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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefs Pauli Cap. 4, v. 9. 10.
[Spaltenumbruch]
V. 9.

Nun ihr aber GOtt erkant habet
(nach der Wahrheit, und nach dem Lichte der
Offenbarung, und also gründlich unterrichtet
seyd von seinem Wesen, Willen und Wercken,
sonderlich von dem Wercke der durch Christum
geschehenen Erlösung (ja vielmehr von GOtt
erkant seyd
(mit seinem göttlichen Lichte der se-
ligmachenden Erkäntniß hoch begnadiget wor-
den, also, daß diese eure Erkäntniß GOttes
mehr ein Werck und Gabe GOttes, als euer ei-
gen ist:) wie wendet ihr euch denn um
(von der dadurch erlangten Evangelischen Frey-
heit und Lauterkeit) wieder zu den schwachen
und dürftigen Satzungen
(zu den Jüdischen
durch Christum aufgehobenen Ceremonien, in
welchen an sich selbst ohne die Absicht auf Chri-
stum, den wir nun im Gegenbilde in der vollen
Erfüllung haben, kein Geist und Leben und gar
keine geistliche Nahrung für die dürftige, auch
hungerige und durstige Seele ist) welchen ihr
von neuen an dienen
(und also vom vorigen
Götzen-Dienste zu den jüdischen Gebräuchen
gehen) wollet?

Anmerckungen.
1. Der Apostel suchet die Galater zu über-
zeugen von der Unbilligkeit ihres Verfahrens in
der Anhänglichkeit an den Jüdischen Satzungen.
Welche darinnen bestand, daß sie bereits etwas
bessers erkant und angenommen hatten; und
es auch die gesunde Vernunft lehret, daß man
immer nach mehrer Vollkommenheit zu streben
hat, nicht aber aus einem volljährigen Jünglin-
ge oder Manne gleichsam wieder ein unmündi-
ges Kind werden muß.
2. Die Redens-Art von GOtt erkant
seyn,
heißt nach der Hebräischen Mund-Art, die
Paulus alhier behält, so viel, als in Gnaden an-
gesehen und zur Erkäntniß gebracht, oder er-
leuchtet worden seyn.
Wir haben sie auch
gehabt 1 Cor. 8, 3. da es heißt: So aber ie-
mand GOtt liebet, der ist von ihm erkant:

nemlich im Gegensatze auf den, der, da er ohne
wahre Liebe GOttes und des Nechsten ist, noch
nichts weiß, wie er wissen soll: das ist, er ist
von GOtt zur wahren Erkäntniß geführet. Siehe
auch c. 13, 12.
3. Mit den Worten wieder und von
neuen
will der Apostel nicht so viel sagen, als
wären die Galater, so fern sie Heiden gewesen,
(als mit denen er vorher sonderlich redet) vorher
den Levitischen Satzungen ergeben gewesen;
sondern nur so viel, daß, da sie vor dem den Gö-
tzen gedienet, aber solchen Dienst fahren gelas-
sen, sie nun nicht wieder aufs neue auf so etwas
fallen solten, welches zwar vom Götzen-Dienste
weit unterschieden war, ihnen doch aber zur Se-
ligkeit gar nicht helfen konte. Und da unter den
Galatern auch viele zu Christo bekehrete Juden
waren; so ist denn die Anrede in so fern auch mit
auf die Juden gerichtet: von welchen die gedach-
te Wörtlein am eigentlichsten konten gebrauchet
werden.
[Spaltenumbruch]
4. Warum der Apostel die Levitischen
Ceremonien schwache und dürftige Satzun-
gen,
oder Elemente nennet, ist daraus offenbar,
daß sie nur bloß äusserliche Dinge und nur blosse
Vorbilder auf Christum und sein geistliches
Reich gewesen sind. Siehe was davon zuvor
v. 3. angemercket ist.
5. O an wie vielen findet man nicht lei-
der eben dasjenige, was Paulus an den Gala-
tern bestrafet. Denn wie viele sind nicht unter
den Evangelischen, ja selbst unter grossen Her-
ren, deren Vorfahren die Satzungen des
Papstthums so löblich verlassen, die sich den-
noch dazu wieder gewendet haben: da sie doch
nicht allein schwach und dürftig sind, wie die
Jüdischen, sondern auch abergläubisch und
abgöttisch, also, daß Christus mit seinem lau-
tern Evangelio dadurch verleugnet wird.
V. 10.

Jhr haltet (begehet feyerlich auf jüdische
Weise, und als gewisse zur Seligkeit nöthige
Stücke) Tage (nemlich Sabbath-Tage 2 B.
M. 20, 8.) und Monden (Neumonden, die
ersten Tage in den Monden, welche auch eine
Art der Feyer hatten 4 B. Mos. 10, 10. 28, 11.
1 Sam. 20, 5. Psalm 63, 4.) und Feste (kai-
rous gewisse Fest-Zeiten, die jährlichen grossen
Feste, als Ostern, Pfingsten, Lauberhütten,
das Neu-Jahrs- und das Versöhnungs-Fest
2 B. M. 23, 15. 16. etc. 3 B. M. 16.) und Jah-
res Zeiten
(eniautous, die Jahre, nemlich das
siebende und das funfzigste. 2 B. Mos. 32, 10.
Lev. 25, 4. 6. 10.)

Anmerckungen.
1. Nun zeiget der Apostel an, auf was Art
die Galater auf die schwachen und dürftigen
Satzungen des Levitischen Gottesdienstes ge-
fallen sind; ausser dem, daß sie sich von den
falschen Gesetz-Eiferern auch auf eine solche Hal-
tung des Moral-Gesetzes, welche man Christo
auf eine verdienstliche Art zur Seite setzte, hatten
führen lassen.
2. Es hatten der Juden Feste diesen Un-
terscheid, daß etliche gingen auf alle Wochen,
als die Sabbater: andere auf alle Monate, als
der erste Tag im Monat: einige auf gewisse Zei-
ten im Jahr, als Ostern, Pfingsten, das Lau-
berhütten,
auch das Neu-Jahres und das
Versöhnungs-Fest 4 B. M. 29, 1. 3 B. Mos.
16. Einige aber fielen nur nach gewissen Jah-
ren ein, als alle sieben Jahre das Erlaß- und
Ruhe-Jahr 3 B. Mos. 25, 6. 5 B. Mos. 15,
1. 2. 9. und das funfzigste nach sieben mal sieben,
oder das grosse Jubel- oder Hall-Jahr. 3 B.
Mos. 25, 8. sqq.
3. Es waren alle diese Feste Vorbilder
auf Christum und auf sein geistliches Reich.
Welches sich alhier in der Kürtze weder recht an-
noch ausführen lässet: gleichwie ich davon ge-
handelt habe im Mysterio Christi & Christianismi in
fasciis typicis antiquitatum biblicarum V. T.
von
p. 299. bis p. 396.
4. Da
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 4, v. 9. 10.
[Spaltenumbruch]
V. 9.

Nun ihr aber GOtt erkant habet
(nach der Wahrheit, und nach dem Lichte der
Offenbarung, und alſo gruͤndlich unterrichtet
ſeyd von ſeinem Weſen, Willen und Wercken,
ſonderlich von dem Wercke der durch Chriſtum
geſchehenen Erloͤſung (ja vielmehr von GOtt
erkant ſeyd
(mit ſeinem goͤttlichen Lichte der ſe-
ligmachenden Erkaͤntniß hoch begnadiget wor-
den, alſo, daß dieſe eure Erkaͤntniß GOttes
mehr ein Werck und Gabe GOttes, als euer ei-
gen iſt:) wie wendet ihr euch denn um
(von der dadurch erlangten Evangeliſchen Frey-
heit und Lauterkeit) wieder zu den ſchwachen
und duͤrftigen Satzungen
(zu den Juͤdiſchen
durch Chriſtum aufgehobenen Ceremonien, in
welchen an ſich ſelbſt ohne die Abſicht auf Chri-
ſtum, den wir nun im Gegenbilde in der vollen
Erfuͤllung haben, kein Geiſt und Leben und gar
keine geiſtliche Nahrung fuͤr die duͤrftige, auch
hungerige und durſtige Seele iſt) welchen ihr
von neuen an dienen
(und alſo vom vorigen
Goͤtzen-Dienſte zu den juͤdiſchen Gebraͤuchen
gehen) wollet?

Anmerckungen.
1. Der Apoſtel ſuchet die Galater zu uͤber-
zeugen von der Unbilligkeit ihres Verfahrens in
der Anhaͤnglichkeit an den Juͤdiſchen Satzungen.
Welche darinnen beſtand, daß ſie bereits etwas
beſſers erkant und angenommen hatten; und
es auch die geſunde Vernunft lehret, daß man
immer nach mehrer Vollkommenheit zu ſtreben
hat, nicht aber aus einem volljaͤhrigen Juͤnglin-
ge oder Manne gleichſam wieder ein unmuͤndi-
ges Kind werden muß.
2. Die Redens-Art von GOtt erkant
ſeyn,
heißt nach der Hebraͤiſchen Mund-Art, die
Paulus alhier behaͤlt, ſo viel, als in Gnaden an-
geſehen und zur Erkaͤntniß gebracht, oder er-
leuchtet worden ſeyn.
Wir haben ſie auch
gehabt 1 Cor. 8, 3. da es heißt: So aber ie-
mand GOtt liebet, der iſt von ihm erkant:

nemlich im Gegenſatze auf den, der, da er ohne
wahre Liebe GOttes und des Nechſten iſt, noch
nichts weiß, wie er wiſſen ſoll: das iſt, er iſt
von GOtt zur wahren Erkaͤntniß gefuͤhret. Siehe
auch c. 13, 12.
3. Mit den Worten wieder und von
neuen
will der Apoſtel nicht ſo viel ſagen, als
waͤren die Galater, ſo fern ſie Heiden geweſen,
(als mit denen er vorher ſonderlich redet) vorher
den Levitiſchen Satzungen ergeben geweſen;
ſondern nur ſo viel, daß, da ſie vor dem den Goͤ-
tzen gedienet, aber ſolchen Dienſt fahren gelaſ-
ſen, ſie nun nicht wieder aufs neue auf ſo etwas
fallen ſolten, welches zwar vom Goͤtzen-Dienſte
weit unterſchieden war, ihnen doch aber zur Se-
ligkeit gar nicht helfen konte. Und da unter den
Galatern auch viele zu Chriſto bekehrete Juden
waren; ſo iſt denn die Anrede in ſo fern auch mit
auf die Juden gerichtet: von welchen die gedach-
te Woͤrtlein am eigentlichſten konten gebrauchet
werden.
[Spaltenumbruch]
4. Warum der Apoſtel die Levitiſchen
Ceremonien ſchwache und duͤrftige Satzun-
gen,
oder Elemente nennet, iſt daraus offenbar,
daß ſie nur bloß aͤuſſerliche Dinge und nur bloſſe
Vorbilder auf Chriſtum und ſein geiſtliches
Reich geweſen ſind. Siehe was davon zuvor
v. 3. angemercket iſt.
5. O an wie vielen findet man nicht lei-
der eben dasjenige, was Paulus an den Gala-
tern beſtrafet. Denn wie viele ſind nicht unter
den Evangeliſchen, ja ſelbſt unter groſſen Her-
ren, deren Vorfahren die Satzungen des
Papſtthums ſo loͤblich verlaſſen, die ſich den-
noch dazu wieder gewendet haben: da ſie doch
nicht allein ſchwach und duͤrftig ſind, wie die
Juͤdiſchen, ſondern auch aberglaͤubiſch und
abgoͤttiſch, alſo, daß Chriſtus mit ſeinem lau-
tern Evangelio dadurch verleugnet wird.
V. 10.

Jhr haltet (begehet feyerlich auf juͤdiſche
Weiſe, und als gewiſſe zur Seligkeit noͤthige
Stuͤcke) Tage (nemlich Sabbath-Tage 2 B.
M. 20, 8.) und Monden (Neumonden, die
erſten Tage in den Monden, welche auch eine
Art der Feyer hatten 4 B. Moſ. 10, 10. 28, 11.
1 Sam. 20, 5. Pſalm 63, 4.) und Feſte (και-
ροὺς gewiſſe Feſt-Zeiten, die jaͤhrlichen groſſen
Feſte, als Oſtern, Pfingſten, Lauberhuͤtten,
das Neu-Jahrs- und das Verſoͤhnungs-Feſt
2 B. M. 23, 15. 16. ꝛc. 3 B. M. 16.) und Jah-
res Zeiten
(ἐνιαυτοὺς, die Jahre, nemlich das
ſiebende und das funfzigſte. 2 B. Moſ. 32, 10.
Lev. 25, 4. 6. 10.)

Anmerckungen.
1. Nun zeiget der Apoſtel an, auf was Art
die Galater auf die ſchwachen und duͤrftigen
Satzungen des Levitiſchen Gottesdienſtes ge-
fallen ſind; auſſer dem, daß ſie ſich von den
falſchen Geſetz-Eiferern auch auf eine ſolche Hal-
tung des Moral-Geſetzes, welche man Chriſto
auf eine verdienſtliche Art zur Seite ſetzte, hatten
fuͤhren laſſen.
2. Es hatten der Juden Feſte dieſen Un-
terſcheid, daß etliche gingen auf alle Wochen,
als die Sabbater: andere auf alle Monate, als
der erſte Tag im Monat: einige auf gewiſſe Zei-
ten im Jahr, als Oſtern, Pfingſten, das Lau-
berhuͤtten,
auch das Neu-Jahres und das
Verſoͤhnungs-Feſt 4 B. M. 29, 1. 3 B. Moſ.
16. Einige aber fielen nur nach gewiſſen Jah-
ren ein, als alle ſieben Jahre das Erlaß- und
Ruhe-Jahr 3 B. Moſ. 25, 6. 5 B. Moſ. 15,
1. 2. 9. und das funfzigſte nach ſieben mal ſieben,
oder das groſſe Jubel- oder Hall-Jahr. 3 B.
Moſ. 25, 8. ſqq.
3. Es waren alle dieſe Feſte Vorbilder
auf Chriſtum und auf ſein geiſtliches Reich.
Welches ſich alhier in der Kuͤrtze weder recht an-
noch ausfuͤhren laͤſſet: gleichwie ich davon ge-
handelt habe im Myſterio Chriſti & Chriſtianiſmi in
faſciis typicis antiquitatum biblicarum V. T.
von
p. 299. bis p. 396.
4. Da
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[536/0564] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 4, v. 9. 10. V. 9. Nun ihr aber GOtt erkant habet (nach der Wahrheit, und nach dem Lichte der Offenbarung, und alſo gruͤndlich unterrichtet ſeyd von ſeinem Weſen, Willen und Wercken, ſonderlich von dem Wercke der durch Chriſtum geſchehenen Erloͤſung (ja vielmehr von GOtt erkant ſeyd (mit ſeinem goͤttlichen Lichte der ſe- ligmachenden Erkaͤntniß hoch begnadiget wor- den, alſo, daß dieſe eure Erkaͤntniß GOttes mehr ein Werck und Gabe GOttes, als euer ei- gen iſt:) wie wendet ihr euch denn um (von der dadurch erlangten Evangeliſchen Frey- heit und Lauterkeit) wieder zu den ſchwachen und duͤrftigen Satzungen (zu den Juͤdiſchen durch Chriſtum aufgehobenen Ceremonien, in welchen an ſich ſelbſt ohne die Abſicht auf Chri- ſtum, den wir nun im Gegenbilde in der vollen Erfuͤllung haben, kein Geiſt und Leben und gar keine geiſtliche Nahrung fuͤr die duͤrftige, auch hungerige und durſtige Seele iſt) welchen ihr von neuen an dienen (und alſo vom vorigen Goͤtzen-Dienſte zu den juͤdiſchen Gebraͤuchen gehen) wollet? Anmerckungen. 1. Der Apoſtel ſuchet die Galater zu uͤber- zeugen von der Unbilligkeit ihres Verfahrens in der Anhaͤnglichkeit an den Juͤdiſchen Satzungen. Welche darinnen beſtand, daß ſie bereits etwas beſſers erkant und angenommen hatten; und es auch die geſunde Vernunft lehret, daß man immer nach mehrer Vollkommenheit zu ſtreben hat, nicht aber aus einem volljaͤhrigen Juͤnglin- ge oder Manne gleichſam wieder ein unmuͤndi- ges Kind werden muß. 2. Die Redens-Art von GOtt erkant ſeyn, heißt nach der Hebraͤiſchen Mund-Art, die Paulus alhier behaͤlt, ſo viel, als in Gnaden an- geſehen und zur Erkaͤntniß gebracht, oder er- leuchtet worden ſeyn. Wir haben ſie auch gehabt 1 Cor. 8, 3. da es heißt: So aber ie- mand GOtt liebet, der iſt von ihm erkant: nemlich im Gegenſatze auf den, der, da er ohne wahre Liebe GOttes und des Nechſten iſt, noch nichts weiß, wie er wiſſen ſoll: das iſt, er iſt von GOtt zur wahren Erkaͤntniß gefuͤhret. Siehe auch c. 13, 12. 3. Mit den Worten wieder und von neuen will der Apoſtel nicht ſo viel ſagen, als waͤren die Galater, ſo fern ſie Heiden geweſen, (als mit denen er vorher ſonderlich redet) vorher den Levitiſchen Satzungen ergeben geweſen; ſondern nur ſo viel, daß, da ſie vor dem den Goͤ- tzen gedienet, aber ſolchen Dienſt fahren gelaſ- ſen, ſie nun nicht wieder aufs neue auf ſo etwas fallen ſolten, welches zwar vom Goͤtzen-Dienſte weit unterſchieden war, ihnen doch aber zur Se- ligkeit gar nicht helfen konte. Und da unter den Galatern auch viele zu Chriſto bekehrete Juden waren; ſo iſt denn die Anrede in ſo fern auch mit auf die Juden gerichtet: von welchen die gedach- te Woͤrtlein am eigentlichſten konten gebrauchet werden. 4. Warum der Apoſtel die Levitiſchen Ceremonien ſchwache und duͤrftige Satzun- gen, oder Elemente nennet, iſt daraus offenbar, daß ſie nur bloß aͤuſſerliche Dinge und nur bloſſe Vorbilder auf Chriſtum und ſein geiſtliches Reich geweſen ſind. Siehe was davon zuvor v. 3. angemercket iſt. 5. O an wie vielen findet man nicht lei- der eben dasjenige, was Paulus an den Gala- tern beſtrafet. Denn wie viele ſind nicht unter den Evangeliſchen, ja ſelbſt unter groſſen Her- ren, deren Vorfahren die Satzungen des Papſtthums ſo loͤblich verlaſſen, die ſich den- noch dazu wieder gewendet haben: da ſie doch nicht allein ſchwach und duͤrftig ſind, wie die Juͤdiſchen, ſondern auch aberglaͤubiſch und abgoͤttiſch, alſo, daß Chriſtus mit ſeinem lau- tern Evangelio dadurch verleugnet wird. V. 10. Jhr haltet (begehet feyerlich auf juͤdiſche Weiſe, und als gewiſſe zur Seligkeit noͤthige Stuͤcke) Tage (nemlich Sabbath-Tage 2 B. M. 20, 8.) und Monden (Neumonden, die erſten Tage in den Monden, welche auch eine Art der Feyer hatten 4 B. Moſ. 10, 10. 28, 11. 1 Sam. 20, 5. Pſalm 63, 4.) und Feſte (και- ροὺς gewiſſe Feſt-Zeiten, die jaͤhrlichen groſſen Feſte, als Oſtern, Pfingſten, Lauberhuͤtten, das Neu-Jahrs- und das Verſoͤhnungs-Feſt 2 B. M. 23, 15. 16. ꝛc. 3 B. M. 16.) und Jah- res Zeiten (ἐνιαυτοὺς, die Jahre, nemlich das ſiebende und das funfzigſte. 2 B. Moſ. 32, 10. Lev. 25, 4. 6. 10.) Anmerckungen. 1. Nun zeiget der Apoſtel an, auf was Art die Galater auf die ſchwachen und duͤrftigen Satzungen des Levitiſchen Gottesdienſtes ge- fallen ſind; auſſer dem, daß ſie ſich von den falſchen Geſetz-Eiferern auch auf eine ſolche Hal- tung des Moral-Geſetzes, welche man Chriſto auf eine verdienſtliche Art zur Seite ſetzte, hatten fuͤhren laſſen. 2. Es hatten der Juden Feſte dieſen Un- terſcheid, daß etliche gingen auf alle Wochen, als die Sabbater: andere auf alle Monate, als der erſte Tag im Monat: einige auf gewiſſe Zei- ten im Jahr, als Oſtern, Pfingſten, das Lau- berhuͤtten, auch das Neu-Jahres und das Verſoͤhnungs-Feſt 4 B. M. 29, 1. 3 B. Moſ. 16. Einige aber fielen nur nach gewiſſen Jah- ren ein, als alle ſieben Jahre das Erlaß- und Ruhe-Jahr 3 B. Moſ. 25, 6. 5 B. Moſ. 15, 1. 2. 9. und das funfzigſte nach ſieben mal ſieben, oder das groſſe Jubel- oder Hall-Jahr. 3 B. Moſ. 25, 8. ſqq. 3. Es waren alle dieſe Feſte Vorbilder auf Chriſtum und auf ſein geiſtliches Reich. Welches ſich alhier in der Kuͤrtze weder recht an- noch ausfuͤhren laͤſſet: gleichwie ich davon ge- handelt habe im Myſterio Chriſti & Chriſtianiſmi in faſciis typicis antiquitatum biblicarum V. T. von p. 299. bis p. 396. 4. Da

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 536. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/564>, abgerufen am 24.11.2024.