freyheit, bey gegebener Gelegenheit
auch von allerhand im menschlichen Leben vor-
kommenden Dingen zu reden: allein sie thun
dieses nicht allein in der Furcht GOttes, mit
Verhütung aller Ausschweifung und Zerstreu-
ung; sondern sie lassen ihre Zusammenkunft
auch sonderlich auf die gemeinschaftliche Auf-
munterung und Stärckung im Guten gerichtet
seyn. Und dieses ist insonderheit die Pflicht der
Lehrer, wenn sie einigen von ihren Zuhörern zu-
sprechen. Eine nöthige Erinnerung wider die
[e]iteln und vereitelnden Visiten.

V. 12.

Das ist, daß ich (in unserm gemeinschaft-
lichen Leiden) samt euch getröstet (und erqui-
cket) würde, (Röm. 15, 32. und zwar ich) durch
euren, und
(ihr durch) meinen Glauben,
den wir unter einander haben,
(zum gewissen
Zeugniß, daß wir alle von einem Geiste des
Glaubens regiret werden. Siehe auch Eph.
4, 5. 13. 2 Petr. 1, 1.)

Anmerckung.

Es ist eine grosse Glaubens-Stärckung,
wenn fromme Seelen, sonderlich aus der Fer-
ne, mit einander bekannt werden, und an sich
unter einander so bald die geistliche Gemein-
schaft des Sinnes gewahr werden. Es ist aber
dieses, daß alle rechtschaffene Christen, ohne
sich unter einander vorher zu kennen und beredet
zu haben, in solcher harmonie stehen, ein gewisser
character von der göttlichen Wahrheit der christ-
lichen und evangelischen Religion: als deren
Grund-Lehren von der Beschaffenheit sind, daß
sie das Vermögen haben, alle Glieder am geist-
[Spaltenumbruch] lichen Leibe CHristi, zu allen Zeiten und an al-
len Orten, unter allerhand Umständen, zu ei-
ner solchen genauen Ubereinstimmung zu brin-
gen, und sie darinnen zu erhalten.

V. 13.

Jch will euch aber (um anzuzeigen, war-
um mein so sehnliches Verlangen, euch zu schen,
bisher noch nicht ins Werck gerichtet werden
können) nicht verhalten, (daß ich es bey dem
blossen Verlangen nicht gelassen, sondern daß
ich auch bey dieser und jener anscheinenden Gele-
genheit) mir oft habe vorgesetzet, zu euch
zu kommen, bin aber verhindert bisher,

(wie theils vom Satan, nach 1 Thess. 2, 18. also
auch von andern Gemeinden, Röm. 15, 19. sqq.
2 Cor. 11, 28. davon ich noch nicht abkommen
können, die mich auch noch ietzo zurücke halten;
und dabey von GOTT selbst, dessen gnädige
Providentz in Ansehung des Guten und des Bö-
sen ich darunter auf eine unterschiedene Art er-
kenne und venerire) daß ich auch unter euch
(zu noch mehrerer Ausbreitung des Reichs
CHristi) Frucht schaffete, gleichwie unter
andern Heyden,
(sintemal ich durch GOttes
Gnade von Jerusalem an und umher, bis Jlly-
ricum, alles mit dem Evangelio CHristi erfül-
let habe. c. 15, 19.)

Anmerckungen.
1. Die öffentlichen Lehrer in der Kirchen
haben zwar, da sie an gewisse Oerter und Ge-
meinen gebunden sind, die Freyheit nicht, also
von einem Orte an den andern sich zu begeben,
wie die Apostel thun konten: wenn es doch aber
geschiehet, daß sie zu einer andern Gemeinde
berufen werden, so haben sie es wohl zu prü-
fen, ob auch der gnädige und wohlgefällige,
und also nicht der bloß zuläßige Wille GOttes
darunter versire. Und da wird es hauptsächlich
ankommen auf den Zweck, den man bey der
Veränderung hat: ob er nur auf ein reichli-
chers Einkommen
(welches zwar denen, die
an diesem und jenem Orte mit ihren Familien
noth leiden, an sich selbst wohl zu gönnen ist)
oder auf eine Gelegenheit, mehrere Frucht zu
schaffen,
sehen. Denn ie grösser diese ist, ie
besser sind die Pfarr-Stellen.
2. Hat Paulus an seinem guten Vorha-
ben so oft und so lange verhindert werden können;
was ist denn Wunder, daß es vielmehr einem
gemeinen Christen begegnet.
3. Wird denn gleich dieses und jenes Gu-
te entweder gar, oder auf einige Zeit, verhin-
dert; so geschiehet indessen doch etwas anders,
das oft eben so gut, wo nicht noch besser, oder
nöthiger ist. Wie wir an Paulo sehen: als
welcher, wo er eher nach Rom gekommen wäre,
in Orient viel Gutes würde haben unterlassen
müssen.
4. Ein getreuer Lehrer besuchet nieman-
den von seiner Gemeine ohne den Zweck, ihn zu
erbauen.
V. 14.

Jch bin (vermöge meines von GOtt em-

pfan-
D 3
Cap. 1, v. 10-14. an die Roͤmer.
[Spaltenumbruch] wohl gepruͤfet werden nach dem wohlgefaͤlligen
Willen GOttes: damit man ja nichts thue
nach dem bloß zulaͤßigen Willen, und damit
man in allem, was einem dabey begegnen kan,
in dem Willen GOttes ruhen koͤnne.
V. 11.

Denn (da ich ſo viel gutes von euch gehoͤ-
ret habe, ſo) verlanget mich, euch (nicht ſo
wol eurer aͤuſſerlichen Perſonen, als eurer innern
geiſtlichen Geſtalt nach, die aus dem aͤuſſerlichen
Menſchen, nach der Fuͤlle eures Hertzens, her-
vorbricht) zu ſehen (und mich uͤber euch hertz-
lich zu freuen) auf daß ich euch, (als ein
Schrift-Gelehrter zum Himmelreich gelehrt,
Matth. 13, 52. aus der mir anvertrauten theuren
Beylage des Evangelii, ſiehe Epheſ. 3, 3. 4. 7.
8. 9. 10.) mittheile etwas geiſtlicher Gabe
(deren Art dieſe iſt, daß ie mehr man davon mit-
theilet, ie mehr man ſelbſt behaͤlt) euch zu ſtaͤr-
cken
(ſintemal bey dieſer Unvollkommenheit kein
Menſch es im Stande der Gnaden ſo weit brin-
get, daß er nicht noch immer zunehmen duͤrfte,
[u]nd noch mehrere Staͤrckung wider allerhand
Anfaͤlle und Verſuchungen gebrauchte. Siehe
unten cap. 15, 29.)

Anmerckung.

Wenn fromme Chriſten einander beſuchen,
es ſey in der Naͤhe, oder Ferne, ſo haben ſie
zwar die Freyheit, bey gegebener Gelegenheit
auch von allerhand im menſchlichen Leben vor-
kommenden Dingen zu reden: allein ſie thun
dieſes nicht allein in der Furcht GOttes, mit
Verhuͤtung aller Ausſchweifung und Zerſtreu-
ung; ſondern ſie laſſen ihre Zuſammenkunft
auch ſonderlich auf die gemeinſchaftliche Auf-
munterung und Staͤrckung im Guten gerichtet
ſeyn. Und dieſes iſt inſonderheit die Pflicht der
Lehrer, wenn ſie einigen von ihren Zuhoͤrern zu-
ſprechen. Eine noͤthige Erinnerung wider die
[e]iteln und vereitelnden Viſiten.

V. 12.

Das iſt, daß ich (in unſerm gemeinſchaft-
lichen Leiden) ſamt euch getroͤſtet (und erqui-
cket) wuͤrde, (Roͤm. 15, 32. und zwar ich) durch
euren, und
(ihr durch) meinen Glauben,
den wir unter einander haben,
(zum gewiſſen
Zeugniß, daß wir alle von einem Geiſte des
Glaubens regiret werden. Siehe auch Eph.
4, 5. 13. 2 Petr. 1, 1.)

Anmerckung.

Es iſt eine groſſe Glaubens-Staͤrckung,
wenn fromme Seelen, ſonderlich aus der Fer-
ne, mit einander bekannt werden, und an ſich
unter einander ſo bald die geiſtliche Gemein-
ſchaft des Sinnes gewahr werden. Es iſt aber
dieſes, daß alle rechtſchaffene Chriſten, ohne
ſich unter einander vorher zu kennen und beredet
zu haben, in ſolcher harmonie ſtehen, ein gewiſſer
character von der goͤttlichen Wahrheit der chriſt-
lichen und evangeliſchen Religion: als deren
Grund-Lehren von der Beſchaffenheit ſind, daß
ſie das Vermoͤgen haben, alle Glieder am geiſt-
[Spaltenumbruch] lichen Leibe CHriſti, zu allen Zeiten und an al-
len Orten, unter allerhand Umſtaͤnden, zu ei-
ner ſolchen genauen Ubereinſtimmung zu brin-
gen, und ſie darinnen zu erhalten.

V. 13.

Jch will euch aber (um anzuzeigen, war-
um mein ſo ſehnliches Verlangen, euch zu ſchen,
bisher noch nicht ins Werck gerichtet werden
koͤnnen) nicht verhalten, (daß ich es bey dem
bloſſen Verlangen nicht gelaſſen, ſondern daß
ich auch bey dieſer und jener anſcheinenden Gele-
genheit) mir oft habe vorgeſetzet, zu euch
zu kommen, bin aber verhindert bisher,

(wie theils vom Satan, nach 1 Theſſ. 2, 18. alſo
auch von andern Gemeinden, Roͤm. 15, 19. ſqq.
2 Cor. 11, 28. davon ich noch nicht abkommen
koͤnnen, die mich auch noch ietzo zuruͤcke halten;
und dabey von GOTT ſelbſt, deſſen gnaͤdige
Providentz in Anſehung des Guten und des Boͤ-
ſen ich darunter auf eine unterſchiedene Art er-
kenne und venerire) daß ich auch unter euch
(zu noch mehrerer Ausbreitung des Reichs
CHriſti) Frucht ſchaffete, gleichwie unter
andern Heyden,
(ſintemal ich durch GOttes
Gnade von Jeruſalem an und umher, bis Jlly-
ricum, alles mit dem Evangelio CHriſti erfuͤl-
let habe. c. 15, 19.)

Anmerckungen.
1. Die oͤffentlichen Lehrer in der Kirchen
haben zwar, da ſie an gewiſſe Oerter und Ge-
meinen gebunden ſind, die Freyheit nicht, alſo
von einem Orte an den andern ſich zu begeben,
wie die Apoſtel thun konten: wenn es doch aber
geſchiehet, daß ſie zu einer andern Gemeinde
berufen werden, ſo haben ſie es wohl zu pruͤ-
fen, ob auch der gnaͤdige und wohlgefaͤllige,
und alſo nicht der bloß zulaͤßige Wille GOttes
darunter verſire. Und da wird es hauptſaͤchlich
ankommen auf den Zweck, den man bey der
Veraͤnderung hat: ob er nur auf ein reichli-
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(welches zwar denen, die
an dieſem und jenem Orte mit ihren Familien
noth leiden, an ſich ſelbſt wohl zu goͤnnen iſt)
oder auf eine Gelegenheit, mehrere Frucht zu
ſchaffen,
ſehen. Denn ie groͤſſer dieſe iſt, ie
beſſer ſind die Pfarr-Stellen.
2. Hat Paulus an ſeinem guten Vorha-
ben ſo oft und ſo lange verhindert werden koͤnnen;
was iſt denn Wunder, daß es vielmehr einem
gemeinen Chriſten begegnet.
3. Wird denn gleich dieſes und jenes Gu-
te entweder gar, oder auf einige Zeit, verhin-
dert; ſo geſchiehet indeſſen doch etwas anders,
das oft eben ſo gut, wo nicht noch beſſer, oder
noͤthiger iſt. Wie wir an Paulo ſehen: als
welcher, wo er eher nach Rom gekommen waͤre,
in Orient viel Gutes wuͤrde haben unterlaſſen
muͤſſen.
4. Ein getreuer Lehrer beſuchet nieman-
den von ſeiner Gemeine ohne den Zweck, ihn zu
erbauen.
V. 14.

Jch bin (vermoͤge meines von GOtt em-

pfan-
D 3
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[29/0057] Cap. 1, v. 10-14. an die Roͤmer. wohl gepruͤfet werden nach dem wohlgefaͤlligen Willen GOttes: damit man ja nichts thue nach dem bloß zulaͤßigen Willen, und damit man in allem, was einem dabey begegnen kan, in dem Willen GOttes ruhen koͤnne. V. 11. Denn (da ich ſo viel gutes von euch gehoͤ- ret habe, ſo) verlanget mich, euch (nicht ſo wol eurer aͤuſſerlichen Perſonen, als eurer innern geiſtlichen Geſtalt nach, die aus dem aͤuſſerlichen Menſchen, nach der Fuͤlle eures Hertzens, her- vorbricht) zu ſehen (und mich uͤber euch hertz- lich zu freuen) auf daß ich euch, (als ein Schrift-Gelehrter zum Himmelreich gelehrt, Matth. 13, 52. aus der mir anvertrauten theuren Beylage des Evangelii, ſiehe Epheſ. 3, 3. 4. 7. 8. 9. 10.) mittheile etwas geiſtlicher Gabe (deren Art dieſe iſt, daß ie mehr man davon mit- theilet, ie mehr man ſelbſt behaͤlt) euch zu ſtaͤr- cken (ſintemal bey dieſer Unvollkommenheit kein Menſch es im Stande der Gnaden ſo weit brin- get, daß er nicht noch immer zunehmen duͤrfte, und noch mehrere Staͤrckung wider allerhand Anfaͤlle und Verſuchungen gebrauchte. Siehe unten cap. 15, 29.) Anmerckung. Wenn fromme Chriſten einander beſuchen, es ſey in der Naͤhe, oder Ferne, ſo haben ſie zwar die Freyheit, bey gegebener Gelegenheit auch von allerhand im menſchlichen Leben vor- kommenden Dingen zu reden: allein ſie thun dieſes nicht allein in der Furcht GOttes, mit Verhuͤtung aller Ausſchweifung und Zerſtreu- ung; ſondern ſie laſſen ihre Zuſammenkunft auch ſonderlich auf die gemeinſchaftliche Auf- munterung und Staͤrckung im Guten gerichtet ſeyn. Und dieſes iſt inſonderheit die Pflicht der Lehrer, wenn ſie einigen von ihren Zuhoͤrern zu- ſprechen. Eine noͤthige Erinnerung wider die eiteln und vereitelnden Viſiten. V. 12. Das iſt, daß ich (in unſerm gemeinſchaft- lichen Leiden) ſamt euch getroͤſtet (und erqui- cket) wuͤrde, (Roͤm. 15, 32. und zwar ich) durch euren, und (ihr durch) meinen Glauben, den wir unter einander haben, (zum gewiſſen Zeugniß, daß wir alle von einem Geiſte des Glaubens regiret werden. Siehe auch Eph. 4, 5. 13. 2 Petr. 1, 1.) Anmerckung. Es iſt eine groſſe Glaubens-Staͤrckung, wenn fromme Seelen, ſonderlich aus der Fer- ne, mit einander bekannt werden, und an ſich unter einander ſo bald die geiſtliche Gemein- ſchaft des Sinnes gewahr werden. Es iſt aber dieſes, daß alle rechtſchaffene Chriſten, ohne ſich unter einander vorher zu kennen und beredet zu haben, in ſolcher harmonie ſtehen, ein gewiſſer character von der goͤttlichen Wahrheit der chriſt- lichen und evangeliſchen Religion: als deren Grund-Lehren von der Beſchaffenheit ſind, daß ſie das Vermoͤgen haben, alle Glieder am geiſt- lichen Leibe CHriſti, zu allen Zeiten und an al- len Orten, unter allerhand Umſtaͤnden, zu ei- ner ſolchen genauen Ubereinſtimmung zu brin- gen, und ſie darinnen zu erhalten. V. 13. Jch will euch aber (um anzuzeigen, war- um mein ſo ſehnliches Verlangen, euch zu ſchen, bisher noch nicht ins Werck gerichtet werden koͤnnen) nicht verhalten, (daß ich es bey dem bloſſen Verlangen nicht gelaſſen, ſondern daß ich auch bey dieſer und jener anſcheinenden Gele- genheit) mir oft habe vorgeſetzet, zu euch zu kommen, bin aber verhindert bisher, (wie theils vom Satan, nach 1 Theſſ. 2, 18. alſo auch von andern Gemeinden, Roͤm. 15, 19. ſqq. 2 Cor. 11, 28. davon ich noch nicht abkommen koͤnnen, die mich auch noch ietzo zuruͤcke halten; und dabey von GOTT ſelbſt, deſſen gnaͤdige Providentz in Anſehung des Guten und des Boͤ- ſen ich darunter auf eine unterſchiedene Art er- kenne und venerire) daß ich auch unter euch (zu noch mehrerer Ausbreitung des Reichs CHriſti) Frucht ſchaffete, gleichwie unter andern Heyden, (ſintemal ich durch GOttes Gnade von Jeruſalem an und umher, bis Jlly- ricum, alles mit dem Evangelio CHriſti erfuͤl- let habe. c. 15, 19.) Anmerckungen. 1. Die oͤffentlichen Lehrer in der Kirchen haben zwar, da ſie an gewiſſe Oerter und Ge- meinen gebunden ſind, die Freyheit nicht, alſo von einem Orte an den andern ſich zu begeben, wie die Apoſtel thun konten: wenn es doch aber geſchiehet, daß ſie zu einer andern Gemeinde berufen werden, ſo haben ſie es wohl zu pruͤ- fen, ob auch der gnaͤdige und wohlgefaͤllige, und alſo nicht der bloß zulaͤßige Wille GOttes darunter verſire. Und da wird es hauptſaͤchlich ankommen auf den Zweck, den man bey der Veraͤnderung hat: ob er nur auf ein reichli- chers Einkommen (welches zwar denen, die an dieſem und jenem Orte mit ihren Familien noth leiden, an ſich ſelbſt wohl zu goͤnnen iſt) oder auf eine Gelegenheit, mehrere Frucht zu ſchaffen, ſehen. Denn ie groͤſſer dieſe iſt, ie beſſer ſind die Pfarr-Stellen. 2. Hat Paulus an ſeinem guten Vorha- ben ſo oft und ſo lange verhindert werden koͤnnen; was iſt denn Wunder, daß es vielmehr einem gemeinen Chriſten begegnet. 3. Wird denn gleich dieſes und jenes Gu- te entweder gar, oder auf einige Zeit, verhin- dert; ſo geſchiehet indeſſen doch etwas anders, das oft eben ſo gut, wo nicht noch beſſer, oder noͤthiger iſt. Wie wir an Paulo ſehen: als welcher, wo er eher nach Rom gekommen waͤre, in Orient viel Gutes wuͤrde haben unterlaſſen muͤſſen. 4. Ein getreuer Lehrer beſuchet nieman- den von ſeiner Gemeine ohne den Zweck, ihn zu erbauen. V. 14. Jch bin (vermoͤge meines von GOtt em- pfan- D 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/57>, abgerufen am 28.11.2024.